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Die Moskauer Todesurteile.

Rätsel um Juda M. Gtern.

In Mostau ist, wie schon gemeldet wurde, Juda M. Siern, der den deutschen Botschaftsrat von I war= domsft durch Revolverschüsse verwundet hatte, zum Tode nerurteilt morden. Nach europäischen Begriffen wäre für einen Mordnersuch, mie er hier vorliegt, nur eine hohe Frei­heitsstrafe in Frage gekommen, nicht die Todesstrafe. Das gleiche Urteil traf aber auch jenen geheimnispollen affil jem, der auf Grund seiner eigenen Aussagen als der An­stifter des Stern betrachtet wird. Wassiljem soll miederum mit gepiffen terroristischen Kreifen in Berbindung gestanden haben, deren Stüßpunkt sich in Warschau befinden soll.

Außer dem Namen des geheimnisvollen Wassiljem ist bis­her nur noch ein weiterer genannt worden, der des schon ermähnten ubariti, um den ein reicher Kranz von Legenden gemunden worden ist. Nach deutsch - kommunistischer Behauptung soll dieser Lubarski polnischer Regierungsbeamter und Sozialdemokrat und eigentlicher Anstifter des Attentats sein. Wer das Verhältnis der polnischen Sozialistenpartei zur Regierung Pilsudski auf der einen Seite, zur Frage des in dividuellen Terrors auf der andern Seite fennt, dem ist die Unsinnigkeit dieser Behauptung von vornherein flar.

Wie wir der Pilsudsti- Regierung gegenüberstehen, die die Gräuel von Brest- Litowsk und ungezählte andere auf dem Gewissen hat, brauchen wir nicht zu wiederholen. Sie in Schutz zu nehmen, falls sie bei dem Moskauer Attentat die Hand mit im Spiele gehabt haben sollte, hätten wir nicht den geringsten Anlaß. Objektivermeise muß jedoch festgestellt mer­den, daß für eine etwaige Komplizität der Warschauer Re­gierung auch nicht der Schatten eines Beweises vorhanden ist. Andererseits ist es eine unbestreitbare Tatsache, daß poli­tische Prozesse in Rußland nicht der Feststellung der Wahr­heit dienen, sondern der Erzielung bestimmter politischer Effekte.

Was schließlich die Berliner ,, Rote Fahne" über das Attentat zusammenschwindelt, ist so aberwißig, daß es sogar den Moskauer Regisseuren zu dumm sein dürfte. Die Rote Fahne " erinnert nämlich im Zusammenhang mit dem Atten­tat an eine Reise Löbes nach Warschau und kommt zu dem Schluß, daß das Attentat auf den deutschen Diplo­maten das Wert der 2. Internationale und ganz besonders der deutschen Sozialdemokratie gewesen sei. Uns fehlt an dieser Beweisführung nur noch eines: Da die Rote Fahne" täglich schreibt, daß wir deutschen Sozialdemokraten die ge­horsamen Knechte der Brüning- Regierung seien, so hat offen­bar die deutsche Reichsregierung selbst auf ihren Botschaftsrat schießen lassen!

Moskauer Sehenswürdigkeit: Familie Zint.

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Und hier sehen Sie, meine Damen und Herren Ausländer, die deutsche Familie 3int, in Deutschland am Berhungern gewesen, jetzt hier in unbeschreiblichem Wohlstand.- Bitte nicht um jene Ecke zu sehen, dort ist der Fünfjahresplan leider noch nicht ganz durchgeführt."

Großkampf in Ungarn .

Man müßte fich wirklich für die Arbeiterklasse schämen, Verbot des Parteiorgans wird durch allgemeinen Buchdruckerstreif beantwortet.

wenn es noch Arbeiter geben sollte, die den schmutzigen Blöd­finn des fommunistischen Zentralorgans für bare Münze nehmon!

Der amtliche Zert des Urteils gegen Stern und Balsilseff.

Moskau , 6. April. ( Eelegraphenagentur der Sowjetunion .) Das Urteil bes Kriegsfollegiums des Obersten Gerichtshopjes der Sowjetunion gegen Stern und Bassiljeff

Sturmszenen im Parlament. - Die Arbeiterschaft solidarisch.

Der Nervosität der Regierung Sarolŋi über die wachsende mißftimmung im ganzen Lande, nicht nur im städtischen Proletariat, sondern auch unter den Kleinbauern, hat sie zu einer Aktion veranlaßt, deren weittragende Folgen sich innerhalb weniger Stunden auswirkten. Das sozialdemokratische Sentralorgan Nepszava "( Boltsstimme) wurde wegen angeb­Die gerichtliche Untersuchung hat ergeben: 1. Daß ber pollicher Aufreizung zum Klaffenhaß auf unbestimmte 3eit nische Burger femplob Biuberiti, ber 1928 als ppl. nischer diplomatischer Aurier aus Waridhau nach Moskau fuhr, gemeinsam mit seiner Schwester Scheltoma Sjubarskaja, Boris

lautet:

Ljubarsti, Leo Ljubarsti und anderen Bersonen eine fonterrepolu­tionare terroristische Gruppe prganisierte.

2. Iptete das Mitglied der Gruppe Leo Ljubarsti am 16. August im Auftrage dieser Gruppe in Mostau den Oberinspettor ber Roten Arbeiter und Bauernarmee Schapsschnitoff durch einen Revolnerschuß.

3. Wurde auf Grund der Untersuchung wegen der Ermordung Schaposchnitoris ein Teil der Mitglieder der Gruppe festgestellt und 1929 verurteilt, mährend die übrigen Mitglieder der Gruppe

ihre tonterrepolutionäre terroristische Tätigkeit fortsetten.

4. Beschloß die Terrorgruppe famolod Ljubarstis, die der Ansicht war, daß das wichtigste Mittel zum Sturz der Sowjetmacht die bemaffnete Intervention der fapitalistischen Länder gegen die Spmjetunion sei und daß die Intervention durch Ber­schlechterung der außenpolitischen Lage der Sowjetunion vermirte licht werben tönne, Ende 1931 den deutschen Botschafter in Moskau von Dircksen zu ermorden und durch diesen Mord eine starle Berschlechterung der Beziehungen Deutschlands zur Sowjet­ union und den Abbruch der diplomatischen Beziehungen herbei­zuführen.

5. Beauftragte die Gruppe mit der Organisierung des terro ristischen Attes Sergei Baffiljeff, der mit der unmittelbaren Ausführung des Terrorattes den ihm persönlich bekannten Stern betraute, der die sowjetfeindliche Ansicht Wassiljeffs und der ihm Gleichgesinnten vollständig teilte.

6. Stern arbeitete gemeinsam mit Wassiljeff den Plan zur Aus­führung des Zerrprattes aus.

7. Begann Stern, nachdem er im Februar dieses Jahres in der Wahrung feines Schwagers einen Repolper gestohlen hatte, mit der instematischen Beobachtung des Botschaftsgebäudes und der Auto­mobilfahrten, wobei er mieherholt affiljeff begegnete, der Stern Ratschläge und Weisungen über die Technik und Ausführung des Terroraties gab.

8. Gab Stern an der Ede Reontjeffgaffe- Herzenstraße, mo er auf die Autos der deutschen Botschaft mit der deutschen Flagge wartete, auf den im Auto sizenden deutschen Botschaftsrat von Twar domski, den er für den Botschafter hielt, am 5. März 1932 aus dem Resolver fünf Schüsse ab, die Herrn von Twardomsti außer einer leichten Verwundung am Hals eine schmere Wunde in Gelent der linten Hand zufügten.

Die Wahrheit über Liubarsky.

Warschau , 6. April. ( Eigenbericht.) Gegenüber den Behauptungen aus Moskau , wonach der eigent liche Anstifter des Attentats auf den Botschaftsrat von Twardowski ein polnischer Beamter im Warschauer Außenministerium semolod Ljubarsky sei, der der Polnischen Sozialisti ichen Partei angehöre, läßt sich auf Grund eingehender Er fundigungen bei allen in Frage fommenden Stellen folgendes feft­stellen:

Sjubarffy ift gar fein Bole, fondern, wie übrigens sein Jame und Vorname schon beweisen, ein Russe. Als russischer Emi­grant lehte er in Warschau und mar in früheren Jahren eine Zeitlang auf Brinatdienstvertrag bei der polnischen Tabat Mo nopol Bermaltung angestellt, ist also niemals polnischer Staatsbeamter und erst recht nicht im Außenminifterium tätig ge­mesen. Wie das Generalfefretariat der PPS. auf das bestimmteste erklärt, hat Ljubarsfy niemals auch nur einen Tag der Partei an­gehört und ist dort völlig unbekannt. Da er Ruffe ist, würde er auch gar nicht Mitglied irgendeiner polnischen Partei werden können.

verboten

die Arbeiterschaft sei bereit, den ihr aufgezwungenen Kampf aufzunehmen.

unter großem Lärm der Linksopposition antwortete der Minister­präsident mit der Beschuldigung, daß die Sozialisten nicht nur Klassen­Dolution aufreizten. aufpiegelung betrieben, sondern zu offener bewaffneter Re­

Dennoch scheint der Erfolg des Zeitungsstreits das Bürgertum bedenklich gestimmt zu haben. Es wurden Verhandlungen eingeleitet mit dem Ziele, den Streit sofort zu beenden und das Daraufhin legfen fämtliche Budapester Buchdruder die Arbeit Berbot bertepizapa" alsbalb wieder aufzuheben. Diese Verhand nieber, fo daß teine Zeitung erscheinen tonnie, außer einem ungen verliefert erfolgversprechend, wurden jedoch durch eine Maß­ba nahme des scharfmacherischen Industriellenperbandes pors mit Hilfe der Technischen Nothilfe" hergestellten amtlichen Nachläufig durchtreuzt. Die Fabritarbeiter wollten nämlich für richtenblättchen. Donnerstag vormittag einen

Im ungarischen Parlament tam es zu großen Lärmszenen. Abg. Farfas verlas in Auftrage der Sozialdemokraten eine Er flärung, in der er die Regierung Karolyi als die Fortsegung der Re sierung Bethlen bezeichnete. Die letzten Maßnahmen zeigten, daß die Regierung einer Dittatur zustrebe, aber

halbstündigen Sympathieffreif

für das Wiedererscheinen des Arbeiterblattes veranstalten. Diese Antiündigung haben die Industriellen mit einer allgemeinen Aussperrung beantwortet, morauf sich die Buchdrucker wiede rum solidarisch mit den Fabritarbeitern erklärten.

Tardieu eröffnet den Wahlkampf.

Die Hitler- Bewegung als Argument der französischen Reaktion.

Paris , 6. April( Eigenbericht.)

Ministerpräsident Tardieu hat heute abend auf einem Bankett, an dem fast 2000 Personen teilnahmen, die Wahlkampagne mit einer großen Rede eingeleitet, deren Tert nicht weniger als 30 Schreib maschinenseiten umfaßt. Die Rede stellt einen Ueberblid über das Werk der abgelaufenen Legislaturperiode dar, das der Minister­präsident nicht nur zu rechtfertigen sucht, sondern auch als das be­deutendste der französischen Parlamentsgeschichte bezeichnet, ein Urteil, das sicherlich von vielen als übertrieben angesehen werden mird. Nach einer furzen Einleitung, in der auf die beiden wesent­lichsten Schwierigkeiten der letzten vier Jahre, das Auseinanderfallen der Regierung der nationalen Einigkeit infolge des Austritts der Rapitalen und die Weltwirtschaftskrise hingewiesen wird, geht Tardieu auf die Außenpolitit Frankreichs in dieser Seit ein. Sie sei, so erklärt er, durch die Beschwörung neuer Kriegs gefahren und die Organisation des Friedens charakterisiert. Dem Anjahein nam sei die Lage, die die neue Kammer erhte, glänzend gemcsen. Frankreich habe die dritte Rheinlandzone besetzt gehalten, es habe die deutschen Eisenbahnen tontrolliert und auf Grund des Dawes- Planes jährlich 7 Milliarden Franten empfangen, von denen nur 2 Milliarden an England und Amerika zu zahlen maren. In Wirklichkeit sei die Lage heifel und bedrohlich gewesen. Es habe ihr die Garantie. der Dauer gefehlt. Die Rheinland­besehung hätte 1935 aufhören müssen. Nachdem sie von den Amerikanern aufgegeben worden war, sei fie auch von den anderen Alliierten aufgegeben worden. Der Dames Plan sei gleichfalls mur von beschränkter Dauer gewesen, was jede Mobilisierung der Schuldforderungen ummöglich machte, Frankreich habe bei Beginn der Legislaturperiode

die Wahl zwischen drei Richtungen gehabt, nämlich zwischen negatinem Rationalismus, kühnem Internationalismus, sapie festemt und persöhnlichem Borgehen. Diese legte Methode habe hen Sieg dappngetragen.

Der verwegene Internationalismus fei von der Sozialistischen Partei empfohlen, aber niemals mit größerer Schärfe zurüdgewiesen worden, als durch die Antwort Briands auf eine Rede Blums im Juli 1929. Eine derartige Politit des Verzichts auf Widerstond, der Rheinlandräumung ohne Garantie, hätte Frankreichs Ansprüche auf die Reparationen in gefährlicher Weise kompromittiert; fie hätte

Frankreich der 10 Milliarden beraubt, die es während der Legislatur­periode eintassiert hat; sie hätte den vorherigen Verzicht auf das Saargebiet zur Folge gehabt. Wenn man die Lage der französischen Grenzen und die

drohende Hitler - Bewegung in Deutschland betrachte, werde man zu dem Schluß kommen, daß diese Politik nicht annehmbar war. Frankreich habe unter Poincaré , unter Laval und unter ihm, Tardieu, während Briand Außenminister war, eine ver mittelnde Stellung eingenommen. Diese Politik sei von beiden Flügeln des Parlaments angegriffen worden. Die einen hätten fie der Schwäche, die anderen der Herausforderung bezichtigt.

Die Beziehungen zu Deutschland hätten stets den Willen Frankreichs zu einer Berständigung be miesen. Die Abschaffung der Kontrollmaßnahmen des Dames­Blanes, die Herabjegung der Reparationszahlungen um 20 Pro3, die Räumung der 3. Rheinlandzone fünf Jahre vor dem Termin, die Annahme des Hooper- Moratoriums, die direkt und indirekt von der Bonk von Frankreich Deutschland gewährten Kredite machten es ihm, Tardieu, überflüssig, darauf näher einzugehen. Frankreich habe aber das Bewußtsein, nicht immer mit der gleichen Münze von Deutschland bezahlt worden zu sein. Daher seien Regierung und Mehrheit und sogar die radikale Opposition darüber einig gewesen, gewissen Theorien den Begriff Bertrag und Ach= iung der Unterschriften entgegenzusetzen.

Tardieu mies auf den französischen 2 brüstungsvorschlag hin, der für die Organisation des Friedens die größte Construttive Anstrengung darstelle, die bisher in Genf geinacht worden sei. Wenn die Anregungen Frankreichs angenommen würden, wenn Frankreich mußte, melche Verstärkung der Sicherheit baraus für jeden folgen würde, wäre es bereit, alle mei= teren Vorschläge auf Serabschung der Rüstungen wohlwollend zu prüfen.

Bei der Rechtfertigung der Anleihen, die Frankreich an aus ländische Regierungen gewährt hat, fam Tardieu wieder darauf zu sprechen, daß die sozialistische Partei der Regierung die An­leihen an Ungarn und Siroslawien vorgeworfen habe, weil diese beiden Länder unter einer Diftatur leben. Daran knüpft er die Frage: Weiß man denn nicht, daß unsere. deutschen Nachbarn gezwungen find, unter dem Regime der Notuerordnungen zu leben?"