Eine Anklage aus nichts
Leipziger Geschworenen eine Verhandlung, die eine wichtige Etappe Am 11. März 1872 begann, am 26. März endete vor den in der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung bezeichnet: der Hochverratsprozeß gegen August Bebel und
28ilhelm Liebknecht.
Schon als sich bei Ausbruch des deutsch - französischen Krieges die beiden unerschrodenen Führer der jungen Sozialdemokratischen Partei bei Bewilligung der Kredite der Stimme enthielten, hatte Bismard die Stirn gerunzelt, und sein Unwille wuchs, als sie nach Sedan ungescheut für einen billigen Frieden mit der französischen Republik warben und gegen die geplante Eroberung Lothringens und des Elsaß auftraten. Zwar drohte der mächtigen deutschen Kriegsmaschine von dieser Propaganda nicht die mindeste Gefahr, denn Bebel und Liebknecht hatten nur ein winziges Häuflein Anhänger hinter sich, und auf den hochgehenden Bogen der patriotischen Begeisterung schlingerte das Boot der als„ ,, unpatriotisch" verschrienen Arbeiterpartei bedentlich hin und her. Aber das sich überhaupt ernsthafter Widerspruch gegen seine geniale Politik erhob, erbitterte den Gewaltmenschen Bismard; aus dem Hauptquartier Versailles ergingen immer dringendere Weisungen in die Heimat, den beiden das Handwerk zu legen. Da Bebel und Liebknecht in Leipzig wohnten, waren die kgl. sächsischen Behörden zuständig, und auf die Dauer ließen sie sich auch nicht lumpen: am 17 Dezember 1870 wurde der eine wie der andere verhaftet. Aber der anfangs sehr voreingenommene Untersuchungsrichter fand so wenig Arg an ihnen, daß er Antrag auf Niederschlagung des Verfahrens stellte, und wenn dem auch nicht entsprochen wurde, so sahen sich Bebel und Liebknecht doch am 28. März 1871 wieder auf freiem Fuße.
Wenige Tage zuvor hatte Bismard bei Eröffnung des Deutschen Reichstags den sächsischen Abgeordneten von Schwarze angesprochen: Run, Herr Generalstaatsanwalt, was wird denn aus dem Prozeß Bebel und Genossen?" und hatte auf die achfelzudende Antwort ,, Gar nichts wird!" gefnurrt: ,, Dann hätte man die Leute auch nicht einstecken sollen; jezt fällt das Odium auf uns." Daß der mächtigste Mann im Reiche die Verurteilung der beiden Berbrecher" wünschte, war damit unzweideutig wie nur möglich ausgedrückt. Gleichwohl wäre das Verfahren vielleicht im Sande verlaufen, wenn sich die Angeschuldigten fürderhin als artige Kinder erwiesen und fusch verhalten hätten, aber Liebknecht, der hochgemute ,, Soldat der Revolution", dachte nicht im Traume daran, und Bebel mußte als einziger Abgeordneter seiner Partei erst recht Die Gelegenheit, im Reichstag dem monarchistischen und kapitali stischen Obrigkeitsstaate mit Hieb und Stich zu Leibe zu gehen. Namentlich, daß er über die Toten der Pariser Kommune , die als vermeintlicher Beginn der allgemeinen„ Expropriation der Expropriateurs" alle Befizbürger in Heulen und Zähneklappern warf, schützend das Fahnentuch der deutschen Arbeiterpartei breitete, verschaffte ihm bei dem Reichskanzler alles andere als einen Stein im Brett, und am 21. Juli 1871 erhob der Staatsanwalt die formelle Antlage wegen Vorbereitung zum Hochperrat.
Am Richtertische präsidierte der Bauzener Bezirksgerichtsdirektor von Müde, ein Hüne mit auffallend niederer Stirn, den Bebels Höflichkeit ,, naiv bis zur Bewußtlosigkeit" nannte. Die Geschworenen bestanden aus Rittergutsbesizern und-pächtern, KaufLeuten und Oberförstern, die samt und sonders von der Gottgewollt heit der bürgerlichen Eigentumsordnung tief durchdrungen waren. Auf der Antlagebant aber saß mit Bebel, Liebknecht und dem jungen ,, Volksstaat"-Redakteur Hepner die ganze Welt anschauung des Sozialismus. Denn gegen Meinungen, nicht gegen Taten ritt hier die Justiz Attade. Das Doppelver
daß sie die Bourgeoiswelt nicht für die beste der Welten hielten brechen" der Angeklagten definierte Liebknecht ironisch dahin, und der Ansicht waren, die Menschen seien für etwas Besseres da, als einander die Hälse abzuschneiden. Um den Geschworenen die Strafbarkeit dieser Gesinnung recht vor Augen zu führen, wurde ein ganzer Sad revolutionärer und sozialistischer Literatur vor ihnen ausgeschüttet; Aufrufe, Programme, Kongreßberichte und beschlüsse, Anträge, Zeitungsartikel, Broschüren, Gedichte kamen von A bis 3 zur Berlesung, ein Material, mit dessen Ursprung und Verbreitung entweder die Angeklagten nicht das Geringste zu schaffen hatten, oder das schon Jahre und Jahrzehnte, von den Behörden ungehindert, im Umlauf gewesen war. Daraus einen Schuldbeweis zurechtzufingern, mußte es sich der Staatsanwalt Hoffmann mehr als sauer werden lassen, aber als er seine pathetische Rede schloß: Wenn Sie die beiden Angeklagten nicht verurteilen, dann sanktionieren Sie für immer den Hochverrat", waren die Geschworenen hinreichend gefnetet und gelangten, während sie bei Hepner die Schuldfragen verneinten, mit acht gegen vier Stimmen zu einem Schuldspruch. Das Gericht verhängte darauf gegen Bebel und Liebknecht zwei Jahre Festungshaft.
Künstlerisches Wachstum
Als Niddy Impefoven, das Wunderkind, debütierte, begann in der deutschen Tanzkunst der neue Stil von sich reden zu ihr vorübergehen. Dazu war der Eindruck zu stark. Und man machen. Man mußte sie nicht zu rubrizieren, denn sie gehörte feiner anerkannten Schule oder Richtung an. Aber man fonnte nicht an fragte sich: was wird aus dem Kinde werden, wenn es erwachsen und reis ist? Das Kind hielt sich lange, wirkte durch seelische Naivität, ausgedrückt in herben, unentwickelten Formen. Jetzt, plöglich, mie es scheint, ist es reif geworden. Eine fertige Künstlerin stand im Beethovensaal vor uns. Und zwar hat sich die abschließende Entwicklung nicht durch äußere Einflüsse vollzogen, sondern ist von innen heraus durch organisches Wachstum geschehen. Daher die gesunde Sicherheit, die natürliche Rundung. Daher die ungezwungene Selbstverständlichkeit der neuen Formen.
Gewiß konnen Anregungen, die von außen kommen zur naturgemäßen organischen Vollendung segensreich beitragen. Nämlich wenn der Künstler die ihn wesensverwandten Elemente, bemußt oder unbewußt, in sich aufnimmt, in sich verarbeitet und alles Fremde energisch ausscheidet. Bo dieses nicht geschieht, entstehen stilistische Wechselbälge. Wir haben das in Deutschland erlebt, wo in letzter Zeit namentlich Pariser Einflüsse verheerend wirkten. Die geschickte, gefällige Aufmachung, die die Franzosen künstlerischen Erscheinungen zu geben wissen, bestach manche junge, noch ungefestigte deutsche Tänzerin. Man nahm technische und dekorative Aeußerlichteiten für das Wesen der Sache und ließ urwüchsige Begabung durch niedlichen Klimbim verseuchen.
Ostasiatische Tanzkunst ist uns Deutschen eine unerschöpfliche Quelle tiefer und feiner Genüsse. Jodjana, der Javaner, der seit Jahren unter uns lebt, wirft immer wieder kräftig belebend. Auch nach echtem Japan lechzt unsere Seele. Aber dieses bekommen wir nicht zu sehen. Was herüberkommt, ist mehr oder weniger denaturiert. Hat den Weg über die New- Yorker, Londoner und Pariser Varietés genommen und sich dem internationalen Publikumsge fchmack angepaßt. Der Japaner Masatoshi Shigno, den wir im Bach sa al sahen, hat sich sogar in der Wigmanschule den höheren europäischen Schliff beibringen lassen und damit alle Stileigenart verloren. Was wir sehen wollen, zeigt er uns nicht, und was er uns zeigt, fönnen unsere deutschen Tänzer beffer. Der typische Fall eines fünstlerischen Wachstums, wie es nicht sein soll.
Allerdings war das Echo dieses ausgesprochenen Tendenz urteils bei der Deffentlichkeit anders, als die Gewalthaber erwartet hatten. Wer auch im Lager des Bürgertums noch ein wenig aufrechte politische Gesinnung bewahrte, schmähte den Fehlspruch; die Frankfurter Zeitung " redete unverhohlen von einem Racheakt der Bourgeoisie", der Bebel und Liebknecht im Namen des Proletariats den Krieg angejagt hätten, und der alte ehrliche Demokrat Johann Jacoby wußte seine Empörung nicht fchlagkräftiger auszudrüden als durch seinen Hebertritt zur Sozial demokratischen Partei. Darin offenbarte sich schon ein Teil der agitatorischen Wirkung des Prozesses. Im Parlament hatte die Sozialdemokratie noch kaum Gelegenheit gehabt, ihre Grundsätze eingehend zu entwickeln, aber die Leipziger Verhandlung gestaltete sich für die aufhorchende Welt zum anschaulichsten und einprägsamsten Kolleg, in dem der Sozialismus vierzehn Tage lang seine Prinzipien klarlegte, seine Ziele entschleierte und seine Da feinsberechtigung und Notwendigkeit nachwies. Darum wurde, in zwölf Heften verbreitet, der Prozeßbericht mit allen Urkun den, darunter das Kommunistische Manifest und die Inauguraladresse, eine der wichtigsten Werbeschriften der jungen Sozialdemo- SindTabakjchädigungen vermeidbar?
fratie und stellt noch heute eine nicht zu übergehende Quellensammlung unserer Bewegung dar.
Darüber hinaus entbehrt der Leipziger Prozeß nicht der Be= deutung für die Gegenwart. Nicht freilich weil heute die Justiz der Republit aus den wirklich hochverräterischen„ Borheimer Dokumenten" nichts zu machen weiß, während damals die Justiz der Monarchie aus nichts eine Hochverratsanflage und verurteilung zu machen mußte, sondern weil die Sozialdemokratie 1872 von ähnlicher Heze umtost war wie 1932. Millionen aufgeputschter und ahnungsloser Bürger schworen darauf, daß Bebel und Lieba fnecht nur durch ihre Verhaftung am teuflischsten Landesverrat verhindert worden feien, indem sie planten, die franzö= fischen Kriegsgefangenen zu befreien und an ihrer Spize den sieg reichen deutschen Truppen in den Rücken zu fallen. Dieser vollendete Wahnsinn fand ebenso Glauben wie die Dolchstoß" legende von heute, die auch vollendeter Wahnsinn ist. Aber obwohl sie nur eine verschwindende Minderheit hinter sich hatten, hielten Bebel und Liebknecht in dem Orfan von Haß und Verleumdung die Ohren steif und leerten am Abend der Leipziger Berurteilung vergnügt ihre Flasche Wein auf die Zukunft, von der sie wußten: fie gehört ihnen, gehört der Sozialdemokratie!
Goethe als Chemiker und Techniker
Daß der Dichterfürst auch den Naturwissenschaften großes Interesse entgegenbrachte, dürfte allgemein bekannt sein, man braucht nur seine physikalisch allerdings nicht haltbare Farbenlehre zu ermähnen, seine Arbeiten zur Metamorphose der Pflanzen, seine Entdeckung des Zwischentnochens im menschlichen Kiefer, die ihn als Vorläufer der Entwicklungslehre erscheinen lassen, um ein frei lich nur schwaches Bild von seiner vielseitigen naturwissenschaftlichen Betätigung zu erhalten. Weniger bekannt dürfte sein, daß ihn auch die Chemie, chemische Technik sowie Technik überhaupt vielfach beschäftigten und ihm eine Fülle von Anregungen und stärkste Förderung verdanken.
In einer vom Verein Deutscher Chemiker veransta teten überaus würdigen Goethe- Feier brachte der Festredner des Abends, Geheimrat Prof. Paul Walden - Rostoc, der bedeutende Geschichtsforscher der Chemie, zugleich ein hervorragender Goethe- Kenner, diese Seite von Goethes Wirken den überaus zahl reich erschienenen Teilnehmern an der Gedächtnisfeier nahe. Es konnte sich dabei nicht um eine einzelne Betätigungsart von Goethes Wirken handeln, sondern auch diese Seite seines Wirkens war mit feiner ganzen Persönlichkeit und seinem immer auf die Erkenntnis der allgemeinen Zusammenhänge gerichteten Wesen innig verknüpft. Schon als Knabe hat Goethe fich bei den Handwerkern seiner Vaterstadt im Auftrage seines Vaters gründlich umgesehen und mit den Geräten und Methoden der verschiedenen Handwerke vertraut gemacht. Durch eine schwere Krankheit als junger Mensch nach feiner Leipziger Zeit fam er in Berührung mit den mystischalchemistischen Kreisen seiner Vaterstadt Frankfurt , wodurch er zuerst zu chemischen Versuchen veranlaßt wurde. Dann hörte er als Student in Straßburg chemische Vorlesungen und kam auf einer Reise in Elsaß und Lothringen mit dem dortigen Bergbau in Berührung, der ihn aufs höchste fesselte. Auf seinen vielen Reisen besichtigte er selbst noch im höchsten Alter auf das eingehendste die ihm zugänglichen industriellen Werte und Fabriten, wobei er fich nicht mit einer oberflächlichen Führung begnügte, sondern in das Wesen der Betriebe mit Erfolg einzudringen suchte, so daß er mit vollem Recht von sich sagen fonnte: Was ich nicht erlernt habe, hab' ich erwandert." Besonders starke Anregung empfing er in Berlin . Uns Heutigen mag das Berlin vor 150 Jahren als ein fleinstädtisches Nest erscheinen, aber Goethe, der aus dem kleinen Weimar mit fnapp 6000 Einwohnern nach der preußischen Hauptstadt kam, mußte diese als das Vorbild einer betriebsamen Groß stadt erscheinen, und der junge 29jährige Legationsrat sagte von den Eindrücken seines ersten Berliner Aufenthaltes: Es sind mir tausend Lichter aufgegangen." In Weimar war ihm die Gorge für das Kriegs-, Bergbau- und Wegebauwesen anvertraut, und der damals schon berühmte junge Dichter vollführte den Sprung zum Techniker, Wirtschaftspolitiker und Staatsmann mit überraschender Einfühlung und Einarbeitung in die zahlreichen neuen Aufgaben, wobei er die Berliner Erfahrungen in weitgehender Weise zu Anregungen und zur Förderung des Weimarer Wirtschaftslebens be= muzte. Auch in späteren Zeiten hat er sich oft noch in Berlin Rats geholt. Um mur einiges zu erwähnen, so peranlaßte er Göttling
und Döbereiner, die auf seine Veranlassung an die Universität in Sena gekommen waren, zur Beschäftigung mit der Gewinnung von Zucker aus Rüben und aus Stärke, ließ Versuche zur Herstellung des in England erfundenen Leuchtgases aus Steinkohle anstellen, ließ Fraunhofers Münchener Versuche zur Herstellung neuer Glas forten auch in Weimar weiter verfolgen. Sein Eintreten für das Experiment ist hoch anzuschlagen in einer Zeit, in der in Deutsch land die Naturphilosophie vorherrschend war, die das Experiment völlig vernachlässigte, ja geradezu mißachtete und von den Chemitern verächtlich als, den Apothekern und Mistfahrern" sprach. Die großen deutschen Chemiker mußten im Ausland das Experimentieren lernen, Liebig 3. B. in Paris , Wöhler in Stockholm . Daß Goethe in einer solchen Zeit die Mittel für Apparate und für Laboratorien an der Universität Jena beschaffte, dafür hat ihm die Wissenschaft und Technik sehr zu danken, nicht minder für die Hebung und allge= meinere Anerkennung des Standes der Chemiker. In dieser Hinsicht reichte sein Einfluß weit über das Weimarer Ländchen hinaus. So ließ sich der russische Zar Alexander für seine neu gegründeten Univerfitäten Dorpat , Chartow und Kajan von Goethe Chemiker empfehlen, aus deren Schule dann wieder die Männer erwüchsen, welche die wissenschaftliche Chemie und chemische Technik weiter hinein in das Riesenreich trugen. So erkennen wir die praktische Seite von Goethes Wirken in eminentem Maße als fulturfördernd.
Wollte man nach besonderen einzelnen Leistungen Goethes in der Chemie fragen, so hieße das, sein wirken und seine Wesensart völlig verkennen. Er gab Anregungen in ungeahnter Fülle und berief die geeigneten Männer zur Bewältigung der Aufgaben, von deren Lösung er die Umgestaltung des ganzen Lebens ahnend vorausschaute. Seine Art war es, Brücken zu schlagen, das Verbindende auch in dem scheinbar weit Entfernten zu erkennen, dagegen sagte er von sich: Trennen und zählen war nicht meine Sache und Stärte“ und„ Das Handwerksmäßige einer Wissenschaft und Kunst habe ich nie verstanden".
Indem Goethe als ein im praktischen Leben wirkender Mensch erscheint, als ein Mensch der Wirklichkeit, der mit beiden Füßen im realen Leben steht, wird die geistige Seite seines Wesens nicht etwa herabgesetzt, sondern ergänzt. Er war beherrscht von unverwüstlidem Lebenswillen, von Lebensbejahung und voll Optimismus. Noch fünf Tage vor seinem Tode bezeichnet es der Dreiundachtzigjährige als seine Aufgabe, an seiner Weiterbildung und Entwicklung zu arbeiten. Drei Zukunftswerte wünscht er noch vollendet zu sehen, den Panamakanal, den Suezkanal, welche Amerika und England für ihre wirtschaftliche Entwicklung brauchen, und in Deutschland die Verbindung von Donau und Rhein; wenige Monate vor seinem Ende meint er, hierfür lohnte es wohl, nod) einige 50 Jahre zu leben. Seine harmonische Gestalt fann uns in unserer vom Parteihaß zerrissenen Zeit als Vorbild dienen, wir sollten seinen Ausspruch beherzigen:
,, Die gold'ne Zeit ist wohl vorbei, Allein die Guten bringen sie zurück, tole und war sie je, so war sie nur gewiß, or signs Wie fie uns immer wieder werden tann".
Bt.
J. S.
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Bei der riesigen Verbreitung des Rauchens ist es erklärlich, daß man seit längerer Zeit bestrebt ist, die durch den Labafgenuß verursachten Gesundheitsschädigungen zu vermeiden oder doch zu vermindern. Der einfachste Weg ist natürlich die Enthaltsam feit vom Tabat, und die Abstinenzbewegung hat auch in den lezten Jahren in allen Kulturländern an Boden gewonnen; für dieses Jahr sind zwei internationale Kongreffe( in Europa und Nordamerika ) in Aussicht genommen. Aber die Entwöhnung vom Rauchen erfordert eine gewisse Selbstbeherrschung, die nicht jedent gegeben ist; davon kann jeder Arzt, der einem Kranten das Rauchen verbietet, ein Lied fingen. So werden denn eine Reihe von Mittein und Mittelchen angepriesen, die die Tabakeinschränkung erleichtern sollen; die meisten dieser Präparate enthalten Höllensteinlösung in starter Verdünnung, wodurch einem der Geschmack an der Zigarre oder Zigarette verefelt" wird.
Mehr Interesse beanspruchen die Bemühungen, dem Tabat das Nikotin zu entziehen, also ihn zu entgiften". Wir wissen nämlich, daß das in den Rauch übergehende und vom Körper auf genommene Nikotin allein den giftigen Bestandteil darstellt; die anderen noch im Rauch vorhandenen chemischen Produkte, wie Ammoniak und Pyridin, sind feine Gifte. Von der Giftigkeit des Nikotins bekommt man einen Begriff, wenn man sich vorstellt, daß die in fünf Zigarren oder 25 Zigaretten enthaltene Menge ge= nügen würde, um einen Menschen zu töten!
Welche Wege stehen nun zur Verfügung, um den Tabakgenuß weniger schädlich zu gestalten? Man fann zunächst einige hygienische Regeln beherzigen: wenig rauchen, langsam rauchen( da beim hastigen Rauchen mehr Nikotin in den Rauch übergeht), nie auf nüchternem Magen rauchen! Was nun die Nikotinentziehung betrifft, so hat man zahlreiche Verfahren ersonnen, um den Rohtabat nitotinarm zu machen; so find in Deutschland fünfzig Patente dieser Art erteilt worden! Alle diese Methoden sind aber von zweifelhaftem Wert, auch leidet dabei der Geschmack erheblich. Dann hat man besondere Gesundheitsspizen" hergestellt, wobei der Rauch durch Watte filtriert wird, welche mit bestimmten Chemikalien getränkt ist. Auch hierbei ist aber der Erfolg ziemlich unsicher. Schließlich hat sich die Medizin in letzter Zeit mit einigen Präparaten beschäftigt, welche in die Zigarre oder Zigarette eingespritzt werden und so den Nikotingehalt des Rauches herabseßen sollen. Bei dem besonders empfohlenen Bonicot" handelt es sich um ein chemisches Mittel( Eisenverbindung mit Säuren, Alkohol usw.), wodurch das Nikotin gebunden und unschädlich gemacht werden sollte. Zur wissenschaftlichen Prüfung verwendet man besondere fomplizierte Apparate, mittels derer der Rauch in Wasser aufgefangen und genau untersucht werden kann. Dabei hat sich nun gezeigt, daß die behauptete Verminderung des Nikotingehalts nicht erzielt wurde. Die praktische Auswirkung dieser Ergebnisse war allerdings schon früher eingetreten, indem die Herstellerfirma sich nicht hat behaupten können. Jedenfalls müssen wir feststellen, daß es bisher keine sichere Möglichkeit gibt, um Tabak für den menschlichen Körper unschädlich zu machen. Am aussichtsreichsten sind die Bemühungen, Tabakpflanzen zu züchten, die von vornherein einen niedrigen Nikotingehalt aufweisen. Diese Eigenschaft ist nämlich, wie die Untersuchungen ergeben haben, erblich, und das Tabakforschungsinstitut hat bereits acht Pflanzenstämme züchten können, die sich durch besonders niedrige Nikotinwerte auszeichnen. Eine wissenschaftliche Zusammenarbeit der großen Tabakländer der Erde würde es in naher zufunft ermöglichen, nikotinarme und damit verhältnismäßig unschädDr. Alios. liche Tabakerzeugnisse herzustellen.
Wie alt kann eine Flunder werden? Diese Frage hat jetzt durch den Fang einer gezeichneten Flunder an der norwegischen Küfte eine Antwort erfahren. Wie Osloer Blätter berichten, wurde an dieser Flunder, die bei Bergen erbeutet wurde und eine Länge Don 51 Zentimeter sowie ein Gewicht von 1,4 Kilogramm hatte, am Schwanz eine Markierung gefunden, die von einer deutschen Die deutsche Marke zeigte, daß Expedition ausgeführt worden war. der Fisch in der Nähe der Sieben- Inseln an der Küste von Murmansk am 21. Juni 1913 gefangen und gezeichnet worden war. war der Fisch 29 Zentimeter, ist also während der folgenden 18 Jahre 22 3entimeter gewachsen. Man nimmt an, daß die Flunder bei ihrer Markierung mindestens 2 Jahre alt war; sie hatte also ein Alter von mehr als 20 Jahren erreicht. Aus verschiedenen Fängen vermutet man, daß eine Flunder nach dem rascheren Wachstum der ersten Zeit alljährlich etwa um einen Zentimeter größer wird.
Damals
Eukalyptusbäume sind die wertvollsten Luftverbefferer in fumpfigen Gegenden