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BERLIN Sonnabend

5. März 1932

Der Abend

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Nr. 110

B 55 49. Jahrgang

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Achtung! Berlin marfchiert!

Riefenaufmarich der Eifernen Front im Luftgarten!

Harzburger Religionsfrieg.

" Preußische" und" Römische" im Handgemenge. Einem preußischen Major mit einem italienischen Namen, dem Herrn v. Stephani, ist es geglückt, in die berſtende Front von Harzburg auch noch die Fackel des Religions­friegs hineinzuwerfen und den Gegensatz zwischen dem deut­ schen Norden und dem deutschen Süden breit aufzureißen. Herr von Stephani findet an Hitler und der Hitler - Partei alles ,, römisch" und gegen dieses südliche Römlingtum will er den protestantischen, den preußischen, den edelgermanischen den protestantischen, den preußischen, den edelgermanischen Norden mobilisieren. Selbstverständlich fand auch dieser

Auf zur Kundgebung!

An die Mitglieder der freien Gewerkschaften!

Die Aufhebung des Demonstrationsverbots in Preußen gibt der Eifernen Front die Möglichkeit, in öffentlichen Aufmärschen und Kundgebungen unter freiem Himmel ihren Willen, Hitler am 13. März unter allen Umständen zu schlagen, eindrucksvoll und eindeutig zu befunden.

Wir rufen daher unsere Mitglieder auf, sich an allen von den bezirklichen und örtlichen Kampfleitungen der Eisernen Front an­gefehten Demonftrationen und kundgebungen zu beteiligen. Andere Beranstaltungen, soweit sie mit denen der Eisernen Front zusammenfallen, müssen mit Rücksicht auf die große gemeinsame Aufgabe, den Faschisten durch die Wahl Hindenburgs eine entscheidende Niederlage zu bereiten, zurückgestellt werden.

Die Borstände des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes und des Allgemeinen Freien Angestelltenbundes.

Unsinn bei dem stockbürgerlichen Publikum des Stahlhelms genau denselben Beifall wie jeder andere, der mit der richtigen Kommandostimme in den Saal geschleudert wird. Bald jedoch regten sich Bedenken, ein Telegraphenbüro wurde ver­anlaßt, seinen bereits ausgegebenen Bericht zu wider rufen trotzdem blieb auch in der Hugenberg Presse von den ,, martigen" Schlußworten des Stahlhelm­majors noch genug übrig, daß man den Inhalt des Ganzen erraten kann. Möglich sogar, daß die ungewöhnlich glückliche Idee des Herrn v. Stephani überhaupt einer Anregung der Hugenberg- Breffe entsprungen ist, die am Tage zuvor Adolf Hitler als römisch- katholisch " bezeichnet hatte.

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Man kann verstehen, daß der Ausspruch Stephanis im Nazilager eine Gemütsbewegung hervorgerufen hat, die man in der Sprache des Alltags als eine Stintwut" zu be­zeichnen pflegt. Merkwürdigerweise hatte sogar schon gestern abend ganz kurz nachdem Stephani gesprochen hatte der nationalsozialistische Reichstagsabgeordnete Hinkel im Kriegervereinshaus Gelegenheit, auf die Stephani- Rede ein­zugehen. Hinkel äußerte sich über seinen Bruder von Harz­ burg , den Stahlhelmmajor Stephani, wörtlich in folgender Weise:

Ich erkläre hier in aller Deffentlichkeit und mit aller Deutlichkeit, daß ich einen Menschen, der bewußt solche Lügen ausspricht, einen ganz gemeinen Lügner und Lumpen nenne. So ein Schuft wagt es, Adolf Hitler Romhörigkeit vorzuwerfen. Morgen früh werden Sie den Namen dieses Lumpen wissen... Sollten wir am 13. März nicht Sieger sein, dann aber bestimmt am 10. April. Dann bedeutet der 13. März für uns nur den Tag der Mobilmachung. Wir werden auf jeden Fall siegen, denn wir haben feine führenden Köpfe, sondern nur einen Kopf und das ist unser Führer Adolf Hitler .

Wenn man fieht, auf welchem geistigen und moralischen Niveau die Harzburger jezt den Kampf gegen­einander führen, dann fann man sich über die Methoden, die sie gegenüber dem Marrismus" anwenden, nicht mehr wundern. Da wirft der eine dem anderen Minderwertigkeit in Rasse und Glauben vor und der andere antwortet darauf mit einer Häufung von Schimpfereien und Drohungen, wobei

Die Anmarichitraßen

Kreis Norden: Die Ortsvereine Wedding und

Reinickendorf , Seidelstr., Scharnweberstr., Müllerstr., Afrikanische Straße, Seestr., Chausseestr., Elsasser Str., Artillerieſtr., Am Kupfergraben, Museumstr., Lustgarten.

Unter der Parole Schlagt Hitler, wählt| straße, Kauerstr., Dovestr., Helmholtstr., Alt Moabit, Hindenburg " ruft die Eiserne Front das repu Invalidenstr., Hessische Str., Hannoversche Str., Elsasser blikanische Berlin zu einer Massenkundgebung auf, Straße., Artilleriestr., Am Kupfergraben, Museumstr., die morgen, Sonntagmitag, im 2 ustgarten stattfindet. Lustgarten. Nach den Vorbereitungen, die von den einzelnen Organi­fationen getroffen worden sind, ist zu erwarten, daß diefe Rundgebung eine der gewaltigsten wird, die Berlin je gesehen hat. Während sich der Aufmarsch der Massen vollzieht, findet im Lustgarten ab 12 Uhr ein Plak­konzert der bereinigten Reichsbanner tapellen statt. Gegen 1 Uhr wird der Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands , der Reichs­tagsabgeordnete Otto Wel 3, sprechen, seine Rede wird durch Lautsprecher auf dem ganzen Platz übertragen.

Der Aufmarsch des Reichsbanners.

Alle Mitglieder des Reichsbanners einschließlich der Spielleute und Musiker treten am Sonntag um 10 Uhr auf den Sammelpläken an, die wir heute früh veröffentlicht haben. Der Abmarsch erfolgt um 11 Uhr durch folgende Straßen:

Antreten 10 Uhr, Abmarsch 11 Uhr.

Kreis Osten: Gudrunstr.- Spike Frankfurter Allee, Gr. Frankfurter Str., Landberger Str., Alexander­ platz , Königstr.. Hoher Steinweg, Neuer Markt, Kaiser Wilhelm- Str., Lustgarten.

Kreis Süden: Die Ortsvereine Kreuzberg und Tempelhof , Bahnhof Tempelhof, Berliner Str., Belle­Alliance- Str., Belle- Alliance- Platz, Lindenstr., Beuthstr., Spittelmarkt, Gertraudenstr., Breitestr., Schloßplatz, Lustgarten.

Die Ortsvereine Neukölln und Treptow : Son­nenallee, Kaiser- Friedrich- Str., Kottbusser Damm, Kott­busser Str., Dresdener Str., Roßstr., Breitestr., Schloß­plak, Lustgarten.

Kreis Westen: Bahnhof Charlottenburg, Stutt garter Platz, Wilhelmsdorfer Str. Bismarckstr., Leibnik

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er noch mit erfrischender Offenherzigkeit zugibt, daß er selber teinen Kopf sondern nur ein Maul hat denn den Kopf hat ja allein der große Adolf! So treiben es jetzt die Leute unter­einander, die gestern noch gemeinsam auszogen, um den Drachen Margismus zu erlegen.

Und das das will Deutschland regieren?! Na, wenn ihm das gelingt, dann gute Nacht!

Morgen letzter Tag!

Zur Einsichtnahme in die Wählerlisten! Berfäume niemand, fich davon zu überzeugen, daß sein Name in der Liste steht

Ohne Eintragung kein Wahlrecht!

Antwort an den Ritter".

Offener Brief Groeners an Hitler .

Am vergangenen Sonntag hat, wie man sich erinnert, Hitler einen Brief an den Reichspräsidenten mehrere Stunden, bevor der Adressat ihn erhalten fonnte, Vertretern ausländi­scher Blätter und wiederum einige Stunden später der deutschen Bresse übermittelt. In diesem Brief waren auch die Worte von der ritterlichen Kampfes weife" enthalten, die Herr Hitler

Die Ortsvereine Prenzlauer Berg , Pankow und Weißensee in Pankow , Kaiserin- Augusta- Str.- Spike Lindenstr., durch Lindenstr., Schönholzer Str., Breitestr., Berliner Str., Schönhauser Allee , Dragonerstr., Rochstr., Neue Friedrichstr., Museumstr., Lustgarten.

Auffahrt der Motorkorps der Eifernen Front.

Die Teilnehmer versammeln sich am Sonntagvormit tag 10 Uhr am Schöneberger Rathaus. Die Auffahrt wird sich in folgender Ordnung vollziehen: Die Spite bilden Fanfarenbläser und eine Abteilung des Reichsbanners mit Fahnen; ihr schließt sich an die Kolonne der Motorradfahrer und der Autos. Der Zug berührt zunächst den Westen und zwar die Schloßstraße, Kaiserallee, Joachimsthaler Straße, Har­denbergstraße bis zum Deutschen Reichs- Auto- Club. Dort sind 60 Vertreter des Clubs versammelt, der an diesem Tage seine Jahresversammlung abhält. Von der Harden­bergstraße berührt der Zug weiter die Bismarckstraße, den Kurfürstendamm , die Tauentzienstraße, Potsdamer Straße , Belle- Alliance- Platz und endet am Hausvogteiplak. Am Hausvogteiplak löst sich der Zug auf, damit sich die Teilnehmer an der Demonstration im Lustgarten be­teiligen können. Alle Autos werden Hinden­ burg - Plakate und große Plakate, die auf die Ver­anstaltung im Lustgarten hinweisen, mitführen.

Nachdem es monatelang nicht möglich war, unter den Fahnen der Republik zu marschieren. darf nunmehr bei | dem ersten großen Aufmarsch kein Republikaner fehlen.

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von seinen Gegnern erwartet von den Gegnern, denen so oft und foeben wieder durch den Hitler - Mann Jordan die Enthauptung in Aussicht gestellt worden ist. Der Reichspräsident hat den Brief ,, zur Prüfung" an den Reichsinnenminister weitergegeben.

Im Laufe des heutigen Tages wird nun eine Antwort des Reichsinnenminifters Groener an Hitler veröffentlicht werden, und zwar in der Form eines ,, offenen Briefes", das heißt, das eine direkte briefliche Antwort nicht in Frage fommt.

Rosenberg gegen Nichtsoldaten.

Goebbels gehört ins Zuchthaus.

Der bayerische Bauernführer Dr. Seim hat in eine Rede Hitler als einen Mann bezeichnet, der sich in Gefahr noch nicht bewährt hat". Der Völkische Beobachter"- Hauptschriftleiter Afred Rosen­berg nennt das die Entgleisung eines Nichtsoldaten" und schreibt dazu:

Herr Dr. Heim sollte in Zukunft bedenken, daß im Dritten Reich die Verunglimpfung von Landesverteidigern mit Zuchthaus bestraft wird. Oder ist es etwa feine Beschimpfung, wenn ein Mann wie Heim, der in Sicherheit alt geworden ist und deshalb fein Urteil haben kann über den titanischen Opfergang des deut­ schen Frontsoldaten, es wagt, von einem Mann wie Hitler zu be­haupten, er hätte sich in der Gefahr noch nicht bewährt?" Was weiß denn der Geheimrat Heim überhaupt von Gefahr, von wirk­licher Gefahr?

Danach werden wohl im Dritten Reich auch die Nichtsoldaten" Goebbels , Frid- Pirmasens, Rosenberg usw. wegen Ver­unglimpfung der sozialdemokratischen Fronttämpfer ins Zuchthaus müssen? Oder heißt es da:" Bauer, das ist was anderes!"?