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Nr. 117 49. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Hohe Mieten

Die Ladenmieten sind das größte Unkostenfonto für den Ge­schäftsmann und es ist verständlich, wenn er diese Geschäftsspesen auf die Ware umzulegen sucht; mit anderen Worten, die hohen Ladenmieten erschweren die Senkung der Lebensmittelpreise. Der Verband Groß- Berliner Geschäfts- und Industrie Hausbesiger vertritt nun in einer Zuschrift an uns die Meinung, daß von einem hohen Stand der Mieten für Geschäfts- und Induſtrieräume in Berlin   nicht mehr gesprochen werden könnte. Bereits seit End 1930 wären die Mieten ständig gefunten. Büroräume und Läden würden heute schon vielfach unter Friedensmiete, also unter dem Stand vom 1. Juli 1914 angeboten. Für Fabrik und Lagerräume wären die Preise noch erheblich weiter heruntergegangen.

Wir haben uns darauf veranlaßt gesehen, die tatsächlichen Ber­hältnisse einmal nachzuprüfen. Dabei stellte sich, wie erwartet, heraus, daß von einer einheitlichen Senkung der Mieten feine Rede fein kann. Die heutige Wohnungs- Bewirtschaftung zeigt deutlich die Tendenz, die Ladenmieten mit allen Mitteln hochzuhalten. Im nach folgenden feien drei Fälle aus der riesigen Zahl der Mietstreitfachen herausgegriffen, die als Beispiel für den heutigen Preisstand der Geschäftsläden gelten fönnen. In Stegliz  ( Albrechtstraße) beträgt die Monatsmiete für einen fleinen Kolonialwarenladen ohne Woh nung in einem Neubaublock der Wilmersdorfer Hochbau- A.- G. noch 150 Mart, während die ursprüngliche Forderung für diesen Laden 2400 bis 2700 Mark jährlich betrug. Der kleine Händler kann aber auch die 150 Mart im Monat nicht herauswirtschaften. Noch trasser zeigt der Fall bei einer Gastwirtschaft in der Augsburger Straße, die von der Wohnhaus Nürnberger Straße 49 Grundstücksverwal tungs- A.- G. vermietet wird, die Ueberteuerung der Mieten. Diese Gastwirtschaft besteht aus drei Räumen, einem Baftzimmer von 30 Quadratmeter Größe, einem Vereinszimmer von 40 Quadrat meter und einer Küche von 9 Quadratmeter. Für diese Geschäfts­räume wird ein Mietspreis von 12800 Mart jährlich Derlangt. Die Friedensmiete betrug 4330 Mart. Der jezige Inhaber, der sich bereit erklärt hat, die Räume für den Preis von 6430 Mart Jahresmiete weiter zu behalten, findet bei dem Vermieter fein Ber­ständnis. Der Kurfürstendamm  , der ja immer als Muster­beispiel für eine günstige Geschäftslage herangezogen wird und der seltsamerweise die meisten leerstehenden Läden aufzuweisen hat, zeigt die höchsten Mietforderungen: Für ein Geschäftslotal zwischen de Gedächtniskirche und der Joachimsthaler Straße wird die unerhört hohe Miete von 30000 Mart pro Jahr verlangt Die tat­sächliche Friedensmiete betrug für den Laden nur 5500 Mart. Noch im Jahre 1926 bestand für diesen Laden eine Staffelmiete von 10 000 bis 13 000 Marf. Der letzte Mieter wollte im Vergleichswege den Laden für 15 000 Mart jährlich weiter behalten, was aber abgelehnt wurde; der Laden steht leer.

leere Läden.

miete nicht mehr tragen fonnte, wurde der halbe Laden aufgegeben. Eines Tages aber waren die Rolläden auch vor dem halbierten Geschäft heruntergelassen und der Polizeibericht meldete, daß der Inhaber und seine Frau einen Selbstmordversuch unternommen hätten. Nur wenige Straßennummern weiter in der Nähe des Rathauses befindet sich ein Lampengeschäft. Es zeigt in seinem Schaufenster ein großes Platat mit dem Text: Wegen nicht mehr tragbarer Miete bin ich gezwungen, mein seit 26 Jahren bestehendes Geschäft ab 1. April nach der... straße zu verlegen." Die Friedens­miete betrug für diesen Laden mit anschließender fleiner Wohnung

Mach 20 Jahren geschlossen.

3000 Mart. Nun darf der Inhaber nicht mehr für 12.000 Mart Jahresmiete in seinem Geschäft bleiben. Und wieder sind es nur wenige Schritte bis in die belebte Bahnhofsstraße. Hier steht ein vierfenstriger Laden und die darüber liegende Etage leer. In dem Laden befand sich eines der ältesten Herrenartikelgeschäfte am Orte. Nach zwanzig Jahren griffen seine Inhaber zum Gasschlauch. Die Frau blieb tot, der Mann konnte gerettet werden.

In einem westlichen Vorort steht ein Laden seit einem halben Jahr leer. Der einstige Inhaber war etwa 30 Jahre am Ort und Diese schrecklichen Vorfälle, die sich auf einen verhältnismäßig beschäftigte drei Gehilfen. Zuleht, als das Geschäft die hohe Laden- i fleinen Bezirk zusammendrängen, beleuchten bligartig die Situation.

soas que sa summast

I

Weltschmuggel mit Rauschgiften.

Donnerstag, 10. März 1932

Bäume und Uferwege.

Sozialdemokratie für praktischen Naturschuh.

Der Preußische Staatsrat beschäftigte sich in einer seiner letzten Sizungen, in der er eine Reihe kleinerer Vorlagen behandelte, auch mit dem Gesetzentwurf, der die im Gesez zur Erhaltung des Baumbestandes und zur Erhaltung und Freigabe von Uferwegen im Interesse der Volks gesundheit vorgesehene zehnjährige Schutzfrist auf 15 Jahre ver längern will. Es war außerordentlich bemerkenswert, daß diesem Gesezentwurf gerade von den Vertretern der Deutschnationalen und der Volkspartei, die sich zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammen gefunden haben, widersprochen wurde.

Das Gesetz, so behaupteten die Vertreter der Arbeitsgemein schaft, sei überholt. Eine Verlängerung empfehle sich auch ins besondere desmegen nicht, weil es zu scharfe Eingriffe in die Eigentumsrechte enthalte. Mit Händen und Füßen wehre fich der Bauer gegen diese Bestimmungen. Es sei ein großer Unfug mit dem Gesetz getrieben worden. Häufig sei völlig zu unrecht in das Privateigentum eingegriffen worden. Die Stellungnahme der Deutschnationalen und der Boltspartei ist deswegen so be achtenswert, weil heute in Deutschland   und auch in Berlin   gerade die Personen, die am stärksten nach Heimat- und Naturschutz rufen, fast ausschließlich den Rechtsparteien angehören, also denselben Parteien, die den von ihren eigenen Anhängern geforderten Natur­und Heimatschutz in den gefeßgebenden Körperschaften unmöglich machen. Von sozialdemokratischer Seite wurde dann auch den Einwendungen der Arbeitsgemeinschaft widersprochen. Gerade jetzt sei eine Verlängerung der Schuhfrist notwendig, da die wirt­schaftlichen Verhältnisse der Waldbesizer so ungünstig lägen, daß zum Schaden der Volksgesundheit durch Grundstücksspekulanten die Parzellierung der Waldbestände betrieben werde. Solange das Städtebaugesetz noch nicht ergangen sei, fönne auf die bestehenden Schutzbestimmungen nicht verzichtet werden. Also war es wieder einmal die Sozialdemokratie, die wirklichen praktischen Heimatschuß trieb. Der Antrag der Ar beitsgemeinschaft wurde gegen die Rechtsparteien und einen Teil des Zentrums abgelehnt und der Verlängerung der Schußfrist nach dem Vorschlag des Ausschusses zugestimmt.

Die Verfehlungen des Notars. 1/2 Jahre Gefängnis wegen Unterschlagung und Untreue.

Das Schöffengericht Berlin- Mitte   verurteilte nach zweitägiger Verhandlung den Notar und Rechtsanwalt Dr. Hans & eld wegen schwere resp. einfacher Unterschlagung im Amte in vier Fällen, wegen Untreue in drei Fällen und wegen Betruges in drei Fällen zu 1 Jahr 6 Monaten Gefängnis unter Anrechnung von 84 Tagen Untersuchungshaft. In der Urteils­begründung hob der Vorfihende, Landgerichtsdirektor Rosemann, ganz besonders den schweren Vertrauensbruch des Ange­flagten als preußischen Notar hervor.

Der Staatsanwalt hatte gegen Dr. Keld drei Jahre Gefängnis und drei Jahre Ehrverlust beantragt. Menterit pitant war es, aus seinem Plädoyer zu erfahren, in welcher Weise Dr. Keid es verstanden hat, das preußische Justizministerium dazu zu kriegen, daß es seine Bedenken zurückstellte und ihn zum Notar ernannte. In unzähligen Gesuchen, die teils in pathetischer Weise abgefaßt waren, beschwerte er sich bitter darüber, daß ein Straf

Griechischer Bankier im ,, Rheingoldexpreß" verhaftet. verfahren, das einmal gegen ihn geſchwebt habe, ihn ein für alle

Sie haben ein Geständnis abgelegt. Daraus geht hervor, daß fie den Wagen des Chauffeurs dazu benutzen wollten, um mit diesem nach Perleberg   hinaus zu fahren. Hier wollten sie ein Bauerngehöft überfallen. Einer der Verhafteten, der 27 Jahre alte Herbert E13, war übrigens an dem geplanten lleberfall auf das Postauto det Lankwizer Post beteiligt.

Zu einer überraschenden Berhaftung aus dem Rheingold.| flärt worden. Die Täfer, vier junge Burschen aus der Gegend expreß heraus tam es auf dem Hauptbahnhof in Mannheim  . von Friedrichsfelde  , konnten ermittelt und festgenommen werden. Die Kriminalpolizei hatte erfahren, daß sich in dem Jug der grie­gische Bantier Eliopolous befand, der in dem Berdacht stand, mit der Bande des im Dezember vorigen Jahres in Berlin   ver­hafteten Rauschgifthändlers del Gracio, genannt Little Angy", in Berbindung zu stehen. Eliopolous tam von Rotterdam   und wollte nach Basel  . Die Polizei hatte davon erfahren und den Rhein­golderpreß unter Beobachtung gestellt. Als der D- Jug in Mann­ heim   einfraf, wurde der Grieche in seinem Abteil erster Klaffe feft­werden.

genommen. Er wird den Hamburger Kriminalbehörden zugeführt 20 Opfer einer

20 Opfer einer Gasexplosion.

Inzwischen ist von der Berliner   Rauschgiftstelle im Zusammen­hang damit ein neuer Schmuggelfall aufgedeckt worden. Es fonnte ermittelt werden, daß Ende v. J. ein Schiffstransport nach Tientsin abging, wobei sich auch riesige Mengen Heroin befanden. In Tientsin   wurde die Ladung aufgehalten und durch sucht. Dabei stieß man auf drei Schranktoffer, die doppel ten Boden aufwiesen. Zwischen diesen befand sich in zahlreichen Kilogrammpäckchen Heroin. Kriminalkommissar Thomas, der die Untersuchung leitete und auch im Dezember 1931 den Schlupf winkel des Afghanen in der Pfalzburger Straße in Wilmersdorf  aufstöberte, hatte von dem Abgang des Transports nach Tientsin  erfahren und dafür gesorgt, daß die Ladung aufgehalten wurde. Mit der Festnahme des Finanziers der internationalen Schmuggler­bande, Elio polous, ist der Kriminalpolizei ein guter Fang ge glüdt. Die Sdymuggler find dadurch sozusagen ihres Kopfes beraubt.

Gasläuterungstank in die Luft geflogen.

Camden  ( New Jersey  ), 9. März. Bei der Explosion eines Gasläuterungs­tanks der hiesigen Gasanstalt sind 20 Arbeiter, die mit der Reinigung des Tanks beschäftigt waren, ums Leben gekommen. 16 Leichen sind bereits geborgen. handelt, der dadurch entstanden ist, daß ein Funke von einem Werkzeug auf das mit Schwefelsäure getränkte Reinigungsmittel übersprang.

Man vermutet, daß es sich um einen Betriebsunfall

Familie in Erfticfungsgefahr.

Mal zu einem Verbrecher stempeln solle. Er bedauere es, erklärte er, daß das Strafverfahren wegen der von ihm angeblich ver­untreuten 20 000 Mart Mündelgelder nicht durchgeführt worden sei. Er hätte zweifelsfrei seine Unschuld bewiesen. Nun, da durch einen töniglichen Gnadenerlaß das Verfahren niedergeschlagen worden sei, soll er bis an sein Lebensende büßen. Ist das die Kriminalpolitik der Republit? Selbst ein Verbrecher, dem eine Bewährungsfrist zugebilligt werde, befinde sich in besserer Lage als er. So ging es feitenlang. Bis das preußische Justizministerium ihm Gehör schenkte und ihn zum Notar ernannte.

Dr. Keld hat übrigens zum Schluß der Verhandlung seine Sprache wiedergefunden und sich in bewegten Borten noch einmal auf seine Krankheit berufen; von all den ihm zur Last gelegten Berfehlungen wisse er nichts. Die Zeugen ließen aber auch nicht den geringsten Zweifel darüber, daß der Berdacht, den er gegen feinen Bürovorsteher ausgesprochen hatte, vollkommen ungerecht fertigt mar; in mehr als einem Falle hatte dieser mit den ein­gegangenen Geldern überhaupt nichts zu schaffen gehabt, sie waren unmittelbar in die Taschen des Dr, Keld geflossen.

Die Bauernheide für die Borsig- Sparer.

Wie wir schon mitgeteilt haben, sollen, die Borsig- Sparer, die insgesamt 2,8 bis 2,9 millionen zu fordern haben, bei der Abwic­lung ihrer Forderungen voll befriedigt werden. Kleinforderungen bis zu 500 m. werden vorweg voll ausgezahlt. Aus der Masse sollen die übrigen Sparkassengläubiger zunächst mit 20 Proz. und später noch 30 Prog. in bar erhalten. Die restlichen 50 Proz. sollen durch die Verwertung von Grundstücken später zur Auszahlung ge

Taxi- leberfall bei Staaten aufgeklärt. Der Plantanenstraße 27 in Niederschönhausen   in Brand. langen, die die Borsig G. m. b. H. zur Verfügung stellt,

Bierköpfige Friedrichsfelder   Kolonne gesprengt.

Der lleberfall, der sich in der Nacht zum Dienstag auf der Chaussee nach Staaten auf den Berliner   Tarichauffeur Bchr aus der Pannierstraße in Neukölln abspielte, ist jetzt aufge.

Durch Funkenflug aus einem schadhaften Schornstein geriet gestern nachmittag die Treppe einer zweistöckigen Villa in Das Gebäude war in furzer Zeit derartig verqualmt, daß der Frau des Hausbesizers und ihren beiden Kindern im Alter von acht und zwei Jahren, die sich in den oberen Räumen aufhielten, der Rüdweg ins Freie abgeschnitten mar. Der freiwilligen Feuerwehr von Niederschönhausen   gelang es, die in höchster Gefahr Befindlichen rechtzeitig aus ihrer verzweifelten Lage zu retten.

Wie mitgeteilt mird, handelt es sich um die sogenannte Bauernheide, ein zwischen dem Tegeler Gaswerf und dem Tegeler See   gelegenes parzellierungsreifes Gelände von 680 000 Quadratmeter, dessen Wert von Sachverständigen mit brutto 3 M. je Quadratmeter geschätzt sein soll. Den Spartaffengläubi. gern wird von der Firma empfohlen, den bisher schon

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