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Beilage

Montag, 25. April 1932

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Der Abend

Spätausgabe des Vorwärts

traut.

Die Marseillaise 1792- 25  

. April- 1932/ Von H. Wendel

All den deutschen   Arbeitern, die unter dem Banner der Sozial­demokratie in Reih und Glied marschieren, ist die Weise wohlver­Denn als nach dem jähen Tod Ferdinand Lassalles der junge Hamburger Jakob Audorf   für die Trauerfeierlichkeiten ein Lied zu Papier brachte, paßte er die Worte des:

an.

Wohlan, wer Recht und Wahrheit achtet, Zu unsrer Fahne steht zu Hauf!

der Melodie des franzöfifchen Revolutionssanges, der Marseillaise  , So entstand die Arbeitermarseillaise, die seitdem unzählige Male in Versammlungen, auf Festen, bei Kundgebungen die Herzen der sozialistisch gesinnten Massen entzündet hat.

Um die Entstehung der ursprünglichen, der französischen   Mar­ seillaise   aber spinnt gern die Legende ihre Schleier. Irrtümlich heißt es, daß bei einem patriotischen Bankett im Hause des Straß burger Bürgermeisters Dietrich ein junger Offizier, vom Geist getrieben, ins Nebenzimmer gestürzt und binnen furzem mit der fertigen Dichtung und Vertonung unter die Gäste getreten sei. Wohl gehörte der zweiunddreißigjährige

Pionierhauptmann Rouget de l'Isle,

ous Lons- le- Saulnier   im Jura gebürtig, zu den Freunden der Familie Dietrich und war besonders bei den Damen gut ange= schrieben, weil er eine Geige in seinem bescheidenen Gepäck mit­führte und öfter ein Gedicht zum Vorlesen aus seiner Brieftasche zog. Und waren nicht schon Schöpfungen von ihm über die Pariser  Opernbühne gegangen? Und hatte er nicht jüngst erst eine ,, Hymne an die Freiheit" in Wort und Vers gesetzt? In jenen Frühlings­tagen des Jahres 1792 fieberte Straßburg  , Grenzfestung Frankreichs  am Rhein  , in der Erwartung großer Entscheidungen; Truppen, Ge­schüze, Vorräte waren zu beiden Seiten des Stroms massiert; der gewaltige Zweikampf der europäischen   Könige mit dem französischen  Bolt stand vor der Tür. Am 25. April in der Frühe lief die Kunde ein: Frankreich   hat an den König von Böhmen und Ungarn  " den Krieg erklärt! Eine Flamme schlug hoch: Es lebe die Freiheit! Und wider die Despoten von Desterreich und Preußen!

Während Rouget de l'Isle   in der Nacht nach diesem erregten Tage in seiner ſtillen Kammer in der Meiſengaſſe ſaß, im Ohr das Klirren der Waffen, das Rollen der Geschüße, das Rufen der Menge, und im Herzen die Mahnung seines Freundes Dietrich, ein poetisches Scherflein zu der allgemeinen patriotischen Begeisterung beizutragen, formten sich in ihm Verse und Klänge. Rasch schrieb er nieder, feilte, glättete, probte die Melodie auf seiner Geige, und am folgenden Morgen konnte er dem entzückten Bürger­meister das ,, Kriegslied für die Rheinarmee"

überreichen:

Auf, Söhne ihr des Vaterlandes! Des Ruhmes Tag er fam herbei. Ihr Banner, blutgetränkten Randes,

Hob wider uns die Tyrannei.

Hört ihr der rohen Söldner Horden Das Feld durchziehen mit Gebrüll? Sogar in euren Armen will

Der Feind euch Weib und Kinder morden' Zum Kampf, wer Bürger heißt! Schnell ordnet eure Reihn!

Marsch, marsch! Das falsche Blut Saug' euer Boden ein!

Als Dichter wie als Tonsetzer war Rouget de l'Isle   ein Mittelmäßiger unter Mittelmäßigen. Ob er auch fürder noch manchen Anlauf nahm, gelang ihm nach dem Wurf dieser April­nacht nichts, was seinen Namen kommenden Geschlechtern überliefert hätte; höchstens verzeichnet eine Fußnote der Geschichte des Sozia­lismus, daß er in den zwanziger Jahren des neunzehnten Jahr

hunderts, von den Gedanken des Saint- Simonismus be= rührt, für den Arbeitergesangverein einer von einem Landsmann geleiteten Fabrik den, Chant des Industriels", den ,, Gesang der Werftätigen", fomponierte. Auch militärisch und politisch pflückte er feine Lorbeeren, zog, als die Revolution stürmischer ausschritt, verdrossen den bunten Rod aus, suchte sich mit Napoleon Bonaparte   vergeblich als sein Barde" auf guten Fuß zu stellen, lebte während des Kaiserreichs bespizzelt in lähmender Armut und Abgeschiedenheit, mußte auch unter der Restauration, obwohl er die Rückkehr der Bourbonen mit einer Hymne begrüßt hatte, in den Schuldturm, und erst nach der Julirevolution warf ihm Ludwig Philipp ein farges Gnadengehalt aus. Von dem Friedhof von Choisy- le- Roi  , wo er am 30. Juni 1836 starb, wurden seine Ueberreste 1915 unter Pomp und Parade in den Invaliden­dom überführt.

Aber dieser schwachbegabte, ganz unbedeutende Auch- Künstler hatte, als er entflammt das Allons, enfants! aufs Papier warf, seine große Stunde, weil sein Puls mit dem fieberhaft erregten Puls der Nation im gleichen Taft schlug. Die Freiheitsweise, die seinen Namen der Nachwelt bewahren sollte, lag in der Luft, und diese Luft war die Atmosphäre des Straßburger   Jakobinerklubs. Die Quellen, aus denen er unbewußt schöpfte, Aufrufe und Artikel aus dem Frühling 1792 hat die Forschung inzwischen zu Tage ge­fördert und darin, zum Teil bis auf den Buchstaben getreu, die gleichen Losungen, dieselben Schlagworte festgestellt wie in dem ,, Kriegslied für die Rheinarmee". ,, Dieses Lied," hat denn Jean Jaurès   mit Recht gesagt ,,, war

nicht das Werk eines einzelnen;

dieser einzelne tat nicht mehr, als daß er den Zornes- und Hoff­nungsworten, die seit einigen Monaten überall in Frankreich   aus den Herzen sprudelten, Gewand und Seele eines schönen Rhythmus lieh."

Weil diese Strophen das Empfinden der Allgemeinheit, der Masse, des Volkes ausdrückten, wirkte die Schöpfung Rouget de l'Isles mächtiger auf die Millionen, als es je ein erhabenes

Kunstwerk vermocht hätte. Einige Monate währte es, bis das Lied, in handgeschriebenen Exemplaren verbreitet, in den Süden Frank reichs gedrungen war, aber als, am Vorabend atemraubender Er­eignisse, am 30. Juli 1792 das Freiwilligenbataillon von Marseille  , das Kriegslied der Rheinarmee" auf den Lippen, in Paris   einrückte, wurde es unter dem Namen ,, Marseiller Marsch". ,, Marseiller Hymne" oder einfach Die Marseillaise  " mit einem Schlag volkstümlich. Als ausgesprochener Kampfgefang ertönte die Weise im Lager und während der Schlacht und steigerte die Freis heitstrunkenheit der republikanischen Soldaten bis zum wilden Rausch; fie riß hin," befundete Lamartine ,,, verdoppelte die Kräfte, verschleierte den Tod, sie war das Feuerwasser der Revolution", und ähnlich meint Michelet  , daß sie am

Morgen vor der Schlacht bei Jemappes, die die Desterreicher zersprengte ersetzt habe. Schon sechs Wochen zuvor, nach der Kanonade von und den Franzosen   den Weg nach Belgien   öffnete, den Branntwein Valmy, die dem Augenzeugen Goethe die Erkenntnis einflößte, daß hier und heute eine neue Epoche der Weltgeschichte" beginne, hatte der Kriegsminister Servan verfügt, daß fortan statt des Tedeum die ,, Hymne der Marseiller" gespielt und gesungen werde; religiöse Weihe, daß Tränen dem Auge entstürzten und die Knie sich unwillkürlich beugten, strömte namentlich die sechste Strophe aus: Amour sacré de la patrie!

Stärt, Vaterlandeslieb, und leite Den Rächerarm, der dir sich weiht! O Freiheit, füße Freiheit, streite

Mit uns! Wir führen deinen Streit.

Aber im gleichen Maße wie ein Soldatenlied im Felde war die Marseillaise  

ein republikanisches Kampflied

im Innern. Die Marseillaise   erklang bei der Erſtürmung der Tuilerien  , der Ausrufung der Republik  , der Hinrichtung Lud­wigs XVI.; die Marseillaise   ertönte aus dem Mund der Girondisten  , als sie am Fuß des Blutgerüstes standen, drang ans Ohr Dan tons bei seiner Fahrt zur Guillotine, begleitete den Sturz Robespierres am 9. Thermidor. Doch da dieses Ereignis einen Rückschlag bedeutete, machte 1794 und 1795 ein blutrünſtiger Gaffenhauer Le réveil du peuple", etma: Frankreich  , erwache!" dem Lied Rouget de l'Isles den Rang streitig; die Knüppel­garden der Reaktion stimmten bei jeder Gelegenheit dieses Chanson an, das unverhohlen zur Niedermegelung der politischen Gegner aufheßte, und fielen über jene, die noch zur Marseillaise   den Mund aufzutun wagten, mit rohen Mißhandlungen her. Als gleichwohl der Nationalkonvent durch Dekret vom 26. Messidor des Jahres III, also dem 14. Juli 1795, die Marseillaise   zur offiziellen Hymne der französischen Republik   erflärte, verhinderte zwei Tage später ein aufgeputschter Mob, daß die aufziehende Wache den allen Freiheits­feinden verhaßten Marsch spielte.

Daß trot schwächlicher Kompromißhaltung der Direktoriums­regierung am Ende die Marseillaise   obsiegte, wurde insofern gegen standslos, als sich Bonaparte   1799 durch den Staatsstreich des 18. Brumaire zum Alleinherrscher aufwarf. Ob Erster Konsul, nb Kaiser, als Bändiger der Revolution sich fühlend, verabscheute Napoleon   die Melodie, aus deren elektrisierenden Taften die ganze geballte Kraft der Revolution zu sprühen schien. Erst als der Geächtete nach der Rückkehr von Elba   sich der Krücken der Boltssouveränität zu bedienen suchte, durfte der Franzose wieder zur Marseillaise   ansetzen, ohne daß ihn der nächste Gendarm un­sanft am Kragen padte, und bei Waterloo   schloß sich das letzte Bataillon der Alten Garde unter den Klängen des: Allons, enfants de la patrie  ! zum todbringenden und todbereiten Viereck zusammen. Noch ärger

verpönt war das Hohelied der Revolution

während der Restaurationsjahre 1815 bis 1830, da noch einmal die feudalen Gespenster aus der Zeit vor dem Bastillensturm die Zügel führten, aber die Julirevolution ließ zweierlei über den

Wie man Stierkämpfer wird

Trotz der Gegnerschaft der Tierschutzfreunde und anderer ein­flußreicher Kreise in Spanien   ist der Stierkampf noch immer der Nationalsport, und wenn die Jugend auch dem Fußball immer mehr Liebe entgegenbringt, so kommt es vielfach vor, daß diese beiden Dinge miteinander verknüpft werden und man vor dem Ringkampf erst ein Fußball- Wettspiel in der Arena abhält.

Der erfolgreiche Stierkämpfer ist noch immer die gefeiertste Per­jönlichkeit im Lande Don Quichottes. Man kann sagen, daß der große Toreador geboren, nicht erzogen werden muß, aber bis er diese Krönung seiner Laufbahn erreicht, bedarf er doch vieler Erfahrungen, die er in einer langen Ausbildung gewinnt. Eigentliche Stierfechter Schulen gibt es in Spanien   nicht. Burschen, die Ehrgeiz besigen, versuchen sich von früh auf an den jungen Stieren auf der Weide, wobei ein Kamerad als Picador dient, indem er das Tier durch Steinwürfe reizt. Werden die Angriffe des Stieres zu gefährlich, dann rettet nur die schnelle Flucht. Der Viehmarkt, der in vielen spanischen Orten regelmäßig abgehalten wird, bietet günstige Ge­legenheit für diese ersten Schritte auf der Bahn des Ruhmes. Mit einem schmutzigen roten Stück Tuch in der Hand tänzelt der an­gehende Matador vor dem Stier hin und her und springt rasch über den Zaun, wenn die Sache brenzlich wird. Hat sich ein Junge auf diese Weise ausgezeichnet und die Aufmerksamkeit eines Kenners erregt, dann tommt er wohl auf eines der Güter, auf denen die Kampfftiere gezüchtet werden. Hier darf er seine Uebungen mit jmeijährigen Kälbern fortjeßen. Dabei verfolgt man den Zweck, somohl den Mut des Tieres wie den des Anfängers zu prüfen. Die jungen Stiere sind gewöhnlich noch nicht start genug, um die| Burschen ernsthaft zu verlegen, aber so mancher wird doch nieder.

Barrikaden der ,, drei glorreichen Tage" wehen: die blauweißrote Fahne und die Marseillaise  . Füglich hörte sie der Ausbeuter dieser Volkserhebung, der Bürgerkönig Ludwig Philipp, in den ersten Jahren seiner Regierung willig an, ja, Heinrich Heine   sah ihn auf dem Balkon des Palais Royal   mit der Hand den Takt zu der Marseillaise   schlagen, die unten das Volk jubelte, aber als das Lied, das auch in die Freiheitsbewegung der Griechen mie der Deutschen   einging, republikanischen Straßenfämpfen voranloderie und selbst in den Staatsgefängnissen die eingeferferten Republi­faner im trogigen Bekenntnissang einte, fiel es ,, an höchster Stelle" in Ungnade. Erst 1840, als eine Welle chauvinistischer Erhizung über Frankreich   hinbrandete, erhob die Marseillaise   sich mieder, diesmal als nationalistische Herausforderung, die dem Nachbarn rechts des Rheins mit der Faust drohte; Lamartine   antwortete darum mit der Friedensmarseillaise:

O rolle stolz und frei, zieh deines Wegs gelassen, Du Nil des Okzidents, Nationenbecher Rhein,

Und schwemme mit dir fort den Ehrgeiz und das Hassen Der Völker, die geschart sich deiner Woge freun!

Als Lied der Republik   war die Marseillaise   wieder obenauf, als die Februarrevolution von 1848 den Thron des Bürger­tönigs umstürzte; Jubelstürme des Volks, wenn im Théâtre Français   die große Schauspielerin Rachel, eine Trikolore in der Rechten, das Lied von 1792 nicht sang, sondern mit Feuer und Schwung hersagte. Aber der 2. Dezember 1851 schloß der Weise Rouget de l'Isles abermals brutal den Mund; sie zu fingen, war unter dem zweiten genau wie unter dem ersten Kaiserreich ein Stück Aufruhr, das Polizei und Gerichte auf die Beine brachte; mit Recht nannte denn Rochefort sein unerbittliches Oppositions= blatt gegen den Bonapartismus Die Marseillaise  ". Erst als Napoleon III.   nach der Kriegserklärung an Preußen den nahen Bankerott seines Systems ahnte, suchte er sich den moralischen Kraftquell des Revolutionssanges zu erschließen. Auf Befehl mußte die Marseillaise   überall erklingen, aber daß die konfiszierten Sub­jekte, die der Polizeipräfektur als Lockspitzel dienten, sie mit be= fonderer Inbrunst sangen, vermochte eine von vornherein verlorene Sache nicht zu retten. Dafür ertönte mit neuem Schmiß die

Marseillaiſe   am 18. März 1871, als

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die Kommune

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auf dem Pariser Rathaus die rote Fahne hißte, mie am 2. April, als die Kommunarden den ersten Ausfall gegen Versailles   unter­nahmen, und noch Ende Mai, kurz ehe die ,, Ordnungs" truppen die Wohltätigkeitsfest zugunsten der Verwundeten in den Tuilerien die Straßen der Hauptstadt mit Blut überschwemmten, wurde bei einem Tragödie Agar   umjauchzt, als sie Allons enfants!" sang die reaktionären Muß- Republikaner, die in den siebziger Jahren nach der Monarchie zurücstrebten, Grund genug, das Lied Rouget de l'Isles erbittert abzulehnen. Erst als die Repu blit fest im Sattel saß, fonnte sie, am 14. Februar 1879, die Marseillaise   zur Nationalhymne erheben.

"

Als offizielle Weise einer nicht immer sehr freiheitlichen, einer oft fonservativen, einer auf jeden Fall bourgeoisen Republik   schien die Marseillaise   allgemach von ihrem revolutionären Elan einzu­büßen; sie wurde blasser und zahmer, geeignet für Bankette ſatter Bürger; Ludovic Halévy   fand, daß man sie immer langfamer und schläfriger spiele; alles andere als eine Ehre für das gegen Despoten und Tyrannen gedichtete Lied war es auch, daß ein Despot und Tyrann wie der Zar es des öfteren bei russisch- franzö= fischen Verbrüderungsszenen entblößten Hauptes anhörte, und längst ist für die arbeitenden Massen Frankreichs   die Internatio= nale der Hymnus der sozialen Revolution geworden. Aber immer wieder einmal kommt die Stunde, da die Marseillaise   die steifen Knie verliert und im stolzen Rhythmus von 1792 einherstürmt. Als die Spanier vor genau einem Jahr ihren Alfons davongejagt und die Republik   verkündet hatten, was braufte am ersten Freiheits­morgen, von hundert Musikkapellen gespielt, allmächtig und un­Die Marseillaise! widerstehlich durch die Straßen von Madrid  ?

getrampelt und dabei braun und blau geschlagen. Bei solchen Probegefechten bekommt man bald heraus, ob der junge Mann sich wirklich für den Beruf eignet. Ist dies der Fall, dann wird er der Mannschaft eines berühmten Matadors beigegeben. Diese Mannschaft wird gewöhnlich aus vier Picadors, die beritten sind und den Stier mit ihren Lanzen anstachein, und aus zwei Banderilleros gebildet, die zu Fuß sind und die Aufgabe haben, das Tier mit ihren kleinen Dolchen in Wut zu bringen. Der Picador hat die leichteste Aufgabe, während der Banderillero bereits eine große Geschicklichkeit und Kaltblütigkeit an den Tag legen muß. Er stellt sich bewußt den wütenden Angriffen des Stieres entgegen und springt erst im letzten Moment beiseite, um ihm seine spitzen Pfeile ins Fleisch zu stoßen. Der Anfänger steigt vom Picador über den Banderillero langsam zum Toreador auf. Gewöhnlich dauert diese Laufbahn sieben Jahre. Dann erst kommt der große Tag, an dem er zum erstenmal, mit Schwert und Mantel bewaffnet, in die Arena tritt. 20 Minuten sind die Zeit, die sich ein Espada gestattet, um einen Stier zu töten. Wenn es länger dauert, oder wenn er den Stier nicht richtig trifft, dann wird er ausgezischt und mit den Sitzkissen beworfen, die schwerste Schmach, die einem Stierfechter begegnen kann. Ein großer und berühmter Matador ist der Abgott seines Volkes. Diesen Plaz nimmt gegenwärtig Juan Belmonte   ein, eine blasse zarte Erschei= nung, ja ein Krüppel, der im gewöhnlichen Leben gebückt und hinkend daherschreitet. In der Arena aber ist er von einer unbe­greiflichen Leichtigkeit und Anmut. Er hat fürzlich gestanden, daß er zwei bis drei Stunden vor jedem Kampf die furchtbarsten Aengste ausstehe, und er hatte bereits vor vier Jahren nach einer Verwun­dung in Barcelona   seinen Rücktritt angefündigt. Aber der Zauber der Arena ist zu start, so daß er in diesem Jahr wieder auftritt. Belmonte bekommt riesige Honorare und hat in einem einzigen Monat in Südamerika   400 000 Mark verdient.