Stimme der Wahrheit.
Bauernfammer zerpflückt Agitationslügen. München , 12. April. ( Eigenbericht.)
Die gewissenlosen Boltsperhaber vom Hafenfreus prabigen den Bauern auf dem Lande, daß es der Landwirtschaft noch nie sp fchlecht ergangen sei mie unter dem gegenwärtigen System". Ws geriffene Demagogen fpefulieren fic auf die Untenntnis unb Bergeßlichkeit der Menschen.
In Anbetracht deffen ist es bemerkenswert, mas ein soeben pon Der Banerischen Landesbauerntammer, einer gemis unverbächtigen Stelle, veröffentlichter Bericht über die Lage der banerischen 2andwirtschaft au fagen hat. Nach diesem Bericht wurden im porigen Sahr in Bayern 971 bäuerliche Anmesen 3mangsversteigert, eine erschreckend hohe Jahl. Aber das ist alles igon einmal in piel schlimmerem Ausmaß dagewesen. 3m 3a hre 1880 fo stellt der Bericht fest gerteten unter gänz lich anderen politischen Berhältnissen in Bayer it 3739 nmesen unter den Hammer.
Auch in anderer Hinsicht ist der Bericht der Bayerischen Bandesbauernfammer recht interessant, da er für den Berichtsmonat März fast in allen 3meigen der Landwirtschaft eine Besserung feststellt, non der man pernünftigerweise nicht zu glauben braucht, daß sie ausschließlich nur auf Banern begrenzt ist. So wird festgestellt, daß auf den Viehmärkten der Preis absturz ganz eindeutig zum Stillstand getommen ist, daß auf den Kälbermärften die Preistenbenz im März eindeutig nach aufmärts ging, daß die Getreidemärfte bei befriedigenden Breisen durch meg stabil lagen, und daß auf den landwirt. schaftlichen Arbeitsmärkten eine stärkere Nachfrage vor nehmlich nach jüngeren Arbeitsträften herrscht, mas nicht ausschließlich nur auf die Frühjahrsbestellung zurüdzu führen sei.
Die Abstimmung im Landtag.
Rur drei fehlen im Regierungslager.
Die Abstimmung über den Antrag auf Abänderung der Geschäftsordnung des Preußischen Landtags hat nach den amtlichen Feststellungen folgendes Ergebnis gehabt:
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Es sind 227 Ja Karten abgegeben worden, und zmar von den Regierungsparteien und von dem früheren tommu nistischen Abg. König Berlin, der jegt bei feiner Partei ist. Rein- Karten gaben die Abg. Frau Dr. Frankenthal( Soz. Arbeiterpartei) und der Abg. Gebhardt( Komm. Opp.) ab. Als eine ungültige Stimme mird die Abstimmung des Abg. LangerOberhausen( DBP.) gezählt, der persehentlich gleichzeitig eine Meinund eine Ja- Karte abgegeben hat. Der Abg. Maaßen( 3tr.) hat sich der Stimme enthalten.
Es fehlten beim Zentrum die Abgg. Dr. Vinneborn und Don Bapen und bei der Deutschen Staatspartei der frühere Finanzminister Dr. Höpfer Aschoff.
Das„ geordnete" Jdeal.
Hitler Schwoh und Wirklichkeit.
Im Mittelpunkt der Schablonenrede Hitlers zur Bräsidentenwohl stand der schon mehrfach zitierte Sag:
3m November 1918 haben bie heutigen Machthaber ein geordnetes großes Reid) übernommen. Die Berhältnisse in Deutschland mußten banach bis zum zu fammenbruch im November 1918 gerabegu paradiesisch gemejen fein. Die Wirklichkeit sah aber...? Ein neues Beispiel statt Dieler: Bor dem Kriege gab es teine Unterstügungen als öffentliches Recht Ber in Not geriet und die Armenpflege in Anspruch nehmen mußte, der verlor seine politischen Rechte, murde alfo zum Staatsbürger zmeiter Klasse degrabiert. Es gab auch teine staatliche Arbeitslosenunterstügung. Nur die Gemertschaften leisteten ihren Mitgliedern bei Erwerbslosigkeit Hilfe, und einige Gemeinden hatten ein sehr beschränktes Unterſtügungs- nder Bersicherungs
Inftem eingeführt.
Beim Ausbruch des Weltfrieges ging die Zahl der etmerbslosen Arbeiter und Angestellten rapide in die Höhe, auch zahllafe Gewerbetreibende gerieten in die größte Not. Es mußte für diese Opfer des Krieges etwas geschehen, wenn nicht die patriotiche Hochstimmung ebenso schnell wieder verschwinden sollte, wie sie gefommen mar. Auch die Stadt Berlin , auf deren Berwaltung Damals die merftätige Bevölkerung infolge des Dreiflaffenmahlrechts nur geringen Einfluß hatte, feite Unterstützungen fest. Und die fahen so aus:
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Angestellte und Arbeiter somie tleinere Gewerbetreibende und Angehörige freier Berufe, die außerstande maren, sich und ihre Familie zu ernähren, tonnten eine Unterstützung erhalten. Sie betrug für Personen, welche den Unterhalt von Kindern bestreiten, fünf Mart, für die übrigen vier Mart möchentlich. Man mußte aber seit dem 1. Juli 1914 in Berlin wohnen und 14 Tage lang ohne Beschäftigung sein, bevor man in den Genuß dieser Unterftügung tommen fonnte. Ausgeschlossen pon der Unterstützung mar jeder, der irgendeine andere Unterstützung, eine Rente pder eine Benjion bezog. Unverheiratete Personen erhielten Spetsemarten, die auf die interſtügung angerechnet wurden. Geradezu fürstlich war die Besoldung der zum Militär eingezogenen Staatsbürger. Die Gemeinen" erhielten, menit sie unberitten maren, 9,90 Mart, die Berittenen 11,40 art im Monat, solange sie noch nicht im Felde waren. Sie hatten zwar freies Quartier und freie Verpflegung, aber für ihre sonstigen Bedürfnisse standen ihnen im ganzen pro Tag nur 30 bis 40 Pf. zur Berfügung. Die Besoldung der Offiziere war selbstver. ständlich um ein Vielfaches höher als die der ,, Gemeinen", und wenn fie in öffentlichen Diensten standen, so liefen ihre Bezüge während der ganzen Kriegszeit weiter.
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Bei alledem darf man nicht vergessen, daß die Kaufkraft biejér geringen Unterstügungen sehr niedrig war. Denn mit dem Ausbruch des Krieges begannen die Lebensmittelpreise wahnsinnig in die Höhe zu klettern und auch die Fest. setzung von Höchstpreisen vermochte das Anschnellen der Teuerung setzung von Höchstpreisen vermochte das Antschmellen der Teuerung
nicht zu verhindern.
Mit dem, mas das geordnete große Reich für seine Hilfs. bedürftigen leistete, vergleiche man die Unterstügungen und Renten, Die die peramte Republit gewährt. Sie find gemiß noch sehr verbefferungsbedürftig; aber glaubt ein normal bentender Mensch, daß die Arbeitslosen und bie tleinen Gemerbetreibenden felbft nur bie bier aber fünf Mart möchentliche Unterftigung des geordneten" Raiferreichs erhalten merben, menn erst einmal Hitlers Drittes Reich über uns fommen sollte?
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Dee tommunistische Antrag auf Sicherung der Wahlfreiheil der Kommunisten, der die legte Sigung des Landtags beschäftigte, wurde ahne Debatte gegen die Stimmen ber Rommunisten abgelehnt.
Die revolutionäre Ungeduld.
Die tommuniftifche Belt am Abend gesteht, daß ein Teil der Rommuniften aus, revolutionärer Ungeduld" für Sitler geftimmt habe.
Hiller Thalmann
Leute, haltet's mich fest, sonst...... fall ich ihm schon jeht um den Hals."
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Der französische Wahlkampf ist jest im vollen Gange. Die zwei wichtigsten Stundgebungen maren bisher die große Programmrede Tardieus in Paris und die Antwort des Sozialistenführers Léon Blum am Sonntag in seinem Wahlkreis Narbonne . Blum hatte in seinen Ausführungen auf die Möglichkeiten einer 3u sammenarbeit zwischen Sozialisten und Rabitalen im fünftigen Barlament hingewiesen, indem man eine Linksmehrheit für mahrscheinlich hält. Er hatte dabei zum erstenmal von der Mäglichkeit nicht nur einer bloßen Unterstützung von außen, sondern sogar einer Roalitionspolitit innerhalb der fünftigen Regierung gesprochen, vorausgesetzt, daß man sich über drei Hauptpunkte einige:
1. Sofortige und wesentliche Herabjehung der Militäraus. gaben,
2. Einrichtung einer staatlichen Versicherung gegen alle Gefahren wie Arbeitslosigkeit, Unwetter und dergleichen, 3. Berstaatlichung der Brivotversicherung und der Eisenbahngesellschaften.
Heute abend hat nun der Führer der Rabitalen, Serriot, in Lyon auf beide Reben geantwortet, in der Hauptfache jebach auf Earbieu. Er mies einleitend die Beschuldigung bes Minister präsidenten zurüd, daß die Radikalen im Jahre 1928 das von Boincaré gebilbete Kabinett der nationalen Einigkeit durch ihren Austritt gesprengt hätten. Dieses Kabinett habe nach dem Ausbrud Poincarés nur eine begrenzte Aufgabe gehabt, nämlich die Stabili fierung der Finanzen und der Währung. An dieser Aufgabe hätten die Radikalen ohne Hintergebanten und ohne Borbehalt mit gearbeitet und den mit den Rechstparteien abgeschloffenen Patt der Rechtsparteien sehr schmierig gemacht worden sei. Mangels ftrift eingehalten, obgleich die Einigkeit durch die gehässige Haltung einer nationalen Einigfeit wäre es aber, so meinte Herriot , möglich gemesen, alle Republikaner zu einigen. Alle in dieser Rich. tung unternommenen Versuche seien aber an der Solidarität der Rechten und des Zentrums gescheitert. Frankreich habe alio vier Jahre lang unter einem Sartell der Rechten gelebt.
Herriot ging dann nacheinander auf die Außenpolitik, die Innenpolitik und die Finanzpolitik der Rechtsregierung ein. Auf außenpolitischem Gebiete, fagt er, trage die
Rechtsmehrheit die volle Berantwortung
für alle Handlungen. Wenn Tardieu erklärt habe, daß 1928 alles angefangen, aber nicht beendet worden sei, so müsse man darauf erwidern, daß jezt nach Ablauf der Legislaturperiode die Lage noch schlimmer sei und daß man
noch mehr als 1928 non jenem stabilen Frieden entfernt sei, den alle Franzosen wünschen.( Beifall.)
Regierung braudhe, die auf alle mahren Demotroten und Friedens freunde gestützt ist. Er schloß mit den Worten: Sch mende mich an alle diejenigen, für die die Republik nicht nur eine Name ist, sondern eine Wirklichkeit, ein Regime der Gerechtigkeit und Brüderlichkeit, an alle diejenigen, die dem Kartell der Rechten ein Ende machen wollen. Ich begrüße den Sieg der Linksparteien, der uns erlauben wird, in der nächsten Kammer eine folide Mehrheit der wahren Republikaner zu. bilden."
Aus diesen Erklärungen fann man wenigstens schließen, daß die Radikalen nicht von vornherein gegen jede Zusammen arbeit mit den Sozialisten sein werden.
Die zeitlich unbegrenzte Bertagung der Berhandlung wegen der Baffenbeschlagnahme im Arbeiterheim Bien XVI( Ottaring) ist erfolgt, um auf Antrag des Berteidigers Abg. Dr. Cisler festzustellen, mieniel Anzeigen megen ber heimmebrrüstungen bei ben Behörden eingegangen find, ohne daß irgendetwas darauf geſchehen ist. Die Berteidigung führt nämlich ins Feld, daß die fosialbemofratische Arbeiterschaft durch die Heimmehrrüstungen bedroht ift und daher berechtigt sein müsse, ihre Berteidigung vorzubereiten. Der Grazer Universitätsprofessor a. D. Dr. Rösler, aus dessen Heimwehrarsenal Dr. Eisler Handgranaten und Chemitalien zur Giftgasherstellung auf den Richtertisch gestellt hat, ist nun verhaftet, seine Werkstatt persiegelt morden, da das Biener Gericht die Grazer Staatsanwaltschaft auf diesen ihr längst beRösler Betrieb aufmerksam gemacht hat. meintlichen Wahlschlager für den 24. April. Diese Prozeßvertagung bringt die Antimargisten um einen ver
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Der Ober von Saarbrücken . Mit vier Faschisten gegen das ganze Stadtparlament. Saarbrüden, 12. April. ( Eigenbericht.)
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Die Stadtverordnetenfigung von Saarbrüden hat dem Ober bürgermeister Dr. Reites mit mehr als drei Vierteln aller Stimmen auf Antrag der Sozialdemokratie und des Zentrums ihr schärfstes Mißtrauen ausgesprochen. Die Ursache liegt in der Nichtachtung des Oberbürgermeisters gegen die Stadtvertretung und den von ihm provozierten scharfen Gegensas zwischen ihm und der Bürgerschaft, gegen die Brüstierung und Provozierung der Parteien und gegen die Berlegung der Kommunaldemokratic. In seiner Entgegnung griff Dr. Neiles die Haltung fozialdemo fratischer fo Leinert Hannover, Oberbürgermeister, Scheidemann Kassel und Seimerich Mannheim gehäfig an, wurde aber von der großen Mehrheit der Bersammlung zurechtNazi- Stadtverordnete und in halber Mißbilligung die drei Deutschnationalen. Der außerordentlich unsachliche Kampf, den Dr. Meites auch in dieser Sigung wieder gegen die Stadtperordneten führte, hat abermals bemiesen, daß er nicht geeignet ist, auf diesem michtigen Grenzlandposten zu stehen.
Bon einer Liquidation des Reparationsproblems sei aber feine Rede. Es genüge, auf die bevorstehende ausanner Rongeftaucht. Zu Herrn Neikes stand schließlich nur noch der einzige ferenz hinzuweisen, die vielleicht die gefährlichste fein werde. bie Frankreich je erlebt habe. Frankreich sei also in bezug auf die Schulben gemissermaßen der Gnade der Vereinigten Staaten ausgeliefert.
habe Frankreich für die frühere Räumung des Rheinlandes, für die Herabjegung der Reparationszahlungen und die Abschaffung der Kontrollmaßnahmen des Dames- Blanes nur mittelmäßigen Dant geerntet. Wenn die Radikalen auch die Beschlüsse der Re gierungen in diesen Punkten billigen, so müßten sie sich doch mit Besorgnis fragen, mas die Zukunft bringen werde. Ale Probleme seien wieder von neuem aufgeworfen, nichts sei geregelt. Dazu jei Frankreich heute so gut wie ganz in der Welt isoliert. Es befindet sich in der schwierigen Lage, daß es mur auf die Länder sählen fömne, die es genötigt sei, zu unterstügen. Frankreich braucht eine eratte, geduldige und weniger um Gesten als um über legte handlungen besorgte Außenpolitif.
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Neuer Konflift China Japan. Japanisches Konsulat bescht.
Schanghai , 12. April. ( Ag. Intern. Breß Union.) In Hendschau ist das Gebäude des japanischen Konsulats von chinesischen Soldaten besetzt worden. Das Verlangen noch Räumung des Konsulats ist bisher unberücksichtigt geblieben. Das japanische Außenministerium hat den Konsul in Hantau angewiesen, die chinesischen Behörden um diese Räumung zu ersuchen. Sollte diesem Ersuchen nicht nachgekommen merden, so ist ein III tima funt
zu ermarten, in dem militärische Maßnahmen angedräht
Rachdem Herrint dann noch die Innen- und die Finanzpolitik| werden. der Rechtsregierungen kritisiert hatte, tam er in dem Schlußteil seiner Rebe auf die Haltung der Radikalen vor und nach den Wahlen zu fprechen.
Die erwartete 2nimprt auf die pon 2éon Blum in feinar lagten Bahlrede gestellten Bedingungen für ein Sufammen gehen zwischen den Radikalen und den Sozialisten nach einem Siege der Zinksparteien blieb aber aus. Herriot begnügte sich mit der etwas nogen Erklärung, daß die Unabhängigteit ber Radikalen Partei durch Hufforderungen pon teiner Geite eingeschrän! t merben tönne und daß bie Republit eine starte
Tichangtichun, 12. April. Amtlich wird gemelpet, daß in Tschangishun Bertreter Don Zibet eingetroffen find, die pan Buni in feierlicher udienz empfangen wurden. Die Blätter in Charbin und Tschangschun erklären, daß diefer Besuch zu einer Annäherung Tibets und des mandschurischen Staates führen soll
Tibet gehörte früher nominell zu China , steht aber heute misbr unter englischer Aufsicht,