Einzelbild herunterladen
 

Brüning   im Wahlkampf.

Maffenfundgebung in Essen  .

Effen, 8. März.( Eigenbericht.)

Der Reichskanzler sprach am Montagabend in Essen vor etwa 12 000 Menschen in einer Rundgebung zur Wiederwahl Hindenburgs  . Der Andrang war so groß. daß eine zweite Ausstellungshalle ge­öffnet werden mußte und die Rede durch Lautsprecher nach dort übertragen wurde.

Brüning begann seine Ausführungen mit einer außerordentlich scharfen Polemik gegen die Harzburger, die sich heute bereits gegen­seitig so beschimpfen und verleumden, als hätte es nie ein Harzburg  gegeben. Wenn es einen Dolchstoß gegeben habe, so fuhr der Reichs­fanzler fort, so ist es die Weigerung der Rechtsparteien, die Amts­periode des Reichspräsidenten zu verlängern und die Tatsache, daß die Rechte der Regierung, die im scharfen Kampf steht, in den Rücken fällt, um ihr die Handlungsfähigkeit abzusprechen. Schon für das Jahr 1931 hätten die Rechtsparteien den Zusammenbruch Deutsch­ lands   vorausgesagt. Troß des schweren Winters 1931/32 fei es aber gelungen, die Wahlfahrtsunterstützungen und die Beamten­gehälter zu zahlen. Die Währung sei stabil geblieben. Trotz des Aufpeitschens der politischen Leidenschaften habe die Regierung Ruhe und Ordnung aufrechterhalten können. Heute dürfe man erklären, daß das Reich, dank der Stabilität der politischen Entwicklung, die durch die Person des Reichspräsidenten   gewährleistet sei, aus der akuten Gefahr des Zusammenbruchs heraus sei.

Am Schluß seiner Ausführungen wandte sich Brüning   gegen die schamlose Agitation, die von den angeblich ,, nationalen" Par­teien heute gegen den Reichspräsidenten getrieben würde. Es sei ein erschütterndes Zeichen der Zeit, daß weite Schichten des Bürgertums nicht den Mut hätten, gegen die verantwortungs­lose Agitation der Nationalsozialisten aufzutreten. Ergebe sich das Bürgertum aber der nationalsozialistischen Propaganda, so sei es verloren.

Gegen Mosse  , mit Friedländer  ! Nationalsozialistische Potsdamer Platz- Parole.

Das Berl. Tagebl." hatte mie wir auch- beanstandet, baß auf dem Josty- Haus am Potsdamer Platz  , das der Stadt Berlin  gehört, Lichtreklame für Hitler   gemacht wird.

"

Der Angriff" schimpft über Mossejuden und hebräische Schreiberlinge". Die Firma, die die Reklamefläche an die Nazis vermietet habe, sagt er, sei völlig frei und von der Stadt Berlin   als Hausherrn unabhängig.

Schön und gut! Aber warum verrät der Angriff" nicht, daß der Inhaber der tüchtigen Firma, mit der die Hitlerpartei das Geschäft getätigt hat, Friedländer heißt?

Separatismus als Vergleich.

Was sich die Reichsregierung alles bieten läßt. Das Organ der Nationalsozialisten in der Pfalz  , die NS3.", veröffentlichte am 1. März einen Bericht über eine Bersammlung mit ber folgenden fetten Ueberschrift:

Pirmasens   wird dem System am 13. März einen neuen 12. Februar liefern."

Am 12. Februar 1925 murde das Bezirksamt in Pirmasens   ge­stürmt, 17 Separatisten wurden erschlagen. Das Blatt per. gleicht also die heutige Regierung mit den Sepa ratisten! Der Vergleich lag bei diesem Blatt nahe: 15 attive Separatisten von 1924, die damals dem Tode entgingen, find heute aftive SA. Leute.

Der Bezirksamtmann Dr. Schug von Birmasens, ein Nazi­freund, hat jedes Einschreiten gegen die Zeitung abgelehnt.

Der Schweinehund im Menschen. Das wahre Wesen des Nationalsozialismus. Wir lesen in der Frankfurter Zeitung  ":

,, Wir haben gestern in Frankfurt   Herrn Hitler   gesehen und gehört; und einen seiner Sterne erster Ordnung: Goering  . Bor zwei Wochen ließ sich der Münchener Gauleiter der Nationalsozia­listischen Partei Esser vernehmen. Vor der Rede des Herrn Esser wurden Lichtbilder vom Leben und Treiben der SA.­Leute gezeigt, darunter auch ein Schwein, das eine solche Rompagnie fich zugelegt hatte. Das ist die Sau Rosa Luremburg!" erklärte der Vorführer. Unter tosendem Beifall von Tausenden. Wir haben damals erfahren, daß dieser Nationalsozialismus wie ein Nachtmahr auf unter schlafende

Adolf   im Kriege

Orientalische Phantasien bei Goebbels  .

V11270

Der Angriff" des Herrn Goebbels   erzählt uns Geschichten tar- Regimentsordonnanz auf dem Wege zum Bataillonsstab in Sperr über, wie Hitler   feine Kriegsauszeichnungen erworben habe. Diese feuer gefommen, vermutete hinter einem Hügel das Bataillon, Geschichten haben nur einen Fehler, sie sind zu schön! Man muß sprang über diese Böschung und geriet in einen von Eng­ländern besezten Trichter, die ihn sofort aufforderten, sie genießen: fich zu ergeben. Hitler   zog seine Pistole als die einzige Waffe, die er hatte, hielt damit nicht nur die Engländer in Schach  , son­dern nahm fie gefangen und führte sie seinem Regiments­stab zu. Einen Offizier, einen Sergeanten und

,, Ueber die Verleihung des Eisernen Kreuzes II. Klasse fagte fein früherer Regimentsfommandeur aus, daß Adolf Hitler   sich mit einer anderen Ordonnanz vor den Kommandeurgestellt hatte, als dieser auf einer Patrouille in plögliches Ma­chinengewehrfeuer geriet Auf diese Weise hatte der Kriegsfreiwillige Hitler   seinem Regimentsfommandeur das Leben gerettet."

Merkwürdig, merkwürdig: Adolf   hat sich als Rugelf ng vor feinen Kommandeur gestellt, aber die Maschinengewehrgarbe hat weder Adolf   noch die andere Ordonnanz getroffen. Wieso hat er also seinem Kommandeur das Leben gerettet? Banz abgesehen davon, daß, wenn die Garbe Hitler   getroffen hätte, angesichts der Durchschlagskraft auch der Kommandeur erledigt gemesen nöre! Ein bellistisches Bunder ist es, das hier erzählt wird! Angesichts

des Opfernuts von Adolf   haben die Kugeln es mit der Rührung

bekommen und sind rechts und links vorbeigeflogen.

Hören wir die zweite Geschichte:

Eine eidesstattliche Erflärung enthüllte den Grund für die Berleihung des Eisernen Kreuzes 1. Klasse. Adolf Hitler   war als

13 Mann!"

Zu ihrer Entschuldigung werden die 15 Engländer vorgebracht haben: Er hat uns umzingelt." Aber leider, die Regiments­geschichte weiß von Adolfs   Heldentat nichts. Wohl aber eriſtiert eine Empfangsbescheinigung" ces Brigadeadjutanten vom 17. Juli 1918, in der es heißt:

"

" Durch Gefr. Hifler wurden heute 2 amerikanische Gefangene ( vom R. 16 gefangen genommen) bei 12. 6. R.J. Brig. abgeliefert."

Man sieht, daß die Leute vom Angriff" über eine blühende

Phantasie verfügen. Das ist kein Wunder bei einem Blatte, dessen

Herausgeber geträumt hat, daß er in belgischen Kertern für den Reichspräsidenten von Hindenburg   ge ich machtet habe!

Briands Staatsbegräbnis

Am Sonnabend

Paris  , 8. März.( Eigenbericht.)

Die Beerdigung Briands wird erst am Sonnabend stattfinden. Am Begräbnistage soll der Garg auf einem Katafalt vor dem Außenministerium aufgebahrt werden. Hier wird Lar­dieu im Namen der Regierung den toten Staatsmann ehren. Der Sarg foll dann provisorisch auf dem Kirchhof von Paffy bei­nach Cocherel erfolgen wird. gesetzt werden, von wo aus nach wenigen Tagen seine Ueberführung

Briand   und Stresemann   nach der ersten Völker­bundsfitzung, an der Deutschland   teilnahm.

Nation nicht mehr ſchreit, nicht mehr ſtöhnt, sondern bellende Blutbad vor den Ford- Werken.

Wir sind an diesem Abend nur ein einziges Mal wirklich er­regt gewesen, und die Schamröte lief uns über den Nacken. Als

man nämlich verkündete, zu dieser Hitler- Versammlung seien auch Rorrespondenten rumänischer und amerikanischer 3eitungen erschienen, und der Beifall über solche Ehre nicht enden wollte."

Die Einstellung in die Reichswehr  . Neue Bestimmungen des Ministeriums. Reichswehrminister Groener hat nunmehr die neue Fassung der Heeresergänzungsbestimmungen veröffentlicht. In diesen Bestimmungen heißt es u. a.:

,, Die Kompagniechefs, Truppenteile und deren vorgesetzte Stellen dürfen, um Freiwillige zu ermitteln, sich an nichtpolitische Vereine und gemeinnützige Einrichtungen wenden, an Arbeitsnachweise und Arbeitsvermittlungsstellen erst, wenn der Bedarf anders nicht ge­deckt werden kann. Die Versorgungsämter dürfen für das Werben oder Einstellen von Freiwilligen nicht in Anspruch genommen wer= den. Ausgeschlossen von der Werbung und Einstellung ist u. a., wer wegen Bergehens oder Verbrechens mit einer Freiheitsstrafe be­straft ist ohne Rücksicht darauf, ob die Strafe verbüßt wurde oder nicht. Ausgeschlossen ist ferner, mer sich ver ist ferner, mer sich ver­faffungsfeindlich betätigt hat, b. h. erwiesenermaßen an Bestrebungen teilgenommen hat, die auf eine ende rung der verfassungsmäßigen Zustände mit un­erlaubten Mitteln gerichtet war. Bon Personen, die verfassungsfeindlichen Organisationen angehören, dürfen Auskünfte nicht eingeholt werden. Auch Personen, die in sonstigen politischen Vereinen führend tätig sind, sollten, außer, wenn sich ein Bewerber ausdrücklich auf sie berufen hat, nicht um Auskunft angegangen werden."

Wetter für Berlin  . Zunächst meist trübe mit Niederschlägen, Temperaturen langsam finfend, Winddrehung in nördlicher Rich­trung. Für Deutschland  . Im Often trübe mit Niederschlägen, im Besten langsame Besserung, im Norden Abkühlung.

-

Polizei schießt auf Demonftranten: 5 Tote, 6 Schwer und 50 Leichtverletzte.

New york  , 8. März.( Eigenbericht.) Bor den Ford- Werten in Dearborn   bei Detroit   richtete die Polizei unter arbeitslofen Demonftranten ein wahres Blutbad an. Bei dem erfolglojen Versuch, etwa 5000 von Kom­muniften geführte Demonftranten zu vertreiben, wurde die Polizei mit einem Steinhagel überschüttet. Die Beamten erwiderten den Angriff mit Schüffen aus Maschinengewehren und Revolveru. Fünf Personen wurden getötet, sechs schwer und über 50 leicht verlegt, darunter auch einige Polizeibeamte. Das Betriebsgebäude der Ford- Fabrit wurde fast vollkommen de moliert. Die Lage ist sehr gespannt

Eifersüchtiger erschossen.

Auf der Flucht vor einem Polizeibeamten.

Ein aufregender Borfall, der die Bewohner des Hauses Bor­ftellstraße 22 in Steglig in Schrecken fette, spielte sich heute früh um 5 Uhr ab. Im dritten Stod des Hauses wohnt ein Bank­angestellter E. Die Tochter des Mannes wurde seit einiger Zeit von einem Zeitungshändler Erich Wilde aus der Arndt­ftraße 28 in Steglitz   mit Liebesanträgen verfolgt. Wilde, der sich anscheinend große Hoffnungen gemacht hatte, fühlte sich durch eine Abreifung schwer getränkt und drohte, sich an der Familie zu rächen.

In der vergangenen Nacht befestigte er auf dem Dach des Hauses Borstellstraße 22 ein startes Seil und ließ sich daran hinab. Im dritten Stockwerf schlug er eine Scheibe ein und ge= langte so in die Kammer, in der der Sohn des Bankangestellten schläft. Sofort zog er seine Pistole und feuerte auf den Schläfer. Der Ueberraschte sprang auf und flüchtete in die anderen ohnräume. Die aufgeschreckte Familie eilte jetzt in die Straßenwärts gelegenen Zimmer und schloß hinter sich die Türen ab. Da Wilde aber noch immer tobte, stiegen die Familienmit

Frankreichs   Trauer.

Paris  , 8. März.( Eigenbericht.) Alle Zeitungen, mit Ausnahme einiger nationalistischer Het organe, veröffentlichen seitenlange Artikel und Berichte über das Leben und Wirten Briands, illustriert mit zahlreichen Bildern, unter denen das des Besuchs Briands am Grabe Strefe=

manns häufig zu finden ist.

Der Nachruf im Journal" ist von Herriot   verfaßt, der u. a. schreibt: ,, Die Völker werden nicht zögern. Mit sicherem In­stinkt werden sie ohne weiteres diese hohe und eigentümliche Ber­sönlichkeit auf den rechten Platz setzen. Was Briand   verdient hat, ist die Dankbarkeit der Völker, der Niedrigen, der Leidenden. Der Erzelfior" veröffentlicht einen Nachruf aus der Feder Painlevés, in dem es heißt: In den Augen der Menge per­sonifizierte Briand   die beharrlichen Bemühungen um den Frieden und den Willen, niemals die Haßsucht und Prestigefragen sich verschlimmern zu lassen, sondern ihnen den Geist der Versöhnung und der Bernunft entgegenzusehen."

"

Im Populair" erflärt 2 éon Blum: Rein französischer Staatsmann hat wohl einen solchen Aufstieg erlebt. Briand   galt in der Welt vielleicht noch mehr als in seinem eigenen Lande. Er wird in der Erinnerung der Menschen, wird in der Geschichte fort­leben. Den Briand von Locarno  , den Briand des Kellog- Paktes, den Briand von Genf   wird man nicht vergessen, und auch nicht den Briand, der einmal das Wort sprach: Solange ich da bin, wird es feinen Krieg geben. Briand   wollte den Frieden. Er war menschlich. Fügen mir diesen beiden Sägen nichts hinzu."

Der nationalistische Figaro" des Herrn Coty   erklärt, vor der Schwelle des Grabes höre bie Polemit auf, dann fügt er hinzu: ,, Die Stunde ist schon vorbei, um ein Wert zu verurteilen, das schon vor dem Verschwinden seines Künstlers zusammengebrochen ist. Wie hat dieser Mann traurig sterben müssen, der alle seine Ideen, alle seine Träume und alle seine Unternehmungen durch die Erfahrung verurteilt gesehen hat. Alles was er ver­sucht hat ist gescheitert, von dem Trennungsgedanken bis zu jener ehrgeizigen Organisation der Vereinigten Staaten   von Europa  , die feine letzte Utopie war."

Die gegenwärtig in Nizza   weilende Witwe Stresemanns hat an die Familienangehörigen Briands ein Beileidstelegramm gefandt.

glieder von dem der über. Durch die Schüsse

effe und die Hilferuje war mittlerweile bas ganze Haus

alarmiert worden. Das Ueberfalltommando wurde ge­

rufen. Die Beamten versuchten vergeblich, durch die Tür in die Wohnung des Beamten E. zu kommen. Wilde drohte, jeden niederzuschießen, der ihm näherkomme. Ein Bo lizeibeamter stieg jeßt ebenfalls über den Ballon in die Wohnung ein. Er durchschritt die porderen Zimmer, ohne Wilde zu treffen. Als er die Küchentür öffnete, sah er den jungen Mann mit der Waffe in der Hand am Tische fizen. Bilde sprang jetzt auf und versuchte, das Fenster zu erreichen. Anscheinend wollte er wieder am Seil auf das Dach zurücklettern. Der Beamte rief ihn an, und da er nicht stehenblieb, gab er einen Schuß ab. Die Kugel traf Wilde so unglücklich, daß er zusammenbrach und nach wenigen Augenblicken st arb.

Elffacher Mörder verhaftet.

Ein österreichischer Peter Kürten  .

Wien  , 8. März.

Die Linzer Polizei hat unter dem Verdacht des Raub. mordes einen Verbrecher verhaftet, dessen Geständnisse im Laufe des Montags ihn als einen der größten Ver­brecher der österreichischen Kriminalgeschichte, als einen zweiten Peter Kürten  , erscheinen lassen.

Bor ungefähr zwei Wochen war in Ling die Gattin eines Bau­meisters ermordet worden. Der Verdacht lenkte sich auf einen Mann namens Leith göb, der vier Tage nach seiner Verhaftung in der Nacht zum Montag die Tat zugab. Inzwischen aber hatte die Unter­suchung bereits Anhaltspunkte dafür ergeben, daß auch andere Mord­taten in ähnlicher Weise verübt worden waren. Er gest and in neun Fällen, die bisher unaufgeflärt waren, zum Teil gar nicht als Mord aufgefaßt worden waren, die Täterschaft. Diese Morde hat der nun 53jährige Mann in einem Zeitraum von 20 Jahren verübt, Buchthause gesessen hat. Schon damals war er aber wegen eines von denen er zehn Jahre wegen Raubmordes an einer Frau im Raubmordes vorbestraft, so daß er im ganzen elf Mordtaten auf dem Gewissen hat.