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Bayern   greift durch.

Ankündigung des banerischen Ministerpräsidenten.

München  , 7. April.  ( Eigenbericht.)

Der gegenwärtige Bayerische   Sandtag schloß am Don nerstag mit der Annahme des Finanzgefehes, durch das der Staats­haushalt für 1932 mit rund 640 millionen in Einnahmen und Aus­gaben abgeglichen ist, seine Pforten.

Das bemerkenswerte dieser lehten Sitzung war die Schärfe, mif der die Regierungsegponenten der Bayerischen   Bolfspartei, Miniffer­präsident Dr. Held, Jnnenminister Dr. Stühel und der Fraffions­führer Prälat Dr. Wohlmuth, die Nationalfojialisten als staats- und voltsfeindlich bekämpften. Dr. Wahl­muih richtete einen frifischen Appell an die Regierung, in dem er erklärte: zu lange und mit einer faff unverzeihlichen Langmut hat die Reichsregierung und auch die bayerische Re­gierung den Unterwühlungen unseres staatlichen Lebens zugesehen, Unfermühlungen, die durch die Enthüllungen der letzten Tage in Preußen und in Bayern   in einem Maß offenbar wurden, daß man darüber erschroden sein muß. Dem muß endlich ein Ende ge­macht werden, damit das Bolt von dem politischen Schlamm be­freil wird.

Ministerpräsident Dr. Held bekannte, daß er tatsächlich eine viel zu große Langmuf bewiesen habe. Aber jetzt sei Schluß damit, nachdem die Dinge unhaltbar geworden seien. Der nationalsozialistische Druck auf die Bevölkerung und insbesondere auf die Beamtenschaft jei jo groß geworden, daß keiner mehr sich getraue, feine Pflicht zu tun und die Staatsintereffen zu vertreten. Tagtäglich werde draußen der Bevölkerung das& öpfe. rollen vorgehalten und gesellschaftlich und geschäfflich mit dem Bontott gedroht. Angesichts des amtlichen Materials, das die Regierung in den Händen habe, feien alle 2bleugnungsverfuche aus dem Hitler  - Lager vollkommen nuhlos. In Wirklichkeit sei die ge­famte Bevölkerung unter den Drud eines uner­hörten Terrors gefeht, wie man ihn noch nie erlebt habe, nicht einmal in den Zeiten des Kulturkampjes. Von diesem Terror müsse die Beamtenschaft und die Bevölkerung endlich befreif merden. Die bayerische Regierung habe dazu alle Anordnun­gen getroffen. Die erste Anordnung sei das inzroischen er­laffene Berbot aller von den Nationalsozialisten wieder geplanten Alarmbereitschaften für die fommenden Wahltage.

Leberwältigendes Belastungsmaterial.

Bon der amtlichen bayerischen   Pressestelle wird neues Material über die Putschpläne nach dem Hitler Sieg" am 13. März mitgeteilt mit dem besonderen Hinweis, daß es absolut echt sei und nicht abgeleugnet werden könne, meil dafür tausendfache 3eugen vorhanden seien.

In einer S2- Sizung erklärte der Gausturmführer von München   Oberbayern  , wenn die jetzige Regierung zusammen. gebrachen sei und die Nationalsozialisten die Macht im Staate über nommen hätten, dann habe die S2. zuerst 24 Stunden Freizeit Dann tönne fich jeder S2. Führer den von ihm notierten Gegner Dorfangen und erledigen.

Der Adjutant Hitlers  , Oberstleutnant a. D. Brüdner, versicherte auf einem Werbeabenb, baß die heute wiederum von demselben Geist befeelt fei wie im Jahre 1923. Gs bauare nicht mehr lange, bann werde die 52 Fahn nicht nur auf dem Braunen Haus   in München  , sondern non jebem

Regierungsgebäude in Deutschland   mehen.

In einer Stadt Oberfrantens trat ein Angehöriger ber Rationalsozialisten an einen Gendarmeriebeamten heran mit dem Anfinnen, er möge fich am nächsten Tage im Parteilotal

einfinden, und zwar zu einer Besprechung, zu der noch weitere acht Staatsbeamte erscheinen würden. Da die Nazipartei jetzt die macht bekomme, müsse sie missen, mas für Leute auf ihrer Seite ſtehen und wer anderer Weinung sei. Die Anhänger der Partei mürben dann ihre Posten bekommen. Der gleiche Nationalsozialist wandte sich dann an einen meiteren Gendarmeriebeamten mit dem Anfinnen, ihm einen Bertrauens. mann innerhalb bes Gendarmeriebezirts zu nennen. Die Partai habe in anderen Beamtentategorien schon überall Bertrauensleute und brauche solche auch in der Gendarmerie.

Diese Versuche der Nationalsozialisten, die Beamten von ihren Dienstpflichten abzuhalten und staatsfeindlichen Zwecken dienstbar zu machen, machten auch nor der Reichs mehr in Bayern  nicht halt. Gewisse ehemalige Offiziere höchsten Dienst grades in der unmittelbaren Umgebung von Röhm find mit diesen Versuchen wohl vertraut. In den Abendstunden des 12. März hat sich der Sturmbannführer von Ingolstadt   47 In fanterie gemebre, die in einer Mühle lagerten, per= ich afft und fie mit einem Auto nach Wolnzach   gebracht. Als die Gendarmerie davon Kenntnis erhielt, legitimierten die Herren sich und den Waffenerwerb durch nachträgliche offizielle Anmeldung.

In Bad Reichenhall   äußerte sich der führende Nationalsozialist mörtlich: Haute abend ist Hitler   Reichspräsident. Innerhalb vier Tagen merden verschiedenen Notverordnungen folgenden Inhalts erlaffen: Auflösung des Reichstags, Abjegung der Reichsregierung, Bahl einer Ständefanumer, die eine neue Berfassung im national­sozialistischen Sinne umgehend zu beschließen hat, meiterhin grund. legende Reformen auf wirtschaftlichem Gebiet, Ausschaltung fämt licher Banten, Umstellung des gesamten Geldmefens auf eine fogenannte Bodenmart, also Inflation, und schließlich sofortige Einführung der Arbeitsdienstpflicht."

Ueber die illegalen Absichten, so schließt die amtliche Beröffent lichung am Tage nach bem Hitler   Sieg liegen amtlich so viele glaub­hafte Angaben aus den verschiedensten Gegenden und Orten von Banern vor, daß fie auch nicht einmal zum fleinsten Ieil aufgezählt werben tönnen. Es gibt kaum einen Drt in Bayern  , dessen Bevölkerung mit derlei Angaben in den Tagen vor dem 13. März nicht terrorisiert murbe.

-OP

Der Proteststreif in Ungarn  . Ein Demonftrant erfchoffen. Die Regierung provoziert. Budapest  , 7. April.  ( Eigenbericht.) Aus verschiedenen Prabinzstädten werden Straßen: tundgebungen der sozialdemokratischen Arbeiter gemeldet, die ohne besondere Swischenfälle berliefen. In Balma. aujbarns schoffen die Gendarmen, nachdem sie angeblich mit Steinen beworfen worden waren. Ein Demonstrant wurde getötet.

Ju Budapest   richteten sich die Umzüge sowohl gegen bie Regierung wie gegen die Aussperrungsdrohnung der

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Neu- Byzanz. inch

Retter Ostpreussens  Der wahre Sieger von Tannenberg

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Wilhelm: Famofer Junge, versteht noch besser, sich beweihräuchern und umschmeicheln zu laffen, als ich!"

Donaukonferenz vor dem Scheitern

Alles wird auf Genf   verlegt.

Condon, 7. April.  ( Eigenbericht.)

In der Donnerstag Bormittagfügung der Biermächte tonferenz hielt der deutsche Hauptbelegierte von Bülow einen längeren Bortrag über den deutschen   Standpunkt.

Bülow führte aus, daß die französischen   Vorschläge der mirt schaftlichen Notlage der Donaustaaten nicht gerecht würden und sie gleichzeitig die übrigen europäischen   Länder, und zwar besonders Deutschland  ( hadigan mürben. Der deutsche Gegenvorschlag molle, baß durch die Großmächte ben Getreide produzierenden Donau­ländern für landwirtschaftliche Produkte und im Falle Desterreich auch für induſtriede Produtre enfeitige Borzugszölle

gewährt werden, mie es non Deutschland   gegenüber Rumänien   und Ungarn   bereits geschehe und wie es auch von Frankreich   versucht Ungarn   bereits geschehe und wie es auch von Frankreich   versucht worben sei.

Die wirtschaftlichen Gegensätze

find am Donnerstag im Verlauf der Aussprache besonders deutlich hervorgetreten. Es stehen sich die Interessen der Gläubigerländer Frankreich   und England auf der einen Seite und die der Handels­länder Deutschland   und Italien   auf der anderen Seite gegenüber. Die beiden zuletzt genannten Bänder find in erster Linie an der Auf­

Unternehmer; Hunderte wurden verhaftet, dann aber bis auf 21 nach Verzeichnung von Namen und Adresse freigelassen.

Ministerpräsident Graf Karolyi   lehnte, solange der Proteststreif gegen die Unterdrückung der Arbeiterpresse anhält, den Empfang einer 80gliebrigen Zeputation ab, demokratischen Arbeiterschaft überreichen sollte. die ihm die Beschwerden und Forderungen der sozial

Die Arbeit in den Zeitungsbetrieben soll Freitag­morgen wieder aufgenommen werden.

Noch 6 Millionen Arbeitslose. Rüdgang in der zweiten Märzhälfte nur 100 000.

Die Frühjahrsentlastung am Arbeits. markt ist in der zweiten Sälfte des März cr martt ist in der zweiten Sälfte des märz er fennbar geinorden. Die Arbeitslosenzahl ist nach dem Bericht der Reichsanstalt seit dem 13. März um rund 98000 aurüdgegangen und betrug am 31. März nach den Zählungen der Arbeitsämter rund 6031 000.

Von der Gesamtzahl der Arbeitslosen wurden am 31. März rund 3 323 000 in der Arbeitslosenversicherung und in der Krisenfürsorge, rund 1948 000 Wohlfahrts erwerbslose in der öffentlichen Fürsorge unterstüt Die Besserung der Beschäftigungsverhältnisse, die im vorigen Berichtsabschnitt sich erst in einzelnen Bezirken ankündigte, hat sich nunmehr allgemein durchseken tön, nen. Sie blieb jedoch hinter der entsprechenden Be­wegung im Vorjahre nicht unerheblich zurück. Die Entlastung des Arbeitsmarkts betrug im Vorjahr in der zweiten Märzhälfte 236000. Die günstigere Entwicklung wurde fast ausschließlich von den Satinn aufenberufen getragen, in denen allmählich die Arbeit in etwas größerem Umfange wieder aufgenommen wurde. Die nicht unerhebliche Zahl der erfolgten Ber mittlungen tommt nicht bällig in einem entsprechenben Rüdgang der Arbeitslosenzahl aum Mushrud, ba biele nicht unterftlikte ebeitslose, bie mährend heb 28inters hem Arbeitsamt ferngeblieben waren, jekt ihr Arbeitsgesuch erneuerten, und weil außerdem der Sustzom von schulentlassenen Jugendlichen in die Berichtszeit fiel.

rechterhaltung ihres Handels mit den Donauländern interessiert. Die italienische Haltung ist ferner dadurch gatennzeichnet, bag Italien  fich als einen der Nachfolgeftaaten betrachtet, der in einen regionalen Zollzusammenschluß der Donausländer mit einbezogen sein müßie. Stalien wäre jedoch auch bereit, einem modifizierten deutschen   Bor schlag zuzustimmen. Es ist ein Kennzeichen für den

geringen Fortschritt

der Berchungen, daß die Konferenz ant Donnerstagnachmittag usciter in der Form des Romitees ber Delegationsführer tage und nicht als Bolligung, wie es vorgesehen war. Man hat bie Cr­marking, baß während der Konferenz wesentliche Beschliffe gefaßt merben, bereits ziemlich aufgegeben und ist sich vor allem barüber flar, daß es teinen 3 med bat, ohne die hauptsächlich inter effterten Bänder, nämlich die Donaustaaten selbst, weiterzuverhandeln. nichtsdestoweniger hat man sich entschlossen, einen Redaktions­ausschuß einzufezen, der die Einladungen an die Donaustaaten zu einer Konferenz in Genf   formulieren soll. Auch die eng­ttsche Bresse beurteilt die Aussichten der Konferenz sehr wenig zu­versichtlich.

Die Radikalen gegen Tardieu. Die bürgerliche Linte nimmt den Kampf auf. Paris  , 7. April.  ( Eigenbericht.)

tampagne der Minister ausgearbeitet. Alen Kabinettsmitgliedern Am Donnerstag wurde im Kabinettsrat ein Plan für die Wahl­find die Städte zugewiesen morden, in denen sie die Dofirin und die Balift der Regierung vor der Wählerschaft verteldigen fallen. Die Regierung versucht also systematisch, die Wähler zugunsten der Rechtsparteien zu beeinflussen.

Die erste Antwort auf Tardieus Rede ist am Donners­tag von der rabitalen Fraktion des Senats erteilt worden, die einen Aufruf an die republikanischen Wähler erlassen hat. Dieser Aufruf

stellt eine Abfuhr für Zarbiau bar. Es heißt darin u. a.: Während

ber abgelaufenen Begislaturperiope hat die Regierung nur dank der ständigen Unterstüßung der Rechten leben tönnen, die nicht ohne Gegenleistung gemährt morden ist. Smeimal bat ber Senat diese 3Deibeutige Bolitif der Regierung verurteilt. Die Bemühungen um die Bildung oder Aufrechterhaltung eines Weinifteriums der repu blikanischen Berföhnung sind durch Manöver der Rechten und ihrer Berbündeten zum Scheitern gebracht worden. Eine derartige Situa tion darf sich nicht wiederhalen, wenn nicht unsere Einrichtungen einer schweren Gefahr ausgesezt werden sollen. Die französischen  Finanzen sind durch die unvorsichtige Führung der Regierung tom­promittiert worden. Auf dem Gebiete der Außenpolitik wiro die neue Kammer ernste Brobleme zu lösen haben. Durch das Brestige und die Klugheit des großen Staatsmannes Briand  , dessen Lod die franzöfifche Demokratie und die ganze Welt betrauert, folite Frankreich   mehr und mehr als der Bote der Bersöhnung und der Berständigung erscheinen. Und troßdem ist Briand   und jeine Politit, die noch den Wünschen des Landes entspricht, in der gehässigsten Weise angegriffen morben. In der neuen Stammer muß mit Nach prud der Wille bekräftigt merben, unter Achtung der Berträge diese Organisation des Friedens fortzusagen. Um dieses Werk der fingn­ziellen Wiederaufrichtung und der Befriedung zu vollenden, brauchen wir eine Sintsmehrheit und eine Lintsregierung"

Zehn der 151 Mitglieder der Graftinn haben den Aufruf nicht unterzeichnet. Su biefen zehn gehören der Unterrichtsminister des gegenwärtigen Robinetts Sardieu und einige Mitglieder ber früheren Kabinette Banal und Tarbien.

Drei bulgarische Gemeinderäte der Stadt Rebrptop, bie in per vergangenen Woche entführt wurden, find wieder freigelassen worden, aber has Geheimnis biefer Entführungsaffäre ist noch nicht auf­geflärt.