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föelloge Mittwoch, 27. April 1932

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DieSöhne der Freiheit oder: Aufruhr in Kanada Ali Quis

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Der Autor dieses Artikels schreibt uns: Ich erhielt oor einigen Tagen einen Brief non der Gräfin Alexandra Andreewna Tolstoi , der Tochter von Leo Tolstoi , aus Kanada , wo sie seit etwa einem Jahre Gast ist, da ihr die Japaner einen längeren Aufenthalt in Japan unmöglich machten und ihre Rückkehr nadi Rußland Verbannung bedeuten würde. Die Gräfin lebt bei der russischen ur- christl ich-kommun istischen Sekte der Duchoborzen, die sich auchSöhne der Freiheit" nennen, ohne Zweifel eines der interessantesten Gebilde unter den 220 Sekten Kanadas . Ich selbst habe hei meiner erst kürzlidi be­endeten Kanada -Reise die Dudioborzen aufgesudit, war Zeuge ihrer Demonstrationen, verschiedener Schulbrände und Zusammenstöße mit den Bürgern der betroffenen Tomn", die mit der Feuerspritze zur Bekämpfung der Nadctdemonstranten auszogen. Nacki demonstrierende Männer, Frauen und Kinder, kochende Burgerseelen und Feuerwehrschläuche, Zeitungsgeschrei, fluchende Polizei und Reitpeitschen, lachende Unbeteiligte und empörte, spitz- nasige, alte Ladys sind die Mitwirkenden bei einem tragikomischen Schauspiel, das regelmäßig alle paar Monate über die Bühne der westkanadischen Oefsentlichkeit geht, und das den Titel führen muß: Di«»Söhne der Freiheit" suchen Christus.... Cs handelt sich bei den»Söhnen der Freiheit" um einen be- sonders fanatischen Teil der von Rußland eingewanderten Sekte der Duchoborzen. Da sie schon dem Zaren beharrlich die Militärdien st pflicht verweigert hatten, hatte man sie nach Sibirien verbannt. Sie fanden in Leo T o l st o i«inen großzügigen Helfer. Auf seine Fürbitten bei Königin Viktoria ge­nehmigte England die Einwanderung nach Kanada . Tolstoi stellte ihnen außerdem die Erträgnisse seines BuchesAuf- «rstehung" zur Verfügung, so daß sie mit Kind und Kegel über- siedeln konnten. Die Duchoborzen wurzeln in urchristlich-kommunisti- schen Ideen mit einem starken indifch-mystischen Einschlag. Unter ihnen herrscht noch heute«in strenger Patriarchalismus. Sie leben innerhalb ihrer Gemeinde in engster Gütergemeinschaft. Mit fanatischer Erbitterung lehnen sie Schulen und Steuern als Ein- richtungen ab, die dem Glauben ihrer Väter widersprechen. Außer- dem seien die Steuern ungerechtfertigt, da alles Land Gott gehöre. olle Menschen frei seien und die Steuern lediglich zum Kriegsühren benutzt würden. Ihr Moses auf dem Zuge nach Kanada war Peter Beregin der Aelterc, der ein« absolute Herrschaft über sie ausübte. Es zeigte sich auch da wieder, wie willenlos sich derartig primitiv-religiös und damit meistens sanatisch denkend« Menschen durch«inen klugen Führer lenken lassen. An die dunkelsten Zeiten der Leibeigenschast er- innfiT e», wenn man hört, daß ihm, Peter Beregin dem Aelteren, auf Verlangen oerheiratete Frauen und junge Mädchen der Sekte zur Verfügung standen, da nach Auffassung der Duchoborzen sein Blutheilig" war und er in direkter Beziehung zu Chrisws stand. Gegen diese absolute Herrschaft des Duchoborzenführers wandten sich allerdings allmählich die jüngeren Elemente, die in Kanada die Schule besucht hatten. Als daher Peter Beregin bei einem Zugunglück den Tod fand, tauchte das hartnäckige Gerücht auf, daß er einem Attentat der Jüngeren zum Opfer gefallen fei. Seine trauernden Anhänger setzten ihm ein imposantes Denkmol, und noch heut« lebt die Erinnerung an ihn. Nachfolger und jetziger Führer wurde fein Sohn Peter Beregin der Jüngere. Dieser, erst später nach Kanada eingewandert, verkörpert den Typ des undurchsichtigen und schlauen Asiaten. Am besten wird die ganze Situation zwischen ihm und der Sekte gekennzeichnet durch die Worte eines Kenners der Verhältnisse:Bares Geld hat nur Peter Veregin!" Der Grund dieser absonderlichen Tat- fache ist die Gütergemeinschaft und die Gemeinschaftssiedlung und bei den kanadischen Sekten durchaus nichts Unbekanntes. Immerhin hat Peter Veregin der Jüngere es nicht verstanden, eine Spaltung der etwa ZlKXI Mitglieder zählenden Sekte zu oermeiden. Der Umstand, daß er einem kräftigen Trunk und einer guten Zigarre nicht abgeneigt ist, brachte die konservativeren El«- mente gegen ihn auf, die sich dann zum größten Teil von Sas- k a t ch« w a n, wo die ersten Niederlassungen bestanden, nach dem wärmeren Britisch - Kolumbia übersiedelten. Von diesen extremen Gruppen, denSöhnen der Freiheit", gehen hauptsächlich die Demonstrationen aus, die all« paar Monate die Duchoborzcnfrage für die westkanadische Oefsentlichkeit aktuell machen. Besonders die letzten Demonstrationen erregten starkes Aufsehen. In kurzer Zeit brannten nämlich in der Nähe der Duchoborzen- Niederlassungen in der Provinz Saskatchewan sechzehn länd- liche Volksschulen nieder. Der Bevölkerung bemächtigte sich größte Erregung, blutige Zusammenstöße drohten. Die ersten Zusammenstöße erfolgten in K a m s a ck, einer kleinen Prärie- Town" von einigen hundert Einwohnern, in die die Sektierer demonstrierend einmarschierten. Als hier die Duchoborzen begannen, sich die Kleider vom Leibe zu reißen und nackt durch die Straßen zu ziehen, durchgellte Feueralarm die ganze Stadt, und was lausen konnte, eilte herbei. Mit Feuerwehrspritzen ging man gegen die nackten Demonstranten vor. Schritt für Schritt wurden sie zurückgedrängt, und man muß es zugeben, sie sind ihrem Pazifismus treugeblieben, keine Hand hob sich zu bewaffneter Ab- wehr, kein Steinhagel setzte ein. geduldig ließen sie den kalten Wasserstrahl über sich ergehen. Es zeugt von der Beharrlichkeit und dem Fanatismus der Duchoborzen, daß die Umzüge täglich an Zahl und Umfang zu- nahmen: die ganze Sekte war in Bewegung gekommen, m erster Linie die extremenSöhne der Freiheit". Die Kinder wurden vom Schulbesuch zurückgehalten, die Steuern verweigert und lieber die Farmen aufgegeben: tagelang kampierten die Leute unter freiem Himmel. Tie eingesetzteKönigliche Kanadische Berittene Polizei" mußte auf den verlassenen Farmen die Kühe metten. die Pferde und Schweine füttern

ein Anblick, der einer gewissen Komik nicht entbehrte. Man muß es der Polizei lassen, daß sie äußerste Geduld übte: die Freiheit des einzelnen wurde in einem Maße respektiert, von dem wir uns in Deutschland kaum die rechte Vorstellung machen können. Erst als gütliches Zureden nichts nützte, sondern Männer, Frauen und Kinder immer wieder nackend die Straßen bevöl- k e r t e n, griff man zu Zwangsmaßnahmen. Di« Umzüge wurden gesprengt, die Rädelsführer verhastet, und schließlich, als es gar nicht mehr ging, wurde auch mal von der Reitpeitsche Gebrauch gemacht. Ganze Autolodungen mit Kleidungs- st ü ck e n wurden von der Polizei herangcschafft und die D u ch o- borzen mit Gewalt bekleidet. Grundverkehrt wäre es, den Duchoborzen irgendwelche revolu- tionäre kommunistische Absichten beizulegen. Daran denken dies« geborenen Kommunisten in keiner Weise, mögen sie auch massen- hast Schilder mit der Aussorderung zur Steuerverweigerung mit- führen. Das ergibt sich eben aus ihrer Ueberzeugung, daß erst die Steuern die Staaten in die Lage versetzen, Kriege zu führen. In einem Schreiben an den Premier mini st er der Provinz Britisch-Kolumbia hieß es u. o.:... es kann keine Gemeinschajt sein zwischen Christus und Cäsar." Worauf der General- a n w a l t der Provinz in einem Schreiben antwortet«:Christus, dem ihr zu dienen vorgebt, hat gelehrt:Gebet Gott , was Gottes ist, und dem Kaiser, was des Kaisers ist. Siehe Markus 12, 17." »_

Wir haben Christus in den Wolken gesehen, der uns hel'en und uns aus Kanada hinausführen will!" war ihre Antwort, als ich eine größere Anzahl aus der Landstraße marschierender nackter Männer und Frauen nach dem Grunde ihres Auszuges befragie. Bleibe eine Nacht bei uns, Bruder da wirst auch du Iesum sehen. Gott wird für dich wie für uns sorgen!" forderten sie mich aus, als ich Zweifel äußerte. Kein Angriffsgeist, nur Friedfertigkeit, fanatische Ueberzeugung und Beharrlichkeit erfüllt sie. Schon häufiger war von der Dominion-Rcgiexung eine radikale Lösung dieser Duchoborzensrage unter dem Druck der Bevölkerung der betroffenen Gebiete geplant. In zahlreichen Eingaben per Bevölkerung war die Deportation des Duchoborzen- f ü h r e r z gefordert. Am meisten wehren sich die Duchoborzen gegen«ine Rückkehr nach Rußland . Eine freiwillige teilweise Rückwanderung dahin, die bereits vor einigen Jahren stattfand, scheiterte vollständig und die Duchoborzen-Rückwanderer mußten er- fahren, paß für die geborenen Kommunisten und Pazifisten im kommunistischen Paradies keine Daseinsmögltchkeiten vorhanden sind. Seit einiger Zeit treffen sie nun Vorbereitungen zu einer Auswanderung nach Mexiko , die ober bisher wenig aus- sichtsreich erscheint, während man bei der kanadischen Regierung in Erwägung zieht, zu versuchen, die Duchoborzen aus einer Insel im Stillen Ozean anzusiedeln, wo sie ungestört ihren An- schauungen leben können.

23 OOO Pfund geraubt! Modernes Verbrechertum in Großbritannien --- Von J. A. Viergutz

London , 26. April. In Portsmouth wurden am Montag am hellichten Tags in einer der belebtesten Straßen einem Bankbeamten non im Auto oorbeirasenden Räubern eine Mappe mit 23 000 Pfund(etwa 345 000 M.) geraubt. Es gelang der Polizei nidü, den Räubern auf die Spur zu kommen. London , 21. April. Während des vergangenen Jahres ergoß sich über England eine Welle von Verbrechen. Eine Reihe von rasch auf- einonderfolgenden Morden, deren grauenvollster wohl das Ver- brechen an einem zwölfjährigen Schulmädchen war, hielt das Land in Atem. Der vor wenigen Monaten erfolgte Gefangenen- auf st and in Dartmoor, einem der größten englischen Ge- fängnisse, überraschte, ja verblüffte, weil er im modernen England ohne Vorgang war. Die staatlich angeordnete Untersuchung der Dartmoor-Verhälwisse rückte die soziale Frage des Verbrechertums in den Brennpunkt des Interesses. Nun hat der Innenminister, Sir Herbert Samuel , dies brennende soziale Problem auf breiter Grundlage und mit weitestem Ausblick im Unterhaus behandelt. Sir Samuel zeichnete an Hand von Statistiken die Fieberkurv« der großen und kleinen Vergehen, die in der Mitte des vorigen Jahrhunderts hoch einsetzte und bis zum Beginn des Weltkrieges langsam fiel, um dann noch dem Krieg langsam wieder anzusteigen. Die G e s a m t z i f f e r aller schweren Verbrechen im Verhältnis zu je einer Million Einwohner betrug 1914 2700, 1921 ebenfalls 2700: 1929 stieg sie auf 3400 und 1930 auf 3700. Raub und Einbrüche haben sich während der letzten 7 bis 8 Jahre verdoppelt, während sich die Schaufenster - einbräche verdreifacht haben. Der Prozentsatz der Morde hat sich nicht gesteigert, sondern ist sogar im Verhältnis zu 1913, wo er III für England und Wales betrug, auf 109 für 193l gesunken, nachdem er allerdings 1921 90 und 1930 nur 86 betrug. Trotz dieser Ziffern hält der Innenminister die Zunahme der kriminellen Vergehen im Hinblick auf die Nachwirkungen des Krieges nicht für anormal. Wenn man die Kriminalgefchichte des 19. Jahr- Hunderts studiert, so wundert man sich, wie es den ärmeren Klasien der Bevölkerung überhaupt möglich war. dem Gefängnis zu entrinnen. Auf den winzigsten Bergehen standen die unverhältnismäßigsten Strafen. Für das ungesetzliche Fangen eines Häschens in der Schlinge wandert« der Arme, der den Versuch gemacht hatte, seine Familie wenigstens einmal im Jahr mit einem Fleischgericht zu versorgen, aus Lebenszeit als Deportierter nach den Strafkolonien. Und der Achtjährige, der zwei Aepscl vom Tisch der Marktfrau stahl, teilte dieses Schicksal. Für Trunkenheit ging man auf Jahre ins Gefängnis, und wer dem Hauswirt die Miete schuldig blieb, konnte im Schuldturm darüber nachdenken, während Frau und Kinder buchstäblich auf der Straße saßen. Dieses Mißverhältnis von Verbrechen und Strafe war bis in die Mitte des vorigen Jahr- Hunderts hinein durchaus populär. Die.Entwicklung einer h u- maneren Auffassung in den folgenden zwei Generationen bis in den Ansang des 20. Jahrhunderts hinein milderte allmählich dieses Mißverhältnis. Soziale Maßnahmen, besseres Erziehungs- wesen, der Versuch, das Wohnungsproblem und das Problem der Hygiene zu lösen, sowie eine allgemeine Hebung der Löhne brachte den Lebensstandard der Massen auf eine menschenwürdigere Grund- läge. All dies hatte den Rückgang der sogenannten Verbrechen zur Folge. Dazu kamen staatliche Schutzmaßnahmen: Altersver- sorgung, Pensionen und Versicherungen, die der arbeitenden Be- völterung einen einigermaßen gesicherten Lebensabend in Aussicht stellten. Der Prozentsatz älterer Verbrecher ging daraufhin merk- bar zurück. Als weiterer Faktor tat die S t r a f g e s e tz r e f o r m das ihre: eine weise und menschlichere Behandlung in den Gesäng- nissen, die psychologische Wandlung derStrafe" inBesserung" wurde«ingeführt. 1908 richtet« man besondere Jugendgerichtshöfe «in. Besserungsanstalten(die bekanntest« ist Borstal) wurden«in- gerichtet. Dann kam der Krieg und seine Folgen in fast allen Ländern der Erde. Der am schwersten leidende Teil war die Jugend, die oft ohne Familienzugehörigkeit und ohne Aufsicht aufwuchs. Der Bat«: im Krieg, die Mutter in der Fabrik, die Schülerzahl in der Klasse auf das Dreifache erhöht weder Haus noch Schul« war

dem Problem gewachsen. Die Schüler von damals sind heute Menschen zwischen 23 und 3 0. Aus ihnen setzt sich, wie aus den heutigen Verbrecherstatistiken hervorgeht, der größte Teil der Gesetzesverletzer zusammen. Der Prozentsatz der Vergehen von Kindern zwischen l0 und 20 Jahren hat sich nach dem Kriege ebenfalls gesteigert. Die wirt- schaftliche Not hat wieder den Mundraub und das Stehlen von Lebensmitteln gebracht. Die kleinen Diebstähle Jugendlicher mehren sich, besonders in den hart betroffenen Gebieten, wie in Wales , in erschreckendem Maße. Auch in, allgen, einen besteht eine Parallele zwischen der Ziffer der Arbeitslosigkeit und der krimineller Bergehen. Ebenso tragen die Neuerfindungen der Technik zum Aufworts- biegen der Verbrecherkuroe bei. Das Automobil, ein verhält- nismäßig neuer Faktor im sozialen Leben, erleichtert nicht nur dos Entkommen der Verbrecher, es hat auch das Wohnungssystem um- gestaltet und die oerstreut liegenden Wohnstätten auf dem Lande in größerem Maße Einbrüchen und Uebersällen ausgesetzt. Den Film, diesem kaum abschätzbaren Beeinflussungssakwr. rechnet der Innenminister nicht unbedingt zu den verbrechenfördernden tech- nischen Errungenschaften. In der Unterhausdebatte wurde oller- dings auf die schädliche Wirkung jener amerikanischen Filme hin­gewiesen, die durch ihren Appell an den 8ex apesl erotisieren oder die das Verbrechertum in gewisser Weise verherrlichen. Hat die Reform des Strafsystems, größere Milde bei erstmaligen Vergehen, größere Humanität in den Gefängnissen und Besserungsanstalten die Zunahme krimineller Vergehen gefördert? Der Innenminister gibt zu, daß im Falle erstmaliger Verbrechen in Einzelfällen vielleicht zu milde vorgegangen sei. Zlber das Prinzip der temporären Ueberwachung von erstmaligen Ge- setzesverletzern, namentlich Jugendlichen, habe sich im allgemeinen gut bewährt. I« den Neformgefängnissen wäre ein Sstprozcntiger Grfolg zu verzeichnen und in den Borstal-Besferungs- anstalten könne man drei von vier Fällen als end- gültig gebessert von den.Kriminallisten streichen. Auch die Polizei sei ihrer Aufgabe in umfangreichem Maße gerecht geworden. Von 111 Morden im Jahre 1913 wurden 101 auf- geklärt, 1920 von 90 Fällen 81, 1930 von 88 Fällen 78 und 1931 von 109 Fällen 99. Unter denaufgeklärten" Fällen habe ein Drittel durchschnittlich nach der Tat Selbstmord verübt, ein ge- wisser Prozentsatz wäre geistesgestört, und einige hätten wegen ungenügender Beweise trotz glaubhafter Schuld freigelassen werden müssen. Von kleineren Vergehen habe die Polizei 70 Prozent auf- geklärt, von schweren Verbrechen je 7 von 10 Fällen. Diese Tatbestände ergeben trotz der Zunahme von Diebstählen und Einbrüchen ein helleres Bild, als die Nervosität deg englischen Publikums oermuten ließ. Die Zahl der Morde im gesachtei, Groß­ britannien war 1927 z. B. nicht höher als die Zahl der Morde im selben Jahr in Chikago. Die modernen Hilfsmittel des Verbrechers, die durch Literatur und Film belebte Phantasie und sicher auch die subtileren Methoden der Polizei haben entweder ausfälligere oder bester durchdachte Verbrechen zur Folge. Der Innenminister enthielt sich natürlich der Bemerkung, daß das einzig wirksame Mittel zur Einschränkung der meiste» Ge- setzesverletzungen die Beschaffung von Arbeits- und Verdienstmög- lichkeiten wäre. Statt dessen stellte er einige praktische Aenderungen im System des Polizei- und Detektiowesens in Aussicht. Die Zu- sammenarbeit durch ganz England sei eine zu lose, man werde be- sonders das Detektiowesen in größerem Maße konzentrieren. Der Innenminister der letzten Arbeiterregierung, C l y n e s, habe wäh- rend seiner Amtszeit einen Ausschuß ernannt, der sich mit der Be- Handlung permanenter Gesetzesübertreter und mit Wiederholungs- fällen befaste. Der Bericht dieses Ausschusses werde bald vorliegen. Man verhänge bereits jetzt längere Strafen für Einbruch und für Einbrecher im Besitz von Feuerwaffen. Neue System« für die nütz- liche und reguläre Arbeit von Sträflingen, die nicht die normalen Industrien schädige, würden in verschiedenen Gefängnissen studiert. Ungeeignete Gefängniste. wie zum Beispiel Dartmoor. würden er- heblich verkleinert werden. Zur F i l m f r a g e erklärte Sir Sa- muel, e« sei bei Beteiligung öffentlicher Körperschaften eine weit- gehendere Zensur geplant.