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Die Wirtschaft nach der Wahl. Hitlers   Niederlage stärkt das Vertrauen im In- und Ausland. Di« Furdit vor einem Wahlsiege Hitlers   hatte im Inland und im Ausland eine neue Vertrauenskrise erzeugt. Erst nachträglich hat man erfahren, daß vor dem 13- März bei den Sparkassen die Angstabhebungen wieder zugenommen hatten, daß deutsche Bank- und Jndustriefinnen, weil sie nicht wußten, was kommen wird, sich auf alle Fälle große Barbcträge hingelegt hatten und daß auch in Mittelständsrrelscn die N o t e n h a m st e r e i wieder zugenommen hatte. Den Beweis dafür hat man im Ausweis der Reichsbank vom 15. März erhalten. Noch nie in diesem Jahre hatte die Reichsbank eine so geringe Entlastung zur Monatsmitte zu vsr- zeichnen wie in der Woche der Rcichspräsidentenwahl. Das war die einfache Folge davon, daß Banken, Sparkassen und Industriefirmen sich Geld hinlegten und von der Reichsbank mehr Geld verlangten als sie zurückzahlten. Auf dem Geldmarkt waren die Zinssätze gestiegen. Aber sofort nach dem 13. März, nachdem Hitlers   Niederlage bekanitt geworden war. hörten die Kreditanforderungen bei der Reichsbank auf. die Rückzahlungen nahmen zu und die Zinssätze auf dem Geldmarkt gingen zurück. Auch das Ausland war von tiefem Mißtrauen erfüllt. Der Verein Deutscher   Maschinenbml-Anstolten hat berichtet, daß die Durchführung von Auslandsaufträgen von einem Wahlerfolg Hindenburgs abhängig gemocht worden war. Aehnliche Bedingungen wurden auf der Leipziger Messe gestellt. Seit dem 13. März hat sich das Vertrauen im Ausland gegenüber Deutschland   wieder gestärkt. Die aus- ländischen Stillhaltegläubiger sind jetzt bereit, niedrigere Zinsen zuzugestehe», in Holland   wurden für eine deutsche Aus- landsanleihe die Zinsen um 2 Prozent herabgesetzt und der Staat Haneburg verhandelt gegenwärtig mit ausländischen Banken um die Gewährung einer langfristigen Anleihe. Hier zeigt sich aus der Praxis, wi« richtig die Parole der Sozialdemokratie war, durch die Wahl Hindenburgs Hitler zu schlagen!
Das Attentat Adolf reiste ton München   nach Wei- Mar. Da flog ein kleiner Stein Just in ein Abteil Dritter hinein. Er kam im Bogen Vom nahen Faßballplatz geflogen Wohl hundert Meter an Adolf vorbei Bei Weimar. Weih! Adolf brüllte:Ein Attentat! Das paßte mir grad! Die Genossen Haben mich beschossen! Mich trafs nm ein Haar! Schreibt in die Gazetten: Knapp konnte ich mich retten Ans Lebensgefahr." Nachwort: Auch mir kommt die Sache beschossen vor, (Beschossen o wie Isidor). Jonathan.
Oer Oottaublock. Ein diplomatisches Kunstprodukt. Die Verhandlungen über einen wirtschaftlichen Block der Donau   st aalen gehen weiter. Deutschland   hat sich in seiner Antwort an Tardieu bereit erklärt, die Einfuhr besonders landwirt- schaftlicher Produkte aus diesen Ländern zu erleichtern. Dabei bezieht Deutschland Bulgarien in die Donauländer ein, was Frankreich   nicht getan hat. Inzwischen scheint die Re- gierung Tardieu. auf den großen Eeldsack Frankreichs   pochend, die bestimmte Rolle beibehalten und das stets kreditbedürftige Deutsch  - äst erreich in noch, größere Abhängigkeit bringen zu wollen. Auch der neue Präsident der österreichischen Nationalbank, Ex- minister Dr. Kienböck, ist von einer Reise nach Paris   mit leeren Händen zurückgekehrt. Moskau   entlarvi den KpO.-Gchwindel. Die deutsch  -russischen Beziehungen. Die deutsche Kommunistenpresse tischt ihren Lesern tag» lich das Märchen auf, daß Deutschland  , unter hervorragender Mitarbeit der Sozialdemokratie, an einem Komplott gegen Sowjetrußland teilhabe und den Internen- tionskrieg vorbereite. Daß die Sozialdemokratie schärfste Gegnerin jedes Interventionskrieges ist und die deutsch  -rufsi- schen Beziehungen durchaus freundschaftlich sind, weiß die deutsche Kommunistenpresse natürlich auch aber wann hätte sie sich durch ihr Besserwissen in ihrem Lügengesäiäft stören lassen? Jetzt veröffentlicht die offiziöseMoskauer Rundschau" aus Anlaß des Attentats auf Twardowski einen Lest- aufsaß, in dem jeder Satz ein Schlag auf das Lügenmaul der deutschen   Konnnunistenpresse ist. Der verwundete deutsche Botschaftsrat erscheint in diesem Artikel alsein pflichterfüll- ter Mann, der die ihm anvertraute Aufgabe der Pflege freundschaftlicher Beziehungen zwischen zwei großen und mächtigen Staaten sehr ernst nimmt." Es wird also sowjetoffiziös bestätigt, daß die deutsche Botschaft in Moskau   die Aufgabe hat, freundschaftliche Beziehungen zwischen Deutschland   und Sowjetrußland zu pflegen und daß sie diese Aufgabe gewisienhaft erfüllt. lieber die Tat des Attentäters wird darin gesagt: Seine Tat war ein neues Glied in der Kette der Provo- kationen, die den friedlichen Ausbau der Sowjetunion   zu hemmen und die Bemühungen der Sowjeldiplomalie und der ihr befreun- beten Sroßstaaken die Menschheit vor den Greueln eine» neuen imperialistischen Gemetzels zu bewahren, zu stören bestimmt sind. Es wird also sowjetoffiziös noch einmal bestätigt, daß Deutschland   einbefreundeter Großstaat" ist, der sich gemein- sam mit Rußland   um die Aufrechterhastung des Friedens bemüht Damit ist es aber noch nicht genug. DieMoskauer Rundschau" fährt fort: Die Empörung der breiten Massen der Sowjetunion   war mn so größer, als sie sich dessen bewußt waren, daß es sich bei diesem.
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Vorschläge des Reichswirtfchastsrats. Am 23. März findet in Berlin   ein außerordentlirtzer Kongreß der freien Gewerkschaften Deutsch  - lands statt, dessen entscheidender Berhandlungspunkt die Planmäßige Beschaffung von Arbeit ist. Die Ucberzeugung ist ollgemein, daß Deutschland   ohne plan- mäßige öffentliche Arbeitsbeschassung aus der Krise nicht heraus- kommt und den Anschluß an die Wellwirtschaft versäumen müßte. Der ADGB  . und die großen Gewerkschaftsverbände halien in monatelanger Vorarbeit die Fragen der Arbeitsbeschaffung geklärt und werden aus dem gewerkschastlichen Krisenkongreß nicht nur ein Programm der Arbeitsbeschaffung, sondern auch die Geld- beschaffungsmöglich keilen darlegen. Die sozialdemo- kratische Reichstagsfraktion hat schon vor Wochen im Reichstag ent­sprechende G-setzesanträge eingebracht, die auch die Förderung des öffentlichen Wohnungsbaues zun: Ziele haben. Inzwischen hat auch der Reichswirtschastsrat sich mit den Fragen der planmäßigen Arbeitsbeschaffung grundsätzlich beschäftigt. Als Ergebnis seiner Arbeiten hat er der Reichsregierung ein« Denkschrist überreicht, in der die Möglichkeiten der Arbeitsbeschassung und der Finanzierung ausführlich dargelegt werden. Die Denkschrift kommt zu dem Ergebnis, daß durch zusätzlich« Austräge der Reichsbahn mit lüg Millionen Mark Krediten 3Ü0ÜÜ Arbeits- kräfte, durch Aufträge der R e i ch s p o st mit 50 Millionen Mark
Bolschewistische Selbstkritik DieRoie Zahne" occheihi angesichts des kommu- nistischen Stimmennickaavgs in Benin  , Hamburg   usw. bolschewistische Selbstkritik"
Siehst du, Sozialfaschist, aus diesem Wege falle ich jedesmal in dasselbe Dreckloch. Und nun werde ich dir beweisen, warum es der r i ch t i g e Weg ist"
Attentat gegen einen fremden Diplomaten um einen Vertreter Deutschlands   handelte, d. h. des Staates, der als erster unter den Großmächten der kapitalistischen   well vor bald zehn Zahren in Rapallo   mit dem ersten Arbeiterstaat einen wellgreifenden politischen Vertrag geschlossen und so mit ihm gemeinsam die Aufrechterhaltung des Wellsriedens entscheidend ermöglicht hat. Somit wird sowjetoffiziös zum dritten bestätigt, daß dos ganze Gerede von deutschen   Komplott- und Interventions- absichten ein frecher Schwindel ist. Wo die sogenannten.Komiker" in Betrieben und an Stempelstellen mit diesem Schwindel hausieren, sei ihnen die sowjetofsiziöseMoskauer Rundschau" unter die Nase ge- halten!_____
Bunte Chronik. Nachrichten aus aller Welt. Das Schwurgericht in Schweidnitz   verurteilte eine Zljährige Verkäuferin aus Langenbielau, die in den Iahren 1928 und 1932 ihre neugeborenen uneheliche» Kinder getötet hatte, zu drei Iahren Gefängnis. Das Mädchen gab an, die Tat aus Rot und Berzweif- lung begangen zu haben. In Waldenburg  (Schlesien) erschoß sich der zehnjährige Sohn eines Drogeriebesitzers, weil er zu Ostern nicht versetzt werden sollte. Als die Eltern ihren Sohn tot auffansen, schickte der Vater seine Frau zu einem Arzt und erschoß sich In ihrer Abwesenheit. Nur mit Mühe konnte die unglücklich« Ehefrau und Mutter, als sie heimkam, von einem Selbstmord abgehalten werden. # Der aus Münster   i. W. stammende Zahnarzt Siegmund Kumps wurde vom Stuttgarter   Schnellschöffengericht wegen Vergehens gegen die Deoisenordnung zu 5 Monaten Gefängnis verurteilt: außerdem zog das Gericht 20 000 Mark zu- gunsten des Reiches ein. Kumps hat innerhalb 14 Tagen min- bestens 140000 Mark nach der Schweiz   verschoben und dabei auch noch 18 000 Mark profitiert. Das Geld Halle er in ausgehöhlten Stiefelabsätzen versteckt. * Wegen Geldmangels hat Lord Rothschild in London  seine weltberühmte Vogelsammlung, die mehr als 300 0 00 Exemplare zählt und die größte Prwotsamnllung dieser Art überhaupt darstellt, c« das Naturhiftorische Museum m New Jork
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r V 99 W% II - Oer gewerkschastliche Krisenkongreß. Krediten 15 000, für Erhaltung und Ausbau des Straßennetzes mit 200 bis 700 Millionen Mark Krediten 77 000 bis 300 000 Ar- beitsträste, für Hochwasserschug mit 23 Millionen Mari Krediten 105 000 Arbeitskräfte, für landwirtschaftliche Meliorationen und Der- besierung der Milchwirtschaft mit 250 Millionen Mark Krediten 130 000 Arbeitskräfte und für notwendige Hausreparaturen mit 300 bis 500 Millionen Mark Krediten 135 000 bis 225 000 Arbeitskräfte Beschäftigung finden könnten. Das Gesamtprogrmnm des Reichs- wirtschastsrats erfordert bis zu 180 Millionen Mark Kredite, mit denen bis zu 800 000 Arbeitskräfte Beschäftigung finden kömien. Bei der Reichsbahn und R e i ch s p o st wäre nur die aus- reichende Billigkeit der Kredite entscheidend. Bei den meisten übrigen Plänen handelt es sich um eine» Bedarf, dex ip den letzten Jahren ver­nachlässigt worden ist, oder um volkswirtschaftlich unbedingt not­wendige und zu rechtfertigende zusätzliche Arbeiter�. In erster Linie soll die Geldbeschofftmz auf dem Kapitalmarkt und durch die Banken erfolgen. Zllle Währungsexperimeptp werden mit Recht verworfen, weshalb die Heranziehung der Reichsbank für die Ar- beitsbeschasfung auch nur auf dem Wege der Wechseldiskontierung erfolgen soll. Hitlers Niederloge am 13. März, die Gewißheit seiner neuen Niederlage am 10. April haben auch die Voraussetzungen.zur Geld- beschaffung für die öffentlichen Arbeitspläne oerbessert. Wir dürfen hoffen, daß es mit der Arbeftsbeschaffung jetzt vorwärts geht.
für 100 000 Pfund verkauft. Rochschild erklärt, daß er seine Tamm- lung, an deren Ausbau er 40 Jahre lang arbeitete, gern dem Britischen   Museum zum Geschenk gemacht hätte, er aber leider zu diesemLuxus" heute nicht in der Lage sei. ü- Der Schmuggel von Zigarren und Zigaretten hat an der holländischen Grenze in der letzten Zeit stark nachge- lassen: indessen werden jetzt Ferkel in unwahrscheinlich großen Mengen geschmuggelt. So beschlagnahmten allein in den letzten zwei Wochen die Zollbehörden nicht weniger als 10 000 junge Schweine. In der Nähe van Schlüchtern bei Fulda   entwickelte sich aus einem Streit zwischen mehreren Zigeunerinnen eine regel- rechte Zigeunerschlacht. Die Beteiligten gingen mft Aexten, Schlachtmesiern, Stöcken und Pflastersteinen auseinander los. Auf beiden Seiten gab es mehrere Verletzte. Nur mft Mühe konnte die Gendarmerie die Ruhe wiederherstellen. In einem Nebengebäude der Privatschule in Hohen- Hameln bei Hildesheim   erhängte sich ein 17ighriger Unter­sekundaner aus Kiel  . Der Verstorbene soll zur Reichspräsidenten  - wahl geäußert haben, Hindenburg   müsse niedergeknallt werden. Als ihm seine Verweisung von der Schule mitgeteilt wurde, er- hängte er sich. -!- In Cannes   in Frankreich   geriet das Auto des ehemaligen Bürgermeisters insalg« falscher Steuerung von der Hauptstraße ab und fuhr direkt ins Meer hinein. Alle Insassen, der Bürgermeister,<i seine Frau und seine Tochter, ertranken. * Auf dem Gut Planer H o f bei Brandenburg a. d. H., das der Preußischen Justizverwaltung gehört und von Gefangenen des Brandenburger Zuchchauses bewirtschaftet wird, erschien ein ehemaliger Gefangner und schoß kurzerhand die Oberwochtmeister Marx und Oppermann nieder. Dann beging er Selbstmord. Die Beamten liegen mit schweren Schußwunden im Krankenhaus. * Das Potsdamer   Schöffengericht verurteilte den Stadtbauinspektor Rauh vom Hochbauamt Potsdam  , einen Stahlhelmmann, wegen schwerer Bestechung zu 13 Monaten Gefängnis und bewilligte ihm trotz der Schwere der Tat mildernde Umstände. Rauh halle einen großen Teil der Gelder dem Pols- damer Stahlhelm gegeben. Der japanische Küstendampfer Choan Mar» lief auf ein Riff und ging mit der gesamten Besatzung und allen Fahr- gasten, im ganzen 110 Menschen, unter. * Infolge eine Grubenbrandes in der Kohinoorgrude im Bruch bei Teplitz   in Dsutschböhmen wurden acht Bergleute ein- geschlossen und konnten nicht gerellet werden. * Am 6. März wurde in der Mirafloreskftche in Lima   in Peru  auf den Präsidenten der Republik ein Attentat ver- übt, wobei der Präsident nur leicht verletzt wurde, während der ihn begleitende Oberst schwere Verletzungen erhielt. Bereits acht Tage später wurden zwei der Täter zum Tode und zwei zu je 20 Iahren Zwangsarbell verurteilt.
formier Rundblick* Der Direktor des Internationalen Arbeitsamtes, Albert Thomas  , oerhandelte Ansang der Woche mit der deutschen Reichs- regierung über die Durchführung des internationalen Arbeits- beschasfungsprogrammes, das vom Internationalen Arbeitsamt ausgearbeitet worden ist. Albert Thomas   stellte in Aussicht, daß Ende März in Paris   über diese Pläne unter dem Vorsitz des Generaldirektors der Deutschen Reichsbahn Verhandlun- gen beginnen. Die Aussichten für das Zustandekommen dieser Pläne seien durchaus günstig. * Die Verhandtungen über den Neuabschluß des Mantel- tarifs im deutschen   Buchdruckgewerbe sind gescheitert, weil die Unternehmer in allen Punkten wesentliche Verschlechterungen verlangten. Der Internationale Gewerk schastsbund tagte dies« Woche in Bern  . Nach einem Bericht von Lei pari, Vorsitzenden des ADGB  , wurde beschlossen, für Mftte April nach Genf   eine internationale Wirtschaftskonfereuz aller gewerk- fchastlichen Landeszentralen einzuberufen. Arbeitsbeschaffung und Vierzigstundenwoche werden die Hauptpunkte der Tagesordnung dieses Kongresse» sein, an dem auch die außereuropärschen Landes- zentralru teilnehmen werden.