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Jlrnold Walter:
M memoriam B
Vie Zeit ist ein sonderbar Ding-, wenn man so hinlebt, ist sie rein gar nichts aber aus einmal- da spürt man nichts als sig. Dann ober ist man ihr meist schon versallen, dann ist es zu spät, noch wirken zu können aus das fluktuierende Da und cheut«. aus die immer rascher sich verändernd«, immer fremder werdende Begenwart: der ohnmächtige Kamps gegen eine neue Zeit, eine neue Jugend, der bittere und aussichtslose Kamps gegen das Ver- gesignwerden beginnt die Tragödie des alternden Menschen über- Haupt, um wieviel mehr die des alternden Künstlers ZVten hat sie einer qualvoller durchlebt und tiefer durchlitten als d' A l b e r t. den keine Reiie erlöste, dem keine innere Ruhe das Unabänderliche tragen half, der unstet, zwiespältig, gehetzt ohne Wirkung, ohne Erfolg nicht zu leben oermochte, der um die Gegenwart warb wie um eine Geliebte, an deren Besitz das Leben hängt: ohne Besinnung, ohne Wahl und ohne Würde Ex wollte olles und wollte zuviel: und hat darum das Einzige vernachlässigt, das er ganz konnte und dies kaum einer wie er sein Klayierspiel. Schüler Ernst P o u e r s in London  , dann L i s z t s in Weimar  , muß er als sunger Mann ein herrlicher In- terpret gewesen sein: chons von Bülow mag ihn nicht umsonst als Phänomen gepriesen hoben. Dann etwa dreißigjährig ver- fällt er der Oper. Partitur um Partitur entsteht. Werk um Werk geht in die Welt, nur wenige erfolgreich wieTiefland  ", wie Die toten Augen  " alle aber um Erfolg buhlend, aus Wir- kung aus. Theater im guten und im bösen Sinn, und ohne alle Skrupel von Bedenken. Vom Verismus desTiefland  " bis zur Ionny-Nachfolge derSchwarzen Orchidee" war ein weiter Weg; ein Weg in die Tiefe, ein Abstieg, fast ein Absturz. Die Gegenwort aber, der all diese charakterlose Liebe galt, verwehrte den Ersolg, oergalt das Bemühen mit Verachtung und Hohn: dies ist der Lauf der Welt. Bon seinen Werken wird wenig nur lebendig bleiben: der
i Komponist Eugen d'Albert   wird bald vergesien werden, noch mehr: er ist schon fast vergesien. so sehr er auch gegen dieses Schick- sal kämpfte bis zum legten Atemzuge. Bleiben aber wird die Er- innerung an den großen, an den wundervollen Pianisten d'Albert ldem wir auch eine ausgezeichnete Ausgabe der Beerhoosn-Sonaten oerdanken). Er spielte nur selten nach dem Kriege, und auch da konnte es sein, daß man ihn einen Abend lang hörte und ihn. das heißt: das Einmalige Besondere. Geniale an ihm doch nicht hörte. Interesselos bis zur Gleichgültigkeit saß er dann am Flügel, müde, ohne Formkraft, ohne Willen zur Ge- staltung alt. verbraucht.(Er hat unzählige Male so gespielt.) Manchmal aber smitten im Stück vielleicht) war es. als erwachte er aus einem Traum: da fügten sich die Linien ineinander, da zuckten die Rhythmen, da dröhnten die Bäsie unter seiner wahrhast ehernen linken Hand, da überraschte jedes Detail, da entzückten die großen Formen da hämmerte er Herrlichkeiten aus den Tasten. wie Liszt   und Bülow sie an ihm bewundert hatten, wie wir sie kaum noch erleben Unvergeßlich, wie er die chromatische Phantasie und Fuge zu spielen oermochte: mit einer titanischen Gewalt, voll Energie geladen bi» in den letsesten. leichtesten Ton. mit einem himmelslürmenden Elan und einem Formbewuhtsein sonder- gleichen... Gewiß, er war für unser sachliches Zeitalter zumal nicht diszipliniert genug: zwiespältig, zernssen. uninteressiert an dem. was er konnte, sehnsüchtig nach allem ihm Versagten, bei aller in- nerer Glut an dem hängend, was wir als.äußerlich" abzutun pflegen: immer auf der Suche nach Neuem, nach neuen Ländern. neuen Frauen der zutiefst romantische, der heimatlose Musikant. Sein Lebe» ist zu Ende. Vergessen wir den Komponisten d'Albert  und lassen wir in der Erinnerung den großen Pianisten d'Albert  auferstehen zum Dank für all die herrliche Auferstehung, die Bach und Beethoven   so oft erlebten unter seinen gesegneten Händen.
3>as Wnglücksboot ffirafilianifche Wovelle/ Ton fflans Friedrich SMunck
Die Leute in Sao Isabelle sind gute Fischer, aber sie haben nicht viel Glück mit dem Schiffbau. Als der reiche Cantadomo. der den Tabak hinter Sao Isabelle pflanzt, sich ein« Schaluppe bauen ließ, um seine Ernte nach der Hafenstadt Bahiaoerte zu verfrachten, zimmerten sie ihm ein Unglücksboyt: so eins, das ein böser Geist nicht aus seiner Hynd läßt, obschon der Pfarrer wie auch her alte schwarze Emanuelo, der Heide, und viele andere ihre guten und bösen Sprüche daran verschwendet haben. Dreimal hatte Cantadomo Unglück damit, einmal ging ihm der Tabak in die Luft böse Zungen sagten, er hätte zuviel Staub dazwischen gemischt einmal kippte es mit den beiden Schiffern. die man nie wieder gesehen hat, einmal kam es Hein? und brachte die Pocken nach Sao Jsabelle. Niemand ging mehr an Bord des Bootes: schließlich kauft«, der Neger Felicio es für einige Milreis' ein wahrer Jammer um das schöne Fahrzeug! Ich sage, Felicio wagt« es, er schleppte die Schaluppe mit viel, veü Vorsicht, neu angemalt nach Bahiaoerte, der großen Hasen- staht jenseits der Bucht, um sie da anzubieten ein schlechter Kerl, der Felicio. Man soll solche Boote verbrennen und nicht in guter Leute Hände geben. Aber seit er die ganze Schaluppe für 20 Milreis erworben hatte, lacht« Felicio über den Aberglauben der Fischer in Sao Isabelle. Gerüchte gehen jedoch rascher als ein Felicio das Boot über di« Bucht bringen konnte. Als er es in Bahiaoerte dem ersten Freund anbot, für 100 Milreis wohlverstanden, nickte der und spuckt« aus, ärgerlich, daß man ihn für solchen Grünen hielt. Ja, bi? zum Mittag wußte es schon der ganze Hafen, daß Felicio das Unglücksboot in den Hafen eingeschleppt' hatte: die Leute wurden einsilbig, wo der alte schwarze Schiffer sich zu ihnen an den Kai setzte, sie redeten über andere Dinge, über Fischfang, über di« Polizei und über den fremden Dampser. den man erwartete. Aber keiner wollte ein Boot kaufen, lieber Gott, für einen ehrlichen Fischer war die Schaluppe ja auch zu groß und für einen Händler nun ja. man hatte seine Ohren offen, es war gut. daß man über die Betrüger in Sao Isabelle Bescheid wußte, über di« dummen abseitigen Bergputzer, die den Leuten m Bahiaoerte ihr besesienes Schiff anHandeln wollten. Wäre nicht gerade der alte Tepake, der abgeheuert in die Heimat zurückkam und sich für sein Erspartes etwas kaufen wollte. ahnungslos bei Felicio entlang gekommen, just bereit, eine Ba- nanenschaluppe zu kaufen, der ander« wäre sein Boot niemals los- geworden. Aber der alte Tepake wußte ja noch nicht, um was für ein Boot es sich handelte. Er kaufte es für 200 Milreis und sah sich schon nach Bananen und Papageien um Tepake wollte in seiner Heimat zur Ruhe gehen und nur noch, wenn die großen Schisse einmal einliefen, den Gringos seine Tiere und Früchte anbieten. Er hoffte daran für den Rest seines Lebens genug zu haben. Ändern Tags weiß ja auch Tepake über das besessene Boot Bescheid, er läuft spornstreichs zum Polizeihauptmann. Aber sin Polizeihauptmann darf nicht zugeben, daß er abergläubisch ist. Te- pake läuft deshalb gleich einem Besessenen von einem Schiffer zum anderen, er bietet die Schaluppe für 100 Milreis an, für SO, für 40, aber die Schiffer zucken mit den Achseln, niemand nimmt sie ihm ab. Wäre da nicht gerade der Zöllner gswesen. den aus Bosheit niemand warnt und der für seinen Kaffee nach einer guten Scha- luppe sucht, der alte Tepake wäre mit dem Geisterboot sitzen ge- blieben, er hätte von neuem auf See gehen müssen, um einen Mil- reis zum andern zu legen, er hätte, kurz gesagt, sein Sparen fürs Alter noch einmal von vorn beginnen müssen. Ein Glück, daß der Zöllner gerade ein Boot brauchte! Felicio hätte vor Neid platzen können: Tepake verkaufte dem Zöllner das Boot für 300 Milreis. Der Zöllner hat nicht zu viel und nicht zu wenig gegeben. Er braucht die Schaluppe, um für einen Gringo Kafseesäcke aus ein Schmuggelschifs zu fahren, das küstenlängs Ladung einhandelte eigentlich ehrliche Ladung, oersteht chr? Denn was ist das für eine gewinnsüchtige Regierung, die den Pflanzern den Kaffee zu billigem Geld auskauft und einen hohen Gewinn herausschlagen will, wo der arme Kafseebauer nur den halben Preis bekommt. Manuela, der Zöllner billigte die Haltung der Regierung nicht. 'und weil die Regierung chre Zöllner nicht bezahlte und ihnen drum auch nicht so Ichars auf die Finger sah. nahm er es auf sich. statt im kleinen einmal einen Sack nach draußen zu bringen, wie die dummen schwarzen Schmuggler tun. für einen Freund eine ganze Schaluppe voll Bohnen zu fahren. Erst als er das Boot
vorsichtig beladen hatte und schon aussegeln wollte, hörte er von einem Neider, was er da für einen Boden unter den Füßen hatte. Sei es nun, daß Manuela wirklich von allem Aberglauben frei war oder aber daß der Schmuggeldampfer nicht lange wartet und zur Umladung keine Zell mehr war, der Zöllner Manuela mußte losfahren. Er mußte allein losfahren, well kein Mensch bei ihm an Bord bleiben wollte, nicht der dümmste Junge, nicht ein Knabe, der den Mastro kratzen, geschweige denn das Segel hissen wird. Nun, was ganz Bahiaoerte vorausgesagt hatte: die Sache ging schief Da war nämlich ein Regierungsdampfer dem Schmuggler mit abgeblendeten Laternen auf der Fährte. Als Manuela schon draußen vor der Lagune kreuzte und er fern die zwei roten Lichter übereinander zu sehen meinte, mit denen di« Kaffeeschmuggler winken, wurde er aus dem Dunkel gerammt, fürchterlich gerammt. Hätte er nicht just noch die schlampige Anker- kette des Regiirungsdampfers zu packen bekommen, er hätte wahr- haftig sein Leben verloren, wie ganz Bahiaoerte in dieser Nacht erwartete. Manuela hätte aber noch Ehre und Kragen verlieren können, hätte er nicht geistesgegenwärtig sofort vor den erschreckt zusammen- laufenden Leuten noch einer Erklärung gesucht Heilig« Jungfrau, just hätte er. der Zöllner Manuela, ein Schmuggelboot am Kragen gehabt, was hätten sie ihn zum Teufel zu überrennen? Ein Schmuggelboot? Ja, eine ganze Schaluppe voll Kaffee, auf di« er, der Zöllner Manuela, feine 1000 Milreis Prämie gekriegt hätte. Di« 1000 Milreis bekamen einen leuchtenden Glanz, sie erleichterten blitzschnell das Ausspinnen Ja, mitten im Glück hat ihn der Re- gierungsdampfer angerannt, nichts ist mehr zu sehen in der Dunkel- heit. nicht die Schaluppe, nicht s»in Boot, nicht der arme oeentert« Schmuggler, der wohl längst bei den Haifischen treibt. Mit hun- dert beteuernden Gebärden erfaßt Manuela, einmal im Fluß, die Lage. Er fordert ein Protokoll, ein ganz langes Protokoll, er ver- langt Schutz gegen die Regierung, die ihr« eigenen Zöllner nachts umkommen läßt, er besteht auf der Prämie von 1000 Milreis sind nicht Zeugen qenuq da, die die Schaluppe haben wegsacken sehen? Reiner Kaffee, beste entschälte Bohne, fünfzig Sack waren an Bord, das sind 1000 Milreis Prämie! Zählt nach! Nicht daß der Kapitän des Regierungsdampfers nun ein schlechtes Gewisien gehabt hätte, er fuhr abgeblendet nach seinen Instruktionen. Aber er hatte Mitleid mit dem armen Zöllner, der um seine Prämie gekommen war Er wußte, wie bitter dergleichen brennen kann. Und er teilt« die Prämie von 1000 Milreis mit dem Zöllner, er setzte das Protokoll so auf. daß kein Mensch wagen konnte, dem Beamten aus Bahiaoerte die Prämie vorzuenchalten. Sehr zufrieden ist nunmehr der Neger Felicio, der das Boot für 200 Milreis an Tepake verhaizdelt hat. sehr zufrieden ist Te- pake, der es dem Manuela für R>0 Milreis verkaufte, sehr zu- irieden sind der Zöllner Manuela und der Kapitän des Regie- rungsdampfers. die auch zu chrem Recht gekommen sind. Wer sagt noch, daß es ein Unglücksboot sei, die Schaluppe aus Sao Jsabelle? Aber wie der Regierungsdampfer andern Tags in Bahiaoerte einläuft, treibt kieloben eine neugeteerte Schaluppe und rundum, mit entsetzten Gebärden und wildem Armschlagen sammeln sich die Dananenhändler, die gerade draußen aus di» Reede fahren wollen. weil ein großes Schiff mit dummen Gringos an Bord zu Mittag ankern wird. Mit viel Beschwörungen und vielen bedauernden Worten um den armen Manuela, fahren sie schließlich weiter, um die Stunde nicht zu verpasien. Einsam treibt das Boot kieloben, niemand wagt Hand daran zu legen. Selbst d«r Regierungsdampfer hat keine Zeit, der Kapitän hat es eilig, das Protokoll vorzulegen. auf dem die 1000 Milreis Prämie stehen Endlich erbarmt sich der Neger Felicio des alten Wracks. Bis zum Abend hat er es an der Küste weit draußen vor der Stadt an Land gebracht, andern Tags hat er es aufgerichtet und am dritten Tag schleift er es küstenlängs. Denn es ist doch ein Glücksschifs, nicht wahr? Wenn die Geister auch Böses wollen, es kann doch kommen, daß viele gerechte Leute daran verdienen.
Lloyd" nennen sich Gesellschaften, die Schiffe für Seeoersiche­rung und Seetransport klafsifizeren. Die Bezeichnung wurde ge- wählt nach Edward Lloyd, der im 17 Jahrhundert Besitzer eines Kaffeehauses in London   war. wo sich Schiffsmakler trafen, um Schiffahrtsongelegenheiten zu bereinigen, besonders, um Versiche- rungen abzuschließen.
5- 3>- Itlnyer: Weber SEinsknechtfchafi Die Brechung der Ztnsknechtlchaft gilt m der nationalsozialistischen Agitation als die Lösung der lozialen Frage. Gottsried Feder äußerst sich über dieses Kernstück der nationalsozialistischenTheorie" m feiner SchriftDas Pro- gramm der NSDAP  " m folgenden Sätzen:Brechung der Z i n s k n« ch 1 1 ch a f t ist die stählerne Achse, um die sich alles dreht, sie ist weit mehr als nur eine finanzpolitische Forderung, sie greift mit ihren Voraussetzungen und Auswirkungen ebenso tief ins politische Leben wie ins wirtschaftliche ein. nicht minder ist sie eine Hauptfrage der Wirtschaftsgesinnung und greift so auch zutiefst ms persönliche Leben jedes einzelnen ein: sie forden von sedem die Ent- scheidung: Dienst am Volke oder schrankenlose pnvate Bereicherung sie bedeutet somit die.Lösung der sozialen Frage"" Herr Gottfried Feder   setzt den Begriff.Lösung der sozialen Frage" selbst in Anführungsstriche: in der Tat zeigt jede tiefer dringende Ueberlegung. daß dieBrechung der Zinsknechtschaft" nicht allein von sachlich falschen ökonomischen Voraussetzungen ausgeht. sondern auch ein Ablenkungsmanöver von einer radikalen Kritik am Kapitalismus   darstellt DerBrechung der Zinsknechtschaft" liegt die Unterscheidung von raffendem und schaffendem Kapital zugrunde. Raffendes und schaffendes Kapital sind aber keine ökonomi» s ch e n. sondern lediglich agitatorische Unterscheidungen. In der Wirtschafts Wirklichkeit der Gegenwart ist das Finanz- kapital vorherrschend, das H I l f c r d> n g bereit» 1910 in feinem BucheDas Finanzkapital" folgendcrmaßer charakterisiert hat:Das Finanzkapital bedeutet die Vereinheitlichung des Kapitals. Die früher getrennten Sphären des industriellen, kommerziellen und Bankkapitals sind jetzt unter die gemeinsame Kontrolle der hohen Finanz gestellt, zu der die Herren der Industrie und der Banken in inniger Personalunion vereinigt sind." Auch eine sozial! st ische Wirtschaftsordnung könnte den Zins nicht abschaffen. Die.Brechung der Zinsknechtschaft" ist fedoch keineswegs von Herrn Gottfried Feder   erfunden worden. Schon der französische kleinbürgerliche Sozialist Proudhon   hat eine ähnlicheTheorie" oertreten, und kei i Geringerer als Karl Marx   schreibt in einem wenig bekannten Aufsatz, der nach dem Tode Proudhons in den Nummern 16. 17 und 18(Jahrgang l86S) desSozialdemo- k r a t" erschienen ist:Daß das Kreditwesen, ganz wie es z. B. im Anfang des 18. und später wieder des 19. Jahrhunderts in England dazu diente, das Vermögen von einer Klasie auf die andere zu übertragen, unter bestimmren politischen und ökonomischen ilm- ständen zur Beschleunigung der Emanzipation der arbeitenden Klasie dienen kann, ist selbstverständlich. Aber das zinstragende Kapital als die Hauptform des Kapitals betrachten, aber eine besondere Anwendung des Kreditwesens, angebliche A b- schaffung des Zinses, zur Basis der Gesellschaft?- Umgestaltung machen wollen ist eine durchaus spieß- bürgerliche Phantasie Man findet diese Phantasie daher in der Tat auch des weiteren ausgepatscht bereits in den ökonomischen Wortführern der englischen Kleinbürgerschaft des sieb- zehnten Jahrhundert s." Nur durch die Ueberführung der P r o d u k t i o n s m I t t e l aus der privaten Verfügungsgewalt der Kapitalisten in das Gemeineigentum der Gesellschaft ist eine soziali­stische Wirtschafts oZ:dnung möglich. Der National ­sozialismus als Wortführer des proletarisierten Kleinbürgertums will keine Revolution der gesellschaftlichen Verhältnisse, sondern ihre Restauration. Die falchlstische Bewegung, die von der S ch w e r». i n d u st r i e und dem reaktionären Großgrundbesitz ausge�' halten wird, vcrnebelt ihren irregeführten Massen ihr eigentliches Wesen. Ihr Mittel, die soziale Frage zu lösen, ist nicht die Aufhebung der kapitalistischen   Aus- beutung. sondern die brutale Unterdrückung der in schweren sozialen Kämpfen errungenen Rechte der Arbeitnehmer- schost-_ 3>ie Wunderbrille oder: äfer völMJche Sßeobachler in der ItrUenlatrhc Immer ran meine Herrschaften, so etwas muß man gesehen, so etwas muh man gekauft haben. Die regulierba« Wunderbrille. mit neunmal verschieden geschliffenen Gläsern passend für jedes Auge Deutsches Drittes-Reich-Patent mit eingraviertem Haken­kreuz als Schutzmarke der neueste Schlager der Saison. Einsach aus die Nase gesetzt und nach oben geschaut sehen Sie Hitlers   Ein­zug durch das Brandenburger Tor  . Blickrichtung nach unten ge- wahren Sie die Standarten unserer herrlichen SA. mit den auf- gespießten Köpfen der Novemberlinge. Schieben Sie di« Gläser übereinander, so wirkt die Brille als Fernglas. Sie erblicken des Dritten Reiches Macht und Herrlichkeit in der Totalansicht Das kleine Wunderwerk umgedreht und in den Mond geguckt, sieht jeder Erwerbslose Brot, Arbeit und Wohlergehen. Sollten aber uitter den geehrten Herrschaften Kapitalisten sein, so können Sie Glas s durch einen Handgriff aus der Fasiung lösen und verkehrtseitig als Monokel einklemmen. Blickrichtung links sehen Sie die abgebaute soziale Gesetzgebung und die zertrümmerten Gewerkschaften, schielen Sie aber etwas nach rechts, so zeigt sich Ihrem entzückten Auge der nächste Zukunftskrieg. Als letztes Wunder haben wir nun noch Glas b. Für pensionierte Prinzen, Generäle usw. gleichermaßen zu handhaben wie Glas o. Ist vielleicht mal einer von diesen Herren unter dem werten Publikum, so bitte ich'hn. sich ungeniert von der Wahrheit meiner Worte zu überzeugen- Blickrichtung links sehen Sie ungeahnte Perspektiven für die Aktivierung Ihrer gelchi'-ten Kräfte, rechts wird das Schaubild überschnitten von einer Schäfer- szene aus Etappe Gent  . Nun aber, meine verehrten Herrschaften. als Neuntes und Allerletztes: Gucken Sie überhaupt nicht durch die Brille, so sehen Sie die verfluchte Wirklichkeit, wie sie ist und das kann man von keinem echten Patrioten verlangen. Im Auftrage meiner Firma Hitler   und Genosien. asioziiert' mit Thyssen und Konsorten, verschleudere ich dieses Pbänomen, auch genanntDer völkische Beobachter in der Westen- tafche". also verschleudere ich dieses optische Neunwunderwerk mit genauer Gebrauchsanweisung und sechsmonatigem Garantieschein zu dem Reklamepreis von nur 50 P'e"nia, eine halbe Systemmark! Einmal durchgeschaut, hat sich die Brille bezahlt gemacht. Immer ran an die Theke, da muß in dieser Zeit ein jeder Käufer sein! Und wem ich sie nochmals mitgeben darf...? _ H. Schmidt, Düsseldorf  . Die Rervonzentren der höheren Tiere sind im Kopf konzentriert, das Leben muß also aufhören, wenn der Kops vom Körner aetrennt ist. Bei e'nem Wurm sind diele Nerven aber gleichmäßig über den ganzen Körper verteilt, so daß der Wurm noch weiterlebt, wenn man ihn m zwei Telle schneidet. Das Blut im menschlichen Körper legt im Laufe eines Jahres fünfmal die Strecke zwischen New Park und Manila   zurück. Die großen Gesch'r'einlgung-masch'nen können in einer Stunde 2000 Gläser und 2500 Teller reinigen, sterilisieren und trocknen.