<OelBcige Mittwoch, 23. März 1932
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Der Tjcxe-zun bei ErvlrlwnZmowrS inid der Lelseueruna bat die TteinZohle verdrängt, heut« ist das Erdöl der wichtigste Pro» dullionZstosi. Mit welcher Energie sich die kapitalistische Welt auf
die ErschKetzung der Oelquellen und ibr« Ausbeutung gestürzt hat, S t e i n e r in seinem Reisebericht über die Erdöl » „Unter Palmen. Bohrtürmen. Wol<
r. t.
Sim Ufte des Maracaiibofocs. Als ich früh morgens erwachte und zum Fenster meiner Kajüte hinausschaute, fiel mein Blick aus das schmutziggelbe Wasser des Maracaibosses, etncr slaschenfönnigen Bucht des Karibischen Meeres. Unser Schiff hat seine Fahrt wesentlich verlangsamt, vor» sichtig tappen wir durch das seichte Wasser, das allerlet Gefahren für die Schiffahrt birgt. Das Ausbaggern einer tiefen Fahrrum« würde viele Willion-n losten und wegen der Bewegung des sandigen Grundes den.�weck doch nicht erfüllen. Ein« Flotte von sechs großen Tankdampfern zieht an uns vorbei; sie bringen das Rohöl von den venezuelanischen Oelfeldern nach den Raffine- rien in A r u b a und C u r a c a o. Ties liegen die Schiffskörper im Wasser, nur die Mannschaftsräume mit der Kommandobrücke und der Schornstein, dem ein dichter schwarzer Qualm entströmt, ragen hoch in die Luft. 2000 bis 2500 Tonnen Rohöl faßt jeder dieser Dampfer. Sie fahren nur bei Tag, da das Befahren dieser tückischen Gewässer bei Nacht mit großen GesaHren verbunden ist. Da zu jener Zeit etwa 50000 Tonnen Del täglich von den Feldern nach den Raffinerien befördert wurden, kann man sich leicht ausrechnen, daß täglich etwa 20 bis 25 beladen« Tantdampfer und ebenso viel« leere über den See fahren. Außer diesen Tantdampfern verkehren ober noch andere Fracht- und Passagierdampfer regel- mäßig nach Maracaibo , dessen chasen nach der Entdeckung der Oel - selber, die den Hauptreichtum und eine der Hauptelnnahmequellen des Landes bilden, eine besondere Bedeutung gewonnen hat. Er st im Jahre 1907, also zu einer Zeit, wo die anderen Oelfelder der Erde in voller Blüte standen, wurde das Oel in Benezuela durch die Royal Dutch Shell-Gesellfchaft ent- deckt. Zahlreiche Oelau-bisse und Asphaltablagcrungen ließen aus das Vorhandensein reicher Erdöllager in den tieferliegenden Sauden schließen. Nun traten die Geologen, die Pioniere und Vor- pcstcn der Erdölindustrie, in Tätigkeit, erforschten das ganze Gebiet um den See herum und machten diejenigen Feststellungen, die als Grundlage für die hochentwickelte venezuelanische Erdölindustrie der Gegenwart dienten. Sie machten nicht an den Ufern dieses eigen- artigen. 4000 Ouadratmeilen bedeckenden Sees halt, sondern unter- suchten auch feinen Grund. Diese Arbeit war nicht so schwer, wie man sich das im allgemeinen vorstellt, da der See an keiner Stell« tiefer ist als 15 Meter. Die durchschnittlich« Tiefe des Wassers dürft« sogar nur 10 Meter betragen, in dem den Ufern nächstliegenden Teil noch weniger. Sie bildet jedenfalls kein Hindernis für die Errichtung der Bohrtürme, im Wasser und für die Ausführung der Bohrungen. Fahrt durch die Stadt. Der erste Eindruck, den ich bei der Fahrt durch Maracaibo «hielt, war kein schlecht«. Ich habe mir die Stadt nach den Schilde- rungen von Reisenden, die dort geweilt haben, wesentlich schlimmer vorgestellt. Di« Beschreibung entsprach wohl dem Zustand, in welchem sich der Ort vor mehreren Jahren befand. Vor einigen Jahren soll Maracaibo tatsächlich noch kaum über Straßen im heutigen Sinne verfügt haben, zumindest über kein Straßenpflaster, üb« welches jetzt eine Unmenge von Automobilen rollt. Obwohl es heute einige größere, breit« Geschäftsstraßen mit mehrere Stockwerke hohen Handelshäusern gibt, besitzt die Stadt weder ein« Wasserleitung noch eine Kanalisation. Das Straßenbild erinnert stark an den Orient. Schafherden werden über die Straßen getrieben, schwarze Schweine wühlen in den Settengräben und umliegenden Tümpeln. Die offenen Verkaufs- stände, in denen die nicht gerade appetitlich ausschauenden Lebens- mittel und auch sonst allerlet Tand und Hauzhaltungsartikel fell- gehalten werden, der Lärm und der Schmutz weckten in mir das Bild türkischer Basare in der Vorkriegszeit. Auch da sollen die Gegensätze zwischen Arm und Reich besonders ins Auge. Gutgekleidete Männer und Frauen auf der einen und zerlumpte Gestalten auf der anderen Seit«, da elegante, in allen Farben glänzende Automobile der neuesten Typ«, dort schmutzige, knarrende zweirädrige Karren, vor welch« abgemagerte Maultiere oder Esel gespannt sind. In der Veamtenkokonie. Inzwischen ist mein Auto in Bella B> st a, der Beamten- k o l o n i e der Petroleumgesellschaft, angekommen. Welch ein Gegen- satz zu der Stadt selbst! Breite, gerade, geteerte Straße, schmucke Ein- und Zweifamilienhäuser mit lustigen Veranden, gutgopslegce Vorgärten, alles sauber und nett. Hier hat die Gesellschaft für ihre Gäste und die ledigen Angestellten ein großartiges, mit allem Komfort ausgestattetes Hotel erbaut, in dem ich auch ein Zimm« zugewiesen erhielt. Von der 2 Meter breiten gedeckten Veranda im ersten Stock, die an dem Hotel entlangläuft und reichlich mit Schaukelstühlen zum P'sruhen ausgestattet Ist, fällt der Blick zu- nächst auf das riesige ossene, mit kristallklarem Wasser gefüllt« Schwimmbad, in dem sich dauernd Badelusttge beiderlei Ge- schlechte tummeln, und wo auch die jährlichen großen Schwimm- und Springkonkurrenzen ausgetragen werden. Jenseits des Schwimmbassins steht das neue stattliche Klubgebäude mit Spiel- und Lesesälen, Gesellschastsräumen und der mwennsidlicher Bar. Eine geräumige, mit bunten Fliesen belegte, ungedeckte Terrasse für die wöchentlichen Tanzunterhaltungen und sonstigen Belu'tigungen befindet sich an der Längsseite des Klub- Hauses. Auch-'e Kinovorstellungen finden unter freiem Himmel stot für die Musik sorgt e!n Lautsprecher. Besonders beliebt waren die amerikanischen Tanzschlager, die mir allerdings bei der häufigen Wiederholung später sehr aus die Nerven gingen. Um das Klubgebäudc herum sind die modern ausciestatteten Spocr- und Spielplätze für Fußball, Golf. Kricket und Tennis. Die Tennisvlätze sind künstlich beleuchtet, damit d'e Snvrtfreudigen auch in den kühlen Nächten spie-e» können. D« Mck schweift aber noch üb« die Soortplätze hinweg bis an die mit Palmen bewacbftneu Ufer des Maracaibosees. von dem nach Eintritt der Dunkelheit ininicr«ine kühle Brise weht, die Erholung und Erfrischung nach kor Hitze des Tages bringt. Bon Fliegen und Moskitos war keine Spur. In der wasserreichen Umgebung Berlins hat
man jedenfalls unt« der Mückenplage an den Sommerabenden viel mehr zu leiden, als hier in diesem tropischen Landstrich. Es sind aber auch alle Vorkehrungen zur Bekämpfung dieser lästigen Insekten getroffen. Man könnte über Zweck und Wert dies« Wohlfahrtseinrtch- tungen im Zweifel sein, wenn man nicht sicher wüßte, daß die genau rechnenden Oelgesellschaften keine Aufwendungen zu machen pflegen. die ihnen keinen Nutzen bringen. Allerdings ist die Schaffung von Wohnhäusern. Sportplätzen, Klubs, Wasserleitungen, Kanalisationen. Eisfabriken. Verkaufsläden. Schulen, Aind«gärten, Krankenhäusern und Waschanstalten mit einer Ausgabe verknüpft, die sich nicht sofort bezahll macht, doch in einigen Jahren einen Nutzen bringen muß. Denn man erhält dadurch die Arbeitskraft und Arbeits- f r e u d i g k e i t der Arbeiter und Angestellten aus einer Höhe, die in keiner Weise d«jenigen im gemäßigten Klima nachsteht. Man erzieht durch sie die Menschen zu loyalen, an dem Gedeihen der Unternehmung interessierten Mitarbeitern und hält von sich das Odium angeblicher kapitalistischer Ausnutzung fern.
s Ich sollte nicht lange die Annehmlichkeiten des Ausenthalls in dem schönen Werkshotel von Bella Vista genießen. Die Pflicht rief mich nach den Erdölfeldern hinaus. Schon von weitem winkten die hölzernen und eisernen Bohr- türm« als Wahrzeichen der hochentwickelten Erdölindustrie. Viele von ihnen standen im Wasier, die meisten waren aber aus dem Festland« und steckten ihre Spitzen aus den Polmenwäldern. dt« die Uf«r des Sees einrahmten hervor. Bohrtürm« und Palmen, welch eine eigenartige Verbindung für uns an Gegensätze nicht so sehr gewöhnten Europäer! Wie kommen diese schwarzen Ungetüm« in diese poesteoolle Umgebung, von der wir Nordländer mit der ewigen Sehnsucht nach der Sonne und Wärme des Südens zu träumen pflegen?— Die Welt braucht das schwarzbraune Oel, das ihr die Macht über Länder. Meere und Lüfte erschließt, und da nimmt sie es. wo sie es eben findet Was kümmert sie sich dabei um die paar Palmen, die an den früher so stillen Ufern des Sees träumten, und heute, soweit sie nicht der Axt und der Säge zum Opfer gefallen sind, mit dem mörderischen Oel gedüngt werden, das langsam aber sicher ihren Lebenssaft zersetzt. Stillschweigend dulden die Baumriesen, daß sie vom Beil und der Säge gefällt, mit Stumpf und Stiel ausgerollet werden. Die Vögel und Tiere des Waldes ziehen sich zurück und weichen der Ueber» macht des Menschen.
In letzter Zell hat der Fall Asew zwei Autoren zu eingehender Behandlung verlockt, Wolfgang Hoffmann Harnis ch�) und Boris N i k o l a j e w s k y"). Der erste Ist plastischer und
teren Attentaten war er aber ein ausschlaggebendes Element. Ob er die Allentate gelingen ließ oder vereitelte, darüber entschied die Erwägung, ob es im Interesse seiner Stellung
wärmer und macht wiederholt Versuche psychologischer Erklärung. 1 In der revolutionären Organisation notwendig schien, sein Ansehen
Der zweite belegt seine Ausführungen durch bisher nicht vcröffent- lichte Dokumente aus den Polizeiarchiven und durch Urteile, die außerholb des revolutionären Milieus über den Locksvü'd gdällt wurden. Nikolajswsky liefert ein Stück Geschichte, wobei durch eine Fülle von Einzelheiten, durch Spiel und Gegenspiel der vei- schieden«! Beamten der Faden des eigentlichen Dramas nicht immer leicht zu verfolgen ist. Hoffman" Harnisch gewährt der revolutio- nären Aktion breiteren Raum und gibt— ohne sich über das Niveau dessen, was man heut«„Edelreportage" nennt, zu erheben— lebendige Bilder aus der Zeit des Terrors, aufgereiht auf da» gleichzeitige Wirken Asews im Polizeidienst und in der revolutio- nären Organisation. Anfänge... E w n o Asew wurde im Städtchen Lyskowo im Gouvernement Grohno im Jahre 1869 als zwelles Kind«ine«, bellelarmen jüdischen Schneiders geboren. Unt« ungeheuren Opfern ließ der Bat« sein« drei Söhne— vier Töcht« hatte er auch— das Gymnasium besuchen, ab« zum Untversitätsstudium reicht« es nicht. So führte der Bursche ein armselige» Dasein erst als Bericht- erstatter eines Lokalblättchens. dann als Schreib«; er gab Privat- stunden und landete schließlich im kaufmännischen Beruf. Hier unter- schlug er 800 Rubel und reiste im Frühjahr 1892 mit diesem Geld« nach Karlsruh«, um die technische Hochschule zu besuchen. Er lebte in bitterer Not, lill totsächlich Hunger und schloß sich der russischen sozialdemokratischen Gruppe an. Sein erster Brief an das Polizei- departement, in dem«sich als Spitzel anbot, ist vom
durch ein gelungenes Attentat zu heben, oder ob sein Spitzeldienst die Entdeckung eines Attentats zum Beweise seiner Unentbehrlich- teit ratsam machte. Im ersten Fall war zu bedenken, daß ein ge- lungener Anschlag der Revolutionäre immerhin den Vorteil hatte. in der Polizei das Interesse am Spitzeldienst zu erhöhen: im anderen Fall war mit der Gefahr zu rechnen, daß die auf Asews Denun- ziation erfolgten Verhaftungen ihn unter den Terroristen verdächtig machen tonnten, eine Gefahr, mit der die Polizei zum Schutz« ihres Spitzels zu rechnen pflegte. Zwei gelungene Attentate hoben Ascws Ruhm in der revolutionären Bewegung begründet: das gegen Plehwe und gegen den Großfürsten Sergius. Worin bestand seine Mit- Wirkung? Im Fall Plehwe in der von ihm vertretenen Umstellung vom Revolver aus Dynamll, in beiden in der Ausarbellung des Planes. Mit Nerven, Blut und Leben bezahlten die Terroristen Sassonow, Kalsajew und andere. Warum hat Asew dlele � beiden Mal« den Ruhm des Revolutionärs dem Profit de» Lockspitzel» vorgezogen? Hoffmann Harnisch meint, er wäre ein Werkzeugs' in den Händen von Personen gewesen, die in nächster Nähe des Thrones standen und Plehwe» und des Großfürsten Beseitigung wünschten. Nach Nikolajewsty war von den beiden Herren, denen Asew diente, damals der Terror der bester« Zahler: von den beiden, die das Recht hatten, an seiner Treue zu zweifeln, der Terror der scharfsichtigere. Eine Zeitlang schöpfte der von unersättlicher Geld- gier besessene Asew mit vollen Händen aus der Kaste der revolutio- nären Organisation. Gleichzeitig belieferte er ausgiebig Gefängniste, Verschickungsorte und Galgen, mit monatelang«» Intervallen
Apnl 1893 datt-rt. Er forderte"--d bekam ein Anfangsgehalt von schmollenden Schwelgen- gegenüber seinen Arbeitgebern. Als. mit
50 Rubel im Monat und berichtete üb« die Organisationen und das Leben der revolutionären russischen Studentenschast in Karlsruhe , Heidelberg und Darmstadt . Bald darauf Hellatete Asew die achter eines kleinen jüdischen Händlers,«ine aufrichtige Revolutionärin. die bis zur Grenze des Menschenmöglichen an ihn geglaubt hat. Leicht war Asews Weg nicht. Gaben, die die Herzen gewinnen. hatte ihm kein« Fee in die Wiege gelegt. Sein Aeußeres war gemein.„Häßlich, schwerfällig, mit gelbem, aufgedunsenem Gesicht. niedriger Stirn, abstehenden Ohren, wulstigen Lippen, plattgedrückter Nase," schildert ihn Nikolajewsky.„Dazu der stets lauernd« und undurchdringliche Gesichisausdruck, als ob das Gesicht mit ein« Steinmaske bedeckt sei— wie ein Zellgenosse Asews in seinen Er- innerungen über ihn schreibt." So flößte er dem Dater seiner Frau einen unüberwindlichen Widerwillen ein, und schon während seiner Flitterwochen mtt dem Polizeidepartement erhob ein Mitglied der Karlsruher . Studentengruppe— Peter» au» Odesta— gegen ihn die Anklage, ein Spitzel zu sein. Ein paar Jahre später wurde ein
der Einsetzung der Duma, die geschichtliche Frist des Terrors ablief und er feine Daseinsberechtigung verlor, ließ Asew kein Mittel un- versucht, ihn am Leben zu erhalten. Entlarvung... Im Jahre 1909, als er gerade e i n Attentat gegen den Zaren im Anrollen hatte, wurde Asew entlarvt, von Burzew, nicht einem Manne der Tot, sondern von einem Historiker, vor dessen Auge sich gewisse Zusammenhänge der Tages» geschicht« enthüllten und gegen den Lockspitzel zeugten. Die an ihn glaubten, rangen furchtbar um ihn. Cr wurde nicht von der Organi» sation zum Tode verurteill, wie T a t a r o f f und G a p o n. lebte noch neun Jahre im Ausland und starb am 24. April 1918 in Berlin an einem Nierenleiden. Dieser Mann, für dessen Verbrechen alle Gefängniste der Well nicht hingereicht hätten, sollte während des Krieges in Berlin zweieinhalb Jahre unschuldig im Gefängnis
anderer Student wegen der gleichen„Verleumdung" aus dem Zirkel, sitzen, nämlich als„gefährlicher Revolutionär", er. der Verderber
ausgeschlossen. Daß Asew 1895 während des Zarenbesuches aus Karlsruhe ausgewiesen wurde— wahrscheinlich halle das die russische Polizei gefingert, um ihn zu rehabilitieren— erhöhte sein Ansehen in revolutionären Kreisen. Aufstisg... Sein Aufstieg begann, als er, nunmehr Ingenieur d« Elektro- techvik, im Jahr« 1899 nach Moskau überstedelle und seine Spitzel- arbeit unter der direkten Anleitung des Leiters der politischen Ge- heimpolizei, Subatotoffs, versah. In der revolutionären Be- wegung nahm er damals die Haltung an. die er zehn Jahre hindurch beibehallen sollte; er belächelte jede Theorie, war ein konseguenter Gegner jeder Aktion unter den Masten und durch die Massen und yielt jede nichtterroristische revolutionäre Tätigkeit für Spieleret. Durch diese Einstellung sorgt« er gewisternwßen dafür, das Schaf in gutem Zustand zu hallen, von besten Wolle er lebte. Trotzdem machte er den intellektuellen Spielereien Zugeständniste. Als die Geheimdruckerei«in« schwere und doch handliche Walze brauchte, lieh er sie großmütig durch die Geheimpolizei anfertigen. Dabei liefert« er beständig, einzeln oder in Gruppen, Revolutionäre aller Schattierungen der Polizei aus, so daß sein Gehalt auf 500 Rubel monatlich erhöht wurde. Ale die Äampsorganisatlon der sozialrevolutionären Partei durch die Beseilt- gung des Innenministers S i p j a g i n s ihre geschichtliche Wirksam- keit begann, war Asew im Ausland. Bei den meisten spä-
•) Terror und Ochrana , E. Präger Verlag. Lsipzig-Wien , 1932, 234 S. Asew, die Geschichte eine» Verrate, Verlag Der Bücherkreis, Berlin 1932. 250 E.(Aus dem Russischen übersetzt von Nina Stein.)
so viel« Revolutionäre . Was hat man nicht alles hinter der niedrigen Stirn dieses Mannes vermutet: Sadismus, das Bewußtsein«in« Rache» Mission als Ergebnis der trostlosen Kindhett. Spieler» leidenschaft. Habgier! Asew war nie Zeuge der Qualen fein« Opfer, Daß er den Jammer seiner Kindheit an Menschen rächen wollte, die in gleichem Jammer aufgewachsen waren, wäre eine sinnlose Annahme. Aber ein Mann, der sich am gefährlichen Spiel berauscht» und starken Nervenkitzel brauchte, war er sicher. Gefühlskalt, phantasielos war ihm das Spiel mit Menschen- schicksolen nichts anderes als etwa das Spiel mit Börsenpapieren. Geldgierig war« in höchstem Maße. Neben dem Spießer, der er in der eigenen Familie war. lebte in ihm der Wüstling, vichisch, roh. unersättlich. Vor allem war Asew ein guter Geschäfts- mann, der sich in den Branchen Terror und Polizeidienst fpeziali- siert hatte und in beiden sehr Tüchtige» leistete. Als er zwangsweise in den Ruhestand versetzt war und im Gefängnis saß, schrieb er seiner Geliebten, sie solle in ihrem Korsettladen einen Vorrat kleiner Nummern anschaffen, denn der sich in die Länge ziehende Krieg mit seinem Hunger werde di� Frauen immer schlanker machen. Für die kommerzielle Seite menschlichen Unglücks bewies er immer einen scharfen Blick. Asew hat neben Menschen von«hrfurchteinflößender sittlicher Größe gelebt. Ihr Licht hat ihm nicht geleuchtet, ihr Feuer ihn nicht gewärmt In diesen Menschen war«ine solche Fülle strahlender Hell« daß sie alles darin einhülllen, was sich auf den Boden der revolutionären Tat stellt«. Sie verschenkten sich und glaubten, zu empfangen. Wesensfremd, lichtlos, farbenblind für sittliche Werte stand Asew unter ihnen als ihr Verderber. Nicht einmal ein Der- rät«— ein« Mißgeburt.