Moralische Oberpostdirektion.
Eine Zehnjährige als Belastungszeugin.
Das Ostergastspiel
Die moralische Oberpoſtdirektion und die dramatische Aus: Fräulein Mimi gastiert in Schivelbein - ,, Gutes Haus- viel Betrieb"
3mei Umstände fesselten fürzlich in einen Beleidigungsprozeß:
fage einer 3ehnjährigen über Dinge, die sie vier Jahre. vorher, also im Alter von sechs Jahren erlebt haben wollte. Diese Dinge waren aber nicht nur für den Ausgang des Beleidigungsprozesses entscheidend, sondern auch für das Schidjal einer jahrelangen Ehe. Jn Hintergrund des Prozesses, der übliche nieder trächtige Tratsch und Klatsch der lieben Nachbarinnen in einem Miethaus.
Einer arbeitslosen Bortragskünstlerin verdanten wir folgende ami-| sonst, es wurden der Gäste nicht mehr. An einem der vorderen Tische fante Schilderung aus der Zeit, da es noch Engagements gab. Das war im Jahre 1925, v. d. g. D.( vor dem großen Dalles), im Jahre des Heils, wo Ostern noch Ostern war und somit ein Feiertagsgeschäft wintte. Bom Montag angefangen, lief man sich bei verschiedenen Agenten die Hacken ab, um ein Dst er geschäft zu ergattern. Mir lachte das Glück in Gestalt eines Kontraftes für ein Café in Schivelbein in Bommern .
Der Nachbar K. pflegt Umgang mit der Frau des Bostbeamten N.: sie führt ihm in Abwesenheit der Ehefrau die Wirtschaft. K.s Frau wünscht nicht diesen Berkehr. Die Nachbarinnen ergreifen Sonnabend mittag drückte mir der Agent den Kontrakt in die ihre Partei, man will Verschiedenes über das chewidrige Berhalten des Mannes mit der Frau des Postbeamten wissen. Im Ehe- Hand. Kontrakt ist eigentlich etwas übertrieben, es war ein kleiner scheidungsprozeß erhält K.s Frau recht; die Ehe wird wegen ehe- Wisch, auf dem geschrieben stand: Fräulein Mimi kesano ist widrigen Berhaltens des Mannes geschieden. Der Klatsch und Tratsch für die Zeit von Ostersonnabend bis Oftermontag einschließlich mit gehen weiter. An die Post direktion fliegt ein Brief, vier Nach einer täglichen Gage von 8 M. als Soubrette für mein Eta barinnen sind die Verfasser: Die Frau des Postbeamten treibe Ehe- blissement engagiert. Im Auftrage der Direktion. X. Y." Bei bruch mit Herrn K.; der Mann dulde es und ziehe daraus gleich lebergabe des Zettels machte mich der Agent noch auf schleunigstes der Zug ging um 2 Uhr nachmittags einem Zuhälter Geld. Was tut die Postdirektion? Sie läßt den Wisch Abdampfen bereit in den Papierforb wandern?! Weit gefehlt! Der Bostbeamte hat sprach was von gutem haus, angenehmer Direttion, sich zu rechtfertigen. Also erhebt er gegen die vier Briefschreiberinnen viel Betrieb und was der üblichen fuggeftiven Attribute mehr waren, dann schob ich von dannen. Privatbeleidigungsklage.
Die vier Nachbarinnen figen auf der Anklagebant. Ihnen gegenüber als Nebentläger der Postbeamte. Hauptzeugin fein zehnjähriges Pflegefind. Der Richter befragt die Kleine mit größter Vorsicht Sie will aus ihrem Bettchen Berschiedenes beobachtet haben, was sich zwischen Pflegemutter und Nachbar zugetragen haben soll. Der Anwalt des Postbeamten bezweifelt, daß die Aussage des Kindes über Dinge, die vier Jahre zurückliegen, für das Gericht von Bedeutung sein können. Die Kleine wird Herrn K. gegenübergestellt; fie bleibt bei ihrer Aussage. Herr St. ist bereit, unter seinem Eide zu beschwören, daß er mit der Postbeamtenfrau feinen Berkehr gehabt habe. Auf den dringenden Borhalt des Vorfizenden verweigert er aber schließlich die Aussage: er könne ja doch nicht sagen, wie alles gewesen sei. Der Bostbeamtenfrau wird die Aussage des Kindes und die Aussageverweigerung des Herrn K. vorgehalten; sie wird auch auf ihr Aussageverweige rungsrecht aufmerksam gemacht. Sie ist bereit zu beschwören, daß zwischen ihr und Herrn R. feine intimen Beziehungen bestanden. Die noch so energischen Vorhaltungen des Richters können sie davon nicht abbringen. Diesen interessiert aber gar nicht mehr die Ausfage der Frau; er ist auf Grund der Aussage der Kleinen und der Aussageverweigerung von R. bereits davon überzeugt, daß Ehebruch getrieben worden ist. Der Postbeamte ruft in höchster Erregung, daß er mun Schluß machen würde; wenn das wahr sei, fo lebe er morgen nicht mehr. Der Richter schlägt einen Bergleich vor: die Angeklagten verbleiben bei der Behauptung vom Ehebruch der Frau, nehmen aber diejenige von der Zuhälterei des Mannes mit Bedauern zurüd...
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Die Reise war lang und trostlos, noch viel trostloser aber die Stätte meines fünftigen Birkens. Richt, daß die Ortseinwohner sich allesamt in ihren Häusern verkrochen hätten, im Gegenteil, die ganze Stadt mar auf den Beinen; allerdings nicht meines GastSpiels wegen, sondern es war Fahnenweihe am Ostersonntag und alles schon am Vorabend solch wichtiger Ereignisse in höchster freudiger Erregung. Das„ Etablissement", das meine„ Kurst" dem Wolfe zu vermiteln die Ehre hatte, war ein ganz abseits vom Berfehr gelegenes winziges Kaffeehaus ländlichen Zuschnittes. Born ein Raum mit einem Billard, dahinter ein kleinerer Raum mit Tischen und Stühlen, in der Mitte die Thefe, im Winkel das Klavier, Schluß. Auf einem Stuhl in einer finsteren Ede druselte laut und Schluß. Auf einem Stuhl in einer finsteren Ede druselte laut und vernehmlich ein dicker, hemdsärmliger Herr, sonst war niemand weit und breit zu sehen. So mußte ich den Schlaf dieses Gerech ten stören es war der Herr Direttor in eigener Person! Beim Anblick meines Handföfferchens, das meine Abendgarderobe und sonstige Utensilien enthielt, meinte der Gewaltige:„ nd wo find Ihre Toiletten?" Worauf ich auf den Koffer wies und mir damit die erste direttoriale Mißfallensbezeugung erwarb.
Der Elifegaff.
Der Abend fam, mit ihm jedoch leider feine Säfte; draußen regnete es wie mit Kannen, Grund genug für die Einwohner, zu Hause zu bleiben und auf ein befferes Morgen zu hoffen. Un entwegt und unermüdlich entlockte der Pianist seinem alters schwachen Instrument start belegte, heftig tremolierende Töne, um
saß ein Gast, um den der Direktor heftig herumscherwenzelte, rückwärts hatte sich ein schüchtern agierendes Liebespaar etabliert, das war alles. Als der Elite ga st Anstalten traf, aufzubrechen, winkte mich der Direttor auf die Bühne“ dies ein fleiner, auf schwindelnder Höhe befindlicher Podest, den zu erklimmen mir nur mit Hilfe eines Stuhles gelang. Anads, riß bei diesem Bergmanöver mein Rock ein, egal, ich war droben und sang. Unheimlich hohl tlang der Ton in diesem„ Grabgewölbe" menschlicher Lust, aus allen Ecken und Winkeln schienen mich höhnende Fragen anzuglogen in meiner gräßlichen Einsamkeit ba oben auf dem Nudelbrett. Das Liebespaar scherte sich den Teufel um mich und meine Vorträge, es nühte den Augenblick des Un= beachtetjeins zu zärtlich- schäferndem Getue, nun blieb nur Bordermann als Zielscheibe meines Humors. Aber sein Gesicht war eisern, unbeweglich, feindlich, wie mir schien. Der Angstschweiß stand mir auf der Stirn: Wenn das nur gut geht! Und die Angst, fie sollte bald zur peinlichen Gewißheit werden....
Der Berichterstatter wartet das Ende dieser Verhandlung nicht ab. Er begreift nicht, wie man auf Grund der Aussagen eines zehnamt Lichtenberg zahlen sollen. Sezel fei zu ihm gekommen und jährigen Kindes über Tatsachen, die vier Jahre zurüdliegen, eine richterliche Entscheidung treffen und das Familienleben eines Ehe paares zerstören fann. Schädigender Hausflatsch sollte unter Strafe gestellt werden.
Der Bergleich war, wie vom Richter vorgeschlagen, zustande
gelommen!
Kurzfizung bei Gflarefs.
Hoffmann soll seine Gflaret- Garderobe mitbringen.
3m Stlaret- Prozeß fand gestern nur eine
Formalfizung von etwa 20 Minuten Dauer staff, um das Verfahren ungefährdet über die Offerfeiertage zu bringen und die dreitägige Frift zu wahren. Zeugen waren zu dieser
Sigung nicht geladen, die man mit der Erörterung der verfchiedensten Angelegenheiten ausfüllte.
Zunächst wurde vom Borsißenden eine Anweisung des Stadtbankdirektors Hoffmann zur Berlesung gebracht, die dieser neulich überreicht hat und in der er die Girofaffenleiter über ihr Tätigkeitsgebiet aufklärt. Diese Anweisung verbreitet sich über die verschiedenen Arten der Konten und Budungsmöglichkeiten und ist, wie der Borfitende bemerkte, für allererste Anfänger ihrem Inhalt nach bestimmt. Der Vorsitzende ersuchte dann den Angeklagten Hoffmann bei der Erörterung der Zuwendungen, die nach Erledigung des Kontursteils erfolgt, die noch in seinem Besiz befindliche Stlaret Garderobe zur Verhandlung mitzubringen, damit sie dem von ihm benannten Sachverständigen Schneidermeister Rofahl zur Begutachtung vorgelgt werden kann. Hoffmann hatte nämlich behauptet, daß die Qualität dieser Kleidungsstücke gar nicht so erftflassig gewesen sei, so daß der von ihm mit den Stlarets vereinbarte Preis angemessen war. Leo Sklaret nahm dann in einer längeren Erflärung zu den Aussagen des Stadibantdirettors Dr. Bezel Stellung. Bezel habe seinerzeit eine Erbschaft gemacht und hätte dafür 3000 Mark Erbschaftssteuer an das Bezirks
Warum
hat sich Bergmann„ Klasse" 4 so schnell
hätte ihn gebeten, ob er, Leo Stlaret, nicht mit dem zuständigen Stadtrat in Lichtenberg sprechen könne, daß die Steuer ermäßigt würde.
Angelegenheit zu sprechen gekommen und Leo Sklaret hat schließ Nach Leo Sllarets Darstellung ist Zekel dann dreimal auf diese Angelegenheit zu sprechen gekommen und Leo Stlaret hat schließ lich den Angeklagten Stadtrat Gäbel gebeten, sich mit dem Steuer dezernenten in Berbindung zu Jeßen . Was aus der Sache geworden ist, wisse er aber nicht.
Rechtsanwalt Dr. Kurtig fragte Leo Sflaret, ob er etwa behaupten wolle, daß Stadtrat Gäbel in der Angelegenheit des Stadt bankdirettors Bezel feine Hand zu einer Schiebung geboten hätte, was Leo Sklaret aber für ausgeschloffen hielt. Dier Ver handlung wurde dann auf Mittwoch, 9 Uhr, vertagt, wo die Beweisaufnahme über die Konkursverbrechen der Sklarets, also ein
neuer Abschnitt, beginnt..
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Der feindliche Gast als Helfer in der Not. Mein Logis befand sich in einem Häuschen am Waldesrand, idyllisch für den Sommer und seine Abende, etwas graulich jedoch in herben Borfrühlingsnächten. Bei der trüben Kerze Schein elettrijches Licht gab es hier noch nicht, verfügte ich mich sodann in ein Lager mit zwei- oder gar dreifachen Unter- und Oberbetten. Am nächsten Morgen, zu ziemlich früher Stunde energisches Klopfen an meinem Zimmer. Ich öffne, draußen steht die Direktrice. Fräulein, Ihr Repertoire gefällt mir absolut nicht"- das Guten ..und überhaupt, ich Morgen erachtete die Dame als überflüssig löse den Kontrakt." Meine Einwände, daß ich ja Repertoiremechsel vornehmen könnte, ließ sie erst gar nicht gelten, sondern schob grußlos, wie sie gekommen, wieder ab. Um mir mein Recht zu holen, suchte ich nachher sofort die Stadt nach einem Anwalt ab und siehe da es war der Herr von gestern. Ich trug ihm die Sache vor, wobei mir durch den Kopf schoß, daß ja nur er mir diese Suppe eingebrodt haben tönnte, worauf er lächelnd meinte:„ Das ist ein alter Trid von der Frau, Sie sind nicht die erste, sie versucht das immer, wenn das Geschäft schlecht geht." Damit ging er zur Schreibmaschine, spannte einen Briefbogen ein, schrieb ein paar Zeilen und übergab mir diese; in dem Brief war zu lesen, daß die Kontraktlösung unzulässig sei und das Vertragsverhältnis einzuhalten. Merkwürdigermeise folgte der Uebergabe dieses Briefes tein Wutausbruch und ich mimte also luftig meiter. Am Sonntagabend hob sich das Geschäft merklich. Am Montag ward es noch beffer, die Direttrice ward von Gast zu Gast liebenswürdiger zu mir und mir schieden als Freunde.
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| Reichsbankvorsteher als Betrüger.
Bufarest, 26. März. Ein schweres Eisenbahnunglüd ereignete fich am Freitagabend in der Nähe von Braila . Der um 10 Uhr von Bukarest in Rich fung Braila abgehende Bulman- 3ug fuhr infolge falscher Weichenstellung bei Badeni in voller Fahrt auf den perfonenzug Galat- Braila auf. Die beiden Cokomotiven, ebenso wie die Sicherheitswagen und die Personenwagen, wurden mehr oder weniger zerfrümmert bzw. start beschädigt. Zum Glüc find feine Toten zu beklagen. Im ganzen wurden von dem Hilfs3ug 17 3um Teil Schwerverwundete geborgen. Zur 3eit des Unglücks war der verantwortliche Chef des Bahnhofs Baldovinesti nicht auf seinem Posten, sondern hielt sich in Braila auf, wo er später verhaftet wurde. Außerdem sind die Cotomotivführer der beiden Züge und einige Weichensteller festgenommen worden.
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50 000 Mart unterschlagen.
Frankfurt a. M., 26. März. In Miltenberg a. M. wurde der 38jährige verheiratete Reichsbantvorsteher Karl Gator verhaftet und ins Unterfuchungsgefängnis nach Aschaffenburg gebracht.
Sator foll nach den bisherigen Feststellungen Unter Ichlagungen in Höhe von rund 50 000 mart begangen haben. Die Aufdeckung erfolgte in Abwesenheit Sators, der vor fünf Wochen einen Urlaub angetreten hatte. Vor Antritt quittierte er eine von der Post überwiesene größere Summe, die nach München gerichtet war. Die Rüdbestätigung an die Post von München aus, die in der Zeit der Abwesenheit Sators erfolgen mußte, blieb aber aus.
schlagungen ans Tageslicht.
Auf diese Weise tamen die Unter
Wirtschaftshilfe für Kriegsbeschädigte.
Bor einiger Zeit ging durch verschiedene Blätter eine Notiz über die Unzulässigkeit der Verpfändung von Militärrenten. Die Wirtschaftshilfe für Kriegsbeschädigte, Berlin SW 61, Gitschiner Str. 107( früher Lindenstr. 108), legt Bert auf die Feststellung, daß die Notiz auf fie nicht zutrifft. Die W. H. gibt Kriegsbeschädigten und Kriegshinterbliebenen im Einvernehmen mit den Fürsorgestellen Beschaffungsdarlehen in Form von Scheckheften, mit denen der lebensnotwendige Bedarf an Kleidung. Wäsche, Schulen usw. in ersten Spezialgeschäften getauft werden fann. Die Darlehen müssen in 6 bis 7 Monatsraten durch Abtretung eines Teiles der Rente ohne eine Erhebung von Zinjen abgedeckt werden. Die W. H. erfüllt somit in der jezigen Notzeit eine soziale Aufgabe.
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Die Firma Hermann Tich bittet uns mitzuteilen:„ Mit Rüdficht auf die schweren wirtschaftlichen Verhältnisse nehmen mir pon jeder Feierlichkeit aus Anlaß unseres 50jährigen Bestehens Abstand. Wir bitten daher auch unsere Lieferanten und Freunde von allen äußeren Aufmerksamkeiten freundlichst absehen zu wollen."
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