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Japan provoziert. Schwere Besorgnisse in Üer Sowjetunion wegen der Lage im Kernen Osten. ieit mindestens zwei Monaten ist die Ausmerksamkeit der deutschen öfsentlichen Meinung fest restlos durch die ver- schiedenen Wahlkämpfe in Anspruch genommen worden. In- zwischen ist aber die Weltpolitik weitergegangen, und es wird an der Zeit, daß das deutsche Volk sich wieder ein» gehender mu den augenpolitischen Vorgängen besagt. Daß die diplomatische Lage Deutschlands im Hinblick aus die Probleme, die es unmittelbar angehen, wie die Abrüstungs» und Neparationsfrag-, nach den Wahlergebnissen vom 24. April erheblich schwieriger geworden ist, davon wird sich insbesondere der Reichskanzler Brüning , der am Sonntag nacht wieder in Genf eingetroffen ist, inzwischen überzeugt haben. Die Eindrücke, die er dort gesammelt hat, werden vermutlich nicht ohne Einfluß auf die weitere inner- politische Entwicklung in Deutschland sein, die vor allem vom Zentrum und daher in erster Linie von Dr. Brüning selber abhängt. Für heute sei indessen ganz besonders auf die erheb- liche Zuspißung hingewiesen, die die Lage im F e r n e n O st e n gerade in den letzten Tagen infolge der Haltung Japans erfahren hat. Die sogenannte mandschurische Regierung, die unzweifelhaft nur ein blindes Werkzeug der Machthaber in Tokio ist, geht offenbar darauf aus, die Sowjetregierung so zu provozieren, daß schließlich ein bewaffneter Konflikt unvermeidlich wird. Die jüngste Herausforderung besteht in der Verhaftung von mehr als 50 sowjetrussischen Angestellten der ostchinesischen Eisenbahn, um deren Freilassung sich Moskau bisher ver- gebens bemüht. Dem waren zahlreiche andere Provokationen vorangegangen, die immer wieder von weiteren Truppen- Konzentrationen japanischer odermandschurischer" Truppenteile begleitet wurden. Diese Kräfte werden immer näher an die Grenze der Sowjetunion herangeschoben, und die beruhigenden Zusicherungen, die Japan offiziell auf die besorgten Anfragen der Sowjetregierung abgibt, können an- gesichts der zynischen Verlogenbeit der japanischen Diplo- matie nicht darüber hinwegtäuschen, daß die japanischen Militärs tatsächlich aggressive Absichten hegen. Roch vor zwei Tagen erklärte der japanische K r i e g s m i n i st e r dem Sonderberichterstatter desPetit Parisien", daß Japan feine Ziele in der Mandschurei konsequent weiterver- folgen würde, unbekümmert u m d i e Proteste der Sowjetunion oder des Völkerbundes. Die Drohung Japans mit dem Austritt aus dem Völkerbund, falls sich dieser in die Angelegenbeiten der Mandschurei ein- mischen würde, wird immer deutlicker ausgesprochen. Japan betrachtet eben die Besetzung der Mandschurei und die Ausrufung einerunabhängigen" Regierung in Mulden, die in Wirklichkeit nur aus Strohmännern Javons besteht, als vollendeteTatsachen, an denen es nicht mehr rütteln lassen will. Die nächste Etappe soll offenbar darin bestehen, daß der russische Einfluß auf die für die direkte Verbindung zwischen Sibirien und Wladiwostok so wichtige o st ch i n e- fische Eisenbahn in der nördlichen Mandschurei völlig zerstört wird. Darauf deuten schon die jüngsten Verhastun- gen von Cisenbahnangestellten hin. Die dann folgende weitere Etappe wäre über kurz oder lang die Eroberung von Wladiwostok durch die Japaner. Es ist unter.diesen Umständen durchaus begreiflich und bsreckstigt, wenn man in Moskau diese Entwicklung m i t größter Sorge veriplgt. Es ist vielleicht übertrieben und voreilig, wenn der Führer der kommunistischen Gewerk- fchastsint-rnationals, Losowsskn, in diesem Zusammen- hang gestern von einem unmittelbar bevorftehenden Krieg Japans gegen Rußland sprach. Das gleiche gilt von der Behauptung Molotoms vor drei Tagen, da1* Japan diesen Angriff in engstem Einvernehmen mit den General- stöben der Westmächte vorbereite. Dennoch darf we Ge- fahr nicht unterschätzt werden. Deshalb erscheint es uns auch verfehlt, daß Molotpw in seiner Rede Javan und den Völkerbund in einen Topf warf. So sehr der Völkerbund bisher versagt bat, als es galt, durch eine entschlossene rechtzeitige Aktion China vor dem japa- nischen Imperialismus zu schützen, so ist nicht zu bestreiten, daß es!m Völkerbund nach immer ebrliche und nicht einfluß- lose Kräfte gibt, die dafür wirken, daß man Japan Einhast .gebiete. Gerade deshalb droht ja die Regierung von Tokio dauernd mit dem Austritt aus dem Völkerbund. Die deutsche Diplomatie hat sich bisher in dem Konflikt zwischen Japan und China viel zu passiv ver- halten. Sie ist deshalb bicr scharf kritisiert worden. Jetzt, wo die Gefahr immer größer wird, daß der fernöstliche Kon- flikt sich auf die Sowjetunion ausdehnt, wäre nach unserer Auffassung die Reichs'-»1''-"rimg unbedingt verpflichtet, aus ihrer bisherigen Passivität herauszutreten und für eine schärfere Aktion der Mächte und des Völkerbundes gegen Japan einzutreten. Dazu wäre es freilich nötig, daß die Reichsregierung auf Grund der weiteren innerpolitischen Eni- Wicklung außenpolitisch aktionsfäbig bleibt und daß die anlcholsch-w'llischen und!nt»''"-ntioni�!schen Kreiste, di» im Nationalsozialismus vorherrschen, weiter von der Macht ferngehalten werden. Zum Lteberfall aus Otts Wels Die Täter bleiben in Hast. Köln , 25. April. (Eigenbericht.) Die ttntionalsozialistischcn Rowdys, die In der Nacht vom Freitag znm Tonnabend den Fichrer der Sozial- demokratischen Partei Otto Wels nnd den Kölner Polizeipräsidenten in der rheinische« Metropole überfielen und mißhandelten, bleiben auf Anordnung des Unteifluchuogsrichters vorläufig weiter in Haft. Unter den Häftlingen befindet sich auch der national- sozialistische Neichstagsabgeordnetc Ley. Brandstifiung poittifcher Banditen. Kola. ZS. April. Zm SladtteU KSla-Zollsiock braant« ia der vergangeaea yiaäfi etae Barocke der Spzialistischea Arbeiterjugend noUsländig nieder. Da bei der Ankunft der Feuerwehr die Tür dxg f)?ir.;s erdcochen vorgcsuuden wurde, niw.iut man an, daß das Gebäude vcn innen in Brand gesiecki wordeu isi. Man vermukel. daß die Tat politis«heu Hinlergrund hat.

Der Wolf und�die Zwerge. (Em Märchen)

ÜT. VOUCP.

Kvmj:

Raziwolf, friß den da!"

Erst freß ich mal euch!"

Auch Amerika muß sparen. Zornesausbrüche gegen England im Senat.

Washington , 25. April. Der nordamerikanlsche Etatsplan kürzt die Ausgaben um 32 Millionen Dollar auf 326 346 666 Dollar. Präsident hoover hatte nur eine Herabsetzung um etwa lK Millionen gefordert. Heber- raschenderweise ist für Luftschiffbau nichts mehr eingesetzt, selbst für die weitere Instandhaltung derLos Angele?" nicht. Für Schiffsbauten sollen 41 236 666 Dollar, schließlich der M o» dernisierung veralteter Schiffe bewilligt werden. Die Ankündigung des britischen Schatzkanzler« im Unterhaus, daß keine Zahlungen an Amerika in das neue Budget«in- gestellt seien, erregte im Bundessenat Uederraschung und U n- willen. Reed sagte, er bezweifele, daß England sein« Verpflich- tungen an Amerika nicht in ohrlicher Weis« zu regeln bereit sei; für Amerika jedenfalls komme ein neues Moratorium nicht in Frage. S e w i«. bezeichnet« M«.britisch« Erklärung hin« aegen aUinfame. Propaganda' gegen di« Interessen Amerikas ho well äußerte di« Vermutung, daß dt«inter-. nationalen Bankiers" dahinter steckten. B o r a h erklärte, da» hponer, Moratorium sei tm porigen Lohr nicht im Interesse Englands, sondern Deutschlands proklamiert worden, und Amerika sehe keine Beraulossvag. den Alliierte» entgegen- zukommen, solange sie vicht ihre Rüstungen herabsehen, die Reparalionsfrage lösen und den versailler Vertrag revidieren. Weitere amerikanisch« Opfer seien nutzlos, solang« die gegen-

wärtige politische Konstellation nicht geändert werde, denn sonst tonne sich Europa trotz einer Streichung der Kriegsschulden an Amerika nicht erholen. Borah lehnte gleichzeitig den kürzlichen Vorschlag von Alfred Smith ab, der bekanntlich auf ein zwanzigjähriges Mo- ratorium und ein« Abschreibung vom Schuldkonta der europäischen Schuldnerstaaten in hohe von 25 Pro.;, der amerikanischen Ausfuhr nach Europa hinauslief. Es sei sehr unwahrscheinlich, so inainte Borah, daß dieser Plan die amerikanische Ausfuhr wesentlich heben und Europa wirklich helfen würde. Nutzen würden davon nur d>« Besitzer europäischer Wertpapiere Hoden, und inzwischen müßte der schwer geplagte amerikanische Steuerzahler die Kosten tragen. Im Staatsdepartement erklärte man, von der britischen Regie- rung kein« Benachrichtigung erhalten zu haben, daß sie kein« weiteren Zahlungen an Amerika leisten wolle. Da sich die britischen Zahlungen an Amerika mit d°n von Europa an England zu leistenden Ber- pflichtungen aus dem Weltkriege ungefähr die Waag » halten, also da? britisch« Budget gar nicht beeinflussen, so legt Man Ehamberlalno Erklärung koiizs erhebliche Bedeutung bei, sondern nimmt an. daß die britisch« Regierung nur da? Ergebnis der Lausanner Konserenz abwarten will, bevor sie diese Pasten dem Budget einfügt. Später eiirtresfende Meldungen aus London he-' stätigtsn diese Auffassung des Staatsdepartement», woraufhin dort erklärt wurde, es fei demnach keine Veranlassung zu irgendeiner Stellungnahme.

Noch nicht genug geschlagen! Hilgenberg will--- Iteichcktagenpahlen. Unter derUeberschristDie Niederlage de» Systems' ver« öffentlicht der Pressechef der DNVP. , 5)ani Brosius, in den Partei« amtlichen Mitteilungen längere Ausführungen zum Ergebnis der Preußenwahl, in denen es u. o. heißt:Schließlich aber muß der Reichspräsident v. hindenburg einsehen, daß auch Millionen seiner Wähler die Beseitigung des Kurses Brüning-Braun fordern, und daß er nur dem Willen des Volkes Rechnung trägt, wenn er auch den überalterten Reichstag auflöst und hier hie Bahn für eine Rechtsregierung freimacht. Die Deutschnationals Volks- Partei hat am 25. April den neuen Kampf begonnen. Sammlung der eigenen Kräfte und Einsatz zur ctdzüitizen Beseitigung des Systems sollen Hugenberg die Grundlage zu seiner Wiederaufbau» arbeit schaffen."_ Der Nazisreund. Gemeindevorsteher seines Amtes enthohen, Der Landrat de« Kreises Düren hat gestern verfügt, daß der Gemeindevorsteher Hansen des Ortes Jakab- wüllesheim vorläufig fem Amt nicht mehr wahrnehmen darf. Die Maßnahme wird bannt begründet, daß Hansen am vergangenen Sonnabend bei einer Zentrumsversammlung N a t i o n q l s o z i a» listen, die in den Saal gedrungen waren und dort großen Lärm verursachten,» n t e r st ü tz t habe. In dieser Versammlung kam es zu Tätlichkeiten, und das Dürener Uederfallkommando räumte schließlich den Saal mit dem Gummiknüppel. Nachspiel zu Langewiesen . Bürgermeister Worch will Disziplinarverfahren gegen sich beantragen. Bürgermeister Worch, dessen Vorgehen bei der Auslosung der SA. utid' SS. zu verschiedensten Vorwürfen gegen ihn gesübrt hatte. hat sich auf Grund eines Attestes bei seiner vorgesetzten Behtstbe, dem Kreisamt in Arnstadt , trank gemeldet. Er bedarf nach dem Attest zur Wiederherstellung seiner Gesundheit eine« mehr­wöchigen Urlaubs. Seine Amtsgeschoste übernimmt bis auf weiteres der sozialdemokratische Beigeordnete Teufel. Bürgermeister Worch erklärte, daß er beim thüringischen Ministerium ein Disziplinar- verfahren gegen sich zur Klärung der Angelegenheit beantragen wall«.

Ein törichtes Experiment. Zur Senkung der Branntweinsteuer. ImReichsaiizeiger" wunde gestern die Verordnung über die Senkung der Branntweinsteuer bekanntgegeben. Seit Jahren klagen die Bronntweininteressenten, von den groß- agrarischen Schnapsbrermern bis zu den Gastwirten, über den Rück» gang des Branntweinkon-smns. Di« Ursache des Verbrauckzsrück« ganges wird natürlich nicht in der Einsicht gesehen, daß übermäßiger Alkoholgenuß schädlich sei, sondern die Branntweinsteuer soll an allein schuld sein. Dabei hat der Schnapskonsum schon lang« vor Er- höhung der Branntweinsteuer abgenvnmien. Durch die Krise ist selbstucrständlich der Verbrauch noch weiter zurückgegangen. Nach langem Widerstreben hat sich fetzt di« Rc- gierung von den Interessenten überzeugen lassen. daß die riesigen Vorräte an Branntwein nur durch eine Senkung der Steuer verringert werden kannten. Durch Notverordnung wurde di» Branntweinsteuer von 466 auf 256 Mark je Hektoliter ermäßigt, woraus vom Beirat der Neichsinonopvlverwallnng für Branntwein der Berkaufspreis für Trinkbpanntwein od gestern von 6 aus 4 Mark herabgesetzt wurde. Di- Hoffnungen ans eine Konsunibelebung. di« nach Ansicht der Interessentenkreise au« dieser Preisermäßigung entstehen solle». teilen wir nicht. Vielmehr halten wir die ständige Verringerung des Branntweingenusies für zwangsläufig. Abgesehen davon ist auch der Kauslrastschwmw bei der arbeitenden Beoölterunz schon so groß, daß diese Preisermäßigung zu keiner Verstärkung des Branntweinkonsums führen wird. Dem notleidenden V rannt- weinmonopol wird also nicht geholfen. Auf der anderen Seite entsteht aber durch die Steuersenkung eine Verringerung der Steuereinnahmen in Höhe van 45 Millionen Mark. Da bereits durch di« Senkung der Liersteuer «ine Schmälsrnng der Steuereinnahmen in Höh« von rund 156 Mit« lionen Mark eingetreten ist, betragen di« Mindereinnahmen an Steuern durch die Senkung der Bier- und Branntweinsteuer beinahe 266 Millionen Mark. Selbst wenn di« Verringerung der Steuer- eirmahmen durch eine Erhöhung deo Konsums im nächsten Jahre nur 156 Millionen Riark betragen sollte, was hätte man mit diese» 150 Millionen für die Arbeitsbeschaffung beitragen können: jetzt werden sie wahrscheinlich witzlos oerpuloert. Durch di« Senkung der Branntweinsteuer wird di« R« f o r m der Bränntweinwirtfchaft auch nicht wenlger notwendig. Man entzieht sich vergeblich der Erkenntnis, daß ollein durch tzlnposiung der Prä- duktion an den gesunkenen Konsum die jetzig« den Verbrauch und den Staat gleicherweise sckzädigende Spiritus Wirtschaft geändert werden kann.