tfleilage Donnerstag, 24. Marz 1932 SfuUauifaße Ja VariBÖsÜ Hr. p. Srifche: Weltanschauung und Politik E» ist von verschiedenen Seiten bereits hervorgehoben worden. daß sich in der letzten politisch außerordentlich bewegten Zeit aus- gesprochene Weltanschauungsparteien am besten gehalten haben und ihren Wählermassen eine nahezu unerschütterliche Ge- schlossenheit zu geben vermögen Das zeigt sich am deutlichsten, wenn man die zahlenmäßige Entwicklung der ausgesprochen weltanschau- lichen Richtung des Zentrums(einschließlich Bayerische Bolls- partei) oergleicht mit der ausgesprochenen Älassenpartei der Sozial- demotratie. In den Peichstagswahlen von ISA)— 1830 schwankte die Zahl der Zentrumsstimmen zwischen 4.7 bis S,l Millionen, bei der Sozialdemokratie dagegen zwischen 6,1 bis 9,1 Millionen. Hier liegt«in soziologisches Problem von außerordentlicher Tragweite, ein Problem, das zugleich eines der markantesten Bei- spiele der dialektischen Dynamik gesellschaftlicher Prozesse ausweist. Wohl steht im Vordergrund des gesellschaftlichen Prozesses die ö l o- Krach im Reichstag Und wie Kinder darüber denken Der Reichstagspräsident Löbe hat viele und vielerlei Zu- schristen erhalten, als er kürzlich die Rede de» Reichskanzlers durch den Rundfunk hat übertragen lassen, Zuschriften mst Für und Wider. Diese Zellen sind auch für„Für", aber mst einer Bedin- gung— doch die am Schluß Es kommt auch bei der Schularbeit hier und da vor. daß sie nicht befriedigt, daß die Rückschau auf einen Arbeitsabschnitt den Eindruck hinterläßt: es hätte anders und bester sein müssen! Wir sind gewohnt, ab und zu eine solche Selbstkritik zu üben, und die Kinder ersasson es immer wieder deutlich, daß das Mißlingen eines Werkes oft Ursachen hat. die in chnan selber liegen und die darin bestehen, daß nicht das Maß von Arbeitsdisziplin ausgebracht wurde, das notwendig war und selbstverständlich hätte fein sollen. »» ou.uuiji.uiu, ur- at:|UMu>a|uiu;i:ii uic u i u-,....... x nomische Auseinandersetzung, ausgedrückt in den ver- j ZI schiedensten Formen von Kämpfen wirtschaftlicher Struktur, die am schärfsten ausgeprägt sind in d«n sich allmählich sonnenden, gegen- sätzliche Jntercssen herausarbeitenden Beoölkerungsklassen. 5?e!ß umstritten ist das Problem, ob und in welchem Grade neben der wirt- schastlichen Auseinandersetzung auch eine geistige besteht. Ohne aus diese grundsätzliche Frage hier näher einzugehen, möge nur an der Hand der tatsächlichen geschichtlichen Entwicklung hervor- gehoben werden, daß der Epoche der Jahrhunderte währenden schreckensreiche» Religionskriege mit der Aufklärlingszeit eine Epoche folgte, welch« auf das entschiedenste jede Einmischung der Welt- anschauung in die Politik ablehnte und den Einfluß der Weltanschau- ung aus die Politik durch den Grundsatz der Tolericrung aus- zuschalten versuchte. Es gehört zu einer der bedeutsamsten Tatsachen unserer letzten politischen Entwicklung, daß die von der Aufklärung«- epoche wie vom Sozialismus vertretene Ausschaltung der Welt- anschauung aus dem politischen Kamps sich nicht durchsetzen ließ und daß heute die weltanschanlidhe Bindung in der praktischen Politik einen weit größeren Einfluß ausübt, als man noch vor einigen Jahrzehnten für möglich hielt. Jede große Partei, auch die Sozialistische, wird darum vor die Frage gestellt, durch welche grundsätzlichen und taktischen Maß- nahmen sie dieser politischen Realität gerecht zu werden vermag. Es ist natürlich ausgeschlossen, daß in einer Partei der Arbeit- nehmerschaft das Weltanschauliche eine maßgebende Berücksichtigung findet. Wohl aber läßt die tatsächliche Steigerung welt- anschaulicher Gebundenheit in der gegenwärtigen Politik den Schluß zu, daß mehr als bisher neben den wirtschastlichen Momenten die geistigen, weltanschaulichen im Sozialis- mus Berücksichiigung finden müsten. Es ist dies besonders erforder- lich für eme Partei, welche sich zur Aufgabe stellt, die Mehrheit de» Volkes zu umfassen. Sie hat nicht nur diejenigen zu gewinnen, welche m klarer Einsicht ihrer wirtschaftlichen Lage sich politisch einftell'N, sondern auch diejenigen, für welche heute noch Entschei- düngen de» Geistes umd cher Weltanschauung, hsdeutsamer sind als ihr« Klafleiunteressen'. möge es sich nun um diejenigen handeln, für welche die Befriedung der Welt das wichtigste politische Problem ist. oder um diesenigen. die es in der geistigen Befreiung, der Eman- zipation von gesstiger Gebundenheit früherer Epochen, erblicken. Moralpauke de» Lehrers deutlich werden zu lasten, sondern durch eine rückschauende Betrachtung der Schüler, ergibt sich die Nutz- aiiwendung immer mit aller Klarheit, ausgesprochen und unaus- gesprochen. Es wird kaum eine Klasse in einer neuzeitlichen Schul« geben, m der Selbstverwaltung und Selbstdiszipli- nierung nicht zuweilen ein Fiasko erlitten. Aber wenn dieses Fiasko als solches empfunden wird und das Gefühl eines kleinen Bankerottes verbunden ist mit der Einsicht über die wahren Ur- fachen, dann wird das immer wieder auch der stärkst« Antrieb sein, sich strebend zu bemühen, von einer schlechteren Form voranzu- schreiten zu einer vollkommeneren. Selbstverwaltung im Rahmen des Schulganzen hat die gleiche Erfahrung gezeitigt. Bor Jahren, zu Beginn unserer Arbeit, gingen wir mit Optimismus an den Versuch, von der Gesamtheit der Schüler her, soweit sie das zehnte Lebensjahr erreicht hatten, die Selbstverwaltung zu meistern. Wir sind damit gescheitert. Weder konnten sich alle die 280 Jungen und Mädchen jeden Augen- blick so in Zucht nehmen, daß die Beratungen sicher und ungestört verliefen und auch nicht aus Abwege gerieten, noch brachten alle soviel Verständnis für den Sinn und die Bedeutung der Aufgabe auf. daß ihre Mitarbeit sich als Gewinn erwies. Der Ertrag der Bemühungen stand in keinem rechten Verhältnis zum Aufwand an Kraft und Zeit. Und diejenigen Kinder, denen es von Herzen ernst war um das Gelingen des Gewollten, verließen die Zusammen- künfte oft mit großer Enttäuschung. So mußten wir diese Art. zur Selbstoerwaltung zu kommen, bald verlassen und einen neuen Weg beschreiten Der zweite Ver- such bestand darin, an die Stelle der Volloersammlung die Beratung der von»..Volk" gewählten Vertreter zu setzen. Jede Klaste(vom 4. Schuljahr an) wählt drei bis sechs ihrer besten Köpfe in das„Parlament", und dieses— auch weiterhin, wenn zwar nicht ganz zutreffend Schülerversammlung genannt— sollt« nun die Auf- gaben lösen, mst denen die Gesansthest sich ehedem sehr oft ver- geblich abgemüht haste. Und es wurde geschafft. Die Niederschriften Über die Besprechungen, vielfach stenographisch aufgenommen, und die Beobachtungen mancher fremden Besucher beweisen es. Man ging keiner Schwierigkest aus dem Weg«, scheute keine Mühe, beriet, beschloß und führte aus. Was den Kindern dabei besonders bewußt wurde, war die Tat- i Im Varbaren-viskulsion Wir Werkftuömten... Der Autor dieser Zeilen schreibt wxi: Um Ibnen mein Recht, in die Diskussion emzugreifen, zu beweisen, stelle ich mich vor: Seit dem Sommersemester 1926 bin ich Werkstudent und babe qerabc Werkstudenten kennengelernt, auch ähnliche Tafelrunden. Ich selbst. wie so mancher meiner Bekannten, bin aus der Streckege- blieben Seit 4 Semestern bin ich Heilstättenreisender und kann alz Erfolg meiner Werkstudentenzeit Lwar kein Diplom, wobl aber eine Lungen, und Wirbelsaulentuberkulose ver- bücken... Da« Buch mag manchmal abenteuerlich scheinen, es aeschchen aber heute noch abenteuerlichere Dinge unier den Studenten. Gest dem Kriege gibt es ein großes studentisches Proletariat, die Werkstudenten. Unter ihnen bilden die Arbeiter st ude»- ten. d. s. die Studenten, die früher Arbestcr waren und dann über die Arbeiter-Abiturientenkurse oder das Kulturexamen zur Hochschule kommen, nur einen kleinen Tell. Sie bleiben klassenbewußt und sind fast ausnahmslos aktiv im sozialdemokratischen Lager tätig. Von ihnen spricht Weisenborn nicht, sondern die„Tafelrunde" stammt aus den niedergehenden Mittelschichten.� Die „Barbaren " wuchsen im bürgerlichen Lebenskreis und in bürger- licher Ideologie auf. Sie verdienen sich als Wertstudenten die Mistel für ihr Studium ganz oder doch überwiegend selbst. Der Werkstudent muß aber neben seiner Erwerbsarbeit im Studium dieselben Anforderungen erfüllen wie die wirtschaftlich unabhängigen Studenten. Um immer dt« wenigen«Stipendien zu erhalten, muß man wissenschaftlich Ueberdurchschnittliches leisten. Die soll das aber ein Werkstudent fertigbringen, der den Hauptteil seiner Krait für Werkarbest verbrauchen muß? Da hilft alle Be- gabung nichts. Der Bor ipr ung. den � ü' eJ,;5fZ Vhnril!! lalismus daraus? Wenn alles glast und sicher erscheiist. wird kein dem Unbegabten gldt. ch nicht aufzuholen. Freitische und ahnliche|—.....* i rr»-. Mittelchen können da nur wenig helfen Glück hat man, wenn man* w beendetem Studium und der Verlust der alten bürgerlichen Ideal« mst der daraus folgeichen Haltlosigkeit und Barbarei großer studentischer Kreise. Gerade die letzte Zeit beweist uns. wie sehr Primitive und Barbaren die Universität beherrschen: die An- Hänger des ungeistigen Tastni-Ideals Hitler und die Fochsimpel, die nur nach Stellung und Titel gieren. Am stärksten umgestülpt und umgeformt werden aber diejenigen. die den größten wirtschaftlichen Druck verspüren: die Wertstudenten, aus denen auch die„Tafelrunde" besteht. Sie kommen mst dem Proletariat in Berührung und die proletarische Wirklichkeit stößt sie immer wieder gewaltsam auf die Brüchlgkeit ihrer bürgerlichen Ideologie. Viele werden durch die neuen Erleb- nisse Sozialisten. Genosse Tietgens wirft der Tafelrunde Romantik vor. Die verlogen« und kitschige Romantik der Farbentragenden wird eindeutig von Weisenborn verworfen. Meint Tietgens die Romantik des Abenteurers? Di« Tafelrunde sucht die Erlebnisse nicht, sie sieht darin keinen Selbstzweck. Jeder Werlstudent wird Erlebnisse erzählen können, die sich später und m bürgerlichen Zeitungen und Zeitschriften reiht romantisch anhören. Auch die Erzählung von grausigen Kriegserlebnissen wirkt ja heute auf die Jugend romantisch. Diese suchenden und kämpsenden jungen Menschen nun aber von sicherer Posstion aus„Schwächlinge" und.Kraftmeier" zu nennen, erscheint mir anmaßend. Geryiß entsteh der Radikolismus j Borbeekes aus Ausweglosigkeit. Entspringt aber nicht jeder Radi- lange genug gearbeitet hat. um stempeln gehen zu können, dann hat man zwar weniger Geld, aber um so mehr Zeit zum Studieren. Wen wundert es da, daß die ewigen Studenten nicht mehr unter den versoffenen Genies der Korps, sondern unter den Werkstudenten zu finden sind und nur die wenigsten bis zum Examen kommen? Eine große Zalst gibt das Rennen oorzestig auf. Einen Knacks bekommt fast jeder, wenn nicht gesundheitlich, so doch moralisch. Wenn sie gar eigene Wege gehen und so ihre Z-ik verschwenden, statt sich auss Einpauken von Examen-wifsen zu beschränken, sind sie ganz hoffnungslose Fälle. Das gist nicht 1 mir iür die Zeit der Tafelrunde, sondern heut« ebenso. Rur wenn man diese Verhältnisse berücksichtigt, kann man ein! gerechtes Urteil über die„Barbaren " fällen. Ihre Rot besitzt für bis ganze Studentenschaft natürlich keine Allgemeingültigkeit. ebensowenig wie die Verelendung des Prole- tariat, im Fruhkopitalismus für die ganze Gesellschaft allgemein» gültig war. Das sieht auch Weisenborn. Eines jedoch gist allgemein: die Aussichtslosigkeit nach Zu kurz komnren bei Weisenborn die geistigen Problem« der Hochschule, die Fragwürdigkest der bürgerlichen Auffassung von der Wisienschoft als Streben nach Erkenntnis um ihrer selbst willen: die Westfremdheit der Geisteswissenschaften usw.. die„Bildung. Zitat« und Philosophie" stimmen ja nicht mal für„Autobesitzer und Minister", wie W. glaubt. Primitiv ist auch die Entwicklung Borbeekes von der Rega- tion der bürgerlichen Gesellschaft über die Republik hinweg zum Leninismus. Irgendeine Kenntnis der in und um die Republik kämpfenden Klassen und Anschauungen wird nirgendwo gezeigt. Borbeete ist eben in bezug aus politische Bildung«in Primitiver und Barbar. Trotzdem gibt dieser packend und mst Leidenschast geschrieben« Roman ein gutes Bild von der Krise der Hochschule, der bürger- lichen Jugend— nicht nur der alten Iugendbewegten— und damst von der Krise der bürgerlichen Gesellschaft überhaupt. Die Menschen sind wahr gezeichnet, und ihre Anklagen sind treffend. Jul. von Halle. fach« der Verantwortlichkeit, der Gewählten wie der Wähler. Dl« Vertreter hasten sich durch ihr« Haltung und durch ihre Leistung des Verstauens würdig zu erweisen, das man in sie gesetzt. Die Wähler hasten soviel Menschenkenntnis und Besonnen- hest zu offenbaren, daß sie den Richtigen fanden.„Wir wählen die," so haben es einmal die Kinder einer Klasse formuliert,«die so sind wie wir alle sein mußten." Das war ein Wort, mst Schwere belastet; aber die. denen es gast, wußten seinen Sinn zu würdigen und stiebten danach, durch ihre Haltung ihrer Stellung zu ent- sprechen Es ist bei uns Sitte geworden, daß jede Klaffe, die die Schul- zeit durchlaufen hat. Veranlassung nimmt, aus den gemeinsam durchschrlstenen Weg zurückzuschauen Nicht nur. um sich an dieses oder jenes, sei es lustig, sei es staurig, zu erinnern, sondern mehr noch, um bewußt Stellung zu nehmen, zum Gewollten und Gesollten wie zum Erreichten. Auch kürzlich war dieser Termin herangekommen ein wenig früh, aber die Schülerzeitung hast« ihn veranlaßt. Und so staf er zusammen mst jener Sitzung des Reichstages, die der Oefsentlichkeit durch die Rundfunk» überstagung der Rede des Reichskanzlers besonders be» kannt geworden ist. Auch die Jungen und Mädchen hallen in der großen Mehrzahl diese Uebertragunq mit erlebt, und daß das Er» eignis seinen Weg in die Schule und in die Unterrichtsstunde fand, war nur zu natürlich. Vom Jnhall hallen sie vieles gewiß nicht erfaßt; aber tief haste das Ganze trotzdem auf sie gewirkt, im guten wie im bösen. Im guten, well auch sie schon die Ruhe, die Klarhest und Desonnenhest eines Mannes gefühlt hatten, der unser Kanzler ist: i m b ö s e n, well sie erschüttert waren von den„Neben- geräuschen". Ihre bisherige Ansicht von der hohen Pflicht, von der Art und von dem Tun unserer Volksversteter war ein wenig ins Wanken geraten. Sie kannten ihr kleines Schülerparlament aus Erfahrung. Sie wußten, was für Anforderungen man hier stellte, wußten, daß man die gewählten und herausgestellten Vertreter mst einem Maße messen darf, das genauer ist und peinlicher angelegt wird als beim gewöhnlichen Menschen. Von hier aus hatte man sich seine Vorstellungen vom Reichstag und seinen Abgeordneten aufgebaut. Man sah diese Männer und Frauen an al» die höchsten Vertreter unseres Volkes und den Reichstag als die Stätte, wo die besten nach Haltung und Leistung versammelt wären. Und nun ein solches Benehmen, wie es das Radio verriet, solche Rufe, solcher Krach: das kam unerwartet und war nicht leicht zu begreifen. Für manches habe ich in Be- sprechungen mit Kindern schon Verständnis gefunden, auch für die Tatsache, daß wir Menschen allzumal Sünder sind— s Ü r diese Disziplinlosigkeit unserer Volksvertreter nicht. Ich habe mir immer eingebildet, tn meinem Unterricht nicht wirk- lichkeitsfremd zu fein, an dieser Stelle haste ich jedoch nicht das Richtig« getrosf�n. Kinderfragsn können ein« herbe Kritik sein. Warum darf denn dott seder stören? Braucht da nicht immer seder mitzuarbeiten? Kann man einfach fortgehen, wenn man keine Lust mehr hat? Med» Vater hat gesagt, daß manche Parteien oft so brüllen, daß man den Redner überhaupt nicht verstehen kann. Neulich haben sie sich geprügelt! Kann der Präsident denn gar nichts dagegen machen? Es wurde«ine Stunde Staatsbürgerkunde mit bitterem Beigeschmack. Die, welch« es angeht, mögen sich sagen, daß sie nicht nur Illusionen vernichten, sondern treue, jahrelange Erziehungsarbeit mindern. Es wäre kein Ausweg, nun die Sitzung hinter ver- schlössen« Türen zu verlegen, damit das Volk und die Kinder nichts mehr merken von der bedauerlichen Halwngslosigkeit, zu der sich Volksvertreter hinreißen losten können. Die Äsung kann nur beim Reichstag selber liegen. Dielleicht ist die Kontrolle durch eine so große Zuhörerschaft, wie es die Rundfunkhörer sind, ein M'ttel. dos Mindere durch das Bessere zu ersetzen. Ich glaube, wir haben ein Recht zu verlangen, daß der Reichstag eine Stätte sei, wo zwei Dinge in sonst kaum vorhandener Vollendung anzutreffen sind: die Wohlan st ändigkeit menschlicher Haltung und d'e Sauberkeit des Kampfes mit geistigen Waffen. Etwas umgeändert müßte auch hier jenes Kinderwort Geltung haben: Wir haben uns Männer und Frauen erwählt, die so sind, wie wir alle fein sollten. Asvermann. Die �tychotogie des Wtibervußfen Richard 5) e r b e r ß, Profestor an der Universität Bern , gibt in seinem soeben erschienenen Buch„Die Psychologie de» Unbewußten"(B«rlag Ouelle u. Meyer, Leipzig , 135 Sei» ten. 1832. gebunken 1,80 M.)«ine zusammenfassende Darstellung der modernen Seelenforschung, wie sie besonders von Freud, Adler und Jung begründet wurde. Die Bedeutung des Unbewußten für da» gesamte Seelenleben wird an anschaulichen Beispielen aufgezeigt: besonderen Wert legt Herbertz auf die klare Herauearbeitung des Unterschieds zwischen der alten und der neuen Psychologie. Besonders eingehend werden die Erscheinungen des Traums, eer Suggestion und der Autosuggestion behandelt. Herbertz nimmt da- bei zu einer Reihe von Vorfällen Stellung, die in den letzten Iah en die Oefsentlichkeit stark erregt haben So zeigt er im Kapitel über die Autosuggestion, wie der Fall der Theres« Neumann in Konnersreuth wistenschafllich aufzufassen ist. Ulster dem Einfluß der Autosuggestion haben hysterische Personen häufig ähn- lich« Erscheinungen produziert wie Therese Neumann . Herbertz ver» weist auf zahlreiche Beispiele aus der Geschichte, so auf Luise Lateau, die Tochter eines belgischen Eisenbahnarbeiters(1868). Auch damals wurde«in großer wistenschastlicher Apparat in Bewegung gesetzt, um die Erscheinung zu deuten. Das Wissenschaft» lich« Ergebnis war damals das gleiche wie heute: man stellt« fest, daß ourch Autosuggestion weitgehende anatomische und physiolo» gisch« Deränderungen. wie sie die Stigmatisationan darstellen, her» vorgerufen werden können: es besteht also kein Grund, hier von einem.Wunder" zu reden. Herbertz zeigt in seinen Slueführungen auch die Grenzen der berühmten Methode E o u 4 s: die Autosuggestion ist keineswegs eine unbeschränkt wirksame Macht: die populäre Meinung, man könne all« Leiden aus diesem Weze heilen, ist gefährlich, weil sie den Patienten bei schweren organischen Erkrankungen verhindert. rechtzeitig«inen Arzt aufzusuchen. Das Buch von Herberg schließt mit einem Kapitel Über die Bedeutung der Triebherrrniiug für das Leben des Einzelnen und der Gemeinschaft. Durch seine einfache Sprache eignet sich dos Buch auch zur Einführung in die modern« psychologische Betrachtungsweise. vr. L. W.
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