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Bellage

Dienstag, 15. März 1932

ModeDer Abend

Spalausgabe des Vorwärts

Wie steht's mit der Rohkost?

Die neuesten Feststellungen der Wissenschaft

Unter Rohtost versteht man eine Ernährungsweise durch| sieht. Nierenſteinertranfungen zu heilen, gibt gerade ein anderer| Die Deckung dieses Mangels durch Beigabe von Mandeln und Nahrungsmittel pflanzlicher Herkunft, die ungefocht als Speisen Autor, Blum, in einer in der Med. Wochenschrift" erschienenen Nüssen ist recht problematisch. Häufig treten Reizungen des zubereitet werden: Rohgemüse, Rohobst, Mandeln, Nüsse, Flocken Arbeit den Vitaminen die Schuld für das Zustandekommen der aus Getreideförnern und Hülsenfrüchten, Datteln , Rosinen usw. Steine. Dies mag deutlich zeigen, daß wir Teilergebnisse Da die Rohtoft eine raditale Ausgestaltung des Begetarianismus der wissenschaftlichen Forschung nicht immer so tst, sei zunächst eine grundsätzliche Frage aufgeworfen: Können fort zum Anlaß für große füchentechnische Refor wir auf Grund des Baues und der Leistungen unserer Organe ent­fcheiden, ob wir von Natur aus" Fleisch, Pflanzen= oder Gemischtkostesser sind?

Das Gebiß gibt in gewisser Weise Aufschluß. Bei den Raubtieren sind die Eczähne start, bei Pflanzenfressern meistens flein oder überhaupt nicht vorhanden. Die Backenzähne ber Raubtiere haben spize, scharffantige Höcker, die Wiederkäuer und Nagetiere haben nur Schmelzleisten auf diesen Zähnen. Unser Gebiß steht mit seinen immerhin gut ausgebildeten Ed zähnen und den stumpfhöckrigen Backenzähnen etwa zwischen den beiden Extremen. Man kann hieraus den Schluß ziehen, baß unser Gebiß auf Gemischt to st eingestellt ist; immerhin ist dieser Schluß nicht zwingend, da mit einem Ernährungswandel nicht eine Aenderung des Gebisses einhergehen muß. Bei den Tieren. haben wir manches Beispiel hierfür.

Die intereffanten Feststellungen über den Zusammenhang von Darmlänge und Ernährungsweise scheinen nicht zu beweisen, daß die Forderung der Pflanzenföstler zu Recht besteht. Wir finden nämlich bei den vegetarisch lebenden Rindern und Pferden einen Darm, der die Körperlänge um das Zwanzig­bzw. Zwölffache übertrifft, während unser Darm nur etwa fünfmal so lang ist als unser Körper. Diese Verhältnisse sind durch die klassischen Versuche Babats an Kaulquappen geflärt worden. Dieser Autor erhielt Tiere mit langem dünnen Darm bei rein pflanzlicher Ernährung, während tierische Kost die Ausbildung eines furzen Darmes mit großem Querdurchschnitt zur Folge hatte. So haben auch Ziege und Wolf, also Tiere etwa gleicher Größe, aber verschiedener Lebensweise, verschieden langen Darm: Biege 17-25 Meter, Wolf 3-6 Meter Verständlich wird dieser Unterschied aus der Tatsache, daß die Zellulose, die einen großen Teil der Pflanzennahrung ausmacht, nicht durch Ver­dauungsfäfte des Körpers verbaut werden kann, sondern nur all­mählich durch Batterien, die im Darmkanal der Pflanzenfresser die Zelluloseverdauung durchführen. Da nun unser Darm nicht die ,, vorgeschriebene" Länge der typischen Pflanzenfresser hat, gehen bei Rohkosternährung nicht unbeträchtliche Mengen Eiweiß und Rohlehydrate verloren, da fich diese Nährstoffe in den festen Zellulosehüllen der Pflanzen zellen befinden. Beim Kochen dagegen werden diese Bellen zer= stört. so daß der gefochten Pflanzentoft der Vorwurf einer Nähr­stoffverschleuderung nicht gemacht werden kann.

Dieser Verlust an Nährstoffen und Kalorien soll nun aber bei der Rohkost dadurch wieder wettgemacht werden, daß die Rohkost für das Erhaltenbleiben der Vitamine bürge. Denn diese Er­gänzungsstoffe, deren Fehlen Rachitis, Storbut und andere Krank­heiten hervorrufen, sollen durch das Kochen zerstört werden. Man muß es der Rohkostbewegung danken, auf die Bitamine mit allem Nachdruck hingewiesen zu haben. Allerdings sind nun die Vitamine über das Maß hinaus überschäzt worden. Wahrscheinlich sind boch jene Mangelfrankheiten nur die Folgen außergewöhnlicher Ernährungsverhältnisse, während in der üblichen Küche die Bita­mine in genügender Menge vorhanden sein dürften in Salaten, frischem Obst und Milch. Es muß aber in diesem Zusammenhang auch der neuesten Arbeiten des bekannten Vitamineforschers A. Scheunert gedacht werden, der im Gegensatz zu den bis­herigen Behauptungen die Sizebeständigkeit der Vita mine glaubt nachgewiesen zu haben. Hiernach sollen auch in ge­wissenhaft zubereiteten Gemüsefonserven die Vitamine vor­handen sein.

Durch den Hinweis auf viele bisher mißachtete falatfähige" Pflanzen hat ohne Zweifel die Rohkostbewegung ein weiteres Ver­dienst. Schmackhafte Rohgemüse und appetit. anregende Salate, fommen unserem Verlangen nach Abwechslung in unserer Speisenfolge entgegen, und dieses Be­dürfnis ist kein Zeichen für luxuriöse Ansprüche. Denn eine An­regung unserer Verdauungsdrüsen ist eine nicht zu unterschätzende Borbedingung für eine gute Auswertung unserer Nahrungsmittel Besonders wichtig ist hierbei, daß durch derartige Rohsalate und Mischungen der Bedarf an Kochsalz auf ein Mindestmaß herab­gedrückt wird. In dieser schmackhaften tochsalzarmen als Rohtost liegt die Bedeutung der Rohkost als Krantennahrung. Reiche Kochsalzgaben von jeher das Zeichen einer schlechten Küche. Daß die bislang als vorteilhaft betrachtete durchschnittliche Tagesmenge von 12 Gramm Salz für den Gesunden schädlich ist, wird zwar behauptet, ist aber noch nicht erwiesen. Bedenklich ist eine solche Menge bei Er­frankungen der Nieren, der Kreislauforgane und bei Entzündungs­bereitschaft der Haut. Hohe Kochsalzkonzentrationen begünstigen die Bildung harnjaurer Kristalle( Nierensteinerkrankungen usw.). Die Frage nach der Heilwirkung besonderer in der Rohkost porhandener Stoffe( Vitamine) hat bis heute noch nicht eine ein­heitliche Beantwortung finden fönnen. Während auf der einen Seite Bircher Benner in der Rohkost den einzigen Weg

waren

men nehmen können.

Den Vorteilen einer Rohkost stehen schwerwiegende Bedenken gegenüber. Eine Einbeziehung des Rohobstes und der Rohgemüse in unsere Gemischtnahrung ist natürlich stets empfohlen worden. Anders steht es mit der Frage der Rohkost als ausschließliche Bolts nahrung. Von einer Nährstoffvergeudung wurde schon gesprochen. Die Abmagerung bei fonfequenter Rohkost scheint augenfällig zu beweisen, daß die Vegetabilien im Darm nicht völlig verbaut werden, und daß diese Kost talorien und eiweiß arm ist. Wissenschaftliche Nachprüfungen haben das bestätigt.

Schlundes auf, ferner treten Darmstörungen auf usw. Ferner sind bei Rohkost die Anforderungen an das Leistungs. vermögen unserer Verdauungsorgane außerordentlich hoch. Manche Menschen sind einer solchen Kost einfach nicht ge­wachsen. Weitere Bedenken erwachsen aus der Tatsache, daß Roh­gemüse durchaus nicht immer hygienisch einwandfrei sind, eine Anzahl von Krankheitsfeimen( Ruhr, Diarrhöe, Para­typhus) fann dadurch in unseren Körper gelangen, während diese Keime durch das Kochen vernichtet werden.

Allen diesen Bedenken gesellt sich noch ein weiterer Einwand hinzu. Ist schon die ausschließliche Rohtoft für den einzelnen nicht ganz billig, so würde eine Umstellung der Boltsernährung auf Roh­fost eine weitgehende Verschiebung der volkswirtschaftlichen Ver Dr. P. Marburg. hältnisse nach sich ziehen.

Frauenarbeit von heute

Haltet zusammen und kämpft!

Wenn man noch vor wenigen Jahren einen Blick über die Gebiete des öffentlichen Lebens warf und Berufe und Wirkungs­freise von Frauen kennenlernte, die auf diesen Gebieten tätig waren, dann fühlte man sich unwillkürlich mit fortgerissen von dem Tempo und der Intensität, mit der die Frauenbewegung von Er­folg zu Erfolg vorwärts schritt. Greift man aus dieser Fülle der Erfolge nur ein einziges Beispiel heraus, wie etwa das ungemein bedeutungsvolle Gebiet der Gesetzgebung, so zeigt sich schon bei einem flüchtigen Ueberblid, was Frauen in diesen paar Jahren schaffen konnten und wirklich geschaffen haben. Das große Jugend­wohlfahrtsgefeß, das weit über die Grenzen Deutschlands hinaus Beachtung gefunden hat, das Gesetz zur Bekämpfung der Ge schlechtskrankheiten und das Jugendgerid, tsgefeß find Ergebnisse einer jahrelangen, gründlichen Borarbeit von Frauen Ohne die intensive, zielbewußte Wirksamkeit von Frauen, vor allem von Sozialdemokratischen Frauen, die unermüdlich immer von neuem für ihre Forderungen eintraten, wäre faum eines dieser Gesetze zustande gekommen.

Allmählich aber wurde ses filler. Das Tempo der Entwid lung ging vom Hurmischen Bresto in ein sanftes Andante über. Da und dort traten Rückschläge ein Führende Stellungen des öffentlichen Lebens, in denen man gern fähige Frauen gesehen hatte, wurden von Männern besetzt und auch auf politischem Ge­biete haben die Frauen heute schwer gegen Rückschläge zu kämpfen

Es gibt viele Gründe für diesen augenblicklichen Stillstand, der zuweilen sogar in ein Zurüdweichen übergegangen ist. Einer der Hauptgründe liegt zweifellos darin, daß die Frauen in ihrer Allgemeinheit bis vor furzem politisch völlig unerfahren waren und deshalb von ihrem, gerade von der Sozialdemokratie ihnen freudig erkämpften Wahlrecht einen verhängnisvollen Gebrauch machten, in dem sie zu einem großen Teil ihre Stimmzettel für die Rechtsparteien abgaben. Es fehlte den Frauen der Weitblid, die flare Einsicht, daß von reaktionärer Seite alles getan werden würde, um den Frauen die neuerworbenen Rechte so rasch als möglich wieder zu entreißen. Gewiß fönnen wir bei jeder geistigen Bewegung nach einem ersten, stürmischen Vorwärtsschreiten als zweite Phase eine Periode des Stillstandes fonstatieren und dürfen diefes Naturgesez bis zu einem gewissen Grade auch auf die Frauen­bewegung anwenden. Aber das schließt nicht aus, daß es in der Hand der Frauen selbst gelegen hätte, diesen Stillstand nicht schon nach verhältnismäßig furzer Zeit, mitten in einer fruchtbringenden, verheißungsvollen Arbeit auf politischem Gebiete, eintreten zu lassen. Ein anderer Grund beruht darin, daß in der praktischen Tätigkeit, die der Frau zum erstenmal ungeheure Aufgaben stellte, Diffe­renziertheiten auftauchten, eine neue Problematit, die nicht, wie bisher, die Aufgaben der Frau in völliger Gleichstellung mit dem Manne, sondern teilweise in der Zuweisung besonderec Frauen arbeiten( Fürsorge, Wohlfahrt, Erziehung usw.) erblickte. Endlich hat die katastrophale Arbeitslosigkeit zweifellos in entscheidendem Maße mitgewirft, um auch der Tätigkeit der Frau in vielen Be rufen ein einstweiliges Halt entgegenzustellen.

Nur in zielbewußter, pofitiver Arbeit fönnen die Frauen sich alles das neu erobern, was augenblicklich in Gefahr steht, wieber verloren zu gehen Der große Fehler, der am 14. September 1930 bei der Reichstagswahl gemacht wurde, muß wieder gutgemacht werden indem die Frauen sich zur Wahrung der Rechte aller Ar­beitenden Seite an Seite mit ihren männlichen Arbeitskameraden in der Sozialdemokratie und in den freien Gewerkschaften zusammen­schließen. Alle theoretischen Erörterungen sind wertlos, wenn nicht diese praktische Schlußfolgerung gezogen wird, die wieder eine feste, unerschütterliche Basis schafft, auf der erneut aufgebaut und das Vorhandene vertieft und ergänzt werden fann Noch ist un­endlich viel zu tun auf allen Gebieten. Noch stehen wir erst am

Anfang einer wirklich sozialen Gesetzgebung. Noch find große Auf­gaben auf dem Gebiete des Ehe- und Familienrechts, des Mutter­schutzes, des Arbeitsschußes, der Erziehung und Bildung, der Für­forge zu lösen, ganz abgesehen von den großen wirtschaftlichen Problemen unserer Zeit fatastrophaler Arbeitslosigkeit. Da sind ferner die gewaltigen, bisher nur zum allerkleinsten Teil in An­griff genommenen Arbeiten des Bölkerbundes, an denen Frauen beteiligt find Schulter an Schulter verfolgen sie ihr Ziel, einer Lösung der Abrüstungsfrage für alle Staaten näher zu tommen, die Bereitschaft zum Frieden der Völker in der Jugend aller Völker zu propagieren. In den einzelnen Kommissionen find wichtige Lebensfragen zu bearbeiten, so die Forderung, daß die Frau auch nach ihrer Eheschließung ihre Nationalität behalten soll. Erziehungsfragen. Probleme des Jugendschutzes, Probleme der Volkshygiene, Bekämpfung des Rauschgift-, des offenen und ver tappten Mädchenhandels, vorbeugende Maßnahmen gegen Volks­frankheiten, Krebs, Tuberkulose sind einzelne dieser großen Auf­gaben. In enger Anlehnung an die Frauen in den Barlamenten der einzelnen Länder wird diese Tätigkeit ausgeführt. Denn es ist in feineswegs fo, wie man manchmal sagen hört, daß doch die Aufgaben der Frauenbewegung erfüllt seien, sondern gerade die sozialistische Frau hat noch unübersehbares zu tun, und wir stehen erst in den Anfängen dieser Arbeit.

Wir Frauen haben heute trotz aller Rückschläge, troß der Ge fahren, von denen alle Errungenschaften von 1918 und der folgen. den Jahre bedroht sind, nicht den allergeringsten Grund, mutlos zu sein. Denn in unsere Hand ist es gegeben, durch Zusammen­schluß und Mitgliedschaft in Partei und Gewerkschaft die bedrohte Stellung so zu verstärken, daß sie zu einem Bollwerk wird, an dem die Angriffe unserer Gegner zerschellen müssen.

M.

Margot Starke: Junge Menschen heute

Bielgläubigkeit, unbedingtheit, Kompromißlosigkeit, Wille zum Der hervorstechende Charakterzug der politischen Jugend ist Bielgläubigkeit, unbedingtheit, Kompromißlosigkeit, Wille Totalen, und wenn in dem Roman ,, Junge Menschen heute" ( E. P. Tal u. Co. Verlag) nun Margot Starte den Versuch unterniment, von der Warte des Steptizismus, der Relativität, des Sowohl- als- auch und der Humorlichkeit diese Jugend zu beschreiben, so ist daran im vorherein etwas Stilgegenfäßliches. Held des Buches ist nicht, wie es übertreibend in der Ankündigung heißt ,,, die in feindliche Lager und Sturmtrupps gespaltene Jugend" schlechthin, denn von der fommunistischen und der nationalsozialistischen Jugend werden nur ein paar flüchtige und durchaus unzulängliche Schatten­risse aufgezeichnet. Held des Buches ist die sozialdemokratische Jugendgruppe des Ortes Biebrich am Rhein und ihre Schilderung ist etwa auf die Formel abgestimmt: Goldener Kern, aber wieviel Menschliches!, eine Formel, die die Autorin etwas allzu tolerant und verständnisselig, offensichtlich auch allen anderen Jugendbünden gleichermaßen zu bewilligen bereit ist.

Die jungen Sozialdemokraten und Sozialdemokratinnen der Margot Starte find gutes, der sozialistischen Idee hingegebenes Menschenmaterial unterschiedlicher ökonomischer Herfurft. Sie unter­nehmen Wanderfahrten und Agitationstouren, debattieren über regiliöse, politische, wirtschaftliche Fragen und haben im übrigen darunter zu leiden, daß sie sich über von ihnen selbst als bourgeois­haft empfundene Poussiergelüfte und Eifersüchteleien keineswegs erhaben fühlen. Für seelische Stimmungen und seelische Spannungen hat Margot fein schlechtes Auge. Leider ist der Radius der Be schreibung aber allzu eng. Die Kollifion der Ortgsruppe Biebrich mit den anderen Lagern kommt über ein paar physische Rempeleien nicht hinaus.

Hans Bauer.

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