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Wahlen im Kleinftaat.
Die Landtagswahl in Mecklenburg- Strelitz . Neustrelitz , 14. März.( Eigenbericht.) Das Hervorstechende bei den Medlenburg Strefizer 2andtagswahlen ist der scheinbare" Sieg der Deutschnativ malen, die ihre Stimmen von 10 634 bei der Landtagswahl 1928 auf 18 469 erhöht haben( Reichstagswahl 8887).
Der sozialistische Populaire" schreibt: Trotz des von den Nationalsozialisten geschict ausgebeuteten Elends des Volfes hat Sitter weniger als ein Drittel der abgegebenen Stim men erzielt. Wir verbergen nicht unseren Stolz, wenn wir daran erinnern, daß
Dieser Stimmengewinn ist dem Uneingeweihten nicht erklärbar, er ist rein lofal bedingt. Er ist nicht so sehr ein Erfolg der Deutschnationalen, als vielmehr ein Mißerfolg der bürgerlichen Mitte. Die bürgerliche Mitte( Demokraten, Handwerker, Volkspartei, AufmertJer) hat gegenüber der Landtagswahl mit 14.056 Stimmen mur die Entscheidung, die den republikanischen Sieg herbeigeführt hat, durch unsere sozialdemokratischen Sameraden gefallen 3035 Stimmen aufgebracht. Diese ahlniederlage ist nicht auf poli tische Momente zurückzuführen, fordern auf die geradezu bösartige ist. Die wahren Besieger Hitlers find sie. Wir sind doppelt erfreut Ungeschicklichkeit bei der Auswahl der Kandidaten. Sie ist eine| darüber, daß bei einer jo wagemutigen Taftit Abgänge on StimNiederlage der Personen, nicht des politischen Prinzips ment wie es scheint nicht zu verzeichnen waren und die Geund hat damit zu dem negativen Sieg der Deutschnationalen gesamtheit der Arbeitermassen dent Rufe gefolgt ist.„ Quotidien" führt. Die Spitzenkandidaten der bürgerlichen Mitte waren die drei schreibt: Das gestrige Ergebnis der Reichspräsidentenwahl war Staatsräte, die noch bis zum Dezember mit der Sozialdemokratie| überall durch den Mißerfolg Hitlers gekennzeichnet. Bereits jetzt zusammen die Regierung gebidet hatten, im letzten Augenblid aber scheint der Sieg Hindenburgs im zweiten Wahlgang gesichert zu noch nach rechts wegschwenften, um sich politisch zu retten und mit sein. Journal" schreibt: Wir wissen genau, daß der Sieger den Deutschnationalen die Regierung bildeten. Don Tannenberg und Hitler die gleichen 3iele verfolgen: Reparationsstreichung, Vertragsbruch ujm. Der Sonderbericht erstatter des Deuvre" in Berlin , Jacques Ranser, urteilt: Wenn Hitler sehr nahe an Hindenburg herangekommen wäre, mürde das bedeutet haben, daß Deutschland fich auf einen für es und Europa gefährlichen Weg begeben hätte. Diese Gefahr ist vorerst beseitigt. 2a a République" schreibt: Die Waage hat sich zugunsten der Anhänger der Ordnung gesenkt.
Diese drei Personen hat fein Mensch gewählt und die Stimmen sind offenbar den Deutschnationalen zugefallen. Die Komt mit nisten haben ihre Mandate behauptet, ihre Stimmenzahl gegen
Reichs
Präsidenten Wahl
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wird Reichs Präsident!
Aber hier und überhaupt Kommt es anders als man glaubt!
über der Landtagswahl von 1928 um rund 2000 erhöht, gegenüber der Reichstagswahl jedoch um rund 1700 Stimmen verloren, die mindestens erhoffte Berdoppelung ihrer Mandate haben sie nicht erreicht.
Die Nationalsozialisten waren im Landtag 1928 noch nicht vertreten. Sie sind jetzt mit 14 233 Stimmen die drittstärkste Partei. Sie haben ihr Ziel, in dem rein agrarischen Lande die absolute Mehrheit zu erreichen, auch nicht entfernt erreicht. Ihre Stimmen zahl und ihre Mandatszahl ist sogar erheblich hinter den Voraus fchägungen zurüdgeblieben. Man hatte ihnen etwa 12 Mandate gegeben, sie haben jedoch nur 9 erhalten.
Die Sozialdemokratische Partei hat sich gut geschla gen. Wenn auch mit 16 166 abgegebenen Stimmen gegenüber der Landtagswahl 1928 ein Stimmenrüdgang um rund 3000 zu vernerzeichnen ist, so ist jedoch gegenüber der Reichstagswahl ein menn auch geringer Stimmenzuwachs von 350 Stimmen zu verzeichnen. In dem rein agrarischen Lande, dessen geringfügige In dustrie fast vollständig vernichtet ist, ist das für die Bartei ein Erfolg, besonders wenn man bedenkt, daß die National sozialisten den Wahlkampf in der gemeinsten und lügenhaftesten Weise mit allen Mitteln geführt haben. Bereits drei Monate vor ben Wahlen haben sie eingesetzt. Sie wollten unter allen Umständen fiegen. Sie find tatsächlich die Geschlagenen.
Der neue Landtag wird eine nationalsozialistisch deutschnationale Mehrheit haben. Wie weit diese Mehrheit regierungsfähig sein wird, ist eine offene Frage. Der jezige Minister, der Deutschnationale Dr. von Michael, ist von den Nationalsozialisten in der gemeinsten Weise persönlich angegriffen worden. Die Harzburger Front ist auch hier wie überall auseinandergebrochen. Die Frage der Aufgabe der Selbständigkeit des Landes, die der vorige Landtag nicht gelöst hat, wird im Mittel punkt auch der Politif des neuen Landtags stehen müssen. Die Finanzen des Landes find trotz der Notverordnungen nicht faniert, Zur Füllung der Staatstaffe mußten gerade in letzter Zeit erhebliche Eingriffe in die Subftand des Staatsvermögens gemacht werden. Die Zusammensetzung des Landtags wird nicht eine Berbefferung der Finanzen, sondern eine Verschlechterung mit fich bringen müssen, wenn die Nationalsozialisten alle die Versprechungen, die sie beson ders den fleinen Landwirten gemacht haben, auch nur im geringsten einzulösen versuchen. Aehnlich wie in Braunschweig und Thüringen haben die Nationalisten als Spizenkandidaten und zukünftigen Minister Utlänner" aufgestellt einen Lübecker Landwirt und einen Münchener Doktor, die erst vor drei Monaten ihren Wohnsiz im Lande aufgeschlagen haben.
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Ein Splitter splittert. Die Kommunistische Oppositionsgruppe ( KPD .) hat sich gespalten. Die Minderheit dieses Grüppchens ist ausgetreten und geht zur SAP. ,, Da strömt schon wieder einer in mein Stüd!" ruft der entzückte Autor im Raub der
Sabinerinnen" aus.
Hifler verliert zum ersten Male eine Schlacht, aber ihm stand der gefährlichste Konfurrent gegenüber.
Jede Boraussage über die Zukunft und namentlich über die Orien tierung der NSDAP . muß zurückgestellt werden. Man fonnte be. fürchten, daß Deutschland bereits heute in das Chaos und den Bürgerkrieg geraten würde. Man hat Zeit gewonnen und das ist höchst wichtig. Die Wahl Hindenburgs im zweiten Bahlgang ist sicher, wenn Hitler feine Kandidatur aufrechterhält.
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habe die Hitler- Bewegung jezt ihren Höhepunkt erreicht. Rem Work Times" sagt, der Sieg Hindenburgs fei nicht erwartungs gemäß ausgefallen und bedeute nicht das Ende Hitlers . Die nationalsozialistische Bewegung habe anscheinend ihren Höhepunft erreicht. Das Wahlergebnis, das eine sichere Wiederwahl Hindenburgs bedeute, könne die Welt mit neuer Hoffnung für eine freundlichere Gestaltung der internationalen Beziehungen und für den demokratischen Gedanken erfüllen.
Den zweiten Wahlgang, der das deutsche Bolt während weiterer vier Wochen in politischer Hochspannung halten und Deutschland außenpolitisch während dieser Zeit weiter lahmlegen wird, verdankt man nicht nur den Kommunisten sowie Herrn Winter, sondern auch dem Bersailler Bertrag und seiner engherzigen Handhabung
Hätte nämlich das deutsche Saargebiet, über dessen Zu gehörigkeit als Gesamtheit zum Deutschen Reich nirgends mehr auch die leisesten Zweifel bestehen. das Recht gehabt, schon jetzt an der Best und Südwestdeutschland sowie die gestrigen Landrats. Wahl teilzunehmen, dann hätte, mie sämtliche Wahlergebnisse in burg - Stimmen an der Saar den Prozentbruchteil ausge wahlen im Saargebiet beweisen, das llebergewicht der Hinden glichen, der Hindenburg gestern für die sofortige Wiederwahl gefehlt hat!
Basel , 14. März. Bei den hier zur Zeit versammelten internationalen Finanz leuten hat der unbestreitbare Sieg Hindenburgs außerordent ich starten Eindrud hervorgerufen, obwohl der Reichspräjibent nicht die absolute Mehrheit erlangt hat.
Man hält Hindenburgs Wiederwahl für gesichert. Nach Ansicht der internationalen Notenbankfeiter schaffe dieser Erfolg zugleich eine wertvolle Garantie für die Stabilisierung der Bürgerfrieg. Die Mitglieder des Bermaltungsrats der BIZ. er. örterten vor Beginn der heutigen Eröffnungssigung des Vermaltungsrats den Wahlgang und Wahlausgang sehr lebhaft. Verschie dentlich wurde der Meinung Ausdrud gegeben, daß dieser Erfolg Hindenburgs die Wirkung der Nachricht von dem Selbstmord Ipar Kreugers auf die Börjen etwas ausgleichen könne. Einige Mitglieder des Verwaltungsrats der BIZ. verhehlten nicht, daß es hohe Zeit sei, Deutschland in der Frage der Reparationen meitestgehend Entgegenkommen zu zeigen, um so die extreme Welle, die bereits unerwartet start angeschwollen sei, wieder zum Abebben zu bringen.
Die Pariser Nationalistenpresse schwindelt in holder Ein- und Niedertracht ihren Lesern vor, es sei ganz gleich. ob Hindenburg oder Hitler Reichspräsident wird; Deutschland wolle nichts anderes als Befreiung von Zahlungen, Rüftungsbeschränkundeutschen Währung und für die Sicherheit Deutschlands vor dem gen ujm. Dicje Hegerei hat das Lintsblatt Ere Nouvelle" fommen sehen; daher schreibt es zur gleichen Zeit, in Frankreich versuchte man in tendenziöser Weise Hindenburg und Hitler als aus ein und demselben Stoff gemacht hinzustellen. Aber der ofte Feldmarschall jei trotz seiner inneren Gefühle der getreue Hüter der Berfassung geworden. Er habe Brüning gegen Hitler unterstügt und es für notwendig erklärt, die Legalität zu achten. Deutschland , fährt das Blatt fort, stand gestern am Scheidewege. Sache der Sozialdemokraten war es, für einen Augenblick ihren Groll zu vergessen und dem Appell ihrer klarblickenden Führer zu folgen.
England atmet auf.
Außer der nationalistischen„ Daily Mail" halten alle Blätter die Wiederwahl Hindenburgs im zweiten Wahlgang für gesichert und drücken ihre Befriedigung über die Größe seines Erfolgs aus. Der liberale News Chronicle" spricht von einem
Ergais des gefunden Menschenverstandes und des Ordnungsfinnes über die doppelte Unvernunft des Nationalismus und des Kommunismus,
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Dieses Ergebnis werde in ganz Europa mit einem Gefühl der Er leiterung begrüßt werden, aber die Verteilung der Stimmen sei eine Warnung für den Fall, daß der auf Deutschland lastende Drud nicht erleichtert werde. Daily Mirror" scheibt: Die Welt wird sicher mit einem Gefühl der Erleichterung hören, daß der mehr als 80jährige Soldat noch immer poltstümlich in Deutschland ist Irgendeine plögliche Aenderung der politischen Tendenz Deutschlands würde der Entwicklung in der Richtung auf ein neues und besseres Europa nicht förderlich sein.
Tag der Jugendweihen.
Am Wahlfonntag fanden in den verschiedenen Stadtfeilen die ersten Jugendweihen diefes Frühjahres ftalt. Sie wiesen alle einen überaus zahlreichen Besuch auf.
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In Charlattenburg mar die große Aula der FürstinBismard- Schule lange nor Beginn überfüllt. Unter feierlichen Orgelflängen zog die Schar der Weihetinder, frische Jungens und Mädels, ein. Der Borsrpuch: Wort und Tat" von Stauffacher, wirkungsvoll gesprochen von Theo Maret, begrüßte fie. Die Weihe. rede hielt Stadtverordneter Genosse Karl Seshold. Er richtete an die jungen Menschen, deren Geburt und frühe Kindheit in eine Zeit fiel, die eine Zeit der tiefften Not für Deutschland war. Worte der Anfeuerung und Ermutigung, sich im Lebenstampfe nicht unter. friegen zu lassen. Eingedent der Kämpfe ihrer Bäter sollten sie deren Werk fortschen und Streiter merden für Freiheit und Gerech tigkeit, für den Sozialismus. Der heutige Tag, an dem diese Jugend ins Leben hinaustritt, ist auch ein Tag der Entscheidung für Deutschlands politische Zukunft. Die demokratischen Errungenschaften zu sichern und für die Freiheit zu fämpfen, ist eine der großen Aufgaben, die dem Leben erst Sinn geben." Reiht euch ein in die Front der Arbeiterschaft, um mit ihr für eine bessere Gestaltung spielten frisch und lebendig das Weihespiel ins Leben hinein" von der Welt zu kämpfen." Charlottenburger Kinderfreunde und SAJ. Mag Barthel, das in den gemeinsamen Gesang der Internationale ausllang. Der Charlottenburger Boltschor Harmonie, der Chöre ven Uthmann und Tiefsen brachte, sowie der Organist Dr. Hans Luedtke trugen fehr zum Gelingen der stimmungsvollen Weihestunde bei.
Times" sagt: Das Ergebnis des ersten Wahlganges hat alle möglichen Zweifel über die Wiederwahl Hindenburgs im zweiten Wahlgang beseitigt, da selbst die Abgabe aller Stimmen der Deutsch nationalen und des Stahlhelms für Hitler oder für einen anderen Rechtskandidaten nicht gegen die Hindenburg - Stimmen aufkommen würde.- Daily Telegraph " schreibt: Die historische Entspielten scheidung des deutschen Volkes ist richtig gefallen. Eine Wahl Hitlers hätte die schwersten Verwirrungen in der internationalen Lage gebracht. Mit der Wahl Hindenburgs, die als sicher gelte, babe fich das deutsche Volt für den Kampf gegen, Deutschlands Schwierig feiten auf dem Wege des stetigen Fortschritts und der Selbst aufopferung entschieden.„ Daily Expreß " schreibt: Hindenburg habe den größten allerjeiner Siege errungen. Seine schlichte Persönlichkeit habe über mandje Wider märtigkeiten und Rückschläge, die Deutschland während seiner Bräfi dentschaft erlitten habe, triumphiert.
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Auch Amerifa zufrieden.
New Hort, 14. März New York Herald Tribune" betont, caß Hindenburg die Hauptgewinne im Rheinland und in Bayern erhalten habe, während Ostpreußen und das Industriezentrum schlecht ge wählt hätten. Bemerkenswert sei, in welch hohem Maße die Repu munisten abgeschnitten hätten. Zu beachten sei ferner, blikaner für Hindenburg gestimmt und wie schlecht die Komdaß Hitler seine Stimmen seit dem Jahre 1930 verdoppeln fonnte. Es sei durchaus möglich, daß die Preußenwahlen ohne Hin denburgs Namen eine leberraschung brächten. Allem Anschein nach
Die fünstlerische Ausgestaltung der Jugendmeihefcier in Tempelhof ( Kurfürst- Lichtspiele) lag in händen der Arbeits gemeinschaft proletarische Kunst", die sich aus Mitgliedern und Freunden der Freien Schulgemeinde der weltlichen Schule in der Banfftraße zusammensetzt. Es gelang dieser Arbeitsgemeinschaft, eine schöne Gesamtleistung darzubieten. Schönlants Sprechcoripiel Seid geweiht hinterließ bei allen Anwesenden den stärksten Eindrud.
Arbeiterwohlfahrt. Kreis mitte. 7. Abteilung. Heute( Montag), 20 Uhr bei Beirau, Pflugstr. 1, Sigamg aller Helfer und Helferinnen der Arbeiterwohlfahrt, sowie der Bohlfahrtspfleger. Genoffe Mendelsohn spricht über die Wohlfahrtspflege in der Krise. Erscheinen aller ist Pflicht.
peraturen, nordwestliche Winde. Wetter für Berlin : Unbeständig mit Schauern, sinkende Tem Für Deutschland : Im Süden noch keine Aenderung. Im übrigen Reiche wieder fühler und namentlich in Mittel- und Ostdeutschland Schauerniederschläge.
DUNLOP führt
als Reifen des Erfinders
der Sicherheit und der Weltrekorde