Der Nachkriegsdeutsche.
Prozeß gegen Borwärts"," Münchener Poft" und„ 8.Uhr.
Abendblatt".
München, 21. März.( Eigenbericht.)
Vor dem Münchener Berufungsgericht wurde heute abermals die Klage des Reichstagsabgeordneten Rosenberg, Chefredakteur des„ Bölkischen Beobachter", gegen die Redakteure Victor Schiff vom„ Borwärts". Martin Gruber von der Mün chener Poff und. Felig Hirsch vom 8- Uhr- Abendblatt" verhandelt. Es handelt sich im wesentlichen um die Uebernahme einer Angabe des Nationalsozialist" Otto Straßers durch die genannten drei Blätter, daß Rosenberg während des Arieges in Paris im Dienfte der Entente tätig gewesen sei. Ju erfter Instanz waren die drei beklagten Redakteure zu je 500 m Geldstrafe verurteilt worden, doch hatte der Kläger Berufung eingelegt, um eine höhere Strafe zu erlangen, worauf auch von den Beklagten gegen das Urteil Berufung eingelegt wurde. Das Berufungsgericht vetwarf beide Berufungen, es bleibt beim Urteil der ersten Instanz. In der heutigen Berhandlung erläuterte Genoffe Schiff die Entstehung des intriminierten Bormärts"-Artikels, den er nach der Reichstagswahl von 1930 geschrieben hätte, als Hitler in so plumper Weise auf einen Anbiederungsversuch des französischen Hanswurſt G. Hervé mit seinen geradezu pazifistischen Behauptungen herein gefallen war. Da Rosenberg auf die gravierende Behauptung des Straßer Blattes weber durch eine klage, noch eine Berichtigung reagiert hätte, fonnte man annehmen, daß fie stimmte und daß daher Rosenberg als außenpolitischer Be rater Hitlers verfäumt hatte, feinen Chef über die BedeutungsTofigteit Hervés zu informieren. Nachdem Schiff einige Monate zuvor im Böltischen Beobachter" als anbesperräter" be zeichnet worden war, ohne gerichtlich vorgehen zu können, weil sich Rosenberg damals hinter die Immunität eines nationalsozia listischen Reichstagsabgeordneten vertrochen hatte, hielt er sich für berechtigt, in diesem Zusammenhang nunmehr Rosenbergs Ber gangenheit auf Grund der Beschuldigungen des Straßer- Blattes au beleuchten.
Die frühere Beweisaufnahme hatte ergeben, daß die Angaben des Straßer- Blattes auf eine Aeußerung des Reichstagsabgeord neten Göring zurückzuführen waren, der sich wiederum auf Hitlers Pressechef Hanffta engl berief. Doch beide Herren fonnten fich als Zeugen nur noch sehr verschwommen an ihre eigenen Aeußerungen über Rosenberg erinnern.
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Da sich Rosenbergs Rechtsbeistand, Rechtsanwalt Rober, zu Beginn der Verhandlung heftig darüber beklagt hatte, daß die Angriffe gegen seinen Mandanten neuerdings weitergingen, gestützt auf Behauptungen einer französischen Wochenschrift Je suis partout", wies Rechtsanwalt Löwenfeld nach, daß weder der ., Borwärts', noch die Münchener Bost" von diesen Angaben Gebrauch gemacht hätten, nachdem eingehende Erfundigungen in Paris ergeben hätten, daß zwar die Redaktion dieser Zeitschrift auf ihrer Behauptung beharre, daß Rosenberg in der Propaganda- Abteilung des französischen Auswärtigen Amtes tätig gewesen wäre, aber ihre Gewährsmänner nicht nennen wolle. 3ntereffant war in diefem Zusammenhang die Mitteilung, daß in dem Arbeitszimmer des leitenden Redakteurs dieser durchaus deutschlandfeindlichen Wochenschrift ein Bild Adolf Hitlers hänge mit eigenhändiger Widmung des Führers der NSDAP .
Rechtsanwalt Graf Pestalozza ergänzte diese Ausführungen für ben Redakteur bes 8- Uhr Abendblattes" und ver mahrte fich in volkstümlicher Weise gegen die Methode der National fozialisten, ein Patent auf Patriotismus fich anzueignen. Dazu sei Der Nachtriegsbeutsche Rofenberg am allerwenigften berechtigt, und die Klarstellung feiner Bergangenheit im Kriege sei ein berechtigtes Intereffe der gemeinheit und insbesondere ber Derflagten Zeitungen gewesen.
11 Million Hiller
Fehlspekulation.
C
DUESTERBERG
18.6 Hindenbo
Millionen
Komm, Duesterberg! Da ist nicht mehr zu wollen!"
Gebt der Jugend Arbeit!
Jeder zehnte Jugendliche ohne Beschäftigung.
Die Weltkrise des kapitalistischen Systems hat die Jugend besonders schwer betroffen. In Deutschland ist über eine Million junger Menschen in das Riesenheer der Arbeitslosen eingereiht. Das bedeutet, daß jeder ehnte Jugendliche ohne Arbeit ist. Für die Jugend ist die Arbeitslosigkeit viel mehr als Lohnaus fall. Unter den jugendlichen Grwerbslosen wächst die Zahl derjenigen, die monate und sogar jahrelang ohne Beschäftigung sind. Sie sehen ihre Berufsfähigkeiten schwinden, tommen fich nutzlos und überflüssig vor und fühlen sich ausgestoßen aus der menschlichen Gesellschaft. Der Jugend muß schnell und gründlich gehalfen werden, wenn sie nicht ganz verloren gehen soll für auf bauende Weitarbeit im Staat und in der Wirtschaft der Zukunft.
Diese Gedanken standen im Vordergrund der Beratungen des Reichsausschusses des Berbandes der Sozialisti Rechtsanwalt Rober forderte eine schärfere Bestrafung der ichen Arbeiterjugend Deutschlands auf feiner legten Angeklagten als in der ersten Instanz, zumal die Angriffe auf Tagung. Die Sigung war sehr gut besucht; fast alle Bezirke waren feinen Mandanten in anderen Blättern und in anderer Form weitervertreten. Ueber den Stand der Organisation berichtete der Bergingen. Rosenberg hätte sich bei der Belegung Rigas durch die bandsvorsitzende Erich Offenhauer. Die Afiipierung der ArDeutschen bei dem deutschen Generalkonsul zum Heeresdienst melden beiterbewegung durch die Eiserne Front hat auch die Jugend erfaßt. mollen, jei aber abgewiesen worden und hätte fich danach darauf Die Versammlungen und Kundgebungen der Jugend maren seit den beschränfen müffen, im Auftrage der Befagungsbehörden im Balti Tagen der Novemberrevolution nie so gut besucht und von solchem fum Borträge gegen den Bolschewismus zu halten. Er sei niemals Rampfgeist beseelt wie jetzt. Der ersten Niederlage der National jozialisten am 13. März müssen beim zweiten Wahlgang und bei während des Krieges oder nach dem Kriege in Paris gewesen. Nach dreistündiger Berhandlung verfündete das Gericht das den kommenden Landtagswahlen noch schwerere Niederlagen folgen. Urteil: Die beiderseitigen Berufungen werden ab- Die Sozialistische Arbeiterjugend wird alles tim, um diese schärfften gewiesen, beide Parteien tragen die Kosten der Feinde der Arbeiterbewegung schlagen zu helfen. Sie meiß, daß bas, Berufungsinstanz. Die Angabe, baß Rosenberg in Paris mas jegt in den politischen Kämpfen entschieden wird, entscheidend mährend des Strieges tätig gewesen sei, sei unerwiesen geblieben. Die ist für die Zukunft der Jugend. Schärfe der Bressepolemiten auf beiden Seiten ließe das Urteil der erften Instanz angemessen erscheinen.
Die Lügenbeutel.
Berichtigungen, die alt geworden find.
Die Rote Fahne ", das Organ der leninistischen Lügentheorie, brachte am letzten Sonnabend also am 19. März 1932 eine Berichtigung, die vom 24. november 1931(!) batiert. Sie stammt von dem Vorsitzenden des sozialdemokratischen Bezirksverbandes Berlin , Genossen Franz Künstler, und hat folgenden Wortlaut:
In Nr. 23 der Zeitung„ Die Rote Fahne " vom 22. November b. J. heißt es in einem an der Spitze der zweiten Beilage ver öffentlichten Auffah:
Als vor der Abreise der sozialdemokratischen Arbeiterbelegation Arbeiter auf dem Bezirksbüro der SPD. an Künstler die Frage stellten, ob sie mit nach der Somjetunion reisen fönnten, erflärte Künstler: Das fäme nicht in Betracht, damit stellst du dich außerhalb der Reihen der Partei." Man fragte ihn: Benn ich nun nach Italien fahren will, würde mir das erlaubt?" Rünftler antwortete: Dagegen haben wir nichts einzuwenden." Hierzu erkläre ich: Diese Behauptung, die angeblich der Abgeordnete Balter Ulbricht aufgestellt hat, ist in allen Zeilen un wahr. Vor der Abreise der angeblichen fozialdemokratischen Arbeiterbelegation nach Rußland haben Sozialdemokraten niemals bei mir die Genehmigung nachgesucht, nach Somjetrußland reisen zu dürfen. Ich habe auch nicht bei irgendeiner Gelegenheit jemandem auf die Frage, ob es ihm erlaubt sein mürbe, nach Italten zu reisen, geantwortet:„ Dagegen haben wir nichts ein zuwenden." Franz Künstler.
Wie aus dieser Berichtigung hervorgeht, wurde fie am 24. NoDentber 1931, alfo por pollen vier Monaten, dem Blatte zugeftelt. Sie murde al er nicht abgebrudt Begen des Nichtabbrudes stellte Künstler Strafantrag. Darauf tam Der verantwortliche Rebatteur mit der Ausrede, er habe die Berichtigung nicht erhalten. Sie wurde ihm min mittels Ginschreibebrief aber, mals zugestellt, und zwar am 10. Februar 1932. Trozdem wurde fie nicht veröffentlicht. Abermals erfolgte Strafantrag. Und nun bequemt fich das Bügenblatt endlich dazu, die Berichtigung bekanntzugeben.
Trotzdem die Mitglieder der 3. bis zu einem Biertel arbeitslos sind, ist die Organisation intatt geblieben. Ein geringer Mitgliederrückgang hat seine Ursache in der all gemeinen Not und in dem Verbrechen der Spaltung im vorigen Herbst. Durch eine intensive Werbearbeit und durch den Ausbau der Arbeit in den Gruppen mird dieser Verlust recht schnell aufgeholt fein. Die legten Wahlen haben bewiesen, daß vor allem die tommu nistische Jugend fozialdemokratischen Argumenten wieder zugänglicher ist. Auch bei den" Nationalsozialisten wird der Widerspruch zwischen den Bautsprechern à la Goebbels umb dem mirtlichen Können der Nazis gerabe unter der Jugend manche 3meifel an dem hitlerischen Sozialismus" entstehen lassen. Hier bestehen wachsende Aussichten, die durch die Not aufgewühlte Jugend für den marristischen Sozialismus zu gewinnen.
Der Not der arbeitslosen Jugend ist durch die Spzialistische Arbeiterjugend nach besten Kräften abgeholfen morden. Alle Be
strebungen und Einrichtungen der öffentlichen Körperschaften und der Arbeiterorganisationen, die die Not der Jugend lindern follen, finden die weitgehende Unterstützung der SAJ. Durch eigene Ber anstaltungen ist den arbeitslasen Jungen und Mädchen bewiesen morden, daß die Gemeinschaft der 3. ihre notleidenden Mitglieber geboten, der sie vor dem Berzweifeln oder vor dem Abgleiten in nicht im Stich läßt. Den arbeitslofen Jugendlichen wurde ein Halt einen fruchtlosen Radikalismus schützt. So erfreulich und vielgestaltig alle diefe Hilfsmaßnahmen sind, die beste Hilfe für die Jugend ist Arbeitsbeschaffung. In einer einstimmig gefaßten Entschließung stellt sich die Sozialistische Arbeiterjugend hinter die Arbeitsbeschaffungsvorschläge der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion und der freien Gewerkschaften. Die Sozialistische Arbeiterjugend farbert insbesondere die Bertürzung der täglichen, möchentlichen und der Lebensarbeitszeit.
Don ber fommunistischen Bresse feit langem gewohnt ist. Diese| Praxis wird noch vervollständigt dadurch, daß bas Bügenblatt am Sonntag morgen unter Bezugnahme auf die Berichtigung aus dem„ Bormärts" vom 22. September 1931( man be. achte die Daten!) eine allgemeine Barnung des sozialdemofratischen Bezirtsvorstandes vor der Teilnahme an jogenannten Rußlanddelegationen zitiert. Daburch sollen die ganz fon treten Angaben Künstlers nachträglich als unglaubwürdig hingestellt werden.
Die kommunistische Breffe tann das Schwindeln so wenig laffen wie die Kaye das Mausen.
Kritif nicht erlaubt. Bürgermeister maßregelt Stadtverordnedten.
Balange der ermerbstojen Jugend feine Arbeit gegeben perben fanm, muß ihr geholfen werden burch ausreichende Unterstügung und durch jugendpflegerische mas nahmen. Die Sozialistische Arbeiterjugend fordert deshalb, daß Die Einrichtungen und Veranstaltungen der Arbeitsämter, Gemeinden und Organisationen für erwerbslose Jugendliche erhalten bleiben müssen. Durch Zusammenarbeit aller beteiligten Körperbleiben müssen. Durch Zusammenarbeit aller beteiligten Störperschaften und durch meitgehende Heranziehung der Jugendverbände Beschlossen wurde die Verschiebung der Reichskonferenz, die in muß diese notwendige Hilfsarbeit ausgeweitet und vertieft werden. diesem Jahre stattfinden müßte, auf das Frühjahr 1933. Zum freiwilligen Arbeitsdienst wurde ein Beschluß gegen brei Stimmen gefaßt, durch den den Mitgliedern der 3. die Teilnahme an Arbeiten des freiwilligen Arbeitsdienstes freigestellt wird, Träger der Arbeit oder des Dienstes sind. In den Fällen, in denen fomeit sozialistische Organisationen oder öffentliche Störperschaften die Organisation der Sozialistischen Arbeiterjugend selbst arbeitslose Träger der Arbeit oder des Dienstes find. In den Fällen, in denen Jugendliche im freiwilligen Arbeitsbienst beschäftigen, sei es als Träger der Arbeit oder bes Dienstes, muß vor der Antragsstellung Die Zustimmung der Gewerkschaften eingeholt werden und gesichert fein, daß eine Beeinträchtigung des freien Arbeitsmarktes nicht eintritt. Die Beschäftigung von Jugendlichen bei eigenen Maßnahmen im Arbeitsbienst muß unter verantwortungsbewußter sozialistischer und pädagogischer Führung erfolgen.
Die Sozialistische Arbeiterjugend betrachtet den freiwilligen Arbeitsdienst als eine vorübergehende Notmaßnahme, und sie wird ihre Stellungnahme in dem Augenblick überprüfen, in dem die gefeglichen. Grundlagen des Dienstes fich ändern oder die Bragis erkennen läßt, daß der freiwillige Arbeitsdienst den Absichten der sozialen und politischen Realtion Vorschub leistet.
Mit einem Appell zur stärksten Bereitschaft und Arbeit im Kampf, für die Jugend und um die Jugend wurde die arbeitsreiche Tagung geschloſſen.
schwerdeführend an den Regierungspräsidenten gewandt, ba fie ber Meinung find, daß ein preußischer Bürgermeister nicht das Recht hat, die Geschäfte nach Gutbünfen zu führen.
Frauen gegen Bürgerkriegsheher.
Das Kölner Abstimmungsergebnis.
In Köln wählten am 13. März Männer und Frauen getrennt. Von den Männern wählten 216 405 oder 84,7 Broz. Wahlberechtigte; von den Frauen 224 362 Wählerinnen oder 76 Proz: Wahlberechtigte. Es erhielten Stimmen: Duefterberg 2 557( 1,2%) Männer Hindenburg 116 114( 53,9%) 46 771( 21,7%) Thälmann . 48 974( 227%)
Hitler
2 236( 1,0%) Frauen 150 892( 67,5%) 37 305( 16,7%) 32 318( 14,4%)
Al
Bad Seegeberg( Holstein), 21 März.( Eigenbericht.) Die Kölner Frauen haben fich prozentual alb viel stärfer für Wegen des Berdachts, einen tritifchen Artikel über die Rom munalpolitik des Magistrats in der sozialdemokratischen Kieler Hindenburg eingesett als die Kölner Männer. Obwohl die Zahl der Boltszeitung" veröffentlicht zu haben, wurde hier ein sozialdemo- abstimmenden Frauen nur um 7157 höher ist als die der Männer, fratischer Stadtverordneter oor Beginn einer Stabtver hat Hindenburg 34 778 Frauenstimmen mehr als Männerstimmen Der erhalten. Insofern zeigt das Kölner Ergebnis, daß die Frauen von ordnetenfitung durch den Bürgermeister Glsner Sigung ausgefchlollen. Der Ausgeschloffene und die den Parteien, die mit Bürgerkriegs- und Weltfriegsgedanken spielen, Das ist die Progis journalistischer Unanständigkeit, wie man fie fozialdemokratische Stadtverordnetenfrattion haben fich fofort be- nichts missen wollen.
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veraltete