Einzelbild herunterladen
 

BERLIN  Dienstag 29. März

1932

Der Abend

Erscheint täglich außer Sonntags. Bugleich bendausgabe des Vorwärts" Bezugsprets für beide Ausgaben 75 Bf. pro Woche. 3,25 M sro Monat ( cavon 87 Vf. monatlich für Zustellung ins Haus) im voraus zahlbar. Bost bezug 3,97 m. einschließlich 60 Bf. Vostzeitungs. und 72 Vf. Voftbestellgebühren.

Spätausgabe des Vorwärts

10 Pf.

Rr. 147

B 73 49. Jahrgang

-

Anzeigenpreis: Die einfaltige Millimeterzeile 30 Dr. Reklamezeile 2.-M. Ermäßigungen nach Tarif Bostscheckfonto Borwärts- Verlag G. m. b. S., Berlin   Nr. 37 536. Der Verlag behält sich das Recht der Ablehnung nicht genehmer Anzeigen vor' Redaktion und Erpedition: Berlin   SW 68, Lindenstr. 3 Gernfprecher: Dönboff( A 7) 292–297.

Starhemberg pleite

Bankrotter Putschist- Sein Gläubiger Kohn stellt Konkursantrag

Wien  , 29. März.

Der Bekannte Heimwehrführer und sogenannte für st Starhemberg soll unmittelbar vor dem finanziellen 3usammenbruch stehen. Gerüchte von finanziellen Schwierigkeiten Starhembergs waren schon seit einiger Zeit verbreitet. Die Presse ist heute in der Lage, die genaue Liste der Gläubiger Starhembergs zu ver öffentlichen und die finanzielle Situation des Heimwehr­führers zu beleuchten. Danach sollen sich die Schulden Starhembergs auf rund 4 Millionen Schilling( 2 Mil lionen Mark) belaufen. Unter den Gläubigern befinde sich ein Geldverleiher namens Josef Kohn, dem der Fürst über 200 000 Schilling schuldig sei. Wie das Blatt von einem der Kreditgeber erfahren haben will, ist dieser entschlossen, schon heute Stontursantrag gegen Starhemberg   einzubringen.

Am Krankenbett ber Mutter Starhembergs soll ein Familienrat stattgefunden haben, wobet beschlossen worden sein soll, ein Drittel aller Fibeikommisse der Familie zu veräußern, um den Fürsten   bon ben brüden. den Schulden zu befreien.

1leber den finanziellen Zusammenbruch des zwölf oder vierzehn. fachen Schloßbesizers und Putschiftenführers Starhemberg schreibt die Biener Arbeiterzeitung":

Er hat verschiedene Schulben sehr große bei verschiedenen Finanzinstituten und ebenso große bei verschiebenen st a bt. befannten Geldverleihern. Da ist zum Beispiel ein ge­misfer Rohn in Brünn   Besagter Kohn hat eine

ganze Sammlung von Wechseln mit der Unterschrift des Herrn Bundesführer der Heimwehr  .

Es sind schöne hunderttausende Schilling, die Seine Durchlaucht dem Herrn Kohn in Brünn   schuldig ist. Das ist mun an sich nichts An. gewöhnliches und nichts lleberraschendes. Es ist von altersher nicht felfen vorgekommen, daß junge Kavaliere irgendeinem Kahn viel Geld schuldig waren. Aber Herr Starhemberg versichert, er habe das Geld, das ihm der Kohn geborgt hat, nicht, wie es sonst seine jungen Standesgenossen zu tun pflegten, verlumpt, verhurt und versoffen, sondern für den patriotischen Zweck der Ausrüstung der Heimwehren verwendet. Man nimmt also mit Genugtuung zur Kenntnis, daß die Waffen, die die österreichischen Heimwehren gegen die österreichische Demokratie und gegen die österreichische Arbeiter­tlaffe führen, nicht nur mit dem Gelde der Alpinen Montan. gesellschaft, der reichsdeutschen Schwerindustrie und der italienischen   Faschisten bezahlt worden sind, sondern auch mit dem Geld des Herrn Kohn in Brünn  .

Die Schulden find dem Herrn Starhemberg schon lange sehr peinlich geworden. Er hat schon früher verschiedene Versuche unter nammen, sich ihrer zu entledigen. Im Jahre 1930, als die Heim­wehren auf dem Höhepunkt ihrer Macht waren, ist ein sehr erster Versuch unternommen worden, den Herrn Bundesführer zu sanieren. Damals widmete sich Herr Dr. Mauthner, ein sehr befannter Wiener   Rechtsanwalt, dieser Aufgabe. Besagter Dr. Mauthner war Bizepräsident ber Kreditanstalt und Rechtsanwalt des Herrn Rothschild. Aber es tamen da verfchiedene fleine Hindernisse in den Weg; die Sanierung durch den Anwalt Roth. schilds und der Kreditanstalt ist damals glücklicherweise nicht gelungen.

Es fehlt dem Herrn Bundesführer nicht an Freunden, die sich in Geldsachen auskennen. Da ist zum Beispiel der Herr Mandi, der Herr der Hirtenberger Patronenfabrif  . Mit ihm ist Starhem­ berg   sehr befreundet. Sie gehen Arm in Arm spazieren und machen gemeinsame Reisen.

Herr Starhemberg schimpft zwar in Versammlungen über die Asiaten",

von denen er das heimattreue, bodenständige Bolf befreien merde. Aber von dem Rohn borgt er sich Geld aus, von dem Mauth  = ner wollte er sich sanieren lassen und von dem mandi läßt er sich beraten. Aber auch Herr Mandl hat ihm nicht helfen können. Indeffen gehen die Mannen Starhembergs in den Bersamm­lungen herum und agifieren: Schluß mit der Schandwirtschaft der Demokratie! Schaut euch nur an, wie sie nicht wirtschaften tann! Seht euch nur an, wie sie den Staat verschuldet! Der Starhemberg muß Difiator werden! Der wird die österreichische Wirtschaft schon in Ordnung bringen! Der wird schon zeigen, wie man Desterreich faniert, ohne immer neue Schulden zu machen!"

"

Auch der Herr Kohn in Brünn   liest diese Reden der Hahnenschwänzler. Und dabei sieht er fidh mit mehmütigen Blicken die Wechselsachen mit der Unterschrift des Herrn Starhems berg an...

Großfeuer Brunnenstraße!

Schwierige Löscharbeiten- Starte Berqualmung

3m Dachstuhl des Fabrikgebäudes Brunnenstraße 70 brach heute| nommen. Er ist dort aber nicht eingetroffen. In der Nähe des vormittag aus noch unbekannter Ursache Feuer aus, das in furzer 3eit äußerst bedrohliche Formen annahm.

Kilometersteins 17,9 fanden ihn Automobilisten tot auf. Der Tod des jungen Mannes ist noch ziemlich rätselhaft. Er soll angeblich, als er aus Müllrose   fortfuhr, einen jungen Mann auf dem Soziussit mitgeführt haben. Der Name dieses Mannes ist Die Flammen fanden an leichtbrennenden Gegenständen reiche befannt. Bis gestern abend war er aber nicht aufzufinden. Am Nahrung. Als die Löschzüge anrückten, hatte das Feuer bereits auf Fundort der Leiche entdeckte man etwa 8 Patronenhülsen. Aus den die angrenzenden Dachstühle übergegriffen. Insgesamt mußten sechs Umständen ist anzunehmen, daß die beiden jungen Leute hier an Löschzuge mobilisiert werden, da eine weitere Ausdehnung des der Chauffee mit Absicht haltgemacht haben. Das Motorrad schoben Brandes befürchtet wurde. Mit sechs Schlauchleitungen wurde das sie in den Graben. Dann haben sie mit Pistolen eine kleine Flammenmeer nahezu zwei Stunden lang bekämpft. Starke Ber- Schießerei veranstaltet. Es hat nun den Anschein, als ob hierbei qualmung erschwerte die Löschattion. Frante, aus Bersehen vielleicht, den tödlichen Hüftschuß er halten hat Schein Freund scheint fopflos danongelaufen zu sein. Db biefe Annahme zutrifft, muß die weitere Untersuchung ergeben.

Bei Schluß des Blattes find die Ablöschungs und Aufräu mungsarbeiten noch im Gange. Der Schaden ist erheblich, ba burch herabbringenbe Bassermassen in den unter dem Brandherb gelegenen Betrieben erheblicher Schaden angerichtet worden ist.

Die Bluttat auf der Chauffee. Jedenfalls fein Mord, fondern Fehlschuß.

Auf der Chaussee nach Frankfurt   a. d. D. wurde, wie bereits berichtet, am Montagmittag der 24 Jahre alte Buchhalter Paul Frante aus Müllrose   tot aufgefunden. Der junge Mann hatte mit feinem Motorrad eine Fahrt nach Beestom unter­

Groener gegen GA.

Er nagelt nationalsozialistische Lügen feff.

Ju der Presse ist behauptet worden, der Reichsinnenminister Groener habe den nationalsozialistischen Befehl vom 2. März, in dem angeordnet wird, daß am Tage der Reichs­präsidentenwahl( 13. März) die S2- Ceule in den Unter­fünften zufammenzuziehen seien, schon längere Zeit vor dem Wahltag getannt. Wie von feiten des Reichsinnenminiffe­riums mitgeteilt wird, hat der Wortlauf des Befehls dem Reichs­innenminister vor der Wahl nicht vorgelegen.

Der Minister hat, als er den Befehl eingesehen hat, sofort die schwersten Bedenken dagegen geltend gemacht. Der Wort­laut ist ihm erst am Freitag nach der Wahl von dem nationalsozialistischen Abgeordneten Frant II mitgeteilt worden. Der Reichsinnenminister hat darauf dem Abgeordneten erklärt, wenn er den Wortlauf des Befehls vorher gekannt häffe, hätte er sofort Einspruch erhoben.

Das Asyl

20

Was, ihr waat nach Braunschweig   zu fommen, ohne eure Strafaften mitzubringen?"

Zepp wieder über Spanien  .

Auf dem Rückflug von Südamerika  .

Wie die Hamburg  - Amerila- Cinie mitteilt, paffierte das Luftschiff Graf 3eppelin auf seiner Rüdfahrt von Pernambuco   heute morgen um 8 Uhr mitteleuropäischer Zeit Caf Creus, nord­östlich von Barcelona  .

Die französische   Südküste bei St. Maries de la mer wurde 8.47 Uhr erreicht.

Fährt Brüning nach London  ?

Macdonalds Einladung grundsätzlich angenommen.

Mie mir hören, hat die Reichsregierung dem Plane Macdonalds, eine Konferenz der Ministerpräsidenten Englands, Frankreichs  , Deutschlands   und Italiens   über die Donqupläne in den nächsten Tagen in London   abzuhalten, grundsäglich zuge

stimmt.

Die Frage des Termins stößt allerdings auf Schwierig­feiten, weil der Reichskanzler in der Woche vor dem zweiten Wahlgang der Präsidentenwahl schwer abtömmlich sein dürfte. In­bessen ist Deutschland   natürlich viel daran gelegen, daß die beab­fichtigte Konferenz sich nicht auf eine bloße Zusammenkunft Mac­donald- Tardieu beschränke.

Die Entscheidung liegt beim Reichstanzler, der fich gegenwärtig noch in Badenweiler   aufhält. Es ist nicht ausgeschlossen, daß Dr. Brüning seine Anwesenheit in London   für so wichtig hält, daß er zumindest auf einen Teil seiner bereits zugesagten Wahl­reden für Hindenburg   verzichtet, um auf einige Tage nach London   zu fahren.

SA. besetzt Sprengstoffwerk

Auch ein Beweis der Legalität.

Der ,, Bahrische Kurier" teilt mit: Vom 13. auf 14. März stand im Sprengstoffwerk Kloster= lechfeld bei Schwabmünchen   eine 120 bis 150 Mann starte SA. Abteilung der Nationalsozialisten alarmbereit. Bezeichnenderweise liegen die Anlagen des Sprengstoffwerkes weitab von Straßen und Ortschaften, woraus sich ersehen läßt, zu welch durchsichtigen Zweden sich die Nationalsozialisten gerade in einem Spreng­stoffwerk nächtlich zusammengefunden" haben. Auch ein Beitrag zur., Legalität"!

30 uniformierte Nazis verhaftet.

Breslau  , 29. März.( Eigenbericht.) Am Montagmittag wurden in Oppeln   30 Nationalsozialisten, die fich zu einer militärischen Uebung zusammengefunden hatten, wegen verbotenen Uniformtragens festgenommen. Die 30 Nazis werden dem Schnellrichter vorgeführt.