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Rr. 152 49. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Durch Autarkie zur Weltwirtschaft?

Gefährliche Propheten- gefährliche Pläne.

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Der Diretor des Instituts für Konjunkturforschung, Prof. I Wagemann hat in einigen Zeitungen, darunter im Berliner Börsen Courie" einen Artikel: ,, Durch Autartie zur Welt­mirtschaft" veröffentlicht, in dem er als Anhänger der vorüber­gehenden Autartie auftritt. Die Resonanz, die dieser Artikel gefunden hat, war für die Redaktion des ,, Berliner Börsen- Courier" offenbar fehr peinlich, und in einem Leitartikel( Nr. 148) wurden die Aus­laffungen von Prof. Bagemann auf folgende ziemlich eigenartige Weise tommentiert: Wir sind einigermaßen verwundert, daß man dam Berfasser unterstellt, er habe in diesem Beitrag die Autartie herbeigewünscht. Er hat nichts anderes getan, als fie prophezeit. Genau so wenig wie man bei der delphischen Pythia den Bunsch annehmen kann, daß Oedipus feinen Bater töten sollte, genau so wenig fann man dem Artitel von Bagemann nach unferer Auffassung den Wunsch zuschreiben, daß die Autarkie fommen

möchte."

Prophezeiungen und ihre Wirkung.

viel stärker zu gefährden und die deutsche Kreditfähigkeit durch ein ohne Verständigung mit den Gläubigern erklärtes Moratorium auf Jahre, vielleicht auf Jahrzehnte hinaus zu ruinieren.

Es ist deshalb eine außerordentlich vorsichtige Politit not wendig, die vor allem Fühlungnahme mit dem Ausland zur Borauslegung haben muß. Irgendwelche Maßnahmen zur Ein­schränkung der Einfuhr sind deshalb nur in äußersten Fällen und im eigenen Intereffe nur unter höchstmögliche ſter Schonung der Interessen der anderen Länder zu treffen. Diese Rücksicht auf die anderen ist zugleich und vor allem notwendige Rücksicht auf die zu erwartenden Wirkungen für die deutsche Aus­juhr. Das Gerede von der Stügung und Stärkung des Binnen­marties, selbst unter zeitweiliger Vernachlässigung des Außenhandels" ist eben bloß ein Gerede.

Freitag, 1. April 1932

Deutschland den Weg zur Weltwirtschaft nicht erleichtern, sondern für unbestimmt lange Zeit völlig versperren. Der Platz, den Deutsch land auf dem Wellmarkt verlieren würde, würde nicht unbesetzt" bleiben.

Die Erzählungen, als ob irgendwelche anderen Indu strieländer ihre Ausfuhr zu vernachlässigen bereit seien, sind einfach falsch. Weder England noch andere Länder, die die Entwertung ihrer Währungen als Ausfuhrprämien auszunuzen versuchen, noch Amerika denken daran. Prof. Wagemann spricht freilich von der ,, norübergehenden Autartie wenigstens einiger größerer Länder." Man hat aber unseres Wissens meder in England, noch in irgend Prof. Bagemann als Wirtschaftsdiktator zu berufen. Die Absatz­welchem anderen mit Deutschland tonfurrierenden Lande die Absicht, märkte, auf die Deutschland verzichten soll, würden von den anderen Ländern ohne jede Rücksicht auf die Orakelsprüche der deutschen Bythia sofort gewonnen werden. Wir haben doch in der heutigen Welt nicht nur mit Griechenland zu rechnen, und auch das Griechen­ land von heute ist schon längst kein antites Griechenland mehr.

Wir warnen die Reichsregierung.

ohne

Die Sachlage ist die: Es gibt Wirtschaftskreise, die durch die Abriegelung Deutschlands vom Weltmarkt jede ausländische Kon­furrenz für ihre eigene Produktion ausschließen mollen und in vielen Fällen auch vom Standpunkt ihrer eigenen Interessen jede Rücksicht auf die Interessen der übrigen deutschen Wirtschaft fuhrgeschäft auf jeden Fall zu erhalten, so müßten sie doch bedenken, aber ihr Aus­lage, die sich durch autarkische Politik außerordentlich verschlechtern daß ihr Absatz auf dem inneren Markt von der gesamten Wirtschafts­

Der Vergleich Prof. Wagemanns mit der delphischen Pythia Ohne Zufuhr der wichtigsten Rohstoffe kann es feine Stärkung des höchst turzsichtig. Auch wenn diese Kreise unmittelbar gar nicht oder

"

zu appel

Wird unsere Ausfuhr vernachlässigt", so werden wir einfach nicht mehr imftande sein, auch die notwendige Einfuhr zu bezahlen. ist zwar boshaft, aber auch treffend. Weniger gelungen scheint uns Binnenmarktes geben. Die Lahmlegung des Ausfuhrgeschäftes wird Der Rechtfertigungsversuch für Prof. Wagemann zu sein. Der Ge­dante von Wagemann war trotz seiner orafelhaften Ausdrucksform Industrie, neue Arbeitslosigkeit und neue Schwächung des Binnen­eine weitere und sehr starke Abnahme der Beschäftigung der deutschen unverkennbar der, daß man die Autarfiebestrebungen so gestalten marktes bewirken. Man muß dieser drohenden Entwicklung ent­tann, daß sie die größte fonjunkturpolitische Bedeutung" ge gegenarbeiten und darf sie durch die eigene Politik nicht noch fördern, würde, abhängig ist. Nun ist es jetzt ziemlich aussichtslos, an das minnen fönnen. Diese Behauptung bleibt bei Wagemann freilich völlig unbegründet, sie kann aber trotzdem nicht nur als bloße Prophezeiung aufgefaßt werden. Wagemann will nicht bloß die tatsächliche Entwicklung feststellen, sondern auch den Ausweg aufzeigen. Und in seiner Wirkung muß sein Artikel die Be­strebungen unterstützen, deren Gefährlichkeit nicht unterschätzt werden darf. Diese Bestrebungen und nicht die orafelhaften Sprüche von Prof. Wagemann, die als eine Art von Begleitmusik aufgefaßt werden dürfen, verdienen größte Aufmerksamkeit und erfordern ent­fd; lossene Abwehr.

Wenn Prof. Wagemann sagt: Die Frage ,, Autarkie oder Weltwirtschaft scheint sich mir also dahin zu lösen: ,, Durdy Autar­fie zur Weltwirtschaft", so bedeutet das, daß die Autartie als Gegen­wartsaufgabe und die Rückkehr zur Weltwirtschaft als eine Sache einer unbestimmten Zukunft aufgefaßt Damit unterstützt Bagemann die Autarkiebestrebungen für die Gegenwart, ohne zu zeigen, wie der Weg durch Autarkie zur Weltwirtschaft führen kann. Er begnügt sich mit folgender philo­sophischer Redewendung: ,, wie die Erfahrung lehrt, bergen die in eine Richtung drängenden Kräfte in sich Gegentendenzen, die das alte Gleichgewicht wieder herstellen können." Das scheint uns eine falsch verstandene Segelsche Dialektif zu sein, auf keinen Fall ist es eins wissenschaftliche Begründung fur eine bestiminte Wirtschafts­politik Bedarf Bagemann dieser Philosophie, um das Bündnis mit den Autartisten schließen zu können? Wenn einer sagt ,, nor übergehend", und die anderen sagen ,, endgültig", ja fann man sich für heute verständigen, obwohl die Zufunft nur, orafelhaft gesehen wird.

Morin besteht der tatsächliche Inhalt der affuellen Autartiebestrebungen?

In der Forderung nach der rüdfichtslosen Drosselung der Einfuhr. Rücksichtslos" bedeutet in diesem Falle: ohne Rücksicht darauf, wie diese Drosselung auf die Entwicklung der deutschen Ausfuhr wirken würde.

Bei Bagemann wird das so ausgedrüdt: ,, unter zeitweiliger

Jede generelle und einseitige Regelung, wie sie dem Autarkic­gedanken entspricht, schließt die Verständigung mit den anderen und alle Möglichkeiten, den Gefahren für unsere Ausfuhr vorzubeugen, aus. Die Bereitschaft, die Waren aus anderen Ländern bis zur Grenze des Möglichen, d. h. in diesem Falle bis zur Grenze der effektiven Zahlungsfähigkeit, aufzunehmen, ist die unerläßliche Vor­aussetzung für eine Politik, die dem Schrumpfungsprozeß der eigenen Wirtschaft durch die Wiederherstellung des Welthandels entgegen­wirken will. Die Selbstabsperrung vom Wellmarkt würde für

lieren, zumal für viele die politische Seite, nämlich das nationalistisch­faschistische am Autarkiegedanken als besonders verlpdend erscheint. Um so eindringlicher muß die Reichsregierung vor jeglichen Zugeständnissen an die Autarkiebestrebungen, die im schroffsten Ge­gensatz zu allen Bemühungen um die Arbeitsbeschaffung stehen, ge­warnt werden. Da auch in der Reichsregierung feine antifen Griechen, sondern gute Christen sien, so darf man wohl hoffen, daß sie sich durch die Autarkiepropheten nicht werden beein flussen lassen.

Was wird mit Junkers?

Um die Sanierung und Erhaltung des Betriebes.

Die Zahlungseinstellung des Junkers- Konzerns in Dessau hat bei der internationalen Bedeutung dieses Unternehmens für den ugzeug mo motorenbau weit über Deutschlands Grenzen hinaus Aufsehen erregt. Bei der Frage nach den entscheidenden Ursachen des Zusammenbruchs spielt die besondere Konstruktion des Junkers- Konzerns eine wesentliche Rolle. Das eigentliche Kernmerk des Konzerns bildet die Junkers Flugzeugmerte 2.-G., deren Aktienkapital von 10,5 Millionen fich im Alleinbejiz von Pro feffor Hugo Junkers befindet. Daneben haben im Laufe des letzten Jahrzehnts die Junters Motorenbau G. m. b. 5. und die tation befaßt, wachsende Bedeutung erlangt. Eine große, bei der Junkers u. Co., die sich hauptsächlich mit gastechnischer Fabri­ausgesprochenen Forschernatur des Konzerninhabers Hugo Junkers vielleicht allzu große Rolle spielte innerhalb der Konzernbetriebe die Junkers Forschungsanstalt .

Bernachlässigung des Außenhandels". In dieser Richtung laufen im Jahre 1925, der seinerzeit zu sehr großen Subventions. Schon bei dem ersten Zusammenbruch des Junkers- Konzerns

a

Auch haben die Unübersichtlichkeit und Verschach telung innerhalb des Konzerns somie die damit verbundene Auf­blähung des Verwaltungsapparates und das Gegeneinanderarbeiten verschiedener Bermaltungsinstanzen viel dazu beigetragen, daß der Junters- Konzern insgesamt plößlich vor der Zahlungsunfähigkeit stand, von der Professor Hugo Junkers sicherlich mehr überrascht worden ist als Außenstehende, die die Entwicklung des Konzerns mit. Sorgen verfolgt hatten. s grans mags

Es ist bei dem gegenwärtigen Stande der Reichsfinanzen eine Unmöglichkeit, den Junkers- Konzern mit öffentlichen Mitteln zu janieren,

ganz abgesehen davon, daß es nicht die Aufgabe des Steuerzahlers ist, für jede privatwirtschaftliche Pleite den Kopf hinzuhalten. In einem Gutachten des Reichsverkehrsministeriums ist festgestellt wor= April 2. bis 3 Millionen Mark und bis zum Jahresende. 5 bis den, daß Junkers Bedarf an laufenden Betriebsmitteln bis Ende Der Status des Konzerns zeigt bisher,

Regelung der Einfuhr mit ftrenger Kontingentierung einzelner Baren geschenken des Reiches geführt hatte, war flar geworden, daß keine Ueberschuldung, fondern Illiquidität vorliegt,

manche Pläne von Industrie freisen. Es wird eine zentrale

-

norgeschlagen. Diese Pläne, deren Verwirklichung eine Katastrophe für unsere Ausfuhr bedeuten würde, sind um so gefährlicher, als aus der Entwicklung selbst das muß zugegeben und offen aus gesprochen merden cin 3mang zur Einschränkung der Einführ entstehen fann. Diese Gefahr ergibt sich aus der gespannten De= vijenlage, in der sich Deutschland befindet.

Die Devisenlage ist gespannt, meil sich der Ausfuhrüberschuß und damit der Zufluß der Devisen aus dem Außenhandel verringern. Es wird zweifelhaft, ob in der nächsten Zukunft die Devisen für die Abdeckung der laufenden, durch das Stillhalteabkommen nicht ge­fundeten Verpflichtungen in ausreichendem Maße zur Verfügung

stehen werden.

Das Problem besteht darin, wie man die Zahlungsbilanz ver­bessern fann, ohne die ohnedies zurüdgehende Ausfuhr noch

DIE BESONDERS MILDE KONKURRENZLOSE

daß

die Schwierigkeiten bei Junkers im wesentlichen durch persönliche Verhältnisse beeinflußt

denn bei etwa 10 Millionen Mark Passiven werden die Attiva auf etma 20 bis 22 Millionen Marf beziffert. Das Reich, das in den legten Monaten mit 500 000 Mart eingefprungen ist, hat durch das Verkehrsministerium zunächst erklären lassen, daß eine Unterstützung von Junkers mit Zustimmung der gefeßlichen Körperschaften nur dann in Frage komme, wenn nach Beendigung des Bergleichsverfahrens auf privatwirtschaftlichem Wege das Unter­

maren. Professor Junkers ist ein verdienstvoller Forscher, dem die Flugzeug und Motorentechnik viel zu verdanken hat. Er ist aber alles andere als ein Kaufmann und praktischer Be­triebsleiter, der durch) rentierende Geschäfte Ausgaben und Ein­nahmen in Uebereinstimmung zu bringen sucht. Junkers untaufnehmen auf neuer Basis aufzubauen möglich erscheine. männische Art hat zwangsläufig dazu geführt, daß die Entwidlung feiner Betriebe auf Gedeih und Verderb mit der kaufmännischen Qualität der angestellten Direktoren verbunden war, und es läßt fich nicht leugnen, daß Professor Junkers auch in der Auswahl feiner Mitarbeiter vielfach eine unglückliche Hand gehabt hat.

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Diese Erklärung des Reichsverkehrsministeriums ist nur zu be­rechtigt. Die Erfahrungen des Reiches, das 1926 fast 29 Millionen Mart bei Junkers verloren und den Konzern damals schuldenfrei gemacht hat, sind in dieser Hinsicht traurig genug. Andererseits hat die Oeffentlichkeit bei der Bedeutung, die Junkers nicht nur für das anhaltische Wirtschaftsleben, sondern für den gesamten deutschen

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