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Wie die GA. Terror übte.

Erfahrungen des Jungdeutschen Ordens  .

Der Jungbeutsche Orden veröffentlicht seine Erfahrungen bei der Wahlpropaganda für Hindenburg. entnehmen den Berichten folgendes:

Bir

,, Am Altonaer   auptbahnhof. wo die Bolksfecle wieder einmal ins Kochen geraten war, hatte sich bald ein jahlender Nazihaufen um den Wagen geschart. Die Anwesenheit der Polizei hielt diese Edelinge in Schach  , doch bald ereilte mich das Geschia. Auf einem unserer nächsten Salteplätze murde ich beim Flug blattverbreiten von der Hitler  - Meute aus dem Wagen gezerri und mit Fäusten bearbeitet. Durch Glossplitter meiner Brille erhielt ich mehrere Schnitimunden im Geficht, und unter dem Ruf Mahraun ist ein Schweinehund!" wurden mir muchtige kinnhafen verpaßt

Nach diesem Auftatt begann am fommenden Montag die Reise nach dem nördlichen Hannover  . In Tostedt   rannte ein brüllender, wilbgewordener G2.- Mann( früher Kommunist, jetzt mütender Hitlerist!) mit gezüdtem Messer um den

agen herum, ein geeignetes Objeft für seinen Blutdurst suchend. Die Polizei nahm sich seiner an.

Die Bruderschaft Braunschweig   setzte sich trok schärften Naziterrors durch Lastkraftwagen für Hindenburg   ein. Die mehen den Sturmfahnen des Jungdeutschen Ordens   erregten die höchste But der Nationalsozialisten. Besonders Frauen ge= bärdeten sich hysterisch. Hitler  - Jungen verfolgten das Auto mit Rädern und riefen Freundlichkeiten hinaus wie: ,, Im Dritten Reich werden wir mit euren Köpfen Fuß­ballspielen" u. a. Bor der SA. Hauptgeschäftsstelle, am Bruchtorwall, stürzten auf ein Pfeifenfignal 50 Mann SA. in Militärmänteln heraus, die versuchten, die Leinemand mit den Aufschriften und die Sturmfahnen an sich zu reißen. Es gab eine Schlägerei, bei der die Bespannung des Wagens mit Auf­schriften für Hindenburg   zwar zerrissen wurde, alle Sturmfahnen aber in der Hand der Jungdeutschen blieben.

Ein jungdeutsches Kampfauto wurde in Ober- Hilvers heim( Rhein  - Hessen  ) von einer nationalsozialistischen lebermacht überfallen. Die Nationalsozialisten warfen mit Flaschen und anderen Gegenständen durch die Autofenster hin­durch. Bruder Klein aus Wiesbaden   wurde vom Wagen getrennt und zu Boden geschlagen. Die ärztliche Untersuchung stellte feft: der ganze Körper zeigt Spuren rohester Miß­handlung.

Kurz vor der Wahl sezte die Bruderschaft Heldrungen  einen besonderen Lastwagen zur nochmaligen Bearbeitung des Kreises Edartsberga an. Auf der Fahrt wurden 25 Ort­schaften bearbeitet. Die Nationalsozialisten versuchten die Propa: ganda für Hindenburg   mit allen Mitteln zu stören. In Donndorf  wurden zwei Kleber, welche auf den Leitern standen, durch ein Don einem A. Mann geführtes Auto umgeriffen. Der Großmeister der Bruderschaft Heldrungen   erlitt dabei einen Beinbruch. In Schillingstedt   wurden die Jungdeutschen von mit Schaufeln, haden und Spaten bewaffneten

=

SA. Banden überfallen.

In 40 Orten ereigneten sich 3usammenstöße ernst e- rer Art. In fünf Orten( unter 85001) mußte die angesetzte Attion aufgegeben werden, da eine große Uebermacht von Gegnern die Weiterarbeit hinderte. In einem Falle wurde die ganze Wagenbesagung perprügelt und das Werbemate= rial entwendet. In zwei anderen Fällen wurden Ordens­mishandelt. An sieben

Im Kaiserhof.

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GÖRING

FRICK

Für die obdachlos gewordenen SA. werden Strohlager vorbereitet. Für MICH und MEIN Gefolge bestellen Sie hier im Hotel Kaiserhof die gewohnten Zimmer."

Herren und Knechte.

Stroh auf Zement für SA.- tiefe Teppiche für den Gauleiter.  

Frankfurt a. M., 15. April  .( Eigenbericht.)

In   Frankfurt wurde bei der Schließung der   SA- Kasernen allerlei material ans Tageslicht gefördert. Es gewährt be­zeichnende Einblicke in die Mentalität der jetzt aufgelösten Hitler­Armee. Die Nazilandsknechte mußten in falten Fabrikräumen auf Stroh, das über Zementboden ausgestreut mar, nächtigen. Jedes Obdachlosenasyl ist als meitaus bessere Unterkunft zu betrachten. turjus" 90 S.- Leute untergebracht, die besonders färglich ver In einer Nazifaserne maren unter der Flagge eines Sport­pflegt murden. Diejenigen Teilnehmer des Sportfurfus, die öffent liche Unterstützung bezogen, waren verpflichtet, diese Unter­stügung an den Führer des Kursus abzuliefern. Die miserable Unterkunft und das färgliche Essen wurden also aus der Tasche der SA.- Leute bzw. aus Wohlfahrtsmitteln bezahlt. Das Zimmer des Reichstagsabgeordneten und Nazigauleiters Sprenger im   Frankfurter Braunen Haus läßt von der Arm­durch eine besondere Bache vor der Lüit geſtäpert war, würde jeden Generaldirektor eines fapitalistischen Konzerns nor Neid er­blassen machen. Tiefe Teppiche bebeden den Boden, hochherrschaft. liche Möbel staffieren den großen stucküberlabenen Raum. Herr Sprenger saß dazu natürlich an einem wunderpollen Sekretär.

,, Wenn man diese Menschen hört, so glaubt man, daß die Ge­schichte mit dem Dritten Reich eine Angelegenheit des Konditors sei, der auf Bestellung eins backt. Herrgott, haben wir da noch eine Erziehungsarbeit vor uns, bis da nur einmal bei den fogenannten Führern die geistigen Grundlagen vorhanden find. Wenn man sich aber mit diesen Menschen über Dinge unterhält, die über das Fressen, Saufen und Schlafen, möglichst mit einer angenehmen Nebenbeschäftigung hinausgehen, so erhält man höchstens die Antwort: ,, leber was für Blödsinn ihr politi fchen Schmeine euch den Kopf zerbrecht! Das bißchen mird von uns geschmissen und dann werdet ihr mitgehängt. Denn euch brauchen wir doch nicht. Die 21. macht das alles ganz allein." Nach deren Meinung fängt also das Dritte Reich mit einem großen Aufhängen derer an, die der SA. nicht angenehm find. Da freue ich mich jetzt schon drauf, und hier in   Hessen ist diese Stim­mung durch die letzten Taten" noch verstärkt worden. Hier muß

fiber beim Berteilen von Flugsteinen bemorfen und feligkeit der Nazifasernen nichts ohnen. Dieses Zimmer, das ständig man raus, wenn man den Glauben an die Mission des   deutschen

Often wurden bie Stolonnen

mahrere Leute verlegt. In der Gegend von Jmenau wurde eine Magenbefagung mit Steinwürfen geradezu überschüttet. Im gan­zen find 7 Mannschwer, 19 Mann leicht verlegt.

Ein Fund vedrient besonders erwähnt zu werden, weil er eine geradezu graufige Gesch madlosigkeit, illustriert. Beschlag

Erst verleumden, dann kneifen! Rozi- Kaufmann fürs Gericht frant.- Aber gefund genug zu nahmt wurde u. a. auch ein Stapel auf Vorrat gefertigter Kranz

cinem Angriff auf die Polizei.

Der Reichstagsabgeordnete Karl   Kaufmann ist eine Zierde der   Nationalsozialistischen Partei. Als verantwortlicher Schrift leiter der Nationalsozialistischen Blätter" wurde er vom Schöffen gericht   Oranienburg wegen übler Nachrede in Beziehung auf den preußischen Ministerpräsidenten Braun zu 1000 Mart Geld­Strafe oder zu 100 Tagen Gefängnis verurteilt. Herr Gregor  Straßer hatte in einem Artikel über die Haltung Brauns in der Banzertreuzerfrage gegen ihn den geschmadpollen Anmurf norge­bracht, er habe höchst wahrscheinlich seine noblen Paffionen mie Reiten, Jagen und dergleichen mehr daher, daß seine Ahnfrau wohl das Gefallen eines preußischen Junkers gefunden habe. Die drei Monate Gefängnis, zu denen Herr Gregor   Straßer für diefen Geistesblik rechtskräftig verurteilt morden ist, hat er als Reichstagsabgeordneter noch nicht abzubüßen brauchen. Das Urteil gegen Kaufmann ist aber noch nicht rechtsträftig, er hatte Be= rufung eingelegt, gestern stand Termin an.

schleifen mit der gedruckten Aufschrift: Dem toten Rame= raden...   NSDAP.   Hitler bot also seinen Getreuen anstatt eines marmen Bettes und eines ordentlichen Mittagessens lediglich die Aussicht auf eine rote mit dem Hakenkreuz geschmüdte fabrit mäßig engros gefertigte Kranzschleife, in die nur noch der Name eingesetzt zu werden brauchte. " Ihr politischen Schweine werdet mitgehängt."  

Darmstadt, 15. April( Eigenbericht).

Unter dem im Braunen   Haus in   Darmstadt gefundenen Material befand sich auch ein Brief, dessen Absender der Gaufachberater für Kriegsbeschädigtenfragen in der Gauleitung der   NSDAP. Heffen, der Nationalsozialist Wengold ist. Der Empfänger des Briefes ist der glied des Reichstags. In diesem Schreiben beschwert sich der Schreiber über das Treiben der SA. und SS. im Braunen Haus. Es heißt darin u. a.:

Das Gericht verwarf die Berufung des Nazi- Kauf­mann mit der Begründung, daß es sein Ausbleiben für unentschul­digt halte, ein privatärztliches Attest genüge für das Gericht nicht, um so mehr, als das eingereichte durch die Beteiligung des An­geflagten am Gasangriff gegen die Polizei nicht mit dem wirklichen Gesundheitszustand des Angeklagten im Einklang stehe.

An Stelle des Angeklagten war sein Anwalt Dr. Triebel er­schienen. Der Borsigende gab bekannt, daß der Antrag der Ver­teidigung auf Bertagung der Verhandlung vom Gericht a b= gelehnt und der Angeklagte davon telegraphisch nach   Hamburg in Kenntnis gescht worden sei. Auf Antrag des Staatsanwalt fchaftsrats Dr. Stehnig varlas der Vorsitzende den vom Berteidiger am 14. April eingegangenen Antrag auf Bertagung der Berhand­lung. Es hieß darin, Kaufmann fei an Grippe schmer er frantt, Itege zu Bett und könne nicht zum Termin erscheinen. Ein Krankheitszeugnis, ausgestellt vom Hamburger Arzt Dr. Loch- tifel ist erschienen am 15. März 1928. Also vor mehr als mann, bestätigte die Angaben des Berteidigers und äußerte fich unter anderem dahin, daß der Patient vor 14 Tagen weber termin- noch reisefähig sein würde.

Staatsanwaltschaftsrat Dr. Stehnig machte darauf dem Ge­richt die Mitteilung, daß er am Donnerstag, dem 14. April, nach Eingang des Schriftfazes der Verteidigung, sich mit der Ham­burger Polizei in Verbindung gesetzt und in Erfahrung gebracht habe, daß Kaufmann am Abend des 13. April, also na ch Ausstellung des ärztlichen Zeugnisses über seine Grippefrankheit, bei der Beteiligung am Gasangriff gegen die mit der Räumung des Gaubüros der NSDAP  . in Ham­  burg befaßten Polizei festgenommen worden sei. Auf diese Mitteilung hin habe er, der Staatsanwalt, einen Amtsarzt in Ham­  burg beauftragt, den Angeklagten auf seinen Gesundheitszustand zu untersuchen. Kaufmann habe sich aber gemeigert, sich untersuchen 3u laffen. Es liege eindeutige Sabotage des Gerichts vor. Sauf manns Ausbleiben sei nicht entschuldigt, seine Berufung fei zu ver­merfen. Wegen bes unrichtig ausgestellten Gesund heitszeugnisses habe er den Oberstaatsanmalt ersucht, gegen Dr. Lochmann ein Berfahren einzuleiten.

Rechtsanwalt Dr. Otto Sanbsberg als Rebentläger fchloß fich für den Ministerpräsidenten Braun dem Antrage des Staatsen waltschaftsrat Dr. Stehnig on und fügte hinzu, daß Kaufmann es verstanden habe, die Berhandlungen in der ersten Instanz sechs mal auffliegen zu laffen. Er jege feine Zaftit auch jetzt fort

Zum Schluß märe noch zu bemerken: Der inkriminierte Ar­vier Jahren! Ein Beweis mehr, wie notwendig die Notper­ordnung war, die der Staatsanwaltschaft die Möglichkeit gibt, her artige Beleidigungsprozesse im Schnellnerfahren zu erledigen. Das Gericht war im Verlauf der ersten Instanz sogar einmal gezwungen, Kaufmann zu verhaften. Paul  

Löbe in Hof. Zwei überfüllte Versammlungen.

Hof i. Baŋ., 15. April  .( Eigenbericht.)

Der Reichstagspräfident Paul   Löbe sprach in   Hof in   Bayern in zwei großen überfüllten Bersammlungen, er wurde von den Versammlungsteilnehmern außerordentlich herzlich begrüßt und stürmisch gefeiert. Beide Ber fammbungen gestalteten sich zu einem großen Erfolg und zu einem gemaltigen Ereignis für die an der Nordostede Bayerns liegende Stadt Hof. Poul Löbe erinnerte an die großen Leistungen der Sozialdemokratie, die sie nach dem Zujanunenbruch 1918 in Zusammenarbeit mit den anderen Barteien, die mit ihr toaljert maren, ballbrachte, bie auch besonders in ber Außenpolitit den einzigen gangbaren Weg der Berständigungspolitik zeigte, ben auch jede andere Partei beschreiten mußte, wenn sie verant wortungsbewußte Politit treiben moute. Er rechnete mit den hohlen Bhrafen der Nationalsozialisten gründlich ab, indem er das Biderfinnige ihrer Besprechungen far fennzeichnete,

Boltes night perlieren joll."

Am Schluß des Briefes werden die S.- Leute als aus buben, Rindstöpfe und Egoisten sowie als würmer bezeichnet, die alle pofitive Arbeit der Naziführer anfressen.

タラ

Die Kaiserhof Rechnung für Hitler. Klageantrag auf Unterlassung der Behauptung der Fälschung Die von der Welt am Montag" fürzlich veröffentlichte Rech­nung des Hotels Der Kaiserhof" über 4048 Marf für den Aufent­halt Adolf   Hitlers und seiner Begleitung war von nationalsozialisti­scher Seite als Fälschung bezeichnet und auch von der Hofeldirektion abgeftritten worden. In der Preffe der   NSDAP. wurde angekündigt, daß   Hitler das genannte Montagsblatt wegen dieser Beröffentlichung verklagen werde. Die Welt am Montag feilt nun mit, daß fie, nach dem nach nunmehr 12 Tagen ihr eine solche lage nicht zugestellt worden sei, jeht ihrerseits gegen  Hitler und Dr. Goebbels lage mit dem Untrag erhoben habe, beiden Beklagten zu verbieten, die erwähnte Beröffent. lichung des Blattes, das für die Richtigkeit seiner Behauptungen den Wahrheitsbeweis antrefen will, als Lüge zu bezeichnen. Die 14. Zivilkammer des Landgerichts I   Berlin wird sich im Mai mit diesem Fall zu beschäftigen haben.  

Brüning in   Genf.

Seine Besprechungen mit den Staatsmännern.  Genf, 15. April  .( Eigenbericht.) Reichskanzler Dr. Brüning hat am Freitagabend nach seiner Er Ankunft in   Genf die deutsche Preffe empfangen. feilte mit, daß er nicht die Absicht habe, in die öffentliche Debatte der Abrüftungskonferenz einzugreifen. Der Zweck und Zeitpunkt feines Befuches gelte vielmehr den Besprechungen mit den Staatsmännern über entscheidende Fragen der internatio­nalen politischen und wirtschaftlichen Zusammenhänge, die sich immer mehr miteinander verknüpften. Für die Entwicklung Deutsch­  lands sei die Wahlentscheidung im Reichspräsidentenwahlgang fo wichtig gewesen, daß er persönlich sich verpflichtet gefühlt habe, in den Wahlkampf einzugreifen. Nur deshalb fei er nicht früher nach  Genf gekommen. Seine Aufenthaltsdauer sei noch unbestimmt, doch werde er so lange bleiben, als es die Verhandlungen über Repa­rationen und Donauwirtschaftsfragen erforderten.

Bölferbundsrat und Donauhilfsaktion.

Die am Freitag geführten Verhandlungen des Bölker­bundsrats über die Finanzlage der Donaustaaten zeigten wiederum eindeutig, daß die Lösung des Reparations. problems die Voraussetzung für jede wirtschaftliche Besse­rung darstellt: Besonders   Bulgarien und   Griechenland erklärten, daß mit den bisherigen Einzelmaßnahmen ohne eine grundlegende Benderung nichts mehr erreicht werden könne.

In einer öffentlichen Sigung behandelte der Rat am Freitag die vorläufige Finanzhilfe für Desterreich.   Ungarn, Bul­  garien und   Griechenland. Den einzelnen Ländern wurden Empfehlungen zur Reorganisation ihrer Wirtschaft erteilt und rebite in Aussicht gestellt.