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Besuch beim Minister

Ein unwahrscheinliches Interview/ Von Einar Kiär

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Bor vielen Jahren ich war noch ein sehr junger und sehr| langsam, Wort für Wort mit satanischem Grinsen: Wenn Sie troß ehrgeiziger Mitarbeiter einer dänischen Provinzzeitung bescheidenen Ihrer bartlosen Jugend bereits Kinder in die Welt gesetzt haben, Formats- besuchte eine hervorragende, ja ich muß sagen berühmte mein Herr, werden diese Kinder bestimmt in einer finsteren Anstalt Kopenhagener Persönlichkeit unser Städtchen.

Man gab mir den Auftrag, den Mann zu interviewen. Dem berühmten Herrn waren jedoch Leute von der Presse die unan­genehmste aller Zeiterscheinungen. Und er machte feineswegs ein Hehl daraus. Zahlreiche Journalisten hatten sich schon ebenso eifrig wie vergeblich um Interviews bemüht. Sie wurden ohne Ausnahme recht unsanft an die frische Luft gesetzt. Ein Uebereifriger lag nach her vierzehn Tage im städtischen Krankenhaus.

Wollen Sie raten, was sich hinter der Berühmtheit verbarg? Nein, gründlich daneben gehauen: um einen Schwergewichtswelt meister handelte es sich nicht, sondern um einen Minister. Ein un angenehmer Herr, aber immerhin ein Minister, und ich hatte den Auftrag, ihn auszufragen. Ich bin auch kein Boger, im Gegenteil ein erklärter Freund friedlicher Methoden, und ich beschloß, die Hälfte des Vorschusses, den mir die Zeitung bewilligte, der guten Sache zu opfern.

Der Minister wohnte in einem Hotel. Der Portier hatte von dem hohen Herrn die Anweisung erhalten, Journalisten unter allen Ilmständen abzuweisen. Er mar der Minister auch, aber ich meine den Portier ein start gebauter Mann mit Unternehmungs­geist. Also bot ich ihm fünfzig Kronen an, wenn er mich beim

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enden. Besser alfo, fie frepteren gleidh."

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Ich zog mich gefränkt zurüd. Auf der Straße angelangt ich überlegte hin und her: soll ich den Minister antelephonieren, soul ich mir den Weg in sein Zimmer mit dem Revolver in der Hand er­zwingen- überfiel mich plötzlich ein genialer Gedanke. Wie ein Blig faufte ich in einen Verleih für Karnevalsgarderoben und ver­ließ den Laden bald darauf als pieffeiner Gent   in Zylinder und Frad, mit einem falschen Bart und zwei Kotillonorden bewaffnet. Sie können sich vorstellen, mit welcher Beslissenheit der Portier herbeieilte, als ich im Auto vor dem Hotel vorfuhr, und wie tief sein Diener war, als ich dem Wagen entstieg.

,, Melden Sie mich Seiner Erzellenz dem Herrn Minister", nöfelte ich, ohne mich weiter um ihn zu kümmern.

Ihr Name bitte?" Der Portier verging vor Zuvorkommenheit.

,, Graf von Donnerwetter. Aber jetzt ein bißchen schnell, wenn ich bitten darf."

Diesmal haben Sie recht geraten: Ich kam nicht nur herein, der Minister bat mich fogar mit einer fast zu großen Liebenswürdig. feit, Plaz zu nehmen.

Freue mich, Ihre persönliche Bekanntschaft zu machen", dieses und jenes und hatte bald heraus, worauf es mir anfam. schnarrte ich und unterhielt mich etwas herablassend mit ihm über Nach einer Viertelstunde verabschiedete ich mich zum großen Be­

dauern des Ministers.

,, Herr Graf ahnen gar nicht", sagte er, mich an die Tür be gleitend ,,, wie furchtbar ich in Anspruch genommen werde, besonders von diesen ekelhaften Journalisten. Habe da gerade ein unliebsames Intermezzo mit so einem unverschämten Reporter gehabt, der nicht weniger als dreimal versuchte, sich bei mir einzuschleichen. Ist ihm aber gründlich daneben gelungen."

,, Trösten Sie sich, Exzellenz", erwiderte ich ,,, mir geht es genau so. Ich fann einen gewissen Mitarbeiter von einer hiesigen Zeitung überhaupt nicht los werden. Er folgt mir auf Schritt und Tritt und begleitet mich fast mie ein Schatten."

Der Portier verbeugte fich tief, als ich an ihm norbei fam, ohne ihn zu beachten, und murmelte mehrmals: Auf Wiedersehen, Herr Graf, auf Wiedersehen."

Festspielhaus, schade...

Minister einschmuggle. Der Mann betrachtete mich dreißig Se Zur Eröffnung des neuen Shakespeare Theaters in Stratford/ ton Erich Gollgetreu

funden lang stumm, aber so eindrucksvoll, daß ich die Kronen schleunigst wieder einsteckte und das Hotel freiwillig verließ.

Was tun? De: Minister blieb nur wenige Stunden, und der

Redakteur wartete...

Frisch gewagt ist halb gewonnen. Ich ging in die Halle zurüd. ..Herr Portier, ich habe eine wichtige Mitteilung von der Schwieger Herr Portier, ich habe eine wichtige Mitteilung von der Schwieger mutter Seiner Exzellenz."

Ebenso schnell, wie der Portier zum Minister gegangen war, tam er wieder heraus.

,, Sind Sie Spiritist?" ,, Nein, warum?"

,, Weil die Schmiegermutter Seiner Exzellenz vor dreizehn fleine Bühne zur Verfügung. Die war natürlich nicht sehr tief, Jahren gestorben ist."

Ein geschlagener Mann, verließ ich abermals das Hotel. Und stand fünf Minuten später zum drittenmal vor dem Portier. ,, Wollen Sie eine gute Zigarre rauchen?"

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Der Portier nahm die Zigarre und marf sie zum Fenster hin­aus. Dabei streifte er mich mit einem Blid, als ob er Luft hätte, dasselbe mit mir zu tun. Bitte schön, Herr Portier", ich biß mich auf die Lippen: ich durfte den Mut nicht verlieren ,,, ich habe den Herrn Minister eine tatsächlich wichtige Mitteilung zu machen, eine Mitteilung, von der das Wohl, ja die Zukunft meiner Frau und meiner Kinder abhängt."

Und das mar ja auch schließlich nicht so ganz aus der Luft ge­griffen, denn ich mar damals gerade im Begriff, mich zu verloben. Der Portier sah mich von oben bis unten an. Dann sagte er

In Stratford   on Avon ist nun als Ersatz für das im Jahre 1926 abgebrannte Shakespeare Festspielhaus ein neues Theater errichtet worden, noch größer, noch monumentaler als das erste. Schade. Ich war in der festspielhauslosen Interimszeit da; hier sah man Shakespeare primitiv, aber ganz billig, unfeierlich und in einem angenehmen Sinne populär gemacht. Shakespeare   war ins kino gezogen und damit in die Herzen der braven Stratforder, die ihn bis dahin eigentlich im wesentlichen nur als Objekt des Fremden verkehrs, an dem sich nicht schlecht verdienen ließ, gefannt hatten. Im Kino von Stratford hatten die Schauspieler ersatzweise eine auch nicht besonders hoch, es fehlte sogar der Souffleurkasten. Das Parkett hatte keinerlei amphitheatralische Siganordnung, ein Teil der Zuschauer infolgedessen rasch einen steifen Hals. Die mittleren Bläge maren teurer als die vorderen, und mer später tam, murde mit einer Taschenlampe zu seinem Siz geleitet Kinobetrieb. Das alles war im Endeffekt eigentlich gar nicht so schlecht. Gemiß mar den Festspielen unter solchen Umständen das rein äußerlich Fest spielhafte, das nur Pathetische genommen. Der Snob, der bei solchen Gelegenheiten doch in erster Linie der Modenschau wegen, jedenfalls mehr aus gesellschaftlichen Gründen ins Theater geht, setzt sich nun doch nicht so leicht in ein landstädtisches fomfortloses Kino. Man hat auch nichts davon gehört, daß der Prince of Wales, der Liebling seiner Engländer, hier im Kino gewesen sei; aber das neue Festspielhaus hat er natürlich als Erster betreten.

Aasgeier helfen fich

den Magen eines Mapache gefressen hat, taumelte wohl, geht aber ins falte Bad, und überwindet die geringe Wirkung des Giftes innerhalb einer halben Stunde und kann wieder weiter fliegen.

Aber das Kino, da trauten sich doch die Leute hinein, alle vom legten bis zum ersten Mann im Städtchen. Ich habe dieses Theater mit den natürlich auch kinohaft billigen Eintrittspreisen drei Tage lang beobachten fönnen. Die ausgezeichnete Truppe, die ein Duzend verschiedener Shakespeare- Stüde auf dem Sommerplan hatte, nach dessen Absolvierung fie dann über den Winter nach Kanada   ging, spielte ,, König Richard III  " ,,, Die lustigen Weiber von Windsor  " und Ein Wintermärchen", also drei Stücke sehr verschiedener Gattung. Aber hinsichtlich der Zahl der einheimischen Besucher, denen man doch sowieso zugute halten muß, daß alle Tage nicht mal Gänse­braten schmeckt, wurde das benachbarte Kino glatt geschlagen, und das hatte auch ein sehr lebendiges und, wie das in der englischen Provinz oft üblich ist, alle Tage mechselndes Programm auf der Leinwand. Kein Lokalpatriotismus wird Leute an Vergnügungs stätten ziehen, die sie langweilen.

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Nein, wenn die braven Bürger von Stratford   on Avon hier all. abendlich dicht gedrängt auf harten Stühlen faßen: je meniger Geld sie für den Platz ausgeben fonnten, desto tiefer unter der Bühne, genau wie vor Jahrhunderten in Shakespeares Londoner Globe­Theater im Bit das Wort ist im englischen Sprachschah geblieben und wenn sie sich mit Begeisterung die Hälse steif merden ließen, um mit Windsors lustigen Weibern über den Trottel Falstaff zu lachen, dann war das nur ein flarer Beweis für die große Theater­freudigkeit des englischen Volkes, das hierin auf dem Kontinent sehr verkannt wird. Wenn augenblicklich aus London   gemeldet wird, daß dort zwei große Theater mit Aufführungen des Julius Cäsar  " und des ,, Othello  " trog hervorragender Besetzung Mißerfolge hatten, so will das nicht viel sagen. Die Londoner sind Weltstädter, und Weltstädter bilden in Geschmadsdingen gewissermaßen ein Bolt für sich.

Millionen treiben Sport in England, zumindest find sie seine

intereffierten Zuschauer, aber in die Hunderttausende geht auch die

Zahl der theaterspielenden Dilettanten und- oft nicht schlecht spielenden Dilettanten. Diese Bewegung ist erst nach dem Kriege entstanden, hat aber trotzdem wenig gemeinsam mit der Organisation des billigen Kartenvertriebs bemußt pädagogischer deutscher Volksbühnen, eher schon mit dem Laienspiel, das bei uns einige Volkshochschulen pflegten und dann natürlich alle nicht aus­schließlich politisch eingestellten Gruppen der Jugendbewegung..

Der kälteste Punkt der Erde ganisation" im allgemeinen gefehlt. Das raubte der Bewegung ge

Ein Fall gegenseitiger Hilfe im Tierreicht Von Dr. med. Victor von Unruh, Mexiko  Der amerikanische   Waschbär, Raccoon auf englisch  , und Ma-| Experiment dann später noch verschiedene Male wiederholt; immer pache auf merikanisch, ist allgemein als ganz infamer Dieb bekannt, mit demselben Ergebnis: der Zopilote, der den Strychnin enthalten­der nachts nicht nur an fleinen Bächen auf Fischerei geht, sondern in Feldern und Gärten den ausgefäten Mais und Erbsen ausgräbt und sich an süßen Früchten und allerlei Gemüsen gut tut. Den größten Schaden richtet er in den Maisfeldern an. Nachdem nämlich der Maissamen mittels spizer Stangen in etwa 10 Zenti­meter tiefe Löcher gesät ist, geht der Mapache nachts die Furchen ab und gräbt mit seinen langen, fingerartigen Zehen den Samen aus und verzehrt ihn sofort. Kommt die Ernte näher, so macht der Mapache noch einmal die Runde, bricht die Maisstangen um und reißt die Maiskolben ab, die dann die jungen, füßen Mais­törner in meichen Deckblättern bergen. Der Ackerbauer geht nach dem Aussäen jede Nacht mit Hunden und Knüppeln auf die Mapache  - Suche, und setzt seine nächtliche Wache fort, bis der Mais nach 6 bis 8 Tagen aufgegangen ist. Doch ist solche Wache fast immer verlorene Liebesmühe; denn während Don Pedro auf der einen Seite des Feldes entlang wandert, ist der Mapache wegen seines außerordentlich scharfen Gehörs- und Geruchssinnes auf der anderen Seite eifrigst tätig.

In meinen Gemüsegarten tam der Mapache mich auch be­suchen; er grub mir die kleinen, süßen Karotten aus, riß mir die Erbsenschoten ab, und sogar die schönen, füßen Tomaten; als er sich in einer Nacht sogar an meine Papayas gemacht hatte, bekam ich seine Besuche satt und beschloß seinen Tod. In den handgroßen Dedel einer Blechschachtel goß ich reichlich Honig, und darauf streute ich ein ganzes Gramm von Strychnin kristallen; das wurde im Garten auf die Fußwege ausgesetzt, und der Erfolg am Morgen mar ein toter, 11% Kilo wiegender Mapache  . Der Gärtner ließ den Kadaver liegen, bis ich am Nachmittag Zeit fand, in den Garten zu gehen. Wir warfen den Kadaver auf das angrenzende, hier trockene Flußbett; der Wasserstrom war etwa 15 Meter entfernt. Sofort kamen die immer auf tote Tiere spähenden Zopilotes( A as geier) aus der Luft heruntergestoßen und machten sich ans Aufreißen des Kadavers und ans Verschlingen der Eingeweide; diese sind das erste mas der Zopilote sich herausfucht; vielleicht meil die Eingeweide den einladendsten Geruch für ihn haben; übrigens macht es der Jaguar, Puma   und Coyote   genau fo.

Die Erde hat nicht nur zwei geographische und zwei magnetische Pole, sondern auch einen sogenannten Kälte pot". Das ist diejenige Stelle auf unserem Planeten, wo es am fältesten ist. Jahrzehntelang galt die Stadt Werchojansk in Sibirien  und ihre Umgebung als der irdische Kältepol. Seltsamerweise fällt nämlich der Kältepol mit dem Nordpol   nicht zusammen, wenn man auch annehmen sollte, daß die größte Kälte auf dem nördlichsten Teil der Erde, also am Nordpol  , herrschen müßte. Tatsächlich aber ist die auf ein ganzes Jahr berechnete durchschnittliche Kälte weder im Nordpolareis zu finden, noch überhaupt in der Arktis  , sondern viel weiter südlich in Sibirien  . Hier wurden im Durchschnitt tiefste Temperaturen von 69 Grad festgestellt. Man hielt bisher diese Temperatur für die niedrigste auf der Erde.

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Nun hat eine Expedition der russischen Akademie der Wissen­schaften nach einem amtlichen Bericht dieser wissenschaftlichen Gesellschaft einen neuen Kälte pol entdeckt, der noch viel niedrigere Temperaturen aufweist als der alte. Er liegt start süd­östlich von dem bisherigen Kältepol, der vielleicht gewandert ist. hier wurden tiefste Temperaturen bis zu 72 Grad gemessen und auch die Durchschnittstemperatur des Winters ist hier um einige Grad tiefer als auf dem bisherigen Kältepol bei Werchojanst. Aus fann man erkennen, daß es nicht darauf ankommt, ob ein Land der Lage des neuen Kältepols zwischen dem 63. und 64. Breitegrad nördlicher oder süblicher gelegen ist, um die tiefsten Temperaturen aufzuweisen. Woher diese gewaltige Kälte der Kältepole tommt, ist noch unbekannt. Das Räijel des Kältepoles ist um so größer, als weit nördlicher Temperaturen gemessen werden, die bis zu 30 Grad höher sind als die Temperaturen der Kältepole.

Indigirta. Der neue Kältepol liegt am Oberlauf des Flusses Seltsamerweise sind nicht die hohen bis zu 3000 Meter ansteigenden Berge dieser Gegend die kälteste Stelle

gebildet wird. Hier haben sich Tiefentemperaturen ausgebildet, der Erde, sondern das Tal, das von ihnen eingeschlossen und die auf der ganzen Erde nicht wieder festgestellt werden konnten.

geblieben, um mir die Mahlzeit anzusehen. Da waren zwei von Ich war im Garten, hinter der Zaunhede versteckt, stehen den Zopilotes, aus etwa zwanzig, die sich den Magen des Mapache rausgezerrt hatten und ihn von zwei Seiten her dann man nimmt an, daß die Berge die warmen westlichen und südlichen bald verschlungen hatten. Das war das Werk von menigen Mi- Winde von dem Tal abhalten, so daß nur die aus nördlicher nuten gewesen. Die beiden Zopilotes zeigten nun sofort in ihrem Richtung vom Nördlichen Eismeer zufließenden Winde hierher ge Hüpfen und Gange die Wirkung des Giftes, fingen an zu langen und dazu beitragen, daß die Temperatur ungewöhnlich tief tau menin, fielen aber nicht auf die Seite, und dann kam eine sinkt. Damit ist aber das Rätsel des Kältepols noch nicht gelöst, Sache, die mich fast mit offenem Munde staunen machte: andere denn sonst müßten diejenigen Stellen, von denen die nördlichen Zopilotes, die das Taumeln sahen, stellten sich auf beide Winde herrühren, eine gleiche oder mindest ähnliche Temperatur Seiten der zwei Kranken und, mit ihren Flügeln diese unterſtügend, aufweisen, zumal dann, wenn auch von ihnen durch die Höhenzüge führten fie fie bis an den Wasserstrom; dort ließen sich die der Berge die Süd- und Westwinde abgehalten werden. Aber Kranten mit ihren Begleitern bis an den Hals in das fast eistalte rätselhafterweise sind diese nördlicher gelegenen Gegenden wärmer. Wasser, in dem sie etwa 15 Minuten verblieben. Als dann alle dem Die Geologen der russischen Akademie der Wissenschaften haben Wasser entstiegen waren, flogen sie auf die nahen, hohen Bäume umfangreiche Studien auf diesem neuen Kältepol der Erde gemacht, zur Nachtruhe; am nächsten Morgen ganz in der ersten Dämmer-| um nach den Ursachen der tiefsten Temperaturen zu forschen. Die stunde ging ich wieder in den Garten und sah dasselbe Bade| Arbeiten werden allerdings durch die ungeheure Kälte, die hier verfahren wiederholt, worauf die Gesellschaft sich auf die herrsd, t, start verzögert. Man hofft, daß durch Enträtselung der Mapache  - Ueberreste stürzte und davon nur die Knochen übrig ließ. seltsamen Erscheinung des Kältepols auch zahlreiche Probleme der Durch diesen ersten Fall aufmerksam gemacht, habe ich dieses Wetter und Temperaturenbildung gelöst werden tännen.

In England hat der Mittler ,, Schule" oder Berein" oder, Dr­wiß nichts an Echtheit und Spontanität, oft aber die einfachste ma­terielle Grundlage. Die gute Idee führte die Leute zusammen, aber die schlechte Kasse noch häufiger auseinander als bei uns. Dann taten sich wieder andere zum Theater zusammen und so wechselt das dauernd. Man spielt überall; einmal sah ich sogar in der Lon doner St. Peters- Kirche ein kirchliches Spiel ,, in modern dress": Satan als Jazztänzer, den Priester als Straßenredner, das Straßenmädchen als Schauspielerin im Gottesspiel; man gab eine religiöse Revue, die Bibel wurde nicht totgefriegt, über den Ge= schmack läßt sich trotzdem streiten. Aber außer Shakespeare   und der Bibel werden auch noch tausend andere Stoffe auf die Bühne ge­bracht, meistens in einem Geist der Sehnsucht nach einem gefühls­mäßig ethisch bestimmten Leben einer Sehnsucht, die im Volke um so tiefer murzelt als hier zu Lande ja jahrhundertelang noch viel mehr Lebensfreude und innere Freiheit verdrängt worden ist als auf dem Kontinent. Heute werden in England viele Kräfte nicht nur im Sport frei, sondern finden auch ein Ventil in künst­lerischer Betätigung, und nicht wenige sind es, die ebenso gut Fuß­ball wie Theater spielen. Das Schlagwort Sport und Spiel" ist eben falsch für England. Sport ist Spiel!" Das Old England der Aristokratie verjüngt sich von der plebejischen Seite her.

Jahre bringt, weiß man, was sie, parallel mit den an Art und Um­Ohne zu wissen, was alles die Entwicklung der nächsten hundert fang nicht abzuschäzenden wirtschaftlichen Veränderungen, uns, von diesen abhängig, sicher bringt: troz kino und Radio Regeneration der Volkskultur und allgemeine Erhöhung des menschlichen Selbst­bewußtseins; Minderwertigkeitsbewußtsein als ganze Klassenerschei nung wird zu existieren aufhören. Hier seien nur zwei von vielen notierenswerten Ansätzen des fulturellen Freiheitstampfes in Eng­land genannt: Arbeiterin Leeds   spielten Shaw, Ibsen  , Strinde ihre Spielgemeinschaften. West Hoathly, ein Dorf in Sussex, berg, Maeterlinc. Viele solcher Beispiele nennt ein Bericht des Kultusministeriums auch aus anderen Orten. Selbst Dörfer haben Schauspieler auf die Bühne, lies: in die Spielscheune, und viel mehr machte sich an ,, Euripides  ". Bald hundert Einwohner tamen als Einwohner hat das Dorf wohl gar nicht.

Stieg Shakespeare  , der Mann aus dem Volke, der in erster Linie für das Volk und nicht bewußt für die Ewigkeit schrieb, aus seiner Gruft in der Collegiate Church of the Holy Trinity in Strat ford und erführe er dies alles, würde er sich sicher freuen. Aber ob ihn der flobige, feierliche neue Festspielbau der Architektin Elisabeth Scott   die Einheimischen nennen ihn ironisierend Marmeladenfabrik" auch freuen würde? Man hat doch, jedenfalls den großen Lebensbejaher wieder einmal in einen Tempel verbannt....

Berantwortlich für Politif: Victor Schiff: Wirtschaft: 6. Klingelhäfer; Gewerkschaftsbewegung: J. Steiner: Fenilleton: Dr. John Schifometi: Lofales und Sonstiges: Friz Karstädt, Anzeigen: Th. Glocke; sämtlich in Berlin  . Berlag: Borwärts- Berlag G. m. b. S., Berlin  . Drud: Vorwärts- Buchdruderst und Berlagsanstalt Paul Ginger i. Co., Berlin   SB. 68, Lindenstraße& Hierzu 2 Bellagen.