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Tr. 143 49. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Zwei Leben zerbrochen...

Jugend, die sich nicht zurechtfindet- Ersehnter Tod

Das Landgericht III verurteilte den 22jährigen faufmännischen| Drängen des Baters verlott fich Gertrud mit Bruno. Franz D. Angestellten Franz D., der in der Nacht vom 3. auf den 4. Jull versucht in einem anderen jungen Mätden Ersatz zu finden, ftößt vorigen Jahres in Alt- Buchhorst bei Fangschleuse die 19jährige es aber durch seine ständigen Gespräche über Gertrud ab. Und Dekorateurin Gertrud H. durch einen Kopfschuß tötete und sich dann finden sich Gertrud und Franz wieder. Beide zerrisse. felbst schwer verletzte, wegen Tötung auf Berlangen und ihr das Bewußtsein der Berpflichtung gegen den ersten Freund ner benn je. An ihm nagte die Eifersucht gegen den anderen, an unbefugten Waffenbefiges zu 3 Jahren 6 Monaten Gefängnis. Die Defters denn je spricht sie vom gemeinsamen Sterben; fie schreibt Untersuchungshaft wurde ihm angerechnet. Abschiedsbriefe an ihre Eltern und an ihren Freund Bruno. Unmittelbar danach aber geht sie mit ihrem Verlobten auf eine Urlaubsreise in die Nähe von Berlin . Raum angelangt, übermittelt sie Franz D. in einem Brief an eine Freundin Grüße. Sie fann ihn nicht aufgeben, ebensowenig wie er fie. Er fährt ihr nach. Ihr seid beide meine Freunde, flammert sich Gertrud an den einen wie den anderen. Der innere Konflitt spigt sich zur Ratastrophe zu.

Die Tragödie der beiden jungen Leute, in so mancher Hinsicht typisch für die heutige Großstadtjugend, wird erst verständlich aus den Besonderheiten des Falles. Ein erhel lich schwer belasteter, Don Kindheit auf franter Junge, verfchloffen und unzugänglich, fühlt sich von der Mutter zurüdgefeht und hängt sich mit seinem ganzen Liebes- und Zärtlichkeitsbedürfnis an die brei Jahre jüngere Deforateurin Gertrud 5. Sie ist seine erste Liebe, die erste Frau, die er fennenlernt. Sie ist in Liebesbingen erfahrener als er, täuscht ihm aber die Unschuld vor Tochter eines braven Ar­beiters, löft sie ihr jahrelanges Verhältnis zu einem nicht minder braven Arbeiter: es lockt sie bie höhere soziale Stellung des Archi bettenjohnes und taufmännischen Angestellten. Ihre Eltern find nicht gegen den Berkehr mit dem ernsten, höflichen und netten jungen Menschen, der es mit der Gertrud nicht minder ern zu meinen scheint als früher der Wagenwäscher. Die Tochter soll sich jedoch bis zur Ehe rein" halten. Daß die Tochter das schon längst nicht ernst nimmt, ahnen fie nicht. Als sie es erfahren, tommt es zu heftigen Auftritten.

Nach durchzedtem Atend, als Franz in der Katerstimmung bes Morgens seine Freundin und deren Berlobten im gemeinsamen 3immer nebeneinander steht, faßt er den Entschluß. Willst du iegt?" fragt er Gertrud. Ja, ich will sterben. Bitte schieße." it dies bein letztes Wort?"- Ja, aber, ach, du bist ja zu feige." Das hatte sie auch früher des öfteren gesagt, als er ihr den Selbstmord ausredete. Jezt versagten die Hemmungen. Die Vernunftgründe waren ausgeschaltet. Er schießt ihr in die Schläfe und dann sich selbst eine Kugel in den Kopf.

In der Verhandlung bedrohte der Vater der Getöteten den Angeflagten mit der Faust. Die Mutter des unglücklichen jungen In die Liebe der jungen Leute hat sich aber schon längst der Menschen vergoß Tränen darüber, daß fie ihren Sohn früher nicht Unterton des Lerds gemischt. Sie paffen nicht in den Charat richtig verstanden hat. Er aber faß teilnahmslos da, ein Mensch, teren zusammen. Es gibt Berwürfnis, 3ant, Tränen, Auseinander der das 2 a chen nie richtig gekannt und es nun endgültig verlernt fegungen zwischen dem jungen Mann und Gertruds Bater, zwischen hat. Er lauschte angestrengt mit dem einen heilen Ohr und blickte diefem und den Eltern des Einundzwanzigjährigen. Und eines mit dem einen übriggebliebenen Auge das andere hatte er sich | Tages ist es zwischen den beiden jungen Leuten aus. weggefchoffen schwermütig zum Gericht hinüter, das sein Schid Gertrud fehrt zu ihrem Freund, dem Arbeiter, zurüd. Auf| fal in Händen hielt. Er wird seines Lebens nie mehr froh merden.

Beim Angeln ertrunken.

Bergebliche Rettungsversuche des Freundes.

Auf dem Croffinfee bei Wernsdorf spielte sich geffern nach­miffag ein fragischer Unfall ab, bei dem der 52 Jahre alte Arbeiter Wilhelm Haupt aus der Pestalozziftraße 17 in openid den Tod fand.

5. war zusammen mit einem Freunde mittags zum Crossinsee gelaufen, um dort zu angeln. Obgleich das Eis schon starf brüchig ift, wagten sich die Männer ziemlich weit hinaus, um vom Rande des Eises die Angel ins offene Wasser zu werfen. Die beiden Freunde hatten schon eine Weile geangelt, als sich plöblich ein Teil der Eis. fchalle, auf der Haupt stand, toslöfter Das Eisstüd trieb ab und burch bie ungleichmäßige Belastung tippte es um h. stirzie in die eisige Flut und ging fofort unter. Sein Freund versuchte ihm Hilfe zu bringen, er fonnte von dem Berunglückten aber feine Spur mehr entdecken. Erft der alarmierten Feuerwehr gelang es, ben leblosen Körper des Ertrunkenen zu bergen.

Bei einem Wohnungsbrand in der Kaiserallee erlitt die 81 Jahre Frau Martha von Winning eine schwere Rauchvergiftung. Die Greifin, die ziemlich hilflos ist, wurde von Nachbarsleuten in ihrem völlig verqualmten Zimmer bewußtlos aufgefunden. Durch bas Städtische Rettungsamt wurde die Unglückliche in das Wilmers. dorfer Krankenhaus nach der Achenbachstraße gebracht, wo sie bald nach ihrer Aufnahme gestorben ist. Das Feuer in dem 3immer ist vermutlich durch herausgefallene glühende Kohleteülchen entstanden, bie den Fußboden in Brand gefeßt hatten.

Ein dritter tödlicher Unfall ereignete fich vor dem Haufe Mühlen straße 17/18. Dort geriet der 18 Jahre alte Bote Walter Ebel aus der Capriviſtr. 3 mit seinem Fahrrad beim Ueberholen eines anderen Fahrzeugs in die Straßenbahnschienen. G. fam zu Fall und stürzte so unglücklich, daß er unter die Räder eines nachfolgen ben Lastautos geriet. Der junge Mann erlitt so schwere Berlegungen, daß der Tod auf der Stelle eintrat

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Winter ade! Erfrischungen

Lange zieht sich dieser anfangs so laue Winter hinaus. Viele, die sich freuten, an ihren Kohlenvorräten sparen zu können, müssen bei dieser Kälte auch noch das Letzte aus dem Keller holen, soroeit überhaupt noch etwas darin ist. Aber die Vorboten des endlich doch durchkommenden Frühlings melden sich schon. Im Mittagssonnenschein promenieren die Kinder­roagenfrauen in den Anlagen, Gärtner bereiten die Beete für den neuen Frühjahrsschmuck vor und unser Bild läßt schon Sommerstimmung aufkommen. Erfrischungen und Getränke", das erinnert an heiße Sommertage, und es ist ein leiser Trost in diesen chaotischen Tagen, daß uns die eine Gewißheit ge­blieben ist: Es muß doch Frühling roerden.

Freitag, 25. März 1932

Schmuggel mit Panzerauto .

Wilde Zustände an der deutschen Westgrenze. Merkwürdige Zustände herrschen an der deutsch - hollän­dischen Grenze. Bor furzem wurde bekannt, daß die Zoll­behörden in zwei Wochen nicht weniger als 10 000 junge Schweine beschlagnahmt hat. Jegt hat man das mit 12 Jeninern Kaffee und Tabat beladene holländische Panzerauto einer Schmugglerbande be­schlagnahmt.

Das Panzerauto war schon öfter über die Grenze gekommen. In der letzten Nacht wurde es endlich in eine Falle gelodt. Zoll­beamte aus Krefeld und Geldern, die an der Landstraße bei Quellingen in einem Bersted auf der Lauer lagen, beschoffen das Panzerauto, ohne daß es sich in seiner Fahrt beirren ließ. Dar­aufhin stellte sich ein Zollbeamter dem Schmugglergefährt mit einem Kraftwagen in den Weg und ließ seinen Scheinwerfer fo start spielen, daß die Fahrer bes Panzerautos geblen bet wurden, die Sicherheit verloren und gegen einen Straßenmaft fuhren, wo der Wagen beschädigt stehen blieb. Den Insassen ge­lang es, in der Dunkelheit zu entkommen. Der Wagen ist mit 12 Millimeter Stahlplatten gepanzert; er enthielt etwa 12 Zentner Kaffee und Tabal. Das Panzerauto wurde zur Hauptzollfahndungsstelle in Strefeld geschleppt.

Brolat beurlaubt..

BBG Aufsichtsrat genehmigt das Urlaubsgesuch.

Der Aufsichtsrat der Berliner Verkehrsgesellschaft nahm in seiner geftrigen Sigung von dem, von uns bereits in der gestrigen Abend­ausgabe im Wortlauf mitgeteilten Brief des Direktors Brolat an den Aufsichtsratsvorsitzenden Bürgermeister Dr. Elias Kenntnis. Das in dem Brief ausgesprochene Urlaubsgesuch wurde von der Mehrheit des Aufsichtsrates genehmigt. Direffor Brolat ist daraufhin unter angemeffener Kürzung feiner Bezüge bis zur ge­richtlichen Klärung beurlaubt worden.

Ungetreuer Angestellter festgenommen.

In drei Jahren über 20 000 Mart unterschlagen. Bei der Allgemeinen Ortstrantentasse Berlin- Nord, Abteilung Bittenau, ist man gestern auf die Spur von umfangreichen Unter schlagungen gekommen, die bis in das Jahr 1829 zurüdreichen.

Bor etwa 5 Jahren wurde bei der Ortstrantentasse der ehe malige Bantbeamte Ostar F. aus der Currystraße angestellt. Die Leitung der Abteilung Nord hatte von dem Angestellten den Ein­drud eines pflichtgetreuen Beamten. Dieses Bertrauen hat nun F. auf das schändlichste getäuscht. Seit 1929 nahm er fortlaufend äußerst geschickte Fälschungen vor und verunfreute im Caufe der drei Jahre 21 600 Mart. Bei den Revisionen wurden die Be trügereien nicht entdeckt, erst als sich jezt erhebliche Unstimmig feiten zeigten und eine genaue Buchprüfung erfolgte, famen die Berfehlungen des Angestellten ans Tageslicht. Wie die kriminal­polizeilichen Ermittlungen ergeben haben, hat F. das Geld für Rennwetten ausgegeben oder verspielt.

Der ungetreue Angestellte, der in vollem Umfange geständig ist, wurde ins Polizeipräfidium eingeliefert.

Dachstuhlbrand in der Dircksenstrake.

Die Feuerwehr wurde in den gestrigen späten Abend­stunden nach der Dircksenstraße 50 alarmiert, wo im Dach stuhl Feuer ausgebrochen war. Starter Qualm, der den oberen Teil des Gebäudes einhüllte, ließ zunächst ein Großfeuer vermuten. Aus diesem Grunde eilten fünf Löschzüge an die Brandstelle. Bald stellte sich aber heraus, daß der Brand noch teinen allzu großen Umfang gewonnen hatte. Das Feuer fonnte verhältnismäßig schnell gelöscht werden.

Die 2. Möbel- und Einrichtungsschau in den Funkturmhallen am Raiserdamm, der auch die Kunstsonderschau Das Bild im Raum" mit der Abteilung für Raum und Werk. funft angegliedert ist, wird auch am Karfreitag von 10 Uhr vormittags bis 8 Uhr abends geöffnet sein. Die Beteiligung der Ausstellungsbesucher an der Gratisverlosung der Dreizimmereinrich tungen aus der Sonderschau ,, Die billige Wohnung" ist außerordent lich rege.

37 Jahre hat Juno das gehalten, was sie immer

37

JAHRE

HÖCHSTER

GENUSS

versprochen hat: Höchsten Genuß!

Und alle Zeit werden wir dafür eintreten: Jeder Pfennig Ersparnis Hommt dem Tabak zugute! Jede Zugabe würde die Qualität verringern!

gibt es eine Wahl für uns?

Juno

Josetti

JUNO

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