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bürgerkriegsmäßigen Gewaltattion find gerade die Maßnahmen ber! S4 Führung entscheibend und michtig.

Die S- Führung hat aus den Vorgängen beim app- Butsch

gelernt

Sie hat eingesehen, daß es ein Fehler war, in Berlin selbst ein­zubringen und Berlin zu besezen. Der dann ausbrechende General­streit hat die Kapp- Regierung fofort lahmgelegt und am fünften Tag auf die Knie gezwungen. Ganz anders wären die Dinge ge­laufen, wenn man damals Berlin zerniert und von außen blodiert hätte. Dann war der Berliner Generalstreit eine unmirtsame Maß­nahme und konnte sich nur gegen die Urheber und Führer des Streifs menden. Die SA.- Führung hat daher von ihrem Stand­puntt aus mur folgerichtig gehandelt, als sie die Anweisung gab, die Gesamtheit der S. um Berlin herum aufzubauen. Ob fie allerdings Kräfte genug hatte, um eine Zernierung und Blodierung mirtsam durchzuführen, steht dahin. Man hört davon, daß bei der SA - Führung selbst gewisse Bedenken wegen des Sträfteverhältnisses bestanden haben, und daß daher in den Anord­nungen auf die Hilfe der Bevölkerung hingemiesen wird.

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Der Zweck der Operafionen das geht aus der Anlage des Planes deutlich hervor war nicht die Eroberung Berlins , fondern die Kapitulation Berlins .

Der Hunger, die Abschneidung aller Zufuhren und die Unterbindung aller Nachrichten sollte Berlin als Wirtschaftszentrum, als Regie­rungs- und Berwaltungszentrum und schließlich als Wohnstadt für viele Millionen Menschen zum Nachgeben zwingen. Man tann einen solchen Plan nur verstehen, wenn man auf Funde verweist, die vor kurzem die badische Kriminalpolizei gemacht hat. Das badische Ministerium des Innern scheint im Besitz von Plänen zu sein, nach welchen eine systematische Aushungerung der Großstädte mit Hilfe der radikalisierten Landbevölkerung durchge­führt werden soll. Die Pläne passen ausgezeichnet zusammen.

Fragt man nach dem politischen Sinn der Operation, fo ergibt sich an Hand einiger Ueberlegungen, vor allen Dingen aber auch nach dem unverdächtigen Zeugnis der Rechtspresse folgendes:

Die legalen Unschuldstämmer.

Reichs

Prasi­denten

Wahl

Goebbels: Wir würfeln am 13. März um Sein oder Nichtsein."

L

BERLIN 23 km

..Berlin wird abgeriegelt, ein Relaisdienst nach München eingerichtet."

8

00

Mal herhören! Heute nacht um 12 Uhr übernehmen wir die Macht."

STIMMEN

18 2 MILLIONEN

HINDENBURG

Merce

BERLIN

28 Km

..Wir? Wir wollten uns nur gegen einen Putsch der Eifernen Front bzw. gegen den am Sonntagabend aus­brechenden Generalftreit verteidigen."

Goethe und die Gegenwart.

Hermann Wendel in der Freien Sozialistischen Hochschule.

Man hat im S2.- Lager, mitgerissen durch die faszinierenden Prophezeiungen des Dr. Goebbels , an einen Hitlerschen Sieg in jedem Falle geglaubt. Der Sieg Hitlers , gleich piel, ob mit relativer oder absoluter Mehrheit errungen, follte zum Nachstoßen ausgenugt werden. Der Sieg Hitlers follte das Signal fein für die un= mittelbare achteroberung durch die NSDAP . In der Hugenberg Preffe mar zu lesen, daß man illegale Auf­stände bei einem Stege Hitlers zu befürchten hätte und zu diesem 3med Borbereitungen getroffen habe. Seien mir einmal leicht­gläubig und nehmen diese Annahme als wahr hin: Was ist dann? Auch dann ist das Vorgehen der NSDAP . nichts anderes als illegal und ein Verstoß gegen Gesez, Recht und Ver= faffung. 3um Niederschlagen irgendwelcher Aufstände von links ist die Staatsgemalt berufen, niemand anders. Der preußische Mi­nifter des Innern hat wiederholt und mit aller Deutlichkeit betont, daß er von feiner Seite, auch von befreundeter republikanischer Seite, feine irgendwie geartete Hilfe für die Polizei annehmen werde. Wir sind sicher, daß der Herr Reichswehrminister auf dem gleichen Standpunt steht jebenfalls muß man das aus seinen bisherigen Erklärungen schließen. Was sollten dann die In der Freien Sozialistischen Hochschule fprach Genoffe her Borbereitungen zum Aufmarsch, zur Beschlagmann Wendel im Plenarsaal des ehemaligen Herrenhauses nahme von Waffen, zur Requisition von Kraft zum 100. Todestag Goethes über Goethe und die Gegenwart". fahrzeugen? Der Fall liegt diesmal so eindeutig, daß ein Ausweichen nicht Sein Vortrag mar in stärkster Eindringlichkeit eine Entgöttlichung möglich ist Es tann feine Stelle in Deutschland geben, die ein und Bermenschlichung Goethes Im Namen des Reichsausschusses fur sozialistische Bildungs derartiges Borgehen mit noch so großen Auslegungstünften als legal bezeichnen fönnte Die Beichtgläubigkeit mancher Reichsarbett eröffnete Clara Bohm Schuh bia Beranstaltung instanzen hat ja schon bazu geführt, baß der Begriff ber Legalitat Dr. Fortner sprach Goethes Queignung". Hermann Wendel fagte: 20s 1830 bie Juli- Resolution in Laufenben non nationalsozialistischen Bersammlungen unter von Baris in Deutschland bekannt wurde, als Barritaben errichtet stürmischem Gelächter der Brumefenben iranifiert wurde. Erst türz fich haben schlesische Gerichte und nach ihnen das Reichsgericht sich waren, als Karl X. vertrieben wax , eilte ein Bertrauter Goethes zu dem mehr als achtzigjährigen Manne und rief aus: Bas fagen mit nationalfozialistischen Blättern beschäftigen müffen, bie bie mil besten Gemaltsandrohungen mit dem Zusas versahen: Selbstver- Sie zu dem großen Ereignis?" Goethe stimmte zu, und der Be ständlich immer legal" Der Begriff ber Begalität hat fucher fuhr fort: Eine fo erbärmliche Familie, ein so erbärmliches fich zu einem Spottwort ersten Ranges entwidelt, minifterium!" Goethe, erregt, meinte: ,, ooon sprechen 31 einer zynischen Beripottung ber republikanischen Staatsgemalt, Sie? Ich denke an den Streit zwischen Cuorier und Saint und die Zeit ist jest norbei, mo hinter einar derartigen Tarnung ilaire." Der 3mist zwischen zwei Naturwissenschaftlern, der noch Schutz möglich ist. Der Hinweis, daß die Nationalsozialisten uns herzlich belanglos büntt, war ihm michtiger als das ihre Pläne dem Herrn Reichsinnenminister zur Kenntnis porgelegt große Ereignis, und es müßte uns fast scheinen, daß Goethe hätten, ist für beibe Teile für den Herrn Reichs jeden politischen und historischen Neros ermangelte. In Bahrheit innenminister und die NSDAP . überaus ge= war er historisch intereffiert, wie in allem auch hier ein nachdent fährlich kein Mensch in Deutschland wird auf eine Gannovenlicher Mensch. Freilich, als er mit Napoleon über die Schicksals tattit noch hereinfallen, die sich vor Begehen einer Straftat das dramen sprach und der Kaiser ihm sagte, daß heute die Politik berühmte Alibi beschafft. Die Zeiten sind vorbei, mo hier noch das Schicksal sei, tam er nicht mit. mit Bertuschungen und Halbheiten gearbeitet werden tonnte. Hier heißt, es jezt handeln und Konsequenzen ziehen!

Einspruch der Signatarmächte.

Litauische Vorstellung.

Kowno , 19. März.( Lit. Tel.-Ag.) Die Bertreter Großbritanniens , Frankreichs und Italiens haben einzeln dem litauischen Außenminifter Berbalnoten über den Stand­punkt ihrer Regierungen zu der Einsetzung des Direttoriums Gimaitis im Memelgebiet überreicht. Die Noten behandeln außerdem die durch die Entsegung Böttchers aufgemorfenen Rechtsfragen sowie die Möglichkeit einer Auflösung des Memet Landtages. Der Außenminister hat bei der Ent­gegennahme der Noten dargelegt, daß das Direktorium Simaitis nach langwierigen Unterhaltungen konstituiert worden sei und daß man in Genf übereingefommen wäre, den Fall Böttcher nicht mit der Frage der Einsetzung des Direktoriums in Verbin­dung zu bringen. Er fügte hinzu, daß seiner Ansicht nach eine etwaige Auflösung des Memel - Landtages unter den gegenwärtigen Umständen in feiner Weise zu dem Ratsbeschluß oder den Vor­schriften, des Memelitatuts in Widerspruch stehe,

Die litauische Meldung verschweigt, ob die Gesandten der Signatarmächte dem Herrn Zaunius sofort erwidert und ihm den Standpunft gehörig largemacht haben. Allerdings muß schon das getrennte Bargehen der Großmächte statt eines gemiß viel eindrucksvolleren Kollettipschrittes lebhafte 3weifel an der Willensstärke der Signatarmächte hervor rufen, die flaren demokratisch- parlamentarischen Vorschriften des Memelstatuts durchzusetzen.

Der Ticheta- Neumann rebet immer noch für die Na­tionalsozialisten. Was redet er eigentlich in den Naziversamm lungen? Nun, das ist furchtbar einfach: Er sagt alle Ge meinheiten her, die er bei den kommun ften über die Sozialdemokraten gelernt hat und erntet dafür den Beifall der Nationalsozialisten. Er hat also nicht umzulernen brauchen. Denn Nazi ober. Rozi es bleibt sich eins.

Wie heute die Stellung zum Sozialismus die große Frage für jeden Menschen ist, so war damals maßgebend die Stellung des Menschen zur Französischen Revolution. Goethe stand ihr rein verneinend gegenüber. Daran ändert auch die Legende von Balmy nichts. Wohl freilich erkannte er, daß. Revo lutionen nie Schuld des Bolkes, sondern immer Schuld der Regie rungen sind. Aber die. Revolution war ihm die gräß lichste Erfüllung aus dieser Schuld, und in Hermann und Dorothea " sagt er deutlich, daß er doch nie den Menschen in dieser schlimmen Berirrung miedersehen möchte:

Der große Genius behandelte die Revolution in zwei a b geschmackten Possen. Gewaltsamer Umfturz empfing von ihm Ablehnung, Abscheu, Widerwillen und Etel. Das färbt sich felift in feinen naturwissenschaftlichen Studien ab. Wenn man ihn er mehr gemäßigt als gemäßigt liberal nennt, so war er mehr gemäßigt als liberal. Teilnahme des Boltes an der Regierung war ihm ein Unding, weil in der Masse die Gescheiten immer in der Minderheit feien. Die Freiheit war ihm ein vager Begriff. Und

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was er über Demokratie sagte, erinnert an Stammtischweisheit. Die Heilige Allianz von 1815, die den Fürsten Sicherheit bot und ein Staudamm gegen jede Demokratie war, galt ihm als Ideal. Er war gegen Verfassung, Breßfreiheit und Eman ipation. Aber wenn man gerecht ist, so erkennt man, daß ihm alle diese Dinge viel weniger wichtig erschienen als den Menschen der Jugend von damals. Ein garstig Lied, pfut, ein politisch Lied", sagte er, und mit Recht nannte man ihn das Zeitableh= nungsgenie! Außer Biebe und Freundschaft, Kunst und Wissenschaft scheint er nichts zu wollen. Wohl kämpfte er in seiner Jugend in der Reihe der Männer von Sturm und Drang , und sein Göz fagt: es lebe die Freiheit.

Wohin aber Goethe damals trat, stieß er auf weichenden Moor­boden, und Deutschland war ein Plag, auf dem ein Schild hätte stehen tönnen: Hier tann Schutt abgelaben werden. Das Leben stagnierte und war muffig, es war Stille über Deutschland . Goethe tam aus dem Bürgertum, und wenn sein Freund, der Medi ziner Gall, sagte, er hätte Volksredner werden müssen, so erschrat er nicht wenig, weil er bei seiner Nation nichts zu reden fand."

Bon oben wäre es ihm nicht gestattet worden, und von unten hätte er tein Echo gefunden. Deshalb refignierte er und zog sich ins Brivatleben zurüd. Aber gerade von dorther vollbrachte er seine genialische Leistung. In einer Reit, da der Mensch fich noch nicht selber interessant war und mur Typen bestanden, ward ihm,

was er schrieb, persönliches Bekenntnis. Seine Selbstmordgebanken reagierte er sich in Werthers Leiden " ab, und sein ganzes Leben mar Ausbau seiner Persönlichkeit. Goethe war ein einziger gewaltiger geistiger Berbauungsapparat. Alles már er­

quidt, mich zu erquiden."

So muchs er unabläffig an Menfchen und Dingen. Wenn je manb je mit feinem Pfunde gewuchert hat, war es Goethe. Aber es mar bie Tragit Goethes, feiner Zeit und Deutschlands , daß er fich zum bollenbeten Menschen nur emporringen fonnte, wenn er fich im Privatleben vertroch! Das erklärt feine breifache Flucht. Er floh aus dem Bürgertum zum Hof, weil die Luft im Bürgertum ihm zu dünn war. Darum murde er fjerr von Goethe. Er floh aus der Gegenwart in die Bergangenheit. Deshalb sah er die Antite verschönt und idealisiert, obmohl er hätte missen müssen, daß die Griechen des Altertums start nach Knoblauch rochan. Er floh aus der wirklich feit in die 3dee. Dadurch aber ward ihm die Welt ein einheitliches Ganzes. Er wollte die Natur enträtseln, um sie den Menschen untertan zu machen.

Er erkannte, daß wir im Grunde alle follettive Wesen find, wir mögen uns ftellen, wie wir wollen. Deshalb nennen ihn Literarhiftorifer, mas gemiß übertrieben ist, den ersten deutschen Sozialisten. Gewiß ist sein Wort aus dem Faust" ein vom Gipfel herabgesprochenes Wort: ,, Solch ein Gewimmel möcht ich sehn, auf freiem Grund mit freiem Bolte stehn". Ueberall, bei Stein, Blume und Tier, forschte er Sein Ziel ist die Entwicklung des Menschen von der Barbarei zur Kultur. Für ihn war nach Kant der Mensch nie Mittel, nur 3wed. Das Gehirn, nicht die Faust mar ihm maßgebend. Wenn in politischen Kaschemmen Krieg, Mord und Gewalttat deutsch genannt werden, mar er der Un­deutscheste aller Deutschen . Die Revolution war ihm barbarischste Form des Fortschritts. Ihn beseelte der Gedanke:

Alle menschlichen Gebrechen Sühnet reine Menschlichkeit.

Deshalb fonnte er 1813 die Franzosen nicht hassen, weil der Nationalhaß für ihn unterste Stufe der Kultur war. ihn zum Weltbürger und zum Weltdichter. Deshalb ehrt ihn nicht mur Deutschland , sondern die Welt Er dachte über­national. Mir, die wir Ideale zur Wirklichkeit ausgestalten

müssen, erkennen, daß der Sozialismus den Individualismus nicht ausschließt, sondern ergänzt. Goethes Erkenntnisse werben heute

durch den Faschismus geschändet. Aber wenn wir der Gemalttätig­teit mit einem Bande Goethe entgegentreten wollten, so handelten wir, als wenn wir einer Hyäne Pflanzentoft anempfehlen. Goethes Leben ist Aufruf zum tätigen Leben gegen die Ausnutung mensch­licher Dummheit, und dem politischen Hokuspokus fehen wir Goethes Wort entgegen:

Narre! Wenn es brennt, so lösche, Hat's gebrannt, bau wieder auf!

Bertiefung in Goethe bedeutet nicht Abkehr von der Erde, son­

dern Handeln. Wir wollen nicht über Goethe schwagen und nach­denken. Eine Welt geht unter? Nein, eine Welt geht auf! Deshalb die Aermel aufgetrempelt! Es steht im Faust: Im An­fang war die Tat!

Zum Abschluß rezitierte Fortner Goethesdhe Verse.

In Schwetzingen in Baden ging ein früherer Kommu­nift, ein Weinhändler, der fezt Nationalsozialist ist, auf den Stimmenfauf. Es gelang ihm auch, eine Stimme zu faufen, wo­rüber das folgende Dokument aufgestellt murde: Herr Jakob bekommt für seine Stimme, die er Hitler gibt, bei der Reichspräſi­dentenwahl einen Liter Bein. Schwetzingen , 3. März 1932 Beter Steidl. Jakob E. Dieser frühere Kommunist ist eine feine Marte!