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an und zwingt die proletaristrten früheren Unternehmer als Arbeiter in seine Dienste. Solange die hier skizzirte Entwickelung nur in Marx Kapital" stand, oder in einem sozialdemokratischen Blatte erörtert wurde, haben hundert dienstwillige Federn sie für Deutschland , für Preußen als nicht zutreffend erklärt. Was werden sie jetzt sagen, nachdem eine amtliche Zählung das Gegentheil bewiesen? Sie werden sich herauszuwinden versuchen, und wenn das nicht gelingt, nun, dann muß die Sozialdemokratie erst recht vernichtet werden. Wenn kein Beweis mehr gelingen will, daß ihre Lehren un- sinnig sind, dann bleibt alleweil noch das Schimpfen und Drohen. Mene tekel! Auch Belsazar wurde gesagt, was die schrecklichen Worte zu bedeuten hätten. Und auch die unsrigen es werden treiben, so lange es eben geht. politische Ltebeeficht. Berlin , 30. Juli. Russifizirung des preuhischen Vereinsgesetzes. Die Nlilitärische und politische Korrespondenz bestätigt, daß in politischen Kreisen die Anschauung vorwaltet, daß es sich bei der Aenderung des Vereinsgesetzes durch die Landtage, die Herr v. Bötticher im Reichstage angekündigt hat, nicht blos um die Aushebung des Verbots der Verbindung politischer Vereinej handeln wird. Man wird auch in Preußen und wohlauch anderwärts den Versuch machen bei dieser Gelegenheit, das Vereinigungsrecht der Arbeiter noch weiter einzuschränken. Der lahme Amtsschimmel hat sich den Anforderungen des Zeitalters des Verkehrs noch nicht anzubequemen ver- standen. Uebereinstimmend melden heuteKöln . Ztg." und Nordd. Allgcm. Ztg.", daß dem Berliner Kolonialamte und der Reichsregierung bisher noch keine Nachricht über den Fall Schröder zugegangen ist. Dies ist um so er- staunlicher, als die Kolonialbehörden schon mehrfach Ge- legenheit hatten, sich mit der Person Schröder's zu befassen. So berichtet dieKöln . Ztg." folgendes auch von der Nordd. Allgeni. Ztg." wiedergegebenes: Als Schröder»och die Plantage Lewa leitete, wurde wiederholt von seine»! Bruder in Berlin Klage erhoben, daß die Regierung den Plantagenleiter bei der Beschaffung von Arbeitern nicht unterstütze; sie möge die entlaufenen Arbeiter wieder einsangen und Schröder wieder zuführen lassen. Die Re- gierung lehnte dieses Ansinnen mit Rücksicht auf die notorisch rohe Behandlung der Arbeiter durch Schröder ab. Als Gouverneur v. Wißmann den Ausstand Buschiri's bekänipfte, erließ er bereits einen Ausweisungsbefehl gegen Schröder, den er aber später zurücknahm. Des- gleiche» führte der Gouverneur Frhr. v. Soden bittere Klage über Schröder, worauf dessen Zurückberusung nach Deutschland erfolgte. Einen publizistischen Anwalt hat Ehrcn-Schröder nun doch in der deutschen Presse gefunden. DieTägliche Rundschau" sucht in einem langen Artikel den sauberen Herrn reinzuwaschen. Wir heben aus demselben folgende für das hypernationale Blatt charakteristische Stelle hervor: Sollte es sich bestätigen, wie wir nicht hoffen wollen, daß Schröder bei seiner Verhaftung in Buschirihof, die von einem Unteroffizier nebst sechs Sudanesen bewirkt sein soll, Hand schellen angelegt sind, so würde dieses unverantwortlich taktlose Benehmen dringend Sühne fordern. Denn das fehlte gerade noch, daß von Amts wegen ans solche Art das europäische Zl»sehen untergraben würde, auf daS unsere M a ch t st e l l u n g sich stützt. Wir glauben doch, daß die Schandthaten Schröder's, und wäre nur der hundertste Theil von dem wahr, was in den Zeitungen steht, das europäische Ansehen und unsere Macht stellung in Afrika mehr untergraben, als das energische Vorgeheit gegen Schröder, das seine volle Rechtfertigung findet in den Grausamkeiten und Sittlichkeitsverbrechen , deren Schröder bezichtigt wird. Die den Anarchisten befreundete«Post konstatirt mit hoher Befriedigung, daß es den Anarchisten in London gelungen ist, die Arbeiten des Internationalen Sozialistenkongresses durch Skandab szenen zu verzögern. Das Anarchistenorgan ist aber natürlich nicht ehrlich genug, ihre Freunde dafür verantwortlich zu machen, sondern sucht durch Zitate aus dem englischen BlattSun" den Anschein zu erwecken, als ob die sozialistische Bewegung durch die von den Anarchisten absichtlich herbeigeführten Skandalszenen diskreditirt würde. Demgegenüber wollen wir darauf verweisen, daß dasDaily Chromcle", das zu den Ideen des Sozialismus eine direkte Gegenstellung einnimmt, doch unparteiisch über diese '> l» anarchistischen Machenschaften urtheilt. So schreibt eS über die Dicnstags-Sitzung: Die Rede des Herrn Landauer war eine angemessene Probe von dem Spiel, das den ganzen Nachmittag gelrieben wurde: Die Resolution war angenommen worden, dieesfürjeden Anarchisten, der irgend welche Selbstachtung besitzt, hätte unmöglich machen müssen, auf dem Kongreß zu bleiben; die Delegationen hatten die anarchistischen Mandate für ungiltig erklärt. Dennoch hielten die Inhaber dieser Mandate lange Reden, um sich über die Dis- qualifizirung zu beschweren." für einen treuen Retter des Vaterlandes gehalten haben, wenn er ein Verräther gegen seine Freunde wurde? So ward in der That Die angeborene Farbe deS Entschlusses Durch des Gedankens bleichen Hauch getrübt." Und er, der seiner Anlage nach zu einem Führer seiner Zeit geschaffen war, wurde bloS ein Zuschauer. Adrian suchte zedoch über seine jetzige Thatenlosigkeit sich durch die Ueber- zeugung von der Richtigkert seines Benehmens zu trösten. Wer an dem Anfang bürgerlicher Umwälzungen kernen Theil nimmt, kann oft, mit größerem Erfolg ein Vermittler zwischen den früher sich bildenden Leidenschaften und Parteien werden. Vielleicht war in Adrian's Lage das Zögern wirk- lich die angemessenste Rolle für einen klugen Staatsmann. Dieselbe Stellung, die anfangs in den Hintergrund ver- weiset, wird oft später eine einflußreiche. Adrian erwartete daher schweigend und ruhig den Fortgang der Ereignisse. Wenn die Plane Rienzi's miß- langen, so konnte er durch jene Unthätigkcit das Volk besser vor neuen Ketten, und dessen verunglückten Befreier vor dem Tode schützen. Hatten diese Plane jedoch glücklichen Erfolg, so konnte er ebenso seine Familie vor der Volks- wuth retten und, indem er für die Freiheit wirkte, der Un- ordnung Einhalt thun. Dieses waren wenigstens seine Hoff- nungen, und so hielt die italienische Klugheit und Vorsicht seines Charakters die Begeisterung und den Muth der Jugend in Schranken. lFortsetzung folgt.) Mkersvifches« Der«Tüddentsche Postillou" präsentirt sich in seiner so- eben ausgegebenen Nummer auf besonders ansprechende Art. Was den textlichen Inhalt betrifft, so sei nur erwähnt die inter - essante Skizze aus dem Leben Louis Blanc's , und von der Bilder- schau wird die originelle Darstellung der türkisch -griechischen Wirren und des deutschen bnndesstaatlichen Parliknlarismus wohl jedermann ein paar vergnügte Augenblicke bereiten. Deutsches Reich . Zum Untergang desIltis" wird demBer- liner Tageblatt" ans London gemeldet: Aus Shangai wird telcgraphirt, daß nach näheren Nachrichten derIltis" mehrere Stunden vor dem Unfall nicht steuerbar gewesen ist. Trotz heldenmüthiger Anstrengungen des Kapitäns und der Offiziere war es unmöglich, ihn aus dem Sturmbereich zu bringen. Zuletzt wurde das Schiff mit furchtbarer Gewalt an einen Felsen geschleudert, während es 6 Knoten per Stunde machte. Elf Mann klammerten sich an die Trümmer de? Schiffes und wurden ans Ufer getrieben. Der Kommandant des deutschen Geschwaders in Ost- asien, Kontre-Admiral Tirpitz, begab sich auf demKaiser " nach der Unglücksstätte. DasMilitär- Wochenblatt", das in unserer Armee außerordentlich viel gelesen wird und wohl in keinem Offizierskasino fehlt, erklärt sich trotz der Stellung des Kriegs Ministers in einer seiner letzten Nummern begeistert für das Duell. Ei schreibt, daßdas Duell heutzutage in den bessern gesellschaft- lichen Schichten etwas Unentbehrliches sei, und daß namentlich für das Offizierkorps das Duell gar nicht zu entbehren sei, wenn es nicht von der hohen Stufe der Ritterlichkeit, durch die es sich jetzt auszeichne, herabsinken wolle." Derartige Lobpreisungen strafbarer Handlungen von der Armee fernzuhalten, scheint dem Herrn Kriegsministers doch nicht zu gelingen. Keine Gegner deS Duells sind unsere höheren Beamten, wie ans der folgenden interessanten Korrespon denz desNeuen Görlitzer Anzeigers" aus Königsberg her- vorgeht: Zu einem Wortwechsel kam es vor kurzem während einer hier auf dem Cchloßteich veranstaltetenitalienischen Nacht" imBörsen- Garten" zwischen einem Vorstnndsmitgliede und einem Gast. Der übrigens ohne Eintritts- karte erschienene Gast, ein Regierungsassessor, ließ am folgenden Tage das Vorstandsmitglied durch seine» Kartell träger zum Duell auf Pistole» fordern. Dieses Aw sinnen wurde zurückgewiesen. Der Kartellträger, ebenfalls ein Regierungsassessor, soll die Forderung in einem formlosen Schreiben an den Geforderten übermittelt haben. Die Direktion des Börsen-Garlens, durch die der Kartellträger eine Ein trittskarte zum Börsen-Garten erhalten hatte, erblickte in jenem Schreiben eine Kränkung ihres Mitgliedes und damit auch ihrer selbst und entzog jenem Herrn die Eintrittskarte. Nun trat das Regierun gs« Kollegium für den Herrn ein. Obwohl zugegeben werden mußte, daß die gezogenen Folgerungen aus jenem Schreiben nicht unberechtigt seien. haben der Oberpräsident der Provinz Ostpreußen , Graf Wilhelm von Bismarck , der Regierungspräsident und eine große Anzahl von Assessoren und Referendarien nebst einigen auderen Regierungsbeamten ihre Eintrittskarten zum Börsen Garten der Direktion zurückgeschickt, weil die von dieser dem Kartellträger gestellte Bedingung, ein Entschuldigungsbrief, für diesen unannehmbar sei. Da wird wohl den wackeren Vertretern des profanen Bürgerthums nichts anderes übrig bleiben als die Herren Regierungs- Assessoren unterthänigst um Entschuldigung zu bitten. Eine LandtagS-Ersatzwahl ist in Heiligen « beil-Pr. Eylau infolge der Ernennung des Kreisdeputirtcn und Landtags-Abgeordneten v. Eiern in Bändels zum Landralh des Kreises Pr. Eylan nothwendig geworden. Die Wahl wird am 19. September stattfinden. Frauen-Stimmrecht in der preußischen Handelskammer-Novelle. Auf eine bemerkenswerthe, bisher noch nicht beachtete Neuerung in dem Entwurf zur preußischen Handelskammer-Novelle macht dieSoziale Praxis" aufmerksam. Nach geltendem Recht kann bei Handelskammer- Wahlen eine Frau ihre Stimme nurdurch den im Handels- register eingetragenen Prokuristen", nach dem Berlepsch'schen Entwurf nurdurch einen im Handelsregister eingetragene» Prokuristen oder Handlungs-Bevollmächtigten" abgeben. Danach genossen zwar Inhaberinnen großer Firmen ein Wahlrecht, aber nicht die kleinen Kauffrauen. In der Novelle wird solchen Kauf- frauen, die keinen eingetragenen Prokuristen oder Handlungs- Bevollmächtigten haben, die Bestellung eines besonderen Stell- Vertreters für die Wahl gestattet. Nun ist freilich, wie die ge- nannte Zeitschrift fortfährt, noch weniger einzusehen, weswegen die Kauffrau ihr Stimmrecht nicht auch in eigener Person soll ausüben können. Ausnahmen vom Verbot deS Detail- reisen?. Ter Handelsminister hat die Regierungs- Präsidenten zur Aeußerung darüber aufgefordert, welche Gruppen von Gewerbetreibenden wohl von den Bestimmungen der letzten Gewerbe-Ordnungs-Novelle, betreffend das Verbot des Detail- rcisens, ausgenommen zu sein wünschten. Das Gefetz gegen den unlauteren Wett- be werb suchen die betheiligten Kreise jetzt energisch auszunutzen. In Berlin hat sich eine Vereinigung gebildet, die es sich zur Auf- gäbe gemacht hat, jedes unlautere Gebahren im geschästlichenBetriebe eventuell durch Hilfe der Gerichte abzustellen. Die Vereinigung wird geleitet von dem Obermeister der Tischlerinnung, Herrn Marschall, und besteht vorläufig auS den I n n u n g e n der Drechsler, Schneider, Schuhmacher, Tapezirer und Tischler und dem Verein Berliner Möbelhändler. Die Schuhmacher-Jnnung war als erste auf dem Plan; sie hat bereits am 9. d. M. 8 jüdische Geschäfte bezeichnet, die unlautere Reklame u. s. w. trieben. Die Vereinigung hat gegen alle drei Klage erhoben und in einem Falle eine vorläufige Versügnng des Gerichts erwirkt, die die weitere Verbreitung der Reklamezettel sofort verbot. Aus Hamm i. Wests, wird gemeldet: Der Vorstand des Vereins gegen Univesen im Handel und Gewerbe veröffentlicht folgenden Aufruf:Mitbürger von Stadt und Land! Wir richten an unsere verehrlichen Mitglieder die Bitte, zur Befestigung von Treu und Glauben im Geschäfts- verkehr jedwede unlautere oder verschleierte Angabe über Be- schaffenheit und Preisangabe rc. von Waaren zu unserer Kenntniß zu bringen, behufs Untersuchung und event. Verfolgung der An- gelegenheit." Auf dem nächstjährigen Jnristentage, der, nachdem die Einladung der Stadt Graz erfolgt ist, voraussichtlich in dieser Stadt im September 1S97 stattfinden wird, werden folgende Fragen allgemeinen Interesses berathen werden: Empfiehlt sich die Einführung eines Heim stättenrecht S'. insbesondere zum Schutze des kleinen Grundbesitzes gegen Zwangs- Vollstreckung? Welche Stellung ist in dem zu erwartenden Versicherungs- zesetze den Versicherungsgesellschaften auf Gegen- e i t i g k e i t zu gewähren? Die Behandlung deS äolus ovontualis i«n S t r a f r e ch t bezw. im Strafprozeß. Empfiehlt sich ein Versuch der Deportation nach den Kolonien als Strafe? Enipfiehlt sich der Vorschlag bedingterBegnadigung für den Fall der Auswanderung? 'Von einem Staatsanwalt in München «rzayre dieMünch. Freie Presse" eine bezeichnende Aeußerung. Ein gegen den Redakteur derMünch. Freien Presse" angestrengter Majestätsbeleidigungsprozeß endete vor dem Schwurgericht mit der Freisprechung des angeklagten Redakteurs. Tas gab dem -damaligen Staatsanwalt Guggcnheimer Veranlassung, an die Geschworenen die Frage zu richten, wie sie denn nur dazu gekommen wären, ein freisprechendes Urtheil zu fällen, worauf einer der Geschworenen antwortete, daß ihnen die Notiz keine Majcstälsbeleidigung zu enthalten scheine, da sie sich ausdrücklich nur gegen einen Parlamentarier wende.Das thut mir aber sehr leid", erwiderte darauf der Staatsanwalt.Der Angeklagte ist ein ganz gefährlicher Demagoge. Auf den habe ich schon lange gewartet."(Und wird hoffentlich noch länger auf ihn warten müssen als auf Beförderung.) Zur Handwerkergesetzgebung schreibt die Böhmert'jcheSozial-Korr.": Man erkennt in diesen Vorschlägen de» guten Willen der Reichsregierung, aber man darf sich doch keiner Täuschung darüber hingeben, daß die Vorlage, auch wenn sie Gesetzeskraft erhält, mit einer tauben Nuß zu vergleichen ist. Sie wird das Handwerk nicht aus seinen Nöthen erretten; das kann keine Regierung, auch wenn sie den von nmnchen Hand- werkersrennden so heiß ersehnten Befähigungsnachweis einführt, von dem die Vorlage jedoch weise schweigt. Auf dem nächsten Drechsler-Jnnungstag. der anfangs August hier stattfindet, soll unter anderem behandelt werden: Das Bernsteinmonopol und dessen Folgen für die Drechslerei. Das neue Gesetz betreffend die Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs. Die Gesetzesvorlage betreffend die Organisation des Handwerks. Ueber das Programm des 43. Katholiken- t a g e s verräth die Dortmunder Tremonia" bereits einiges. Neben der Arbeiterfrage wird die Agrarfrage und die Hand- werkerfrage zur Erörterung gelangen. Ueber die Agrarfrage werde ein gewiegter, in allen Kreisen hochangesehener Par- lamenlarier sprechen. Das Blatt hofft, daß der diesjährige Katholikentag in katholischen bäuerlichen Kreisen auf der ganzen Linie die Ueberzcugung zum Durchbruch bringen werde, daß nicht durch einseitige Sonderbestrebungen, sondern nur durch ruhiges Abwägen des Möglichen und durch Innehalten einer Mittellinie das Heil für die Katholiken Deutschlands zu suchen sei. Amtsentsetzung wegen Nichtgrüßens eines L a» d r a t h s. Gegen einen ehrenamtlichen Gemeinderath zu Hof- geismar, den Gutsbesitzer Neutze, wurde ein Disziplinarverfahren eingeleitet, weil er den dvrtigen Landrath auf der Straße nicht gegrüßt habe. Wie dieHess. Blätter" berichten, hat der Kreis- ausschnß in Hofgeismar thatsächlich über den Fall zu Gericht gesessen und ein Urtheil aus Absetzung des N. gefällt, weil der- selbedurch Nichtgrüßen seines Landrathes sich einer groben Dienstverletzung schuldig gemacht habe". Den Vorfitz in dieser Sitzung führte der konservative Landtagsabgeorbnele Freiherr v. Pappenheim -Liebenau. EinGrafReventlow, der plötzlich ein Führer der Antisemiten in Schleswig -Holstcin geworden fein soll, hat sich, wie dieRh. W. Ztg." zu berichten weiß, früher als gericht» licher Vertheidiger der dänffchen Publizisten in Nordschleswig bemerkbar gemacht und galt dann für einen Anhänger der Sozial- demokratie. Was die letztere Behauptung des Organs der Kohlenjunker betrifft, so ist sie einfach gelogen. Gin Graf Reventlow hat weder jemals unserer Partei angehört noch in direkter oder in- direkter Weise für dieselbe gewirkt. Stettin , 27. Juli. Bezüglich deS hier wegen Ber « untrenung von 35 000 M. Kirchengeldern in Unter« suchungshaft befindlichen Pastors Rauh aus Eladow schreibt dieOstsee-Zeitung": Rauh verbrachte sehr viel Zeit auf Reisen. Oft kam er erst in der Frühe des Sonntags von einer fünf- bis sechstägigen Reise zurück, um wenige Stunden später ans der Kanzel zu stehen. Man vermuthet, daß er zu dem Geldschrank, der für die Kirchenkasse angeschafft wurde, vom Fabrikanten die Duplikatschlüssel gleich bei der Lieferung in Empfang genommen hat: er brauchte dann also gar keinen Nachschlüssel, um an den Kuchensäckel zu kommen. Von einigen Obligationen sollen nur die Talons und Koupons gefunden sein, die Stücke selbst aber fehlen. Nach dem Ergebniß der Voruntersuchung und seiner eigenen Angabe soll Rauh anfangs nur wenig aus der Kasse und dies naturlich in der Wsicht ge­nommen haben, es wieder beizulege». Da er dieS jedoch von seinem Einkommen bei seiner Lebensweise nicht erübrigen konnte, so wollte er das Glück zu seinen gunsten mit Gewalt heran- biegen. Zu diesem Zweck spielte er einen Haufen Loose in der preußischen und auch noch in allen möglichen anderen Lotterien. Für hunderte von Loosen mußte er fortwährend zahlen, wofür die Kirchenkassengelder dienten. Auf diese Weise wuchs das Defizit zu der für ihn unersetzlichen Summe an. Thorn, 28. Juli. Wegen der Hochverraths-Angelegenheit ind jetzt im ganzen neun Personen verhaftet worden. Wozu das Militärverbot gut ist. Aus Rache denunzirte ein Gefreiter der Weißenfelser Husaren den Wirth deS RestaurantsZu den Kastanien", es lägen bei ihm sozialistische Schriften aus, was nicht der Fall ist. Darauf wurde das Lokal mit dem Militärverbot beglückt. Straßburg i.<?., 29. Juli. (Eig. Ber.) Der Antrag der ozialdemokratischen Gemeinderäthe: die städtischen Lokale zur Abhaltung von Versammlungen politischen und religiösen Charakters zu überlassen, wurde in der Sitzung vom 22. Juli mit 21 gegen 9 Stimmen abgelehnt. Die Hauptgegner waren Bürgermeister Back und Jakoby, ein elsaß-lolhringischer König Stumm. Straßburg f. Elf., Ende Juli.(Corr. f. D. B.") D i e Buchdruckerfarben find verboten! das ist die neueste Kunde aus dem Lande derwiedergewonnenen Brüder" aus Elsaß- Lothringen . Warum? weil in der Farben- zusammenstellung rolh-gelb-blau-weiß-schwarz zufälligerweise die Farben der französischen Trikolore enthalte» sind. 450 Jahre sind es her. seit Kaiser Friedrich III., der Zeitgenosse Gute»- berg's dem Straßburger Buchdrucker Mentel das Wappen i» den genannten fünf Farben verlieh, und über hundert Jahre sind es her, seit die französische Trikolore entstand, aber unserer heutigen Zeit, speziell der Slraßburger Polizeibehörde, blieb es vorbehalten, die Entdeckung zu machen, daß die Buchdruckerfarben der Trikolore ähneln und somit staats- zefährlich sind. Anläßlich eines Sängcrfestes in unserer chweizerischen Nachbarstadt Basel unternahm der Straßburger Buchdrucker-Gesangverein Typographia einen Ausflug dorthin unter Mitnahme seiner Fahne mit den obligaten fünsfarbigen Fahncnschleifen und dito Vereinsabzeiche». Tie Folge war auf erfolgte Denunziation zunächst eine Untersuchung und das vorläufige Verbot des Tragens der Vereinsabzeichen. Die Affäre bildet ein würdiges Seitenstück zu der imCorrespondent " zemeldeten Untersuchung gegen den Vorstand des Verbandes der öuchdruckerwegen Ueberweisung von Rekruten an die Fremden- legion", die durch die Stempelmarken(sog. Gegenseitigkeitsmarken) 'ür die französische Behörde kenntlich gemacht worden sein. Die elsaß - lothringische Vollspartei will zum ersten Male anläßlich der im Wahlkreise Schlettstadt »oth- wendig gewordenen Ersatzwahl zum Reichstage mit einer Kan- didatnr hervortreten. Ter Begründer der Partei, Rechtsanwalt Blumenthal aus Colmar , wird sich um das Mandat be- werben. Zum Fall Peters. Von dem vorstand der Ab- theilung Berlin der deutschen Kolonialgesellschast geht derNat.-Ztg." die Miltheilung zu, daß derselbe weder eine Denkschrift verfaßt, nrch durch eine solche den Gesammlvoistand der Gesellschaft ersucht hat, bei der Vieichsregiening die geeigneten