Morgenausgabe
Nr. 164
A 83
49.Jahrgang
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Der„ Borwärts erscheint modhjentäg lich zweimal, Gonntags und Montags einmal, die Abendausgabe für Berlin und im Handel mit dem Titel„ Der Abend". Illustrierte Sonntagsbeilag Bolt und Zeit"
Vorwärts
Berliner Boltsblatt
Freitag
8. Apríl 1932 Groß- Berlin 10 Pf.
Auswärts 15 Pf.
Die einipalt. Mitllimeterzeile 30 f. Retlamezeile 2.- M Aleine An zeigen" das fettgedrudte Wort 20 Bf. zulässig zwei fettgedrudte Borte), jedes mettere Bort 10 Bf. Rabatt It. Tarif. Borte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Arbeitsmartt Millimeterzeile 25 Pf. Familienanzeigen Millimeterzeile 16 Bf. Anzeigenannahme im Hauptgeschäft Lindenstraße 3, wochentäglich von 8 bis 17 Uhr. Der Berlag behält sich das Recht der Ahlehnung nicht genehmer Anzeigen vor!
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Heute Lustgarten!
Eiserne Front demonstriert 18 Uhr.- Hans Vogel spricht!
Aufmarschplan.
Der Anmarsch erfolgt von sechs Sammelplätzen aus, und| 4. Stadtbezirke Kreuzberg , Neukölln und alle in diesen Bezwar wie folgt:
1. Stadtbezirke Wedding , Mitte, Reinickendorf und die in diesen Bezirken liegenden Betriebe: Antreten 16% Uhr Grenzstraße( Humboldthain), Spitze des Zuges Brunnenstr. Otto Frank , Willi Riese, Kamerad Kube. Marsch durch Brunnen-, Elsasser, Artilleriestraße, Am Kupfergraben, Museumstraße, Lustgarten.
2. Stadtbezirke Prenzlauer Berg , Pankow , Weißensee und alle in diesen Bezirken liegenden Betriebe: Antreten 16% Uhr. Danziger Straße( Mittelpromenade), Spitze des Zuges Weißenburger Straße. Adolf Döhnert, Schmidtchen und Kamerad Schlener. Marsch durch Weißenburger Straße, Schönhauser Allee , Dragoner , Roch-, Neue Friedrich-, Museumstraße, Lustgarten.
3. Stadtbezirke Friedrichshain , Lichtenberg , Treptow, Köpenick und alle in diesen Bezirken liegenden Betriebe: Antreten 16% Uhr Küstriner Platz, Spitze Paul- Singer- Straße. Georg Buchmann , Paul Becker, Kamerad Hanke. Marsch durch Paul- Singer-, Blumen, Schickler, Kloster- ,. Kaiser- WilhelmStraße, Lustgarten.
5.
zirken liegenden Betriebe: Antreten 16½ Uhr Fontane- Promenade, Spitze Urbanstraße. Hermann Harnisch, Hermann Schweikardt, Kamerad Pagels. Marsch durch Urban-, Bärwald-, Prinzen-, Dresdener , Neue Roß-, Roß-, Breite Straße, Schloßplatz, Lustgarten.
Stadtbezirke Tempelhof, Schöneberg , Zehlendorf , Wilmers dorf und Steglitz und alle in diesen Bezirken liegenden Betriebe. Antreten 16% Uhr Hornstraße, Spitze des Zuges Yorckstraße. Oskar Hauffe, Richard Hille, Kamerad Machs. Marsch durch Yorck-, Gneisenau-, Zossener Straße, Zossener Brücke, Alte Jakob-, Neuenburger, Linden-, Markgrafen-, Französische, Werderstraße, An der Stechbahn, Lustgarten.
6: Stadtbezirke Charlottenburg , Tiergarten, Spandau und alle in diesen Bezirken liegenden Betriebe: Antreten 16½ Uhr Kleiner Tiergarten, Spitze des Zuges Stromstraße. Paul Hennig, Adolf Guth, Kamerad Neubauer. Marsch durch Alt
Moabit, Invaliden, Hessische, Hannoversche, Elsasser Straße und weiter wie Zug Grenzstraße.
Die Eiserne Front greift an! Es gilt, Hitler wieder und wieder zu schlagen!
Heute marschieren wir im Lustgarten auf, um unseren festen Willen zu bekunden, Hitlers Niederlage zu vollenden. Am 10. April geben wir unsere Antwort auf die Putschvorbereitungen der braunen Armee. Wir schlagen Hitler, indem wir Hindenburg wählen!
Am 24. April wählen wir Braun Severing. Wir sorgen dafür, daß die bewährte Hand der preußischen Volksregierung weiterhin das Volk vor allen Bürgerkriegstreibern und vor allen faschistischen Mordgelüften schützt. Wir stoßen vor gegen den Faschismus!
Die Eiserne Front hat den Kampf aufs Land getragen, überall ist sie im Vordringen gegen den Terror der Nationalsozialisten. Sic dringt cin in die Gebiete, die die Nationalsozialisten bisher als ihre Hochburgen betrachteten.
Wir zeigen heute den entschlossenen Kampfwillen der in der Eisernen Front zusammengeschlosse: nen Arbeiterschaft. Wir fordern, daß endlich Schluß gemacht werde mit den Bürgerkriegsbanden Hitlers , wir fordern Auflösung und Verbot von Hitlers SA.
Alle Sozialdemokraten, alle freigewerkschaftlich organisierten Arbeiter und Arbeiterinnen, alle Arbeitersportler, alle Republikaner sind zur Stelle! und se.!
Bootskatastrophe auf Werbellinsee
Fünf Personen ertrunken, darunter vier Erwerbslose.
werbslosen Kurt Böttcher, 17 Jahre alt, Pistoriusstraße 28 wohnhaft, Karl Rakete, 17 Jahre alt, Bölkestr. 169, Herbert Wolff, 17 Jahre alt, Sedan straße 93 und Paul Sonka, 19 Jahre alt, 2ichten berger Straße 6.
Auf dem Werbellinsee , allen Berlinern durch| Heimleiter Kurt Schau, ferner die jugendlichen Erseine Schönheit, aber auch durch seine Tücken bei schlech tem Wetter bekannt, hat sich gestern nachmittag um 4 Uhr ein schweres Boots unglüd zugetragen. Vier jugendliche Erwerbslose aus Weißensee sind dabei gemeinsam mit dem Leiter der Weißenseer Erwerbslosenkurse ums Leben gekommen. Zu dem tragischen Vorfall erfahren wir folgende Einzelheiten:
Das Stadtjugendamt in Berlin hat sofort den Stadtjugendpfleger Bothur und einen weiteren Beamten an den Ort des Unglücks entsandt.
Eine Niederlage in Frankfurt a. M.
Frankfurt a. M., 7. April. ( Eigenbericht.) Adolf Hitler erlebte am Donnerstagabend in Frankfurt eine Versammlungsniederlage. Die Frankfurter Festhalle war nur etwa zu drei Viertel gefüllt. Während Hitler noch vor vier Wochen in vier Sälen vor etwa 25 000 Menschen sprechen konnte, waren diesmal nur etwa 10 000 Personen anwesend, o b= wohl die Nazis aus 100 Kilometer Umfreis die SA. - Formationen in zahlreichen Lastautos her beigeholt hatten. Die Bereitstellung von vier weiteren Sälen zu Parallelversammlungen erwies fich als überflüffig.
Einer Anzahl jugendlicher Erwerbsloser, die an dem von der Stadt Berlin in allen Bezirken eingerichteten Erwerbslosenfursen teilgenommen hatten, war als Belohnung für ihre Mithilfe beim Umzug des Jugendheims in Weißensee der Wunsch erfüllt worden, einen Ausflug nach dem Werbellinsee zu machen. Sie befanden sich in Begleitung des Leiters der Erwerbs Losenkurse, Kurt Schau, der auch die Aufsicht bei dem Ausflug übernommen hatte. Eine Anzahl der Jugend lichen unternahm nun am gestrigen Nachmittag mit dem großen Kahn, der der Jugendherberge am Werbellinsee gehört, auf dem See eine Ruderpartie. Dabei wurden sie von einem plötzlich einsehenden Sturm überrascht, der den See aufwühlte. Obwohl die jungen Menschen versuchten, das in den Kahn geschlagene Wasser auszuschöpfen, gelang es ihnen nicht, das Fahrzeug gebrauchsfähig zu halten, so daß der Kahn schließlich umschlug und alle Insassen ins Wasser stürzten. Berzweifelt kämpften die Unglücklichen um ihr Leben. Vom Ufer war das Unglück beobachtet worden und aus dem Ort Altenhof wurde sofort die Freiwillige Feuerwehr alarmiert, die schleunigst mit ihrem Motorrettungsboot an die Unglücksstelle fuhr. Es gelang den Helfern, folgende Teilnehmer der Ruderpartic zu retten: Frit Die Eiferne Front ist in den letzten Tagen im ganzen Barsch, Hermann Hasselmann, Paul Weiß und Reich erfolgreich in zahlloje kleine Städte und Dörfer vorge Berthold Schramm. Der Versuch, auch die anderen ins stoßen, die bisher als Hochburgen der Nazis galten. Insgesamt Wasser Gefallenen zu retten, mißlang bei dem herrschen unterhält die Eiserne Front zur Zeit 2000 fliegende Propaden starken Sturm und den hohen Wellen, so daß fünf ganda- olonnen, von denen jede 20 bis 30 Dörfer an einem 2odesopfer zu beklagen sind und zwar sind es ber| Tage bearbeitet.
Hitler machte angesichts dieser Pleite einen begreiflichen fleinlauten Eindrud. Er sprach nur etwa eine Viertelstunde und verlegte wiederum den Tag seiner Machtergreifung" auf 10 Jahre.
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2000 Propaganda- Kolonnen! Die Eiserne Front auf dem Lande.
Schluß mit den Putschisten! Schluß mit Hitler! Schluß mit dem Faschismus! Schlagt Hitler ! Schlagt ihn wieder und wieder!
Steht er zu seiner braunen Armee?
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Adolf Hitlers Triumphflug" durch den deutschen Osten hat nicht den Berlauf genommen, den seine Presselakaien ihren Lesern mit schwülstiger Phantasie beschreiben. Seine Königs berger Versammlung ist weit hinter der Riesenkundgebung der Eisernen Front zurückgeblieben trotz des Massenaufgebots der Gutsbesitzer der Umgebung und der Hausbesitzer. Es scheint, daß die Zahl derer, die sich von Hitler nicht retten laffen wollen, auch in Ostpreußen im Wachsen begriffen ist! Sie tun gut daran; denn das bei den Haussuchungen beschlagnahmte Material läßt deutlich genug erkennen, was es mit den Rettungsabfichten auf sich hat! Die schweren Beschuldigungen, die auf Grund dieses unanfechtbaren Materials fid) ergeben auch gegen Hitler selbst werden nicht durch den Weihrauch ausgetilgt, den die servile Nazipresse um den Retter Ost: preußens" aufsteigen läßt. In diesen Beschuldigungen gegen Hitlers Braune Armee ist ein Wort, das ganz anders und mißtönender flingt als die Gefänge der Hitlerschen Hofpoeten das Wort Landesverrat!
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Aber Adolf Hitler ist es nicht gewesen! Er ist ganz unschuldig, er hat nichts von alledem gewünscht, was das Material feststellt, er hat sogar nichts davon gewußt! Wie weiß man denn das, und wie kann man das feststellen? Auf dem allereinfachsten Wege: ein Amtsrichterin kiel hat eine einstweilige Verfügung gegen die Schleswig - Holstei nische Bolkszeitung erlassen, in der es verboten wird, Hitler in Zusammenhang mit den Handlungen der Führer der SA. vor dem 13. März und am 13. März zu bringen. Begründung: es müsse angenommen werden, daß Hitler den illegalen Bestrebungen seiner Braunen Armee fernstehe; denn er habe im Reichswehrprozeß seine Legalität beschworen. Ist das nicht einfach? Es bedarf feiner Untersuchung beim Reichsgericht, es braucht im Prozeß vor dem Reichsgericht feine Klärung der Frage nach der Mitschuld oder der Anstiftung durch Adolf Hitler herbeigeführt zu werden das hat alles schon der Amtsrichter in Kiel beforgt!
Wir wollen ganz deutlich, ganz unmißver ständlich merden: eine solche amtsrichterliche Entscheidung