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Sin Segelfiück
Sinter.(Senf am See. Die Luft ist glasgrün. llar und wei!� sichng. Genf , die bunte reiche«lad«. Im Süden glifcert das Hochgebirge— der silberne Gletscherkamm des Moni Blanc-Wassios. Genf am See. 150 000 Bewohner. Ein Fünftel davon ist er- werbslos. lind sagtest du nicht— Genf , die reiche Stadt? Wohl, wohl. Liui, oui. Aber auch: Genf , die arme Stadt. Quartier Saint Gervais, die Industriestadt: Uhren und Bijouterie, alle.- stockt— kein Absah. Und die Genfer Fremdenindustrie stockt— das englische Goldpsuno fehlt, und die deutschen Reparationen machen die Genfer Fremdenindustrie kapores— jawohl, so ist es. Genf , die reiche Stadt— und dennoch arm. Aber nicht herzlos. Ein Herz für das vergewaltigte China . Ein Herz für Natur und Frei- heit. Rousseau hat uns das gelehrt— der freie Bürger des freien Genf — mit Voltaire der Vater der großen französischen Revoln- Hon. Rousseau — der unstete Wandergeist, der immer Gärende von Jugend auf— wir Proleten von Genf , wir haben den Rousseau im Blut, den Jean Jacques . Lustig— vorwärts— en avaot— Segel hoch— wir fahren über den See. Arbeitsloses Uhren- und Bijouterieproletariat— freigeweckschafllich und freijportlich organisiert. Unser ratbeflaggter Sportkutter— �Jaures" heißt«r— wir fahren durchs Blaue, Über die Beilchen des Genfer See ». Sportkutter„Iaurej"— Eigentum des Freien Wafferfports. Heimatshafen Genf . Sechs Mann sind wir an Bord— nein: drei Männer und drei Damen: drei Mädchen, Genossinnen vom Silberfiligran— arbeitslos! Aber wir nügen die Freiheit— zu Sport! Unseren Sport- kurter haben wir uns noch bei guten, arbeitsfrohen Zeiten angeschafft— der Betriebsstoff kostet nichts— der Wind ist unser Benzin — der Vent Midi: der ftifche Südwest treibt uns schnell über den See. Die Mundharmonika gibt den Ton— wir singen: sechsstimmig hallt das Lied der Freiheit— Kutter„Joures" fährt über den See. Genf . Hinten sinkt das brückenreiche Genf weg— Drücken über die Rhone . Die Rhön «, in ihren Kraftwerken gibt sie Trieb und Licht — aber die Fabriken stehen. Weinhügel links und rechts, cun schmalen Untersee. Nordhin steigt hinter den Rebenhügeln der kaltgraue Jura, weihe Wolken türmen sich obendrauf: gestaut vom Frühwind, dem Bent Midi. Bor dem Winde sind wir stolz dahingeflogen, wie die Möwen — die mit blau werßer Schwinge unser rotes Seidenbanner droben am Topp streifen. Wir stnd jetzt im breiten tiefen See. Zu Nachmittag springt der Wind um: nach Nordost— der Derrt Bise, wir kommen nur langsam vor, wir müssen kreuzen und lavieren. Die Zeit springt — schnell gegen die Stunden an springt die Zell — so wie unser Segelkutter hart um» laut klatschend gegen die sich überschlagenden opalfarbenen Wagenkämme anspringt. Ehrlüh sein— uns allen s schien wird es im Magen ein bißchen unheimlich— es wühlt und knurrt, Mimi ist blaß wie eine Lllie— und Margot beißt sich Ru. binen aus die Unterlippe. Usber dem Westlach des Sees steht schon der Abendstern— die grünblitzende Venus am leichtorangenen Späthimmel. Wann geht der Mond auf? Genossin Gervaise findet das erlösende Wort: Laßt uns landen! Die Nacht schlafen wir an Land. EK bien— alors! Wir steuern Land an: Frankreich : See Süd . Gewaltig steigt das Gebirge— die iranzösische Provinz Hoch Savoqen: das Berg- land Le Eha Klais. Violett und grau. Im Hafen Eoian les Bains blitzen die ersten Lichter aus— wie droben am Zenit die Sterne. Eoian— der Hasen— die Mole— der Pier. Jacques springt an Land— wirst Leine: wir vertäuen den Kutter. Alles an Land — Mimi nimmt Rosette mit, das kleine graue schnurrende Kätzchen, unser Bordglück. � Eoian les Bains. Heiß« Quellen und sprudelndes Tafelwasser. Schon die Römer badeten hier. Reiche Hotels. Uferpromenaden
mit breilästig«», graustämmigen Schirmplatanen— die Blatter sind fort— die Aeste sind wl« starke Schirmrippen. Eoian— sommers viel besucht: vom reichen Paris und Lyon . Börstaner und Seiden- industrielle. Eoian— 4000 Bewohner. Wo wohnen wir hier: gut und billig? Eh. Monsieur? In der „Post", am See, Touristenhaus— und Verkehr der Arbeiter. Gut, dahin! Hotel. Poste am See. Wir haben gespeist— wir trinken den Petit Bin Chablais , rotgelb schillernd— der schmeckt nach Edel- kastanien. Ah oui, sagt Mademoiselle Girett«, die kleine flinke flammende Kellnerin— unsere ganzen Berge sind voller Reben und Edelkastanien— und rotbackiges Obst dazu. Und gute Milch haben wir— und den gelben Rahmkäse, den Chablais Creme. Bringe den Käse, cherie Girette— unsere Mädels spitzen schon die rosigen Mäulchen. Den Käse— den trägt unsere Bordkasse noch, trog der Arbeitslosigkeit. Eoian l«s Bains, französisches Süduser des Sees. Hotel Poste, auf der glaseingsdeckten Veranda— abends— wenn wir hinaus schauen, dann sehen wir drüben: fern und näher, die Lichter der Kürorte Lausanne, Veoey und Montreux— r jenseits des Sees. Wir schauen, reden und hören. Die Bauarbeiter von Evian haben sich zu uns gesellt— die Maurer und Seimnetzen und Zim- merer— es wird viel gebaut in Eoian. Fremdenhäujer— wir schwätzen französisch und italienisch. Diele italienische Bauarbeiter schassen in Eoian: Emigranten, Sozialisten— im Exil vor der Tyrannensaust des abtrünnigen Exgenossen Mussolini . Uno ein alter, anllitzdurchfurchter Maurer, ein Evianese, sagt uns— cer. tainemem, vor einigen dreißig Iahren hat Er hier mit uns als Maurer geschafft— der Mussolrni. Er war ein unruhiger Geist, ein Querkops— Er konnte alles bester. Ein anderer Tischgast sagt: eigemlich war er von zu Hause aus Lehrer, der Mustolini — aber was er endhin der Welt gelehrt hat, das war nix Gutes— ?a ne vaut rien du tout! Di« Tyrannis ist«in böses Laster. Unser Tischkamerad ist auch Lehrer. Sozialist gleich uns— wir haben denselben Blick, dieselbe feste Hand, die gleiche Energie: ver- stehen— urteilen— aufbauen! Genosse Lehrer erzählt, vom See. Die Ureinwohner des Landes waren Kelten, Lllobroger— sie wohnten auf Pfahlbauten, im See drin. Die Allobroger kamen später unter Rom — als Provinz Azer eaballicus. Auch der Londesname Ehablai, Hot antiken Ur- fprung— keltisch-rmmmisch:„Haupt" heißt das— das Gebirge- baupt. der See ist die blaue Eisenhaube über dem Gebirgskopf— Ehapeau, Chablais! Nach Roms Herrschaft waro die Gebirgi'chast Chablais burgundisch und fränkisch— der deutschrömische Kaiser Konrad der Zweit«, der Salier: der schenkt« Anno 1034 die Land- schuft Chablais an di» Grafen von Savoyen, in deren Besitz blieb das Land bis 1792. Da ward Le Chablais französisch, in der j Grande Rspubliqu«. Liberte! Stur; des Feudalismus . 1814 bis 1800 tonten wir wieder zum Königreich Saooy«n-Piemont-Sar- dinien. Seit 1860 singen wir die Marseillaise , und es geht uns frei und gut unter Frankreich — es leb« die Demokratie! Nacht. In Evian am Genfer See . Der Wind hat wieder ge« dreht—• er donnert aus Südwest: Bent Baudaire, Sturm. Föhn — die ersten Vorboten des Lenz. Unser Kütter„Jaures " ist im Hajen gm vertäut— pir schlasen im Hotel. — steh mal aus, Camg- rädcs'Bsbou'— guct aN ocm Fenster—. oilarti q'esf beau; rpie' fd)ön— der See silbern und schaumweiß— am Himmel der schiefe gelbe Mond — mal verschwindet er— mal ist der Mond wieder da — brausende sausende Wolken huschen über den Mond dahin— mal opaken gerändert, mal tiefschwarz, mal Alabaster und Amethyst, mal Schwefelgelb— der Sturm, der Föhn, der Vaudaire— Kutter „Jaures " reißt an den Troffen, er wird unruhig— wenn der Sturm auf Lenz geht, dann müssen wir fahren und fliegen— morgen früh breiten wir die roten Flügel— unter Vollwind nach Gens. Freier Wassersport, freie schöne Well!
Jnge Siramm: Ii 1 3 II C|#ll iti(§6
Des Morgens zwischen sieben und acht bin ich nur Mensch in Masse. Ich werde unausgeschlafen mit den anderen in den dunklen Schacht Ger Untergrundi ahn geschoben. Die Räder rollen. Die Zeitungen knistern. Ptancher ißt seine Frühstückssemmel dort fm Stehen, die Mappe unter den Arm geklemmt, mit der linken Hand sich hochgereckt an der Stange haltend. Dafür kann er zu Haus fünf Minuten länger schlafen. Wir blinzeln alle ein wenig mit den Augen, wenn wir wieder die Treppe herauf ans Licht steigen, und mancher zerrt hastig an feinem Mantelkragen, wenn die Sonne uns plötzlich so ganz ein. hüllt: doch langsamer geht niemand. Uno dabei hängt der Morgen so silbrig über der Stadt, und der Himmel zwischen den Häusern ist blau und verheißungsvoll. Aber eine unbarmherzig« Kühle kriecht -mmer noch in die Fingerspitzen. Mutter hat doch recht gehabt: das helle Kostüm ist noch zu dünn. Aber in dem staubigen Winter- mantel hängen so viele dunkle Stunben und so viele Enttäuschungen. l'iun wird es doch Frühling und alles soll licht werden. In dem kleinen Park, den ich durchqueren muß, ist da heute mcht nur ein grüner Schimmer über den Büschen, sondern die ersten. aufgerollten Wättchen drängen sich mir befreit entgegen, an dem Zierkirschenstrauch bricht das Weiß der Blüten wie stille, kleine Flammen hervor, ein gelber Schmetterling flattert darüber. Und nun ist auch plötzlich die brennende Sehnsucht im Herzen : c mußt geworden. Run wird dos große Warten sich wieder zwischen den Bürostunden hervorrecken und die Freude aus Kommendes steht mit offenen Armen so wie jedes Jahr. Nun kommen wieder die Sonntage: Warmer Wind über blauem Wasser, in Werder blühen die Kirschen. ,ed« freie Stunde nt ein Fest. Und di« Menschen ziehen singend vorüber so wie jedes Jahr. Und des Abends stehe ich in meiner Stube. Irgendwo geht di« Sonne unter, aber dos kann ich nicht sehen. Ich sehe nur den weißen Wolkenstore vor meinem Fenster, auf den ich sehr stolz bin. und vergesse, daß er die Aussicht auf eine häßliche Brandmauer verhüllt. Und ich plätte mein weißes Kleid mll den vielen Volants und die rosa Bluse mtt dem Jabot und bürste ein paar Flecken aas dem weißen TennismanteD Aber in di« Ecke, wo sonst der '.«nnisschläger immer stand, gucke ich nicht mehr. Das hat nur weh getan, den Schläger da schön in den Rahmen gespannt stehen zu sehen. Tennisspielen! Wer kann sich denn das noch leisten? Em« Sicnotypistin gewiß nicht In dieser Zeit! Und da Hab: ich ihn oben verkauft. Und nun ilt es schon wieder Frühling und all die allen Hoff- nungen rege» sich wieder.?lber die Menschenherzen sind wie Erde unter der Afphalldecke d-r steinernen Straßen geworden. Sie wollen
> Blüten treiben und können es nicht mehr. Die Enttäuschungen j haben alles zugemauert. Ja, es wird olles sein wie immer! Die Bäume werden irgend- wo blühen und irgendwo wird die Sonn« über Wälder und dem Duft der Wiesen untergehen. Aber die Eisenbahnabteile werden nicht mehr so überfüllt sein wie früher. Jeden Sonntag werde auch ich nicht mehr herausfahren können. Aber im Park ist es auch schön und Hans Mertens ist ein guter Freund. Doch wenn dann in der Dämmerung die vielen Autos müde und bestaubt, mit Blüten geschmückt, wieder In die Stadt herein- pnd on uns vorbeirollen, wird er nicht mehr sagen: „Laß man, später werde ich auch so eins hoben und dann hole ich dich immer ab und die Welt gehört uns! Und du brauchst nicht mehr das Fahrgeld nachzurechnen und den Kaffee und die Wiener Würstchen und das Karussellfahren, weil die Kosten dann nicht mehr geteilt zu werden brauchen...." Rein, das wird er nicht mehr sagen, seitdem er stellungslos ist Ich schäme mich, daß mir Trönm über die Backen laufen. Aber ich bin doch noch so jung und ich will doch noch so viel! Ein Kind schreit und steht mitten auf der Straße. Dann läuft fi, in«inen dunklen Torweg, dem Klappen von Müllkastendeckeln entgegen Eine verhärmte Frau eilt mit einer Milchtanne. Hinter- Häuser liegen frierend im Schatten. Ein?lrbeller kommt mir ont- gegen. Ich fahre rasch über die Augen. „?lher Frollein, wo der Himmel heut« so blau ist!?' Ich lächle den Mann an und das freut ihn sichtlich. Er dreht sich noch einmal nach mir um. Warum ist er nicht jung und elegant...?, denk« ich unwill- kürlich. An der Ecke steht eine dicke Frau mit einem Korb voll Himmels. schlüssel:„Frollein! Nehmen Se sich man son Zipfel vom Frühling mit ins Büro, dann geht die Arbeit nochmal!o gut!" Oder auch doppelt schwer... denke ich. Aber ich halle Plötz- lich doch so einen Sttauß in der Hand. Und nun sieht er vor mir auf dem Bürotrsch in der Hofftube neben meiner Schreibmaschine und er leuchtet wirklich. Der ganze lltaum ist heller oavon, und Herr Haafernann, der Abteilungsleiter, ill schon zweimal vorbeigegangen und hat noch den Blumen hin- geschgut. Und has drittemal ist er hei mir stehengehlleben. „Das sind die richtigen Himmelsschlüffel, so wie sie nur auf den Wiesen blühen. Haben Sie die selber gepflückt?" Und er neigt sich zu meinen Blumen mit ganz behutsamen Händen. Ich habe ihn, glaub» ich. sehr verwundert angeschaut. Denn er hat sich gleich entschuldigt: „Rein, nein, hl« können Sie ja gar nicht selber gepflückt hoben,
die blühen ja nur in den Bergen, in meiner Heimat Alz ich noch ein Junge war, da pflückten wir riesengroße Sträuße davon und di« standen dann in ildenen Krügen aus den Fensterbrettern, und die Mädchen lachten hinter den Gardinen." Er ist dann ganz schnell, wie fliehend, gegangen. Es fft überall dieselbe Not, wenn es Frühling wird. Es reißt allen am Herzen. Aber di« Menschenherzen sind wie Erde unter der Asphaltdecke der Straßen geworden. Sie wollen Blüten tteiben und können es nicht mehr. Nur ganz wenige gehen staunend vor Glück und hallen sich an heißen Händen, wenn die Nachtigallen in den Dämmerungen rufen, und sind nie mehr allein. Ob ich auch einmal zu denen gehören werde? Einmal, wenn es Frühling wird? tma tBüfing: Viere im Viergarlen Berlin ist stolz auf seinen Tiergarten, diesen grünen Sommer- Dom, der vom Jubilieren der Bogel erfüllt ist. Gar mancher T:er- garten-Dauerbesucher unterhält seine ganz privaten Tiersreuno- schasten und.zahlreiche Vögel sind oft ergötzlich zutraulich und. trachten den Menschen ohne weiteres als Fmlerquelle, vor der e nicht die geringste Furcht zu hegen brauchen. Der Berliner Tie» garten ist wellberühmt und das mtt Recht. Doch wird er. namcni» lich im Ausland, oft mtt dem Zoologischen Garten verwechselt. Fü? Fremde ist der Name selbstredend irreführend: dennoch ist er[*• rechtigt. Viel kreucht und fleucht im Tiergarten und was es an Leb»-- wesen dort gibt, ist zur Zeit, im Rahmen der wechselnden Ai.-v- stellungen, im Museum für Naturkunde zusammengetragen. Der Bogel hat nach menschlichem Willen das Dorrecht im Tier- garten. Die meisten Vögel find geschützt und ihr Schutz wird derart sireng gehandhabt, daß sogar das Museum sich nur mit Mühe und Not di« zur Ausstellung benötigten Exemplare verschaffen konnte. Es sind Tiere darunter, die man zuweilen als zweite oder dritte Garnitur ansprechen kann. Aber das schadet nichl�im geringsten, d:« Anschaulichkeit bleibt. Jeder Vogel hat seinen Steckbrief und der ist so inhallreich, daß kein aufmerksamer Besucher ohne Vermehrung seiner Kenntnisse die Ausstellung verlassen kann. Da ersähit der Berliner , daß all' die hübschen Bögel, die er Schwalben nennt, gar keine Schwalben sind, sondern Mauersegler. Doch hör man außer diesen Pseudo.Zchwalben di« Rauchschwalben und die Mehlschwalben im Tiergarten. Ein reiches Kartenmaterial— die Tiergartenverwallung unterstützte diese Ausstellung nach Möglichkeit— zeigt u. 0. wo sich Bruthöhlen befinden, wo man gewisse Vögel sehen kann oder wo sie zu hören sind. Im Bilde sieht man Vogelschutzhecken und künstlich« Quirl«, die den Freibrutern bei ihren Nestanlagen zugute kommen, sowie Bruthöhlen. Selbstredend fehlen die natürlichen Nester und Eier nicht. Im Tiergarten bleiben morsche Baume stehen, um den Höhlenbrütern ihre natürlichen Wohnungen zu lassen. In alten Eichen wohnen beispielsweise Waldkauz-Parchen . Ferner ist der Wintcrsütterung bei Veranschoulichung geeigneter Futtergeräte ein Platz in der Ausstellung eingeräumt. Interessant ist die Möglichkett des genauen Kennenlernens der Vögel. Man sieht Männchen, Weibchen und die Kinder im Jugend- kleid. Man weist auf die unterscheidenden Merkmale hin zwischen Haus- und Feldsperling und zwischen Star und Amsel. Man lehrt den Flug der Raubvögel unterschetden und zeigt z. B. genau den des Turmsalken. Der Wanderfalke ist sehr sellen geworden. Doch hat er scheinbar starke» Lebenswillen, ei paßt sich an und wurde ein Vogel der Städte. Auf-der-Kals «rÄllilhelm..Gsdäch:ni-.Ä>rch? lebt nun schon sett Jahren ein Wandersalkcn-Pärchen. �chinesische Enten hingegen, die aus dem Zoo ausgewandert sind, lassen es sich im Tiergarten wohl sein und ziehen dort regelmäßig chre Brüten groß. Aus diese Weise nahmen echte Chinesen von einem Stückchen Tiergarten Besitz. Die Hauptanziehungskraft der Ausstellung aber wird wohl der in Notenspracho gefaßte Gesang der Vögel sein. Diese Anregung ist auf Direktor Zimmer zurückzuführen, der dadurch dem volkstüm!ichr>> Erfassen der Aogelkunde sehr weit entgegenkommt. Durch die Noten erfährt man, wie der Pirol seinen Namen„Vogel Vülow " ruft und wie der Buchfink sein«Bin ich nicht ein schöner Bräutigam" sim Man lernt die Taubenrufe und die Unterscheidung von. Amsel- und Drosselsang. Der Tiergarten ist ein großer Vogelschutzpark und v- den 175 Arten von Vögeln, die in der Mark vorkommen, gibt c.- 39 im Tiergarten. Um sie zu erhallen, werden viele Säugetiere verfolgt und die ! Eichhörnchen hol man sogar gcwolltermaßen ausgerottet. Das wir? mancher Natur» und Tierfreund ausrichtig bedauern-, denn das Eich Hörnchen, das Aeffchen unserer deutschen Wälder, besitzt iwn einmal die Sympathien aller Menschen, welche die Natur nicht nur vom nackten Nützlichkeitsstandpunkt au« betrachten können. Schließhch schleckt ein Eichhörnchen ja nicht nur Dogelcier und wenn es mal c-". paar Knospen ruiniert, so g!ll doch unser Tiergarten auch gerade nicht für eine kapitalistisch beiriebonc Holzfabrik Im großen:.".io canzen reguliert der Naturhauzhall sich nämlich selbst,-osonec der Mensch nicht Hineinpsuscht. Bon den arg bedrängten Säugetieren sieht man ttotzdem dann und wann noch mal den Jliis und dos Hermelm. Auch ist dos Kaninchen noch anwesend, ob-.ohl dem Hasen schon der Garaus gemacht ist. Die Hausmäuse scheinen e- Nicht zq ahnen, daß der Tiergarten für sie nicht der richtige Auient- holt ist; denn ein Teil von ihnen hat aus den Gebäuden des Tirr- garten« seinen Wohnsitz ins Freie verlegt. Das häufigste Säugetier des Tiergartens ist di« Wanderratte, bis trotz aller Bekämpfung?- mahnahmen in ihrer Zahl nicht abnimmt. Sie ist für die Menschen eine stete Gefahr, da sie Krankheitsüberträger ist. Die Ausstellung ist sehr gut besucht und oft stehen die Menschen in ihr Ellenbogen an Ellenbogen. Darum sei auck, hier darauf hingewiesen. daß das Publikum bei der Geslalmng der wechselnden Am stellung ausschlaggebend ist. Gut besuchte Ausstellungen werde» nämlich»ach einem gewissen Zeitraum wiederholt.
Könlgenilrahlcn im Dicrsi der Kriminalistik. Um einen Recht brecher zu identifizieren, galt bisher als einziges umrügiiches Mittel die Methode der vergieichenden Fingerabdrucke. Ja dielen Tagen wurde nun in'Washington ein neues, von dem dortigen Arz- Poole ausgearbeitetes Verfahrer, der Oeffentlichkett übergeben, da- die Methode der Fingerabdrucke glücklich zu ergänzen schein». Dc Verfahren bc rittst au' der Rpntgenphotopraphie der Naienbogen, deren Form— wie die Prüfung eines Materials von: l-«r 200» Bildern ergab— niemals bei zwei Personen genau übereinstimmi, nicht einmal bei Zwillingen Die Poolesche Methode weist zudem noch den Vorteil auf. daß sich die Form der Nasenbogen wahrend des ganzen Lebens mcht verändert, weder durch Altern noch durch Krankheit. Daher stellt ein zu irgendeiner Zeit des Lebens, ja. schon in der Jugend, aufgenommenes Röntgenbild der Nasenboge- cm dauerndes Mittel zur Wisdererkennung einer Person dar. Höhe der öllsbergc. Ein au« dem Eismeer kommender Eisberg von 100 Meter Höhe über dem Meeresspiegel fft in Wirklichkeit 700 Meter hoch, da er nur zu einem Siebentel aus dem Meeres- wasler herausragt. Die„Grande Armer" Napoleon » war IWi 220 000 Nonn, 1812 475 000 Mann stark.