Zum 50. Todestag von Darwin
Dr. Bruno Borchardt:
Der Mann und sein Werk
Am 19. April 1882, heute vor 50 Jahren, schloß Charles Robert Darwin nach einem überaus arbeitsreichen Leben jür immer seine Augen. Mit ihm schied ein Mann, der als das Ideal bild eines Forschers gelten fann. Schon in jungen Jahren durch sein Tagebuch von der Weltumfegelung des Schiffes Beagle" und weiter anschließende Arbeiten über einzelne Gebiete der Geologie, Botanit, Zoologie und Biologie befannt und berühmt geworden, blieb er bis in sein höchstes Alter von jedem Gelehrtendünkel frei. Die lange Seefahrt und ständige Seekrankheit hatten ihm ein schweres förperliches Leiden eingetragen, so daß er mehr als die legten dreißig Jahre seines Lebens niemals von Schmerzen frei war, aber niemals verfiel er in Verbitterung, sondern arbeitete unermüdlich und behielt sein mildes Wesen und seine gerechte Beurteilung auch Andersdenkenden gegenüber; seine damals neuen und unerhörten Gedanken trugen ihm starke Gegnerschaft und schwere, oft persönlich gehäffige Angriffe ein, aber in der Erwiderung verfiel er niemals in den gleichen Ton, sondern vertrat seine Meinung Und dieser milde, megen seines förperlichen Leidens in Zurüdgezogenheit einfach lebende Mann hat durch seine fortgefeßte, nie aussehende Forschungsarbeit die Anschauungen von den Vorgängen in der organischen Welt des Lebens der Tiere und Pflanzen von Grund aus umgestaltet. An die Stelle der festen, vom Schöpfer als unveränderlich geschaffenen Arten, deren Krane der Mensch ist, ist die Lehre von der allmählichen Veränderung und um bildung der Arten getreten, von einer Entwicklung, in die auch der Mensch hinein gehört. Damit soll freilich nicht gesagt sein, daß diese Lehre von der Entwicklung des Lebens ohne Darwin nicht auch entstanden und ausgebildet worden wäre. Die Fragen, welche die wissenschaftliche Welt zu irgendeiner Zeit beschäftigen, hängen ja stets von dem gesamten Zustand der Wissenschaft ab und werden stets von einer ganzen Reihe hervorragender Geister behandelt, wenn die schließliche Lösung auch mit Recht von der Mit- und Nachwelt mit einem bestimmten Namen verbunden wird. So hat auch Darwin Vorläufer gehabt man braucht nur an seinen Großvater Eras mus Darwin zu denken sowie an Goethe und Lamard und ebenso tann man unter Darwins Zeitgenossen in gleichem Sinn erfolgreich Strebende nennen, z. B. seinen Landsmann Wallace. Und doch wird die Abstammungslehre mit Recht für alle Zeiten mit dem Namen Charles Darwin verknüpft und an seinen Namen gebunden bleiben, denn er hat die Lehre in der umfassendsten Weise begründet und durchgearbeitet, so daß sie in den weitesten Kreisen Beachtung fand und sich durchsetzte.
stets in würdiger Weise mit rein fachlichen Gründen.
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Das Entscheidende, wenn auch nicht völlig Neue der Lehre Darwins war, daß die Arten der Tiere und Pflanzen, von denen es in der biblischen Schöpfungsgeschichte heißt, Gott schuf jedes nach seiner Art, nicht unveränderlich sind, sondern sich im Laufe der Zeit abändern, und zwar allmählich so sehr, daß vollständig neue Arten entstehen, denen ihre Herkunft von den ursprünglichen Arten gar nicht anzusehen ist. Dieser Gedanke der Entwicklung ist uns heute Lebenden so in Fleisch und Blut übergegangen, er gehört so vollständig zu den Grundbegriffen unserer biologischen Anschauungen, daß wir uns nur sehr schwer vorstellen können, wie er
jemals in Zweifel gezogen und seine Bertreter als Gottesleuguer und sündhafte Menschen verschrien und verfolgt werden konnten. Und doch waren in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts und noch später, als Darwin mit seinen Ansichten hervortrat, die namhaftesten Gelehrten und Forscher der Ueberzeugung, eine Art fönne sich in keiner Weise abändern, sie müsse ständig so bleiben, wie sie ursprünglich von Gott geschaffen worden sei, und nicht nur die Theologen, sondern auch die meisten biologischen Forscher lehnten Darwins Lehre als kezerische Irrlehre ab, bis die von Darwin in unermüdlicher Arbeit zusammengetragenen Tatsachen die alten Vorurteile gänzlich über den Haufen warfen, so daß heute, wie gesagt, niemand mehr, dessen Urteil irgend ins Gewicht fällt, an der Tatsache der Aenderung der Arten und an der Tatsache der Entwicklung der jetzt lebenden Arten aus älteren und zum Teil untergegangenen Formen zweifelt.
Aber Darwin tat noch einen weiteren entscheidenden Schritt: Er suchte nach natürlichen Ursachen der Umbildung der lebenden Formen bei Lieren und Pflanzen und glaubte sie zu finden im ,, Kampf ums Dasein". Alle Tiere und Pflanzen bringen ja viel mehr Samen hervor, als bei voller Entwicklung auf der Erde Raum hätten, daher muß unter ihnen ein beständiger Kampf um Licht, Luft und Nahrung stattfinden, welchen nur diejenigen siegreid; bestehen, alfo zur Entwicklung und Fortpflanzung fommen fönnen, die den herrschenden Lebensbedingungen am besten angepaẞßt sind. Diese vererben ihre Eigenschaften an ihre Nachkommen, so daß die Natur in ähnlicher Weise wie der menschliche Züchter bestimmte Eigenschaften an Pflanzen und Tieren heranzüchtet, immer besser für die Lebensbedingungen passende Formen und Arten hervor bringt. Deshalb spricht Darmin von einer Auslese( Selektion) durch natürliche 3üchtung. Diese Selektionslehre stellt einen großartigen Versuch dar, die den Lebensbedingungen so wundervoll angepaßten Organe der Lebewesen auf natürliche Weise zu erklären, wobei man von der Absicht eines Schöpfers absehen kann. Die Einführung dieser wissenschaftlichen Denkweise in die Biologie durch Darwin fann gar nicht hoch genug angeschlagen
werden.
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In den 50 Jahren, die seit Darwins Tod verflossen sind, hat selbstverständlich die Forschung nicht stillgestanden, neue Tatsachen in überreicher Anzahl sind aufgefunden worden, die zum großen Teil Darwins Auffassungen bestätigten und vor allem die Tatsache der Entwicklung, des Hervorgehens der Arten auseinander mit Ein schluß des Menschen, zu einer immer festeren Ueberzeugung gestalteten, zum Teil in Darwins Auffassung von dem Mechanismus der Abänderung sich nicht einfügen wollten ich erinnere nur an die von dem holländischen Forscher de Vries aufgefundenen, ganz sprunghaften starten Abänderungen, die Mutationen genannt werden, und an die zahlreichen Versuche in jüngster Zeit, durch äußere Einflüsse solche Mutationen in bestimmter Richtung hervor zurufen. Auch die Gesetze der Vererbung sind seit Darwins Tod wenn auch noch nicht völlig aufgeflärt, so doch weit besser erforscht worden, als es zu Darwins Lebzeiten der Fall war, und dadurch ist auf manche Erscheinungen im Leben der Pflanzen und Tiere neues Licht gefallen. Wenn daher auch manche Einzelheiten in Darwins Lehre heute nicht als haltbar erscheinen und neueren Einfichten haben weichen müssen, so bleibt sein Lebenswerk doch unsterblich und er selbst einer der Größten im Reiche der Forschung, dem feine Landsleute mit vollstem Recht die Ehre der Beisezung in der Westminster Abtei neben den hervorragendsten Geistern Englands erwiefen und dessen Andenken gerade auch die vorwärtsstrebende Arbeiterklasse allen Anlaß hat, in Ehren zu halten.
gesamte Kultur als dem Untergang geweiht ansieht und in dem Schlagwort vom Untergang des Abendlandes" zum Ausdrud fommt. Demgegenüber vertritt die aufwärtsstrebende Arbeitert laffe einen gefunden Optimismus; sie weiß, daß das kapitalistische Wirtschaftssystem zum Untergang reif
ist und auch untergehen wird, aber die großartigen Fortschritte der Kultur, die unter diesem System geschaffen worden sind, in erster Linie die wissenschaftlichen Fortschritte, werden nicht untergehen, dafür birgt die Ehrfurcht der Arbeiter, der Träger der zukünftigen Wirtschaftsform, vor diesen Errungenschaften, eine Ehrfurcht, die sich namentlich auch in der Hochachtung des Andenkens der Männer äußert, deren Leben diesen Fortschritten gewidmet war. Einen be= sonderen Anlaß, diese Ehrfurcht zu bezeugen, bietet der fünfzigfie Todestag von Darwin .
Ein falscher Lehrsag.
Das Gesetz vom Kampf ums Dasein, des Kampfes aller gegen alle, war Parole und Glaubensbekenntnis einer vergangenen Zeit. Es war die wissenschaftliche Beglaubigung der Herrenmoral, durch Unterdrückung des Schwächeren sich behaupten die ein unanfechtbares Gesez darin sah, daß der Stärkere nur fönne, daß das Leben selbst durch die natürliche Auslese des Tüch tigen fich erhalte und die Schwachen austilge.
Diese Lehre Darwins, daß der Krieg und Futterkampf das Gesetz des Tierreichs und des Lebens sei, wurde als eine grandiose Rechtfertigung auch der menschlichen Ordnung von dem Zeitalter der Kanone aufs freudigste begrüßt. Es ist die These, die die Erde in eine Arena für Gladiatoren und Raubtiere verwandelt hat. Heute sehen wir diese ganze Epoche in riesigen Ausmaßen zu sammenstürzen. Die Geistesrichtung des Manchestertums ist der wahre Grund unserer heutigen Anarchie, der Arbeitslosenheere, der Kolonialkriege, der Wirtschaftskämpfe in China und Meriko: des Kampfes aller gegen alle. Darwin aber und seine Schüler erhoben diesen erbarmungslosen Kampf zur Höhe eines biologischen Prinzips, dem der Mensch sich ebenfalls unterwerfen müsse, wenn er nicht in einer Welt, die sich auf gegenseitige Vernichtung gründe, unterliegen wolle.
Krapottin gegen Darmin.
Es ist ein in seiner Tragweite noch unübersehbares Verdienst des russischen Forschers und Soziologen Peter Krapotkin, daß er die Enge und den Trug des Darwinschen Beweismaterials auf deckte, und der Fiktion vom Kampf aller gegen alle das in der Tiermelt in viel größerem Umfange geübte Gesetz der gegenseitigen Hilfe" entgegenstellte. Er mies an zahllosen Beispielen eigener und fremder Forschung nach, wie die Jagden und Kämpfe der Raubtiere nur einen kleinen Raum im Tierreich einnehmen, wie aber die lebung gegenseitiger Hilfe im Kampf gegen Witterung, Hunger, zur Erhaltung der Art in Brut-, Niſt- und Wandergenossenschaften die eigentliche Regel sei.
Kolonien", ihren Bauwerken
und nicht den Menschen. Es ist eine eitle und gewalttätige Rangordnung, die den Menschen zum Herrn der Schöpfung" erheben will. Auch die fühlsten und fachlichsten Erforscher des Lebens der Ameisen schreiben geradezu begeistert von ihren ,, wundervollen größten menschlichen Gebäude un vieles überragt deren relative Größe die - ihren gepflasterten Straßen und brüdenartig gewölbten Galerien, ihren geräumigen Speichern, thren Kornfeldern, ihren Ernten und der Bermälzung des Korns, ihrer regelrechten Landwirtschaft, die so erstaunlich ist, daß fie lange angezweifelt wurde, von ihren Nestern, um die Blattläufe aufzuziehen, die Linné selbst so anschaulich als die Kühe" der Ameisen bezeichnete. Hier kommen wir nicht weiter mit Begriffen wie Instinkt oder Kollektivverstand. Es Betätigung voller Spielraum gelassen. Forel beobachtete ihre außer ist im Gegenteil der individuellen Initiative trotz gemeinschaftlicher ordentliche Auffassungsgabe und Entschlußkraft, als er einen Sad Ameisen auf einem ihnen gänzlich fremden Gelände in der Nähe diese zuerst zu, ehe sie den eigenen Bau begannen. von Grillenlöchern und Wespennestern ausschüttete. Sie bauten
Bestrafung der Asozialen.
Die Ausnahmen aber, die inmitten solchen sozialen Tierlebens sich ereignen, die Strafen", die die Gemeinschaft an ihren Missetätern vollzieht, sprechen eine noch deutlichere Sprache. So wird Bienen auf Raub ausziehen und friedliche Stöcke überfallen; dann von den Wespen berichtet, daß sie gemeinsam mit verwilderten tommen von meither die Bienen anderer Stöde den Ueberfallenen zu Hilfe und vernichten die Räuber. In der Nähe der Zuckerfabriken Westindiens und Europas findet man oft einzelne Bienen, die infolge der überreichlichen Nahrung der Trunksucht" verfallen und lässig in der Nähe des Flugloches umhertorteln. Auch diese Völlerbienen werden von den anderen vernichtet. Wir brauchen keine bewußte Borstellung von Solidarität bei Ameisen und Bienen anzunehmen, dannoch hat die llebung der Solidarität durch Jahrtausende die Art
crhalten, ohne die individuelle Initiative zu vernichten.
Wer sind die Geeignetsten zur Entfaltung der Art, lautet die Hundertfach lassen sich Beispiele von gegenseitiger Hilfe auch bei große Frage! Sie, die ständig miteinander Krieg führen, oder sie, den Vögeln und Säugetieren heranziehen. Brehm berichtet, wie die einander unterſtügen. Auf dem Kongreß der Naturforscher von die kleinen, äußerst schnellen Kiebige jogar Bussard und Weihe 1880" machte bei einer Aussprache über„ Die Auslese der Stärksten" durch ihren scharenweisen Angriff verjagen, oder wie die der Petersburger Universitätsprofessor Reßler damals schon auf fleinen Bachstelzen einen Sperber 3 mangen, seine Beute fallen die Tatsache aufmerksam, daß einige Falkenarten, die für den zu lassen; wie Papageien, Sumpfläufer und Affen Wachen ausrend andere verwandte Fallenarten, die gefellig leben und gegen des Amurgebiets, die sonst getrennt leben, plötzlich zu einer Raub faft ideat organisiert, dennoch im Aussterben sind, mähitellen, während die Kameraden Nahrung juchen, wie die Hirsche feitige Hilfe üben, gedeihen!" Man wies dort auch auf einen Not gemeinschaft zu Zehntausenden zusammentamen, anderen geselligen Vogel, die Ente, hin; sie ist zum Kampf ums Dasein geradezu ärmlich von der Natur ausgestattet, aber sie übt in ihren Brut- und Wandergenossenschaften gegenseitige Hilfe, und verbreitet sich über die ganze Erde.
Totengräber, Krebse, Termiten.
Der Totengräberfäfer muß seine Eier in verwesende Materie legen, um seine Larven sogleich mit Nahrung zu versehen. Aber diese Leichen aller möglichen kleinen Tiere in die Erde zu graben. In Materie darf nicht zu schnell. verwesen; daher pflegen die Käfer die der Regel führen sie ein isoliertes Leben; aber wenn einer den toten Körper einer Maus entdeckt hat, den er schwerlich allein bedas Werk mit vereinten Kräften zu vollenden. Sie bestatten den graben könnte, so ruft er vier, sechs oder zehn andere Käfer, um Leichnam sehr bedächtig, ohne darum zu streiten, wer zuerst seine Eier in ihn legen dürfe. Und als Gleditsch, ein anderer Forscher, die kleinen Käfer in derselben freundschaftlichen Weise, um mit ihrer einen toten Bogel an ein Holzkreuz befestigte, da ,, vereinigten fich gemeinsamen Intelligenz das künstliche Hindernis zu überwinden". Krapotfin berichtet, wie ein Molucenkrebs im Aquarium zu Brigh ton auf seinen Rückenschild gefallen war und unter eine Eisenstange liche Krebse im Aquarium, ihren Kameraden zu zu liegen fam. Ueber zwei Stunden mühten sich jämt befreien.- Dr. Erasmus Darwin berichtet, daß der gemeine Krebs in der Zeit, in der er die Schalen erneuert ,,, eine Schildmache" ausstellt, die nicht in der Häutung, also hartschalig ist, um Feinde aus dem offenen Wasser von den schalenlosen, ungeschützten Genossen abzuwehren.
Die am sorgfältigsten gesammelten und nachgeprüften Beobachtungen über gegenseitige Hilfe stammen aus dem Leben der Ameisen und Termiten. Die Pflege der Nachkommenschaft, läuse, all dies geschieht nach dem Prinzip der Gemeinsamkeit. Prodas Sammeln der Vorräte, Häuserbauen, die Pflege der Blattfessor Forel berichtet, wie zwei Ameisen, die verschiedenen Arten angehören, einander vermeiden, wenn sie sich treffen; Ameisen der gleichen Kolonie aber ,, nähern sich einander, tauschen ein paar Bewegungen mit den Antennen aus, und wenn eine von ihnen hungrig oder durstig ist( und besonders, wenn die andere sich vollgesogen hat), verlangt sie sofort Nahrung. Das Individuum, an das die Anforderung herantritt, entzieht sich ihr nie; es öffnet seine Kinn backen, nimmt eine besondere Stellung ein und bringt einen Tropfen durchsichtiger Flüssigkeit wieder herauf, der von der hungrigen Ameise aufgeleckt wird". Das Wiederaufbringen der Nahrung für andere Ameisen tritt so oft zur Ernährung hungriger Genossen mie zum Füttern der Larven ein, daß Forel annimmt, der Verdauungsapparat der Ameisen bestehe aus zwei Teilen, von denen der hintere dem Gebrauch des Individuums dient, während der vordere hauptsächlich für Gemeinschaftszwede bestimmt ist. Wenn eine Ameise, die gesättigt ist, die Ernährung eines Genossen verweigert, wird sie verfolgt und als Feind getötet.
Der Ameisen staat.
Diese Darstellung, die heute leicht tendenziös flingen mag, ist von Gelehrten wie Forel, Bubbock und Pierre Hubers durch vielfache Beobachtung und entscheidende Experimente festgestellt. Obschon die Ameisen und Termiten auf den Kampf aller gegen alfe verzichteten, haben sie sich dermaßen erhalten, daß diese ungeheure Abteilung des Tierreichs mehr als 1000 Arten umfaßt, und daß Im Bürgertum greift ja eine Stimmung um sich, die unsere die Brafilier behaupten: Brasilien gehöre den Ameisen
um gemeinsam den Strom zu durchschwimmen und vor dem Schnee sturm zu fliehen. Diese Beispiele gegenseitiger Hilfe überwiegen weit die Fälle aus dem engen Bezirk des Raubtierlebens, die uns den Kampf der Klauen und Zähne als das Gesetz des Lebens vorzutäuschen wußten.
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Der Gemeinschaftsfinn der Tiere macht aber bei dem bloß 3weddienlichen der gegenseitigen Hilfe nicht halt. Biele Bögel und Sänger vereinigen sich zu Spiel-, Sang- und Tanzgegefühl, ihre Zusammengehörigkeit genießend. Wieder ist es Darmeinschaften aus Freude an der Sache, aus erhöhtem Lebensmin selbst, der beschreibt, wie viele Vögel mare, Riebige zur bestimmten Tageszeit zum Tanzen zusammenFlamingos, Jakabegeistert, wie die Schreivögel ,, in ungeheuren Mengen jeden Abend kommen und sogar ihre Tanzpläge schmücken". Brehm erzählt sich sammeln, um ein gewaltiges Abendlied anzuſtimmen, ein Konzert, um dessentwillen man hätte hundert Meilen reisen können".
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Alle für alle.
daß das Leben der Tiere feineswegs in einem bloßen BernichtungsAus dieser geringen Auswahl von Beispielen geht schon hervor, kampf aller gegen alle besteht, daß die Erhaltung der Art auch wird. Vielmehr zeigt sich von dem gegenseitigen Beistand der Totendurch den Besitz von Krallen und Zähnen nicht wesentlich gefördert gräberfäfer ausgehend über die Brut- und Wandergemeinschaften der Vögel, die Abwehrschwärme der Riebige bis zu jener volltommenen Gemeinschaft der Ameisen gerade das leben gegenseitiger Hilfe als die wirksamste Waffe im Kampf ums Dasein. Andererseits erhellte, wie ein Individuum, das dem Gemeinwohl zuwiderhandelt etwa die geizige Ameise, die trunksüchtige oder räuberische Biene wie diese asozialen Individuen unerbittlich; beseitigt wurden.
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Das Buch Krapotkins von der Gegenseitigen Hilfe in der Tier- und Menschenwelt" ist eines unserer wichtigsten Bücher. Es gehört in jede Schule. Es soll ein Geschlecht heranziehen helfen, das die laute Phrase von einer Volksgemeinschaft, die noch gar nicht vorhanden ist, verweigert, und das Scham und Entschlossenheit genug besitzt, um diese Gemeinschaft durch die Tat aufzurichten, bevor es davon spricht. Dem es aus harter Seelenund Leibesnot ins Blut überging, daß allein gegenseitige Hilfe im Kampf mit unserem Schicksal uns retten wird, so wie die Tiere einander nicht niedertreten, sondern einander beistehen, wenn der Schneesturm naht.
In seinen berühmten und noch heute außerordentlich bedeut samen Mitteilungen über die in Oberschlesien herrschende Typhuss epidemie schrieb im Jahre 1849 Rudolf Birchom:
,, Die Erde bringt viel mehr Nahrung hervor als die Mensojen verbrauchen; das Interesse der Menschheit erfordert es feineswegs, daß durch eine unsinnige Aufhäufung von Kapital und Grundbesitz in den Händen einzelner die Produktion in Kanäle abgeleitet werde, welche den Gewinn immer wieder in dieselben Hände zurückfließen lassen. Daher beharre ich auf dem Grundsatz. den ich an die Spige gestellt habe: Freie und ununschränkte Demokratie."
Hieraus muß sich für jeden denkenden Arzt, für jeden denkenden Menschen als selbstverständliche Folgerung und Forderung ergebeng freies, sozialdemokratisches Preußen.