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Morgenausgabe

Rr. 180

A 91

49. Jahrgang

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Der Borwärts" erscheint wochentäge lich zweimal, Sonntags und Montags einmal die Abendausgabe für Berlin und im Handel mit dem Titel Der Abend". Jllustrierte Gonntagsbeilage Bolf und Zeit"

Vorwärts

Berliner Bolksblatt

Sonntag

17. April 1932

Groß- Berlin 15 Pf. Auswärts 20 PE

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Reichsbanner bleibt!

Eiserne Front marschiert!- Schlagt Hitler zum drittenmal!

Reichsminister Groener hat gestern er klärt, daß ein Grund, das Reichsbanner auf zulösen, nicht besteht.

Die Nazis haben in Berlin und im Reiche die Nachricht verbreitet, das Reichsbanner sei auf gelöst. Diese Wahllüge ist durch die Erklärung Groeners, die wir an anderer Stelle wörtlich wiedergeben, schr schnell erledigt worden.

rische Gewissenlosgfeit, mit der Hugenberg und seine Leute daran gehen, Preußen in die Hände der Nazis zu spielen.

Hugenberg und seine Leute mögen fich mit den Hafen­freuglern im Nationalen noch so sehr verbunden fühlen- sie wissen genau so gut wie wir, daß die NSDAP . eine turbulente und chaotische Masse ist, in der die übelsten Elemente mit an der Spitze stehen. Diesen Abenteurern will Hugenberg unter der Parole: Preußen muß wieder preußisch werden", die entscheidende Macht im größten Gliedstaat der deutschen Re­publik ausliefern. Das ist ein Verbrechen am Staate aus Parteitaftit.

Wir haben schon gestern festgestellt, daß die Behauptung, der Reichspräsident habe die Auflösung des Reichsbanners gefordert, nicht richtig ist. Der Reichspräsident hat lediglich geglaubt, er sei es seiner Pflicht zur Unparteilichkeit schuldig, das ihm überreichte Material" an die zuständige Stelle weiterzugeben, damit sie es prüfen und falls es stich­Die Harzburger Front besteht nicht mehr. Die ,, natio­haltig sein sollte die entsprechenden Folgerungen ziehen nale Opposition" ist ein Wort, hinter dem feine Vorstellung tönne. Eine Parteinahme gegen das Reichsbanner, das steht. Die Regierungsmehrheit der Rechten, die in Preußen sich eben erst für den Reichspräsidenten mit äußerster hin- erkämpft werden soll, ist nur durch ihren Haß gegen die Re gabe eingefeßt hatte, war nach unserer Kenntnis der Dinge publik und die Arbeiterklasse geeint eine gemeinsame posi in leiner Beise beabsichtigt. Wir haben auch sofort festgetive Zielfezung darüber hinaus ist nicht vorhanden. Sugen stellt, daß das sogenannte Material nichts als Lüge und Schwindel ift. Offenbar hat der Reichsinnenminister diefes Material ebensogut gefannt wie wir; darum hat er zu seiner Brüfung auch nicht viel Zeit gebraucht. Mit er­freulicher Schnelligkeit folgte dem Briefe Hindenburgs die öffentliche Erklärung Groeners, daß ein Berbot des Reichsbanners nicht in Frage kommt.

Wieder einmal ist ein schmutziges Wahlmanöver der Rechten gescheitert!

Reichsbannerkameraden und Parteigenossen werden sich nach diesem Zwischenspiel mit verdoppeltem Eifer in den Kampf stürzen. Sie wissen, daß die Rechte ihr Spiel noch nicht aufgegeben hat. Was auf dem Wege der Intrige im Reich nicht gelungen ist, das soll jetzt von Preußen aus ins Werk gesetzt werden.

Man stelle sich vor, die Rechte würde ihr Ziel erreichen und im Landtag die absolute Mehrheit gewinnen! Die erste Folge davon wäre eine wilde Hezze gegen alles, was in Preußen republikanisch ist. Eine reattionäre Re­gierung in Preußen würde die Durchführung des S.- Berbots sabotieren und sich während der Stahlhelm unbehelligt bliebe sofort in den Kampf gegen das Reichsbanner stürzen. Denn im Haß gegen das Reichs­banner, im Haß gegen die Demokratie, gegen die Beteiligung der Arbeiterklasse an der Macht, im Haß gegen alles, was das neue Preußen bedeutet, darin sind sie sich alle einig: Nazis, Deutschnationale, Volksparteiler und was sonst rechts in den Büschen herumfraucht. Kämen sie zur Macht, sie würden wetteifern in dem Bestreben, alles zu zerstören, mas Braun und Severing aufgebaut haben.

Die Reaktion in der Verwaltung, in der Schule, in der Justiz würde Triumphe feiern, Parteibuchbeamte mit dem Hakenkreuz im Knopfloch würden wie Pilze aus der Erde schießen. Ein großes Schnappen und Schnalzen würde an­heben an der berühmten Futtertrippe", über die sie ja doch nur so lange schimpfen, wie ihre Mäufer noch nicht voll genug sind.

berg und Dingelden haben ihren Beruf zur Führung gezeigt, indem sie ihre eigenen Parteien ins Nichts führten. Diese Probe hat Adolf Hitler noch nicht abgelegt ihm ist es im Gegenteil gelungen, überall leichte Siege zu erringen,

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wo er die Truppen Hugenbergs und Dingeldens traf; denn fie zcgen gleich die weiße Fahne auf. Folge dieser Wider­standslosigkeit ist, daß fast über dem ganzen Rechtslager die Hakenkreuzfahne weht.

Aber an der Eisernen Front hat sich Hitler schon zweimal am 13. März und am 10. April- die Zähne ausgebrochen, und so ist auch er für die Rechte nur ein Führer in die Niederlage.

Nimmt man zu alledem noch, daß die Hitler , Hugenberg und Dingelden selber auf Preußen gar keine Ambitionen haben, daß sie vielmehr die Regierung dieses Landes offen= bar ihren Unterführern überlassen wollen, sieht man diese Armee der Ritter von der traurigen Gestalt zum Kampf gegen Männer wie Braun und Severing an marschieren wahrhaftig, man wäre versucht, in ein Hohn­gelächter auszubrechen.

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Das will Preußen regieren? Niemals!

Eine Woche ist noch 3eit! In einer Woche tann ungeheures geleistet werden, wenn affe auf dem Posten sind!

Gegen die schwarzweißrote Hakenkreuzreaktion mitsamf ihren fommunistischen Mit-, Nach- und Ueberläufern noch einmal in den Kampf!

Schlagt Hitler ! Wählt Braun- Severing!

Das Reichsbanner wehrt sich!

Es hat nichts zu verbergen!- Gein Ziel bleibt: für den Staat!

Die Führung des Reichsbanners nimmt zu| worden wäre, mit dem Zweck der Aufhebung der Reichswehrgarnison, den Angriffen gegen das Reichsbanner in folgender Weise ist wieder aufgewärmt worden. Hartnäckig wird die Lüge von Stellung: einem Reichsbannermordin Hamburg aufrecht erhalten, obgleich die Polizei längst geklärt hat, daß es sich bei der in Frage tommenden Bluttat um die Tat einer kommunistischen Ter­rorgruppe gehandelt hat. Die Hintermänner, die dieses Mate­rial seit Jahren sammeln, sind im übrigen hinlänglich bekannt. Da s Reichsbanner verwahrt sich auf das entschiedenste dagegen, auf Grund eines solchen Materials mit der SA. des Herrn Hitler gleichgestellt zu werden! Das Reichsbanner kennt nur ein Ziel: Heraus aus der Bürgerkriegspsychose!

Wir sehen der Prüfung des Materials gegen uns in vollster Ruhe entgegen. Es tann fein Material geben, das uns belastet, weil wir nichts unternommen haben, was als Grund­lage für ein Verbot dienen könnte. Das sogenannte Material, das uns in der Rechtspreise zu Gesicht gekommen ist, ist eine fächerliche Mischung der ältesten Lügen. Darin sind uns Leute an die Rockschöße gehängt worden, mit denen wir niemals zu tun haben, die zum Teil auf das erbittertste gegen uns fämpfen. Der Fall Langewiesen , der inzwischen durch die thüringische Staats­regierung geflärt worden ist, mußte herhalten, um das Reichsbanner als eine Brivatarmee zu bezeichnen. Weil einmal eine propagan distische Ueberschrift: Die Wachen sind bezogen", gebracht worden ist, unterstellt man uns, wir wären wie eine Militarformation auf marschiert! Der uralte Schwindel, daß im Jahre 1926 eine Felddienstübung in Donaueschingen veranstaltet

Preußen preußisch!

Deshalb Nationalsozialisten?

Nein!

Am selben Abend, an dem die Auflösung der SA. durch das Reich bekannt wurde, ist die Auflösung der Schufo des Reichsbanners ins Auge gefaßt und am andern Tag entsprechende Anweisung an alle Gauvorstände erteilt worden. Im übrigen war der Name Schujo nur eine Funktionsbezeichnung, wenn die Funk­tion der Abwehr von SA. - Angriffen entfällt, entfällt selbstverständlich auch die Schufo. Das Reichsbanner ist bereit, das gesamte Aftenmaterial des Bundes den Behörden zur Einsicht zur Verfügung zu stellen. Es gibt darin nichts, was dem von den Behörden beschlagnahmten Material bei der SA. auch nur entfernt ähnlich wäre. Das Reichsbanner fann auch eine Stäbe auj lösen, weil es feine besigt. Der personelle Apparat

Soweit besteht also unter den Parteien der ,, nationalen Rechten" volle Einigkeit. Worin sonst? Bergebens haben wir bisher darauf gewartet, daß die Parteien, die gemeinsam Im alten Preußen gab es keine Hitlerei, des Reichsbammers ist lächerlich gering. Das Reichsbanner

regieren wollen, so etwas wie eine Gemeinsamkeit ihres Willens zu positiven Zielen erkennen ließen. Bergebens haben wir in den Reden der Hugenberg und Dingel dey eine leise Andeutung darüber gesucht, wie sich diese Herren die Tätigkeit einer Regierungsmehrheit vorstellen, in der die Nazis durch ihre zahlenmäßige Stärke führend sind.

Wir haben Verständnis dafür, daß sich fanatisierte Nazis die Mission zuschreiben, in Preußen das Dritte Reich einzuführen. Wir begreifen auch, daß die Deutschnationale Partei, daß die Boltspartei sich dem Glauben hingibt, unter ihrer Führung fönnte Breußen blühen und gedeihen. Ohne

wohl aber Sozialdemokraten! Diese kämpften

Gegen Monarchenwillkür! Gegen Junker übermut! Für Volksrechte! In ihrem Sinne wirken

Blauben an fich feiber iſt teine Bartei möglich. Wofür uns Braun und Severing!

jedoch jedes Berständnis fehlt, das ist die perbredje

verfügt nicht über die Geldmittel, um einen militärischen Befehls­apparat wie bei der SA. aufbauen zu können. Es denkt auch nicht daran. Es gibt beim Reichsbanner feine Dienststellen und feine Befehle. Was in der letzten Zeit als notwendigste At­wehrmaßnahmen gegen die Entfesselung des Bürgerkrieges durch die SA. getroffen worden ist, ist durch Anweisung an die Gauvorstände bereits im Abbau.

Das Reichsbanner ist gegrndet worden nach dem Hitler - Pufsch als Bund republitanischer Kriegsteilnehmer. Niemand kann den republikanischen Briegsteilnehmern ver bieten, sich zu organisieren!

Bollte man den Republikanern dies verbieten, dann müßte man