Nr. 170 49. Jahrgang
2. Beilage des Vorwärts
Die verfehlte Branntweinwirtschaft
Will man die bisherige Mißwirtschaft verewigen?
Der Bericht der Branntweinmonopolverwaltung über das Gesamtüberschuß ist von 212,5 Millionen Mart auf 203,9 Millionen fchäftsjahr 1930/31 beweist von neuem die Notwendigkeit| Mark gesunken. Der Ertrag der Branntweinsteuer, die so der von der Sozialdemokratie schon seit Jahren geforderten Reform der deutschen Branntmeinwirtschaft. Auch im vergangenen Berichtsjahr wurden die Geschäfte der Monopolverwaltung lediglich im Interesse der landwirtschaftlichen Brennerei güter geführt, die ein verbrieftes Recht auf die Herstellung von Kartoffelspiritus besigen. Im Bericht heißt es ganz offen, daß die notwendige Berringerung der am Beginn des Geschäftsjahres vor
handenen hohen Branntweinbestände zurückgestellt werden müßte, um der Landwirtschaft, d. h. 2000 ostelbischen Rittergutsbefizern, wegen der großen Kartoffelernte eine Mehrherstellung von Branntwein zu ermöglichen. Obwohl die hohen Bestände ein Brennrecht von höchstens 51 Proz. rechtfertigten, wurden den Brennereigütern 70 Broz zugebilligt; Ende März 1931 erfolgte sogar noch eine Erhöhung auf 80 Broz. Bei wachsenden Vorräten wurde also die Branntweinerzeugung noch bedeutend gesteigert.
Troz des Rückgangs des Trinkbranntweinverbrauchs feit 1928/29 um die Hälfte und trotz des Abfahrückgangs für technischen, Spiritus um 17 Broz. gegenüber dem Vorjahre übernahm das Monopol im Jahre 1930/31 pon den Brennereien 2,5 Millionen Heftoliter Branntwein, nur 10 Proz. meniger als im Jahre 1929/30. Die unverkauften Borrate stiegen von 1,58 mil lionen hektoliter am Anfang auf fast 2 Millionen Hektoliter am Ende des Geschäftsjahres. Jetzt ruht die Verbrauchsmenge für ein ganzes Jahr in den Lägern der Monopolverwaltung. Auch der gesegliche Beimischungszwang von Spiritus zum Motortreibstoff hat nichts bessern können. Zwar ist der Absatz an Treibstofffpiritus von 235 000 auf 509 000 Seftoliter gestiegen, er blieb aber infolge der Verringerung des Kraftwagenverkehrs noch um 100 000 Seftoliter hinter der Vorschätzung zurüd. Das finanzielle Ergebnis des Branntweinmonopols hat sich infolgedessen weiterhin verschlechtert.
Tolle Schiebungen Kreugers.
50 Millionen Dollars Staatspapiere zweimal beliehen!
DON
Aus Mitteilungen der Generalversammlung der kürzlich vom schwedischen Staat gestützten Skandinaviska. Kredit A. B., der Bank des Kreuger- Konzerns, ergeben sich Anhaltspunkte für eine geradezu tolle Schiebung Ivar Kreugers. Er hatte einen Posten deut fscher Staatsobligationen im Nennwert 50 Millionen Dollar oder 210 Millionen Mark, und zwar aus der Deutschland gewährten Anleihe. Diese Wertpapiere hatte Kreuger zunächst bei seiner amerikanischen Zündholzgesellschaft, der International Match Co., deponiert und in Amerika beleihen lassen. Im Sommer 1931 veranlaßte Kreuger die Ueberführung der Obligationen nach Europa , monach sie von der Skandinaviska Kredit 2. B. zum zweiten Male beliehen wurden, und zwar mit 40 bis 45 Proz. des Wertes. Die Skandinaviska Kredit A. B. er flärt, daß sie von der ersten Transaktion nichts gemußt habe und deshalb über die Obligationen verfügen könne. Die International Match Co. dürfte aber einen Prozeß anstrengen, so daß diese ungeheure Schiebung auch vor Gericht behandelt wird. Für dieses Verfahren gibt es in der Geschichte der Finanzskandale nur ein Beispiel, das ähnlich liegt, und zwar das des Engländers Hatry, der doppelte Aktien anfertigen ließ, fich auf ähnliche Weise Finanzvorteile verschaffte und dann zu 14 Jahren Zuchthaus verurteilt wurde.
Man erwartet übrigens in dieser Woche einen dritten Bericht der Prüfungskommission, der vielleicht auch über diese Angelegenheit Klarheit schaffen wird. In Schweden spricht man davon, daß sogleich nach der Bilanzprüfung gegen die Kreu ger u. Toll A. B. Konkursantrag gestellt werden soll. Auf den schwedischen Börsen haben die Werte des Kreuger- Konzerns wieder Kursverluste bis auf die Hälfte erfahren.
Beschlüsse der B33.
Die Verwaltungsratssitzung der Bank für internatio nale Zahlungen, an der auch Luther teilgenommen hat, beschloß die Emission der noch nicht ausgegebenen Aktien der Bank, nahm die Herabsetzung des Zinssazes für den deutschen 100- Millionen- Dollar- Kredit der Reichsbank auf 6 Proz. für die Zeit vom
genannte hektolitereinnahme, ist von 211 Millionen Mart auf 200,5 Millionen Mark gefallen, nachdem er 1928/29 noch 326 Millionen Mark betragen hatte. Dabei scheint uns die Bewertung der Borräte in der Bilanz mit 66 Millionen Mark oder 33 Mart je Hektoliter sehr gemagt; denn der Ausfuhrpreis für Branntmein beträgt nur 28 Mark.
Im Herbst vorigen Jahres wäre es das einzig Richtige gewesen, so wie wir es vorgeschlagen haben( siehe„ Borwärts" vom 24. September 1931), das Brennrecht für das laufende Jahr aufzuheben, um das Monopol von seinen riesigen Vorräten zu ent lasten. Wäre man unserem Vorschlag gefolgt, so hätten nicht einmal die Brennereigüter einen Verlust erlitten;
denn die Ueberschüsse des Monopols hätten genügt, um den Brennereigütern die für die Branntweinherstellung bestimmten Kartoffeln abzukaufen und sie sogar noch kostenlos an die
Erwerbslosen zu verteilen.
Dienstag, 12. April 1932
Büromöbel der Bing- Werke vertreibt. Schon im Jahre 1927 mußten die Bing- Werke saniert werden. Die Sanierung war aber nicht durchgreifend, so daß schon das Geschäftsjahr 1930 wieder mit einem Berlust von 2,8 Millionen Marf abschloß. Ende 1930( ein neuerer Abschluß liegt noch nicht vor) waren neben 5 Millionen Mark Bankschulden mehr als 2,8 Millionen Mark Warene chulden vorhanden.
Die Aktienmehrheit ist im Jahre 1931 in englische Hände übergegangen. Im Export, besonders im Spielwarenerport, nahmen die Bing- Werke eine besondere Rolle ein. Die im Jahre 1931 fidh häufenden Schwierigkeiten im Export dürften nicht zuletzt die Zahlungseinstellung herbeigeführt haben. Man hofft, einen Vergleich herbeiführen und wenigstens die Spielwarenfabrikation aufrechterhalten zu können.
Bessere Wirtschaftslage in einzelnen Zweigen. In den letzten Monaten ist in einigen amerikanischen Industric zweigen eine deutliche Besserung der Beschäftigungslage eingetreten; in einigen ist der Beschäftigungsgrad gegenwärtig jogar etwas höher als vor einem Jahr. Die nachfolgenden Ziffern veranschaulichen den Beschäftigungsgrad der hauptsächlichsten amerikanischen Induſtrien. Die Grundlage dieser Ziffern bildet die Entwicklung des Stromverbrauchs, der bei 3800 größeren industriellen Betrieben regelmäßig erfaßt wird. Da der weitaus größte Teil der amerikanischen Ingeben diese Zahlen zweifellos ein richtiges Bild der Konjunkturentwicklung. Der Stromverbrauch im Monatsdurchschnitt des Jahres 1923 bis 1925 bildet die Basis der Berechnungsziffern( 1923/25 100).
Jetzt soll die Branntmeinsteuer gefentt werden, um den Absatz an Trinkbranntwein, der weiterhin katastrophal abdustrie auf die Anwendung elektrischer Kraft umgestellt ist, so genommen hat, zu heben, damit nicht die Borräte im gleichen Maß meiterhin wachsen. Auf Kosten des Reiches soll also die Subvention an die Kartoffelbrennereien in ihrer gleichen Höhe bei-. behalten werden. Bei der jetzigen außerordentlich schmierigen öffentlichen Finanzlage wäre das geradezu Unfug. Wenn die Steuer gefenft wird, dann muß gleichzeitig, und zwar mit sofortiger Wirkung, das Brennrecht für das laufende Jahr aufgehoben und außerdem eine Reform der Brennrechtsverteilung für das nächste Jahr erfolgen, um zu verhindern, daß die unhaltbaren Zustände verewigt werden. Es muß unbedingt er reicht werden, daß ein Ausgleich zwischen dem natürlichen Bedarf an Spiritus und der Produktion erfolgt.
reichischen Nationalbank und der Nationalbank für Jugoslawien gewährten Kredite für weitere drei Monate.
Wann kommt das Kartellgesetz? Unverständliches Zögern der Regierung.
-
Industrie
Gesamtindustrie Automobilindustrie
Febr. 1931 Dez. 1931 Jan. 1932 Febr. 1932 110,3
Chem. Ind. u. Delraffinerien 146,6 Nahrungsmittelgewerbe. 122,0 Eisen- und Stahlindustrie. 116,5 Metallverarbeitung
89,6
93,9
98,8
88,9
78,1
83,6
85,3
118,2
134,3
137,1
124,8 157,2
129,5
70,0
77,6
78,2
112,3
70,9
72,7
74,8
76,1 79,2
81,4
90,6
84,2
74,1
81,9
86,8
4
Bapierindustrie
127,0
•
107,0 109,3
116,5
Gummiverarbeitung
112,9
79,2
104,0 112,0
Schiffbau
114,8
94,6
93,2
99,2
Steine, Erde, Glas
102,6
.
76,8
77,1
90,0
Tertilindustrie
99,3
89,8
87,8
96,8
Leder- und Schuhindustrie. Holzindustrie
Ob die aus diesen Ziffern ersichtliche Verbesserung des Beschäftigungsgrades den Beginn eines neuen wirtschaftlichen Aufschwungs bedeutet, wird allerdings auch von den Amerikanern vorläufig noch nicht behauptet.
Was leisten die Konsumvereine?
Bor mehr als einem Jahr am 14. Februar 1931- ersuchte der Reichstag gemäß einem sozialdemokratischen Antrag die Reichsregierung, baldigst einen Gesezentmurf vorzulegen, der eine wirksamere Kontrolle der privaten Monopole ermöglicht. Jetzt wird die Antwort der Reichsregierung bekanntgegeben. Sie erklärt, sie werde zu gegebener 3eit mit einem Gesetzesvorschlag an den Reichstag herantreten, der das Verhältnis von Trägern wirtschaft licher Macht zum Staat und zur übrigen Wirtschaft regelt und der die bisher im Berordnungswege getroffenen Regelungen zu erwendung des Wirtschaftsertrags liegt der grundlegende Unterschied setzen bestimmt ist."
Es besteht unter den Wirtschaftssachverständigen seit langem Uebereinstimmung darüber, daß die privattapitalistischen Monopole durch ihre Preis- und Investitionspolitik an der Berschärfung und Verlängerung der Wirtschaftskrise ein gerüttelt Maß Schuld tragen. Selbst die Reichsregierung mußte das indirekt anerkennen, mie ihre Preisabbauaftionen bemeisen. Aber niemand gibt sich einer Täuschung darüber hin, daß derzeitige sporadische Preisabbauaktionen, die nach einer bestimmten Zeit wieder einschlafen, kein ausreichender Ersatz für eine ständige systematische Kontrolle der Monopole find. Wann also wird die Regierung den Zeitpunkt für gegeben halten, um eine solche Kontrolle einzurichten? Vielleicht bis das Kind abermals ins Wasser gefallen und die nächste Wirtschaftskrise ausgebrochen ist.
Bing- Werke zahlungsunfähig. Fortführung der Spielwarenabteilung wird angestrebt. Die Bing- Werte vorm. Gebrüder Bing 2.-G.
Nürnberg, haben ihre 3ahlungen eingestellt. Wahrscheinlich ist das ganze 10- Millionen- Mark- Kapital verloren.
Dieses süddeutsche Unternehmen ist vor allem in der Fabrikation von Hausgerät und Spielwaren von großer Bedeutung; es betreibt in Nürnberg drei und in Grünhain ( Sachsen ) zwei Fabriken. Außerdem beherrscht es eine ganze Anzahl von Gesell 4. April bis 4. Juli zur Kenntnis und verlängerte die der Desterschaften, darunter die Orga A. G. in Berlin , die jetzt die
ES lohnt
Statt
P.Jelz
3/
73
Pf
Mil
Sammelbildem
Die Eroberung der Luft
GARBATY
GARBATY GOLD SABA
Bie steny
sich
Die Konsumgenossenschaften sind die Selbsthilfeeinrichtungen der zusammengeschlossenen Verbraucher. Alle Vorteile, die von den konsumgenossenschaften erwirtschaftet wer den, kommen ihren Mitgliedern zugut. In der Ber zwischen den gemeinwirtschaftlichen Verbrauchergenossenschaften und den privatwirtschaftlichen Unternehmungen. Die Höhe der nach Maßgabe des Umsatzes an die Mitglieder der Konjumgenossenschaften verteilten Rüdvergütung zeigt den gewaltigen Nutzen, den die organisierten Verbraucher aus ihren Genossenschaften ziehen. In den letzten sieben Jahren( 1925 bis 1931) wurde den Mitgliedern der dem Zentralverband deutscher Konjumvereine angehörenden Konsumgenossenschaften eine Rüd vergütung von 303 Millionen Reichsmart zur Verfügung gestellt. Ju diefem gewaltigen Rüdvergütungsbetrag sind noch die Erträgnisse der konsumgenossenschaften hinzuzuzählen, die zur Stärkung und zum Ausbau der fonfumgenossenschaftlichen Betriebe verwandt worden sind. Alle von der Verbraucher wirtschaft geschaffenen Einrichtungen find das ausschließliche Eigentum der Konsumgenossenschaftsmitglieder. Das wissen die organisierten Verbraucher. Sie wissen aber auch, daß der Wirtschaftsertrag der Konjumgenossenschaften nicht einjeinen Geldgebern, sondern allen Mitgliedern der Konsumgenossenschaften wieder zufließt.
Heute wieder Kursveröffentlichungen.
Aufhebung des Notverordnungsverbotes.
Die deutschen Börsen merden heute wieder ein normales Aussehen bekommen. Ab 12. April erfolgt auf den deutschen , Börsen mieder die Kursnotierung, ebenso wird auch die Veröffentlichung von Kursen wieder erlaubt. Zu diesem Zweck ist die Notverordnung vom 3. Oktober 1931 ab heute aufgehoben worden.
1
2
3
neue Packung
stärkeres Format
herabgesetzter Preis
Berlin fehlte bisher die Goldmundstück- Cigarette zu 3½ Pfg.
Jetzt ist ,, Gold Saba" wieder da!
Die neue luftdichte Humidor Händler- Packg
ständig frisch
erhält dem Raucher unverändert das köstlich zarte Aroma dieser berühmten Mischung. Daher das allgemeine Urteil:
so mild
so frisch
und aromatisch
Extra starkes Agypter- Format