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Raus aus der Misere!

Der Gewerkschaftskongreß für Arbeitsbeschaffung.

Im Reichstag war gestern das Parlament der Gewerkschaften| mir fönnen nicht untätig so lange marten, der Staat muß endlich dés Algemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes versammelt, um aus seiner Bassivität heraustreten und zu einer aktiv konstruktiven die Regierung und die breiteste Oeffentlichkeit zu zwingen, zur leber- Politik übergehen. Die Arbeitszeit muß auf mindestens 40 Stunden mindung der Wirtschaftskrise endlich energische Maßnahmen zu in der Woche herabgesetzt werden. Vor allem muß die Reichsbahn treffen und sich für sie einzusehen. auf diesem Gebiete vorangehen. Den Weg zur notwendigen Ver­In seiner Eröffnungsansprache hat Leipart mit harten und staatlichung der Großindustrie weist der bekannte Antrag der sozial­demokratischen Reichstagsfraktion. unerbittlichen Worten die Wirklichkeit gekennzeichnet, die Unter­lassungsfünden und die Fehlgriffe der Reichsregierung aufgezeigt und verlangt, daß damit jetzt endlich Schluß gemacht wird. In einem breit angelegten Referat hat Eggert ein Bild der frost­Tosen Wirtschaftslage entrollt und daraus die sich aufzwingenden Schlußfolgerungen gezogen. Die Debatte, von tiefstem Ernst und von dem vollen Bewußtsein der Berantwortung für die gesamte Arbeiterklasse getragen, hat diese Darlegungen in vielen Punkten vertieft und unterstrichen. Außer diesen Reden, deren durchschlagende Argumente ihre Wirkung nicht verfehlten, find noch zwei Ansprachen besonders hervorzuheben: die des Reichsarbeitsministers Steger mald im Namen der Reichsregierung und die des preußischen Ministerpräsidenten Otto Braun .

Stegerwald sprach zwar im Namen der Reichsregierung, aber man hörte nur zu deutlich den zwischen Finanz- und Wirtschafts­minister eingeengten Ressortminister. Mit vielen Vorbehalten um­rahmt stellte er ein schüchternes Arbeitsbeschaffungsprogramm in Aussicht und außerdem weitere, von der Lösung der Finanzfrage abhängige Maßnahmen. Aber nicht deshalb darf man Herrn Stegerwald Vorwürfe machen. Er hat nicht mehr versprechen fönnen, als das Reichskabinett beschlossen hat. Und denkt man an die zuständigen Ressortminister, den Wirtschafts- und den Finanz­minister, dann wundert man sich höchstens, daß der Reichskanzler, über dessen staatsmännische Begabung fein Streit besteht, sich noch nicht entschlossen hat, die notwendigen Konsequenzen zu ziehen.

Was aber den Reichsarbeitsminister selbst betrifft, so hat man nur mit Kopfschütteln seine Auffassung von der Zukunft der So­zialversicherung und von der weiteren Wirtschaftsentwicklung ver­nommen. Als christlicher Gewerkschafter mochte es vor 25 Jahren hingehen, die Wirtschaftspolitik aus der Perspektive eines fleinen Handwerkers zu betrachten. Unsere Zeit des laufenden Bandes ver­langt andere Erkenntnisse.

Um so erfrischender wirkten die ungefchminkten Ausführungen Stto Brauns. Hier sprach ein fluger, weitschauender Staats­mann, der nichts verspricht, mas er nicht zu halten vermag, der aber das, was er vermag, auch nötigenfalls mit brutaler Entschlossen­heit durchführt. Sier sprach ein Sozialist sein Urteil über die kapi­talistische Mißwirtschaft, ohne diplomatische Schnörkel, mit der ge­raden Deutlichkeit, die der Situation angemessen war. Hier zeich­nete der verantwortliche Regierungschef, was auf dem Wege der Wirtschafts-, der Lohn- und Arbeitszeitpolitik zu geschehen hat. Und mit einem Schlage war das Gesicht des Kongresses ge= ändert. Raus aus der Misere! Das war der Schrei und der zu einem Willen gehämmerte Gedanke, der nunmehr zur lebendigen Tat werden muß.

Nach dem Reichsarbeitsminister sprach auf dem außerordent Lichen Kongreß der freien Gemerkschaften der Vor­fizzende des Baugewerksbundes, Reichstagsabgeordneter

Bernhard: Es ist eine Fabel, daß die Bauarbeiterlöhne an den hohen Baupreisen schuld seien. Die Bauarbeiter fragen fich schon: Wie tief muß denn unser Lohn sein, damit er vor dem Herrn Reichsarbeitsminister Gefallen finde?" unzählige Bau arbeiter haben heute Stundenlöhne zwischen 50 Pf. und 1 Mart. Das Ministerium und die Schlichtungsstellen müßten die hohen Gesundheits- und Unfallgefahren ebenso wie die doppelte Haushaltsführung und die Fahrtausgaben bei den Saisonarbeitern mehr berücksichtigen. Statt al er die Arbeiter vor dem Lahnabbant

zu schützen, regt der Minister die Unternehmer zu Tarifbrüchen geradezu an.( Lebhafte Zustimmung.)

Jahrzehntelang bestehende Tarife haben Sie, Herr Minister, faputtgemacht.

Mit dem Lohnabbau werden Sie die Wirtschaft nicht in Gang bringen.

Die Bauarbeiterlöhne stehen heute bereits auf dem Niveau von 1926, also reden Sie nicht von 1927. Herr Minister, versuchen Sie doch endlich wieder einmal den Gewerkschafter in Ihnen zu finden!( Lebhafter Beifall.)

Schluß mit dem Lohnabbau! Die Grenze des Er­träglichen ist überschritten. Gebrauchen Sie Ihre Macht, aber treiben Sie damit keinen Mißbrauch!

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Schmidt- Bochum ( Bergarbeiter): Der Privatbergbau hat nicht nur wirtschaftlich, sondern auch technisch versagt. Seine Fehlspeku­lationen und Fehlinvestitionen haben ungeheure Summen nulos verschlungen, wie z. B. auf dem Schacht ,, Emald", der nach voll ständiger Neuanlage still gelegt worden ist. Zur wirtschaftlichen Zerstörungsarbeit fügen die Unternehmer nun auch die politische durch die Finanzierung des Faschismus. Bei der großen Allgemeinbedeutung des Bergbaues muß er in die Hand der Nation übergeführt werden, wozu bereits in den Staatsbetrieben wertvolle Ansätze bestehen. Wir fordern die Verstaatlichung des Bergbaues auch, um endlich den Widersinn der überlangen Arbeitszeit abzuschaffen. Die Einführung der 40- Stunden- Woche im Bergbau wird die Arbeitslosigkeit ver mindern zum Wohle der Gesamtheit.( Beifall.)

Lengersdorf( Gesamtverband) polemisiert gegen Minister Stegerwald, der einen Zusammenhang zwischen den Folgen Schaffen Sie die 40- Stunden- Woche, dann erst wird die weit des Pfundsturzes und dem deutschen Lohnabbau konstruiert hat. verbreitete Meinung schwinden, daß vorher noch weitgehende Lohn­Lürzungen geplant sind. Die Arbeitslosen wollen praktische Arbeit der Regierung für die Arbeitsbeschaffung sehen, wenn sie wieder Vertrauen geminnen sollen. Dazu muß es nun doch endlich tommen durch die vielen Appelle und auch durch den heutigen Kon­greß. Außer Rußland hat Deutschland die größte öffentliche irtschaft mit niedrig bemessen 50 Milliarden Kapital, im Vorjahr 13 Milliarden Umsatz und höchstens 8 Milliarden Schulden. Hier sind doch Mittel zur Arbeitsbeschaffung vorhanden! öffentlichen Wirtschaft ermöglicht, bei Rückschlägen der Konjunktur Wir brauchen eine Einrichtung, die durch Zusammenfassung der größere Mengen Arbeitsloser mit Hilfe früher aufgespeicherter Kapitalreserven zu beschäftigen. Zu diesem großen Umbau der Wirtschaft soll das, was wir jetzt als sofortige Hilfe fordern, eine Borstufe sein.( Lebhafter Beifall.)

Arndt- Dresden : Die Lage der sächsischen Industrie vom Unter­nehmerstandpunkt aus hat der Herr Reichskanzler ja auf der Ber­femmtung des Berbandes Sächsischer Industrieller tennengelernt. Selbst bei Wiederkehr des Konjunktur dürften fünf Sechstel der sächsischen Glasarbeiter außer Arbeit bleiben, da ein Fünftel der möglichen Produktion den dann noch vorhandenen Bedarf deden kann.

Die sächsische Industrie schrumpft nicht nur, sie stirbt ab. Dagegen hilft tein Lohnabbau. In ganzen Landstrichen find höchstens noch 10 Proz. der Arbeiter beschäftigt und zum großen Teil auch nur mehr Kurzarbeiter. Die Absaysd, wierigkeiten sind durch die Handels­politik der Regierung noch verschlechtert worden. Die Entwid­lungsgleichheit" von Beamtengehältern und Arbeiterlöhnen hätte man auch durch Arbeitszeitverkürzung erreichen können, aber man hätte damit die ungeheure Vermehrung der Arbeitslosenzahl ver­hindert. Seit der Zeit, wo der Reichskanzler und der damalige Reichswirtschaftsminister den sächsischen Industriellen den Lohn abbau zugesagt haben, ist die Zahl der Wohlfahrtsempfänger noch stärker gestiegen als die der Arbeitslosen. Und die Gemeinden preifen auf dem legten Loch. Arbeitsbeschaffung ist das Mittel zur leberwindung des politischen Raubrittertums; nicht aus reaftio­närer Gesinnung oder aus bolichemistischem Wunderglauben haben lung, die es auch einmal mit Marktschreiern versuchen will, obwohl die Leute im Bogtland so gestimmt, sondern aus purer Berzmeif: fie ihnen nichts glaubt.( 3uftimmung.)

anderer Stelle veröffentlichen, erhielt das Wort der Vorsitzende Nach dem preußischen Ministerpräsidenten, dessen Rede mir an des Holzarbeiterverbandes,

öffentliche Art eiten großen Umfangs in Gang zu bringen. Er hat Frizz Tarnow: Albert Thomas bemüht sich seit Jahr und Tag,

aber die größten Schwierigkeiten, die Beteiligung der einzelnen Staaten und die Aufbringung der Mittel zu besorgen, denn überall fehlt es daran und überall stehen sich die Anhänger und die Gegner des Privatkapitalismus gegenüber. Minister Stegerwald hat unter den nsicherheitsfattoren auch die innere Politik angeführt. Ich glaube allerdings, mit mehr Energie hätte die Re­gierung schon viel von diefer Unsicherheit beseitigt.( Sehr wahr!) Wir dürfen nicht auf eine selbsttätige Konjunkturmende hoffen, wenn wir den Dingen freien Lauf lassen. Gewiß, der Umbau des Systems bringt Erschütterungen.

Wenn aber das bestehende Wirtschaftssystem Aenderungen ver­hindert, die allein neue Lebensmöglichkeiten schaffen können, dann bleibt nichts übrig, als das System zu ändern.

Wann wird man endlich die längst bestehende Verordnung gegen mirtschaftliche Preisbildung anwendeit? Oder will man etwa Bau­arbeiten an den Freiwilligen Arbeitsdienst" pergeben?( Seiterkeit) Da ich persönlich immer ziemlich viel mit den Arbeitsbeschaffungs­Das ist gar nicht so unmöglich, denn schon wird der freie Arbeitsplänen zusammengebracht worden bin, erkläre ich: Reiner unter markt durch den freiwilligen Arbeitsdienst bedroht. Wir protestieren auf das nachdrücklichste gegen ein derartiges Vorgehen, das nur die Arbeitslosigkeit vergrößert.( Zustimmung) Wohnungen für Minder­bemittelte zu erschwinglichen Mieten hat in der Nachkriegszeit fein Land in Europa ohne öffentliche Hilfe erbauen können. Nach den beträdtlichen Anfängen auf diesem Gebiet ist bei uns schon wieder ein Rückmarsch angetreten worden. Die bayerischen Regierungs­präsidenten melden bereits, daß die Tuberkulose wieder im Vor­bringen ist. In diesem Augenblick stellt man den öffentlichen Woh­

nungsbau ein und

cibi den Hausbesitzern ein steuerliches Millionengeschent, wäh­rend man sonst im jeden Pfennig Steuern hartnädig fämpft. In diesem Kapitel spüren wir den Einfluß der Wirtschaftspartei. Der Mangel gesunder und billiger Wohnungen ist noch enorm. Die Sanierung der Altstädte ist höchst dringend, 16 000 Siedlungshäus­chen ist ein lächerlich geringer Anfang; fie müßten aber auch so gebaut werden, daß nicht sofort Reparaturen notwendig werden, und aus einem Material, das unserem Klima angemessen ist. Schaj­sen wir doch keinen Gürtel unzufriedener Menschen um die Groß­städte herum!

Bringen Sie, Herr Minister, die deutsche Bauwirtschaft wieder in Gang! Reißen Sie hunderttausende Bauarbeiter wieder aus dem Elend und tun Sie damit

eine staatspolitische Tat, indem Sie diesen Menschen den Glauben an den Staat wiedergeben.

Arbeit ist das Kernproblem unseres heutigen Lebens. Es muß uns gelingen, die Hunderttausende mieder in die Produktion ein­zubeziehen und aus ihrer Not herauszuführen die Arbeiter und in erster Linie die Bauarbeiter.( Lebhafter anhaltender Beifall.) Metz ( Metallarbeiterverband): Wir wissen, daß uns von den traurigen Begleiterscheinungen des Kapitalismus nur die sozia­listische Planwirtschaft endgültig befreien kann. Wir müssen deshalb auf die Umformung und Umbildung des heutigen Systems hin­mirken. Wir haben die größte Energie darauf zu richten, daß bereits in dem heutigen Wirtschaftsleben fehlerhafte Konstruktionen beseitigt werden, die die Hauptschuld an dem Massenelend tragen. Die Arbeitslosigkeit ist international, und darum ist planmäßige Wirtschaftsführung in allen Staaten notwendig. Deshalb ist auch eine europäische Wirtschaftseinheit längst fällig. Aber

der Weltwirtschaftskrise zu isolieren. Wir alle halten die Autarkie uns bildet sich ein, wir tönnten Maßnahmen finden, um uns von für eine ganz hirnverbrannte Idee. Jeder von uns meiß, daß es in Deutschland vielleicht Bevölterungsschichten gibt, die in einem autarken Deutschland eine Lebensmöglichkeit finden, daß dazu aber nicht das Gros der Industriearbeiterschaft gehört, für die der Zu fammenhang mit der Weltwirtschaft eine unerläßliche Voraussetzung ihrer Eristenz ist. Keiner von uns möchte Wege gehen, die die wäre noch keine wirtschaftspolitische Aktivität und kein Ersatz dafür. Inflation herbeiführen könnten. Ein Bekenntnis zur Inflation Die öffentliche Arbeitsbeschaffung ist unser Notprogramm. Aber wir sagen zugleich, daß ohne Einfügung der Wirtschaft in die Ge jellschaft unsere Zukunft dauernd trübe bleiben müßte. Die Zeit Jahre hinaus. Ohne Eingreifen der öffentlichen Hand kommen der großen privatwirtschaftlichen Institutionen ist vorbei auf viele mir nicht weiter.( Beifall.)

nanzministerium piel mehr zuständig zu sein als das Arbeits­Spliedt( ADGB .): Für Arbeitsbeschaffung scheint jetzt das Fi­ministerium, was sehr unerfreulich ist. Mit aller Schärfe betonen wir die Aufrechterhaltung einer wirklichen, nicht nur faschierten Arbeitslosenunterstügung. Selbst nach all diesen unge­rechtfertigten Einschränkungen versieht sie noch ihren 3med, den Arbeitslosen wenigstens vor allzu schnellem herabgleiten in die Ver­zweiflung zu schützen. Auch die Wohlfahrtsunterstützungen dürfen nicht zur wertlosen Formsache herabgedrückt werden.( Beifall.)

Thimig( Fabrikarbeiter) bespricht die schwere Notlage der foge: nannten ungelernten Arbeiter, der Wander- und der ferami­schen Arbeiter, wobei er besonders die Ausfuhrminderung durch die Agrarpolitik des Herrn Schiele bespricht. überhaupt andere Zustände in Deutschland haben. Was heute Mi­Eine einige Arbeiterklasse würde freilich eine andere Regierung und nister Stegerwald über Lohnkürzung gesagt hat, war zweideutig; mo sind denn heute noch die zu hohen" Löhne, die gekürzt werden sollen?

Land verteidigt, als es noch feinen Hitler gab, und sie wird es auch Quallow- Ostpreußen: Die ostpreußische Arbeiterschaft hat ihr fun, wenn es ihn nicht mehr geben wird; sie wird bis auf den Leten Mann einstehen für Republik und Demo

fratie.

Der Redner schildert dann den furchtbaren Ridgang der Produk tion, des Handels- und Güterverkehrs, das Elend der ländlichen Arbeitslosen und die Erschöpfung der Finanzkraft der Gemeinden in Ostpreußen . Statt Unterstützung erhalten ländliche Arbeitslose von reaktionären Amtsvorstehern Beschimpfungen und Schlimmeres noch. Persönliche Bereicherung aus der Osthilfe ist straflos ge­blieben. Wir wollen keine Subventionspolitif, sondern Arbeit!

Scheffel( Eisenbahner): Die sinkenden Einnahmen der Reichs­bahn haben schon zu einer außerordentlich scharfen Drosselung der lassen werden. Dabei ist von Arbeitsmangel nicht entfernt die Rede. Aufträge geführt, und jetzt sollen gar weitere 44 000 Arbeiter ent­Um nur die notwendigen Reparaturen zu machen, fönnte man 70 000 Arbeiter mehr bei 40stündiger Arbeitszeit beschäftigen. Das= selbe gilt für den Oberbau. An notwendigem Material fönnten Riesenaufträge vergeben werden. Die 75 000 Brüden, die Tunnels usw. brauchten noch viel Reparatur, genug Bahnhöfe wären längst schon umzubauen, die Elektrifizierung zu erweitern u. v. a. m. Die Arbeitszeit in Werkstätten, Güterböden, Bahnerhaltung usw. geht bis 57 Stunden, die Schichtzeit einschließlich Bereitschaft fogar 67 bis 93 Stunden!( Entrüstungsrufe.) Kreuger( Landarbeiterverband): Bei dem Programm der Be­fämpfung der Not in der Landwirtschaft hat man die Landarbeiter vergessen; ihr Vorhandensein hat sich offenbar bei den maßgebenden Stellen noch nicht genug herumgesprochen. Zum Dank für die Staatshilfe machen die Agrarier Steuerstreif. Auch die Umschuldung bringt Arbeiter ums Brot. Das Gesetz verspricht den Siedlern Geld, aber die Behörden machen Schwierigkeiten, es ihnen zu beschaffen. ( hört, hört!) Die Umschulung junger Industriearbeiter auf Land­arbeit ist Unsinn, ebenso die Vermittlung oberschlesischer Arbeits­loser nach Gegenden, wo genug Arbeitskräfte vorhanden sind.

Damit ist die Debatte erschöpft.

Eggert( Schlußwort) stellt den einigen Willen des Kongresses für Arbeitsbeschaffung fest, wofür die ganze Kraft der Gewerk­hat zugejagt, was möglich ist, dafür zu tun. Wir fügen hinzu: ist schaften und der Partei eingesetzt werden soll. Minister Stegerwald das nicht mit dem kapitalistischen System möglich, so muß es ohne dieses System gehen. Es gibt für uns jetzt nur die Parole: heraus aus diesem Glend!( Lebhafte Zustimmung.) Durch 1931 ist Deutschland allerdings ohne Inflation gekommen nur dank der Tapferkeit des deutschen Volkes und der in der Ar­beiterbewegung tätigen Arbeiterschaft. Wir übertreiben nicht und sprechen feine großen Worte. Aber wenn es uns nicht gelingt, in den nächsten Wochen und Monaten den Arbeitsmarkt wesentlich 3- erleichtern, so steuern wir in einen Herbst und Winter hinein, dessen Ausgang niemand vorhersagen kann.

aber

das, daß wir nicht mehr lange zusehen fönnen. Bereits schließen Wenn mir Herrn Stegerwald sagen, das Maß ist voll, so heißt eine große Anzahl Firmen ihre Werke, montieren ihre Maschinen ab, um mit ihnen und einigen Arbeitern in England neue Pro­duftionsstätten zu schaffen, meil sie in Deutschland keinen Ausmag sehen. Das Reichskabinett weiß genau darum, da kann man uns aber nicht weiter vertrösten wollen, sondern

es muß anerkannt werden, daß wir in der zwölften. Stunde der Ereignisse stehen und keine Zeit mehr zu verlieren ist. Heute ist es ja so, daß die öffentlichen Betriebe thre Aufträge ver geben, wenn die Industrie gut beschäftigt ist, aber ihre Aufträge stoppen, wenn der Niedergang einfegt. Genau das Gegenteil wäre die Aufgabe planmäßiger Wirtschaft. Die Zentralsteue für Arbeitsbeschaffung darf keinesfalls durch Reſſorteifersüchteleien ver­zögert werden.( Lebhafte Zustimmung.).

Durch die Annahme der Entschließung beauftragen Sie uns, bei der Regierung vorstellig zu werden mit unseren Forderungen, aber zugleich auch für den Umbau der privatkapitalisti­schen Wirtschaft in eine höhere Ordnung zu arbeiten. An­gesichts des Sintens unserer Ausfuhr muß es die Aufgabe der Lohn- und Gehaltspolitik sein, den inneren Markt zu stärken. In Anlehnung an ein Wort von Lassalle sagen wir: Wir wollen jetzt nicht schauen nad) lints, wir wollen jetzt nicht schauen nach rechts

Arbeitsbeschaffung, das ist die Forderung der Zeit. Und mit Alle Kraft wollen wir fortan aufbieten, damit eine wirtschafts dieser Forderung werden wir durchdringen. Not und dieses Elend vermeidet, die das deutsche Volk in den letzten ordnung Platz greift, die diese unerhörten Erschütterungen, diese eineinhalb Jahren durchgemacht hat eine Wirtschaftsordnung. in der jeder, der Menschenan: lig trägt, ein menschenwürdiges Dasein führen kann.( Stürmischer Beifall.)

Nach einstimmiger Annahme der Entschließung, die mir an ununterbrocherier Verhandlung beendet. anderer Stelle wiedergeben, ist der Kongreß nach fast fiebenstündiger

Borfihender Schumann spricht den Bertretern der Regierungen und den anderen Gästen sowie dem Reichstagspräsidenten den Dank aus, und fährt fort: Wenn die drohende Bürgerkriegsgefahr nun zweimal hintereinander gebannt worden ist, so ist das der ge­schlossenen Abwehr durch die organisierte Arbeiterschaft zuz schreiben. Nun steht vor ihr noch der schwerste Kampf für die Aufrechterhaltung Preußens als Vormacht der deutschen Demokratic. Wir fordern von der Regie­rung, daß fie allen verfassungsfeindlichen Bestrebungen auf das entschlossenste enigegentritt. Im Hinblick aber auf die wichtige Ent­scheidung in Preußen schließen wir, anders als sonst unsere Kon­greise, diesen Tag mit dem Ruf: Die deutsche Republif, der Freistaat Preußen und die organisierte deutsche Arbeiterschaft, sie leben hoch!

Alles im Saal und auf der Tribüne hat sich erhoben und bringt ein donnerndes, dreifaches Hoch aus!

Freie Gewerkschafts- Jugend Berlin

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Heute, Donnerstag, 14. April, 19% Uhr, tagen die Gruppen: Südosten: Jugendheim Reichenberger Str. 66. Das lustige Bud) die lustige Schallplatte. Tempelhof: Sugendheim, 2nzeum Germaniaftr. 4-6. Der Zugang erfolgt durch den Eingang Gözstraße, auf der hinteren Seite der Schule. Wir beteiligen uns alle mit unseren Eltern an der Kreiswerbeveran= staltung in Steglig. Moabit: Jugendheim Lehrter Str. 18-19. Lustiger Abend mit Martha John. Staaten: Jugendheim ber 17. Boltsschule, Gartenstadt, Kirchplay. Endhaltestelle Autobus 31. Friedel Hall mit der Lustigen Reihe". Schönhauser Tor: Jugendheim Tiedstr. 18. Warum Eiserne Front?- Lands berger Plag: Jugendheim Diestelmeyerstr. 5.§ 218. Lichtenberg: Jugend­heim Dossestr. 22. Der blühende Rattus. Reu- Lichtenberg: Jugendheim Gunterstr. 44. Die Mädels gestalten deat Abend aus.- Gesundbrunnen: Jugend­heim Rote Schule, Gotenburger Str. 2. Aufgaben und Ziele der FGI. Schöneweibe: Jugendheim Laufener Str. 2( Rotes Simmer). Lustiger Abend. Röpenick: Jugendheim Grünauer Str. 5( Nähe Bahnhof Spindlersfeld). Lustiger Abend mit Gutheit. Gewerkschaftshaus: Jugendheim Engelufer 24-25, Goal 11. Die französische Fremdenlegion. Jugendaruppe des Berbandes der Nahrungsmittel- und Getränkearbeiter: Jugendheim Neue Schönhauser Str. 4/5. Der neue Aufstieg. Jugendgruppe des Deutschen Bekleidungsarbeiterverbandes: Jugendheim Sebastianstr. 37-38. Bunter Abend. Allen Mitgliedern zur Kenntnis, daß der Jugendkollege Karl Ratete, Berlin- Weißensee, Roelfestr. 164, bei dem Bootsunglüd am 7. April auf dem Werbellinsee, zusammen mit anderen Erwerbslojen, ertrunken ist. Ehre seinem Andenken. Die Beisekung findet heute, Donnerstag, 15 Uhr, auf dem Gemeindefriedhof Weißensee, Schön­FG3. sind mitzubringen.) straße, statt. Rege Beteiligung erwartet die Jugendzentrale.( Die Wimpel der

Jugendgruppe des Zentralverbandes der Angestellten

feint

Heute, Donnerstag, finden folgende Beranstaltungen statt: Rorden: Jugendheim Lorgingstr. 19. Arbeitsgemeinschaft: Unser Verband Siel und seine Einrichtungen. Leiter: Boer. Pantow- Niederschönhausen: Ju­gendheim Görschstr. 14( großes Zimmer). Ausspracheabend: Reuzeitliche Er­ziehung. Leiter: Rachow. Often: Werbefeier in der Aula der Voltsschnie Frankfurter Allee 37. Beginn 20 Uhr. Eintritt 25 Pf. Treptow: Jugendheim Elsenstr. 3. Vortrag: Die sozialistische Bewegung als Kulturbewegung. Refc­rent: Schmidt. Die Freie Angestelltenbant c. 6. m. b. S. tagt heute von 20 bis 22 Uhr im Verbandshaus. Fußballtraining um 16% Uhr auf dem Sportplatz Lichtenberg, Normannen- Ede Ruschestraße.

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Berantwortlich für Politit: Bictor Schiff; Wirtschaft: G. Klingelhöfer; Gewerkschaftsbewegung: 3. Steiner; Feuilleton: Dr. John Schifomsti; Lofales und Sonstiges: Friz Karstädt; Anzeigen: Th. Glode; fämtlich in Berlin. Verlag: Vorwärts- Berlag G. m. b. S., Berlin. Drud: Vorwärts.Budbruderet Hierzu 2 Beilagen.

Sie fordert Ausrottung der landesverräterischen Bestrebungen und Berlagsanstalt Baul Ginger u. Co.. Berlin G23. 68. Lindenſtraße 3, derer, die sich national nennen.