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Beilage

Freitag, 11. März 1932

stian Der Abend

Bei den Zwergen Afrikas

Eine Forschungsreise zu den Pygmäen in Belgisch- Kongo

Fast alle Gebiete und Bölker des dunklen Erdteils hatten seit| fladern die Lagerfeuer auf und das Gezeter der Weiber und das den Reisen G. Schweinfurths und Stanleye Forscher aller Wissensgebiete besucht; selbst die Buschmänner find wiederholt Gegen­stand tiefschürfender Untersuchungen geworden. Vor dem Ituri Urwald und feinen scheuen Bewohnern machte aber die Wissen schaft halt. Niemand wagte sich daran, die nomadisierenden Urwald­tobolde zu erforschen. Nachdem ich selber in erfolgreicher Expedis tion( 1924/25) die Pygmäen von Malatka studiert hatte, ver­suchte ich das Wagnis, auch die Kongo pygmäen der Völker­funde zu erschließen und die Gerüchte, welche über sie im Umlauf waren, nachzuprüfen.

Obwohl die Pygmäen im Herzen Afritas leben, sind sie durch­aus feine Neger, sondern sehr verschieden von diesen und auf den ersten Blick erkennbar. Sie sind von kleiner Statur, das Mittel beträgt bei Männern etwa 140, bet Frauen 133,3 3entimeter. Die kleinste von mir gemessene Frau, Mutter eines fechsjährigen Kindes, maß 118 Zentimeter. Die Hautfarbe ist lehmbraun. Pygmäen mit dunkler oder gar schwarzer Hautfarbe stellen meiner Meinung nach Kreuzungsprodukte mit Negern dar. Den Zwergen fann ich beim besten Willen kein einnehmendes Aeußere nachrühmen. Die Augen sind flackernd und stechend, die Nase stets breiter als lang. Ueberdies ist ihr ganze Körper start behaart und alte Männer tragen oft Bärte wie die Zwerge in unjeren Märchen.

Die Zahl der 3turipygmäen schätze ich auf etwa 20 000 bis 25 000 Seelen.

Das Gebiet, das sie bevölkern und als ihr Heimat- und Jagdgebiet ansehen, mag etwa halb so groß wie Deutschland sein und erstreckt fich über die ganze Urwaldgegend des Jturi und seiner Nebenflüsse.

Die Bygmäer. find Nomaden, die fich hauptsächlich von der Jagd, eßbaren Pflanzen und Früchten des Urwalds ernähren. Diese Ernährungsweise tebingt naturgemäß ein ft e tee Umherman. dern. Beobachten wir sie z. B. im Monat Mai, zu welcher Zeit die Termiten flügge werden, die eine sehr geschäßte Nahrung un ferer 3merge find. Alle Termitenhügel sind unter die verschiedenen Zwergfamilien verteilt und sind deren Eigentum Zur Flüggezeit mm läßt sich jede Familie in der Nähe eines solchen Hügels für einige Tage nieder, um eine recht reiche Beute zu erfangen. Der Flug der Ameisen findet zur Nachtzeit statt. Zuvor wird ein Blätterbach über dem Termitenhügel errichtet, so daß die heraus fliegenden Insetten gegen das Dach stoßen und zu Boden fallen. Dann werden sie rasch in eine Grube gefehrt, heimgebracht, über Feuer geröstet und schmaßend verfpeift.

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Natürlich mechfeln die 3merge auch bei anderen Gelegenheiten den Lagerort, der Wohnsiz einer Gruppe wird eben verlegt, wenn es die Nahrungsforge oder sonst ein Grund verlangt. Da sich aber unsere Zwerge heute nicht mehr von wilden Urwaldprodukten allein ernähren können fie selber bauen ja gar nichts an fchmaroßen sie bei den Negern. Man fann sagen, daß jebe Gippe ober jeder Clan einem Regerdorf angegliedert ist. Sien Leiften fleine Arbeiten, bringen Waldprodukte, Wild, und tauschen Bananen ein. dafür die am Jturi übliche tägliche Nahrung Darum find die 3merge aber nicht gerade hörig, obwohl sie in einem gewissen Abhängigkeitsverhältnis zu den Negern flehen. Im allgemeinen mag es der Neger mit dem Zwerg auch nicht verderben und gibt ihm gern, was dieser von ihm verlangt; dennoch kommt es vor, daß sich die Bygmäen die Bananen mit Ge­walt aus den Pflanzungen der Neger holen oder gar bei Nacht Stehlen. Heute leben Neger und Bygmäen auf friedlichem Fuße miteinander; an Kriege aus alter Zeit aber erinnert man sich beider feits noch sehr gut.

Schreien der Kinder hebt an. Wenig später tehren auch die Männer zurüd, angekündigt durch das klirren der Holzschelle die der struppige Jagdhund um den Hals trägt. Das besagt, daß die nachkommenden Jäger Beute gemacht haben; andernfalls hätte man des Hundes Halsglode mit Laub verstopft und so lautlos ge­macht. Hinter dem Hund stapfen die Männer, einer nach dem an­deren, einher, den Bogen in der Hand, die Pfeile im Köcher um den Hals gehängt. Zwischen ihnen die Knaben, die feuchend die Jagdbeute schleppen, gewöhnlich eine Antilope. Als legter stolziert der glückliche Schüße.

Die Pygmäen find ausgezeichnete Jäger. Sie verwenden haupt sächlich den Bogen als Jagdwaffe, einzelne Stämme ver­giften die Pfeile, andere nicht. Die Zwerge behaupten, daß ihre Vorfahren den Jagdbogen gar nicht gekannt hätten, so daß sie

das Wild mit Bränden und knüppeln angingen. 3ur Jagd zog das ganze Lager aus, Frauen und Kinder bildeten einen weiten Bogen, während sich die Männer mit glimmenden Klößen und Keulen bewaffnet, in eine Reihe stellten. Mit lautem Geschrei trieben die Weiber den Männern das Wild zu, die es mit Feuer bewarfen und mit Keulen totschlugen. Diese Art Hezjagd wird noch heute geübt, doch hat eine furzer Speer die Keule verdrängt. Ein mehrere hundert Meter langes Nez spannen die Jäger vor sich aus und lauern im Bersted auf das aufgescheuchte Wild. Aber nicht alle Pygmäen fennen die Negjagd und auch nicht alle gebrauchen den Speer.

Ein Oberhaupt nach Art der Negerdörfer findet man unter den Pygmäen nicht, es sei denn, daß die Neger ein derartiges Ober

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Spalausgabe des Vorwärts

haupt eingesetzt haben, diesem obliegt dann aber nur, die Geschäfte des Lagers mit dem Negerdorf zu führen. Das eigentliche Ober haupt des Clans ist ein oder zwei der Aeltesten, denen auch vielfach die Einführung der Jugend in die Stammesfitten ob­liegt. Einer von diesen ist auch eine Art Medizinmann. Die Meltesten genießen eine gewisse Autorität in der Beilegung von Streitigkeiten, doch mischen sie sich feineswegs in die Angelegen­heiten der einzelnen Sippen oder Familien.

Bestimmte Stammesfitten regeln die Chen.

Ein wildes Durcheinander der Geschlechter suchte man bei den Zwer gen vergebens. Die Frau heiratet gewöhnlich in einen anderen Clan hinein, immer aber in eine andere Sippe. Für jedes Mädchen, das der Clan durch Einheirat aus einem anderen Clan gewinnt, verliert er eins aus seiner Mitte an den ersteren Clan. Die Heirats. regel ist darum Mädchen für Mädchen oder, wie man dort sagt: Ropf für Kopf. Komplikationen entstehen dann, wenn dem einen Mädchen die eingegangene Ehe nicht paßt und es zu seinem Clan zurückkehrt. Der geschädigte Clan fordert darauf sein Tauschmäo­chen ebenfalls zurück und der Streit ist da.

Aehnlich wie bei den Negern ist heute auch bei den Pygmäen die Erdbestattung der Toten allgemein üblich. Früher setzte man die Leiche hodend gegen einen Baumstamm im Walde aus. Von der Seele haben sie gar wohl eine Vorstellung, fagen sie doch, daß sie wie eine Fliege aus dem Munde emporfliegt, so daß man ihr Summen hört. Allgemein verbreitet ist der Glaube an ein höchstes Wesen, das man je nach den Stämmen mit vers schiedenen Namen benennt; Ahnen- oder Seelentult findet man faft gar nicht, während er bei den umwohnenden Negern sehr start ausgeprägt ist.

Die Pygmäen sind gewiß eine lebensfähige Rasse, innerlich gesund, von dieser Seite besteht feinerlei Gefahr ihres Aussterbens. Der Untergang droht ihnen seitens der Neger und der Weißen, die ihre Jagdgebiete immer mehr einengen, wodurch sie allmählich zum Verzicht auf ihr Nomadenleben gezwungen werden, was vielleicht Dr. Paul Schebesta . ihr Ende bedeutet.

Schutz gegen Brände?

Neue Wege der chemischen Forschung

tomte die Flamme sich nicht entwideln.

Bon Zeit zu Zeit entstehen Brandfatastrophen, zu deren Opfern| War das Holz des Fußbodens im Modell aber imprägniert, se außer vernichteten und zumeilen unerfeßbaren Werten auch zahl reiche Menschenleben gehören. Die Aelteren unter uns entfinnen sich noch recht gut des großen Brandes des Wiener Ring theaters, bei dem Hunderte von Menschen ihr Leben einbüßten; in aller Erinnerung ist noch der Brand des Stuttgarter Schlosses und des Münchener Glaspalastes während der großen Kunstausstellung, wobei nur einmalig vorhandene Kunst­schätze durch das verheerende Element zerstört wurden; soeben er­fahren wir von der vollständigen Vernichtung des Sittauer Theaters durch eine große Feuersbrunst.

Die chemische Forschung ist schon seit Jahrzehnten be­müht, Borbeugungs- und Bekämpfungsmittel gegen Brände herzu stellen, und das ist ihr auch durch eine ganze Reihe von Imprä­gnierungssatzen gelungen. Es handelt sich dabei um Alaun, Borar, die verschiedensten Metall- und Ammonium falze. Doch haben alle diese Mittel teine weitgehende Anwendung gefunden, weil sie durch Verflüchtigung und Ausfristallisierung nach einiger Zeit ihre Wirtung verlieren, weiche Stoffe auch durch das Austristallisieren hart und spröde werden. Nun ist aber seit einer Reihe von Jahren schon ein Präparat hergestellt worden, das von diesen Mängeln vollständig frei ist. Das preußische Material diesen Mängeln vollständig frei ist. Das preußische material. prüfungsamt hat die vor fast sieben Jahren damit imprä Mischungen zwischen Urwaldnegern und By g- gnierten Stoffe alljährlich einer erneuten Prüfung unterzogen und mãen sind teine Seltenheit mehr, weil die Neger ihre Neben- fie stets in gleicher Weise geschützt gefunden. frauen vielfach aus Pygmäentreisen holen. Das hat seinen Grund Der Erfinder dieses Präparates, das er Cellon Feuer hauptsächlich darin, daß die Negerfrauen der genannten Gefch u" nennt, Dr. Arthur Eichengrün , führte seine Wir biete sehr unfruchtbar sind, jene der Pygmäen aber fruchtfung vor einigen Tagen Berliner Pressevertretern in seinen Cellon bar, so daß die Neger aus Liebe zur Nachkommenschaft ihre Scheu Werken vor. Von den vielen überraschenden Versuchen wollen wir überwinden und Bygmäenmädchen heiraten. Die Kinder aus solchen Ehen siedeln sich zum Teil beim Vater im Dorf an, manche jedoch ziehen das Leben der Verwandten ihrer Mutter vor und zigeunern im Wald herum. Niemals fann aber ein Pygmäe eine Regerfrau heiraten; darum sind auch die Pygmäen des Urwaldinnern recht rassenrein.

Die Hütte der Pygmäen ist ein aus Ruten geflochtener Bienen­forb, der mit Phryniumblättern dachziegelartig bedeckt wird. Natür lich wird diese Hütte auf bloßer Erde errichtet. Durch die winzige Ge= Türoffnung schlüpfen die Familienmitglieder ein und aus. schlafen wird auf drei oder vier gespaltenen Hölzern oder auf Blättern, als Kopfkissen dient der Arm. Nicht selten sah ich Lager­stätten unter Wasser stehen.

Wie der Hüttenbau, so ist auch das Kochen Frauenarbeit. Die Bygmäen verwenden heute überall Tongeschirre, die sie von den Negern erhandeln. Da die Frauen in der Frühe des Tages mit den Kindern in den Wald ziehen, um Nahrung zu suchen, wäh­rend die Männer und Knaben auf die Jagd gehen, so ist das Lager tagsüber oft wie ausgestorben. Ein oder der andere Alte bleibt vielleicht daheim, sonst aber ist keine Menschenseele zu sehen. Erst am Nachmittag, gegen 4 hr, tommen zunächst die Frauen mit vollen Rückentörben bepackt und mit Laub bekränzt heim; sogleich

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einige erwähnen: Eine imprägnierte Holztiste war mit imprag nierter Holzwolle gefüllt; ein um sie entfachtes heftiges Feuer vers mochte die Kiste nur zu schwärzen, der Inhalt blieb unversehrt und sogar in der Holzwolle befindliche Paraffinterzen waren nicht einmal angeschmolzen, während eine ganz gleiche, nicht imprägnierte Kiste in demselben Feuer vollständig verbrannte. Das Modell einer Scheune war auf der einen Seite mit imprä­gniertem Stroh gedeckt, auf der anderen Seite mit nicht imprä­gniertem; die eine Seite brannte samt dem Dache vollständig nieder, die andere blieb vom Feuer gänzlich verschont. In der Hize ent­wideln sich eben aus dem Präparat un brennbare Gase, die jede Flamme eritiden und das Weiterbrennen unmöglich machen, so daß auch die heißeste Flamme die imprägnierten Stoffe nur zu langfamem Bertohlen, niemals zu schnellem Berbrennen bringen kann. Ueteraus interessant waren Modellversuche zur Dort Nachbildung des Stuttgarter Schloßbrandes. schwelten die brennbaren Stoffe zwischen Fußboden und dar unter befindlicher Decke, und als die Feuerwehr, um den Herd der Rauchentwicklung zu ermitteln, den Fußboden anbohrte, erhielt das Feuer den nötigen Luftzug und sofort schlugen die Flammen lichterloh heraus und ergriffen mit rasender Schnelligkeit und Gewalt die darüber und darunter gelegenen brennbaren Teile.

Eine besondere Eigenschaft des Präparates ist, daß es in der Size unbrennbare Base entwickelt, die jede Flamme erstiden und das Weiterbrennen unmöglich machen. So wurde auf dem oberen Ende eines langen Metallrohrs ein startes Holzfeuer ent facht, am unteren Ende wurde imprägnierte Holzwolle einer heißen Spiritusflamme ausgefeßt, und mun tonnte man durch angebrachte Glasfenster die fich entwickelnden Gase ansteigen sehen, bis sie die sehr lebhafte Flamme erreichten und durch ihre erstickende Wirktung zum Berlöschen brachten.

Erstaunt muß man fragen, warum das denn nicht geschehen ist, 3um Teil ist daran die entsetzliche Wirtschaftskrise und öffentliche da das Präparat ja schon seit bald einem Jahrzehnt befannt ist? Finanznot schuld, zum großen Teil aber auch die jämmerlichen poli­tischen Verhältnisse Deutschlands , das ja tein einheitliches Staats wesen ist, sondern nach Eichengrüns treffendem Ausdruck ein prüfen will. Während z. B. die preußischen Behörden infolge Konglomerat von Ländern", deren jedes selbständig entscheiden und der Gutachten seiner technischen Deputation, feines Material­prüfungsamts, seines Feuerwehrbeirats der Angelegenheit möglichste liche Opernhaus und eine Reihe anderer öffentlicher Förderung angedeihen lassen so sind das Berliner staat­Gebäude schon seit Jahren mit Cellon- Feuerschutz versehen- wollen andere deutsche Staaten erst wieder Prüfungen durch eigene Behörden anstellen, ehe sie der Angelegenheit nähertreten, und in­zwischen haben wir ja einige der schlimmsten Ratastrophen erlebt, die durchaus nicht unabwendbare Naturkatastrophen waren.

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Zum Schluß führte Dr. Eichengrün noch auf ein anderes Gebiet, aus dem recht eigentlich erst seine Versuche hervorgegangen sind, auf das der Unbrennbarmachung von Ballonhüllen und von Tragflächen bei Flugzeugen. Für diese werden ganz allgemein die feuergefährlichen Nitrolade benuẞt, deren Aus­gangspunkt die Nitrozellulose oder Schießbaumwolle ist, da sie die notwendige Spannung gewährleisten. Auch das englische Luft­fchiff R 101, dessen tatastrophaler Untergang weit über 100 Menschen das Leben kostete, war mit diesem feuergefährlichen, aber start spannendem Nitrolad überzogen. Hier hat sich der Cellon­Feuerschutz als nicht anwendbar erwiesen, denn er besteht aus im Wasser löslichen und Wasser anziehenden Salzen, so daß er die Tragflächen und Ballonhüllen zwar unbrennbar macht, ihnen aber die notwendige Spannung raubt und sie schlaff werden läßt. Nun ist es Dr. Eichengrün nach jahrelangen Versuchen und Mißerfolgen vor einigen Monaten gelungen, von der Azetylzellulose ausgehend, einen Azetatlad herzustellen, der Tragflächen und Luftschiff­hüllen nicht nur unbrennbar macht, sondern ihnen auch ihre Span­nung erhält, ja, wenn über ihn ein Nitrolad gestrichen wird, verliert sogar auch dieser die Entzündbarkeit. Ein Luftschiffmodell, das zur Hälfte mit Nitrolad bestrichen war, zur anderen Hälfte mit dem neuen Azetatlad, zeigte die Schuhwirtung des legteren mit ver. blüffender Deutlichkeit. Für die Luftschiffahrt dürfte die Erfindung Dr. Bruno Borchardt. fich heilsam auswirken.

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