Herr Piehler und Herr Krackler. Hinter den Kulissen der Möbelfuhren
Oder: Die faulen Schecks des Herrn Egon von Heuer.
Zwei ehrenwerte Herren, Piehler und Kradler genannt, tennen sich schon seit drei Jahren. Ein gemeinsamer Aufenthalt im Naugarder Gefängnis hatte sie nämlich zusammengeführt. Nach ihrer Entlassung beschlossen sie, ein Kompagniegeschäft aufzu= machen und fuhren gemeinsam nach Berlin .
Ostern nahte heran. Dieses Fest muß man fröhlich begehen, und wenn man ein Scheck buch der Stadtbant von Jena in Händen hat, muß man davon Gebrauch machen. Herr Piehler mar in dieser glücklichen Lage, aber Herr Krackler hatte noch etwas viel Wertvolleres erworben, nämlich die Bekanntschaft und zu neigung eines jungen Mädchens, mit dem er zusammen Ostern feiern wollte. Er lieh sich das Scheckbuch seines Komplicen aus und füllte es fräftig mit Ziffern. Egon von Heuer" war die Unterschrift, denn das war ein Name, dessen sich Biehler schon seit mehreren Jahren bediente. Nicht zum wenigsten hatte dieser Name auch zu seiner Bekanntschaft mit dem Gefängnis von Naugard geführt. Gefälschte Stempel und Beglaubigungen waren leicht hergestellt. Dem gutgläubigen Mädchen erzählte man, daß Kradler in Stettin reiche Eltern habe. Man fuhr dorthin, doch die Eltern waren zufällig verreist. Die Wohnung war verschlossen. Das Mädchen, das bereits 9 Jahre bei einer Berliner Firma angestellt gemesen war, gab auf Berlangen ihres Bräutigams" ihre Stellung auf. Man fuhr von Stettin nach Berlin zurüd, auch dort war wider alles Erwarten der reiche Papa nicht aufzufinden. Nun operierte man mit den Jenaer Schecks. Man taufte Wäsche, Anzüge, Mäntel für sich und das Mädchen, Trauringe, Brillantschmuck und alles was nötig ist. Und es ging gut, bis endlich ein Geschäftsmann in der Friedrichstraße Verdacht schöpfte. Er telephonierte nach Jena und erhielt die Antwort: Keine Deckung, grober Schwindel! Die Kriminalpolizei nahm die Sache in die Hand, und zuerst gelang es ihr, Herrn Piehler alias Egon von Heuer festzunehmen, und bald darauf auch Herrn Krackler. Das junge Mädchen war erstarrt und wie aus den Wolken gefallen.
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Hochbetrieb für Ziehleute
Wenn die einen ihr Heim verlassen müssen, so ergibt sich für| fagung. Spezialarbeiter, die sogenannte Giserne Kolonne", beeine kleine Menschengruppe zeitweise eine Verdienstmöglichkeit. Die Transportunternehmer können seit vielen, vielen Jahren von einem sehr ruhigen Geschäft sprechen; die Firmen hielten sich die Zeit über gerade so über Wasser; die Arbeiter jedoch, die in der Hauptsache der Kategorie der„ unständigen" Arbeitnehmer angehören, waren bar jeden Anspruchs auf Erwerbslosenunterstügung, jomit einzig auf die Wohlfahrt angewiesen. Nun hat der große Aprilumzug eine Maffenumquartierung, wie sie in diesem Ausmaß seit der Borkriegszeit nicht mehr erfolgte, etwas Belebung in das Möbeltransportgewerbe gebracht.
Eine Großfirma im Westen hat Hochbetrieb; sie erledigt pro Tag 100 Umzüge mit einem Aushilfspersonal von 600 Mann nebst dem Stamm von 150 Leuten; seit Mitte März ist das Ziehgeschäft richtig im Gange, das geht bis ungefähr 10. April. Die Bestellungen liefen zum Teil schon im Februar ein, womit aber nicht gejagt sein soll, daß nicht auch jetzt noch, am Vorabend des offiziellen Termins, Bestellungen für den 1. April einlaufen. Es tann aber alles geschafft werden, denn an Arbeitspersonal besteht ja fein Mangel, auch nicht an geschulten Kräften. Morgens um 7 1hr rattern 120-140 Möbelwagen aus dem Depot in Wilmersdorf , inzwischen versammeln sich im Hof des Kontors die Ziehleute. Die Kolonnenführer nehmen die Bestellzettel entgegen, dann wird losgefahren; auf einen Durchschnittswagen tommen 3-4 Mann Be
Parole: Braun- Gevering!
sorgen den Transport der Flügel und Geldschränke; die Tresore werden ausgeboten wie Sauerbier, denn die Transportkosten übersteigen den Wert des Stückes ganz gewaltig, das ja eigentlich seine Eristenzberechtigung längst verloren hat. Geschäftsunzüge sind beliebter, die Arbeit ist da eine weit einfachere, es sind nicht soviel Kleinigkeiten vorhanden, um deren Wohl und Wehe manche Frau zittert und mißtrauischen Blickes die Arbeit der Männer verfolgt. Außer den Geldschränken sind auch allerlei Möbelstücke sehr billig zu haben; es findet sich aber selten oder nie ein Käufer, am besten wird man die Sachen los, wenn man sie verschenkt.
Neben den großen Fuhrunternehmungen haben auch die fleineren und kleinsten alle Hände voll zu tun, jeder Mensch, der ein Fuhrwerk besigt, ist in diesen Tagen eine begehrte Persönlichkeit. In vielen Fällen reicht es nicht für den Möbelwagen samt 3iehleuten, da pact eben jeder und jede mit an, Bekannte und Verwandte, die ohnedies nichts zu tun haben, sind froh, sich da ein paar Groschen verdienen zu können.
Auch bescheidene Nuznießer des Ziehtermins melden sich in Massen. Da liest man Zeitungsinserate, wo sich Hausangestellte für das Padenhelfen und Reinemachen tageweise anbieten, dort ist es eine Kindergärtnerin, die die Kinder während des Umzuges betreuen möchte, hier ein alter Herr, der die Wohnung beaufsichtigen will.
Gewandtes Auftreten und geheuchelte Ziebe, ein aðliger Name Entschloffener Kampfwille der Berliner Gozialdemokratie. Es geht um die Zukunft useres Bateríandes!" Beil nichts so ent
und Erzählungen von einem reichen Vater wirken auch heute noch felbst auf Großstadtmädchen. Um zur Warnung zu dienen, muß man Fälle mie den des Herrn von Heuer und der Firma Piehler und Kradler registrieren.
Ungetreuer Stadtoberinspektor.
Unterstützungen für die eigene Tasche.
Beim Bezirksamt Beißenje e hat man durch einen Sufall Unregelmäßigkeiten aufgedeckt, die der im Wohlfahrts- und
In den„ Sophiensälen" waren gestern abend die Berliner Parteireferenten versammelt. In der start besuchten Versammlung sprach Ministerialrat Genosse Dr. Hirschfeld über„ Die preußische Verwaltung". Der Redner betonte die außerordent lich michtige Stellung Preußens in der deutschen Republik und zeigte die Aufbauarbeit auf, die feit 1918 unter sozialdemokratischer Führung in allen Zweigen der Bermaltung geleistet worden ist. Die Ausführungen des Referenten zeigten, daß in Preußen positive Arbeit getan worden ist und daß wir in dem Wahlkampf um Preußen alles daran segen
glauben". Man hätte beffer getan, für diese Heimfrieger Körners Berse zu zitieren: ,, Bist doch ein armer, erbärmlicher Bicht". Zum Schluß heißt es:„ Geben Sie, was Sie entbehren können! behrlich ist wie die Hitlersche Hakenkreuzbewegung und meil es um die Zukunft unseres Vaterlandes geht, gehören diese Bettelbriefe in den Papierforb.
65 Banditen erschossen. Schnelljustiz der mexikanischen Republif.
Megito- Stadt 31. März. die restlichen 48 Banditen, die am 19. März den internationalen Auf Befehl des Kriegsministers Calles werden am Freitag
Jugendamt als Rontrollbeamter für Unterſtügungsauszahlun Barteireferenten folgten dem Vortrag mit großem Interesse, und ihr Expreßzug auf der Strede Laredo- Megif- Stadt zu überfallen ver
gen beschäftigte Stadtoberinspektor Seyfert begangen hat. Sen ſert, der seit 1920 in städtischen Diensten ist und aus dem abgetrete nen Osten nach Berlin versetzt wurde, ist sofort seines Amtes enthoben worden, und außerdem hat das Bezirksamt Beschlag auf fein Gehalt gelegt.
Die Unregelmäßigkeiten wurden dadurch ans Licht gebracht, daß eine Wohlfahrtsempfängerin beim Bezirksamt Beißensee eine Unterstügung beantragte und von dem Sachdezernenten den Bescheid erhielt, daß ihr Gesuch abschlägig beschieden werden müsse, weil sie erft vor furzer Zeit eine Unterstützung erhalten hätte. Als die Frau das entschieden in Abrede stellte, prüfte man meiter und tom zu der überraschenden Feststellung, daß die Quittung der betreffenden Wohlfahrtsempfängerin gefälscht war, und zwar durch Oberinspektor Seyfert selbst, der die Unterſtügungssumme in Höhe von 56 M. für sich selbst verwendet hatte. Da der Verdacht besteht, daß es sich bei der Unterschlagung nicht um einen Einzelfall handelt, sondern auch Unterstützungen für andere Wohlfahrtsempfänger veruntreut worden sind, ist von dem Revisionsbüro eine eingehende Nachprüfung aller von ihm bearbeiteten Angelegenheiten eingeleitet worden, die bisher noch nicht zum Abschluß gekommen ist. Senfert hat sich frant gemeldet und angeblich wegen Nervenzerrüttung ein Sanatorium aufgesucht. Er verteidigt sich damit, daß er sich früher im Tropendienst eine schwere Malaria zugezogen und in einem Anfall dieser Krankheit in Unzurechnungsfähigkeit die Tat begangen habe.
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Zusam
ROMAN
von
201 S.Rosenfeld
bruch
starter Beifall zeigte, daß sie bereit waren, in der Agitation alles für Breußen unter der Kampfparole: Braun- Severing
daranzusetzen.
Genoffe Künstler, der Borsigende des Bezirksverbandes Groß Berlin, forderte zum Schluß die Referenten auf, in den tommenden Bersammlungen mit dem Bewußtsein zu sprechen, daß der Sieg für uns gemiß ist. Denn weil wir fiegen müssen, werden wir auch siegen!
Die nationalsozialistische Betteltour. In den Wohnungsbriefkästen von Bohnsdorf und Umgebung finden sich morgens und abends heftographierte Briefe, in denen zu lesen steht, daß die nationalsozialistische Bewegung Diplome herausgebracht habe, die denjenigen gegeben werden, die durch ein Opfer am Wiederaufbau helfen wollen". Weiter heißt es: Die Diplome sind fartoniert und hochkünstlerisch hergestellt und werden zu Breisen von 50 Pfennig bis 100 Mart in Ausführung wie beiliegendes Muster zeigt geliefert".
Das Muster ist interessant. Es zeigt neben dem haten treuz das Eiserne Kreuz , das sich die Herren Frid, Graf
Reventlow und Goebbels nicht erwerben fonnten, meil fie damals in Birmasens, Berlin oder anderswo in der Heimat jaßen. Darunter stehen Fichtes Verse: ,, Du sollst an Deutschlands Zukunft
fressen mit Grüße! Aber der Zugführer sieht das nicht, dem sind die Augen in die Latrine gefallen. Morgen friegt der Zug Beschäftigung außer der Reihe."
Ich wurde auf Kammer befohlen, wo der Kammerunteroffizier, Sergeant Gorpytschento, Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke verpaßte. Als ich angezogen war und mich im Spiegel sah, erschraf ich zuerst, fing dann aber unwillkürlich zu lachen an. Ich sah aus wie Sancho Pansa, so wie man ihn in Kinderausgaben des Cervantes abgebildet findet. Biel zu große, uralte Stiefel, übermäßig meite, schmutzige und zerrissene Pluderhosen und eine Bluse von ähnlicher Beschaffenheit. In diesem Narrenaufzug, mit ragefahl geschorenem Kopf sah ich unbeschreiblich albern aus. Ich nahm also meinen Mut zusammen und sagte in der schönsten militärischen Ausdrucksweise, die mir zu Gebote stand, zu Gorpytschenko:
,, Dürfte ich Herrn Kammerunteroffizier nicht um etwas
Neueres bitten?"
Oder willst du dich bei den Mädchen aufspielen? Scher dich ,, Hast du vielleicht zu Hause bessere Hosen angehabt? weg, bist auch so noch lange schön genug."
Stiefeln kann ich nicht marschieren." Berzeihung, Herr Kammerunteroffizier, aber in diesen
Aus dem Russischen übertragen von Werner Bergengruen . Feldwebel Gontscharom dessen Quartier dicht bei der Kaserne lag, pflegte von sechs Uhr abends bis zum Appell zu schlummern. Wenn die Kompanie zum Appell angetreten war, ging der Unteroffizier vom Dienst zu ihm, um Meldung zu machen. Die Kompagnie stand nun angetreten da und lauerte auf den Feldwebel. Die Soldaten traten von einem Fuß auf den andern, gähnten und dachten an nichts als an Schlafengehen. Indessen ließ Gontscharom sich Zeit. Die Zug führer haßten ihn, weil sie, obwohl als Portepeeunteroffiziere eines Ranges mit ihm, ihrer dienstlichen Stellung nach seine Untergebenen waren; während dieser Wartezeiten pflegten sie allerhand mizig sein sollende Bemerkungen auf seine Kosten zu machen. Endlich erschien er in Begleitung des Unteroffiziers vom Dienst. Die Kompanie erstarrte auf das Kom Darauf verzichtete ich lieber. Ich traute es mir nicht zu, mando ,, Stillgestanden!", Gontscharom nahm seinen Platz ihr mich ihm verständlich zu machen, ohne gegen seine Etikettegegenüber ein, schob mit seiner gewohnten Bewegung die porschriften zu verstoßen. Da blieb ich schon lieber in der Müße ins Genid, gähnte lange und ausführlich, befreuzte empfangenen Uniform. Dennoch entging ich der Begegnung fich darauf den Mund und fragte sich mit der anderen Hand mit dem Feldwebel nicht, sondern prallte beinahe mit ihm zuunterhalb des Rüdens. Fast ohne die geringste Programm- sammen. Ich blieb stehen, wie angewachsen, und fah ihm änderung nahm er sich jedesmal mit folgenden Worten die porschriftsmäßig ins Gesicht. Er betrachtete mich vom Kopf Kompanie vor: bis zu den Füßen.
,, Unteroffizier nom Dienst! Gefreite vom Dienst! Man schreit sich die Rehle aus dem Halse, tein Aas meldet sich! Sauftall verfluchter! Eine halbe Stunde habe ich heute rufen müssen, endlich tommt der Unteroffizier vom Dienst, als hätte er sich was in die Hosen gemacht."
Lange Bause. Die Stompanie steht erstarrt. Der Feld mebel mit seiner vom Schlaf geröteten Bade, auf der sich die Knöpfe des Kissenbezuges abgezeichnet haben, gähnt mieder, befreuzt sich, schiebt die Müze vom Genic auf die Stirn und sagt perdrießlich, apathisch, als führe er damit nur den langweiligen Befehl eines höheren Borgesezten aus:
In diesen Stiefeln sind schon hundert Mann marschiert, und du kannst es nicht? Geh zum Feldwebel, bring mir einen Befehl von ihm, dann tausche ich sie dir um."
Ein herrlicher Anblid! Endlich einmal einer, an dem nichts auszusehen ist! Ein Soldat vom Scheitel bis zur Sohle! Eine schneidige Figur! Ein Held! Bon oben bis unten siehft du aus mie eine Sau im Bettelfact!"
So viel Humor hatte ich ihm gar nicht zugetraut. Er musterte mich noch lange, ohne ein Wort zu sagen, und ver30g nur ein wenig das Gesicht.
,, Wie war doch dein Familienname? Rasfel? Der Teufel mag wissen, wie du zu so einem Namen gekommen bist. Das ist doch gar kein richtiger Name."
Obwohl ich doch viele Monate hindurch unter ihm Dienst 3ugführer! Sieh dir mal an, wie deine Leute dastehen! getan habe, hat er es nie gelernt, meinen Familiennamen Wie alte Weiber! Dreckhaufen! Bäuche vorgestreckt, vollge-| auszusprechen. Er hörte und las ihn Hunderte von Malen,
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fucht hatten, in Celana im Staate Guanajuato stand rechtlic richessen. 17 Mitglieder der gleichen Bande wurden bereits
am 26. März erschossen.
Hauptverfahren gegen Geheimrat Caro.
insofern in ein neues Stadium getreten, als eine gerichtliche Der bekannte Familienstreit Caro- Betschef ist jet Klärung der von Dr. Ernst Betschet, dem Sohne des tschechischen Kohlenmagnaten Ignaz Petscher, gegen seinien früheren Schwieger Dater Geheimrat Caro erhobenen Vorwürfe erfolgen wird. Auf die Anzeige Dr. Petschets hat jetzt die Erste Straffammer des Landgerichts III , nachdem somohl die Staats anwaltschaft wie der Generalstaatsanwalt Einstellung des Ver= fahrens beantragt hatten, das Hauptverfahren gegen Geheimrat Caro in einigen Bunften, und zwar wegen des Verdachts des Betrugsversuches und der Abgabe einer falschen eidesstattlichen Versicherung eröffnet. Es soll sich dabei um die Behauptung Dr. Betschefs handeln, daß ihm fein früherer Schwiegervater feine Mitgift gezahlt und daß er in bezug auf diese Angelegenheit eine nicht zutreffende eidesstattliche Bersicherung ab gegeben habe.
Für 150 000 Dollar Sprit! Amerikanische Küstenwachboote beschlagnahmten 13 Schmugglerschiffe und ihre kostbare Fracht: für etwa 150 000 Dollar Spirituosen!
brachte es aber nie so weit, daß er ihn richtig hätte aussprechen können. Er stand eine Weile ruhig vor mir, dann ranzte er michh plötzlich an:
,, Wie stehst du denn da? Nimm den Kopf höher! Noch höher! Bauch herein! Noch mehr! Absätze zusammen, Fußspigen auseinander, sieh doch, du Aas ,, wohin deine Fußspigen gucken!"
Ich sah auf meine Fußspitzen.
,, Du weißt wohl gar nicht, vor wem du hier stehst? Wie kannst du dich unterstehen, dich zu bücken? Warum bist du mit dem Kopf heruntergegangen? Stillgestanden! Du hast keine Ahnung vom Reglement! Du hast wohl vergessen, wen du vor dir hast! Korporalschaftsführer! Den Kerl auf zwei Stunden unter Gewehr stellen!"
An Dinge dieser Art gewöhnte ich mich rasch. Jedesmal, wenn der Feldwebel mich zu Gesicht bekam, hielt er mich wurde. Genau so schnauzte er auch die andern an, übrigens lange fest und schnauzte mich an, bis es ihm langweilig immer ohne jeden Grund. Als er endlich von mir ablies, wandte er seine Aufmerksamkeit dem jungen Frolom zu, einem stillen und harmlosen Burschen aus dem Nachbeczuge.
,, Was fummelst du da mit deinen Füßen heram, Kanaille, weißt mohl nicht, wo du bist? Beim Turnen steht er da wie eine alte Großmutter, und hier will er herumhüpfen wie ein Floh. Alter Krummstiefel!"
Er ließ von Frolow ab und schrie pläßlich: ,, Unteroffizier vom Dienst!"
Und nun schimpfte er ausführlich und grob den Unteroffizier vom Dienst aus, der vor Verwirrung nicht wußte, wo er seine Augen lassen sollte. Nagbem er sein Benfum abgebrüllt hatte, ging er weg, um sich zu erholen.
Der Gefreite 3ngantom, dem die Ausbildung einer Gruppe verspätet beim Regiment eingetroffener Soldaten übertragen mar- auch ich gehörte dazu, war pon hoffnungsloser Dummheit, unbildung und Bösartigkeit. In seinen Schülern sah er vom ersten Augenblid an seine persönlichen Feinde und behandelte sie dementsprechend. Wenn er uns die norgeschriebenen Laufschrittübungen machen ließ, hielt er fich nicht an die im Reglement festgelegte Zeit, sondern zwang uns, in feldmarschmäßiger Ausrüstung fünfzehn bis zwanzig Minuten zu laufen. Bir gerieten nicht nur außer Atem, fonDern fonnten vor Erschöpfung. nicht weiter, rissen den Mund auf wie ein Fisch auf dem Trodnen und befamen taum Luft. In den Seiten stach es, das Herz hämmerte, die Füße trugen uns faum mehr, die Arme zitterten.( Fortsetzung folgt.)