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Fürsten , Prinzen und Bilder. Wie das Stadtparlament aussehen würde.

Tolle Zustände bei der Bank für Deutsche Beamte.

In dem Prozeß vor der Straffammer gegen Alois Weber und Genossen wegen des Zusammenbruchs der Bant für Deutsche Beamte wurde der Angeklagte Mafler Egon Freiherr v. Buchwald eingehend über die Bildergeschäfte der Bank, an denen er hervorragend beteiligt war und die der Bank Millionens verluste gebracht haben, vernommen. Die Berhandlung brachte den Beweis, in wie erstaunlich leichtfertiger Weise die mühsam ersparten Gelder der Einleger vergeudet wurden. Ein deutscher Prinz spielt

dabei eine recht üble Rolle.

Der 43 Jahre alte Angeklagte ist der Sohn des verstorbenen Dekonomierats und Gutsbesizers Ramrath, der seinen Erben einen umfangreichen Grundbesitz in Wilmersdorf hinterlassen hatte. Der Angeklagte hat aber sein Erbteil bis auf wenige Ansprüche längst verbraucht. Im Jahre 1922 wurde er von dem alten Freiherrn v. Buchwald adoptiert. Bon dem Angeklagten Treumann wurde v. Buchwald dem Lombardhaus Bitterlich und der Bark nach 2b schluß des ersten Lombardes auf den echten" del Sarto, als eine Erhöhung des Lombardes gewünscht wurde, als Vertrauens mann der Potsdamer Fürstenfamilie präsentiert und als ehemaliger Gardeoffizier vorgestellt. Buchwald wurde Eigen tümer des del Sarto und gab für die Erhöhung des Lombardtredits weitere 19 Bilder, angeblich auch aus dem fürstlichen Familienbesiz. Später brachte v. Buchwald immer mehr Bilder, die er beleihen ließ. Unummunden gab der Angeklagte jetzt zu, daß er alle diese Bilder von Kunsthändlern getauft habe. Die Bilber seien ihm auf eine Woche überlassen worden. Nachdem er dann den Lombard von der Bank erhalten hatte, habe er mit diesem Geld die Bilder gekauft. Buchwald zahlte auch an die Bank die haben Zinsen von dem Gelde, das er von der Bank selbst erhalten hatte.

Bon den erhaltenen Lombardsummnen in Höhe von 560 000 m feien ihm aber nur 80 000 M. geblieben, denn er habe 330 000 m. für den Ankauf der Bilder, 84 000 m. für Zinsen gezahlt, und dann seien noch die 2 Broz. Damno, die Brovisionen und Spesen abge. gangen. Das übriggebliebene Geld habe er für seinen Lebensunter­

halt und zur Bezahlung von Spielschulden verwendet.

Nach diesen Bildergeschäften hat es Buchwald verstanden, von der Bank noch persönliche Kredite bis zu 570 000 m. zu erhalten. Als Sicherheit gab er seine angeblich hohen Erbschafts­ansprüche, sein Auto und seine Wohnungseinrichtung an. Für die Bank war bei der Kreditgewährung vor allem maßgebend, daß v. Buchwald Besizer des del Sarto war, den man auf mit lionen schäßte. Schließlich tauchte der Prinz August von Hohenlohe Dehringen auf, der die Bilder für 2 Millionen Mark kaufte und einschließlich der Verzugszinsen Wechsel über 2.2 Millionen Mark gab. Dafür betam er dann aber von der Bank einen Diskontkredit von 2 Millionen Mart, für den die Bilder der Bant als Sicherheit dienten. Nachdem dieses Geschäft abgeschlossen worden war und der Pring die 2 Millionen Mart bar erhalten hatte, erschien der Vormund des Prinzen auf der Bildfläche und focht die Gültigkeit der Wechsel an, da der Prinz Verschwendungssucht entmündigt mar. Die Wechsel waren also nichts wert und die Bant war 2 Millionen Mart los; fie mußte zufrieden sein, daß der Prinz sich verpflichtete, ganze 100 000 m. zurück

zuzahlen.

Autofallen in Mecklenburg .

Landstraßenverbrecher am Werf.

wegen

Güstrow , 24. April.

Unbekannte Personen hatten auf der Güstrow - Leterower Land­straße einen elf Meter langen Koppeldraht als Auto falle gespannt, wodurch der Autoschlosser Wilhelm Preuß aus Teterom mit seinem Motorrad verunglückte. Er wurde zu Boden geschleudert und erlitt erhebliche Verlegungen Nunmehr haben ver­mutlich die gleichen Täter auf der Teterow - Warener Landstraße einen gleichen Anschlag verübt. Hier fuhren zwei Radfahrer gegen das Seil und famen zu Fall. Am Abend gegen elf Uhr wurde das Drahtseil an der gleichen Stelle erneut gespannt. Ein dagegenfahrendes Personenauto wurde von den Tätern mit Steinen beworfen, wobei fast sämtliche Scheiben des Autos in Trümmer gingen. Bisher ist es nicht gelungen, die Verbrecher zu fassen.

50]

Von

ROMAN S.Rosenfeld

bruch

Aus dem Russischen übertragen von Werner Bergengruen . Mein jüngerer Bruder ist Musiker. Geiger. Er studiert am Konfervatorium. Sein Brief kommt aus dem Lazarett. Der linte Arm ist ihm amputiert worden.

Die Tränen treten mir in die Augen. Ich kann nicht an mich halten und muß lange weinen, ohne daß ich es will. Unsere Erholungszeit in dem behaglichen Gutshause ist zu Ende. Wieder torfeln wir in langer Marschkolonne weg­auf und wegab, chne zu wissen, wohin und warum.

Wir nähern uns abermals der Front. Nachts hören wir entferntes Artilleriefeuer und sehen plöglich aufauckenden Feuerschein am Himmel. Bei Tage gemahren wir unterwegs zahllose Truppenverbände, Geschütze, Train und Sanitäts­totonnen.

Aus den stumpfen und gleichgültigen Augen der Sol­daten spricht unterwürfige Ergebung. Bir sind schmußig, zerlumpt, stoppelbärtig, wir haben feit Wochen keine mensch liche Behausung von innen gesehen, haben im Erdboden herumgewühlt; so sehen wir wie Höhlenbewohner aus. Un fere feit Dionaten nicht mehr gewaschenen Gesichter, über zogen mit einer diden Schicht von Schmus, Fett und Schmeiß, unsere feit vielen Wochen nicht mehr rasierten Baden und Kinne und unsere vom Schmug dunkelgrau ge­wordenen Lammfellmügen, das alles gibt uns das Aus­fehen menschenähnlicher Tiere.

Wir reagieren faum auf die Dinge unserer Umwelt. Die Dentfähigkeit ist uns endgültig abhanden gekommen. Unser verwildertes Leben dünkt uns der naturgegebene Daseins­zustand, es ist, als tönne es gar nicht anders sein

Nichts regt uns auf, nichts beunruhigt uns, nichts feyt uns in Schrecken. Unsere Seelen find verödet, verwüstet und ausgebrannt wie Dorfhütten nach einer Artilleriebeschießung. Wir sind ohne Hoffnungen, ohne Glauben, ohne Wünsche,

Mehrheitsbildung würde im Rathaus noch schwieriger sein.

Der für die Sozialdemokratie gute Ausfall der gestrigen Landtagswahlen in Berlin gibt Veranlassung zu einer Betrachtung darüber, wie bei den erzielten Stimmenergebnissen die Berliner Stadtverordnetenversammlung jeht aussehen würde.

Bei der Stadtverordnetenwahl am 17. November 1929 erhielt die Sozialdemokratie 651 735 Stimmen, während sie es bei der gestrigen Landtagswahl auf 797 000 Stimmen brachte. Sie hat also gegenüber der letzten Stadtverordnetenwahl einen Gewinn von 145 265 Stimmen zu verzeichnen. Die Kommunisten haben gegenüber der Stadtverordnetenwahl 82 482 Stimmen gewonnen. Die Wahlergebnisse stiegen bei ihnen von 565 595 auf 648 077. Ganz erheblich abgenommen haben die Deutschnationalen. Während sie bei der letzten Stadtverordnetenwahl 404 756 Wähler für sich ein fangen konnten, haben sie es gestern nur noch auf 225 513 gebracht, so daß sich also ein Verluft von 179 243 Stimmen ergibt. Das Sentrum bucht eine Zunahme von 8829 Stimmen.

Wie bei der Landtagswahl, so wären in einer Stadtverordneten­versammlung, die jetzt gewählt werden würde, die bürgerlichen mittetparteien fast ganz aufgerieben. Die Boltspartet

frühere

Klemfes Tod.

Der dritte Tag im Felseneck- Prozeß.

Der Felfened Prozeß schlappt fid) nur mühselig vor wärts. Gestern fonnte erft ber vierte angeflagte Rationalsozialist nuth vernommen werden. Borher hatte aber noch der Kommunist. jegt Nationalfozialist Schwarz auf verschiedene Fragen Rede und Antwort zu stehen. Diefer bereits zweimal megen Körperverlegung verurteilte Knuth milf nicht wissen, wie und unter welchen Umständen der Arbeiter Klemte getötet wurde. Sein mitangeklagter Genosse Billbod, der ihn belastet hatte, wurde von ihm für geistestrant erflärt. In die Enge getrieben, war er gezwungen zuzugeben, daß er als erster den Schlag gegen den Kolonisten Riemte geführt hat. Er schilderte ausführlich, wie der Sturmbannführer Schulz vom Polizeihauptmann Kühl aus der Versammlung heraus. gerufen wurde und später zu den SA.- Leuten sagte, daß man die gefährdeten Kameraden nach Haufe begleiten müsse. Als in der Kolonie Felsened nach Ankunft des SA.- Zuges das Alarmfignal er­tönte und Schredschüsse abgefeuert wurden, fah er plöglich einen Mann mit einer Latte in der Hand auf sich zulaufen. Er erhielt einen Schlag gegen die Schulter und schlug nun selbst mit seinem Stoppel von unten nach oben zurück. Er weiß anscheinend wirklich nicht, ob er den Schlag nicht etwa von einem Kameraden erhalten hat. Denn im selben Augenblic, da der Mann angeblich auf ihn zu lief, stürzten sich auf jenen mehrere SA.- Leute, die vorher nach der Parole gefragt hatten. Immer mehr S2. Kameraden liefen hinzu, erzählt Knuth, schließlich waren es 10 bis 15 Mann, die auf ben Flüchtenden einschlugen, und aus dem Kreise, der ihn umgab, fiel dann auch der tödliche Schuß. Wer geschossen hat, will Knuth nicht gesehen haben, obgleich der Schüße ganz in seiner Nähe ge­standen haben muß.

Eigentümlich, mit welcher Ruhe und Selbstverständlichkeit diefer Angeklagte die Tötung des Kommunisten Klemte schildert. Man begreift nun auch, weshalb bie SL Leute den Umweg über Felsen­ed gewählt haben. Zwischen ihnen und den Felsened- kolonisten gab es feit jeher 3wistigkeiten; auf der Stempelftelle rempelte man sich gegenseitig an. Man hatte also gewissermaßen eine alte Rech nung zu begleichen.

Zur Erledigung famen gestern auch die Anträge der Verteidi gung auf Haftentlaffung von acht Kommunisten. Dr. Leppmann und Dr. Ewers erklärten fämtliche Angeklagten als haftfähig, und und Dr. Ewers erflärten sämtliche Angeklagten als haftfähig, und das Gericht lehnte die Hastentlassung ab.

hat 127 906, die Wirtschaftspartei 80 374 und die Deutsche Staats­partei 54 668 Stimmen verloren. Dagegen konnten die National­fozialisten ihre 132 031 Stimmen vom November 1929 auf 764 840 bei der gestrigen Wahl erhöhen. Sie gewannen also 632 809 Stimmen.

Insgesamt hätten also die neun Barteien, die augenblidlich im Berliner Rathaus pertreten find, nach dem gestrigen Wahlausfall 2 681 154 Stimmen. Da die Stadtverordnetenversammlung eine durch Gesez festgelegte Sahl von 225 Mitglieder hat, so ergeben sich für die einzelnen Parteien folgende Mandatsstärken, wobei mir die jetzt vorhandene Zahl der Mandate in Klammern einfügen. Sozial­de motraten 67( 66), Deutschnationale 18( 40), Zentrum 9( 8), Kommunisten 55( 54), Volkspartei 2( 16), Staatspartei 7( 14), Nationalsozialisten 64( 14), Christlicher Volksdienst 1( 3). Die Wirt­schaftspartei wurde von ihren zehn Mandaten nur ein einziges retten.

Eine Mehrheitsbildung für eine vernünftige Kommunalpolitik im Rathause würde nach diesem Ergebnis noch schwieriger sein als sie bisher schon ist.

Er schuldet dem Reich 83 000 Marf! Steuersteckbrief gegen einen Generaldirektor.

Das Finanzamt Breslau and hat gegen den früheren Generaldirektor Baul Lucas, gulegt in Neubabelsberg bei Berlin , Kaiserstraße 24 wohnhaft, jest in Höllstein- Basel- Land, einen Steuerstedbrief erfassen. Lucas schuldet dem Reich eine Reichsfluchtsteuer von 83 475 Marf

Um den zahlreichen Gerüchten, die im Zusammenhang mit der Aufbedung des riesigen Devisenfchmuggels in Köln entstanden sind, entgegenzutreten, veröffentlicht die Zollfahndungs­stelle Köln nunmehr den Namen des hauptbeteiligten Banfiers. Es handelt sich um den Inhaber des Privatbankgeschäftes Wilhelm Schlegel in Köln Klettenberg . Die Untersuchungen sind noch nicht abgefchloffen.

Unter Gandmassen verschüttet. Ein Wandervogel erflict, zwei gerettet.

Düsseldorf , 25. April

Ein folgenschweres Engiüd ereignete fich in einer Sandgrube im benachbarten Homberg. Mehrere Wandervögel hatten sich dort, um vor dem Regen Schutz zu suchen, in eine Sandgrube geflüchtet. Plöhlich kamen die Sandmassen ins Rutschen und begraben drei Mandervögel unter sich. Die nicht verschütteten Wandervögel begannen fofort mit den Rellungs­arbeiten und hollen Einwohner Hombergs zu Hilfe. Nach kurzer Seit konnten die drei Verschütteten geborgen werden; einer von ihnen war erstidt, der zweite war nur leicht verlegt und wurde dem Krankenhaus zugeführt; der dritte kam mit dem Schreden davon.

Schwere Verkehrsstörung in Berlin .

Durch einen seltsamen Unfall wurde gestern nachmittag in der Tauenienstraße der gesamte Straßenbahnverkehr nahezai 45 Minuten lang lahmgelegt. An den Tauenzienlichtspielen, Ede Nürnberger Straße, waren Arbeiter mit dem Anbringen von Reklame­plakaten beschäftigt. Plötzlidy tippte die hohe mechanische Leiter um und fiel auf die Oberleitung der Straßenbahn, wo sie sich derart in den Drähten verfing, daß die alarmierte Feuerwehr über eine halbe Stunde brauchte, um die Leiter aus den Straßenbahn­

Den schweren Wirbelstürmen in Amerika sind bisher in Ardrähten wieder zu lösen. Inzwischen hatten sich lange Wagenreihen fansas drei, in Tennessee sieben und in Kentucky zwei Berfonen zum Opfer gefallen. Die Zahl der Berlegten ist vor läufig noch nicht zu übersehen.

ohne Leid oder Mitleid. Wir bewegen uns apathisch, träge, gedankenlos und schläfrig. Leiden, Blut und Berderben an derer Menschen fümmert uns nicht mehr, wie uns auch die beständige Drohung des eigenen Lodes nicht mehr schreckt. Seitlich vom Wege liegt mitten in einem dünnen Walde eine kleine Lichtung, deren Boden mit einer dicken Schicht trockner, gelber Blätter bedeckt ist. Am Rande der Lichtung zieht sich ein langer, frisch aufgeschütteter Hügel hin, zum Teil mit Lannengrün bedeckt. Mitten auf dem Hügel ist ein großes hölzernes Kreuz errichtet. Am Fuß des Kreuzes ragt aus dem Boden ein weißes Brett mit einer einfachen, hand­geschriebenen, vom Regen verwaschenen Aufschrift. Unter Diesem Kreuz liegen hundertundzweiundvierzig Mann. Um das Massengrab herum liegen viele fleine Grabhügel ver­fireut. Einige find ohne Kreuz, andere haben ein fleines Kreuz aus zwei abgeschälten, zusammengebundenen Aesten. Es ist ganz still auf der Lichtung. Die Bäume bewegen sich leise. Unter den Füßen der Soldaten raschelt das Laub. Hinter dem Walde liegt, den engen, neben der Birken reihe herlaufenden Graben entlang, eine lange Reihe toter Soldaten. Sie liegen nebeneinander wie in Reib und Glied und haben neue Mäntel, gleidhmäßig graue Belzmüßen und helle Stiefel. Sie müssen zu einem neu formierten und neu equipierten Truppenteil gehört haben.

Offenbar wurden sie von Maschinengewehr­Maschinengewehr- oder Gewehrfeuer hingemäht, und darum sind sie fast ohne Blut­und Schmusspuren und auch nicht verunstaltet. Die Gesichter find von fliederfarbner Bläue, wie mit der gleichen Farbe beftrichen. Der bärtige Flügelmann hat einen offenen Mund. fletscht die Zähne und feine Augen stehen halb offen. Er hat bie nie getrümmt, die Sohlen ruhen auf der Erde. Sein Nebenmann hat sich ihm zugewandt und sieht mit weit ge öffneten Augen vor sich, als mustere er aufmertfam feinen Kameraden. Der dritte ftredt ein Wein in die Höhe, ein finnlofer Anblick, das Bein redt fich auf wie ein Gmegr

Weiter liegen zwei beisammen, die Gesichter einander zugewandt, als führten sie ein lautloses Gespräc).

Am anderen Flügel starrt ein langer Arm mit einer mächtigen geballten Faust in die Höhe.

Jemand versucht, den Arm herunterzubiegen, aber es gibt nur ein trodnes Knistern und der Arm gibt nicht nach.

Einige Kameraden, die gern neue Stiefel hätten, per suchen, den Toten die Stiefel auszuziehen, aber die Stiefel haften feft an den gefrorenen Muskeln und rühren sich nicht von der Stelle.

angesammelt. Nach dreiviertelstündiger Störung, die sich in der Haupt­verkehrsstraße sehr empfindlich auswirkte, fonnte der Straßenbahn­verkehr wieder aufgenommen werden.

Bei der Marschpause stoßen wir auf eine große Schar Gefangener. Viele von ihnen haben bereits ihre guten Stiefel und warmen Sachen gegen Brot und Tabal ver­tauscht. Sie haben keine Tornister mehr, feine Wäsche und nichts von all dem militärischen Kleintram, den der Deutsche so peinlich genau in seinem Tornister mit sich führt. Viele sind leicht verwundet. Man sieht verbundene Köpfe, Arme, Gesichter.

Sie möchten so gern rauchen und sehen gierig auf unsere Leute, die sich ihre 3igarette oder Pfeife angestedt haben. Einige entschließen sich, zu bitten und bekommen ein paar Stummel, die sich faum im Munde halten lassen. Aber schon nach dem ersten Zug reißen ihnen die Kameraden diese fläglichen Ueberreste aus der Hand. Die Gefangenen haben feit gestern nichts zu essen bekommen, aber so ausgehungert sie sind, träumen se doch mehr von Tabak als von Brot. 3mei gang junge Burschen in schlecht sitzenden Röcken lehnen sich auf eine rührende Weise aneinander. Sie halten sich abseits und sehen uns schüchtern, fast tinblich an. Ich gebe ihnen mein Brot. Sie nehmen es zögernd entgegen, werden rot und bedanken sich dann eifrig. Völlige Kinder.

Inzwischen haben sich andere Gefangene und manche von meinen eigenen Kameraden um uns gedrängt. Ich er­fläre den Gefangenen, daß sie jest nichts mehr zu befürchten haben und daß die Russen nicht böse und grausam find. Ein fleiner magerer Deutscher bebantt sich fehr aus­führlich bei mir und hält die Hand um die geschenkte Prise Tabat forglich geschlossen. Er ist Bayer, Schlosser von Beruf. Sein Vater ist ebenfalls Schlosser, arbeitet in einer Fabrit. Der Deutsche fagt:

Von diesem Kriege habt weder ihr etwas, noch hat der deutsche Arbeiter etwas dapon. Eine böse Lektion! Er soll uns eine Lehre sein, daß...

Er rebet noch weiter, und obwohl ich nicht alles ver­stehe, überseze ich es den Stameraben und vervollständige, um mich nicht zu blamieren, das Gehörte nach eigenem Er­messen.

Beute aus den anderen Bataillonen gefellen sich zu uns. ,, Guten Tag, Kinder, mie gehts denn?"

,, Es geht immer, folange man was zu fressen hat. Hat man nichts zu fressen, so fragt man sich mas zusammen, fann man sich nichts zusammenfragen, so lebt man eben von selbst!" Na, heute habt ihr euch wohl allerlei zusammen­gefragt? Gebt ja jogar noch den Deutschen ab."

( Fortsegung folgt.)