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Nr. 13749. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts Dienstag, 2. März 1932

Weniger Schulen in Berlin

Sinken der Schülerzahl- 18 Volksschulen werden Ostern aufgelöst

Der Stadtverordnetenversammlung geht jetzt eine Vor­lage zur Kenntnisnahme zu, in der die planwirtschaftlichen Maßnahmen, die zu Ostern 1932 auf dem Gebiete des Bolts-, Mittel- und höheren Schulwesens durchgeführt werden follen, mitgeteilt werden.

Die Zahl der Boltsschüler hat sich seit dem Jahre 1921 um mehr als 100 000( 377 000 auf 274 000) verringert. Eine entsprechende Verminderung der Zahl der Klassen und Schulen ist jedoch nicht vorgenommen, sondern der Ausgleich durch Herablegung der Durchschnittsfrequenz der Klassen geschaffen worden, die 1929 32,3 betrug, zur Zeit 36,2 beträgt. Eine Zunahme der Schülerzahl, durch die eine Erhöhung der durchschnittlichen Klaffenbesetzung von felbst wieder eintreten würde, ist in den nächsten Jahren nicht zu erwarten; es ist vielmehr mit einem weiteren Sinken der Schüler­zahl zu rechnen. Bei der augenblicklichen Wirtschaftslage ist es nach Meinung des Magistrats nicht zu rechtfertigen, daß die gegen wärtige Durchschnittsfrequenz, die an den Volksschulen Berlins zu den niedrigsten in ganz Breußen gehört, für die Zukunft bei behalten wird; sie soll daher zunächst auf 37,5 hinaufgefekt werden. Hierdurch wird die Auflösung einer Reihe von Schulen bedingt; die freiwerdenden Schulgebäude werden zum Teil der Berufsschul­verwaltung, deren Schulen in erheblichem Umfange noch in Miet­Häusern untergebracht sind, zur Verfügung gestellt werden können.

Welche Schulen verschwinden sollen.

3m einzelnen handelt es sich um die Auflösung folgender Boltsschulen in den Bezirken 1 bis 6:

74. Boltsschule, Pappelallee 30/31, mit 10 Stlassen u. 2 E- Klassen, 79. Bolksschule, Pappelallee 30/31, mit 8 Klassen, 112. Boltsschule, Wassertorstraße 31, mit 5 Klassen, 129. Boltsschule, Wassertorstraße 31, mit 8 Klassen, 85. Boltsschule, Olinaer Straße 11-16, mit 8 Klassen, 284. Volfsschule, Schönlanter Straße 11, mit 8 Klaffen, 19. Bolksschule, Ruheplasstraße 5-7, mit 9 Klassen, 166. Boltsschule, Ruheplatzstraße 5-7, mit 7 Klassen, 268. Bolfsschule, Frankfurter Allee 37, mit 9 Klassen, 88. Boltsschule, Rigaer Straße 81/82, mit 7 Klassen, 167. Bolksschule, Buttbuffer Straße 22, mit 9 Klassen, 175. Volksschule, Buttbusser Straße 22, mit 8 Klassen, 50. Volksschule, Reichenberger Straße 44/45, mit 12 Klassen, 68. Volksschule, Reichenberger Straße 44/45, mit 11 Klassen; in dem Bezirk Charlottenburg : 3. Boltsschule, Schloß Straße 2, mit 9 Klassen;

Lügen über das Reichsbanner.

Die durchsichtigen Ablenkungemanöver der Ertappten. Die Pressestelle des Reichsbanners teilt mit: Sugenbergs, Lokal- Anzeiger" und der Tag" berichten in ihren Sonntagsausgaben über einen Waffenfund in einer Kaserne der Eisernen Front" in Briß. Zu dieser Mitteilung ist festzustellen, daß ,, Kasernen " der Eisernen Front nur in der Phantasie der Hugenberg Redakteure bestehen. Zutreffend ist, daß sich bei der Kontrolle der Waffen eines Kleinkaliber- Schützenvereins in Briz, der im Reichs­bannerheim Unterkunft gefunden hat, Unstimmigkeiten zwischen Be­stand und Anmeldeliste ergaben. Auch der tendenziöfe Hinweis der Hugenberg- Blätter, daß auf dem Grundstüd das bezeichnende Schild stehe ,, Betreten bringt Lebensgefahr" erklärt sich harmlos. Da sich auf dem Grundstüd Baugruben befanden, hat sich der Befizer für verpflichtet gehalten, durch eine Warnungstafel darauf hinzuweisen, daß das Betreten des Grundstückes mit Gefahren verbunden ist. Die Tafel steht übrigens etwa 300 Meter von dem Heim entfernt.

Dieser Sachverhalt läßt erkennen, daß es sich noch nicht einmal um eine Bagatelle handelt. Dem ,, Angriff" gibt der Borgang jedoch willkommene Gelegenheit zu einem Manöver, das die Aufmerksamkeit von der durch die Preußen- Aktion schwer belasteten NSDAP . ab­lenten foll. Unter verlogenen Ueberschriften wie Eiferne Front putschbereit!" und Die Eiserne Front unter Baffen marschbereit!" phantafiert das Goebbels- Blatt drei Spalten von Bürgerkriegs vorbereitungen des Reichsbanners und der Eisernen Front" und

in dem Bezirk Zehlendorf : 6. Boltsschule, Schwanenwerder, mit 1 Klasse;

in dem Bezirk Neukölln: Hilfsschule, Bergstraße 15, mit 6 Klassen;

in dem Bezirk Lichtenberg soll vom Beginn des neuen Schuljahres ab die Boltsschule 38 allmählich aufgelöst werden.

Außerdem soli eine Anzahl von Schulen mit Nachbarschulen zusammengelegt werden. Die hierdurch freiwerdenden Schulgebäude sollen für folgende Zwecke zur Verfügung gestellt werden: Pappelallee 30/31, Berufsschulverwaltung; Waſſertorstr. 31, Berufsschulverwaltung; Olivaer Straße 11/16( Baraden), Bezirks amt; Schönfanter Straße 11( Baraden), Bezirksamt; Ruheplatz straße 5/7, 14. Hilfs- und 3. Sprachheilschule; Frankfurter Allee 37, Aufbauschule Friedrichshain ; Rigaer Straße 81/82, Bolfsschulen, die bereits in demselben Hause untergebracht sind; Puttbusser Str. 22, 223. Bolksschule aus der Puttbusser Str. 3, in deren Gebäude zwei Sonderschulen gelegt werden; Reichenberger Straße 44/45, Berufs schulverwaltung; Christianiastraße 4-6, Berufsschulverwaltung; Auguftstr. 67/68, 180. Wolfsschule, die sich jekt in demselben Hause befindet; Charlottenburg , Schloßstraße 2, Hilfsschule Kirchstraße, deren Räume zu Verwaltungszweden verwendet werden.

Die Veränderungen bei den höheren Schulen.

Auf dem Gebiete des Mittelschulwesens tritt nur eine Aenderung in dem Bezirk Neukölln ein; hier werden die 1. und 2. Mittelschule, Donaustraße 120-127, mit zusammen 20 Klassen zu ciner Schule vereinigt.

I

3m Schlafe ermordet.

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Grauenvoller Doppelmord eines Knechtes. Das Haus in Brand gesteckt.

Delsnih i. Bgfl., 21. März.

In der fleinen Gemeinde Zaulsdorf bei Delsnitz beobachteten in der Nacht zum Sonntag gegen 3 Uhr Einwohner, daß in dem Anwesen des Gutsbesizers Gustav Wolf ein Brand ausge­brochen war, der erheblichen Umfang anzunehmen drohte. Durch das rasche Eingreifen der Feuerwehr konnte der Brand auf seinen Herd beschränkt werden, so daß nur die große Scheune mit reichen Erntevorräten ein Opfer der Flammen wurde.

Da das Ehepaar Wolf nicht erschien, wurde eine Leiter an das Fenster der Schlafftube gelegt, auf der der 19jährige Knecht Morgner emporstieg. Er rief den Untenstehenden zu: Die leben nimmer, die sind tot!" Es stellte sich heraus, daß eine grauenvolle Mordtat begangen worden war. Der Mörder hatte mit einem Beil oder einem anderen stumpfen Gegenstand auf das Ehepaar im Schlafe eingeschlagen. Die 46 Jahre alte Frau Wolf war fofort tot, während der 54 Jahre alte Ehemann zwölf Stunden später im Krankenhaus Delsnig gestorben ist, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben. Als des Mordes verdächtig wurde der Knecht Morgner verhaftet.

Der geheimvolle Stromberg.

Der angeflagte Rechtsanwalt Türk im Uralzeff- Prozeß. Die Berhandlung gegen Ural3eff hört sich wie ein Kriminal­roman an. Hat das Russengeschäft existiert oder hat es das nicht? hat ein Stromberg, durch den Uralzeff das Russengeschäft gemacht haben will, existiert oder ist es eine erdachte Persönlichkeit?

Uralzeff schwört Stein und Bein: das Ruffengeschäft hat existiert und auch einen Stromberg gibt es. Lebt er aber noch, so gibt sich Uralzeff der Hoffnung hin, daß er das Geld zurüderhält, denn Stromberg ist ein anständiger Mensch. So Uralzeff über seinent Freund Stromberg.

Auch die Zahl der Schüler der höheren Lehranstalten hat sich während des letzten Jahrzehnts erheblich vermindert; sie betrug im Jahre 1920 rund 85 500 Schüler, im Winterhalbjahr 1931/32 rund 71 000 Schüler. Der Grund hierfür liegt in dem Rückgang der Geburtenziffern und in der Verschlechterung der wirt­schaftlichen Lage. Da eine Zunahme der Schülerzahl in den nächsten Aber auch sein Mitangeflagter, der Rechtsanwalt Dr. Türf, ist Jahren nicht zu erwarten ist, werden zu Beginn des Rechnungs - von der Realität des Russengeschäfts und seines Trägers, des gea jahres 1932 folgende planwirtschaftliche Maßnahmen auf dem Geheimnisvollen und unauffindbaren Stromberg fest überzeugt. Er hat biete des höheren Schulwesens durchgeführt werden: Umwandlung feinerzeit als Anwalt in Dresden für Uralzeff eine Aufent­des Vereinigten Friedrichs- und Humboldt- Gymnasiums in ein haltsgenehmigung in Sachsen durchgesezt und erhielt als Reformrealgymnasium und Zusammenlegung der Robert- Belle fein Rechtsbeistand feiner drei Gesellschaften ein Monatsfigum von Realschule mit dieser Anstalt; allmähliche Auflösung der Jahn- Real- 1500 Mart. Zum ersten Male trat er mit der Raiffeisen­schule; allmähliche Auflösung der Fontane - Realschule in Charlotten- Bant anläßlich des Russengeschäftes in Verbindung, als er dieser burg; Zusammenlegung des Hohenzollern - Oberlyzeums und des angeblich aus eigener Kenntnis bestätigte, daß die Waren tatsächlich VII. Lyzeums in Wilmersdorf ; Zusammenlegung des Dürer - und nach Rußland geliefert worden seien und daß die Verzögerung nur Elisabeth- Lyzeums in Lichterfelde ; Auflösung der Aufbauschule an durch das Fehlen einer ministeriellen Genehmigung zustande ge­der Käthe- Kollwig- Schule in Neukölln; Bereinigung der Realschule fommen sei. Vor Gericht ergibt sich, daß seine eigene Kenntnis" in Briz mit der Albrecht Dürer- Realschule in Neukölln. aus dem Munde von Uralzeff stammte. Als die Auszahlung der Summen durch die Pariser Handelsvertretung immer wieder nicht erfolgte, fuhr er im Auftrage Uralzeffs und der Raiffeisen- Bant nach Paris , um hier mit Stromberg in Verbindung zu treten. Er fand ihn nicht und telegraphierte nach mehreren vertröstenden Tele­grammen, daß er nun die Anerkenntnis der Schuld durch die russische Regierung gesehen habe. Diesem Dokument folgten später die Schuldscheine, die angeblich die Pariser Handelsdelegation dem An­geflagten Uralzeff ausgestellt haben sollte. R.-A. Dr. Türk ist laut seiner Behauptung mit Stromberg zusammengetroffen. Also existierte er. Ebenso das Ruffengeschäft. Beide Angeklagten ver­sprechen, im Laufe der Verhandlungen den Beweis dafür zu er­bringen, daß das Russengeschäft wirklich existiert habe. Warten wir also ab. Die Verhandlung geht Mittwoch weiter.

richtet an die Adresse des Reichsinnenministers den Appell, zu­zupaden. So verlogen wie die fnalligen Ueberschriften find auch die in dem Artikel aufgestellten Behauptungen. Es ist nicht wahr, daß auf dem Gelände in Briz nächtlicherweise viel gegraben worden ist, es ist ferner nicht wahr, daß sich dort Waffenlager des Reichsbanners befinden, und es ist endlich nicht wahr, daß sich am Wahlsonntag 250 Reichsbannerleute mit gepackten Tornistern und einheitlichen Schupomänteln in dem Heim aufgehalten haben. Das Reichsbanner befigt keine Waffenlager und hat keine Vorbereitungen zum Bürger­frieg getroffen.

Mit diesem Schwindelmanöver wird es dem ,, Angriff" nicht ge­lingen, die Aufmerksamkeit der Deffentlichkeit von den hochvers räterischen Plänen der NSDAP . abzulenken, die durch die preußische Polizeiaftion enthüllt worden sind.

Berlin dankt den Wahlhelfern.

Von der Straßenbahn zu Tode geschleift.

An der Ecke Stubenrauch- und Riesestraße in Tem pelhof ereignete fich gestern abend ein entsetzlicher Unfall. Der 57 Jahre alte Aufseher Mathias Fuchs aus der Stavenhagener Straße 4 in Britz wurde dort mit seinem Fahrrade von einer Straßenbahn erfaßt und mehrere Meter mitgeschleift, ehe es dem Straßenbahnführer gelang, sein Fahrzeug zum Stehen zu bringen. Der Berunglückte fonnte nur noch als Leiche hervorgezogen werden.

Eine Danksagung an die bei der Reichspräsidentenwahl ehrenamtlich tätigen Bürger veröffentlicht Oberbürgermeister Dr. Sahm im Amtsblatt der Stadt Berlin : Bei der Durchführung des ersten Wahlganges der Wahl des Reichspräsidenten am Sonn tag, dem 13. März 1932, find mehr als 20 000 Berliner Bürgerinnen Verlegung der Girotaffe 123 der Berliner Stadtbank. Die Giro­und Bürger in den Abstimmungsvorständen als Abstimmungsvortaffe 123 ber Berliner Stadtbank- Girozentrale der Stadt Berlin­steher, Abstimmungsvorsteherstellvertreter, Beifißer und Schriftführer befindet sich ab Dienstag, 29. März, in neuen Geschäftsräumen in ehrenamtlich tätig gewesen. Für die hierbei geleistete Arbeit fpreche Berlin Schöneberg , W. 30, Gleditschstr. 40. Die Girofaffe ist ich allen Beteiligten im Namen der Stadt meinen verbindlichsten wie bisher über G1 Stephan 1991/92 und 3711/12 telephonisch zu erreichen. Dant aus.

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Wir fragen Sie heute:

?

Sollen wir das volle Format unserer Juno verringern, mindere Tabake verwenden, nur um wesensfremde Zugaben beilegen zu können?

Worauf legen Sie Wert?

Doch wohl darauf, dass

Juno

die alte bleibt.

Josetti

JUNO

Jede Zugabe in Form von Gutscheinen, Wertmarken oder Stickereien müßte aber unsere Juno in irgendeiner Form beeinträchtigen!

o/ M. rund

STUCH 201

Das wollen weder Sie noch wir.

KON

ANON