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Nr. 156 49. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Die Welt der Stummen  .

Stummheit ist in den häufigsten Fällen nur eine Folgeerscheis| Kind lacht, es ist glücklich über das gesprochene Bort, das es leider nung von Taubheit. Die Krankheiten der Stimmorgane bei Taub- ja selbst nicht hört, nur zu fühlen vermag. Bei einem anderen stuminen sind nicht häufiger anzutreffen, mie bei den Hörenden. reißt der Arm des Lehrers heftig mit einem Ruck den anscheinend Meist ist der Mensch taubstumm, wenn die Taubheit angeboren quer gelagerten letzten Konsonanten heraus. So entsteht der erste wurde oder diese Krankheit während der Zeit erworben wurde, mo Sah, schwer in seiner Bedeutung und doch voll des größten Glücks das Sprachgefühl noch nicht vollständig entwickelt werden konnte, für das taubstumme Kind: Pa- pa, Ma- ma, On- fel, Fe- lig! also vor dem sechsten und siebenten Lebensjahr. Man kann Taub- Dauernd formen die Lippen des Lehrers die Worte in unaufhör­stumme mit normalen Stimmorganen sehr gut sprechen lehren. lichen Wiederholungen, in nie erlahmender Geduld. Das Kind hängt Sn früheren Jahren herrschte die Zeichen und Gebärden mit brennenden Augen an diesem Munde. sprache vor, die, da sie für den Kranken bequemer zu erlernen war, der reinen Lautsprache sehr hinderlich wurde. Die erstere mag dem unintelligenten Rinde weiter als Verständigungsmittel dienen, fer moderne Pädagoge verwirft sie. Der Sinn der Dinge schließt sich restlos nur durch die Sprache. Schon darum muß die Forde rung des Sprachunterrichts für Taub stumme ener gisch unterstrichen werden; denn auch die Taubstummen haben ein Recht auf das Ausschöpfen des Lebens. Die Sprache muß sich auch bei dem Taubstummen im Munde formen nach den bestehenden grammatikalischen Regeln, wenn sie zur Grundlage des Denkens werden soll.

Wie das Wort gleich einer Schöpfung in das taubstumme Kind hineintritt, sieht man bei dem Besuch der von Dr. Felig ge leiteten jüdischen Taubstummenanstalt in Berlin- Weißensee, einer gut geleiteten Stätte privater Wohlfahrtspflege. Man sah zuerst die Gruppe der Kleinen, der ABC- Schüzen, fünf- bis siebenjährige Kinder. Die jüngste Klasse zu unterrichten ist am schwersten, darum hat sie sich der Direttor selbst vorgenommen. Welch ein Anblick! Zu der äußeren Hilflosigkeit gefellt sich meistens noch die Armut. Berkümmerte, vielleicht vor furzem noch unglückliche Kinderchen boden, ihrer acht bis zehn, in fleinen Bänken. Diese Bänke sind in Sufeisenform rings um den Stuhl des Lehrers herumgestellt. Der Lehrer ist den Kindern zum Greifen nahe; jede Gebärde, jeder Gesichtsausdrud wird von den Kindern gesehen. So fann er aber auch von seinem Siz aus jedes der Kinder erfassen. Mit Gestitula tionen, Armbemegungen und 3ischlauten wertelt er unermüdlich feinen schwierigen Stoff. Wie Pfeile und Speere kreuzen sich die

Morte des Lehrers mit dem unartikulierten Stammeln der Kleinen,

tie das glühende Bestreben zeigen, alles richtig und gut zu machen und in ihrer Ausbildung zu wachsen. Die Fäustchen ballen sich in dem schweren Ringen bei der Gestaltung des Wortes. Die Hand des Lehrers fährt ihnen begütigend über die Scheitel. Ein kleines Mädchen ist durch die Gegenwart des Fremden so schüchtern ge­worden, daß die Worte alle falsch in ihrem Munde stehen. Dafür ist ein fleiner Junge wie ein Wolf, der gierig imuner wider nach dem entschlüpften Brocken hascht. Die Hand des Lehrers ist eine sehr bewegliche Hand, die Musik und Bildungsausdruck haben muß; fie liegt manchmal auf der Brust des Sprechers, manchmal hebend unter dem Kinn. Plöglich fährt der Finger des Lehrers in einen Ileinen Mund, um der Zunge die geforderte Lage zu geben, und siehe da, der Baut fommt wie herausgezogen richtig hervor. Das

,, Diese Arbeit würde uns erleichtert, wenn wir die Kinder schon ein oder zwei Jahre früher erhielten!" erklärt Dr. Reich. Denn drei bis vier Jahre gehen allein mit solchem Unterricht auf das Er­lernen der Sprache hin, worauf erst der eigentliche Schulunterricht beginnen kann. Er fordert mit Recht bei taubstummen Kin dern die Einschufung vom 5. Lebensjahre. Die ganze Schulzeit würde zehn Jahre betragen, was dann der Volksschul­bildung entsprechen würde.

H

In einer der nächsten Klassen hat sich ein unerhörter Vorfall zugetragen. Ein Kind hat sich beim Zuschlagen der Tür durch den vorspringenden Riegel selbst eingeschlossen; man tonnte nicht zu ihm hinein und es fonnte nicht heraus. Man ist dann von außen durch das Fenster gestiegen und hat die Tür geöffnet. Nun steht die lustige Geschichte auf der Wandtafel geschrieben und gemalt und die Kinder erörtern mit großer Begeisterung diesen nicht all­täglichen Fall. In einer der oberen Klassen, die sich nicht mehr nach dem Alter, sondern mehr nach dem Grad der Befähigung zu sammensetzt, wird schon auf die künftige Berufswahl hin­gearbeitet. Der eine Snabe will Schriftseger werden, ein an­derer Kaufmann. Das Bild und das Geschehen der großen Welt steht ihnen fast plastischer vor Augen, als den normalen Menschen ihres Alters. Sie wissen in allen Ländern Bescheid. Nur ein fleines Fräulein aus Palästina behauptet steif und fest, Petroleum machse auf Bäumen.

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Der Direttor fagt: Das viele Geld, das für schwachbegabte Taubstumme ausgegeben wird, ist verloren. Dagegen ist jeder etwa 10 Broz Pfennig, der für die gutbegabten Taubstummen aller normalen Gehörlosen angewandt wird, für diese selbst mie für die Algemeinheit die beste Berzinsung." Die Forderung nach einer Schule mit weitgehenderem Lehrziel, das mindestens in der Obersekunda schließt, ist durchaus begründet, sie wird bereits in einigen deutschen Ländern verwirklicht. Das Wichtigste aber ist doch das große Wunder, daß die Stummen reden" macht, das wie eine Brüde zum Verständnis der Mitwelt führt.

Sonntag, 3. April 1932

Wert, das schon verschiedene Operettenbühnen passierte und hier fröhlichste Auferstehung feierte. Es stellte sich darin ein vollständig neues Operettenensemble vor: Milena Pawlomitsch, eine tempera­mentvolle, gut fingende und aussehende Sängerin; Mice von Gro­bois, das tesse Soubrettchen, und Karl Kauzner, der tenorale Herzensbezminger. Neben den neuen Stars fonnte sich aber auch die alte Garde, allen voran Viktor Lizet, der immer Ulfige, Willn Kary, der Max Hansen des Nordens, und Ewold Fister siegreich behaupten. Im Parkett und auf der Bühne war fröhlichste Stim:

mung.

Das Gesellenstück.

Am legten Tage ihrer vierjährigen 2hrzeit wurden die an­gehenden jungen Gesellen der Firmen Ehemens u. Halste A.-G. und der Siemens- Schuderi- Werke in der Siemens- Turnhalle in Siemensstadt   zusammenberufen. Die Ausstellung von Lehr­lingsarbeiten und Gesellenstücken, die mit einer kleinen Feier der= bunden war, bewies, welche Vertiefung in das spezielle Fach hier erreicht wurde und welch großen Anteil an der Ausbildung die Werkschule hat. Man sieht auf dem Gebiete der Feinmechanit und Werkzeugmacherei, vornehmlich in der Fernmeldetechnik, wahre Wunderwerke an Präzision und sauberer Ausführung, bei denen das Glänzen und Blinken der kleinen Hebel und Räder auch bei dem Laien Freude auslöst. Die Ausstellung der Lehrlingsarbeiten, die den systematischen Aufbau des Werkunterrichts veranschaulichen soll, führt vom einfachen Würfel aus Stahl über Hammer, Pinzette, 3irfel zu den komplizierten Formen von Teilapparaturen, die z. B. an einer Fernschreibemaschine oder einem Wasserstands- Fernregler ihren Dienst verrichten. Mit Stolz zeigt der Werklehrer die guten Resultate der Prüfung: Bon 93 Lehrlingen haben 79 ihre praf­tische Prüfung mit recht gut" bestanden und 27 ihre then­retische Prüfung mit recht gut". Doch schon meldet sich die andere Abteilung von Siemens- Schudert, die ebenso glänzende Resultate vorzeigen fann. Sier tritt das Gebiet des Maschinenbaues und des Werkzeugbaues mit gewichtigen Dingen aus Stahl und Eisen in den Vordergrund, die gegossen, geformt und gefeilt werden muß­ten, ehe sie hier blitzend und blant sich repräsentieren. Jeder Lehr­ling hat seiner Arbeit eine Art Geleitbrief mitgegeben, in dem fäuberlich in Wort und Bild das Werkstück theoretisch behandelt wurde. Das fleine Heft mit dem stolzen Titel Mein Gesellen. ft i d" wird ihm ein wertvolles Andenten fürs Leben sein. Was wird nun aber aus den 152 entlassenen Lehrlingen und 56 Prok­denn diese auch für die Firma wertvollen Jungfräfte sollen nicht tifanten? Jun, fein Lehrling wird aus den Betrieben entlassen. verlorengehen.

Planetarium am 3oo. Ab 5. April täglich( außer Montag) um 3, 5, 7 und 9 Uhr Film- Erstaufführung Völterfchidiale zwischen Großem und Indischem Ozean. Aus Aufnahmen im Belize  der Kulturabteilung der Ufa, zusammengestellt von Felix Lampe  . Prof. Dr. Felix Lampe   spricht um 7 und 9 Uhr zum Film. Im Vor­programm: 1. Das Tiergesicht( Film), 2. Indonesisches Sternwissen ( eine kurze himmelskundliche Betrachtung). Eintrittspreis 70 Bf. 3 Uhr nur 50 Pf. Studierende( Berg.- Schein), Schüler und Ar­

Casino- Theater: Deppina. Dem Zuge der Zeit Rechnung tragend, hat auch Direktor Berg sein Theater zur Operetten bühne umgewandelt. Mit viel Liebe, Mühe und Kosten ward der Rahmen dieses jetzt 31jährigen Berliner   Bolkstheaters zum modernen Operettenrelief, eine wirklich anerkennenswerte Leistung bei diesen schon lange aufs äußerste reduzierten Eintrittspreisen. Gespielt wurde Beppina" von Desterreicher, Musik von Robert Stolz  , einbeitslose die Hälfte.

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