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Steine und Fangleinen!

Wildwestmanieren der Hitlerbanden.

In den gestrigen Abendffunden und in der letzten Nacht haben sich die Berliner   Hafenkreuzler eine neue Attraktion" ausgedacht und sie teilweise in verschiedenen Stadtteilen tereits zur Ausführung gebracht.

Kleinere Gruppen Nationalsozialisten zogen mit Steinen und Fangleinen ausgerüstet durch die nächtlichen Straßen, und wo die republikanischen Fahnen nicht allzu hoch hingen, wurden sie durch einen Lassowurf mit den Leinen herunter gerissen. In einigen Fällen, wo mit den Leinen nichts zu machen war, traten handgroße Steine in Funktion. Dabei wur­den verschiedene sozialdemokratische Transparente und Plakate zer­stört. Leider ist es nirgends gelungen, die nationalsozialistischen Burschen zu fassen. Die Republikaner   werden in den nächsten 48 Stunden sehr aufpassen müssen, um Wiederholungen dieser Bubenstreiche zu verhindern. Im einzelnen werden uns aus Leser­freifen und pon Parteigenossen folgende Borfälle mitgeteilt: Im Südwesten, in Tempelhof  , Neutempelhof und Charlottenburg   wur­den mehrere Fahnen und Transparente von Hakenkreuglern ver= nichtet. Außerdem wurden

Fensterscheiben eingeworfen und die unflätigsten Drohbriefe an Republikaner   gerichtet.

Damit die Nazis mit ihren Schandtaten nicht allein auf weiter Flur stehen, betätigen sich die Kommunisten in den ausge= sprochenen Arbeitergegenden in ähnlicher Weise als Diebe sozial­demokratischer Wahltransparente. Mit einer kaum glaublichen Frechheit drangen heute früh vier Kommunisten in die Wohnung eines Parteigenossen in der Puttbuser Str. 9, be­drohten die Frau des Wohnungsinhabers und eilten an das Fenster, an dem sich sozialdemokratische Wahlaufrufe und Transparente be­fanden. Die Kommunisten stahlen die Transparente, befestigten das für zwei Fahnen mit Sowjetsternen und flüchteten. Da die Burschen bekannt sind, dürften sie von der Polizei alsbald hinter Schloß und Riegel gebracht werden.

Etwa 100 Personen, meift Kommunisten und Nationalsozialisten, wurden in der letzten Nacht von der Bolizei festgenommen. Beschmieren von Bürgersteigen und Häuser= fronten, Schlägereien und Anzünden von Litfaßsäulen waren die Ursachen der Verhaftungen. Ein Teil der Festgenommenen wird durch den Schnellrichter abgeurteilt.

Diftatur oder Freiheit?

Angestelltenfundgebung in der Neuen Welt".

Die in den Berliner   Af Gemertschaften zusammen­geschlossenen Angestellten fanden sich in der Neuen Welt" zu einer machtvollen Kundgebung unter dem Motto: ,, Was wollt Ihr? - Diktatur und Unternehmerwillkür oder Freiheit und Tarifver­trag?" zusammen. Eingerahmt von Kampfliedern, Bewegungs­

chören und einem politischen Kabarett stand die wirkungsvolle und groß angelegte Rede des Genossen Hans Gottfurcht im Mittel­punkt der Angestellten- Demonstration für die Eiserne Front". Nach einleitenden Worten von Erich Flatau führte Genosse Gott­furcht aus:

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Die gewerkschaftliche Arbeit ruht auf politischer Bafis, um die wir in diesen Tagen zu kämpfen haben. Der am 13. März und 10. April durchgefochtene politische Sieg über den Fa Ichismus soll nicht Endpunkt einer Kampfbewegung, sondern Anfang einer neuen Epoche sein. Nur in der freien De­mokratie wird es uns möglich sein, den Kampf um Besserstellung zu führen und aus der Elendsperiode hinauf zu besseren Zeiten zu kommen Die Nationalsozialisten sind nur eine Fortsegung der gelben Werkvereinsbewegung. Die Unternehmerschaft fauft fich Hitlers bewaffnete Horden, um sie als letztes Mittel zur Rettung der zerkrachenden, privatfapitalistischen Wirtschaft einzusetzen. Natio alsozialismus ist der neudeutsche Ausdrud für den alten Begriff Unternehmerknecht. Das Programm der Arbeitgeber für die am 30. April ablaufenden und gekündigten Tarifverträge heißt weiterer Abbau der Löhne und Gehälter. Deshalb müssen wir es verhindern, daß die Staatsmaschinerie und damit das Schlichtungswesen unter den alleinigen Einfluß der Unternehmer­freise kommt. Bei Hitler   gäbe es schon lange feinen Tarifvertrag mehr, sondern nur freie Unternehmerwillfür.

Technischer Nazi- Bund.

Alle Vorbereitungen zur Machtübernahme getroffen.

Unter den verschiedenen technischen Organisationen, die Hitlers  , Regierung" war, soll evtl. zur Mitarbeit herangezogen und Privatarmee angegliedert waren, befindet sich auch eine ingenieur benußt werden, besonders weil in dieser Organisation erfahrene technische Abteilung. Dieser Abteilung waren besondere Funktionen Ingenieure und Betriebsleiter feien, die die lebenswichtigen Betriebe für den Fall einer nationalsozialistischen macht bereits genau fennen. Besonderen Wert wird auf Pg.'s gelegt, die ergreifung zugewiesen. Das ,, Monatsprogramm" diefer Abtei funttechnisch Spezialisten, ehemalige Mitglieder von lung für Dezember 1931 gibt interessanten Aufschluß über das, was Nachrichtentruppen im Felde oder Flieger" sind. mit ihr bezweckt war. Bis Ende Januar sollten die Mitarbeiter Man wird sich angesichts dieser vollkommenen Vorbereitung auf dieser Abteilung einen flaren Beschaffenheitsbericht über die Aus Kontrolle und Uebernahme der Wirtschaft vergeblich rüstung, Leistungsfähigkeit der einzelnen Infragen, welcher Art Aufgaben eine solche Sondertruppe in einem dustrien, Gewerbebetriebe, Behörden, Anstalten, Anlagen ein- verfassungsmäßigen Staate haben soll, wenn die Partei, der sie gereicht werden. Interessant ist dabei, daß angegeben werden sollte, dient, wirklich legal, das heißt verfaſſungsmäßig, die Regie­was jeder Betrieb während des Krieges an Heereslieferun rung übernehmen könnte. gen(!) geleistet hat. In diesem Monatsprogramm heißt es:

Alle politischen Erfolge bekommen erst ihren vollen Wert durch den wirtschaftlichen Inhalt. Deshalb das AfA- Wirtschaftsprogramm und der Krisenfongreß des ADGB.  , bei dem Otto Braun   erklärte: Ich weiß nicht, ob alles flappen wird, aber ich habe den Mut zur Lat  ." Angesichts der Niederbruchserscheinungen in der kapita­ listischen   Welt fordern mir Arbeitsbeschaffung und Verstaatlichung aller Urstoffwerke. Der Kampf um den Sozialismus ist heute er­bitterter denn je. Wir Gewerkschaftler führen ihn mit Herz und Hirn für unser Ziel. Der 24. April ist eine Etappe auf unserem Wege, in Braun und Severing wählen wir Führer und Kämpfer um den Sozialismus."

Für ein soziales Preußen. Frauenfundgebung der westlichen Bezirke.

In der Aula der Hohenzollernschule tamen die Frauen aus ben meftlichen Berliner   Bezirken zusammen, um für das freie Preußen Brauns und Severings zu demonstrieren. Nach dem Ein­marsch der Sportlerinnen mit ihren roten Fahnen und wuchtigen Gesangsvorführungen befam Genoffin Mathilde Wurm  , M. d. R., das Wort zu ihrem Referat:

,, Die technische Kommission hat für den Fall der gefeßmäßigen Uebernahme der Regierung durch unsere Partei den Auftrag, sofort die lebenswichtigen Betriebe, also Gaswerk, Wasser­wert, Elektrizitätswert, Ueberlandzentrale, Eisenbahn  , Post, Presse, Luftverkehr, Kraftverkehr, Stafettendienst, Einrichtung von Funt­stationen, Schuleinquartierung, Stand- und Sammellager der tech­nischen Kommiffion, Milch-, Lebensmittel-, Feuerungsmaterialver­forgung und Antransport teils zu kontrollieren, teils zu organi­fieren und zu unterhalten, neu zu bilden, im Betrieb zu erhalten, falls ungefehmäßige Elemente Sabotage versuchen sollten."

Für jeden, der sich nicht politisch blenden läßt, liegt es flar auf der Hand, daß in dieser Ingenieurtechnischen Abteilung" ein weiterer Geheimbund der Hitler  - Partei vorhanden ist, dessen Bedeu­tung nicht unterschätzt werden darf.

Noch niemals ist es so deutlich geworden wie in dieser An­weisung, daß hier ein st a atlicher Apparat neben dem bestehenden staatlichen Apparat und gegen ihn ge= bildet werden soll. Demgegenüber steht die Frage, ob hier nicht ganz systematisch Industriespionage getrieben

worden ist, erst in zweiter Linie. Diese Anweisung fönnte beinahe aus dem Buch von Maleparte über die Technik des Staatsreichs" entnommen sein. Der Inhalt der Anweisung selbst straft die kläg liche Tarnung, die in der Klausel für den Fall der gesetz­mäßigen Uebernahme der Regierung" enthalten ist, glatt Lügen. Was hier organisiert worden ist, das ist nicht das Berhalten einer Partei für den Fall, daß sie gefeßmäßig in die Regierung ein­rüdt, sondern das sind Richtlinien und Maßnahmen für die Er richtung einer illegalen Dittatur auf Grund eines

Am 2. Februar 1932 follte jeber technische Mitarbeiter einen ausreichenden Stab aus den Kreisen seiner Pg." der Gauleitung namhaft machen. Dazu sind Persönlichkeiten von Weitblick" er­wünscht. Vorbedingung sei jedoch, daß die Genannten unbedingt zuverlässige Pg. und daß sie nicht vorbestraft sind. Dabei wird warnend auf den Fall Hessen   hingewiesen! Der Apparat der Technischen Nothilfe so heißt es in dem Rundschreiben weiter, bie für die Begriffe der NSDAP  . sonst eine Streitbrechertruppe ber fapitalistischen Staatsstreichs!

,, Die Frauenwelt bietet leider fein einheitliches Bild, wie sich mieder bei den teilweise nach Geschlechtern getrennten Abstimmun= gen zur Präsidentschaft ergeben hat. Teilweise überwogen die Frauenstimmen für Hindenburg  , an anderen Stellen aber war der Prozentsatz der Frauen für Hitler   größer als der der Männer. Hier gilt es für uns zu arbeiten. Die Frauen der Kapitalisten denken nicht viel anders als ihre Männer, sie halten zu ihrer Klasse. Was uns die Nazis im Dritten Reich bescheren wollen, ist ein Raffeamt, das die Mädchen in vier Klassen einteilt. Die große Masse der Frauen soll zum Arbeitspieh begrabiert werden, mährend einige menige aus der Oberschicht herrschen. Aber auch die Ehe wird in diefer fapitalistischen Welt nie mehr zu einer Versorgungsanstalt werden. Deshalb müssen auch die Frauen für einen Weg aus der Krise kämpfen. Mit der Sozialdemokratie für eine Wirtschaftseinheit Europas  , für die gefeßmäßige Bierzigstundenwoche, mie sie Preußen vom Reiche verlangt hat. Hitler   muß am Sonntag seinen driften Schlag bekommen."

Nach Vorführungen der Roten Rebellen" ging die zweite Red­nerin des Abends, Genossin Paula Kurgaß. im wesentlichen auf die vier Grundpfeiler der preußischen Politik ein: das Schulwesen, die Kulturpolitik, Wohlfahrt und Justiz. Sie konnte an vielen Bei­fpielen zeigen, wie das neue Preußen seit 1918 für das merktätige Bolk Wandel geschaffen hat, und schloß mit dem einmütigen Appell, am Sonntag bie roten Fahnen wehen zu lassen, dann möge die Fahne Hitlers   auf Halbmast stehen.

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Erfolg im Abrüftungsausschuß

Frankreich   mäßigt seinen Widerstand

Genf  , 22. April.  ( Eigenbericht.)| Der Hauptausschuß der Abrüstungskonferenz hat heute vormittag das Prinzip der direkten Abrüstung einstimmig beschlossen.

d. h. die Auswahl bestimmter Kategorien oder Typen von Waffen, beren Unterhaltung oder Verwendung allen Staaten, sei es verboten, sei es interaliſiert, merden soll durch ein allgemeines Abkommen."

Dieser wichtige Beschluß, die bisher weitesttragende Entscheidung der Konferenz, wurde einstimmig gefaßt. Wieder war es bie englische Regierung, die ihre Popularität als Vorfämpferin für eine möglichst wirkungsvolle Atrüftung richtig erkannte und durch ihren Außenminister

Die Verhandlungen der Regierungschefs haben zu einem Kom­promiß geführt, das die Schwierigkeiten für den englischen Antrag auf qualitative Rüftungsherabſegung in der Generalfommiffion be feitigte. Auch Tardieu hielt es für flüger, vor der allgemeinen Forderung der direkten Abrüstung den Rückzug anzutreten. Man hat ihm die ausdrückliche Erwähnung der Möglichkeit einer 3nternationalisierung gewiffer Waffen zugestanden, wo­durch er menigftens vor feinen Wählern den Schein eines Erfolgesnische Ergänzung folgenden flaren Wortlaut erhielt: aufrechterhalten kann. In Wirklichkeit bewies das anschließende englisch  - amerikanische Vorgehen deutlich, daß

soofrt den zweiten Borstoß unternahm, um die Durchführung des gefaß en Beschlusses zu sichern.

alle übrigen Großmächte zur Abschaffung aller Angriffswaffen entschlossen

Sir John Simon schlug seine Entschließung vor, die durch amerika­

Auf der Suche nach den Anwendungen des Prinzips der qualitativen Abrüstung ist ble Konferenz der Ansicht, daß die Land, See und Luftrüstungen geprüft werden müssen mit dem Ziel der Bestimmnug jener Waffen, welche die Kennzeichen der spezifisch stärksten Angriffsmittel und der stärksten Bedrohung

find. Der englische   Außenminister Sir John Simon selbst schlug fol- für die Zivilbevölkerung sowie die nationale Verteidigung gende Fassung vor:

,, Die Konferenz erklärt, daß sie ohne Vorausbeurteilung anderer Borschläge das Prinzip der qualitativen Abrüstung annimmt,

Preußen muß sauber bleiben!

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HLP

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PREUSSEN

Hier wird gearbeitet! Hier haben Hafenkreuz und Sowjettern nichts zu suchen!

Raubüberfall auf Postamt.

Drei Gendarme niedergeschossen.

Paris  , 22. April.

Zu einer schweren Schießerei fam es in einem Borort von Marseille  , wo vier Banditen ein Postbüro ausplündern wollten und von der Gendarmerie überrascht wurden. Die Banditen er­schoffen während des Kampfes drei Gendarmen. Von den Banditen wurde einer verletzt und später verhaftet.

haben."

Die Weiterberatung wurde für kurze Zeit unterbrochen, um den Antrag gedruckt vorlegen zu können.

lauerten. Während die Postvorsteherin die Gendarmen benach­richtigte, drangen die Banditen mit Revolvern in das Gebäude cin und trafen im Schalterraum mit den Gendarmen zusammen. Die Banditen eröffneten fofort das Feuer und streďten drei von den Gendarmen tot nieder. Ein Bandit wurde durch einen Schuß verletzt und fonnte später festgenommen werden, während drei Verbrecher entkamen.

Bugunfall bei Paris  .

23 Berletzte auf einer Vorortstation.

Paris  , 22. April. Auf einem Vorortbahnhof von Paris   ereignete sich in den Abend­stunden des Donnerstag ein Eisenbahnunfall, bei dem 23 Per­jonen mehr oder weniger schwer verlegt wurden. Fünf von ihnen schweben in Lebensgefahr. Ein elektrischer Vorort­zug mußte auf einem kleinen Bahnhof haltmachen. Der Zugführer des darauffolgenden Zuges merkte erst zu spät, daß die Durchfahrt versperrt war, und fuhr auf den haltenden 3ug auf. Der erste Wagen des auffahrenden Zuges fchob sich fast auf das Dach des haltenden Zuges und wurde stark befchädigt. Auch die nachfolgenden Wagen erlitten fchwere Beschädigungen. Die Reifenden wurden meist durch Glassplitter und Quetschungen verletzt.

Die Arbeitslosigkeit tötet. Selbstmord eines Sechzigjährigen.

Auf furchtbare Weise hat in der vergangenen Nacht der 60 Jahre alte Arbeiter Hermann H. aus der Oderberger Straße 14 im Norden Berlins   Selbstmord verübt.

Als H., der schon lange Zeit arbeitslos ist, gestern abend allein in seiner Wohnung weilte, drehte er den Gashahn auf. Borher führte der Lebensmüde zwei Drähte in eine Steck­dose der elektrischen Lichtleitung ein und ergriff mit jeder Hand einen Pol, so daß er durch den elektrischen Schlag betäubt zu Boden sant. Das in großen Mengen ausströmende Gas führte dann den Tod des Mannes herbei. Angehörige, die spät nachts heimfehrten, entdeckten die Tat und alarmierten die Feuerwehr. Die Wiederbelebungsversuche blieben jedoch ohne Erfolg.

Ein Naziheher verhaftet. Dr Peter Winkelntemper, der Haupt. Ichriftleiter bes nationalsozialistischen Westdeutschen Beobachters", ist auf Grund eines Stedbriefes der Staatsanwaltschaft Köln   ver. haftet worden. Dr. Winkelnfemper hat sich, wie die politische Polizei mitteilt, feit Anfang März 1932 perborgen ge.

Der Ueberfall geschah am hellen Tage furz vor Schalterschluß des Bostamtes, wo eine Frau und zwei Angestellte Dienst hatten. Die drei Gendarmen waren feit Wochen den Banditen auf der Spur und befanden sich im Postgebäude, wo sie den Verbrechern aufhalten.