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Fünf Wege für einen Schein. Noch einmal: Siedler and Neichsbahn. Ein ,.Vorwärt»"»Leser schreibt uns: Die Notiz desVorwärts"Die Reichsbahn gegen die Siedler"_ vom 6. März 1932 läßt es geraten erscheinen, einmal aussührlich i über die Schwierigkeiten zu sprechen, welche jeder Siedler überwinden muß eh« er in den Besitz einerBescheinigung zur Erlangung her Fahrpreisermäßigung für Kleingärtner" tomnu. Ohne diese Bescheinigungen gibt es keine Siedlertarten am Schalter. Alljährlich müssen diese Be- scheinigungen erneuert werden und kosten setzt pro Stück 50 Pf. Will nun der Siedler für sich und seine Angehörigen Bescheinigun- gen beschaffen, bedarf es der Ausfüllung eines vorgedruckten An- tragsfor mulars Da dieses Formular aber von zwei ver- schiedenen Stellen beglaubigt und gestempelt werden muß, lostet der Berechtigungsschein 1,50 M. genau sogar 1,62 M. für den Siedler selbst, und nur die weiteren Scheine für seine unmittel- boren Familienangehörigen tosten nur 6t» Pf. das Stück Zur Cr- langung des Scheins sind meist fünf AZege erforderlich. Jedes Jahr wiederholt sich dasselbe Spiel auch für denjenigen, in dessen VerhSltniffen nicht die kleinste Aenderung«ingetreten ist. Die Wege sehen so aus: 1. Der Siedler holt sich für 2 Pf. auf einem Bahnhof ein Antragsformular und füllt es aus. 2. Der Siedler läßt sich von dem für seine Wohnung zuständigen Polizei- revier aus dem ausgefüllten Antragsformular bestätigen, daß die Angaben stimmen, kostet 50 Pf. und wird mit einer Stempel- marke und zwei Stempelabdrückcn verankert. 3. Der Siedler fährt zum Gemeindevorstand oder dem Polizeirevier des Ortes bzw. Bezirks, in dem er sein Besitztum oder Pochtland hat. Dort legt er leinen kauf- oder Pachtvertrag oder die Quittung über be- zahlte Grundvermögenssteuer vor und wird mit erneut unter- schriebenem und unierstemveltem Antragsformular wieder ensiasien natürlich nicht ohne 60 Pf. zu zahlen. 4. Der Siedler geht nun mit seinem Antragsformular, versehen mit zwei Stempelmarken und meist vier Mcrstempeln, zum Bahnhof, aber nicht etwa zum nöchstgelegenen. von dem er später fahren will, sondern zumzu- ständigen" Bahnhos der Strecke und gibt es mit den notwendigen Photos, und sovielmal 60 Pf., als Familienmitglieder in Frag« kommen, ab 6. Der Siedler Holl an dem festgesetzten Tag«, der ihm bei der Abgabe gesagr wird, seine Berechtigungsscheine ab. Soweit die Zuschrift unsere» Lesers. Man muß schon sagen. tomolizierter konnte die Sache nicht gemacht werden. Es muß möglich fein, hier zu einer Vereinfachung zu kommen, die nicht nur im Interesse der Siedler, sondern auch im eigensten Jnteresse der Reichsbahn liegen würde.

Wo die Sorge wohnt...

Die Ochtenberger Eisenbahnräuber. Bor dem Erweiterten Schöffengericht Lichten- berg hatte sich die neunköpfig. Band« zu verantworten, die im oergangenen Jahre unzählige Diebstähle an fahrenden Güterzügen bei Fnedruhsfelde vprübt hatte. Di« Angeklagten waren geständig, im ganzen 20 der ihnen zur Last gelegten Raubzüge unternommen zu haben, während sie an den restlichen 26 unbeteiligt gewesen sein wollen. Das Gericht verurtellte fünf Angeklagt« zu ZucHtHausftrafen von vier Jahren bis zu einem Jahr neun Monaten. Drei Singe- Lagt« erhielten Gefängnisstrafen von drei Jahren bis zu einem Jahr zwei Monaten.

Es gibt Häuser in Berlin und ihre Zahl wächst Ins Bedenk- liche wo der Wohlfahrtspfleger«in und aus geht, wie etwa der Briefträgor: das heißt, er hat da nicht ein« oder die andere Familie aufzusuchen, nein, das ganz« Haus zählt zu seinen Kunden. Pom Boden bis zum Keller wohnen dicht bei dicht die Menschen, im Vorder-, Hinterhaus und Seitenflügel sind es ihrer insgesamt etwa 50 M i e t p ort e I e n. dazu Kinder und Schlaf- barschen Alle wollen sie Nahrung. Kleidung und Arbell, mit an- deren Worten: all« wollen sie laden! Weil es aber eben keme Arbeit gibt und dies bei den meisten schon seit Jahren, sind sie Wohlfahrtsempfänger, dos heißt Ausgesteuerte, vom Produktions- prozeß Ausgestohene. Jlot sät Llnfrieden. Di« Trabanten der Not sind Unzufriedenheit. Uneinigkeit und Verbitterung und mit dem wirtschaftlichen Abstieg hält bei vielen der sittliche gleichen Schritt... Die Familie zerfällt, sie muß zer- fallen, Zank und Streit sind an der Tagesordnung, denn einer wirft dem anderen die Schuld an all dem Jammer an den Kopf. Vater und Mutter geraten aneinander, ost Neiner Nichtigkeiten wegen, hart« Warte fallen, die Kinder hören und sehen, was sie eigentlich nicht sollten. Man steht sich gegenseitig auf den Beinen, eng zusammengepfercht sind viel« Menschen aus einen viel zu kleinen Raum... Stube und Küche müssen als Wohnraum für 6, 6 und noch mehr Menschen dienen, dazu kommen dann noch die fremden Hausgenossen. Wenn Vater nach Hause kommt, schickt er die Kinder auf die Straße spielen, er will ein weiug Ruhe, Platz für seine Beine haben. Mit dem Heranwachsen der Kinder wächst der Unfrieden.Ich kann dich für 6 Mark die Woche nicht beköstigen, dann noch Zigaretten und vielleicht auch das Kinobillett bezahlen", meint Mutter zu dem Siebzehnjährigen,da mutzt du schon sehen, daß du anderswo unterkommst." Und das ist wirklich keine Gefühlshärte von der Frau, sie weih einfach nicht «in noch aus. Feind Alkohol. Düster«, traurige Szenerien offenbaren sich dort, wo der Alkohol sein vernichtendes Wert treibt. Da ist eine Familie mit fünf kleinen Kindern. Der Vater vertrinkt die Unterstützung und die Familie muß hungern. Macht ihm die Frau Vorwürfe, dann hagelt es Schläge und als sie sich gar keinen Rat mehr wußte, beantragt« die Frau, daß die Unterstützung an st« ausbezahlt werde. Das geschah, leider aber nur mit dem Erfolg, daß der Mann der Frau das Geld gewaltsam wieder abnahm. Als letzten Ausweg beschloß man, der Familie statt Geld Naturalien zu geben. Noch schlimmer ist fol- gender Fall: Der Bater ist in Herzberge, die Muller tot. in der Wohnung hausen allein drei Geschwister, zwei Burschen von IT und 19, ein Mädchen von 17 Jahren. Eines Tages melden Hausbewohner, daß sie regelmäßig fremde junge Männer nach oben gehen sehen, dann hören sie Weinen und Schreien des Mädchen«, es wird reichltch dem Alkohol zugesprochen und dieKavaliere" be- zahlen den ganzen Freudenrummel... Di« sungen Leute werden vorgeladen, sie sind sich d«r Tragweste ihres Handelns gar nicht recht bewußt, sie wollten bloß trinken, rauchen, ein bißcheti Betrieb machen und einer mußt« doch schließlich die Sache berappen..

Seither hält man das Trio wachsam im Auge, konnte auch nichts mehr derartiges feststellen. Ohne Hausrai, ohne Beiien. Da gibt es Haushaltungen, wo auch schon das allerletzte Stück ins Leihhaus wandern muhte, oder der MöbelhäiMer hat die Ein- richtung, die man in guten Zeiten aus Abzahlung kaufte, wieder abgeholt. Wo so gar nichts mehr zu holen ist. gehen die Leute be- sonders rigoros vor. oft steht nur mehr ein kleiner Rastposten offen, aber sie machen kurzen Prozeß und dabei ein gutes Geschäft... In früheren Zeiten konnte das Wohlfahrtsamt in solchen Fällen mit Sachen aus den Nachlässen einspringen, aber heute, wo diese nicht mehr zur Verfügung stehen, ist die Hilfsbereitschast arg reduziert worden. Da müssen die Menschen auf dem nackten Fußboden schlafen und sich mit ihren armseligen Kleidungsstücken zudecken.

Teufel Morphium. Generaldirektor, Arzt und Kaufmann in feinen Klauen. Vor der Rauschziftkammer des Schöffengerichts Berlin-Mitte saßen aus der Anklagebant nebeneinander: der 70iahrige, vielbeschäftigte und angeschene Schönoberger Arzt L., dessen«uoa SOjährige, leberleideiche Patientin, Fräulein M-, eins gleich einer Bardame angematte junge Generattnrcttorstochter, der Kaufmann B. aus Lettland und dessen ebenso junge wie schöne Frau aus Polen . Ausgangspunkt der kriminalposizeilichen Aktion, die diese bunte Gesellschast zusammengebracht hatte, war eine Haussuchung bei dem Kaufmann B. Man fand bei ihm 250 Gramm Opium und ihn selbst bei dem im gleichen Haus« wohnenden Generaldirektors- töchtcrlein, das ihn seiner viel schöneren und gar nicht bemalton Frau abspenstig gemacht hatte. Der Kaufmann war Morphin ist seit dem Kriege, die Tochter des Generaldirektors seit einer un glück- lichen Liebschaft. Zwar versucht« er, das Mädchen von dem G'lt, dfem er selbst oerfallen war, freizumachen, wurde aber in Wirklich- kell für sie zur neuen Giftquell« Sie erbettelte e» von ihm, schlich sogar in seine Wohnung,«istwendete es ihm in seiner Abwesenheit und erfuhr durch ihn, ohne sein Mittun, seine Gistquelle. Es war das Fräulein M., deren Namen sie erst nach langem Drängen der Polizei nannte. Als die Kriminalpolizei Fräulein M. am frühen Morgen überraschte, fand sie auf ihrem Nachttisch noch eine ganz« FlascheMorphiumlösung und außerdem ein M o r p h i u m- rezept, das vordatiert auf diesen Tag ausgestellt war. Es trug die Unterschrift des Dr. L. In den beiden Apotheken, in denen sich Fräulein M. ihre Morphiumlösungen hotte, stellte man etwa 200 solcher Morphiumrezepte fest. Unter der Bedingung, daß sie ihre begonnene Entziehung?- kur auch durchHalls, bekam Fräulein M. zwei Monate Gefängnis mtt Bewährungsfrist. Dr. L. soll 400 M. Geldstrafe zahlen Di« Generaldirektorstochter, gegen die der Staatsamvatt das Verfahren eingestellt wissen wollte, bekam 100 M. Geldstrose, Herr D. 200 M. und sein« Frau 50 VI. Geldstrafe.

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