1. Beilage des Vorwärts
671.
Nr. 178 49. Jahrgang
Sonnabend, 16. April 1932
Von einer Wassermühle zur andern. Die Not der Gemeinden.
In ein altes Mühlental führt unsere heutige Wanderung. Trois modernster Maschinen, frog raffiniertester Technik ist uns dennoch die Zeit von gestern nicht ganz fremd geworden. Noch immer fingen mir auf unseren Wanderungen das Lied vom ,, Mühlenrad im kühlen Grunde", und auch Schuberts Müllerlieder werden durchaus noch nicht als überaltert empfunden. Sie muten an wie ein Gruß aus einer Vergangenheit, die ihre Schattenseiten hatte und die dennoch zur ,, guten alten Zeit" wird.
Der Vorortzug fährt Dom Schlesischen Bahnhof nach Strausberg . Hier wandern wir nach Osten, bis wir nach einem halben Kilometer die Chaussee Hennikendorf- Strausberg erreichen, die durch die Strausberger Vorstadt führt. Aber schon nach einer Viertelstunde bei der Gaststätte Landhaus meist ein Schild uns nach rechts ins idyllische Annatal hinunter, das trozz der in den letzten Jahren hier entstandenen Siedlungsbauten feine Eigenart und landschaftliche Schönheit erhalten hat. Hier unten gleitet das Bäckerfließ in sanstem Lauf nach Süden zum Stienisee. Unser Weg führt an steilen Ufern vorbei nach 1% Kilometern zur Schlagmühle, die seit Jahrzehnten in ein beliebtes Gasthaus umgewandelt murde. Leider ist das alte Mühlrad völlig zerfallen. Nur der Name erinnert noch an den lustigen Schlag des Mühlbetriebes.
gebettet. Friedlich ruht noch das alte Mühlrad auf der hölzernen Welle, die die schäumende Wasserflut in früheren Tagen langsam drehen ließ. Leider wird auch dieses alte Rad zerfallen und dann nicht mehr ersetzt werden. Man hat kein Geld mehr in dieser Krisenzeit. Trotzdem sollten die Wirte so etwas mie technische Denkmalspflege treiben. Auch der Großstädter von heute sieht gern noch ein Mühlenrad. Der Gegensatz zu der treibenden Hast moderner Technik wird angenehm empfunden. Wir wollen ausspannen und sind gern bereit, für einige Stunden die Gegenwart zu vergessen.
Von der Hegermühle fann man abseits der Chaussee zur alten Stadt am Straussee wandern, deren Besuch immer wieder das Charakterbild einer märkischen Kleinstadt vermittelt. Schon im 13. Jahrhundert hatte Strausberg Stadtrechte. Als Erinnerung an diese alte Zeit ragen heute noch der Altlandsberger Torturm und Reste der einstigen Stadt mauer auf. Das frühere Domini fanerkloster wurde in eine Erziehungsanstalt umgewandelt.
Von Strausberg - Stadt führt eine Fähre zum anderen Ufer. Von hier aus hat man einen mundervollen Blick auf die alte Siedlung. Ein herrlicher Waldweg führt nach eima 3 Kilometer zur Spiz= mühle, die einst das schwache Gefälle zwischen Fänger- und Bötzsee ausnutzte. Wer gut zu Fuß ist, fann von hier noch eine Wanderung nach A1t Landsberg entweder über Buchholz oder durch die Alt- Landsberger Forst in südwestlicher und später in westlicher Richtung anschließen und von hier nach Hause fahren. Man kann auch durch den Wald am Bözsee entlang in südlicher Richtung nach Eggersdorf und von hier zum Bahnhof Strausberg wandern. Weglängen: Bahnhof Strausberg - Stadt- Strausberg 6 Kilometer: Strausberg über Spigmühle- Eggersdorf nach Bahnhof Strausberg 9 Kilometer, Strausberg- Spizmühle- Alt- Landsberg 12 Kilometer.
Die alle Hegermühle
Hinter dem Wirtshaus, das vor allem in heißen Sommertagen schattigen Aufenthalt bietet, führt der Weg über das Fließ hinmeg, am Forsthaus Schlag vorüber am immer mehr verlandenden Herrense e entlang. Herrlicher Hochwald nimmt den Wanderer auf. Nach etwa 2 Kilometer erreichen mir den Höhepunkt des ganzen Annatals, die alte Heger mühle.( Siehe Bild.) Wundervoll ist diese alte Mühle, die sich natürlich ebenfalls längst in ein beliebtes Ausflüglerlokal umgewandelt hat, zwischen Hügeln und Wiesen in die herrliche Landschaft
Der Feuerfampf am Stellwerf.
Einer der Täter festgenommen.
Apotheken- Sonntagsdienst.
Es ist vielfach die Annahme verbreitet, daß die an Sonntagen diensthabenden Apotheken bei Inanspruchnahme einen besonderen Preisaufschlag erheben, wie er nach 9 Uhr abends in Gestalt der Nachttage berechnet werden muß. Die Annahme ist irrig. Bis 8 Uhr abends sind auch an Sonntagen die Verkaufspreise der diensthabenden Apotheken nicht erhöht.
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Der Vorstand des Deutschen Städtetages trat gestern zusammen, um zu der verschärften finanziellen Notlage der Gemeinden Stellung zu nehmen. Berlins Oberbürgermeister Dr. Sahm berichtete in der Sitzung über die Unterredung, die er zusammen mit dem Stadtkämmerer Asch mit dem Reichskanzler Dr. Brüning hatte. Die Reichsregierung ist nunmehr über die cußerordentlich ernste Situation, in der sich alle Gemeinden und Gemeindeverbände befinden, genauestens unterrichtet, zumal auch der Präsident des Städtetages, Dr. Mulert, über das gleiche Problem eine eingehende Aussprache mit dem Reichsfinanzminister Dietrich hatte.
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Dem Vater Arbeit!
Die letzten Monate haben gezeigt, daß selbst die pessimistischsten Schätzungen über die zu erwartenden Einnahmen aus Steuern und öffentlichen Werken noch bei weitem zu hoch angesetzt waren. Auf der anderen Seite ist die Zahl der Wohlfahrtserwerbslojen so stark gestiegen, daß es jetzt unmöglich erscheint, die Lasten der Wohlfahrtsfürsorge den Gemeinden weiterhin ohne wirksame Hilfe aufzubürden. Die durchschnittliche Zahl der Wohlfahrtserwerbslosen ist seit dem 1. Oktober vorigen Jahres um mehr als 60 Proz. gestiegen, und dabei hat das Reich den Zuschuß für die Wohlfahrtserwerbslosenlaffen gegenüber dem Vorjahre noch weiter gesenkt. Das System der Fürsorge für die Erwerbslosen bedingt es, daß die Zahl der von den Gemeinden zu betreuenden Wohlfahrtserwerbslosen auch dann steigt, wenn die Erwerbslosenziffer an sich zum Stehen gekommen ist.
Beschlüsse wurden in der gestrigen Sitzung noch nicht gefaßt. Der Vorstand des Städtetages wird heute noch einmal zusammentreten, um sich über die Vorschläge einig zu werden, die der Reichsregierung zur Behebung der schlimmsten Finanznot der Gemeinden unterbreitet werden sollen.
Schreckenstat eines Bettlers.
Einer Frau das Auge ausgestochen.
Im Hause Irenenstraße 2a in Lichtenberg spielte sich gestern nachmittag ein furchtbarer Vorfall ab! Ein Beltler stießz mit einer Messingstange durch das Gudloch einer Wohnungstür und ffach einer 26 Jahre alten Frau Gertrud 3. das linke Auge aus.
Gegen 15 Uhr meilte Frau 3. allein in der Wohnung. Als es flingelte, blickte die Frau durch das Guckloch und sah einen Bettler stehen. Im selben Augenblick wurde von draußen eine Messingstange durch das Guckloch gestoßen. Die Spitze der Stange drang der Ahnungslosen in die linke Augenhöhle, so daß das Auge auslief. Auf die furchtbaren Schmerzensschreie der armen Frau ergriff der Rohling die Flucht. In wilden Sägen stürmte er die Treppe hinunter. Hausbewohner, Passanten und zwei Polizeibeamte, die gerade des Weges kamen, nahmen die Verfolgung des Mannes auf.. In wilder Jagd wurde er endlich an der Eisenbahnbrücke an der Strecke Lichtenberg - Friedrichsfelde gestellt. Nach fräftiger Gegenmehr wurde er übermältigt und nach seiner Bernehmung auf dem nächsten Bolizeirenjer, ins Polizeipräsidium gebracht. Wie sich nachher herausstellte, hatte sich der Täter, ein wohnungsloser 34 Jahre alter Kurt Wachner, darüber geärgert, daß er bei seiner Betteltour im Hause Irenenstraße nirgends etwas erhalten hatte. In seiner Wut riß er dann eine Messingstange vom Treppenläufer los und stieß sie mit großer Wucht durch das Guckloch. Die Schwerverletzte fand in der Augenklinik der Charité Ausnahme.
Vom niedersansenden Valken erschlagen.
Auf dem Gelände des Anhalter Güterbahnhofs fam es vor einigen Tagen, wie wir berichteten, zu einem schweren Fenerkampf zwischen Bahnüberwachungsbeamten und Postdieben. Bei dem Kugelwechsel wurde der fünfzigjährige Bahnüberwachungsbeamte Mag Spruch durch einen Brustschuß niedergestreckt. Der verletzte Beamte liegt noch immer im Krankenhaus schwer danieder. Auf dem Anhalter Bahnhof waren wiederholt Diebstähle vorgekommen, und trotz aller Sicherungsmaßnahmen gelang es den Dieben, die offenbar zu einer Spezialistenbande gehörten, immer wieder, Beute zu machen. Zwei Beamte hatten sich eines Nachts in einem D- Zug- Wagen versteckt, und als sie bereits mehrere Stun Alle Kraft für den Sieg der Liste tam. 3. war mit mehreren Arbeitskollegen mit Abrüstungsarbeiter den dort vermeilt hatten, sahen sie zwei Männer heranschleichen. Einer der beiden drang in den Wagen ein, und als er sich plötzlich zwei Beamten der Bahn gegenübersah, gab er sofort Feuer. Insgesamt feuerte der Täter sieben Schüsse ab. Spruch brach bewußtlos zusammen, und während sich sein Kollege sofort um ihn
Den Kindern Brot!
Braun- Severing
Auf dem Hof des Grundstücks Ringstraße 16 in Friedenau ereignete sich ein schwerer Unfall, bei dem der 61 Jahre alte Bauarbeiter Gustav Zieger aus der Sachsenwaldstraße 3 ums Leben beschäftigt. In Höhe des dritten Stockwerks löste fich plötzlich aus noch unbekannter Ursache ein Balken und sauste in die Tiefe. Zieger wurde so unglücklich getroffen, daß er mit einem schweren Schädelbruch ins Auguste- Viktoria- Krankenhaus gebracht werden
tümmerte, konnten die Verbrecher ungehindert fliehen. Die leber Arbeiter, Angestellte und Beamte mußte, wo er kurze Zeit nach seiner Aufnahme starb. wachungsbeamten vermochten von den mutmaßlichen Tätern jedoch wählt Liste 1 eine genaue Beschreibung zu geben, und gestern wurde einer der
beiden, ein 32jähriger Richard S. festgenommen.
S. streitet zunächst die Tat noch ab; da er aber der Polizei
wegen ähnlicher Vergehen bereits bekannt ist, dürfte es bald ge= lingen, zu überführen,
Die Konjumgenossenschaft Berlin und Umgegend lädt für kommenden Sonntag, den 17. April, in der Zeit von 9 bis 12 Uhr Rittergutstraße 16/30, ein. Sachkundige Führer durch die umfangVerfügung.
in Chetan his arren, falls er nicht vorher doch noch freiwillig Werbt für den ,, Vorwärts" reichen und vielseitigen Betriebe ſtehen in genügender Zahl zur
Geständnis ablegt.
Weil uns das Interesse des Rauchers am
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höchsten stehen muß
verzichten wir darauf, unsere Juno durch Beilegen von Zugaben in Form von Wertmarken, Gutscheinen oder Stickereien zu verfeuern!
Juno
enthält den vollen Tabakwert, wie Sie ihn verlangen können!
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Josetti
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JUNO
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STUCK 20
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