Bevorzugte Wahlplakate.
Eine Anfrage an die Beret.
Schon während der beiden Wahlgänge für den Reichspräfidenten wurden wir öfters darauf aufmerksam gemacht, daß in der Berliner Anschlag- und Reklamewesen G. m. b. H. in der Leitung oder im Personal starte nationalsozialistische Einflüsse wirksam sein müßten. Denn alle Plakate der Nationalsozialisten seien ganz besonders günstig plaziert, während man andere große Gruppen vernachlässige und zurückstelle. Der groteske Zwischenfall mit dem Bruch des Osterfriedens durch den Beref- Direktor Martin schien diese Auffassung zu bestätigen. Trop. dem haben wir mit der Sprache zurückgehalten, weil wir die an sich
Beseitigt die Not!
Manifest der Gewerkschafts Internationale an die Arbeiter aller Länder!
Genf , 18. April. ( Eigenbericht.) stehen, das den Millionen Arbeitslosen Arbeit zu geben vermag. Der Internationale Gewerkschaftskon. Eine Organisation und strenge Kontrolle der internationalen greh hat nach eingehender Aussprache das Büro des Kreditpolitik verbunden mit einem unerbittlichen Kampf gegen Internationalen Gewerkschaftsbundes beauftragt, das die unsinnige Verschwendung der Rüstungen muß die nötigen Mittel Ergebnis des Kongresses in einem Manifest an die für die Verwirklichung der gesamten Forderungen sichern. Zugleich Arbeiter aller Länder zusammenzufassen. Das muß anerkannt werden, daß die Befferung der Wirtschaftslage nicht eintreten tann, solange die großen politischen Fragen, Repa Manifest hat folgenden Wortlaut: rationen und internationale Schulden keine befriedigende Lösung
,, Angesichts der Wirtschaftskrise, die sich von Tag zu Tag ver
unbestreitbare Tatsache der Bevorzugung auf einen Zufall zuru schärft und in allen Ländern mit Heftigkeit ohnegleichen wütet, hat gefunden haben und die verantwortlichen Staaten nicht geneigt sind,
führen zu dürfen glaubten.
Jetzt vor den Preußenwahlen zeigt sich aber die besonders wohlwollende Behandlung der Nationalsozia listen in einer so auffallenden Weise, daß längeres Schweigen einer Duldung des Mißstandes gleichfäme. Wer bei spielsweise mit der vielbenutzten Linie 3 der Berliner Straßenbahn vom Westen nach dem Südwesten Berlins fährt, dessen Blick fällt am heutigen Montag bei jeder Litfaßsäule auf große nationalsozialistische Werbeplatate. Immer sind die Plakate der Nationalsozialisten der Hauptvertehrsseite zugewendet. Das kann nincht mehr Zufall sein, dem muß eine Absicht zugrunde liegen. Die Beret hat in den letzten Wochen in so starkem Maße einen Stein des Anstoßes dargestellt, daß endlich eine Bereinigung als unbedingt notwendig erscheint.
Sozialdemokratische Lichtreflame ärgert den Gegner Alle Republikaner und Sozialdemokraten freuten sich in den letzten Tagen, wenn sie durch die Frankfurter Allee tamen. Dort leuchten nämlich von Anbruch der Dunkelheit an die sehr wirkungsvoll angebrachten Worte: Wählt Liste 1 Sozialdemokras ten!" Um so größer ist der Aerger der Gegner, den sie in gelegentlichen Schimpfereien erkennen lassen. Am Sonnabendatend er= Ioschen plöglich mehrere Buchstaben. Bermutlich ist durch Beschädigung der Lichtleitung die Stromzufuhr unterbrochen worden. Die Schadenfreude dieser Tapferen" ist selbstverständlich nur von sehr fuzer Dauer, und die eindringliche Mahnung wird zur Freude aller verständigen Staatsbürger weiter, soweit dies möglich ist, versuchen, die Köpfe der Träumer vom Dritten Reich und der„ ungeduldigen Revolutionäre" von der KPD. , die Herrn Hitler Handlangerdienste leisten, zu erleuchten.
Intelligenz und Wirtschaftskrise.
Der Bund geistiger Berufe.
Die Wirtschaftskrise setzt einen großen, stets noch wachsenden Teil derjenigen Intelligenz frei, der bisher an den Früchten ber Wirtschaft in bescheidenem Maße teilnehmend sich nach oben orientierte und grundsätzlich konservativ eingestellt war. Die mirtschaftliche und soziale Ratastrophe tann für die Intelligenz die Rückgewinnung ihrer inneren Freiheit und soziale Aufklärung bedeuten. Eie wird dann erkennen, daß die herrschende Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung die gleiche Unfähigkeit in der Bewirtschaftung der geistigen wie der materiellen Kräfte beweist. Von diesen Grund
gebanken ging Gustav Wyneken in seinem Vortrag aus, mit dem er einen öffentlichen, vom„ Bund geistiger Berufe" veranstalteten Abend„ Widerstand gegen Berelendung und Kulturabbau" einleitete Als Gegenwartsaufgaben der Intelligenz sieht er ihre. Selbstbewußtwerdung, den Kampf gegen die Bedrohung der Freiheit durch Diktatur und die Schaffung eines
neuen Bildungssystems.
Der Architekt Richard Linneke wies darauf hin, daß die Wirtschaftskatastrophe einer auch fünstlerisch sehr fruchtbaren Entwidlung unseres Bauwesens ein jähes Ende bereitet habe, die ihren widlung unseres Bauwesens ein jähes Ende bereitet habe, die ihren Antrieb in hervorragendem Maße von den gemeinnüßigen Baugenossenschaften erhalten habe Die Ausführungen des Ingenieurs Franz Boening gipfelten in der Forderung nach einer Planwirtschaft, die den Bedarf der Massen durch die Arbeit der Maffen dece. Anschließend an diese Referate gab Hermann Budzislawski die Einrichtung von fünf Arbeitsgemeinschaften durch den Bund geistiger Berufe bekannt, von denen sich drei mit ökonomischen Fragen im engeren Sinne, die vierte mit den Aufgaben der naturwissenschaftlichen Berufe in der Wirtschaft, die fünfte mit der Eingliederung der künstlerischen Berufe in die Gesellschaft beschäftigen sollen.
Die ganze Veranstaltung und auch die von dem Bund herausgegebenen Grundsäge zeugen von dem ernsten Willen, sich ohne Standesdünkel und Kastenvorurteile mit den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Problemen der Gegenwart auseinanderzusehen, und fie gedanklich zu durchdringen unter Ablehnung aller verschwommenen Gefühle und leerer Suggestionen Wir Sozialisten können diese Bestrebungen zur Selbstbesinnung, diesen Appell an die Vernunft nur begrüßen. Um so bedauerlicher war es, daß die Kommunisten durch unsachliche, vor keiner Berdrehung zurückschreckende Ausführungen in der Diskussion eine Art von„ Marrismus“ zutage förderten, der nur abschreckende Wirkung haben fonnte. E. A. B.
So ein Mädel."
Rose- Theater.
Das Töchterlein des Herrn Professors hat gefpidt". Das be deutet in diesem Fall, es hat ein Ertemporale des Primaners Hoffmann ohne dessen Wissen berichtigt. Da nun der Herr Professor die Mutter des Primaners heiraten will, obwohl der Rektor der Schule sehr ehefeindlich ist, entstehen allerlei Berwicklungen, als deren Höhepunkt die Geständnisse des Herrn Professors, der Frau Hoffmann, des Primaners Hoffmann und der Tochter des Professors herausgearbeitet sind, die alle angeben, das Ertemporale gefälscht zu haben.
Hans Sturms und Morih Färbers Lustspiel, das einst ,, Das Ertemporale" hieß, ist also eine gut bürgerliche Angelegenheit, und man spielt drei Akte hindurch Herzblättchens Zeitvertreib. Gespielt wird, wie das im Rose- Theater eigentlich stets der Fall ist, sehr gut. Annemarie Enderle ist so frisch und drollig, daß man an ihrem Backfisch seine helle Freude hat( nur ist der Backfisch selbst inzwischen ausgestorben). Waldemar Pottier wirft unbedingt echt als Primaner, und glänzend ist Hilde Hofer als Aufwartefrau. Sie ist immer so ganz bei der Sache, daß man selbst ihre kleinsten Rollen nicht schnell vergißt Hans Rose spielt den alkoholfreudigen Kastellan, Paul Rose führt die Regie. Er hat es leicht mit abgebrauchten Mitteln der eine stottert, der zweite spricht durch die Nase und der dritte ist leicht angefäuselt Lach wirkungen zu erzielen. Das getreue Publikum feierte die Darsteller nabeau beifallswütig.
-
1
e. b.
der Internationale Gewerkschaftsbund die Notwendigkeit und die Pflicht gefühlt, eine internationale Gewerkschaftskonferenz einzube. rufen, nicht nur um die Stellung der Arbeiterschaft gegenüber den bedauernswerten Fragen festzulegen, welche die Krife aufwirft, sondern vor allem um mit Kraft den Willen aller Gewerkschaftsorganifationen zu betonen, sich in einer
gemeinsamen Aktion mit gemeinsamen Zielen
zu vereinen. Diese Konferenz wurde soeben, am 16. und 17. April,
in Genf abgehalten und vereinigte nicht weniger als 82 Vertreter von Gewerkschaftsorganisationen aus 28 Ländern in allen Erdteilen. Sie war in Aussprache und Folgerungen eine imposante Manifestation der Einheit, die in dem Willen, den Wünschen und den Mitteln zum Wollen in allen Teilnehmerorgani fationen besteht. Die Konferenz hat nicht nur den Forderungen und dem Aktionsprogramm des JGB. einmütig zugestimmt, sondern auch ausdrücklich diese Uebereinstimmung und die internationale Solidarität festgestellt durch Beauftragung des Büros der Konferenz, in ihrem Namen einen Appell an alle Arbeiter der Welt zu richten, zur Verwirklichung ihrer Anstrengungen und energischen Durchsetzung der Verwirklichung jener Arbeiterforderungen, die im Programm des JGB. ihren Ausdruck finden.
Bon der Größe und Tiefe der Krise und Arbeitslosigkeit und angesichts der Unfähigkeit des Kapitalismus zu ihrer Ueberwindung wird die Durchführung der vom organisierten Weltproletariat aufgezeigten und geforderten Lösungen immer dringender und gebieterischer.
Unter allen von der Konferenz geforderten Lösungen müffen die Unter allen von der Konferenz geforderten Lösungen müssen die Arbeitszeitverkürzung auf 40 Wochenstunden, die Auf rechterhaltung der Löhne und die Steigerung der Konsumkraft der großen Masse besonders hervorgehoben werden. Im Vordergrund ber fofortigen Maßnahmen muß auch ein ausgedehntes
Programm nationaler und internationaler Arbeiten
Das Reißerstück, mit dem Fulton Oursler und Lowell Brentano die USA. - Bühne beglücken, soll sogar eine Tendenz haben. Verulft werden die Detektive, die des Verbrechers beste Feinde, aber auch durch ihre Dummheit seine besseren Freunde find. Ein tüchtiger Hallunke steckt natürlich durch seine Pfiffigkeit alle Schlauheitsmaschinisten in die Tasche. Diese Detektive arbeiten ja nur nach Schema F und unterliegen deshalb ftets der angeborenen Spitzbubenphantasie. Und zu dieser Satire tommt noch, daß die Wunderneigung der nüchternen Yankees gefigelt werden soll. Ein Hokuspokusmann, ein Bauberer und Hellseher benimmt sich ebenso schlau wie die patentierten schweren Jungen. Und jedesmal ist auch hier das alleinige Opfer und der allein Gefoppte der Policeman. So kommt auch etwas zustande, was man die Moral
des Reißers nennen könnte.
Individuum, mag es auch Sing- Sing- würdig oder tollhausreif sein, Es soll gesagt werden, daß troß aller Krise für das begabte noch ein Ausbruch aus der bürgerlichen Zwangsjacke möglich ist. mit einem Wort: die große Chance wird stets dem Outsider gegeben. Die Erfolgreichen werden immer die Schlagzeilenhelden, die Lautsprecherhalbgötter sein. Zu dieser Tendenz tommt schließ lich noch ein sehr grobkörniger Tingeltangel- Zirkus- und Kaschemmenhumor, der with wird filtriert durch honigfüßes Gemüt und bitterböse Schnauze. Gewiß, es wird auf der Bühne auch jemand erschossen, aber auch dieser Mord geht sehr vergnüglich zu. Außerdem hat man die Genugtuung, daß der Erschossene als ein widerwärtiger Rauschgiftschmuggler entlarvt wird. Also muß der schlimmste Strolch dran glauben, und es kommt immer wieder die Anständigkeit zu ihrem Recht, und zu ihrem Recht kommt auch die strenge Prohibition, und gezeigt wird, was für ein gutes, wenn auch gefährliches Geschäft der Schmuggel ist.
Dem vielseitigen Reißer läßt sich unter solcher soziologischen Betrachtung manche gute Seite abgewinnen. Er ist zwar gemacht nach einem nun schon verramschten und verruchten Rezept, doch er
amüsiert manchmal.
Etwas merkwürdiges geschieht: Obwohl wir Berliner weniger Gold als die New- Yorker haben, haben wir mehr Geschmad. Deshalb werden wir etwas abgestoßen von dieser Theatermanier. So viel naive Verbrecherromantik geht den Berliner Moralisten und Theaterfreunden über die Hutschnur. Sie geht auch über die Kräfte der routiniertesten Schauspieler. Riemann als Zauberer, Wallburg als genasführter Detektiv, Frau Baletti als verfchrobener Theatertrampel, Georg Bogel als Hellsehermedium, Hans Deppe als blöder Ganeff, fie spielen alle zu graufig für das Grausige, zu munter für das Muntere, zu wild für das Wilde. Sensationsgepolter oder Sentimentalitätsgefäusel, grenzenlos verschleimt, das ist der Stil. Schon am Eingang des Theaters hängen die schreienden Plakate, die Logenbrüstungen sind fnallig überklebt. Die Billettknipserinnen sind überneckisch verkleidet. Die Tempopeitsche wird geschwungen. Trotzdem schleppt sich alles hin. Die Satire wird lahm. Der Wiz wird zäh und zahm. Umgangen werden die wahre Satire und der wahre Wiz, damit die Zuschauer ja und ja nicht aus ihrer Steuerzahlerschläfrigkeit allzu häufig aufgescheucht werden. Man kennt solchen Schwindel, solche Barbarei und Banalität: Kitsch, Kitsch, allerniedrigsten Kitsch.
M. H.
Kabaret vormittag in der Volksbühne. Bon der gestrigen Kabarettmatinee in der Boltsbühne gilt in noch höherem Maße, was schon von den vergangenen galt: bei teilweise ausgezeichneten Einzelleistungen zeigt das Ganze doch kein Geficht. Es fehlt die ordnende, aussondernde Hand, die diese Sonntagvormittage von ihren allzu großen Stilunterschiedlichkeiten befreit. Um den fraffesten Fall herauszugreifen: Es geht natürlich nicht an, daß unmittelbar nach dem diesmal ganz besonders
entschlossen und unter Mithilfe der Arbeiterorganisationen den Men
einer
methodischen Organisierung der großen Wirtschaftszweige und des internationalen Austausches zu beschreiten. Diese unerläßliche Umwandlung erfordert eine gleichzeitige Entwicklung des öffentlichen Einflusses auf alle wichtigen Zweige des Wirtschaftslebens und der wirksamen Kontrolle durch die demokratischen Organe der Gesamtheit.
Kampf für alle Maßnahmen zum Schutze und zur Erleichterung für Die Konferenz hat ebenfalls den einmütigen Willen betont zum beitslosen müssen überall und ausnahmslos in den Genuß der die Massen der Bevölkerung, welche Opfer der Krise sind. Die ArArbeitslosenversicherung tommen. Die
Angriffe auf die soziale Gesetzgebung müffen energisch zurüdgeschlagen werden.
Die Arbeiterorganisationen müssen überall und ohne Einschränkung ihre Aktion zur Verteidigung und zum Schutze des Proletariats entwideln können. Die Koalitions- und Meinungsfreiheit sind unter den Aktionsmitteln der Arbeiterklasse diejenigen, die jeder wahrhaften Befferung der moralischen und materiellen Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeiterklasse zugrunde liegen.
Im vollen Bewußtsein ihrer Verantwortung und ihrer Pflichten erinnert die Konferenz alle Arbeiter der Welt darn, daß es mehr denn je die Pflicht aller Gewerkschaftsorganisatio nen ist, national und international die genannten Forderungen solidarisch zu erstreben, ohne Rücksicht auf die besonderen und zeitlich bedingten Interessen der einen oder anderen. Dem kapitalistischen Block muß im Namen des höchsten Interesses der Arbeiterklasse der proletarische Blod entgegengesetzt werden. der Arbeiteraktion, die jetzt mehr denn je erklingen muß, lautet: Bereinigt euch in der gemeinsamen Aktion zur Berwirklichung der gemeinsamen Forderungen, die allein geeignet sind, die jetzige Cage zu beffern!
fämpferischen und antlägerischen Ernst Busch zu den Klängen einer Jazzkapelle das( übrigens auf offene Ablehnung stoßende) schmalzige Wolgalied aus dem Zarewitsch gesungen wird. UnJosef Plaut es für angebracht hielt, ausgerechnet eine Militärverständlich ist auch, wieso der im Vortrag gewiß hervorragende humoreske zu bringen, die um 1900 herum einmal aktuell gewesen sein mag, und der temperamentvollen und in ihrer männlichen Derbheit so köstlichen Gui Gläßner wäre zu empfehlen, solche patriotische Billigkeiten wie die Deutsche Michel- Apotheose zu patriotische Billigkeiten wie die Deutsche Michel- Apotheose zu meiden. Aus dem übrigen Programm seien Ilse Traußschild mit ihren Zille- Milieu- Chansons und der begabte Schnellkarikatu= rift Werner Saul hervorgehoben. zierte mit viel Wiz und sehr sympathisch.
Frank Günther fonferenH. B.
Der Festakt der Philharmoniker.
Programmrede Furtwänglers.
Bhilharmonischen Orchesters, der Sonntagvormittag im blumenDer offizielle Festakt anläßlich des 50jährigen Bestehens des Philharmonischen Orchesters, der Sonntagvormittag im blumen
-
und franzgeschmückten Oberlichtsaal der Philharmonie stattfand, begann mit einer( von Franz Beit geleiteten) Bläserserenade Mozarts; ihr folgte die Festreden. Lorenz Höber( Borstand des Philharmoni fchen Orchesters) begrüßte im Namen des 50jährigen Geburtstagsfindes die Anwesenden, insbesondere die Veteranen des Orchesters, die Vertreter der Behörden und Gesandtschaften und feierte Furtdie wängler( der in seiner Rede wiederum das Orchester pries) anderen Redner sprachen Hymnen auf beide. Frizz Klein vertrat die deutsche Presse Geheimrat Friedländer überbrachte Grüße und Glückwünsche der Brahms- Gesellschaft, Oberbürgermeister Sahm sprach für die Stadt Berlin und teilte sicherlich zur Freude aller mit, die Zukunft des Orchesters fönne nach den letzten Beratungen der Stadtverordneten als gesichert angesehen werden. Die Glückwünsche des Reichspräsidenten und der Reichsregierung überbrachte Staatssekretär Zweigert, der Furtwängler eine seinen Namen tragende Goethe- Medaille mit einer von Hindenburg unterschriebenen Verleihungsurfunde überreichte.
Als letzter ergriff Furtwängler selbst das Wort: er sprach meniger allgemein. weniger hymnisch und unverbindlich als seine Borredner, ernster und nachdenklicher. Es war der Versuch einer Besinnung über die neue Zeit und ihre soziologischen Grundlagen, über neue Musik und neue Interpretation Wenn ihm da auch nicht vergönnt war, Neuland zu finden, Gültiges oder gar Endgültiges zu formulieren, das ernste und eindringliche Streben, die Zufammenhänge zu erkennen, sich flar zu werden, wo so wenige nur flar zu sehen vermögen: dies allein ehrte ihn( der es mit dem Taktstod wahrlich leichter hat) mehr als die schönen meist Goethe entlehnten und gewiß auch erhebenden Worte der anderen. Furt wängler sowie Otto Müller , der langjährige Borstand des Orchesters. wurden zu Ehrenmitgliedern der Philharmoniker ernannt.
-
Ein Fortschrift in der Tuberkulofefürsorge. Während noch im Jahre 1925 nach den Berichten der deutschen Tuberkulosefürsorgestellen rund 31 Proz. der deutschen Offentuberkulösen nicht ein eigenes Bett hatten, hat sich dieser geradezu unglaublich anmutende Zustand stetig verbessert. Im Jahre 1930 waren nur noch 4 Broz. nicht im Besize eines eigenen Bettes. D. h.: von ungefähr 111 000 Offentubertulösen hatten 4481 fein Bett für sich allein.
Das Berliner Sinfonieorchester bleibt in seiner bisherigen Form auf alle Fälle bis zum 30. September d. J. bestehen. Die Geschäfte des Or
chefters werden bis dahin ohne Einschränkung weitergeführt.
Das Russische Institut für Deutschlandkunde veranstaltet eine neue Vortragsreihe.. a. haben folgende deutsche und russische Gelehrte und Schriftfteller ihre Mitwirkung zugesagt: Prof. A. Kronfeld, Arno Nadel, Felix Stöffinger, Dr. J. Bruptus, Dr. A. Hackel, Dr. M. Schwarz, Prof. Graf Bubow, Dr. G. Wirschubsfi, Dr. E. Hastin, Dipl.- Ing. W. Tigranow, N. Belozwetow, Dr. B. Pines. Die Vorträge finden Fasanenstr . 23 statt. Beute, abends 8.30 Uhr, spricht Arno Nadel über: Höhepunkte ber deutschen Lyrik". Eintritt frei.