Pfarrer segnet Nazi-Fahne. Scharfes Eingreifen kommunaler Polizeibeamten gegen Nazi-Strolche. Vor einiger Zeit hatte die Eiserne Front in Pritz- walk zu einer Kundgebung ausgerufen, die im Gewerkschostshaus stattfinden sollte. Schon lange vor Beginn der Veranstaltung waren zirka 2M Nationalsozialisten, die auf Motor- und Fahr- rädern aus der Umgebung herbeigekommen waren, erschienen, in der Absicht, den Saal zu besetzen und die Kundgebung zu sprengen. Zu ihnen gesellten sich eine Anzahl nationalsozialistischer An- Hänger, die aus dem benachbarten Städtchen Meyenburg ge- kommen waren, wo am Bormittag der dortige evangelische Pfarrer in der evangelischen Kirche trotz der Empörung zahl- reicher Einwohnerkreise eine N a z i f a h n e geweiht und gesegnet hatte. Der Versammlungsleiter Genosse Henkel- Pritzwalk forderte die Nazis auf, den Saal zu verlasien. Die Nazis kamen dieser Aufforderung nach, um sich dann aber vor dem Lokal wieder zu- sammsnzufinden und die zum Versammlungslokal führenden Straßen in der Absicht zu besetzen, alle zur Versammlung eilenden Männer und Frauen zurückzuhalten� Als chnen dies nicht gelang. versuchten die Erneuerer Deutschlands nach ihrer bekannten Mechode vorzugeben und schlugen hierbei wahllos auf Männer und Frauen ein. Als hierbei auch ein ganz harmlos des Weges kommender Lgjähriger Arbeiter und feine Frau in roher Weise niedergeschlagen wurden, war die Situation sehr bedrohlich, da die inzwischen ein- getroffenen Reichsbannerkameraden gegen die Stören- friede vorgehen wollten. Hierzu kam es dank der erfreulichen Energie der Polizeibeamten von Pritzwalk , die im Gegensatz zur Landjägerei sich eindeutig und unzweifelhaft zur Republik de- kennen, nicht. Als nämlich den Polizeibeamten beim Räumen der Straßen Widerstand entgegengebracht wurde, machten sie rücksichts- los vom Gummiknüppel Gebrauch, und so gelang es ihnen, die Straßen zu räumen und die Haupträdelsführer festzunehmen. Da- nach konnte die Kundgebung, in der die Genosien Heidemann- Berlin und Hildebrandt- Berlin (Polizei) sprachen, und die einen glänzenden Verlauf nahm, zu Ende geführt werden. Schon am selben Abend zeichneten sich in die ausgelegten Eisernen Bücher über 4M Männer und Frauen ein. Die zuerst bei den Nationalsozialisten bestandene Absicht, auch die am Abend stattfindende Kundgebung der Eisernen Front in Meyenburg , in der Genosie Hildebrandt- Berlin lPolizeii sprach, zu stören, war chnen nach dem Empfang, der chnen in Pritz- walk zuteil wurde, vergangen. Die Kundgebung in Meyenburg verlief ungestört und war ebenfalls ein glänzender Erfolg. Ueber die skandalösen Vorgänge des evangelischen Pfarrers wird von feiten der Ortsleitung in Meyenburg alles weitere ver- anlaßt werden.
Hakenkreuz im Wartesaal. Nächtliche pöbeleien gegen Reisende. Genosse Artur Crispien schreibt uns: Auf einer Versammlungstour im Wcchlkampf um den Reichs- Präsidenten mußte ich nachts ein paar Stunden im Wartesaal des Bahnhofs in H a n n o o e r auf den Anfchlußzug warten. Zwischen ein und zwei Uhr erschien eine Gruppe Hakenkreuzler. Man er-. könnte sie sofort. Sie fetzten sich in meiner Nähe um einen Tisch i und führten eine sogenannte„Unterhaltung". Das heißt, sie er- gingen sich in antisemitischen und verleumderischen Beschimpfungen der Sozialdemokratie. Da, geschah absichtlich so laut, daß die Umgebung es hören mußte. Nach einer Weile wurde es mir zu dumm. Ich stand auf, in der Absicht, die Bahnhofspolizei zur Feststellung der Schimpfenden herbeizuholen. Da riefen die Hakenkreuzler so laut hinter mir her:„Achtung! Da geht der Sozialdemokrat Crispien" usw., daß alle Gaste des Wartesaals zusammenliefen. Auch ein Beamter der Bahnhofspolizei erschien jetzt auf der Bildfläche. Ich ersuchte ihn um die Aufnahme der Personalien der schimpfenden Haken- kreuzler. Die waren aus einmal recht klemlaut geworden und logen, daß sie sich nur unter sich unterhalten hätten. Ein Kellner, de» bei seinem Nachtkaffee dicht neben mir sah, erklärte auf meine Frage ob ich mich darauf berufen könnte, daß er die Beschimpstm- gen der Sozialdemokratie gehört habe, e r habe nicht, gehört! Eine Frau dagegen gab chre Empörung über„das lümmelhafte Betragen der Hakenkreuzler" offen zu erkennen. Aus den Per- sonalien ergibt sich, daß es sill) nicht um Fahrgäste gehandelt hat, sondern um in Hannaver wohnhaft« Hakenkreuzler, die den Wartesaal wohl nach der Polizei stunde aufsuchten, um zu zechen und die Gelegenheit zu benutzen, Reisende zu beschimpfen. Es ist ein Skandal, daß das fast eine Stunde lang geschehen tonnte, ohne daß ein für die Ordnung im Wartesaal Verantwort- licher einschritt, so daß man auf seine Selbsthilf« angewiesen war. Schließlich ist doch ein Wartesaal keine Kaschemme, aus der Fahrgäste vor Radaubrüdern weichen müssen.
Shaw in der Volksbühne �Androklus und der Löwe"
Alles hat sein lächerliches Gegenspiel, sogar die Märtyrerbereit- schaft des Schneid erleins Androklus. Er fürchtet sich nicht vor den Löwen der Wüste, sondern nur vor dem Keifen seines allzu dick ge- wordenen Weibes. So ist der erste Akt der Gedankenposse, die Bernhard Shaw um das Problem des Religiösen schrieb, der Wüstenakt, ein kostbares Stück Ironie. Man meint, auf dem Theater wäre die Persiflage des Religiösen nicht möglich. Aber es wird trotzdem versucht. Alles hat seinen Gegensatz, aber nicht so. daß der Gegensatz von Tapferkeit die banale Feigheit ist. nein, dieser Gegen- satz ist die Naivität, die gar nicht auf die Idee des Feigseins kommt, es ist die Sicherheit im Glauben an die gute Natur— nicht der Menschen, sondern der Bestien. Alle Kontraste, besonders die des religiösen Glaubens und Unglaubens, lösen sich hernach aus, indem die verzwickte Natur kontrastiert wird gegen die große unzweideutige Schlichtheit. Der Glauben, dieses wichtige Seelenfundament, hat seinen wirklichen Gegensatz nicht in dem Spießerunglauben und im philiströsen Zynismus, sondern allein in solcher Lauterkeit. Es ergibt sich die Erfahrung, daß hinter den großen Motiven des Welt- gefchehens als Hauptmotive die kleinen Lumpereien und Lappalien wirken. Daran sind aber nicht schuld die aufrichtig Gläubigen, son- dern die Glaubensbonzen und Generalpächter der Frömmigkeit. Daß Shaw mit dem religiösen Problem so spielt, ist sehr kühn. Es sehnt sich die ganze Horde der Urchristen danach, vom römischen Heidenkaiser den Gladiatoren und wilden Tieren vorgeworfen zu werden. Diese Hysterie des Religiösen soll den tragikomischen Stoff liefern, und man spürt, wie delikat die Sache ist. Die Märtyrer dürfen nicht pathetisch sein, ihre Feinde dürfen nicht allzu ekelhaft werden. Auf beiden Seiten muß etwas sympathische Menschlichkeit bleiben.• Dieser geistreiche Groteskstil gelingt im allgemeinen. Erster Akt: die Rüpelszenen zwischen dem Schneiderlein Androklus, seinem Ehetoloß und dem Löwen . Das ist«in lustiger Austakt, bei dem sich schon zeigt, daß ein Wüstentier vor der Menschengüte wie ein Lämmchen werden kann. Im zweiten und drttten Akt steigert sich die GrottZke bis zur welthistorischen Symbolik. Der römische Heidenkaiser würde mit den religiösen Schwärmern leicht fertig werden. Aber da tritt chm ein merkwürdiges Monstrum entgegen, ein Muskelriese mit Engelsgemüt und Engelssehnsucht. Wo dieses Ungeheuer hingreist, gibt es zerknackte Knochen. Dieser Kontrast zwischen Körper und Geist wird persifliert. Der Kaiser, der den
merkwürdigen Mann in seinen Dienst nehmen möchte, weiß nicht, ob er sich halten soll an den Totschläger oder an den Missions- Prediger. Wenn schließlich Löwe und Schneiderlein einen sanften Reigen wie ein beglücktes Paar tanzen, dann erweist sich endgültig die Ueberlegenheit des Dogmas: Das Heldentum ist immer eine Berrückthett, das friedliche Phllistertum ist immer eine Vernünftig- keit. Dann geht das Rechenexempel wieder nicht so eindeutig auf. Irgendwo bleibt bei Shaw ein Schlsupfwinkel für die Skeptiker in beiden Lagern. Shaw grinst: Bildet euch doch nicht ein. daß ihr so geradlinig aus dem labyrinthischen Problem herausfinden werdet. Das Paradox zwischen dem Besten und den Bestien kann nicht durch einen schäbigen Kompromiß entschieden werden. Irgendein Krieg wird nötig sein, es sei denn, eine der Parteien ist gerissen genug. um die andere vollständig übers Ohr zu hauen. Die Schauspieler müssen es dick hinter den Ohren haben, um die zwiespältige Gedankenposse richtig zu spielen. Sie dürfen nicht bloß ulken, sie müssen auch orakeln. B r e s f a r t läßt nicht nur. weil er so still und pfiffig die unbewußte Courage spielt, eine so behagliche Laune aufkommen. Es scheint immer, daß in der Rolle und dem Darsteller mehr drin steckt, als sie beide hergeben. Bressart spielt ein etwas Dämmeriges, etwas Unfaßbares. Der kleine Verstand könnte es nicht fassen, daß nur der Trottel glückli6> fein soll. Das wäre zuviel Lohn für ein Nichts. Also versteckt sich Bressart sehr hübsch hinter einer tiefsinnigen Geheimnistuerei. 5?ed- wig Mangel ist als Ehekreuz des Schneiderleins das geschwollene und gequollene Laster von körperlichster Vollkommenheit. Das ist gut so, denn sie braucht wirklich für ihre Rolle nur den Bauch und die Hllftengebirge. Ferdinand Hart spiest den Körperkoloß, der zugleich Träger der chrisllichen Demut sein soll. Er ist prachwoll in beidem. W a l l b u r g als Imperator, M e i x n e r als Märtyrer, der nicht selber leiden, sondern nur das Banditentum betteihen möchte, wirken als sehr willkommene Episodisten mtt. Das Stück hat verflucht schwierige Nebenrollen, die einen Hauptrollentokt forder», damit die Lächerlichkeit nicht ins Läppische umschlägt. Karcha w und Fräulein Drews wirken da hervorragend als Sinngeber eines dem Sinns nach noch gar nicht geklärten Geist- reichseins mit. Der Regisseur Martin hilft auch, und viel Hilfe ist notwendig, damit die Wortgefechte als lebendiges Theater und nicht nur als Tertbuchraketen zünden. Auch Tokumbetfches Dekoration hilft mit, damit diese Theaterlebendigkeit nicht einschläft. dkax Hocbdorl.
Brian d im Pantheon. Ein Gesetzesentwurf eingebracht. Paris , 10. März.(Eigenbericht.) Der Sarg mtt den sterblichen Ueberresten Briands ist heute vormittag von der Wohnung in der Avenue Kleber nach dem Außenminlsterium überführt worden. Der Uhrensaal des Ministeriums ist zu einer Totcnkapelle umgestastet, der Kalo- falk ist gegenüber dem Kamin mit der berühmten Uhr errichtet und wird von zwei Kandelabern flankiert. Nach der Aufbahrung er- schienen sämtliche Mttglieder der Regierung und verbrachten einige Mimiken der Andacht vor dem Sarge. Der radikale Abgeordnete Grasten hat in der Kammer einen Entschließungsantrag eingebracht, der die Ueberführung der Leiche Briands in das Pantheon verlangt.
De Valera Ministerpräsident. Als Führer einer Minderheitsregierung. London . 10. März.(Eigenbericht.) Zn Irland hol am Mittwoch de valera die Regierung und smlt die Staatspräsidentschaf« übernommen. Seine Zahl erfolgte in dem neugewähllen Parlament mit LI gegen S Klimmen. De valeras Kabinelt ist ein rein nationalistisches Ministerium, das aus die Unterstühung anderer Parteien an- «wiesen ist. Soweit sich die neue Regierung die Behebung so- ialer Hebel und die Milderung der Arbeitslosigkeit zur Aufgabe ellt. wird sie auch bei der Arbeiterpartei� Unterstützung »den.
Renovierung oder Aeubau. Die Zukunft des Stuttgarter Schlosses. Als da» Alle Schloß in Stuttgart niedergebrannt war. hat Reichspräsident von Hindenburg eine einmalige Spende von 100 000 Mark aus seinem Verfügungsbettage bewilligt, um zum Wieder- aufbau dieses geschichllich bedeutungsvollen, künstlerisch stark sprechenden Baudenkmals beizusteuern. Seit dem Brande aber geht auch der Streit der Meinungen hin und her, ob man in der Tat das Alt« Schloß so. wie es war, wieder aufrichten soll. Ein paar hervorragende Baukünstler sind einhellig dafür. Theodor Fischer w München schreibt:„Daß das Schloß«in Ganzes wieder werde, wie es ein Ganzes war. darauf kommt es wohl an. Die Wiederergänzung also scheint mtt gefühlsmäßig selbstverständlich. Allenfalsige Bedenken, gegründet auf die Erfahrungen bei älteren Denkmalserneuerungen, können im Hinblick auf die heutige Denk- malpflege, die jede Fälschung ängstlich vermeidet, vernachlässigt werden." Aehnlich wie Fischer urteill Prof. Paul Bonatz in Stuttgart . Prof. Paul Schmillhenner in Stuttgart schreibt:„Das Wesent- liche des Bauwerks kann erhallen bleiben, ohne Zugeständnisse auf Kosten der Zweckmäßigkell zu machen. Dar Brand hat alle späteren untüchtigen Dachaufbauten und Kamin« mit dem Dach zerstört, und e» wttd«in gereinigte» Dach von gewaltiger Eindringlichkeit ent» stehen."— Regierungsbaumeister Dr.-Ing. Döcker in Stuttgart möchte hier eine Ruhmes- und Ehrenhalle der bedeutendsten Geister Schwabens sehen:„Der abgebrannte Teil wird nicht wieder be-- gestellt. Man braucht keine Wohnungen, keine Diensttäume für Behörden, und Museumsräume baut man zweckvoller und bill'gei — neu! Die ruinenhafte Front des Ostflügels gegen d'en Karlsplotz kann mit vielleicht wenigen Abänderungen zur geschichtliche:, Cr- innerung bestehen bleiben. Der die Ehren- und Ruhmeshalle bildende Raum entsteht durch die ragende äußere und innere, etwa 18 bis 20 Meter hohe Mauer des ausgebrannten Ostflügels." Die Weltgettunfl deutscher Wissenschast. Der Botaniker de Candolle hat die geistigen Hochleistungen nach ihrer Verbreitung einmal dadurch zu bestimmen gesucht, daß er die Anzahl der auswärtigen Mitglieder zählte, die die bedeutendsten Akademien der Wissenschaften hatten. Ein ähnliches Verfahren hat Alfred Schwoner für die Gegenwart angewendet, indem er die aus- wärtigen Mttglieder-der Akademien von Berlin , London und Paris im Jahre 1909 zählte und durch die Zahlen der Nobelpreisträger für Physik, Chemie und Medizin aus der Zeit von 1901 bis 1930 ergänzte. In den von ihm gewonnenen Ergebnissen steht beide Male Deutschland an der Spitze. Von den auswärtigen Mitgliedern entfielen 22 Proz. auf Deutschland , und erst an zweiter Stelle kommt England mit IS Proz. Bei der Verteilung der 90 Nobel- preise gebührt Deutschland bei weitem der Vorrang mit 29 Proz., während erst in größerem Abstand England mtt 18 Proz. und Frankreich mit 14 Proz. folgen. Die hohe Wettgeltung der deutschen Wissenschaft wird durch diese Ziffern eindringlich erwiesen, aber es bleibt frelllch fraglich, ob wir diese Spitzenstellung behaupten können, da die Lebensbedingungen der deutschen Wissenschaft durch die krttischen Verhällnisse so stark eingeschränkt und verschlechtert werden. Die neue Kamera. Die Gesellschaft für den guten Film hat ihre planmäßige Arbeit für die Fortexistenz guter älterer Filme und für die Pionier- arbeiten des ringenden Films in der Kamera aufgeben müssen. Die Spesen scheinen zu groß gewesen zu sein. Inzwischen fährt das Experimentierkino Unter den Linden Irgendwie fort, den Traditio- nen treu zu bleiben. Man sieht dort setzt„Impressionen aus Marseille " von dem bekannten Photographen M o h o l y- Nagy Es sind nicht die üblichen Postkartenbilder berühmter Ge- käude und abgegriffener Sehenswürdigkeiten, sondern mtt den Augen des Künstlers geschaute Wesenszüge der großen Hafenstadt. Nichts Offizielle» und Dekoratives, aber höchst intime Einblicke in die engen, malerischen und schmutzig«, Straßen, photographische
Köstlichkeiten vom Hafen und aus den Winkeln. Dann folgten im Wiederaufnahmeverfahren ein paar stumme Filme aus seiner besten Zeit, die Harald Lloyd und Bebe Daniels („Das Mädchen für alles"), Buster K e a t o n(„Wasser hat Balken") und Charlie Chaplin in seinem P i l g e r f i l m Gelegenheit gaben, ihre zwerchfellerschütternde groteske Kunst in vollster Wirkung zu er- neuern. Chaplin hat neulich erklärt, daß«r überhaupt nicht mehr im Film auftreten will, da ihm der Tonfilm nicht paßt. Ewig ' schade darum! Um so notwendiger wird es sein, diese prachtvollen stummen Filme am Leben zu erhallen. r.
Wohin mtt dem Wein? Die internationale Weinkonferenz, die „ in Paris getagt hat. stand unter dem Eindruck einer lieber- ..lutung mtt diese.» köstlichen Naß, die dem Geschäftsgang außer- ordentlich hinderlich ist. Nach einem Bericht der Konferenz ist die Weinerzeugung innerhalb von ZG Iahren um 34 Millionen Hekto- liier gestiegen, während der Weinverbrauch in den letzten fünf Iahren um SS Liter auf den Kopf der Bevölkerung gesunken ist. Trotzdem werden immer noch neue Weinpflanzungen angelegt. Das internationale Wcinbüro lenkt daher die Aufmerksamkeit der fran- zösischen Regierung aus die schweren Gefahren dieser Lage, die zu einem völligen Ruin der Weinbauer führen können. Man erwartet, daß nach der Aushebung des Alkoholverbots in Finnland auch die Vereinigten Staaten bald wieder die„Trockenheit" ausheben und dadurch den Weinbauern zu Hilfe kommen werden. llraufführungeu aus Schnitzlers Räch laß. Ende März findet in Wien eine Gedächtnisfeier für Arthur Schnitzier statt, bei oer eine Reihe unbekannter Arbetten aus seinem Nachlaß in der Inszenierung seines Sohnes Heinrich zur Aufführung kommen sollen. In einem Einakter„Anatols Größenwahn" soll Leopold Kramer der erste Vertreter der Tttelrolle im Anatolzyklus, den gealterten Anatol spielen. Ferner will man ein« tragische Posse„Die Modernen", einen Einakter„Die Gleitenden" und zwei dramatische Dialoge „Eine überspannte Person" und„Halb zwei" ausführen. Preußens Hundertjährige. Bis zum Ende des Jahres 1931 haben, nach- einer Veröffentlichung des Preußischen Statistischen Landes- amtes, 141 Personen in Preußen bei Vollendung des 100. Lebens- jahres von der Staatlichen Porzellan-Manufaktur die vorgesehene kunstvolle Porzellantass«, sowie in Fällen von Bedürftigkett ein Geldgeschenk erhalten. Darunter befinden sich 13 Personen, die bei der Einführung(192S) bereits 101— 104 Jahre all waren. Rechne- risch ergibt sich in dem siebenjährigen Zeitraum ein Iahresdurch- schnitt von 18 Fällen. Das Jahr 1926 überschreitet diesen Durch- schnitt mit 21 Fällen um ein Geringes. Den Rekord der Hundert- jährigen hält Ostpreußen mit weitem Vorsprunge vor allen anderen preußischen Provinzen. Zilmstreik In Agram. Wie aus Agram berichtet wird, hat ein« außerordentliche Generalversammlung der Filmverleiher und Kino- besitzer fiir den 13. März den Kinostreik als Protest gegen das neue Filingefetz beschlossen. Auch die Einfuhr der ausländischen Ton- filme ist durch das Gesetz auf das schärfste gefährdet. Das Gesetz be- sagt nämlich, daß Filme,„die auf Geiühl und Seele ungünstig ein- wirken", oder„eine starke Wirkung auf die Phantasie ausüben", oder „ohne ethischen und äschetischen Inhalt sind", der Beschlagnahme ver- fallen. Diese Bestimmungen seien so allgemein, daß durch die Be- rufung aus sie die meisten Filme verboten werden können. Der Vorstand des Verbandes Berliner Blionenleiter bat Direktor Eugen Robert einstimmig zum ersten Vorsitzenden des Verbandes für die laufende Aimtspmode gewählt. Zweiter Vorsitzender bleibt Direktor Heinrich Nest. Zu den Borstandsmitgliedern wurde Generaldirektor Alsred R a t t e r zugewählt. Der Dibliotheksbau des Deutschen Museums serlig. Wie in einer Vorstandssttzung des Deutschen Museums in München mitgeteilt wurde, ist geplant, die neue Bibliothek am 7. Mai zu eröffnen. Im Zentroliustlint sSr Eriiehnng und Unterricht, Potsdamer Str. 120, wird Donnerstag eine Ausstellung eröffnet, die eine fast originalgrvste Kopie des Mailänder Abendmahles von Lionardo da Binci zeigt. i Sie ist von Robert Richter 1030/1331 in Mailand ausgeführt. Die Aus- ! stcllung ist bis zum 3. April alltags von 10 bis 18 Uhr, Sonntags von II bis 14 Uhr geöffnet. Die.Liesouan," /Vereinigung für produktive Künstlerselbsthilfe) bat ihre K. Veranstaltung Freitag, 8 Uhr, im„Haus der deutschen Presse'. Die Bibliothek Dr. Kasta» wird am IS. März bei Max Perl zur Ver- steiaerung kommen. Dr. Kastan, der Senor der Berliner Journalisten. 1 der im Oktober starb, hatte bestimmt, daß seine Bibliothek zugunsten der Wohlsahrtskassen des Vereins Berliner Presse versteigert werde. Die Bibliothek, die bei Perl ausgestellt ist, umfaßt die verschiedenartigsten Gebiet«.