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zwischen der Familie Vorsig und einer Spezialfinna bestehenden Parzellierung�vertrag zu übernehmen,»in sich aus dem Erlös bezahlt zu machen. Der Ueberschuh aus der Abwicklung soll an die Borsig G. m. b. ch. zurückfließen.

% Mill. Wohlfahrisuniersiiitzte. Immer noch steigende Not in?erlin. Die Zahl der wohlfahrlserwerbslosen in Berlin das sind arbeitsfähige, arbeitslose Personen, die keinen Anspruch auf Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung und Srisensürsorze oder aus der Sonderfürsorge bei berufsüblicher Arbeitslosigkeit haben, eine Bescheinigung des Arbeitsamtes über ihre Eintragung in die Liste der Arbeitsuchenden besihen und aus städtischen Für- sorgemilleln laufend unterstüht werden ist im Februar lSZ2 wiederum gestlegen. Zkach der Stichtagzählung am 29. Februar lSZ2 betrug sie(ohne Botstandsarbeiter) 251 256 gegenüber 237 605 am Ende des Bormonats. Sie hat demnach um 5,7 Proz. zugenommen. Anter den am 29. Februar 1932 gezählten Wohlfahrtserwerbslosen befanden sich 7860 Fürsorgearbeiler, am Ende des Vormonats waren cs 8082. Gefängnis für Zugenderzieher. Uttels im Gütergoh-prozeß. Das Potsdamer Schöffengericht verur'cilte im Gütergoher Prozeß den Zugenderzieher Franz Stein wegen Sitllichkeitsver- brechen aus 88 176 Absah 3 und 174 Absah 1 zu 1 Zahr 2 Monaten Gefängnis. Der Haftbefehl gegen den Angeklagten wird mit der Maßgabe aufgehoben, daß er sich verpflichtet, nicht wieder Ins Aus- lond zu gehen. Drei Monate der Strafe muß der Angeklagte ver- büßen, für den Rest erhält er Bewährungsfrist. Bei seiner Vernehmung hatte der Angeklagt« erklärt, er habe keinerlei abnorme Neigungen. Seine Personalangaben ergänzt er dahin, daß er als Sechzehnjähriger freiwillig ins Feld gegangen und verschüttet worden sei. Obermagistratsrat K n a u t h, der einmal inGütergotz zu einer Besichtigung war. betonte, er habe von Stein den Eindruck eines energischen Mannes gehabt, der es verstehe, die Zungen zur Selbstdisziplin zu bringen. Der Nachfolger des Stein, Erzieher A r l t, der die A n z e i g« erstattet hatte, schildert als Zeuge, daß ihm sechs Jungen erzählt hätten, daß der frühere Erzieher sich an ihnen oergangen hätte, nachdem sie ihn, den Zeugen, erst gefragt hätten, ob Stein ihnen noch schaden könne. Da die Jungen trotz wiederholter eindringlicher Fragen bei ihrer Aussage blieben, habe er die Anzeige erstattet. Dann wurden die fünf Jungen vernommen, an denen der Angeklagte Stein stch vergangen haben soll. Alle fünf Jungen machen Aussagen, die den Angeklagten erheblich belasten, verwirren sich aber teilweise in W i d e r s p r ü ch e. Der junge Raddatz gibt auf Fragen des Sachverständigen in drolliger Weise zu, daß er sehr oft geschwindelt habe, worauf der Vorsitzende und andere Prozeß- beteiligte ihn immer wieder eindringlich fragen, ob er denn jetzt auch wirklich die Wahrheit sage. Es tue ihm kein Mensch etwas, wenn er früher gelogen habe, wenn er nur jetzt die reine Wahrheit sage. Der Junge blieb aber wie die übrigen Knaben bei seiner belastenden Aussage. Fsugblativerbrelker ist veraniworiltch. Ein grundsätzliches, aber wie wir glauben, sehr ansecht- öares Urteil über die Frage, ob die Verteiler von Flugblättern jemand glauben dürfen, daß die zur Verteilung ihnen übergebenen Flugblätter von der Polizei genehmigt worden sind, fällte das Schnellgericht. Am Sonntag nahm die Polizei einen Mann fest, der Flug- blätUr verteilt hatte, die der Polizei nicht zur Genehmigung vorge- legt worden waren. Aus diesem Grunde wurde er unter Anklage gestellt. Er behauptete, die Flugblätter von einem Wohl- fahrtsvorsteher erhalten zu haben, der ihm ausdrücklich erklärt habe, daß die Flugblätter bisher nicht verboten und Schere­reien mit der Polizei nicht zu erwarten seien. Mit dem Staats-

Um Äs« Arbeitsdiensto Diskussionsthema bei dar ArbaitarwoltlMkrt.

3n einer Fpnklionärverfammlung der A r.b e i k e r w o h l- fahrt im Rathaus Reukölln sprach Genosse S e g a w e vom Landesarbeitsamt Brandenburg über den freiwilligen Arbeitsdienst. Nach Ende des Krieges entstand der Gedanke der Arbeits- d i e n st p f l i ch t besonders in wehrfreundlichen Kreisen, die damit einen Ersatz für die Militärdienstpflicht schaffen wollten. Der Ge- danke erhielt im Jahre 1930, als die Arbeitslosigkeit in ungeheurem Maße anschwoll, neuen Antrieb. Phantastische Pläne entstanden, die das Unmöglichste von der Arbeitsdienstpflicht erhofften, man glaubte nicht weniger als die Arbeitslosigkeit damit beheben zu können. Aber aus den Verhandlungen, die zwischen Vertretern der Unternehmer und dem Reichsarbeitsministertum geführt wurden, er- gab sich allerdings ein anderes Bild. Ueber die Kostenfrage ließ sich überhaupt keine Einigung erzielen, da die Berechnungen sehr weit auseinandergingen. Die Gutachtertommission stellte fest, daß Kapital für die Arbeitsdien st Pflicht nicht vor- Händen sei und empfahl die Einführung eines freiwilligen Ar- beitsdienstes. Von der Reichsregierung wurde dieser Entwurf In die zweite Norwerordnung eingebaut und die notwendigen Durch- führungsbestimmungen erlasien. Danach soll auf dem Wege des freiwilligen Arbeitsdienstes nur gemeinnützige und zusätzliche Ar- bxiten ausgeführt werden. Es fei allerdings zu bendenken, daß zum Beispiel die Kommunen heute überhaupt kein Geld mehr haben und daher fast alle Arbeiten zusätzliche sind. Träger der Arbeit sind gemeinnützige Körperschaften und ver­bände. Kommunen. Sportvereine usw.:. Träger des Dienstes können alle Organisationen sein, die für eine ordnungsgemäße Durchführung der übernommenen Arbeilen Gewähr leisten. Dom Landesarbeitsamt Brandenburg sind bis jetzt 50 Genehmigungen für freiwilligen Arbeitsdienst er-

teilt worden. Die Arbeiten wurden durchgeführt bei Kommune». Sportvereinen, Siedlungsgesellschaften, Bodenverbesserungsgenossen- schaften, kirchlichen Vereinen usw. Die Arbeitsdienstwilligen erhalten freie Kost und ein Taschengeld, eine besondere Bezahlung für die Arbeit erfolgt nicht. Vom Träger der Arbeit sind auch Hin- und Rückfahrt zum Arbeitslager zu zahlen? dafür, wie für andere Schutzbestimmungen für den Arbeitsdienstwilligen habe» besonders die Gewerkschaften gesorgt. Der Redner vertrat zum Schluß die Ansicht, daß die freiwillige Arbeitsdienstpflicht, wenn man sie unter dem Gesichtspunkt der Ankurbelung der Wirtschaft betrachtet, eine Spielerei sei, ein Antrieb der Wirtschaft ist von diese Seite nicht zu erwarten. Allerdings sollte man bei geeigneten Gelegenheiten, da die Einrichtung nun einmal besteht, auch davon Gebrauch machen. In der Diskussion, geleitet von der Genossin K u r g a ß. beschäftigte man sich sehr lebhaft mit dem Für und Wider des frei- willigen Arbeitsdienstes. Einmütigkeit bestand darin daß man die Gefahren der Lohndrückerei, die natürlich bestehen, ab­wenden müsse. Aber auf der anderen Seite dürfe um auch nicht übersehen, daß heute viele junge Menschen einfach aus dem Drange heraus, endlich einmal wieder arbeiten zu dürfen, zum frelwwigen Arbeitsdienst kommen. Eine große Zahl der Jungen ist auch froh, auf diese Weise aus mißlichen Familienverhältnissen einmal auf eine Zeit herauszukommen. Sollen wir d'e jungen Menschen in die Hände unserer Gegner laufen lasten? Denn wir dürfen nicht über- sehen, daß in den Arbeitslagern«ine starke politische Beeinflussung erfolgt. Stark betont wurde rber auch, daß zum Beispiel die Werkkurse der Stadt Berlin viel mehr für die arbeits- lose Jugend getan haben als der ganze Arbeitsdienst zusammen. Diese Wertkurse sind, da sie arbeitserziehender Natur sind, von viel größerer Bedeutung für den Jugendlichen, da sie ihn in die Lage setzen, bei ansteigender Wirtschaftsentwicklung wieder in seinem Berufe Tüchtiges zu leisten.

anwalt war das Gericht der Meinung, daß Flugblottverteiler nie- wanden Angaben über die Genehmigung glauben dürfen, und daß sie selbst auch bei der Polizei nachprüfen müssen, ob das Propa- gandamaterial tatsächlich genehmigt sei. Der Angeklagte wurde daher zu zwei Wochen Gefängnis verurtellt. Wie uns dünkt ein recht zweischneidiges Urteil. Man kann unmöglich den vielen tausend Flugblattverteilern zumuten, sich jeweils bei der Polizei zu erkundigen, ob ihr Flugblatt genehmigt ist: der Polizei würden die vielen Anfragen bestimmt bald über werden.

Dieb des Hawai-Maniels ve: hastei. Ein Student aus Söttingen. Dresden , 9. März. Unker dem verdacht, der Dieb des aus dem Ethnologischen Justllul in Göiiiugen gestohlenen hawaischea Königsmantels zu fein, ist der feit der Entdeckung des Diebstahls aus Göltingen flüchtige Student Pfleg har von der Dresdener Kriminalpolizei in einem Dresdener Hotel ermittelt und verhaftet worden. Der Königs- mantel konnte jedoch noch nicht lermittelt werden.

1. Vorsitzenden des Vereins wurde Geheimrat Dr. Demut h, zum 2. Vorsitzenden O. ermogistratsrat Marquardt, Leiter der Volks- Hochschule Groß-Berlln, gewählt.

Arveiisgemeinfchast Geistige Noihilfe. Auf Anregung aus Kreisen der Wohlfahrt und des Bildungs- wesens ist als Zusammenfassung der Bestrebungen für geistige Ver- sorgung der Erwerbslosen in Berlin der DereinArbeitsge­meinschaft Geistige Nothilfe Berlins" gegründet worden. Der Perein will in Form einer Auskunsts- und Vermitt- lungsstelle alle Veranstaltungen und Ankündigungen der in Rede stehenden Art erfassen und soweit nötig miteinander in Ein- klang bringen, Auskunft erteilen, geeignete Räum« vermitteln, frei- willig« Mitarbeiter für Erteilung von Unterricht, Vorträgen usw. nachweisen und etwaige Sonderveranstaltungen durchführen. Zum

Abschied von Emil Ryneck. Im KrematoriumBaum schulen weg wurde Mittwoch- nachmittag die sterblich« hülle des Genossen E m i l R y n c ck. des langjährigen Mitarbeiter» der Vorwärts-Druckerei, den Flanunen übergeben. Zahlreiche Parteigenossen, darunter Vertreter des Partei- Vorstandes und Abgeordnete des Preußischen Landtages , hatten stch eingefunden, um dem Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen. Ein Freund der Familie schilderte in schlichten Worten den Verstorbenen als Mensch und Kämpfer, der Jahrzehnte hindurch in treuer Kampf- gemeinschaft an der Seite seiner Gottin, der Landtagsabgeordneten Elfriede Ryneck , in der Arbeiterbewegung gewirkt hat. Der Betriebs- ratsoorsitzende der Vorwärts-Druckerei entbot dem Dahingeschiedenen im Namen der Geschäftsleitung und des Personals der Vorwärts- Druckerei sowie im Auftrage des Gauvorstandes der Berliner Buch­drucker letzte Grüße. Das Andenken des Verstorbenen ehrten ferner Vertreter der Volksbühne, der 99. Abteilung der Sozialdemokra­tischen Partei und des Reichsbanners SchwarZ-Rot-Gold. Quartett- gesang umrahmte die Gedächtnisfeier. Unter den klängen der Trauermusik versank der reich mit Kränzen mit roten und schwarz- rotgoldenen Schleifen geschmückte Sarg.»

Eine Markthalle feiert Jnbiläum. Die Markthalle XI am Marheineke- Platz feiert in einigen Tagen ihrlOjähriges B e st e h« n. Denn am 15. März 1892 wurde sie der Oeffentlichkeit übergeben. Die Seßhaftigkeit der Standinhaber legt das beste Zeugnis für ihre Inanspruchnahme ab: können doch einige Standinhaber mit der Markthalle zusammen ihr svjährlges Jubiläum feiern. Das Interesse der Bevölkerung zeigt gerade jetzt, welche wirtschaftliche Bedeutung die Markthallen ! noch immer besitzen.

/ius dvm Russischen übertragen von Werner Bergengruen . Sie machen sich ja keine Vorstellung �davon", sagte er, wie viele alleinstehende Mädchen es gibt. So jung, so schütz- los. Niemand denkt daran, für sie einzutreten. Ja, was glauben Sie wohl, wer nimmt sich denn eines Mädchens an, wenn irgend jemand hinter ihr her ist und ihr zu nahe tritt? Kein Mensch!" Dieses Gerede von den armen schutzlosen Mädchen kam mir etwas sonderbar vor, und ich wollte schon an eine fixe Idee glauben. Aber weil sonst jede seiner Aeußerungen von Logik, Folgerichtigkeit des Denkens und gesundem Menschen- verstand zeugte, so ließ ich diese Annahme wieder fallen, be- sonders nachdem wir uns längere Zeit über allerlei ganz andere Themen unterhalten hatten. Aber dann kehrte mein neuer Bekannter doch plötzlich zu seinem Steckenpferde zurück. Besonders schwer haben es die jungen Jüdinnen. Wie die Leute hinter denen her sind! Entsetzlich! Wenn sie in Petersburg oder Moskau studieren wollen, dann müssen sie sich bei der«sttenpolszei als Prostituierte einschreiben lassen. Denken Sie doch, ein ganz junges Mädchen, noch fast ein Kind! Sie möchte gern studieren, sie kommt in die Residenz. und plötzlich heißt es: Bitte schön, lasten Sie sich dengelben nahan ini>rh»n Ki» ein« Brostituiertel Sonst: Ausweis-

Vorliebe für schutzlose Frauen hervorgerufen haben? War vielleicht jemand seiner Schwester zu nahe getreten, seiner Tochter oder einer seiner Verwandten, und hatte das für sein ganzes Leben eine Spur in ihm hinterlassen? Es fiel mir ein, daß es in unserer Zelle ja noch einige Leute gab, die mit Sikorski aus derselben Stadt nach Kursk gekommen waren. Ich knüpfte mit ihnen ein Gespräch an und erfuhr, daß Sikorski wegen Schändung seiner eigenen dreizehnjährigen Tochter verurteilt worden war. Als die Sache herauskam und Sikorski verhaftet wurde, da regnete es dutzendweise ähnliche Beschwerden. Vor Gericht kamen finstere Geschichten zutage und alle glichen sie einander aufs Haar. Mit allerhand Freundlichkeiten, gütlichem Zureden, freigebiger Bewirtung lockte er halbwüchsige Mädchen aus dem riesigen Gutsgebiet, dessen unumschränkter Herr er in Abwesenheit des Besitzers war, zu sich ins Haus und beging dann seine Schändlichkeiten. Dabei begnügte er sich nicht mit der Bevölkerung des ihm unterstellten Gutes: er pflegte Kinder und junge Mädchen aus den Nachbardörfern und -gütern in seiner Equipage spazieren zu fahren und sie schließ- lichzur Erholung" in sein Haus zu locken. So einfach enthüllte sich das Geheimnis dieses Mannes, der sich so viele sorgenvolle Gedanken um alleinstehende. schutzlose Mädchen machte! Noch nie war ich in Person einer lebendigen und noch dazu so illustrativen Figur aus Krafft- Ebings Werk begegnet. Die Stimmung in der Zelle wurde immer trübseliger. Unendlich langsam schleppte sich die Zeit, fest uns der Piiff und die Visite des Inspektors vom Dienst um drei Uhr früh wachgeristen hatte, bis zum Mittag hin. Besonders schwer erträglich war es insofern, als wir in dieser Nacht ins Ge» fängnis eingeliefert woxden waren und doch auch in der Nacht zuvor nicht hatten schlafen können. Hier durfte man sich nicht einmal hinlegen oder hinsetzen, geschweige denn schlafen. Wir begannen richtigen Hunger zu leiden. Die einfache und zu-

wieviel solcher Mädchen ich gerettet habe! General Dumbadse sie innerhalb vierundzwanzig Stunden ausweisen. Da habe ich viele junge Damen bei mir versteckt. Sie wußten schon, daß man bei mir immer ein Obdach findet, ich halte das schon oft gean." Er überließ sich einer träumerischen Nachdenklichtest und entfernte sich. Mir wurde es wieder ganz verdutzt zumut. Was sollte das heißen? Was für ein Drama hatte sich hier ab. gespielt? Was jüt ein Erlebnis mochte in ihm diese zärtliche

Sleich so hochwohlweise Gepflogenheit, nach der am Tage der Anlieferung ins Gefängnis noch keine Brotpottion ausge- geben wurde, brachte uns in eine böse Lage. Die sieben Ko- peken pro Mann, die der Estorte in Berwahrung gegeben waren, waren aus irgendeinem Grunde von der Gefängnis- verwastung noch nicht übernommen worden, und wir alle be- kamen an diesem Tage nichts zu essen. Viele machten sich an diewohlhabenden" Gefangenen heran, liefen von einem zum andern und bettelten um Brot, aber meistens verge�ich. Wenn man sehr großen Hunger, aber nichts zu essen hat.

dann tut man am besten, sich hinzulegen. Abgesehen davon, daß der Organismus in der Ruhelage ein Minimum an Energie verbraucht, vermindert sich dabei ohne Zweifel auch das Hungergefühl an sich. Aber nicht einmal diese gering- fügige Annehmlichkeit konnten wir uns zunutze machen. Hin- legen durfte man sich nicht, und so drückten wir uns bald in dieser, bald in jener Ecke herum, blaß und geschwächt von Schlaflosigkeit und Hunger. Plötzlich wurde die Zellentür überlaut aufgerissen. Der Aufseher kam, ein Kerl von riesenhaftem Wuchs, plump und grobschlächtig, mit bösartigem, verbissenem Gesicht, gewaltiger Nase, breiten Backenknochen und brutal vorstoßendem Kinn. Beim Gehen knickte er mit den Knien ein, als könnten die Beine die Last- dieses mächtigen Körpers nicht recht tragen. Seine Arme, die in ihrer Länge an Äorillaarme erinnerten, endeten in behaarten Tatzen von phantastischer Größe. Er blieb in der Tür stehen und schrie: Wer kann hier gut lesen und schreiben?" Zunächst meldete sich niemand. Es waren genutz Leute da, die lesen und schreiben gelernt hatten, aber wenige, die diese Künste wirklich vollkommen beherrschten. Warum gibt denn keiner einen Ton von sich? Vor- ifcten, wer gut lesen und schreiben kann! Drei, vier Mann! Sollen eine Schreibarbest machen!" Zwei traten vor, die übrigen machten Miene, mich vor- zuschieben. Geh doch, geh doch, du kannst es doch gut. Sicher sollst du von der Eskorte Brot übernehmen, sollst quittieren. Geh doch, geh doch!" Der Aufseher begann zu drängen: Na. wenn du es einmal kannst, dann komm doch raus, wozu stehst du noch da?" Bon den anderen geschubst, trat ich vor. Nun ging es den ausgedehnten Korridor entlang. Am Korridorend« an­gekommen, wurden wir tn die mächtige Gefängnislatrine geführt. Der Gestank in diesem ekelhast schmutzigen Raum war nicht zu ertragen. Die Klosetts im Gefängnis, die von vielen Gefangenen aus Unkenntnis oder Ungeschicklichkest nicht gerade m der üblichen Weise benutzt wurden,- waren unvorstellbar i ersaut. Auf den Sitzbrettern und auf dem Boden lagen haufenweise Exkremente herum. Ich rannte in den Korridor zurück. Hinter mir die anderen. Ich wandte mich an den Aufseher: Warum haben Sie uns hierhergehost?" (Fortsetzung folgt.)