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Morgenausgabe

Nr. 168

A 85

49.Jahrgang

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Der ,, Bormärts erfcheint wochentäg Tich zweimal, Gonntags und Montags einmal, die Abenbausgabe für Berlin und im Handel mit dem Titel Dez Abend", Suftrierte Sonntagsbeilage Bolt und Zeit".

Vorwärts

Berliner Boltsblatt

Sonntag

10. Apríl 1932

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Der zweite Schlag.

Schlagt Hitler !- Fort mit den Hakenkreuzbanden!

Heute wird Hindenburg wieder zum Reichspräsi-| daß man ihnen das außerhalb ihrer eigenen Reihen nicht denten gewählt. Daran zweifelt niemand. Und dennoch ist dieser Kampf mit stärksten Spannungen geladen, weil das Zahlenverhältnis des zweiten Wahlgangs von größter politischer Bedeutung ist.

Hitler weiß, daß er heute geschlagen wird. Er hat in seinen Wahlreden den Sieg um zehn Jahre vertagt und immer wieder zappelnd geschrien, daß nicht fapitulieren werde. Er hat sich einen Grabstein gewünscht, auf dem zu lesen steht, daß er niemals schwa ch geworden ist. Das ist die Sprache eines Mannes, der begriffen hat, daß sein Stern fintt.

Was fällt, das falle, und du sollst es noch stoßen. Je schneller die Hitler- Episode in der deutschen Geschichte erledigt wird, desto besser wird es für das deutsche Volk sein. Er­nüchterung tut not! Reinigung tut not! Jede Stimme mehr, die heute für Hindenburg , jede Stimme meniger, die heute für Hitler abgegeben mird, ist ein Schritt zur Ge­fundung. Je schneller der deutsche Faschismus in den Ortus verschwindet, desto sicherer und rascher wird auch das Gestirn der Demokratie und des Sozialismus mieder emporsteigen.

danken wird. Erst künftige Geschichtsschreiber werden die Frage aufwerfen, was wohl aus Deutschland geworden wäre, wenn es hier nicht in den Zeiten der großen Gefahr Mil lionen politisch geschulter Arbeiter gegeben hätte, die ohne Rücksicht auf ihr eigenes Wohl das Notwendige leisteten!

Ohne die rettende Tat der sozialdemokratischen Arbeiter wäre Deutschland heute die sichere Beute einer Gesellschaft wüster Abenteurer. Die sozialdemokratischen Arbeiter haben

das Ihre getan, jie verlangen jetzt vom Reich, daß es das Seine tut! Sie wollen nicht Unterdrückung, sondern sie wollen Freiheit, das heißt Befreiung von den Organisationen der Gewalt und des Terrors, Sicherung der demokratischen Republit, sittliche Erneuerung, Wiederherstellung der staat­lichen Ordnung. Das alles läßt sich nur erreichen, wenn mit der faschistischen Bandenwirtschaft ein für allemal Schluh gemacht wird! In diesem Sinne noch einmal, zum letztenmal:

Schlagt Hitler , wählt Hindenburg !

Die Feme in der SA.

Bergebliche Ableugnungsversuche.- Die Berhaftungen in München .

Die sogenannte Lügenabwehrstelle der NSDAP . läßt| fein soll, organisierte furz vor Ostern ein Umlegekommando

cine Tichekazelle im Braunen Haus erklären, daß daran fein wahres Wort sei. Gegenüber dieser Erklärung stellen wir die folgenden Fragen:

Die notwendige Reinigung ist ein politischer Aft. Sie sollte zugleid) auch ein juristischer und ein Berzu den Veröffentlichungen der Münchener Post" über waltungsaft sein. Der politische Aft muß heute und von heute in zwei Wochen bei den Preußenwahlen vollzogen werden. Der juristische Att muß sich, wenn es noch Recht und Gerechtigkeit gibt aber ob es die gibt, ist nicht ganz sicher ror dem Reichsgericht in Leipzig abspielen. Der Berwal tungsaft jedoch darf auf keinen Fall noch lange auf sich warten lassen. Das ist das Verbot der SA. und der SS. , die Befreiung des deutschen . Bodens von der röhmischen Armee.

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Liest man die Borheimer Dokumente, die neuen Ent­hüllungen aus den Polizeiattionen in Bayern , Preußen, Hessen und anderwärts, nimmt man dazu den schmutzigen Sitten skandal des Braunen Hauses und die neuesten Fest stellungen über das Wiederauflebendes schwarzen Femewesens, dann faßt man sich an den Kopf und fragt, wie sich in einem Staatswesen, das doch ein geordnetes sein mill, etwas derartiges entwickeln konnte!

Die Gesellschaft, die sich Nationalsozialistische Arbeiter­partei Deutschlands " nennt, mag als Partei weiter existieren, solange es Leute gibt, die an ihrem Phrasenschwindel Ge­fallen finden. Die militärischen Einrichtungen Dieser Partei aber müssen zum Berschwinden ge­bracht werden. Jeder Tag, den diese Aktion aufgeschoben wird, ist schuldhaftes Verfäumnis!

Kein Wort über die verlogene Infamie jener Rechts blätter, die das Reichsbanner und die Eiserne Front mit SA. und SS. auf die gleiche Stufe stellen, ihnen ähnliche Absichten unterschieben wollen. Nur Feinde des gegenwärtigen Staates fönnen so tun, als gäbe es feinen Unterschied und müsse es gleiches Recht ge en für die, die den Staat verteidigen und jene anderen, die ihn zerstören mollen. Aber dies sei in aller Offenheit gesagt: Gegenüber den Rüstungen zum Bürgerkrieg, die jetzt auf nationalsozialistischer Seite festgestellt wurden, sind die Abwehrmaßnahmen der ver­

1. Wie kommt es, daß Herr Röhm am Sonn abendmorgen in Berlin eingetroffen ist und im Kaiserhof" Wohnung genommen hat?

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2. Wie kommt es, daß der in den Veröffentlichungen Münchener Bost" genannte außenpolitische Mitarbeiter Röhms, Herr Bell, ebenfalls am Sonnabendmorgen der Redaktion des Vor­wärts" cine Erflärung gegeben hat, die auf eine volle Bestätigung der Mitteilungen der Münchener Post" hinauskommt, die Existenz einer Tscheta be stätigt und darüber hinaus feststellt, daß Anschläge dieser Tschefazelle gegen Herrn Röhm und den Grafen du Moulin Eckardt geplant seien?

Die Münchener Verhaftungen.

München , 9. April. ( Eigenbericht.)

Die Polizei verhaftete sechs Mordverschwörer, an ihrer Spitze den angeblichen Chauffeur des Horn- Kommandos der Jelle G und den Fabrikanten und Bandagisten E. Danzeifen aus München - Caim.

Danzeisen, der im vorigen Jahr noch Standartenführer der SA. war, zur Zeit aber nicht mehr Mitglied der Hitler - Partei

und stellte zur Durchführung des Mordplans eine größere Geld­summe zur Verfügung, die bereits unter die Aktivisten verteilt wurde. Unter den Opfern, die als der Partei unbequeme Führer beseitigt werden sollten, befanden sich der Stabschef Röhm und sein außen­politischer Mitarbeiter Bell sowie der Chef der Nachrichtenabteilung Graf du Moulin- Edart. In diesem Zusammenhang wurde auch der Reichsführer der SS., Abgeordneter Himmler genannt, der durch seine Tollhausorganisation, des sogenannten Raffeamts, innerhalb der SS. weitesten Kreisen verhaßt geworden ist. Die Art der Beseitigung war der Mordkolonne selbst überlassen. Außer Danzeisen wurde auch seine Frau verhaftet, die inzwischen wieder freigelassen wurde, ferner der aus Karlsruhe von dem Reichstagsabgeordneten Buch herbeigeholte Horn und jener berüchtigte, des Gareis- Mordes verdächtige Ceutnant Schwei­tart. Fünf der Verhafteten wurden bereits dem Untersuchungs­richter vorgeführt. Bei ihrer Bernehmung verwickelten sie sich in zahlreiche Widersprüche.

Röhm, Himmler und Bell in Berlin .

Am Sonnabend kamen aus München in Berlin an: der Stabschef der SA. , Röhm, der Führer der GS., Simmler, Graf Spreti , und Röhms Mitarbeiter Bell. In ihrer Begleitung war Rechtsanwalt netge. brune. Sämtliche Personen, die als Objekte eines Anschlags der Tscheka im Braunen Hause genannt worden sind, haben demnach München verlassen.

Attentat auf Luther .

faffungstreuen Republikaner noch durchaus unzureichend. Bei der Abreise nach Genf. - Luther unverletzt.- Täter verhaftet.

Die Attentäter.

Darum gibt es jetzt nur zweierlei: Entweder die Bürger­Auf dem Potsdamer Bahnhof wurde gestern abendsofort nach dem Polizeipräsidium transportiert und Priegsarmee Hitlers hört auf zu bestehen, oder es muß un­gesäumt alles geschehen, um ihr eine stärkere, eine noch straffer um 21 Uhr auf den Reichsbankpräsidenten der Abteilung la zugeführt wurden. organisierte, eine mit allem Nötigen noch besser versehene Dr. Luther, der mit der deutschen Delega Gegenarmee entgegenzustellen. Wünscht die Reichsregierung, tion nach Genf abreisen wollte, von zwei wünschen die Länderregierungen nicht, daß dies geschieht, jungen Menschen ein Revolverattentat ausgeführt. so haben sie nur ein Mittel in der Hand, es zu verhindern: Es wurden auf ihn mehrere Schüsse abge= Sie müssen der republikanisch gesinnten Bevölkerung die Gegeben, die jedoch fehlgingen. Lediglich eine Kugel wißheit geben, daß auf deutschem Boden keine faschisti

sche Privatarmee mehr existieren wird!

Die sozialdemokratischen Arbeiter, die heute ihre letzte Anstrengung machen, um Hitler mit Hindenburg entscheidend zu schlagen, haben diesen ganzen Kampf mit großer Kalt­blütigkeit, aber auch mit perbissener But geführt. Sie haben wieder einmal Staat und Bolt vor dem Sturz in den bgrund gerettet, und sie wissen schon aus alter Erfahrung,

durchschlug seinen Rockärmel und streifte ihn am Arm, hinterließ jedoch nur

Schramme.

eine kleine

Als Täter wurden der 34jährige Werner Kertscher und ein Dr. Max Rosen, der aus Samburg stammen soll, verhaftet. Weitere Angaben über die Personalien verweigern die Attentäter, die

Währungsphantaften- frühere Nationalsozialisten. Die beiden Attentäter sind bekannt in der Freiland­

Freigeld- Bewegung. Seit Jahr und Tag haben sie in den Zeitschriften der Währungsphantasten heftige

Angriffe gegen die Geldpolitik der Reichs­bank geführt. Einer der beiden Attentäter hatte eine Einladung des nationalsozialistischen Juristenbundes. Abteilung Volfswirte, in der Tasche. Beide haben früher der Nationalsozialistischen Partei an gehört, find jedoch vor einiger Zeit ausgetreten.