Die Jugendweihen. Am letzten Sonntag wurde in den verschiedenen Stadtteilen die Reihe der Zugendweiheveronstaltungen fortgesetzt. In Neukölln hatte sich im großen Saal der„Neuen Welt" eine außerordentlich zahlreiche Gemeinde eingefunden, die Feier wurde hier von der„Arbeitsgemeinschaft proletarische Kunst*(Chöre und Orchester der Freien Schulgemcinde Pankstraße) getragen. Nach der Einführung einer stattlichen Zahl Weihekinder und Gesangsdarbietungen des gemischen Chors leitete eine Suite für Streichorchester über zu dem Weihespiel„Seid geweiht" von Bruno Schönlank . Das in Berlin bereits mehrmals ausgeführte Weihespiel war auch gestern wieder, in einer guten szenischen Gestaltung, sehr wirkungsvoll. Einzelsprccher und Chöre, auch die Kinder, ausgezeich- nct. Der gemeinsame Gesang der Internationale beendete das Spiel und die Weihestunde. Den Höhepunkt der diesjährigen Jugendweihen dürfte die Feier in der„Volksbühne" darstellen. Hier brachte man statt eines aus Gesang, Rezitation und Musik zusammengesetzten Programm- ein die Feierstunde völlig ausfüllendes W e« h e s p i e l von WalterMay„Z umLande der Gerechten " zur Auf- führung. Das Thema ist ähnlich wie bei Schönlank: Der Jugendliche nimmt Abschied von den Spielen der Kindheit und will gläubig einer erträumten Zukunft entgegenschreiten. Doch überall, nach welcher Seite er auch gehen will, wird er bedrängt von der Not und dem Elend unserer Zeit. Seine oersinkende Hoffnung wird wieder aufgerichtet von der Arbeiterjugend, von der Solidarität des kämpfenden Proletariats. In diese Kampfgemeinschaft recht er sich ein. und mit ihm die Weihekinder.„Wir fahren in die neue Zeit: zum Lande der Gerechten." Dies kurz der Sinn des Spiels, das durch die hingebende Arbeit aller Beteiligten die Weihestunde zu einer wahrhaft unvergeßlichen und erhebenden Feier erhob. Der Junge Chor, die Sprechchorgemeinschaft Niederschönhausen , das Streichorchester der Sozialistischen Arbeiterjugend und der Kinder- bewcgungschor der Lebensgemeinschaftsfchule Niederschönhausen gaben ihr Bestes. Martin G l e i ß n e r, der für die Bewegungs- chöre verantwortlich zeichnete, hatte, vor allem in dem großartigen Aufbau des Schlußbildes, Hervorragendes geleistet. Hier war wirk- lich eine neue Festgestaltung erreicht worden. Zepp nach Südamerika . Zn der ersten Morgenstunde mit 9 Pastomeren gestartet. Friedrichshasen. 21. MSr� Bei recht günstiger Wetterlage und nahezu Vollmond startete das Luftschiff„Gros Zeppelin" um 0.Z4 Uhr zu seiner ersten diesjährigen Brasiliensohrt mit neun passa- gieren an Bord. Dr. Eckener ist als Sommandaut an Bord. Bis Spanleu und bis zur westafrikauifchen Süflc ist die Fahrt gut ver- verlaufen. Drei Neuerungen am„Graf Zeppelin" fallen auf. Die an der Bugspitze bisher befindlichen Brenngaszellen sind ausgebaut und durch einhundertprozentige Gaszellen ersetzt Das Schiff trägt dadurch etwa 1SOO Kilogramm mehr. Die Pasiagier- knbine hat ein Fenster zum Oeffnen erhalten. Die Achtergondel ruht beim Aus- und Cinhallen auf einem flachen Gondelwagen, der sich auf einem Schienengleis bewegt. Boraussichllich wird der fran- zösische Kolonialplatz Dakar an der westafrikanischen Küste an- gelaufen werden, qhne daß eine Landung vorgenommen werden soll, um die Möglichkeit einer Postübernahme festzustellen. Die Derhand- lungen des Luftschiffbaues Zeppelin mit der französischen.Aero Postale wegen gemeinsamer Beförderung der Südamerika -Post sind inzwischen gut fortgeschritten. Ein achtzigjähriger Kämpfer. Genosse Karl Kühn, Lichtenberg , Sonntagstr.(5, wild heute 80 Jahre alt. Bon Beruf Schuhmacher, schloß er sich schon In jungen Jahren seiner Berufsorganisation an. Lange Jahre hin- durch war er eifriges Mitglied des Arbeiterradfahrerbundes„Soli- darität". In den schweren Wahlkämpfen der Vorkriegszeit stand Karl Kühn stets seinen Mann. Noch heute ist er aktiv in der Par- tei und im Reichsbanner, Kameradschaft Traveplatz, tätig. Noch beute geht er mit zur Flugblattverbreitung. Die 116. Wteilung des 17. Kreises hofft, den treuen Genossen noch recht lange bei bester Gesundheit und Frische in ihrer Mitte zu sehen.
Noch immer die teure Molle. Der Reichsfinanzminisier wartet auf den Preiskommissar.
Die Gastwirte hoben es gegenwärtig wieder einmal schwer. Die Gäste fragen nach der Bierpreisfenkung. well der Beschluß der Steuersenkung vorliegt. Die Gastwirte bekommen das Bier aber immer noch zum alten Preis, weil die Steuersenkung noch nicht in Kraft gesetzt fft. Am 20. sollte die Steuersenkung in Kraft treten, so wurde allgemein erwartet. Das Reichsfinanzministerimn hat sich aber den Zeitpunkt vorbehalten-, die Biersteuersenkung ist tatsächlich noch nicht in Kraft gesetzt, und infolgedessen die Bierpreisfenkung auch nicht.! Es ist nänllich noch zwischen dem Preiskommissar einerseits und den Brauereien und Gastwirten andererseits festzulegen, um wieviel der Bierpreis gesenkt wird. Der Reichssinanzmtmster hatte zunächst IS Pf. Preissenkung pro Liter verlangt: er hat sich dann mit einer Perbilligung um 12 Pf. begnügt, was ungefähr 1 Ps. für die Molle ausmacht. Das Reichsfinanzministerium will nun sicher- Der Bezirksverband Brandenburg-Grenzmark hält seinen dies- jährigen ordentlichen Bezirksparteitag am Freitag, dem 2S. März cr.(Karfreitag), vormittags 10 Uhr. in Verlin im Landlog(Saal 6) ad. Tagesordnung: 1. Der Kampf um Preußen. Resercnt: Genosse Ernst Heilmaua. 2. Bericht des Bezirksvorstandes. Berichlerstaller: Wilhelm Krüger. Z. Ausstellung der Kandidaten zum preußischen Landtag. 4. Wahlen a) zum Zeatralvorstand b) der Revisoren 5. Anträge, soweit sie durch vorstehende Tagesordnung nicht er- ledigt sind.
geizen, daß diese Verbilligung um 12 Pf. auch wirklich durchgeführt wird und darum steht der Termin für die Herabsetzung der Bier- stcuer noch aus. Der Leidtragende ist bisher natürlich der Verbraucher, der mit Recht auf die billigere Molle wartet. Es sieht ganz so aus, als ob auch dieses Mal wieder Schwierigkeiten entstellen sollten in der Frage, wer den größeren Teil der Preissenkung zu trageu hat. Auf den Liter macht die Steuersenkung in Berlin 7 Pf. aus. Die restlichen 5 Pf. sollen von den Brauereien und den Gastwirten zusammen getragen werden. Eine gerechte Lösung wäie es nun, daß die Berliner Brauereien die vollen 10 Proz. Pretssenkung der Notoerordnung auf sich nehmen, also von den S Pf. 2% Pf., so daß auf die Gastwirte noch 2K Pf. pro Liter entfallen würde». Das entspricht auch dem. was die Brauereien seinerzeit, als sie die Bierfteuersenkung gefordert haben, versprochen hatten. Sie erklärten sich ausdrücklich berell im Falle einer Biersteuersenkung„ihren Anteil" zu tragen, weil sie sich von einer Biersteuersenkung eine entsprechende Absatzsteigerung oersprachen. Freilich haben die Brauereien damals 10 M. Steuersenkung je Hektoliter oerlangt. Jetzt, wo eine beträchtliche Steuersenkung durchgeführt ist. wollen die Brauereien ihre damals gemachte Zusage nicht wahr haben und sie behaupten sogar, daß sie nicht einmal die vom Preiskommissar angeordnete Verbilligung um 2 Mark je.Hekto- liter tragen können. Wir sind der Meinung, daß der Preiskommissar hier sehr schnell und sehr entschlossen zu handeln hat. Der Verbraucher hat einen Anspruch aus die Bierpreisfenkung, die keinen Tag überflüssigerweise verzögert werden darf. Die Gerechtig- keit oerlangt, daß die Brauereien den größeren TcU der durch die Biersteuersenkung noch nicht gedeckten Verbilligung zu übernehmen haben. Die Gastwirte ihrerseits weisen mit Recht aus ihre wirtschaftlich sehr schwere Lage hin und köimen auch nicht einfach zusehen, daß ihnen die Kundschaft wogen der Hinaus- zögerung der Bierverbilligung einfach wegbleibt.
Vom Sklarek-prozeß. Kehner läßt ven Z.uacn Brokat unvereidigt. Das Gericht unter Vorsitz des Amtsgerrchtsrats K e ß n e r. der wegen seiner voreiligen Meinungsäußerung über den Direktor B r o l a t im Dienstausstchtswege gerüffelt worden ist, ließ gestern im Sklarek-Prozeß den Zeugen B r o l a t wegen Verdachts der Begünstigung unvereidigt. Den Verdacht der De- günstigung erblickte das Gericht in der Tatsache, daß Brokat den Stadtbankdirektoren von ihren offenstehenden Rechnungen bei Keller u. Furch Mitteilung machte und in dem Besuch beim Oder- magistratsrat Brandes, mit dem er über die Sklareks gesprochen hat.
Mord im Wemrausch. Rumänische Offiziere erstechen serbische Kellner. Bukarest . 21. Würz.(Eigenbericht.) Am Sonntagabend waren in Bukarest fünf Leutnants der Vukarester Garnison zu einem Zechgelage versammelt. Nach Mitternacht , als der Wein ausgegangen war, begaben sich zwei. die Brüder Petreano, völlig betrunken in ein in der Nähe befind- liches Restaurant, um neuen Wein zu holen. Dabei gerieten sie mit den Kellnern des Restaurants in Streit über die Qualität des Weines. Im Verlauf des Streites zogen die Offiziere blank und stachen die beiden Kellner nieder. Der eins war sofort tot. der andere liegt m hoffnungslosem Zustande danieder. Die Offiziere wurden verhaftet. Da die beiden Kellner Serben sind, hat der südslawische Gesandte einen Bericht angefordert.
Kahenellenbogen vor dem Reichsgericht. Die Staatsanwaltschaft I legt gegen das am Sonn- abend verkündete Urtell im Prozeß gegen Katzenellenbogen, Penzlin . Dr. Sobernheim. Kuhlmey und Funke in vollem Umfang Revision ein. Die Revision soll vor allem der Nachprüfung des Urteils der Straskammer dienen. so daß sich das Reichsgericht mit allen Transaktionen bei der Schultheih-Patzenhofer Brauerei A.-G. und deren rechtlicher Nach- Prüfung zu beschäftigen hat. Dos Urtell lautete bekanntlich gegen Katzenellenbogen wegen Bilanzverschleierung auf drei Monate Gefängnis und 10000 Mark Geld st rase und bei Penzlin wegen Bilanzverschleierung aus 20000 M. Geldstrafe. Von der Anklage der Untreue war Katzenellenbogen freigesprochen. das Verfahren wegen Vergehens gegen§ 88 des Börsenqesetzes gegen Katzenellenbogen und Penzlin wegen Verjährung eingestellt worden. Die drei Mitangeklagten Generaldirektoren Dr. Sobernheim, Kühl» mey und Funke wurden auf Kosten der Staatskasse freigesprochen.
Schüler spielen Moliöre. Moliere -Abend in der Schinkel-Oberrealschule, Carmen-Sylva » Straße. Gespielt wird der„Geizige",„entstaub:" und moterni- stert von Studienrat B r o s e, gespielt von der erquickend-lebendigen Schülerschar. Prächtig verknettert und oerflzt schlurrt oer alte Harpagon durchs Geschehen, bestgehaßt und assistiert von Nach- wuchs und Personal. Elise, das verliebte Töchterchen. Marianne, präsumtive Stiefmutter und nochmalige Gattin von Harpagon junior und Frosine, die famos kuppelnde Heiratsoermittlerin, hatten allesamt ihr fühlend Herz in einer starken M ä n n e r b r u st: sie sahen aber so„weiblich" aus und wußten so kokett die Aeualein zu oerdrehen, daß erst beim sonoren Klang der Stimme die Illusion
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Aus dem Russischen übertragen von Werner Bergengruen . Nachts wurde im Waggon gesungen. Bisher war das nicht möglich gewesen. Das Begleitkommando war so gnädig, dag es uns nicht nur gestattete, ungehindert miteinander zu sprechen und uns innerhalb des Waggons frei zu bewegen, sondern sogar zu singen. Als erster stimmte ein sympathischer Tenor in der Gruppe der Politischen im Nachbarabteil an, dann fielen seine Kameraden ein und sangen im Chor. Sie snagen gedämpft und so, als wären sie ihm Sache nicht gewiß. Späterhin verstärkten sich die Stimmen und dann gesellten sich auch zwei Frauenstimmen dazu. Sie sangen alte Studentenlieder, melancholische und langgezogene Me- lodien, und zuletzt kam ein Gefängnislied an die Reihe. Wie das Herz des Tyrannen, wie Trug und Perrat. so schwarz ist die Herbstnacht vor Hahnenkraht. Doch schwärzer noch wächst aus dem Nebel hervor ein düsteres Phantom: das Gefängnistor..." Die traurigen Lieder lasteten offenbar so sehr auf der Stimmung der Sänger, daß der Chor bald verstummte. Nur eine Frauenstimme fuhr mit einer hübschen Melodie fort. Ich erkannte die Stimme wieder. Unter den Politischen gab es zwei Frauen, dies war die ältere, etwa fünfundoierzig- jährig, im grauen Arrestantenrock, dessen Kragen ein roter Streifen umlief. Diese Frau war sehr blaß, und ihre gelbliche Gesichtsfarbe zeugte von vielen, im Gefängnis verbrachten Monaten. Ihr herbes, ruhiges Gesicht erinnerte an alter- tümliche Porträts oder auch an Frauenbilder aus der großen Heroenzeit des russischen Terrorismus. Tags kam sie manch- mal in unser Abteil, um mir etwas zu essen zu bringen, das sie von den bescheidenen Vorräten der Politischen übrig» behalten hatte. Ein Mann, der sich für den Bruder eines der Politischen ausgab, fuhr die ganze Zeit über mit ihnen im gleichen Zuge und Uetz ihnen auf dm Stattonm oUr He lte
stellen durch die Begleitmannschaften Lebensmittel zukommen. Daher hatten sie denn gelegentlich einen bescheidenen Ueberfluß. Als der Gesang bei den Politischen verstummt war, stimmten die Tippelbrüder ein Lied an. Es waren ihrer vier. Die übrigen fielen ein. Sie sangen nicht sehr laut, aber ganz vortrefflich. Diese Landstreicher machten nach Stimmen, Singsertigkeit' und Liederkenntnis den Eindruck eines asten Quartetts. Unter ihnen war ein weicher und angenehmer Tenor. Der Mann ohne Gedächtnis sang mit einem tiefen, aus der Brust strömenden Bariton von innigem Schmelz. Ihre Lieder waren aste Gefängnislieder von unendlicher Schwermut. Die ganze Trostlosigkeit des sibirischen Urwaldes, alles Grauen der Gefängnisse und Zwangsarbeitshäuser, alle Qualen jähre- langer Fesseln, jahrelangen Zwanges, aller Kummer der ge- quälten Seele, alle Träumerei von einer Wohnung, von einem bescheidenen menschlichen Glück, einer bescheidenen kleinen Freude— all das sprach aus diesen primitiven, manchmal naiven, aber immer echt empfundenen Liedern. Die kunstlosen Verse empfingen ihr Leben von den menschlich ergreifenden und zugleich melancholischen Motiven und von einer dazwischen ausbrechenden menschlichen Wärme. Das letzte Lied, das sie sangen— ich hatte es schon früher gehört, ist in meinem Gedächtnis haften geblieben: Still die Nacht. Jetzt sei behende! Ach. das Gitter ist zu fest. Und die Pforten sinv verschlossen— Eisen, das nicht locker läßt. In dem düstern Lampenschein auf den langen Korridoren geht der Posten auf und ab. und es klirren seine Sporen. „Posten!"— ,Lerr?"„Ach, stell dich schlafend. Hab Erbarmen, hilf du mir. Muß die Mauer übersteigen, muß ins grüne Waldrevier. Will die alle Mutter küssen, Frau und Kind noch einmal seh'n. Hör den Schwur! Ich kehre wieder. sollt es auch zu Tode gehn." .Herr, wir sind ja alle Brüder. Hüls dir gern, doch kann ichs nicht. Morgen kommen die Genräle, stellen mich vor Kriegsgericht.
Will ja nicht die Kugel fürchten, Kugel kann barmherzig sein. Doch dann heißt es: Angetreten! Und sie steh» in langen Reih'u, Rutenlaufen wird ich müssen längs und quer durch Bataillon. Und als eine blutige Leiche jährt der Karren mich davon." In Krasnojarsk wurde ich als Heeresangehöriger nicht ins Gefängnis, sondern in die Milstärstrafanstalt gebracht. Das schien durchaus logisch. Aber warum war ich denn in samt- lichen anderen Städten zusammen mit allen übrigen Haft- lingen ins Gefängnis geschafft worden? Offenbar unterlag das dem persönlichen Ermessen des Begleitkommandos, das in diesem Falle eben entschieden hatte, ich gehöre in die Mllitärstrasanstalt. Hier war der Zuschnitt ein gänzlich anderer: es gab Bor- schriften, die mir neu waren, und die Verfehlungen, wegen deren die Soldaten hier saßen, hatten nichts mit den Ver- brechen gemein, die ich in den Gefängnissen kennengelernt hatte. Als höchster Vorgesetzter fungierte hier der wachthabende Kommandant, der alle vierundzwanzig Stunden von einem anderen Offizier der Krasnojarsker Garnison abgelöst wurde. Das Regime in der Militärstrafanstalt war schon aus diesem Grunde ein gänzlich anderes als das im Gefängnis� In mancher Hinsicht war es härter. Man durfte weder auf den Pritschen liegen noch rauchen. Die Verbrechen, wegen deren die Soldaten hier saßen, waren meist von der Art, daß sie von keinem normalen menschlichen Blickpunkt aus als Perbrechen hätten erkannt werden können. Allein unter dem Gesichtswinkel des Militär- reglements betrachtet, stellten sie sich als schwere Gesetzesüber- tretungen dar und wurden streng bestraft. Militärische Vergehen wurden nicht nmch den sonst gelten- den Gesetzen geahndet, sondern nach speziellen militärischen. Die Soldaten wurden nicht von einem bürgerlichen Gericht abgeurtellt, sondern vom Kriegsgericht und meistens sogar vom Standgericht, das heißt, von einem Gericht, in dem statt durchgebildeter Juristen die Frontoffiziere des Regiments saßen, dem der Beschuldigte angehörte. Man kann sich leicht eine Lorstellung davon machen, wie viele hart« uai) suuüose Urteile es dort gab! (Fortsetzung folgt.)