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18 Liften zur Preußenwahl. KPD. - Zusammenbruch in Berlin

Die Bersplitterung

Die Frist für die Einreichung von Wahlvorschlägen für die preußische Landtagswahl ist jetzt abgelaufen. Beim preußischen Wahlleiter, dem Präsidenten des preußischen Statistischen Landesamts, find insgesamt 18 Wahlvorschläge zur Neuwahl des Preußenparlaments am 24. April eingegangen. Ob all diese Vorschläge zugelassen werden und in welcher Reihenfolge sie auf dem Abstimmschein erscheinen, steht noch nicht fest. Die Ent­scheidung darüber fällt der Landesausschuß, der unter dem Vorsitz des Landeswahlleiters am kommenden Mittwoch zusammentritt. Der Landeswahlausschuß besteht außerdem aus Beisigern, die von den sechs größten Parteien gestellt werden.

Jede Gruppe, die bisher noch nicht im Landtag vertreten war, mußte in einem Wahlkreis 500 Unterschriften aufbringen, um einen Wahlvorschlag einreichen zu dürfen. Der Wahlkreisleiter hatte dann zu prüfen, ob gegen diese Unterschriften nach den Bestimmungen des Wahlgesetzes nichts einzuwenden sei.

Die 18 Listen für die kommende Preußenwahl zeigen die gleiche Zersplitterung, die sich schon bei den legten Landtagswahlen bemert­bar gemacht hat. Besonders haben auch die Bertreter der polnischen Minderheit wieder einen Wahlvorschlag eingereicht, doch ist kaum anzunehmen, daß bei dem erhöhten Wahlquotienten von 50 000 eine der Splittergruppen Aussicht auf die Erlangung eines Mandates hat. Es ist daher zwecklos, die Namen der übrigen Splittergruppen zu nennen, ehe der Landesausschuß entschieden hat, ob sie überhaupt

zugelassen werden.

Auch Basel hat gut gewählt. Gewinne der Linfen auf Kosten der Rechten und Kommuniffen Basel, 11. April. Die Neuwahl des Baseler Kantonrats zeigt die Kommu­nisten in starkem Abnehmen, ebenso die Rechte, während Sozialdemokraten und Freisinnige zuge­nommen haben. Es ergibt sich folgende vorläufige Gigverteilung nommen haben. Es ergibt sich folgende vorläufige Sigverteilung ( in Klammern die bisherigen Mandate):

Radikaler Freisinn

Sozialdemokraten

Bürgerpartei

Liberal- Konservative

Evangelische

Kommunisten

25-26( 20)

38-40( 34) 14-15( 16) 16

( 19)

(-)

3

18

( 25)

Die bisherigen fünf Regierungsräte wurden wiederbestätigt.

Urteil gegen Scheringer.

Zwei Jahre sechs Monate Festungshaft.

Leipzig , 11. April.

Wie die Weltrevolution marschiert

In Groß- Berlin erhielten die Kommunisten bei der| Dieser Punkt des Wahlergebnisses wird nur ganz verhüllt den Lesern Reichstagswahl vom 14. September 1930 739 235 zur Kenntnis gebracht, nämlich durch folgendes Gejammer: Stimmen.

Am 13. März 1932 erhielten sie 685 411 Stim­men, sie verloren gegenüber der Reichstagswahl rund 54 000 Stimmen.

Am 10. April 1932 erhielten sie 575 638 Stimmen. Gegenüber der Reichstagswahl haben sie demnach

163 597 Stimmen verloren.

Geftammel der Ueberläufer.

Rote Fahne" entschuldigt die kommunistischen Hitler- Wähler Der katastrophale Stimmenrückgang der Kommunisten, der Ver= rat ihrer Anhänger, von denen ein großer Teil zu Hitler überlief, hat der sonst so großsprecherischen Roten Fahne" das Konzept ver­dorben: ihre am Montag früh erschienene Sonderausgabe bringt statt des vorhergesehenen Siegesartikels ein blödes Gestammel, in bem man nur eines vergebens sucht- die nach dem ersten Wahlgang so stolz verheißene bolj che mistische Selbst

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tritit". Es kann nur komisch anmuten, wenn die Rote Fahne" in den um 5 Millionen oder 25 Proz. verminderten Thälmann­Stimmen des zweiten Wahlganges eine neue revolutionäre Demonstration für den Kommunismus" erblickt. Das revolu­tionäre Moment besteht offenbar darin, daß die im März als ein­ziges Bollwerk gegen den Faschismus" gerühmten fünf Millionen Stimmen des ersten Wahlganges bereits im April zu einem Fünftel dem Faschismus zugeflossen sind. Im übrigen will die" Rote Fahne" es längst gewußt und immer zahl zurückgehen würde. Dabei hatte sie am 15. März angesichts der gesagt haben, daß im zweiten Wahlgang die kommunistische Stimmen damaligen 5 Millionen Stimmen stolz ausgerufen: Dieses Heer wird wachsen!" Es ist nach unten gewachsen, und natürlich hat die Rote Fahne" mit ihrer Prophezeiung auch nichts anderes gemeint!

Insbesondere die Hitler - Partei schreckte nicht vor den schmuzigsten Wahlmanövern zurück, wie der Verbrei tung gefälschter Flugblätter, die sich den Anschein gaben, fommunistischen Ursprungs zu sein und zur Wahl Hitlers auf­forderten, um dadurch gegen das heutige System zu demonstrieren und die revolutionäre krise zu beschleunigen.

Also einem plumpen Wahlschwindel sollen die kommunistischen Anhänger aufgesessen sein. Das sind ja schöne Revolutionäre, die der Gegner durch ein plump gefälschtes Flugblatt widerstandslos in sein Lager führen kann! Aber die Sache liegt ganz anders: Bereits acht Tage vor der Wahl hat die Münzenberg Presse sich sehr scharf gegen Strömungen in der kommunistischen Partei gewandt, die genau aus der Motivierung der angeblich ge= fälschten Hitler - Flugblätter heraus zur Wahl Hitlers auf­forderten. Aus den Reihen der Kommunistischen Partei, ja sogar der kommunistischen Funktionäre ist die heimliche Wahlparole für Hitler entstanden, die mindestens von einem Fünftel der Thäl­mann- Anhänger- und zwar gerade von dem disziplinierten Teil, befolgt worden ist.

Kommunistische Hochburgen".

Die Moskauer Wegbereiter für den Faschismus.

In zwei rein industriellen Wahlkreisen steht Hitler mit seiner Stimmenzahl an der Spize: in Halle- Merseburg und in Chemniz- 3 widau. In Halle- Merseburg wurden abge­geben für Hitler 351 000 Stimmen gegen 304 000 für Hindenburg , in Chemnitz - Zwidau 557 000 für Hitler gegen 445 000 für Hinden­Tatsache, daß ja ein Jahrzehnt lang diese beiden Wahlkreise als die burg . Dieses Ergebnis ist außerordentlich interessant angesichts der Hochburgen des Kommunismus galten. Chemnitz­Zwickau war der erste Reichstagswahlkreis, der im Jahre 1920 Kommunisten in den Reichstag wählte, Halle- Merse­burg war das Zentrum des wahnwißigen ,, mitteldeutschen Aufstandes" von 1921. In beiden Wahlkreisen war es den Kommunisten gelungen, die Sozialdemokratie zu überflügeln, und dann durch ungeheuren Terror in einem Teil der Betriebe die Herr­schaft an sich zu reißen, zeitweilig die Gewerkschaften und Genossen­

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Als lahmes, Entschuldigungsmoment führt dann die" Rote Fahne" an: Ein Teil ihrer Anhänger habe geglaubt, es handle fich mur um eine Stichwahl zwischen Hitler und Hindenburg , und die kommunistischen Wähler könnten daher nicht noch einmal für Thälmann stimmen. Damit will die Rote Fahne" wohl dartun, wie aufmerksam sie von ihren Anhängern gelesen wird und welchschaften zu erobern", um sie alsbald zu ruinieren, wie den enormen geistigen Einfluß sie auf die kommunistische Wählerschaft ausübt, die offenbar die Parolen der Roten Fahne"

gar nicht lieft!

Nur von einem spricht die Rote Fahne" sehr, sehr dunkel: von

Konsumverein Halle Merseburg.

Und die Folge? Auf den Trümmern der von den Kommunisten zerstörten Arbeiterorganisationen wuchert allenthalben der National­fozialismus. Die Thälmann - Phrase ist der Hitler- Phrase gewichen. Welche Rolle die Kommunisten selber in ihren ehemaligen Hoch­

Reichsgerichtsrat Dr. Baumgarten verfündete im Hoch- dem scharenweisen Ueberlaufen ihrer Wähler zu Hitler . burgen " noch spielen, zeigt klar das folgende Ergebnis. Am

verraisprozeß gegen Scheringer folgendes Urteil: Der Angeklagte Leutnant a. D. Scheringer ist wegen fortgesetzten Verbrechens der Vorbereitung des Hochverrats in Tateinheit mit fort­gesetztem Bergehen gegen§ 4 Abs. 1 des Republikschutzgesetzes zu 2 Jahren 6 Monaten Festungshaft verurteilt. Monate der Untersuchungshaft werden angerechnet. Damit hat das Gericht voll dem Antrag des Reichsanwalts entsprochen.

Die Hitler - Hilfe der KPD .

Auch im Ausland wohlbemerkt.

Paris , 11. April. ( Eigenbericht.)

Der sozialistische Populaire" schreibt: Hitler ist ge= schlagen, aber er hat die Zahl seiner Stimmen dank der Unter­stügung der monarchistischen und kommunistischen Stimmen erhöht. Das ist eine Schande für den Bolschewismus. Andererseits hat die antifaschistische Front ihre Stimmen­zahl dank der Tatsache erhöht, daß ein Teil der Kommunisten sich der Vormundschaft ihrer Partei entledigt hat; diese beginnen flarer zu sehen und nähern sich ihren sozialistischen Brüdern."

London , 11. April.

Der sozialistische Daily Herald", der von der Annahme ausgeht, daß die Zunahme der Hitler - Stimmen auf kommu­nistische Hilfe zurückzuführen sei, meint, daß hierdurch die Sozial­demokraten eine wertvolle Wahlparole für die Preußenwahlen erhalten hätten.

Die ganze ernstgeschriebene Auslandspresse gibt ihrer Freude über den Sieg Hindenburgs und seinen großen Stimmenzuwachs Ausdruck und sieht darin ein deutliches Zeichen der Selbst be sinnung weiter Volksmassen in Deutschland , aber auch der Energie des republikanischen Abwehrwillens. Deutschlandfeindliche Nationalistenblätter nügen selbstverständ­lich den Stimmenzuwachs Hitlers aus, um Deutschland als revanchewütig hinzustellen, weshalb man weber ab. rüsten, noch ihm Finanzhilfe gewähren dürfe...

Der Anschlag auf Dr. Luther. Attentäter Roofen fühlt sich als Märtyrer.

Die polizeilichen Ermittlungen über den Anschlag gegen den Reichsbankpräsidenten Dr. Luther sind noch am gestrigen Sonntag zum Abschluß gebracht worden. Danach hat sich ergeben, daß Dr. Roofen und kertscher offenbar die einzigen Betei­ligten an diesem Attentat sind und daß der zunächst ebenfalls ver­dächtigte Hypothekenmakler Walter Hein, bei dem Roosen in der Düsseldorfer Straße wohnte, mit dieser Seche nichts zu tun hat. Die Utten über die polizeilichen Ermittlungen sind der Staatsanwalt­schaft I zugeleitet worden, nachdem sich Oberstaatsanwalt Köhler noch im Laufe des gestrigen Sonntags im Polizeipräsidium über den Stand der Untersuchung persönlich informiert hat. Für die Anklagebehörde handelt es sich nämlich um die Frage, ob die Sache dem Schnellschöffengericht zugewiefen werden kann oder ob sie vor das Schwurgericht kommt. Hamburg , 11. April.

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Der Attentäter auf Dr. Luther, Mar Roosen, ist, wie Er­fundigungen über seine Persönlichkeit ergaben, in jungen Jahren aus Buenos Aires nach Hamburg gekommen, hat in verschiedenen Städten studiert und sich dann in Hamburg vor dem Kriege als Anwalt niedergelassen. Nach dem Kriege er hatte sich in= zwischen verheiratet und war nach Berlin gezogen beschäftigte Roosen sich mit Währungsfragen. Er betätigte sich auch literarisch, schrieb mehrere Bühnenwerke, von denen eines in Hamburg auch aufgeführt wurde 1926 war sein Wirtschaftsprogramm, betitelt: ,, Grundlinien für die Entwicklung der Wirtschaft, die Umgestaltung der Sozialversicherung und die Rationalisierung des öffentlichen

Moskauer Hitlerwähler

,, Die Hauptgefahr ist Severing!" So hörte laut man schmälen Die Rote Fahne " und dann ging Ihr Anhang Hitler wählen! ,, Den Hauptstoß richtet gegen Wels! Wels- Hitler ist das gleiche." Das Rund des Moskau - Karussells Hielt drauf beim Dritten Reiche. Ja, das ist rrrevolutionär: Die Stimme dem Faschisten! Der Klassenkampf jedoch ja der... Der gilt den Sozialisten!

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Jonathan.

Etats", abgeschlossen. Roosen versuchte, sich für seine Ideen Gehör zu verschaffen, wurde aber abgewiesen. Wiederholt äußerte er, man müsse unter Umständen radikaler vorgehen. Er trat damals in die NSDAP . ein, über deren politische und wirtschaftliche Theorie und Pragis er später seine Enttäuschung aussprach. Angehörige und Bekannte in Hamburg erklären, daß Roosen unmöglich einen Mord geplant haben könne. Es müsse sich um eine reine Demon­ſtration gehandelt haben; Roosen fühle fich als Märtyrer und hoffe nur, in einem großen Prozeß sein Programm der Deffent­lichkeit vorlegen zu können.

Gleich bei den ersten Vernehmungen wurde bekannt, daß die beiden Täter, die den Anschlag auf Reichsbankpräsident Luther ver­übt haben, Anhänger der sogenannten Schwund geld theorie sind und in ihrem fanatischen Glauben an diese Lehre den Wahrer der deutschen Währungspolitik beseitigen zu müssen glaubten. Wenn Roosen auch in Fachkreisen nicht ernst genommen wird, so hat seine Lehre doch in gewissen Bevölkerungsschichten, speziell in der Jugend­bewegung, teilweise Anhänger gefunden. Es existiert auch ein soge­nannter Freiland Freigeld Bund", der mit seinen Nebenbünden diesem Programm anhängt.

Die einzige Front"

Note Fahne

15.März 1932

Die 5 Millionen Thälmannwähler sind die einzige

Front gegen den Faschismus!

Wie sie am 10. April zu Hitler desertierte!

10. April erhielt Thälmann in den genannten Wahlkreisen Stimmen:

In Halle- Merseburg: Thälmann 165 000 von 822 000, d. h. rund 20 Pro3.

In Chemnitz - Zwidau: Thälmann 178 000 von 1180 000, d. h. rund 15 Pro3.

In Halle- Merseburg musterten die Kommunisten gerade noch ein Fünftel, in Chemniß- 3widau noch nicht ein Sechstel her Gesamtwählerschaft. Dagegen erhielt Hitler in Halle- Merseburg mehr als das Doppelte der Thälmann - Stimmen, in Chemnitz - Zwickau mehr als das Dreifache der Thälmann­stimmen!

Der einzige Erfolg der jahezehntelangen kommunistischen Wühlerei in diesen beiden Wahlkreisen ist also gewesen, daß sie für den Faschismus die Bahn freigemacht haben. Eine Lehre.

Devisenschieber aufgeflogen.

Geheimagenten einer holländischen Bank verhaftet.

Die Zollfahndungsstelle hat wieder zu einem großen Schlage ausgeholt und dabei zwei Agenten, die im Auftrage einer holländischen Bank Devisenschiebungen vornahmen, verhaftet. Die Festnahme erfolgte in einem Café in der Friedrichstraße. Es handelt sich um zwei Polen Katz und Hirschfeld. Gegen beide ist be= reits Haftbefehl erlassen worden. Vor der Festnahme gelang es dem Mittelsmann der beiden, einem gewissen Gerstner, ebenfalls ein Pole, unter Mitnahme großer Summen zu flüchten. Gegen einen vierten Mann, den Juwelier W., der sich ebenfalls an den Geheim­geschäften beteiligt hatte, ist ein Verfahren eingeleitet worden. Wir erfahren dazu folgende Einzelheiten:

Katz und Hirschfeld hatten bei Berliner Banken häu­fige und größere Geldumfäße, durch die sie sich auffällig gemacht hatten. Bankdetektive setzten die Zollfahndungsstelle davon in Kennt­nis, die nun ihrerseits die beiden Leute unter Beobachtung stellte. Das war aber nicht einfach, denn die beiden Polen entzogen sich eine Zeitlang in ganz geschickter Weise den Beamten. Die Zoll­fahndungsstelle arbeitete bereits mehrere Tage hindurch an der Auf­klärung der Geheimgeschäfte, die da unzweifelhaft gemacht wurden. Schließlich gelang es, festzustellen, daß sich die beiden Männer mit anderen Personen in verschiedenen Cafés der Friedrichstadt trafen. Nunmehr sehte eine umfangreiche Aftion gegen die Schieber ein. Mittlerweile stellte es sich heraus, daß die Polen über einen Mit­telsmann, von dem sie ihre Aufträge erhielten, als Geheim­agenten einer holländischen Bank Devisengeschäfte vornahmen. Der Mittelsmann war Gerstner, der den beiden Schiebern in kleinen Paketen und in geheimnisvoller Weise Wertpapiere zusteckte, die die Polen alsdann umwechselten. So war ein Geschäft über 200 000 Mark z. B. zustande gekommen. Nach und nach ergaben sich aber weit größere Summen, die schließlich die Höhe von 600 000 Mart annahmen. Dieses deutsche Geld wurde dann nach Holland gebracht. Als die Beamten in ihren Ermittlungen so weit waren, schritten sie zur Verhaftung.

Todesurteil über Turffib- Beamte. Konterrevolution und Sabotage.

Mostau, 11. April.

Der Gerichtshof in Alma- Ata ( auch Wjerny, Trotzkis Verban­nungsort) hat sechs Beamte der Turksib megen Konter­revolution und Sabotage zum Tode verurteilt. Die obersten In­stanzen haben das Urteil bestätigt. Es wird in nächster Zeit voll­streckt werden.