Kampfftimmung überall!
Aufhäuser spricht vor den Kaufhaus- Angestellten.
Zum zweiten Male seit der Bildung der Eisernen Front war Der Existenzkampf der Obstzüchter und der ,, Naturschutz".- Eine Gemeinde am Ende
"
die Arbeiter und Angestelltenschaft der Kaufhäuser der Ber liner City zu einer Kundgebung aufgerufen worden, um sich öffentlich zur republikanschen Staatsform zu bekennen. Die gestrige Veranstaltung in den Arminsälen, die einen noch viel stärkeren Befuch aufwies, als die erste Kundgebung der Angestellten und Arbeiter der Kaufhäuser des Zentrums anläßlich der Reichspräsidentenwahl, diente der Mobilisierung zum Preußenwahlkampf. In einem ausgezeichneten Referat legte Genosse Aufhäuser den Versammelten dar, wie verlogen in dem Kampf um die Macht in Preußen die Agitation der Nationalsozialisten wieder einmal ist. Auch im Preußenwahlkampf machen die Nazis für die grenzenlose Not der arbeitenden und arbeitslosen Massen das politische System", die republikanische Staatsform verantwortlich, während in Wahrheit an dem unsäglichen Elend das privatfapitalistische Wirtschaftssystem die Hauptschuld trägt. Nach dem Mißerfolg am 10. April jetzt Hitler jetzt die ganze Hoffnung auf Preußen. Die Nazis wollen das alte Preußen der Vorkriegszeit und des Dreitlassenwahlrechts wieder errichten. Das bedeutet völlige Entrechtung der Arbeiterschaft. Der Kampf gegen das Preußen BraunSeverings ist in Wirklichkeit ein Kampf gegen die vorwärtsstrebende Arbeiterschaft in Preußen. Die Arbeiter und Angestellten stehen am 24. April vor der Entscheidung: Entweder vorwärts oder zurück. Der 10. April hat gezeigt, daß Hitler nicht zur Macht tommt, wenn es die Arbeiter und Angestellten nicht wollen. Der 24. April muß auch in Preußen zeigen, daß die Arbeiter und Angestellten kein Hitlerpreußen wollen.
Die von starter Kampfbegeisterung erfüllte Rundgebung wurde mirkungsvoll umrahmt durch politisch- satirische Darbietungen der Spieltruppe der SAJ. Lichtenberg ,, Rote Funter"
Glänzende Kundgebung in Lichtenberg .
Die Lichtenberger Sozialdemokraten eröffneten den Wahlfampf um Preußen mit einer überfüllten, glänzend verlaufenen Kundgebung, an der über 1500 Frauen und Männer teilnahmen. Die Redner Dr. Lohmann und Dr. Mischler zeigten in zwei fich hervorragend ergänzenden Referaten die hohe Bedeutung der Wahl vom 24. April. Es geht an diesem Tag um mehr als nur um die Macht in Preußen, es geht um die Erhaltung der elementarsten, in opferreichen Kämpfen errungenen Arbeiterrechte. Das Preußen der Rechtlosigkeit und des Dreiflaffenmahlrechts darf nicht wiederkommen. Die Redner riefen die Versammlung auf, die Kampftraft der Sozialdemokratie bis zum Wahltag aufs höchste zu steigern, um ein freiheitliches demokratisches Preußen zu erhalten. Die glänzende Kundgebung, die an Stelle des erkrankten Kreisvorsitzenden Genossen Thurm von dem Genossen 2aaczig geleitet wurde, hatte durch Darbietungen des Reichsbanners und der Arbeiterjugend wirkungsvolle Umrahmung erhalten.
Schupoleutnant schwer verunglückt!
Selbstentladung der Dienstpiftole.
In der Polizeiunierfunft„ Staatsminister Grzesinsti" in der Prinz- Friedrich- Karl- Straße ereignete sich gestern ein feltfamer folgenschwerer Unfall, bei dem der Schupoleutnant 11h1mann schwer verletzt wurde.
Der Polizeioffizier betrat um 12.25 Uhr fein Zimmer und schnallte seinen Leib- und Schulferriemen, an dem die Revolvertasche mit der Dienstpistole befestigt ist, ab. Der Verschluß der Revolvertasche muß sich unbemerkt geöffnet haben, denn die entsicherte
Pistole fiel heraus und schlug so unglücklich auf den Boden, daß sich die Waffe entlud. Ein Schuß ging los und die Kugel traf Uhlmann in das Becken. Schwerverletzt wurde er in das Staatskrankenhaus nach der Scharnhorststraße gebracht. Dort stellten die Aerzte einen Bedendurchschuß fest. Man glaubte anfangs, daß der Unfall mit dem Aufmarsch der Schupo- Wache, die jeden Donnerstag mit Musik zum Brandenburger Tor zieht, in Zusammenhang stand. Wie wir jedoch aus der Polizeiinspektion erfahren, hatte der verunglückte Schupooffizier mit dem Paradeausmarsch überhaupt nichts zu tun.
Die weitbekannte Obstzüchtergemeinde Caputh befindet sich in außerordentlichen Schwierigkeiten. Die idyllisch am Schwielom fee gelegene Gemeinde zählt 3500 Einwohner. Das sind teils hauptberufliche Obst züchter, teils Handwerker, die nach Berlin auf Arbeit gingen und nebenberuflich einen oder anderthalb Morgen Obstland bewirtschafteten. Vornehmlich sind es Bauarbeiter. die sich seit Jahren in Caputh angesiedelt heben. Kaum einer von ihnen hat mehr Arbeit; auf dem Nachweis in Caputh sizen 500 Männer. Sie sind fast alle verheiratet, und wenn man die Angehörigen hinzurechnet, dann ergibt sich, daß die halbe Gemeinde auf Unterstüßung angewiesen ist. 174 Erwerbslose müssen bereits aus Wohlfahrtsmitteln unterstützt werden, es ist klar, daß unter folchen Umständen selbst die reichste Gemeindekasse einmal leer fein muß.
Die finanzielle Situation der Gemeinde ist insofern noch un= glücklich, als die 1000 Häuser Capuths über eine Länge von sechs Kilometern verstreut liegen, so daß die Gemeinde den Schuldendienst für ein 30 Kilometer langes Straßennetz zu tragen hat. Diese Schwierigkeiten werden noch verschärft durch eine andere Tatsache. Bon den 1200 bis 1500 Morgen Obstland, das in Caputh bewirtschaftet wird, gehören etwa 700 Morgen dem Rittergutsbesitzer Herrn von Willich . Diese 700 Morgen sind parzelliert und waren bislang an die Obstzüchter verpachtet. Der Morgen Obstland kostete etwa 80 bis 180 Mart Pacht im Jahr. Bar nun an sich diese Summe schon außerordentlich hoch so hoch, daß dadurch die Existenz des Pächters in Frage gestellt wurde, so hat obendrein der Herr von Willich plötzlich beschlossen, die ablaufenden Bachtverträge nicht mehr zu verlängern. Es geht das Gerücht um, daß der Herr von Willich das Obstland der Bebauung erschließen will. Man muß hierzu bedenken, daß noch im Vorjahr für einen einzigen Quadratmeter unten am Ufer des Schmielowsees gelegenen Caputher Landes 15 Marf verlangt wurden. Aber abgesehen davon ist der Kirsch baumbestand auf dem Willichschen Gelände teilweise bereits fünfzig Jahre alt, so daß nuhbringende Erträgnisse ohnedies faum noch zu erzielen sind.
Die Leute weisen selbst den Weg zur Rettung.
Fistus 30 bis 60 Mark Pacht pro Morgen und Jahr von den Caputher Obstzüchtern verlangt.
Nun hat das Geheimnis des Caputher Obstreichtums drei Gründe: den dem Kirschbaum zuträglichen Boden, dem hügeligen Gelände, an dessen Südabhängen die Kirschen besonders gut gedeihen, und dem warmen, feuchten Wind, der von den Havelfeen herübergetragen wird. Leider liegt das seinerzeit abgetretene Gelände in einem Talkessel, und der so notwendige marme, feuchte Wind bleibt schon vorher in den Bäumen hängen. Deshalb sollen die neuen 265 Morgen, die die Forstverwaltung geben will, zwischen diesen Talkessel über die Bahnlinie Caputh - Beeltz hinaus bis zum Schwielowsee gelegt werden. Es würde also gewissermaßen ein breiter Korridor geschaffen werden. Dieser würde noch immer längst nicht genügen, haben doch 204 Bauarbeiter und 23 hauptberufliche Obstzüchter bereits 494 Morgen Obstland beantragt, aber mit 265 Morgen kann man bereits auch schon arbeiten, und vor allem hätten die alten 320 Morgen dann die nötige Luftzufuhr.
Alles wäre gut, wenn nicht Caputh innerhalb eines Achtkilometergürtels liegen würde, der von Potsdam aus rechnet und diese ganze Zone unter Naturschutz stellt. Denn darüber, ob in Caputh ein Baum geschlagen wird, hat noch der Naturschutzring Berlin- Brandenburg zu befinden, der dem Regierungspräsidium in Potsdam seine Vorschläge macht. Nun ist keine Rede davon, daß auch nur ein Quadratzentimeter Uferweg weggenommen werden foll, alle Badestellen bleiben, die Krähenberge mit ihrem herrliden Ausblick ins Havelland bleiben unberührt, und dann sind immer noch tausende Morgen Wald rings um Caputh , in denen sich die Berliner nach Herzenslust tummeln tönnen. Niemals würde auch die Gemeindevertretung von Caputh einer Maßnahme zustimmen, die auch nur einen Ausflügler Caputh verleiden könnte. Jeder Fremde läßt ein paar Groschen in Caputh . Aber gerade eine entscheidende Ecke Wald am Schwielowsee will die Naturschutzfommission nicht hergeben. Und ein erbitterter Kampf hebt an.
Die Dinge liegen in Caputh so wie fast überall: die Väter lassen ihre Jungen ein Handwerk lernen, und wenn die jungen Menschen ausgelernt haben, bringen sie mit dem Lehrzeugnis gleich die Stempelfarte ins Haus. Neulich lernten sechs Caputher aus, und alle sigen sie zu Hause. Da griff die Gemeindevertretung ein der Kreis Zauch- Belzig gab auch ein paar Mart dazu und schickte die Jungen, die als Maurer oder Schlosser vorläufig feine Arbeit finden werden, kurzerhand auf die Obst= bauschule nach Werder . Vor ein paar Tagen sahen wir die Jungen schon fleißig und vergnügt in den Obstgärten arbeiten. Auch die arbeitslosen Caputher Handwerker sollen demnächst gründlich umgeschult werden. Morgen wird die Krise noch nicht behoben sein,
Für jeden Einsichtigen ist es also klar, daß die zugespizten Berhältnisse in Caputh eine eindeutige Entscheidung verlangen. Diese Entscheidung ist von der in Caputh führenden Sozial demokratie in die Wege geleitet worden. Aus den Reihen der Arbeiterschaft hat sich eine Obstbaufommission tonstituiert, die zufammen mit dem Gemeindevorstand beim preußischen Landwirtschaftsministerium vorstellig wurde. Der Gemeindevorsteher, Genoffe Sydow, entwickelte hier ein durchgreifendes Arbeitsaber.morgen hat Caputh fein Geld mehr für Unterstügungen. Desbeschaffungsprogramm für Caputh . Man bat als Ersaz für das Willichsche Gelände um Bereitstellung von fiskalischem Gelände, und erfreulicherweise erklärte sich das preußische Landwirt schaftsministerium auch bereit, als erstes 265 Morgen Staats forst für 3wecke des Obstbaus der Gemeinde Caputh zur Berfügung zu stellen. Bor mehr als 20 Jahren hatte der Fiskus schon einmal 320 Morgen Forst für Obstkulturen abgetreten, für die der
3ft Wacker schuldig?
Echt oder unecht, das ist die noch immer ungelößte Frage.
Die Beweisaufnahme in dem van- Gogh- Prozeß ist abgeschlossen. Am Sonnabend folgen die Plädoyers. Einer der letzten Gach verständigen des gestrigen Tages, der Restaurator an den staatlichen Museen, Ruhemann, zog zu Beginn seines Gutachtens gewisser maßen das Fazit sämtlicher Sachverständigengutachten.
20 Nazis über einen Jugendgenossen. ihm ungenügende Kenntnis der van Goghschen Bilder vor.
Werbeflugblätter der Arbeiterjugend geraubt.
Am Mittwochnachmittag um 5 Uhr ging ein Jugendgenosse die Greifswalder Straße entlang. Er hatte 300 Werbeflug blätter für die SAJ. abgeholt, sie in seine Aktentasche gesteckt, ein Flugblatt jedoch in der Hand behalten, um es beim Gehen zu Tefen. Plötzlich sah er sich von einer Nazihorde umringt nach seiner Schätzung etwa 20 Burschen, die ihn fragten, mas er da leje, ihm die Tasche entrissen und die Flugblätter vernichteten. Nach dieser Heldentat" begaben sich die Herrschaften in die Angriff" Filiale in der Elbinger Straße, nerschwanden jedoch bald wieder einzeln und drohten, den Jugend lichen niederzuschlagen, falls er sie meiter beobachte.
Der
Ruhemann stellte mit Hilfe des Vorsitzenden und der Verteidigung fest, daß fämtliche Sachverständigen elf aus der Zahl der erreichbaren Wackerschen van- Gogh- Bilder einstimmig für gefälscht erklärt, und neun teils für zweifelhaft, teils für echt erfannt haben. Die Betrachtungsweise aber, auf Grund der er zur Ablehnung einzelner Bilder fam, rief sofort die Sachverständigen Meier Gräfe und Eugen Spiro auf den Plan; sie warfen Restaurator an den staatlichen Museen ließ sich aber nicht beirren und bekräftigte seine Behauptungen von der Unechtheit der Bilder durch missenschaftliche Darlegungen, die erst in den legten Jahren Allgemeinbesitz der Maltechnik geworden sind. Unter anderem stellte er fest, daß sämtliche Bilder aus dem Waderschen Besitz mit Farben gemalt seien, die eine Beimischung von arz enthielten, um die Farben schneller troden werden zu lassen. Er machte auch die interessante Feststellung, daß der Schöpfer der Backerschen Bilder fich allmählich vervollkommnet habe. Je mehr. er arbeitete, desto ähnlicher wurden seine Bilder den echten ran Goghs. Demgegenüber war von großem Interesse die Aeuße rung des holländischen Chemikers de Wild, daß wenigstens zwei der Backerschen Bilder nach dem Farbenzustand ein Alter von mehr
halb braucht man das Land, um die Leute als Obstbauern anzusiedeln und sie mieder in Nahrung zu sehen. Soll dieses Werk durch irgendwelche ,, Naturschuß" interessen zerschlagen werden? Wir glauben, die Entscheidung kann nur so lauten:
Erst Brot für die Menschen und dann Bäume für die Erholung! Wir hoffen, daß der Regierungspräsident von Potsdam auf dem gleichen Standpunkt steht.
als zwanzig Jahren haben müßten. Auf diese Weise murde das Gutachten der Sachverständigen widerlegt, die auch diese Bilder für gefälscht halten.
Das Gericht steht angesichts der widersprechenden Gutachten welche Bilder gefälscht seien, sondern auch die, ob Wacker die Fäl vor einer äußerst schwierigen Entscheidung. Nicht nur die Frage, schungen gekannt haben müsse, dürfte dem Gericht viel Kopfzerbrechen machen, um so mehr, als Waders Haltung den Experten Meyer- Gräfe, Rosenhagen und de la Faille gegenüber, die über diese Bilder Gutachten erstatteten, ein stets vollkommen einwand freies war. So foll er Meyer- Gräfe in einigen Fällen selbst darauf aufmerksam gemacht haben, daß die Echtheit der ihm zur Begutachtung vorgelegten Bilder angezweifelt werde. Als Rosenhagen eines Tages den Wunsch äußerte, sich ein Bild noch einmal bei Tageslicht anzusehen, gab ihm Wader das bereits ausgefertigte Gui achten zurück, damit eine weitere eingehendere Betrachtung des Bildes stattfinden könne.
Die zwei Wochen Verhandlung haben das Rätsel um Wacker nicht zu lösen vermocht.
Offene Vordertüren bei der Straßenbahn.
Bom heutigen 15. April 1932 ab wird den Fahrgästen bis auf meiteres mieder die Benutzung der Vorderplattformtüren der Straßenbahn- Trieb- und Anhängewagen zum Ein- und Aussteigen gestattet. Der Personenwechsel erfolgt dann gleichzeitig über die hintere und vordere Plattform, mobei cin Unterschied zwischen offen und geschlossenen Trieb- und Anhängewagen nicht gemacht wird. Zur Vermeidung von Zugluft wird das Publikum gebeten, die Borderplattformtür je meils mieder, selbst zu schließen.
Billige Konserven!
Karotten Kohlrabi Wachsbohnen Jg. Erbsen Pflaumen Birnen Erdbeeren
0,29
0,38
0,52
direkt
ab
Fabrik
0,62
0,57
0,87
1,15
in 600 Meyer- Filialen
direkt ab Fabrik