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Flatau bleibt Fraktionsführer.

Entscheidung der sozialdemokratischen Rathausfraktion.

Die ,, Berliner Boltszeitung" hat, wie in der Mittwoch- Morgen­ausgabe des Vorwärts" schon berichtet wurde, von schweren Diffe renzen in der sozialdemokratischen Berliner Stadtverordnetenfraktion gefaselt, und zwar in einer Form, die nicht anders als durch ein ander gequirlter Unsinn bezeichnet werden kann. Selbst= verständlich haben Rote Fahne" und Lokal- Anzeiger" diese Mit­teilungen kritiklos mit hämischen Zusäßen übernommen.

In einer am Donnerstag stattgefundenen Sigung hat Genosse Erich Flatau der sozialdemokratischen Stadtverordnetenfraktion Gelegenheit gegeben zu einer erneuten Stellungnahme zu der bis herigen Gesamtarbeit der Fraktionsleitung. Die Fraktion hat in völliger Geschlossenheit einstimmig zum Ausdruck gebracht, daß Gründe für eine Aenderung der Fraktionsführung überhaupt nicht vorliegen und daß deshalb ein Wechsel im Amt des Fraktions vorsigenden nicht in Betracht kommen kann. Der Fraktionsvorstand mit Erich Flatau an der Spize bleibt also nach wie vor in der seit über drei Jahren bestehenden Zusammensetzung im Amt. In der Stadtverordnetenfraktion ist auch festgestellt worden, daß die auf dem letzten Bezirksparteitag den Genossen Flatau betreffende Entscheidung mit der Hervorhebung gefällt worden ist, daß Flataus Arbeitskraft vorwiegend für die jetzt besonders schwierige Berliner Kommunalarbeit erhalten bleiben soll.

Die Rote Fahne " spricht im Zusammenhang mit der Kan­didatenaufstellung zum Landtag von widerlicher Post en jägerei". Widerlich" ist wahrlich die Art und Weise, in der die ,, Rote Fahne" in Gemeinschaft mit ihren bürgerlichen Freun­dinnen versucht, die Deffentlichkeit glauben zu machen, daß die für die Kommunistische Partei charakteristischen Cliquentämpfe"

auch in der Sozialdemokratischen Partei festzustellen seien.

Der Weg zurück.

Andauernder Abmarsch von Berlinern in die Provinz.

Unter dem Druck der nicht weichen wollenden Wirtschafts-| etwas zu schaffen. Dieser Mann mußte in Berlin trok seiner Not frise dauert die Rüdwanderung von Berlinern in die pro- 40 m. Miete aufbringen. vinzielle Heimat unvermindert an.

Teils hoffen die aus der Reichshauptstadt Abziehenden in den landwirtschaftlichen Erzeugergebieten billigere Lebensverhältnisse vorzufinden; teils bieten sich durch verwandtschaftliche Beziehungen hin und wieder doch noch Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten. Es mehren sich allerdings auch schon die Fälle, in denen geborene Ber: liner kurz entschlossen den Sprung aufs Land wagen, um der Trüb fal in der Großstadt endlich ein Ende zu bereiten.

Die größte Gruppe innerhalb der Rückwanderer dürften die Rentner einnehmen. Da gibt es einen 60jährigen Werkmeister, der demnächst nach Westpreußen abreisen wird, um dort zusammen mit seiner Frau seine alten Tage zu verleben. Er war bereits mehrere Jahre arbeitslos und längst aus= gesteuert. Da arbeitslose Angestellte aber schon fünf Jahre früher in den Genuß ihrer Angestelltenrente tommen, erhielt er unlängst 72 m. Rente zugesprochen. Das wäre für ein west­preußisches Bauerndorf ein ganzer Bazen Geld, in Berlin ist es herzlich wenig, zumal der Mann davon 38 M. Miete zahlen soll. In der Heimat der Frau einer Ortschaft des Kreises Flatom gibt es jedoch Stube und Küche monatlich für 15 M. Außerdem kommen die Berliner nach Westpreußen nicht als Plage, sondern die Verwandten haben geschrieben, sie sollten nur schnell kommen, man brauche gerade jetzt Leute zum Kartoffelsetzen. Nächstens also

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Arbeit auf dem Lande.

,, Widerlich" ist ferner das erfolglose Bemühen der Roten wird man abdampfen. Fahne", die seit Jahren bestehende freundschaftliche und kamerad­schaftliche Zusammenarbeit zwischen dem Berliner Parteivorsigen­den Künstler und dem Berliner Fraktionsvorsitzenden Flat au in einen fachlichen, ja vielleicht sogar persönlich zugespizten Gegen faz umzufügen.

Der Roten Fahne" und ihren bürgerlichen Trabanten, wie Volkszeitung" und Lokal- Anzeiger", sei gesagt, daß die Wirkung der vorbildlichen Geschlossenheit der Berliner sozial demokratischen Parteikörperschaften für die Gegner der Sozial demokratie, insbesondere auch in der kommunalen Arbeit, wie bisher sehr deutlich fühlbar werden dürfte.

Im Rathaus war gestern der Stadtgemeindeaus fchuß zu einer kurzen Sigung zusammengetreten. Es standen einige Vorlagen zur Beratung, die aus dem Ausschuß für An­gelegenheiten der Erwerbslosen an das Plenum zurück überwiesen worden waren. Ferner war auf der Tagesordnung die Beratung einer Borlage über die Verwaltung der städtischen Landschul heime verzeichnet.

Acht Jahre Zuchthaus. Räuberische Erpressung an einem Kapellmeister.

Vor dem Schöffengericht Charlottenburg hatte fich der 42jährige Kaufmann Alfred Guth wegen eines Raub- überfalles auf den Kapellmeister Livschakoff zu verantworten. Der Angeklagte war am Morgen des 11. März in der Wohnung des Kapellmeisters in der Westendallee erschienen und hatte sich der Frau des Kapellmeisters als Abgesandter der Funtstunde vorgestellt. Er verlangte den Kapellmeister zu sprechen und drang dann in das Schlafzimmer ein, mo Livschakoff noch im Bett lag,

um den Kapellmeister mit erhobener Pistole zu zwingen, ihm sein

Geld herauszugeben. Livschakoff gab dem Erpresser 160 Mark und verfolgte ihn dann auf der Straße, bis Passanten den Angeklagten festnehmen konnten. Vor Gericht stellte man fest, daß Guth ein schmer vorbestrafter Mann ist, der u. a. im Jahre 1919 megen eines Raubüberfalles bereits zu zehn Jahren Zuchthaus ver= urteilt worden war. Der Staatsanwalt beantragte gegen den An­geklagten diesmal elf Jahre Zuchthaus. Das Gericht verurteilte Guth wegen schwerer räuberischer Erpressung, teils vollendeter, teils versuchter Nötigung in Tateinheit mit Schußwaffenvergehen zu acht Jahren 3uchthaus, fünf Jahren Ehrverlust und Stellung unter Polizeiaufsicht.

700 Berliner Schulkinder als Dampfergäste.

Mittags 1 Uhr: Die Kottbusser Brücke ist dicht von 3- schauern besetzt und die Riesentaramane von Jungens und Mädels hat alle Mühe, sich hindurchzuzwängen zur Anlegestelle. Unten harren drei stattliche Salondampfer der Reederei Otto Schmidt ihrer kleinen Fahrgäste, um sie zu einer Spazierfahrt nach Neu­Heringsdorf einzuladen. Hunderte freudiger Kinderaugen leuchten, aufgeregte Mundmerkzeuge treiben lebhafteste Konversation, noll Ungeduld trippeln die Beine beim Anmarsch; man weiß, was für ein mächtiges Vergnügen solche Dampferfahrt für ein Kind be= deutet. Und gerade die hat man mitgenommen, wo dieser sehnlichste aller Wünsche am Erbübel Not scheitern müßte. Aus 20 Schulen der Bezirke Neukölln, Kreuzberg und Mitte wurden die Kinder Er­

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In den nächsten Wochen wird auch eine andere Berliner Fa­milie ihren Haushalt auflösen. Alle hier zitierten Beispiele stammen übrigens aus einem verhältnismäßig fleinen Bekannten­freis. Der Mann ist gelernter Stellmacher, arbeitete zuletzt aber immer in Pianofortefabriken. Die Pianofortefabriken sind durch Grammophon und Radio tot. Unterſtügung bekommt der Mann gar nicht einmal, weil seine Tochter Arbeit hat und über das Minimum verdient. Da schreibt ihm plötzlich ein Verwandter aus Stavenhagen( Medlenburg), warum er denn in Berlin arbeitslos herumsize, ob er denn seinen Schwager, den Stavenhagener Zimmermeister, nicht mehr fenne. Dieser Meister hat in dieser schweren Zeit viel zu tun. In Mecklenburg werden viele Güter aufgeteilt, man parzelliert und siedelt, und in diesem Jahre hat der Zimmermeister bereits für 80 000 M. Aufträge aus geführt. Da solle man der Arbeitslose aus Berlin schnell nach Stavenhagen fommen, für einen Stellmacher gäbe es schon noch

werbsloser ausgewählt, die Reederei stellte ihre Schiffe fostenlos zur Verfügung, Kathreiner spendete seinen Kaffee und der Wirt von Neu- Heringsdorf den Kuchen. An Bord gab es Musik und ein Gratisgastspiel von Onkel Belle; nach der Kaffeetafel fröhliches Rasperletheater und ein richtiggehendes Tanzvergnügen. Wer aber mehr für Sport und Spiel inklinierte, für den bot ein großer Spiel­platz Tummelgelegenheit; in einer Gartenece hatte sich wiederum eine Schafstopfpartie zusammengefunden. Dann trommelte die Sirene die ganze Gesellschaft wieder an Bord und unter fröhlichem Gesang ging's heinwärts. Dieser ersten Fahrt sollen noch drei meitere folgen, und so haben noch eine ganze Reihe von Kindern solch schönen Tag vor sich.

Der Berliner Sommerschau entgegen. Ueberraschungen am Kaiserdamm.

Die nach einer vierjährigen Pause in diesem Jahre erneut und unter dem Kennzeichen: Sonne, Luft und Haus für alle in den Städtischen Ausstellungs- und Messehallen am Kaiserdamm stattfindende große Sommerschau wird einen ganz großen Anziehungspunkt haben: Ein Riesenoval mit einer Längs­achie von 300 Metern, gemissermaßen eine Freiluftarena, die sich um einen mächtigen Rasenplatz in vier imposanten Terrassen aufbauen wird. Wer die Ausstellung genossen hat, wird sich bestimmt hier­herflüchten. Hinter ihm liegt das Ausstellungsgebäude, unmittelbar zu seinen Füßen die grüne Arena, auf der sich Jugend und Schön­heit, Kraft und Anmut unserer Zeit in Kämpfen, Spielen und Tänzen auf grünem Rasen zeigen wird. Darüber hinaus aber locken die Bäume des Grunewalds zum Wandern in die Weite. Dieser Terrassengarten, umzogen von der reizenden Liliput- Ausstellungs bahn, wird das Juwel der Ausstellung werden. 75 Veranstaltungen, darunter außerordentlich vielversprechende des Kartells für Arbeitersport und Rörperpflege und des Deutschen Arbeiterfängerbundes, werden hier stattfinden. Direktor Wischer bei einer Vorbesichtigung erläuterte, wird die Ausstellung drei Hauptabteilungen haben: die Abteilung Das wachsende Haus" wird etwa 30 derartige Häuser in natürlicher Größe und massiver Ausführung zeigen, die Sonderschau

Wermut Corso 98%

Der Wein für Magen und Nerven

Rheinwein: 30er Ensheimer 0.55

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a. FL

30er Laubenheimer Berg 0.80-29er Liebfraumilch 1.15 o. Fl­Moselwein: 31er Langsurer Herrenberg 0.60-30er Mesenicher Berg 0.70-30er Nittler 0.98 o. Fl. Rotwein: 30 er Ingelheimer 0.69 30er Dürkheimer Feuerberg 0.80- Montagne 0.98 o. Fl. Fruchtweine: Apfelwein( Cider) 0.50 Johannisbeerwein 0.60 Erdbeerwein 0.85 ohne Flasche Südweine: Feinster alter Tarragona 1.10 Spirituosen: Weinbrand- Verschnitt 2.25

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Feiner, alter Malaga 1.30- Santa Rosa 1.40 o. Fl. Richtenberger 1.95- Goldkirsch 3.15 ohne Flasche

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Erdbeeren 1.15

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Konserven: Gemüse- Erbsen 0.48- Wachsbohnen 0.52- Apfelmus 0.64 Kolonialwaren; Vollreis 0.15- Kaiser- Auszugsmehl 1kg 0.50 Marmelade Pfd. 0.40 Kaffee: Vorzügliche Qualitäten, feinstes Aroma, frisch geröstet 1 Pfund 0.48, 0.60, 0.80

Wie

Es dampfen auch schnurstracks junge Leute ab. In einem Städtchen unweit des Harzes steht eine Schlosserei. Plöglich während ihr Bruder jung perheiratet, mit einem kleinen Kind- stirbt der Besizer. Die Frau steht mit der Schlosserei allein da, arbeitslos in Berlin auf dem Nachweis sitzt. Die Frau im Harz stellt nun feinen Gesellen ein, sondern schreibt an den Bruder in Berlin, er folle nur schnell kommen und die Schlosserei meiter führen. Zweimal hat die Schwester diese Botschaft nicht zu schreiben

brauchen.

Zurück in die Heimat.

doch einen Handel an, es wird schon gehen. Nun, wenn die Kauf­Immer wieder denken Hunderte von Menschen: fangen mir fraft fehlt, handelt es sich nur schlecht. Bei Milchgeschäften kommen noch andere Dinge hinzu, wie das Aufstehen um 4 Uhr morgens, um die Milch hereinzunehmen, so daß die Leute des Handels bald ohnedies nur existieren unter Hinzunahme der kleinen Pension des überdrüssig sind. Und ganz abgesehen davon, fonnten viele Leute Mannes. Vor einiger Zeit ist deshalb eine solche Milchhändler­familie abgefahren nach Rügen, in die Heimat der Frau. Rügen ist nicht gerade ein billiges Pflaster, aber für den Ver wandten kostet der Zentner Kartoffeln denn doch keine 5 M. wie augenblicklich in Berlin. Außerdem hat der Bruder eine Fisch

räucherei und im Sommer, wenn die Badegäste kommen, eine Bude

am Strand, in der er die frisch geräucherien Aale und Flundern feilhält und ein gutes Geschäft macht. Von Berlin will der Mann und die Frau nichts mehr hören und sehen.

Noch ein Beispiel für das Wegziehen geborener Berliner aufs Land. Da wohnt hier eine Rentnerin mit ihrer Tochter. Die Tochter ist arbeitslos, schon lange, und sie hat vor allem ein Kind, das wohl feinen Vater hat, aber tüchtig schreit, wenn es nichts zu essen bekommt. Diese Tochter war schon einmal auf dem Lande, fie fann melken, heuen und vieles andere mehr, und ein Bauer im Havelland mar nicht abgeneigt, sie zu nehmen, nur daß sie aus Berlin mar, störte ihn; was kann da schon Gutes herkommen, dachte er bei sich. Dann fing das Mädel trotzdem an, und der Bauer ftaunte über ihre Leistung stehen doch im Stall acht Kühe, die gemolten sein mollen, daß er dem Mädel 35 statt 25 M. im Monat gibt. Die Arbeit ist schwer, aber das Essen ist gut, alle vierzehn Tage hat das Mädel einen freien Sonntag. Letzten Sonn­tag war sie in Berlin zu Besuch, und da brachte sie den Arbeits­losen in Berlin feine Dinge mit wie Butter, 20 Eier und zmei Würste. Die Wohlfahrt freut sich auch, denn sie hat einen Menschen weniger zu befreuen.

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| ,, Der Kleingarten" wird 22 Kleingärten von je 300 bis 350 Quadratmeter Größe mit Gartenhäuschen für die verschiedensten 3wedbestimmungen umfassen und die Abteilung ,, Das Wochen ende" schließlich ist der Wochenendbewegung gewidmet, und an ihr beteiligen sich etwa 30 Sport- und Jugendverbände. Die Ausstellung wird am 14. Mai eröffnet werden.

Schnellzug Montreal- Chifago entgleist

Wagen stürzt auf ein Haus.- Drei Tote. South

Bend( Indiana), 28. April. Der Schnellzug Montreal- Chitago entgleifte in der Nähe von South Bend, als er über eine Brüde fuhr. Ein Wagen stürzte auf ein Haus herab, wobei eine Frau getötet wurde. Der Lokomotivführer und der Heizer erlitten Berbrühungen und starben furz darauf. Zwei Reisende wurden schwer verletzt.

Für 60 000 Mark Goldbarren gestohlen.

Mejerit( Grenzmart Posen- Westpreußen), 28. April. In der Nacht zum Mittwoch wurde, wie erst jetzt bekannt wird, aus dem Sperraum des polnischen Grenzbahnhofs Bent­ schen eine Kiste Gold entwendet, die aus Holland kam und für die polnische Staatsbant bestimmt war. Der Wert der gestohlenen Gold­fendung beträgt 60 000 Mart. Der Tat verdächtig sind ein Zoll. beamter und ein Eisenbahnarbeiter, die verhaftet wurden. Die gesamte Grenzpolizei und die Kriminalbeamten aus Posen wurden aufgeboten, um das Gold wieder herbeizuschaffen.

Bon einem Schwindler schwer geschädigt. Das Postamt Wildpart hat durch einen Schwindler schweren Schaden erlitten. mit einem falschen Baß, der auf den Namen Friz Blembach lautete, trat ein Unbekannter an den Bostverwalter heran und erhob eine Summe von 3000 m. Die Polizei glaubt dem Täter auf der Spur zu sein.

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