Else Möbus:
Zu Beginn des letzten Kriegsjahres, im Februar 1918, erhielt ein damals 23jähriges junges Mädchen, Lore Karrenbrod, eine Sendung Walther Rathenaus. Sie umschloß sein Werk„ Mechanik des Geistes" und einige ergänzende Briefzeilen von seiner Hand. Es war die Antwort auf einen Brief und einen Aufsaß, die sie selbst wenige Tage zuvor an den damals 51jährigen Rathenau gesandt hatte. Er organisierte die Rohstoffabteilung des preußischen Kriegsministes riums, er war völlig beschlagnahmt von Tagesarbeit und Zukunftsentwürfen, von politisch- wirtschaftlichen und philosophischen Berken, aber sein feines, hellhöriges Ohr vernahm trotzdem den Anruf des jungen Menschen, der sehnsüchtig auf Antwort, auf irgendeinen Widerhall wartete.
Seit diesem Februartag strömte ein Briefwechsel zwischen ihnen, der nur gelegentlich von persönlichen Begegnungen unterbrochen wurde. Ueber vier Jahre hindurch kreuzen und begegnen sich diese Briefe, die weit über alle persönlichen Beziehungen hinausgehen und ven allgemein menschlicher Bedeutung sind. Von Anfang an ist eine Spannung, ein Konfliktstoff da. Das junge Mädchen verehrt und liebt den fast um dreißig Jahre Aelteren, der sie auch geistig ungeheuerlich überragt. Rathenau fühlt und weiß um diese bedingungslose, sehnsüchtige Liebe, die er nicht beantworten kann und will. Aber als Mensch, dessen ethisches Grundgesetz auf gleicher Höhe steht wie fein Schaffensorang, vermag er etwas anderes: Er kann verhüten, daß dieses junge, im Werden begriffene Mädchen zerbricht und verzweifelt.
unseretwillen, nicht, um in uns oder unseren Gefühlen aufzugehen, sondern um aus uns herauszutreten und Hand anzulegen fehlt."
-
wo es
Einer der Höhepunkte des gesamten Briefwechsels ist ein Schreiben, das Rathenau sich in einer Julinacht abrang. Es bildet die Antwort auf einen verzweifelten Brief der Freundin, deren innere Bereinsamung feinen Ausweg mehr wußte. Rathenau findet diesen Verzweiflungsruf bei seiner Rückkehr nach Berlin , als er todmüde, abgekämpft, enttäuscht und verbittert sein Arbeitszimmer betritt. Immer schwieriger, immer aufreibender ist seine Arbeit ge= worden, und schon ballen sich Haß und Intrige um ihn zum entscheidenden Todesstoß zusammen. Aber auch jetzt quält er sich Zeit ab, um einen Menschen wieder aufzurichten. Müde, traurig fließen die Worte aus seiner Feder. Aber er bleibt sich selbst treu in dem, um was es hier geht. Troy alles Mitfühlens weicht er feinen Fußbreit zurück. Groß und scharf umrissen zeichnet er die Freundin noch einmal sein Inneres, seine Stellung zu Liebe und Ehe, die Einstellung des Ich zum Du, nicht wie es der Mensch des Durchschnitts, sondern der von einer großen Ausgabe Erfüllte in sich verarbeitet hat:„ Wenn Sie doch fühlten, wie groß die Sendung derer ist, die nicht von Erfüllung gesättigt werden können. Wir verschenken uns nicht, indem wir uns an unsere Wünsche verschenken... Bereinigung gibt es nur im Bereich der Sinne, und auch die ist flüchtige Täuschung. Die Seelen aber stürzen hintereinander her wie die bewegten Sterne und können doch ihre Bahn nicht verlassen und begegnen sich nicht."
Pferd. Steffed gejält das Bild, er zeigt es den damals Hochbee rühmten Gustav Richter , der dadurch in die Unsterblichkeit eingehen wird, daß er mit zu den ersten gehörte, die Mag Liebermanns Berujung zum Maler erkannten.
Lieber Mar Liebermann, es hatte Sinn, daß Sie den Kindern von Ihrer Jugend erzählten. Wenn der Schulfunk der Deutschen Welle doch recht oft seinen Hörern so berühmte Menschen als so be: scheiden und so einfach und dabei als so anschauliche Plauderer enthüllen könnte! Trude E. Schulz,
Bei den Windblütlern
Die Haselsträucher und Erlen sind die ersten, an deren blaitlosen 3weigen die hängenden Blütenfäßchen sich öffnen; später folgen die Birken. Auch Pappeln und Weiden treiben dann bald ihre goldgelben oder purpurnen Kätzchen, die in dichtem Pelz behaarten Raupen gleichen. Die Kätzchen sind unscheinbar und duften nicht, weil es noch an Insekten fehlt. Allerdings, wenn sich die Blütezeit in die ersten warmen Tage hinein ausdehnt( alle die Frühblüher haben je nach den Wetterverhältnissen eine ungemein lange Blütezeit!), bleibt gelegentlicher Insektenbesuch nicht aus. Die Staubpollen sind ein willkommenes Futter, zumal es außer ordentlich nahrhaft ist in einer Zeit, die sonst nichts bietet. Der Pollen unserer Haselnuß enthält etwa 4 Proz. Fett; die viel später blühende Kiefer hat darin 16,56 Pro3. Eiweiß und 10,63 Proz. Fett! Man weiß wohl auch, daß die Weidenkätzchen unter gesetzlichem Schutze stehen, da ihre Blütenpollen die erste Nahrung der Lienen sind. Die winblütigen Pflanzen aber benötigen im großen und ganzen den Insektenbesuch zur Bestäubung nicht, und alle Kätzchenträger sind ja Windblütler, d. h. sie sind auf den Wind als Vermittler der Befruchtung angewiesen. Auch die später blühenden Windblütler, wie die Eichen, Buchen, Birken, Pappeln, Nußbaum usw., die ab und zu von Insekten beflogen werden, können ihrer ganz entraten. Im Gegenteil, es ist besser, das leichtbeschwingte Gesindel bleibt weg, cenn es nützt nicht nur nichts, sondern richtet
So wirken seltsame, scheinbar einander entgegengesetzte Kräfte on diesen Briefen. In der Sache selbst schließt Rathenau , der geistig Es ist das tiefe Selbstbekenntnis einen Einsamen, der in selbst Führende, nicht den geringsten Kompromiß: Niemals erweckt er Hoff gewählter Einsamkeit und gleichzeitig in innerer Freiheit lebt und nungen, niemals spricht er ein unflares, doppeldeutiges Wort aus. schafft, die feste Ueberzeugung, daß der Mensch enttäuscht werden Sie bittet ihn um Arbeit in seinem Sekretariat, fie fleht ihn an, sie muß, der immer nur aus der Quelle des Du schöpfen will. Nur die als seine Helferin, die für ihn sorgen dürfe, in sein Haus auszu- Quelle, die in der eigenen Seele strömt, ist unversiegbar, nur die nehmen. Beides lehnt er ab. Aber die Form, in der diese Absage- Treue zu sich selbst kann zum Ziel führen.„ Es ist das eine, das Sie briefe geschrieben sind, wirken in ihrer Zartheit und der tiefen für mich tun können: Geben Sie Ihrem Leben einen Inhalt außerlichen Blüten besucht. Es ist schon ein seltener Zufall, wenn einmal Menschlichkeit, die wie ein dunkler Strom durch alle Gedanken zieht, halb Ihrer selbst und der Sphäre Ihres leidenschaftlichen Fühlens. nicht zurückstoßzend, sondern wie eine Erwiderung der Gaben, die sie um einen Menschen kämpfen" hier liegt das Unauflösliche. Das ihm, überströmend, sendet: Rosen, Bücher, eigene Gedichte, Hand- Wort stammt aus einer Sphäre, die nicht die unsere iſt. Kämpfen arbeiten und das Beste, was sie zu geben hat, sich selbst.
-
Ich
„ Ich weiß, daß Sie leiden und fühle Ihr Leiden mit Ihnen", so lautet einer dieser Briefe.„ Seien Sie gütig gegen dies Leiden, es wird gegen Sie gütig sein. Durch Wünsche mehrt es sich nur und durch Unwillen. Durch Milde schläft es ein wie ein Kind. selbst erwidere Ihre Neigung mit herzlicher Sympathie. Ich weiß, diese Erwiderung ist arm, sie ist viel zu arm für Ihr reiches Herz. Es wäre mir ein tiefer Schmerz, wenn Sie dies betrübte. Bergessen Sie nicht, daß ein Mensch, der zwar nicht ist, was Sie glauben, doch an Ihrem Leben und Fühlen von Herzen Anteil nimmt."
Aber immer wieder erneut sich die Spannung, vertieft sich der Konflikt. Es ist der Kampf zwischen dem Schaffenden und der Liebenden. Für die Liebende ist die Liebe Mittelpunkt des Daseins, Lebenserfüllung. Sie hat nur den einen Wunsch, für den Geliebten da zu sein. Der Schaffende aber lebt auf einem anderen Gestirn, er gehorcht anderen Gesezen.
„ Sie können nicht für mich da sein, in dem Sinne, wie es die Menschen verstehen. Ein Motor, wie ich bin, braucht wenig Delung. Die wird ihm von irgendeiner Hand gegeben. Er läuft seine Zeit, jolange die Feuerkräfte reichen, die ihn ernähren. Wenn Sie für mich da sein wollen, so fönnen Sie es nur, indem Sie für sich da sind..." Nietzsches großes Wort, der Hinweis auf sich selbst, auf die eigene Kraft und Lebensgestaltung hier, in diesen Briefen wird es zur lebendigen. Tat, die nie ermüdet. Wir sind nicht geschaffen um
-
fann man nur in sich."
-
man fühlt
Immer jagender wird der Puls dieses Lebens durch seine Briefe hindurch den nervösen, sich überschlagenden Rhythmus einer Tätigkeit, die sich immer lastender auf die Schultern des Reichsaußenministers Rathenau legt. Und doch nimmt er sich immer wieder die Zeit, kurz zu schreiben, zu danken, aufzurichten. Lief in der Nacht, fast erdrückt von der Sorge um Deutschlands Zufunst, von Verdächtigungen und Haß umspült, greift er zu den mystischen Dichtungen Hölderlins, erinnert er sich an Beethovens letzte Schöpfungen, die er, todgeweiht, niederschrieb und findet Kraft und Widerhall, den er weitergibt an die Freundin. Sie ahnt nicht, als sein letzter Gruß, am 19. April 1922, fie erreicht, daß für den Abjender die große Stille, die auch dem kühnsten Schaffen folgt, unmittelbar bevorsteht, daß Walther Rathenau todgeweiht ist, wie die Großen, in deren Werke er sich abschiednehmend versenkt.
Sechs Jahre später starb auch Lore Karrenbrock. In ihrem Testament vermachte sie Rathenaus Briefe, ihren wertvollsten, teuersten Befiz, der Walther- Rathenau- Stiftung und fügt Aufzeichnungen von ihrer Hand über persönliche Begegnungen und Gespräche bei. Was zwei Menschen Jahre hindurch verband, ist Allgemeingut geworden. Es ist mehr als das. Es ist das Bermächtnis einer Gesinnung, die gebändigte Kraft und unumstößliche Ethik als Marksteine aufrichtete, der Ruf eines Tofen an die Lebenden.
Berlin vor 80 Jahren: in der Burgstraße stehen statt der Börse und der Geschäftspaläste noch schlichte Wohnhäuser. Wo heute der Bahnhof Börse liegt, plätschert ein Spreearm. Ein großer freier Park umgibt das Schlößchen Monbijou, vor dem eine Schildwache patrouilliert und den haltenden Hofequipagen Ehrenbezeugung erweist.„ Manchmal, wenn ich heute vom Kaiser- Friedrich- Museum da herübersehe, frage ich mich, ob mich meine Erinnerung nicht täuscht. Aber es stimmt wohl."
Mar Liebermann, der Fünfundachtzigjährige, erzählt Tausenden von Schulkindern aus seiner Jugend. Wenn seinen Zuhörern fluge Erzieher und wache Sinne zuteil wurden, jo spüren sie, daß ein bedeutender Mensch zu ihnen spricht. Auch wenn sie den berühmten Maler Mag Liebermann noch kaum dem Namen nach fennen. So abseits vom eigenen Ich, mit so echter, selbstverständlicher Bescheidenheit kann nur der aus seinem Leben erzählen, dem es sich handelnd erfüllt hat.
Ein Mann, dem sein Wert Weltruhm errang, leitet den Bericht über sich selber mit der verlegenen Frage ein:„ Hat es Sinn, davon zu erzählen?" Und dann beginnt er ein wenig steif und ungeschickt, und im Erzählen wird er wieder zum Kind. Nicht von Begabung, von Genialität ist da die Rede, nicht von großen Gefühlen; nur von den Dingen und Menschen, die diese Jugend be= stimmten. In Charlottenburg am Knie, einem Gasthaus und einer großen Wiese gegenüber, liegt das Landhaus des Großvaters, der in seinem Garien eigenhändig den Spargel sticht. Dieser Garten reicht bis an die Spree. Es gibt darin zahme Rehe und einen großen Hühnerhof. Die Kalifutta- Hühner, die der Großvater angeschafft hat, haben noch Seltenheitswert, und Mar und seine Brüder sammeln im Walde für sie Maitäfer als Leckerbissen. Im Winter wohnt der Großvater, der Kommerzienrat Liebermann , in der Stadt in der Nähe seines Geschäfts, im Sommer in diesem Landhaus. Während des sich lange hinzögernden Umzugs von der Burgstraße nach der Behrenstraße 48 leben die Eltern von May Liebermann mit ihren Kindern ebenfalls hier draußen.
Mag kommt in die Klippschule, dann in die Dorotheenstädtische Realschule, später in das Friedrich- Werdersche Gymnasium , an dem er 19jährig sein Abiturienteneramen mit dem Prädikat genügend" ablegt. Der bescheidene Ton von Max Liebermanns Erzählung wird in diesem Schulbericht noch bescheidener. Der Vater mußte immer unzufrieden mit den Zeugnissen sein, denn Mar sollte einmal Chemie studieren und seine Leistungen in Naturwissenschaften und Mathematik waren und blieben schlecht, ganz im Gegensatz zu denen seiner beiden Brüder.„ Aber sizengeblieben bin ich nie," fügt Professor Mar Liebermann entschuldigend ein.
|
gen sogar in dem Hause am Pariser Platz 7, das die Familie nun bewohnte, eine Tischlerwerkstatt ein.
bloß Schaden an, weil es die Pollen frißt und immer nur die männ ein mit Pollen beladenes Injekt( sein Pelz ist ja immer über und über mit Blütenstaub bestreut) in einer weiblichen Blüte Bestäubung bewirkt.
Die Windblütler vertrauen also, wie schon aus dem Namen hervorgeht, ihr kostbarstes Gut dem Winde an. Dieser luftige Geselle die Natur besondere Vorsorge treffen, daß die männlichen Pollenist natürlich ein sehr unzuverlässiger Liebesbote. Deshalb mußte förner bei so unsicheren Verhältnissen ihre Bestimmung nicht verfehlen. Das hat sie vor allem dadurch getan, daß sie die auf Windbestäubung angewiesenen Gewächse ungeheure Mengen von Blütengetragen. Ferner hat die Natur dafür gesorgt, daß die Pollenstaub erzeugen läßt. Er wird oft in wahren Wolken durch die Lust förner in der Tat staubsein sind, von winziger Größe und jederleicht. Zum dritten sind sie im Gegensatz zu den Pollen der insektenblütigen Pflanzen, die mit raffinierten Salt- und Klebevorrichtungen aus= gestattet sind, ganz glatt, so daß sie sich nirgends verankern fönnen, menn sie nicht gerade ins Wasser fallen, sondern leicht wieder aufgemeht werden. Auch keinerlei Klebstoff darf ihnen anhaften: als trockener Pulverstaub schwebt die ungeheure Menge der winzigen Pollenförner auf den Flügeln des leisesten Lufthauches dahin. Billionen solcher Blütenstäubchen gehen trog aller Anpassung gleich wohl zugrunde und dennoch sichert die enorme Ueberproduktion den
Erfolg der Befruchtung.
Wie der Gejang der Vögel entsteht Die Lautäußerungen der Vögel sind der reflegartige Ausdruc von Gefühlen, Stimmungen und Affekten, die sie bewegen. Solche Laute sind die Lock, Warn-, Angst- und Schreckrufe, aus denen sich der Gesang als zusammenhängende Folge von Tönen herausgebildet hat. Die Lockrufe werden zu Warnrufen, indem sie lauter ausgestoßen und rascher wiederholt werden, sofern beide nicht voneinander verschieden sind. Die umgebende Bogelwelt mie die übrigen Tiere verstehen die Rufe. Da der eigentliche Gesang meist nur dem Männchen und der Paarungszeit eigen ist, dient er offenbar der Anlockung und Bezauberung der Weibchen, die selbst die Sangestunst nicht ausüben.
Sowohl nach den Tages als auch nach den Jahreszeiten zeigen die Vögel in der Ausübung ihrer Kunst ein regelmäßiges Verhalten. Die Frühfänger beginnen schon bald nach Mitternacht , jedenfalls bei der Morgendämmerung zu singen und die verschiedenen Arten halten dabei eine ziemlich regelmäßige Reihenfolge ein. Die Amsel nimmt den Gesang schon im Februar wieder auf; zuerst allerdings klingt er noch unbeholfen, bis das Organ wieder eingeübt ist. Im Mai erreicht das Vogelfonzert seinen Höhepunkt und verstummt allmählich im Juli, beim Eintritt der Mauser .
Besondere Martsteine dieser Jugend? Im Hause Behrenstraße rauchte Mag die getrockneten Blätter der alten Nußbäume, die auf dem großen Hof standen, und wurde davon jeden Nachmittag zum Entsezen der nichtsahnenden Eltern sterbensfrank.„ Der Hausarzt meinte schließlich, die schlechte Luft der Schulstuben sei daran schuld." In der Luft hängt ein wissendes Lächeln um eine Jungenintrige gegen diese Schulstuben; aber nur das Ende verrät Max Lieber mann : ,, es gab vom Vater mächtig was raus." Im Hause Pariser Platz fliegt das Zeugnis, das schlechte, dem Vater noch nicht vor> gelegte Zeugnis, fort, aus dem Fenster. Wie war das wohl? Ein Die Tongebung ist verschieden nach Arten, oft nach Gegenden kleines Gruseln, eine große Erleichterung, einige nicht übermäßige Anstrengung, es einzufangen? Ueber diese Einzelheiten geht May innerhalb der Arten, aber auch nach Individuen. Eine sehr häufige Liebermann verlegen hinweg, aber das große Kind Professor Lieber Erscheinung ist das Spotten, indem die Sänger irgendwo gehörte mann hat eine so belebte Atmosphäre hingestellt, daß der Be- Laute, Geräusche und Tonfolgen ihrem eigenen Lande einflechten. Der Storch, die Spechte und andere sind Instrumentalmusiker. Beim schauer mehr sieht, als was die scharf gezeichneten Konturen ihm zeigen. Doch ein rühmliches Abenteuer wird nicht verschwiegen: Vortrag ist der ganze Vogelkörper beteiligt und es wird hierfür Mag läuft Schlittschuh , bricht sich beide Arme, verbeißt seine Schmer- meist ein hervorragender Platz gewählt. Bekanntlich singt die Lerch: zen bis zum nächsten Tag, um am Abend die Tanzstunde nicht ver- im Flug. Die Rufe und der Stimmcharakter jedenfalls find angefäumen zu müssen. Es war eine Heldentat. Mag ist stolz darauf. boren; bezüglich der Melodien scheinen in dieser Hinsicht individuelle Wie er Maler wurde? Zufall, nichts als Zufall. Es verdient Unterschiede zu bestehen und oft das Vorbild von Artgenossen nötig schließlich nicht Lob, sondern Tadel, wenn man seine Professoren zu sein. Die Erscheinung des Spottens bekundet den Einfluß der in die Mathematikhefte zeichnet, statt sie durch wohlgelöste Auf- Nachahmung. Alle Lautäußerungen der Vögel haben große juggaben zu erfreuen; das alles würde Fleiß und Begabung des Schü- gestive Wirkung schon auf die Jungen. lers Mar Liebermann' beweisen.
Es ist ein besonderes Glück, wenn man eine so schöne Mutter hat, daß man noch als Fünfundachtzigjähriger einen weichen und zärtlichen Klang in der Stimme bekommt, wenn man von ihr spricht. Die Malerin, die die Mutter porträtiert, entdeckt das Zeichentalent des zwölfjährigen Kaben, der nun an den beiden schulfreien Nachmittagen, am Mittwoch und Sonnabend, in das Schüleratelier des Historienbilder- und Pferdemalers Professor Karl Steffeck gehen darf.„ Ob ich dort etwas lernte und was, weiß ich nicht mehr." Aber das Treiben im Atelier gefiel dem Knaben, und der Professor, der von seinem Ausritt gestiefelt und gespornt hereinkam und an den Zeichnungen der Schüler verbesserte, hat auf ihn einen unauslöschlichen Eindruck gemacht. Doch dann zwingen Schule, Tanz- und Reitunterricht wieder zum Aufgeben dieser Zeichenstunden.
Erst als Mar das Bersetzungszeugnis nach. Obersekunda, das Einjährige", hat, erklärt er dem Bater, er wolle Wafer werden. Der Bater hat nichts dagegen, aber auf jeden Fall soll der Sohn bis zum Abiturium die Schule besuchen. Mein Vater dachte sich wohl, daß ich in den drei Jahren schon vernünftiger werden würde." ,, Schön war es immer, wenn es Ferien gab;" das kann man Mag Liebermann machte das Abiturium. Aber er wurde doch nun ja wohl begreifen, wo man weiß, daß Mar Liebermann ein so| Maler. Zufall", sagt der Fünfundachtzigjährige in das Mikrounzulänglicher Schüler war. Dann fuhren die Kinder nach Schle- phon. Nach der Entlassung aus der Schule traf Mar Liebermann sien, wo die Familie Liebermann Eisenwerke besaß, und Mar Karl Steffed auf einem Spazierritt im Tiergarten. Steffed fragt, durfte in den Werkstätten seinem Drang nach handwerklicher Be- was er tue.„ Absolut nichts!" Steffed nimmt ihn mit in sein tätigung ungehindert nachgehen. Der Bater richtete dem Zehnjähri- Atelier. Liebermann malt zum ersten Male in Del, porträtiert ein
In erster Linie Paarungsruf ist der Gesang aber auch ein Mittel zur Unterscheidung der Individuen voneinander, wie er dazu dienen kann, einen abfälligen Eindringling in ein besetztes Brutrevier fernzuhalten. Beim Herbstgesang und beim Gesang der jungen Bögel handelt es sich um Betätigung des Spiclinstinkts und Einübung für das spätere Leben.
Die Blumenfenster von Herkulanum. Der ,, Mattino " in Neapel , der in der letzten Zeit lebhaft für die Schaffung einer einheimischen Blumenzuchtindustrie eingetreten ist, hat von dem bekannten Leiter der Ausgrabungen in Pompeji und Herkulanum, Prof. Majuri, eine Zuschrift erhalten, die darauf hinweist, daß damit an eine alte Tradition des Landes angeknüpft würde. Während heutzutage in Neapel Blumenschmuck der Fenster und Baltone ganz ungebräuchlich ist und die großen Hotels ihren Bedarf an Blumen von der Riviera zu beziehen pflegen, hatten in den vom Aschenregen des Bejup perschütteten Städten auch die Aermsten ihren Garten und ihre Blumen. Wie Majuri mitteilt, hat er bei den letzten Grabungen in Herkulanum festgestellt, daß die Brüstungen der Fenster Vorrichtungen aufweisen, um Blumenerde unterzubringen. Wir dürfen uns also die Fenster von Herkulanum im Schmud von Rosen, Nelken und Veilchen vorstellen.
Berantwortlich für Politif: Victor Schiff: Wirtschaft: 6. Alingelhöfer; Gewerkschaftsbewegung: 3. Steiner; Feuilleton : Dr. John Schilowski: Lofales und Sonstiges: Frig Karstädt; Anzeigen: Th. Glode; sämtlich in Berlin . Verlag: Borwärts- Berlag G. m. b. S., Berlin . Drud: Vorwärts- Buchdruckerst und Verlagsanstalt Paul Ginger u. Co., Berlin E. 68, Lindenstraße 3. Hierzu 2 Beilagen.