Eugen Smaimarf: 3er Hitlergattg der„sCUani&'
%um 20. 3ahresiag am 15, April
Sschs Tags ösiltef bta Fahrt der„Titanic " ohne jsnen Zwischenfall. Es wurde Sonntag, den 14- April. Mit Volldampf fuhr die „Titanic " durch die sternsntlare, eiskalte Nacht. Die Gefchwurdia- keitsmeffer zeigten 21 Knoten, die Schiffsschrauben arbeiteten mit dem Maximum von 78 Umdrehungen in der Minute. Vergebens hatte man den Kapitän Smith vor treibenden Eisbergen gewarnt: Bruce Jsmay, der Präsident der White Star Linie, bestand auf schneller Fahrt, die„Titanic " sollte einen neuen Rekord schaffen, sie sollte den Deutschen und der Eunard den Rang ablaufen im Kampfe um das Blaue Band des Ozeans: der größte Dampfer der West sollte auch der schnellste sein. 1400 Passagiere hatte die„Titanic " an Bord, neben 1000 Mannschaften und Offizieren. 7 Millionen Briefs in 3S00 Postsäcken lagen in den Posträumen. Millionenwerte waren dem Schi'f anvertraut: allein die 29 Juwelensendungen, di« in einer besonderen Stahlkammer mitgesührt wurden, repräsentierten einen Wert von mehr als 7 Millionen Mark. Dos Meer mar spiegelglatt. Im großen Salon der ersten Klasse spielte die Musik die neuesten Onestepschlager. Man verab- schiedete sich von der Reise mit einem Ball: es sollte ja die letzte Nacht auf hoher See werden, die„Titanic " befand sich bereits auf der Höhe von Cap Race. New Dock war nicht mehr weit, am Mon- tag oder spätestens am D'.enstag sollte man ankommen. Im Rauch- salon spielte man Karten. In der Bar trank man seinen. Whisky. Auf den Decks flirteten die jungen Leute, in Plaids gehüllt, denn die Rächt war kalt, eiskalt. Der Kapitän Mr. Smith saß mit einigen Passagieren im Rauch- salon: auf der Kommandobrücke stand der erste Offizier. Mr. Mud- lock. Der Ausluger meldete ihm, daß das Schiff sich einem großen Eisberg nähere, aber Mr. Mudlock kümmerte sich nicht viel darum. Wä» sollte wohl ein Eisberg diesem Titanen aus Eisen uni) Stahl anhaben? Mr. Mulock änderte den Kurs nicht. Es wäre schade gewesen um jede Minute. Rur die Scheinwerfer der„Titanic " traten in Tätigkeit, sie tasteten mit grellen Lichtkegeln die Rächt ab. Ihre Strahlen prallten plötzlich blenoend grell auf«in« weiß« Riesenmasse, die auf der Steuert ordseite aufgetaucht war. Da er- schrak Mr. Mudlock. Einen solchen Eisberg hatte er niemals im Leben gesehen. Dreihundert Meter hoch ragte dre gleißend weiße Mals « des Titanen aus den Fluten hervor: des anderen Tstansn, der nicht aus Eisen und Stahl bestand, den nicht Menschengeist, sondern Gotteshand erbaut hatte. Der Eisberg war näher als Mr. Mudlock dachte. Viel näher. Und Mr. Mudlock griff nach dem SteuertelUgraphon, während unten im Salon b«frockl« cherren und Damen in Balltoilette den letzten Schlager Londons tanzten. Es war aber zu spät.... Ein Stoß erschütterte das ganze Schitf— die zwei Titanen waren aneinandergepra?t. Mr. Mudlock hart» vergessen, daß man einem Eisberg lehr weit aus dem Weg« gehen muß, denn der aus dem Wasser ragende Teil macht nur ein Zehntel des Riesen aus. Reun Zehntel lauern unter Wasser auf den Unvorsichtigen. Auf diesen unter Wasser liegenden Teil des Eisriesen war die„Titanic " aufgefahren. Der Koloß von 4ö Millionen Kilogramm Eisen uno Stahl erzitterte— aber die Passagiere hatten kaum etwas geipurt. Bis der Stoß zu den Luxuskabinen vorgedrungen war, hatte sich der Anprall schon sehr stark abgeschwächt. Vorn aber, am Bug und an den vorderen Decks, war die Vernichtung vollkommen. Der Bug des Schiffe» war zerquetscht. Die vorderen Decks waren aufgerissen. Das ganze Vo derteil des Schiffes glich»in«r unkenntlichen Stahl» masse. Di« wasserdichten Schotten waren sämtlich aufgerissen. Die Bodenplatten zerrissen pn« Pqpier, viel« Tonnen gespalteten Eises waren auf die vorderen Verdecks gestürzt und das etsige Wasser strömt« unaufhaltsam in das Schiff hinein. In den Salons, den Gesellschaftsräumen, wo der Stoß noch er- heblich stärker zu verspüren geweien war als in den Kabinen, spran- gen die Menschen auf. Doch die Offiziere beruhigten sie. Man hohe einen� Zusammenstoß mit«inem Eisberg gehabt, erklärten sie, aber das Schiff fei unsinkbar. Sie glaubten es wohl selbst, daß das
Schiff nicht sinken könne. Als Kapitän Smith fünf Minuten nach dem Zusammenstoß— der Anprall erfolgte 11 lihr 45 Minuten— in die Marconikabine trat und die beiden Telegraphisten aufforderte, chllfe zu rufen, lächelte er.„Wir sind mit einem Eisberg zusammen� gestoßen." sagte er,„halten Sie sich bereit. Rotsignale zu geben.. Die zwei Telegraphisten— sie benahmen sich später wie chelden— machten Witze, als sie die Taste des Radiotelegraphsa herabdrückten. um das erste Notsignal hinauszufunken:.Cquä... Come quickly danger... Kommt schnell, Gefahr'." Doch zehn Minuten später kam Kapstän Smith wieder. Leichenblaß. Lächelle nicht mehr. Und stöhnte: „Schicken Sie 505!... Sehr, sehr schnell, wir sinken!" Das war um Mitternacht. Unten glaubte man noch daran. daß das Schiff nicht sinken könne. Es wäre auch unfaßbar gewesen! Ein Eisberg? Die Musik spielte weiter, man tanzte weiter, man spielte weiter, uird durch die Luken konnte man sehen, wie der weiße Titan in der Fern« verschwand. Oden arbeiteten aber die beiden Telegraphisten verzweifelt. Das Signal 505, das Signal der letzten Verzweiflung,„5a.ve our Souls,"„Rettet unsere Seelen," zuckte unaufhörlich aus den Antennen der„Titanic " durch die Nacht, zuckte durch die Wellen des Aechers, erreichte zuerst den Lloyddampt'er „Frankfurt ", dann die„Virginian". die„Parisian". die„Carpa- thia" und das Schwesterschiff der„Titanic ", die„Olympic". Die „Corpathia" lag der Unfallstelle am nächsten. Siebzig Mellen weit. Fünf Stunden Fahrt. Aenderte sofort den Kurs und steuerte auf die„Titanic " los. Von einer anderen Seite ellte die„Olympic" heran, die von New Jork nach Europa unterwegs war. Fünf Stun- den gast es noch zu harren. Es war nicht mehr möglich. Um halb ein Uhr erscholl das Kommando:„Alle Passagiere an Deck!" Bis dahin hatte niemand an eine ernste Gefahr glauben wollen. Da war das fatale Kommando erschollen. Man sah, daß die Boote klargemacht wurden. Und da sahen die Passagiere erst, daß das Wasser bereits an den unteren Decks zu lecken begann. Da brach die Panik aus. Alles wollte sich auf die Boote stürzen. Und da stellte ftd) heraus, daß in den Booten kaum ein Drittel der Menschen, die sich an Bord befanden, Platz finden konnte. Die 16 Boote des Schiffes hätten für 1178 Menschen Platz geboten, aber vier Boote waren durch den Anprall fortgerissen worden Es waren nur noch zwölf. Vor jedem Boot stand ein Offizier. Ein neues Kommando erscholl:„Alle Mann zurück! Frauen und Kinder zuerst!" Das Schiff neigte sich bereits bedenklich nach vorn. Rettungs- gürtsl wurden verteilt. Frauen und Kinder wurden eingebootet. Um eis letzten Boote entstand ein fürchterlicher Kampf. Mit Messern kämpfte man um die Plätze. Schüsse krachten. Dann wurde auch das letzte Boot hexabgelassen, und mehr als 1600 Men- fchen blieben, dem sicheren Tode preisgegeben, auf dem sinkenden Schiff zurück. An der Reling stand ein altes Ehepaar. Man wollte die aste Frau in«in Rettungsboot heben. Sie weigerte sich jedoch ganz entschieden, ihren Gasten zu verlassen,, sie umarmte ihn, küßte ihn. Manche versuchten aus Planken und Brestern Flöße zu bauen, um die Hunderte kämpften. Hunoerte sprangen mit Rettungsgürteln versehen in das eisige Wasser. Der Kapstän ver- sammelle die Musikkapelle am Heck des Schiffes und ließ den Choral „Näher mein Gast zu dir" spielen. An den Booten hörte man noch die Musik und den Gesang der Todgeweihten Dann— es war um 2 Uhr 20 Minuten— stieg die„Titanic ", die bis dahin wie sin schwimmender Feenpalast in voller Beleuchtung auf dem Wasser gelegen hast«, plötzlich stell in die Höhe, stand eine Minute lang fast vertikal, das Heck ragte in die Luft empor, die Maschinen stöhnten aus. Dos eisige Wasser haste die Kessel erreicht. Das furchtbare Krachen von Detonationen erdröhnt«, aus den Schloten schössen Funken und Flammen. Wie Fliegen klebten die Zurückgebliebenen am Schiffskörper. Dann erloschen plötzlich alle Lichter und das Schiff schoß kopfüber in die Tiefe hinab
I Da Bin ich auf dem Laufenden: Die Auswahl überlaß man mir, ( Sribelle!" Hier malmten feine Kiefer wieder, hier war öle teenge Läefw» d'ensrei aus den Augen gewichen, die wieder tückisch funkesten.! „Die Auswahl der Opfer Überlasse mir! Das versiehe ich besser! Also, das mst dem Herrn Direktor Martmkost ist aus! Heute abend steigt das scharfe Ding. Das Auro bringt uns an die Grenze. Ich wünsche, daß du aufmerksam bleibst. Empfehle mich, meine Aller- gnädigste!" Ein Vormittag wie alle anderen Vormsttage.,. Doch ohne die lähmende Unruhe, ohne die nervenpeitschende Hast für Jribelle. Sie weiß, was sie zu tun hat. Litam-Lstanoff ist fori- gegangen. Für alle Fälle muß ein Ferngsfprädz für den Herzog fingierl werden, falls er sich nichl für die schöne Frau imeressiert. Das erfordert Vorberestungen, tonst die Privatdelektive nichts von einem „verbrecherischen Anschlag" merken! Inbelle ist nun allein. Sie nimmt den Telephonhörer von der Gabel, läßi sich mst Direktor Martinkost verbinden... „Wann kann ich Sie.... wann kann ich dich sprechen, mein Liebster! Es ist wichtig, ja äußerst wichtig!"�„Sofort, gnädi..„ sofort, mein Liebes, gleich, natürlich. An der t>all.?„Rein, nicht in der Hall, bist«, im Musiksalon!" Sie haben sich erst nach dem gestrigen Tango zum erstenmal„Du und Du" gesagt!--------------- --- Drei Stunden später sitzt Anbelle' im Zug. Reben cht sitzt Erwin Wartintost. „Liebling." flüstern Jribelles korallig gelackte Lippen,„warmn bist du so still! Sag doch was! Sag mir. daß du mich liebst, daß du mir immer, hörst du. immer gut sein wirst! Sag mir, mein Liebster, daß ich Ruhe finden werde bei dir... öagejttir. du Bester. daß Lstain-Litanoff von dir der Polizei angezei Sie bricht jäh ab. Martinkost ist aufgesprungen. „Komme mir nur nicht mst der Polizei." sagte er hystensch er- regt,„damit will ich nichts zu tun haben! Hör mal. Jribelle, und nun paß mal scharf auf: ich bin ein Kollege des Perfiosssnen Aa, ja, mein Süßes, auch' ich gehe auf die Bürsch! Auch mich suchen die Behörden! Auch ich war im Hotel wegen dieses Herzogs von Counon' Ach. dein Lstain-Lstanoff, der Stümper, hat sich schwer verrechnet! Der Herzog, haha, ist nämlich gar kein Herzog, haha, sondern hiht ebenfalls ein Kollege von uns, auch ein Hochstapler, seine Koffer sind geisillt. na. rate mal. womst, mein lierzchen. mst Feldsteinen, ja ja! Ich habe schon dafür gesorgt, daß die Konkurrenz dieser beiden Herren für die nächsten Jahre aus dem Wege geräumt ist! Heule abenp machen sie die neuerliche Bekanntschaft mst den Armbändchen auz Stahl! Run patz mal auf. Jribelle, jetzt werde ich dir mal in knappen Zügen meinen neuesten Plan entwerfen! Es geht diesmal'ums Ganze! Und du wirft„mir helfen!"
Gerdland: As« gofcflUpf
Sie war entschlossen, Schluß zu machen, die kleine Jribelle. Sie konnte nicht mehr, sie war am Rande ihrer Gräfte... Gehatzt von Stadt zu Siadt. die Rächte in rasenhen Expreßzügen, stet» auf der Flucht vor den Behörden... Die große Dame, die schöne Frau, an- g«tan mst verwirrender Eleganz, umgeben von einem Schwärm jugendlicher Ehaxweure, überall und doch nirgends... Auf den Rennplätzen von Baden-Baden und Auteull, in den Cercles priores von Cannes und Biarritz , in den Golfklubs von Wannsee und in den Tennisklubs von London , bei Roofgarden-Parties über dem brodeln- den Traffic Chikagos und bei den Wasserskijörings in Miami , überall da, wo sich Plutokratie mit Aristokratie Stelldichein gab, überall da war Jribelle heimisch und doch namenlos fremd, überall da war sie begehrt und doch eine Namenlose, eine Oulsiderin, denn sie war ja ein Lockvogel, eine Spitzelin, eine Spannerin. Ja, Jribelie war die Freundin Litain-Litanvffs, des Hochstaplers, dieses Hasardeurs groß- ten Formats. War sein Kettenäffchen, sein Geschöpf, das einem Wink seiner kästen, tückischen Augen parierte, das unter seiner stummen Drohung erzitterte, und bündisch ergeben auf ein Wort des Lobes wartete. Jetzt konnte sie nid�l weiter auf diesem Wege, jetzt wollte sie sich nicht weiterschleisen lassen von Verbrechen zu Verbrechen, sie wollte nicht mehr mit pochendem Herzen, mit stockendem Puls, fieberhaft ge- rötet unter der Blaßschmink», wollte nicht mehr dergestalt zerrissen in der Halle sitzen, mit gleichgüstigen Leuten belanglose Geipräche führen, um ihm die Ausführung eines Verbrechens zu erleichtern oder um ihn rechtzestig zu warnen oder um fein Alibi zu„fixen"... Jribelle, die mädchenhafte, fcheuäugige, schmalhüftige und zarthäutige Frau, Jribelle, die Helferin Litoin-Litanoffs. liebte... Sie war sich durchaus nicht klar über dies Gefühl zu einem anderen, das mit vehementer Gewalt von ihr Besitz ergriffen hatte... Rur dies wußte sie: es mußte aus fein zwischen ihr und Lstain. Sie wußte es fest dem gestrigen Abend, fett dem Tango, getanzt mst jenem anderen, fremden Manne, getanzt im Pavillon des Hotels. Sie wußte noch mehr! Sie kannte das höhnst che Grinsen Litanoffs, mst dem er sie auf ihr un- oormetdliches Schicksal hinwies, wenn sie sich von ihm trennte: Ge» fängnis, lange Jahre hindurch Treppensdzeuern... Sie kannte seine Flüche, oh, sie wußte um seine brutalen Schläge. Marlinkost hieß dieser andere. Erwin Martinkost! Und Jribelle ttäunste seit diesem Tango einen aussichtslosen Traum von Glück an seiner Seite... Die Tür des Hotelzimmers wurde geöffnet. Jribelle fuhr zu-
sammen. Aber es war der Zimmerkellner. Er rollte das Frühstück heran. Es duftete nach Kaffee und Toast, nach frischem Honig und nach Blumen. Ja. Blumen, sie standen in einem kristallenen Kelch auf dem Teewagen. Blumen von Erwin Martinkost. Jribelle atmete tief auf. Und draußen lachte die Sonne und draußen auf der Terrasse war wohl er, dem sie entgegenfieberte... Zum erstenmal nach Jahren nahm Jribelle das alles wieder mst wachen Sinnen wahr. Sie liebkoste die schmiegige Seide des Pyjamas und die Brokatblumen des Teagowns. Sie rannte vor dem erstaunt hantierenden Kellner vorbei an das Fenster und riß es west auf und stank mst vollen Zügen die Morgenluft. Sie stürzte sich in einen Taumel voller Zu- verficht und Hoffnung. Wenn sie LUatn-Litanoff der Polizei preis- geben würde, wenn sie alle Kapstaloerbrechen aufhellen würde, gewiß würde sie straffrei ausgehen und könnte nach all der Haft und den Treibjagden auf das Freiwild„Litam-Litanoff und Komplicin" wieder ein Mensch sein. Alles würde sie tun für Martinkost. Ach, sie konnte verzichten auf das Leben einer mondänen, interessanten Frau, wahrhaftig, sie könnt« verzichten auf geistreichelnd-blöde Konversation > mit degenerierten Tastergreisen und Dandys, den zu rupfenden Opfern des Falschspielers. Sie war dessen so müde.. Ein hartes Wort trieb sie empor. Litain-Litanoff war mit feinen schleichenden Pantherschritten eingetreten! Seine Befehle waren kurz und knapp. Sie kannte seine Art zu sprechen! „Heute abend," so malmten die Kiefer,„heute abend, mein Gold- lind, kommt der Duo du Counon hier an! Heut abend, mein Gold- k:nd, landen wir den Coup, der uns mal wieder rausreißt aus dem Schlamassel! Du weißt, was zu tun ist! Du kennst deine Aufgabe! Empfang des Herzogs in der Hall. Du hast dafür zu sorgen, daß der Stubben höchstens zehn Minuten nach Unterbringung seiner Koffer im Fürstenzimmer das Appartement bestitt! Mellei-ht ein Cocktail vorher an der Bar! Ro, du verstehst mich!" Litain-Lstanosf wandte sich zum Gehen. Er war schon an der Tür. da drehte er sich noch einmal um. Sein harter Mund war jetzt weibilch weich, weinerlich verzogen, wie immer, wenn er autzerberus- lich, sozusagen privat zu Jribelle sprach. Dann malmten die Kiefer nicht, dann lallte dies« Zunge schwerfällige Sätzgebilde... „Du." sagte er, mst wcherlich-neckilch erhphenem Zeigefinger, »du du, kleiner Schelm, hast wohl von dir aus einen auf dem Kieker, willst dich wohl selbständig machen. Süßeste! Na, sei ohne Sorge, mein Goldkind, dein Stubben, dein Herr Erwin Martinkost hat nichts.
An. 3Kurl Sloerfcke: Gehen wir einmal au einem warmen Frühltngsaüend hinaus ins Gartenrsvier der Vorstadt und stellen wir uns bei einer alten, vernachlässigten Hecke an. um zu sehen, was der Zufall uns an Tter- beobachtungen beschert. Lange regt sich nichts. Aber dam, lenlt ein eigentümliches Geräusch im trockenen Bodenlaub unsere Aufmerk- samkest auf sich, und wenn wir schärfer Hinblicken und uns recht still verhalten, sehen wir. wie ein kugelrundes Bürfchlsin aus dem Gsnist zum Vorschein kommt, mit seinem spitzen Schnäuzchen nach allen Sesten hin schnüffelt und alsdann mst gleichmäßig trippelnden Schrsttchen feinen ersten Revierganz antritt. Das Auge blickt g« freundlich ufld gutmütig, und der die ganze Oberseite bedeckencke Stachelpanzer sagt uns sofort, daß wir einen Igel vor uns haben. der sich jetzt einmal ansehen will, wie denn eigentlich die E-gend nach dem Winter ausschaut. Sein ganzes Aussehen verrät uns. daß er ein recht gemütlicher und treuherziger Gefell fein nmß, und damst steht auch sein ganzes Benehmen durchaus im Einklang. Bor allem wollen wir nicht vergessen. daß er einer der größten und nachhaltigsten Wohltäter der Gärten ist und sie eifrig von allerlei lästigem Ungeziefer säubert. Man sollte nicht glauben, daß der so tollpatschig einhertroitendc Gesell ein ganz gerissener Jäger ist und daß er sttsbespndere im Mäusefang geradezu Großartiges leistet. Wenn er daneben auch mal zufällig an einem nützlichen Getier sich vergreist, vielleicht gar an jungen Küken, und dann allerdings nicht mehr geduldet werden kann, fo hat dies im allgemeinen doch herzlich wenig zu besagen. Großartig sind dagegen seine mit Mut und Geschick vollführten Kämpfe mst den giftigen Kreuzostern, die er leidenschaftlich gerne frißt und mit ebensoviel Genuß hinunterschluckt wie etwa ein Fein- schmecker eine Spargelstange. Die Kämpfe, die ich zwischen Igel und Kreuzotter beobachten konnte, endeten stets mst dem Siege des Igels, aber eine andere Frage ist die, ob dieser wirtlich giftfest ist. Die Sache spiest sich nämlich so ab, daß der Igel zwar die Mehrzahl der Bisse geschickt mst seinen Stacheln auffängt, daß er aber doch auch ab und zu einen Biß abbekommt, woraus er sich aber wenig macht. Geschieht es aber mehrmals kurz hintereinander, so verliert er offenbar die Lust an diesen Zweikämpfen. Erst wenn dann einige Zest oergangen ist, wird er wieder zu dem alten, mutigen Kämpen. Es scheint also, als ob der Igel tatsächlich einen Giftabwehrstoff besitzt, der sich aber rasch verbraucht, so daß der Panzerheld einige Zest hindurch ungeschützt ist und dies auch sehr gut weiß. Er kann deshalb neue Kämpfe nur dann aufnehmen, wenn sich der Abwehr- stoff wieder ergänzt hat. Den meisten Gefahren und Angriffen entzieht sich der Stachel- beld dadurch, daß er sich zu einer Kugel zusammenrollt und assos Mögliche mst sich geschehen läßt, ohne dem Feind eine onfaßbare Stelle zu bieten. Freilich gibt es Mistelchen genug, ihm trotz alledem zu Leibe zu rücken Namentlich Fuchs und Hund sind seine Tod- feinde und können über den Gegner vor Wut außer sich geraten. Im ganzen aber führt unser stachliger Freund ein rechtes Philister- leben, das sich zu einem wahren„Glück im Winkel" steigern kann, sobald erst hie Jungen das Licht der Welt erblickt haben. Es gibt nichts Drolligeres als eine spielende Igelfamilie. Die allerliebsten Jgelchen sehen anfangs weih aus und erscheinen fast nackt, da die Stacheln erst später zum Vorschein kommen.
Eine Atom-Waage. Ein 2 Tonnen schweres Instrument ist notwendig, um ein Atom zu wiegen, ein so winziges Körpsrchen, das 800 000 von ihnen erst unter einem starken Mikroskop sichtbar find. Eine solche Atom-Waage, die als„Massen-Spektrograph' bc- zeichnet wird, ist von Dr. Kennest) T. Bainbridge in seinem Labo- ratorium zu Swarchmore in Pennsyloanien erbaut worden. Die große Schwere wstd hautpsächlich dadurch bedingt, daß der Apparat einen der stärksten Magneten der West enthält. Die in der Maschine erzeugte Hitze ist so groß, daß beständig für Wasserkühlung gesorgt werden mutz. Aber dieses mächtige Wertzeug ist eins der feinsten Untersuchunghinstrumente, die je erfunden wurden. Mst seiner Hilfe können Atome von verschiedenem Gewicht, sogenannte „Isotopen", aus einem Element aussortiert und mst größter Ge- Neuigkeit gewogen werden. Man hofft m Amerika , mst diesem neuen Apparat den bisher fast unzugänglichen Kern des Atoms eingehender erforschen zu können.