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BERLIN  

Donnerstag 7. April 1932

Der Abend

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Nazi- Bluttat in Leipzig  

Drei Sozialdemokraten von Hitler- Banden schwer verletzt

Leipzig  , 7. April.

Gestern abend in der achten Stunde fam es im Vor­ort Mockau zu einer schweren Schlägerei zwischen Nationalsozialisten und Sozialdemokraten, wobei von den Nazis mehrere scharfe Schüsse abgegeben wurden. Zwei Sozialdemokraten trugen Steck­schüsse im Bein davon und mußten ins Krankenhaus eingeliefert werden. Bei einem zufällig vorüberfahren­den Personenkraftwagen wurden eine Scheibe und ein Reifen zerschossen; der Fahrer blieb unverletzt. Zwei an der Schießerei beteiligte Nationalsozialisten wurden festgestellt. Einer von ihnen hat ebenfalls so schwere Verlegungen davongetragen, daß er Strankenhaus gebracht werden mußte. In der Woh nung des anderen wurden drei Gewehre, ein Seitengewehr und verschiedene Munition gefunden. Der Mann wurde von der Politischen  Polizei festgenommen.

Ueber die neueste Bluttat werden uns noch folgende Einzel­

heiten berichtet:

Es mochte kurz nach 19.30 Uhr gewesen sein, als mehrere Grup pen Reichsbannerkameraden und Angehörige des SPD.  - Schutzes auf dem Heimweg die Friedrichshagener Straße in Mockau   passierten. An einem Gartenzaun lehnten im Versteck mehrere Nazis. Eie wurden rechtzeitig erkannt und zur Rede gestellt. Doch die Wegelagerer hatten bereits die Finger am Abzugsbügel des Schieß­eisens und dachten nicht daran, zu verduften. Sie blieben weiter im Dunkeln am Gartenzaun stehen und ließen auch die den Reichs­bannerkameraden folgenden Gruppen des SPD.  - Schutzes an sich vorüberziehen. Kaum hatten die letzten Angehörigen des SPD.  ­Schuzes die Hitler  - Buben hinter sich, da krachten schon die ersten Schüsse. Mehrere der Geschosse gingen zwar sehl, doch einige der Schüsse trajen Angehörige des SPD  .- Schutzes. Drei der Republi­faner wurden verlegt, davon zwei schwer. Der 32 Jahre alte Buch­drucker Rettig erhielt einen Oberschenkeldurchschuß, der 24 Jahre alte Maschinenarbeiter Albin Strunz einen Oberschenkelsteckschuß, ein dritter Genosse einen Streisschuß. Die beiden Schwer­verletzten wurden mit dem Rettungsauto der Feuerwehr ins Krankenhaus gebracht. Reichbanner und SPD  .- Schutz bemühten sich sofort, der Täter habhaft zu werden. Zwei der Strolche, die feige aus dem Hinterhalt geschossen hatten, gelang es zu fassen. Es sind die Nationalsozialisten or st Bäum ler und Arthur Breiz. Bäumler ist 17 Jahre alt, Breiz 24 Jahre. Der dritte der Hitler  - Buben entkam. Die National= sozialisten   gingen mit ihrem Trommelfeuer aufs ganze. Von dem mörderischen Kugelregen wurde sogar ein Privatauto getroffen. Ein Geschoß durchschlug eine Scheibe, das andere den Hinterreisen des Kraftwagens. Bon den Insassen wurde glücklicherweise niemand ver­letzt. In der Wohnung der Erneuerer Deutschlands   wurde in einem Kleidergeschrank ein gebrauchsfertiges Infanterie. gewehr, Modell 98, gefunden. Auf dem Boden, versteckt in zmei Säden, mehrere Karabiner, eine größere Menge Munition und ein Seitengewehr.

Ein zweiter feiger Ueberfall.

Leipzig  , 7. April  .( Eigenbericht.) Auch in Connewiß haben Hitlers Braunhemden in nächt= ficher Stunde einen Ueberfall verübt. Hitlers   rauhe Kämpfer" famen gegen 22.30 Uhr aus dem Eiskeller". Ecke Pegauer- und Auerbachstraße begegneten ihnen, die ungefähr 80 Mann zählten, vier Reichsbannerkameraden, die stadtauswärts gingen. Raum hatten die Hitlerbanditen die Reichsbannerleute erblickt, da umzingelten sie diese und schlugen ohne irgendwelchen Wortwechsel erbarmungslos auf fie ein. Wie immer hatten die Nazi­strplche trotz Berhotes Schulterriemen und Koppel mit starken Metallschlössern bei sich. Diese Dinge benutzten sie als Waffen gegen die Reichsbannerfameraden. Nachdem sie zwei ihrer Opfer zu Fall gebracht hatten, bearbeiteten sie diese mit den Füßen. Blutend lagen die Reichsbannerkameraden ohnmächtig am Boden. Nun erst ließ das braune Gesindel von den Opfern ab und stürmte im Laufschritt dem Kreuz in Connewitz zu. Einem der Reichs­bannerkameraden gelang es, die Polizei zu verständigen, die schließ­lich mit einem Streifenwagen erschien. Inzwischen hatten sich die Nazis in alle Winde zerstreut.

Eiserne Front

morgen

6 Uhr abends

Lustgarten

Justiz für Hitler.

Die Einstweilige" als Feffel für fritische Glossen. Kiel  , 7. April  .( Eigenbericht.)

dem Antrage Hitlers   gegen den Hauptschriftleiter der Schles Das Amtsgericht Riel erließ heute vormittag entsprechend dem Antrage Hitlers   gegen den Hauptschriftleiter der Schles­ wig- Holstein   schen Bolkszeitung" Wurbs eine einstweilige Berfügung, in der der Zeitung

verboten wird, zu behaupten, daß Hitler   den Bürgerkrieg bis ins letzte vorbereitet habe und daß seine Putschabsicht dahin ging, Waffen und Lebensmittel zu requirieren, öffentliche Gebäude zu besetzen und die Kaffen mitzunehmen.

Das Gericht erklärte in seiner Begründung, daß das Beweismaterial der letzten Tage den Verdacht rechtfertige, daß bei nicht wenigen örtlichen Organisationen der NSDAP  . illegale und revo­lutionäre Bestrebungen im Gange find. Es müsse aber angenommen werden, daß Hitler diesen Bestrebungen fernsteht. Dafür spreche sein Zeugeneid in dem Prozeß gegen die Ulmer Offiziere und auch seine neuerliche eidesstattliche Versicherung, die Hitler   im Hotel Kaiserhof zu Berlin   abgefaßt habe. Seine in öffentlichen Reden gemachte Angabe, daß nichts ohne sein Wissen in der Partei geschehe, tönne nicht gegen ihn gedeutet werden, denn hier handele es sich offenbar nur um - selbstbewußte Rede wendungen!

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Hitler wird nunmehr binnen sechs Tagen vor dem Landgericht zu Kiel   gegen den verantwortlichen Redakteur der ,, Bolks­zeitung" flagen müssen und dann auch nicht verhindern können, daß sowohl er als auch die Vertreter der preußischen Re­gierung als 3eugen vor Gericht werden erscheinen müssen.

Haut den Lukas!

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HINDENBURG  

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MILLIONEN STIMMEN

EISERNE FRONT Schlagt Hitler  , wählt Hindenburg  !

Gevering in Hamburg  .

Kundgebungen der Eisernen Front.

Hamburg  , 7. April. Mit zwei großen Severing- Rundgebungen rich­tete gestern die Eiserne Front den letzten Appell an die Hamburger Wählerschaft zur Wiederwahl Hindenburgs  . In der Hauptversamm­lung bei Sagebiel sprach vor dem Minister der Hamburger Polizei­jenator Schönfelder, dessen Ausführungen über das Reichs­banner starke Beachtung fanden. Das Reichsbanner, die Schutztruppe der Republik  , sagte Schönfelder, ist eine Armee von Männern, die das Waffenhandwerk nicht lieben, es aber aus dem Kriege kennen. Die Regierung braucht nur den Arm zu erheben, und es steht zum Schuße der Republit bereit. Schönfelder forderte im weiteren Verlauf seiner Rede Maßnahmen des Reiches gegen die SA  . Es gebe kein zivilisiertes Land der Erde, daß eine solche Privatarmee dulde. Es sei höchste Zeit, daß das Reich eingreife; die Länder könnten in dieser Hinsicht allein keinen Wandel schaffen.

Minister Severing, von Reichsbannerleuten in den Saal getragen, wurde mit einem Beifallssturm empfangen. Seine einstündige Rede war erneut eine eingehende Auseinander­segung mit der Person Hitlers   und seiner Partei. Nach dem Erfolg des 13. März, führt er u. a. aus, liege die große Gefahr darin, daß die Hindenburg  - Wähler in Selbst zufriedenheit verfallen. Es gehe jetzt aber nicht um einen größeren Erfolg am Sonntag, sondern darum, daß man am 24. April zeige, daß nicht nur der Zauber eines Namens und einer Persönlichkeit, sondern publikanische Erkenntnis die Wahl bestimmt.

Die Republik   und die Republikaner   hätten lange geschlafen, es sei ein Verdienst des Nationalsozialismus, die Republikaner   munter­gemacht zu haben. Zugleich gebe Hitler   seinen Gegnern heute die besten Waffen gegen sich selbst in die Hand. Der Widerspruch zwischen feinen früheren Forderungen und den Aeußerungen im Knickerbocker­Interview sei nie mehr fortzuwischen. Hitler   spiele heute die Rolle des Schreiners im Rüpelspiel des Sommernachtstraums". Ver der Masse mime er den Löwen. Vor der Auslandspresse beteure er, er jei gar kein Löwe. Deutschland   wählt Hinden­ burg  , erklärte Severing, weil es politische Stabilität haben will und muß.

Stüzel ruft zur Selbsthilfe auf.

München  , 7. April  .( Eigenbericht.)

In seiner Etatsrede wandte sich der bayerische   Innenminister Dr. Stübel im Landtage heute mit aller Schärfe gegen den Wahlterror der Nationalsozialisten. Er versichertz, daß die Wahlfreiheit unter allen Umständen geschützt und jeder Terroratt im Reime erstidt werde. Vor allem werde am 10. April und 24. April nicht gestattet sein, daß Alarmbereit­schaften zusammengezogen werden, obwohl die Regierung wisse, daß nirgends in Bayern   derartige Umsturzversuche gelingen könnten. Zum Schluß richtete der Minister einen ungewöhnlichen Appell zur Selbsthilfe an die Bevölkerung. Als Polizei­minister müsse er öffentlich aussprechen, daß es besser wäre, wenn ein großer Teil der Bevölkerung nicht immer nach der Polizei rufe, sondern selbst durch bestimmte und unerschrodene Maß­nahmen, also durch ein gewisses Maß von Zivilcourage die neu­modifchen und undeutschen Kampffitten des Rechtsradikalismus zurüdweife.

603 490 Berliner   suchen Arbeit. Ende März 3575 weniger als Mitte März.

Der Arbeitsmarkt im Bezirk des Candesarbeitsamts Branden­burg weist in der Zeit vom 16. bis 31. März eine geringe Besse­rung auf. Die Zahl der Arbeitsuchenden ging von 865 350 auf 851 403, mithin um 13 947 personen zurüd.

In der Berliner   Metallindustrie wurden einige Betriebe stillgelegt und damit eine größere Anzahl Arbeitskräfte, darunter sehr viel weibliche, arbeitslos. 3m Baugewerbe wurden neue größere Bauvorhaben fast gar nicht in Angriff genommen. Der Aprilumzug bot zwar eine gewisse Beschäftigungsmöglichkeit, brachte jedoch keine Entlastung des Arbeitsmarktes.

In Berlin   werden 128 724 Arbeitslose von der Arbeits­losenversicherung unterstützt, 157 246 von der Krisen­fürsorge und 231 502 find Wohlfahrtserwerbslose.

Auf 1000 Einwohner tommen in Berlin   32,07 Hauptunter­